Mein Fazit über Psychotherapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Beitrag Do., 05.09.2024, 19:54

Fragensteller98 hat geschrieben: Do., 05.09.2024, 18:10 Ich brauche face to face energie, ich brauche Menschen, die willig sind, mir etwas von sich zu geben.
Sowas findet man vermutlich tatsächlich nicht in einer Psychotherapie. Sondern eher in sehr guten und engen Freundschaften. Dass ist allerdings eher ein Geben und ein Nehmen.

Ansonsten: Ich habe z. B. mal 2 Jahre gesucht und über 70 Therapeutinnen kontaktiert. Hate viele echt beschissene Gespräche mit Therapeuten bevor ich wqs passendes gefunden habe. Das ist hier in Deutschland ja mittlerweile fast normal. Da es nur wenige Traumatherapeuten gibt, ist es in deinem Fall vermutlich noch mal langwieriger. Kommt irgendwie so rüber, als denkst du du bist so ein VIP-Patient, dem sofort bei den ersten paar Therapieversuchen, die perfekte allumfassende Hilfe auf einem Silbertablett kredenzt werden muss.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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Fragensteller98
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Beitrag Do., 05.09.2024, 20:08

~~~ hat geschrieben: Do., 05.09.2024, 19:54
Fragensteller98 hat geschrieben: Do., 05.09.2024, 18:10 Ich brauche face to face energie, ich brauche Menschen, die willig sind, mir etwas von sich zu geben.
Sowas findet man vermutlich tatsächlich nicht in einer Psychotherapie. Sondern eher in sehr guten und engen Freundschaften. Dass ist allerdings eher ein Geben und ein Nehmen.

Ansonsten: Ich habe z. B. mal 2 Jahre gesucht und über 70 Therapeutinnen kontaktiert. Hate viele echt beschissene Gespräche mit Therapeuten bevor ich wqs passendes gefunden habe. Das ist hier in Deutschland ja mittlerweile fast normal. Da es nur wenige Traumatherapeuten gibt, ist es in deinem Fall vermutlich noch mal langwieriger. Kommt irgendwie so rüber, als denkst du du bist so ein VIP-Patient, dem sofort bei den ersten paar Therapieversuchen, die perfekte allumfassende Hilfe auf einem Silbertablett kredenzt werden muss.
Lost. Ihr seid richtige Schäfchen und denkt auch noch, dass das normal ist. Diese Einstellung muss man sich btw erlauben können. Ich kann und will mir sowas nicht mehr erlauben. Mit mir kann man nicht alles machen.

Und bezüglich Freundschaft - meine Energie hat (wollte/konnte) bisher noch niemand so richtig aushalten. Glaube auch nicht, dass da jetzt so ne Person angeflogen kommt.

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Beitrag Do., 05.09.2024, 20:17

Fragensteller98 hat geschrieben: Do., 05.09.2024, 20:08 Lost. Ihr seid richtige Schäfchen und denkt auch noch, dass das normal ist. (...).

Und bezüglich Freundschaft - meine Energie hat (wollte/konnte) bisher noch niemand so richtig aushalten.
Komisch. Völlig unverständlich :lol:
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ziegenkind
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Beitrag Do., 05.09.2024, 20:23

Was läuft bei meinem Freund besser und was läuft bei Dir schief?

Er ist oft glücklich und zufrieden; er hat tiefe Beziehungen - zu seiner Freundin, zu seinem Sohn, zu mir.

Ich weiß es nicht, aber ich habe das Gefühl, Deine Wut hindert Dich daran, glücklich zu sein. Du willst sie Dir auf keinen Fall wegnehmen lassen. Du hast ein Recht auf diese Wut, sagst Du. Aber tut die Wut Dir gut? Möchtest Du sie mitnehmen in die nächsten 50 Jahre? Glaubst Du nicht, dass Deine Wut Dich daran hindert, in Beziehung und in Austausch mit anderen Menschen zu treten?

Du sagst Du brauchst andere Menschen. Aber die brauchen Deine Wut vielleicht nicht. Die haben auch ihr Paket zu trage und sind nicht schuld an Deinem Unglück.

Um das klar zu sagen: Ich verstehe Dich. Ich weiß, an welchem Punkt Du bist. Ich bin da auch gewesen. Ich hab eine mörderische Wut gehabt, die dauernd aus mir rausgeplatzt ist. Und dann habe ich mich einsam gefühlt, weil ich so andere Menschen von mir weit weg gehalten habe. Um das zu ändern musste (i) ich durch die Wut durchgehen, (ii) sie in Anwesenheit einer zugewandten Person, meiner Therapeutin spüren, (iii) sie begreifen (ich war auf den Täter wütend, auf die, die mir nicht geholfen haben, und - auch wenn das nicht logisch war - auf mich, weil ich es nicht verhindert habe; das geht fast allen so, man nennt das Introjekt) und (iv) ich musste die Verantwortung für meine Wut und dafür übernehmen, sie loszulassen.

Aus meiner Erfahrung geht das nur in einer Therapie, nicht mit Leuten aus dem normalen Leben. Warum? Weil das anstrengend ist, weil ich mich jemand anderem so nicht zumuten wollte, weil andere sich leicht verwickeln lassen in so eine zerstörerische traumatische Wut. Ich war streckenweise sehr heftig und manchmal auch mörderisch gemein zu meiner Therapeutin. Und es hat sie viel Kraft und Reflexionsfähigkeit gekostet, sich nicht in destruktive Dynamiken von mir verstricken zu lassen.

Noch kurz zu Dir: Du brüllst heraus, Du forderst ein, dass andere sich um Dich kümmern sollen. Du willst Kontakt und Austausch. Ich glaube nicht, dass das so klappt. Du schreibst hier ganz schön aggressiv. Ich bin ehrlich: Ich weiß nicht, ob ich mir das im realen Leben zumuten würde. Auch weil Du mich wütend machst (weil Du mich an mich selber von vor 20 Jahren erinnerst). Ich und andere sind Dir nichts schuldig. Und der, der Dir etwas schuldig ist, der wird Dir nichts geben. Ist nicht schön, aber ist so. Damit müssen wir alle leben.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Fragensteller98
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Beitrag Do., 05.09.2024, 20:41

ziegenkind hat geschrieben: Do., 05.09.2024, 20:23 Was läuft bei meinem Freund besser und was läuft bei Dir schief?

Er ist oft glücklich und zufrieden; er hat tiefe Beziehungen - zu seiner Freundin, zu seinem Sohn, zu mir.

(....)

Du sagst Du brauchst andere Menschen. Aber die brauchen Deine Wut vielleicht nicht. Die haben auch ihr Paket zu trage und sind nicht schuld an Deinem Unglück.

Aus meiner Erfahrung geht das nur in einer Therapie, nicht mit Leuten aus dem normalen Leben. Warum? Weil das anstrengend ist, weil ich mich jemand anderem so nicht zumuten wollte, weil andere sich leicht verwickeln lassen in so eine zerstörerische traumatische Wut. Ich war streckenweise sehr heftig und manchmal auch mörderisch gemein zu meiner Therapeutin. Und es hat sie viel Kraft und Reflexionsfähigkeit gekostet, sich nicht in destruktive Dynamiken von mir verstricken zu lassen.

Noch kurz zu Dir: Du brüllst heraus, Du forderst ein, dass andere sich um Dich kümmern sollen. Du willst Kontakt und Austausch. Ich glaube nicht, dass das so klappt. Du schreibst hier ganz schön aggressiv. Ich bin ehrlich: Ich weiß nicht, ob ich mir das im realen Leben zumuten würde. Auch weil Du mich wütend machst (weil Du mich an mich selber von vor 20 Jahren erinnerst). Ich und andere sind Dir nichts schuldig. Und der, der Dir etwas schuldig ist, der wird Dir nichts geben. Ist nicht schön, aber ist so. Damit müssen wir alle leben.
Danke für deine Rückmeldung. Folgendes.

Er hat Freundin und Sohn, er hat quasi eigene Familie. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Leben positiv verändert und ich hoffe, dass ich das auch irgendwann mal haben werde. Habe ich jedoch nicht. Dazu kommt, dass ich sexuell sehr stark auf Männer reagiere und weniger auf Frauen, Frauen langweilen mich oft in vielerlei Hinsicht, was die Partnersuche nicht einfacher macht. Er ist also in dieser Hinsicht deutlich weiter als ich. Psychotherapie hat mir da auch NULL geholfen. Ich habe da oft gesagt, dass ich mir meiner Sexualität nicht sicher bin, aber nicht glaube, dass ich schwul sei. Aber da kam nie mal ne Antwort, sondern immer nur sowas a la "das müssen Sie wissen" - bruh, es ist jetzt kein Hexenwerk, dass ich auf Männer reagiere nach der Scheiße, die mir passiert ist. Aber auch in diesem Thema herrscht Unwissen in der Psychotherapie.

Des Weiteren - andere Menschen sind Schuld an meinem Unglück, nicht nur der Täter. Sorry, aber davon berichte ich doch ständig, wie sich die Ungerechtigkeit durch unsere Gesellschaft zieht. Wenn hier einer mehr als 10K netto monatlich macht, der soll sich mal bitte melden. Ich bin gespannt. Wer Kindheitstraumata und andere Nachteile in der Kindheit erlebt, der ist gebrandmarkt, eben mehr oder weniger. Das sind Fakten. Und Psychotherapie ändert da nichts dran, im Gegenteil.

Schließlich schreibst du, dass ich dich wütend mache - dein Problem. Du möchtest dir das nicht zumuten - dein gutes Recht. Ich bin mir sicher, dass meine Therapeuten ähnliche Gedanken hatten. Deshalb haben alle drei auch die Therapie mit mir einseitig abgebrochen. Der Unterschied ist, dass sie Therapeuten sind. Und sie schulden Psychotherapie. Wenn sie es anbieten, müssen sie die Leistung auch erbringen können. Konnten sie aber nicht.


ziegenkind
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Beitrag Do., 05.09.2024, 20:45

Ich melde mich mal mit deutlich mehr als 10 k - trotz mehrerer Traumata. Bin ich nicht stolz drauf, ist aber so, weil ich meine Energie nicht in meine Wut stecke, sondern in das, was ich gut kann.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


ziegenkind
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Beitrag Do., 05.09.2024, 21:23

Wieso macht das die Partnersuche schwerer, wenn Du auf Männer stehst?

Glaubst Du wirklich, Dein Therapeut wisse nicht, dass Deine sexuelle Orientierung auch mit Deiner Vergewaltigungserfahrung zu tun haben könnte? Hilarious. Aber warum sollte er mit Dir darüber sprechen? Wozu soll das gut sein? Oder schämst Du Dich Deiner schwulen Neigungen und brauchst deshalb eine Dich entlastende Erklärung? Wenn das so wäre, müsstest Du das schon erst sagen. Ist ja Deine Therapie.

Noch ein Punkt, in dem Du irrst: Das Leben meines Freundes is nicht positiv, weil er Freundin und Sohn hat. Er hat Freundin und Sohn, weil er seine Sch.eiße auf die Reihe gekriegt hat.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Cranberry
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Beitrag Do., 05.09.2024, 21:32

Lieber Fragensteller98,

was du schreibst, kann ich glaub ich sehr gut nachvollziehen, denke selbst genauso. Mir ist auch klar, dass wenn man unzufrieden ist und selbst nichts an der Situation ändert, es wahrscheinlich auch nicht besser wird. Und sich aufzuregen und zu beschweren, genauso wenig verändert.

Für mich wird es aber umso schlimmer, je mehr ich darauf hingewiesen werde und das macht mich noch handlungsunfähiger.
Es ist genau das, was du schreibst, dass es nicht richtig ist, dass ich mich ändern soll, obwohl eindeutig das Fehlverhalten auf der anderen Seite liegt. Das hört sich trotzig an, aber dann ist das eben so. Das stört mich zum Glück mittlerweile immer weniger. Das ist für mich der beste Weg.

Ich finde den Druck von außen, durch die Gesellschaft und von Psychotherapeuten in diese Richtung furchtbar. Und ich empfand den auch enorm. Bei mir ist es insgesamt erst besser geworden, als ich davon weniger abbekommen habe durch andere Psychotherapeuten und mehr Kontakt zu verständnisvollen, unterstützenden Menschen, die mir nicht das Gefühl gegeben haben, dass bei mir etwas falsch läuft.
Für mich war das sogar am Anfang irritierend, sodass ich überlegt habe, ob mit diesen Menschen etwas nicht stimmt.
Das hat und hilft mir immer noch am meisten, etwas zu verändern oder bewusst so zu belassen, weil es dann spürbar aus mir selbst kommt.

Leider haben es Menschen mit asozialem Verhalten oft leichter im Leben.
Ich finde es für mich wichtig, immer wieder darauf zu achten, nicht aus Frust und Desillusionierung eine gleiche Art anzunehmen, sondern mich trotzdem und besonders deshalb immer wieder daran zu erinnern, welches Verhalten ich mir wirklich wünschen würde und für richtig halte und mich nur danach zu richten.

Ich hoffe, dass ich dich richtig verstanden habe und mein Beitrag nicht komplett an deinem Thema vorbei geht.

Liebe Grüße :)

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Fragensteller98
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Beitrag Do., 05.09.2024, 21:50

ziegenkind hat geschrieben: Do., 05.09.2024, 21:23 Wieso macht das die Partnersuche schwerer, wenn Du auf Männer stehst?

Glaubst Du wirklich, Dein Therapeut wisse nicht, dass Deine sexuelle Orientierung auch mit Deiner Vergewaltigungserfahrung zu tun haben könnte? Hilarious. Aber warum sollte er mit Dir darüber sprechen? Wozu soll das gut sein? Oder schämst Du Dich Deiner schwulen Neigungen und brauchst deshalb eine Dich entlastende Erklärung? Wenn das so wäre, müsstest Du das schon erst sagen. Ist ja Deine Therapie.

Noch ein Punkt, in dem Du irrst: Das Leben meines Freundes is nicht positiv, weil er Freundin und Sohn hat. Er hat Freundin und Sohn, weil er seine Sch.eiße auf die Reihe gekriegt hat.
Ich bin etwas erschöpft, möchte aber dennoch antworten. Erstmal Glückwunsch zu deinem Gehalt, hätte ich auch gerne und bin mir sicher, dass es mir damit (natürlich nur bei work life balance) besser gehen würde.

Ich glaube, viele verstehen nicht, was Analverkehr bei Männern bedeutet. Ich denke, durch die Prostata ist das ganze noch intensiver als bei Frauen. Und wenn ich bestimmte Männer sehe, kommt der Missbrauch eben "hoch" und auch die Körpergefühle, Erregung. Ich finde deine Frage, wozu sollte er mit mir darüber sprechen, ziemlich merkwürdig. Ich bin vergewaltigt worden, das kann man nicht als asexuell einstufen.
Wenn ich nun also Frauen begegne, dann habe ich diesen Gefühlscocktail eben nicht so stark. Ich muss schauen, wie ich damit umgehe. Mich langweilt auch etwas, dass die Rollen so verteilt sind und ich mich frage, wo der Kampf bleibt. Eine Frau will gefickt werden, es ist eindeutig. Wo ist die Spannung? Nur mal dazu. Romantische Gefühle zu Männern sind mir jedenfalls fremd, genauso wenig kann ich mir vorstellen, mit einem Mann zusammenzuleben oder mich jemals wieder penetrieren zu lassen. Daher sehe ich mich da mehr bei den Frauen.

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Montana
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Beitrag Fr., 06.09.2024, 06:30

Fragensteller98 hat geschrieben: Do., 05.09.2024, 21:50 Eine Frau will gefickt werden, es ist eindeutig.
Wie bitte? Zufällig bin ich eine Frau, und ich will das sowas von NICHT.

Aber abgesehen von meinen persönlichen Präferenzen: finde den Deckel für deinen Topf. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, was Partner, egal welchen Geschlechts, miteinander tun können. Das ist ein gemeinsames Entdecken.

Ansonsten: du könntest eine Selbsthilfegruppe gebrauchen. Es ist sehr, sehr schwer eine zu finden, weil leider meist Männer ausgeschlossen werden. Ist so, und ich finde das schlimm. In der Gruppe zu der ich gehöre gibt es allerdings Männer, mehrere, und die sind allesamt in der Kindheit so missbraucht worden wie du. Einem davon habe ich einen Therapieplatz vermittelt, denn genau sowas gehört auch zu einer solchen Gruppe: man kennt lokale Gegebenheiten und tauscht sich darüber aus. Therapeuten, Kliniken, Ärzte und alles was einer suchen könnte, was auch ein Handwerker oder Friseur sein könnte. Gibt es bei dir keine Gruppe: mach eine auf. Das kostet viel Kraft und Energie und Zeit, aber es kann sein, dass dir Männer die Bude einrennen, die selber auf der Suche sind nach so einer Austauschmöglichkeit. Wut, und die ist ja berechtigt (!), kann einem Kraft geben Dinge zu tun die man ohne nicht schaffen würde.

Dass man in Kliniken und bei Therapeuten weniger Männer als Frauen antrifft hat übrigens noch einen traurigen Grund: aus verschiedenen Gründen suchen sie weniger Hilfe. Sie landen dann stattdessen woanders, nämlich im Gefängnis und auf dem Friedhof. Ohne dass die Welt je erfährt, warum sie im Leben nicht klarkamen. Einer davon war der Bruder einer guten Freundin, die daraufhin unsere Gruppe gegründet hat, und er ist einer der guten Gründe, warum wir offen sind für Männer.

Unsere Hilfesysteme sind nicht so gut wie sie sein sollten und davon leider auch sehr weit entfernt. Aber einen kleinen Teil können wir dafür tun, uns gegenseitig zu helfen, darin so viel nützliches zu finden wie es eben geht. Auch wenn man es wie die Nadel im Heuhaufen suchen muss.

Auch Therapeuten sind nicht glücklich mit dem System. Du müsstest meinen mal hören. Ich kenne ihn schon einige Jahre, und der ist sehr engagiert beim Kampf gegen unsinnige Regelungen und gegen Bretter vor den Köpfen von Kollegen. Solche Therapeuten gibt es, und zwar einige. Aber: die machen keine Werbung und sind nicht leicht zu finden.


ziegenkind
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Beitrag Fr., 06.09.2024, 08:43

Fragensteller, es passiert hier genau das, was ich beschrieben habe. Du verwickelst uns in Deine Dynamik.

1. Du versuchst in lehrbuchartiger Manier Bindung und Kontakt durch Grobheit herzustellen. Du bist erschöpft, gelangweilt, wir sind dumme Schafe usw. Es ist unverkennbar: damit willst Du Menschen verletzen und zu einer emotionalen Reaktion bewegen. Denn: auch wer wütend auf Dich ist, reagiert auf Dich. Ein vorhersehbares und auf die Dauer sehr unbefriedigendes Spiel.

2. Gleichzeitig schreist Du einem Deine Not entgegen. In für Dich ganz zentralen Fragen z.B. nach dem Einfluss der Vergewaltigung auf Deine Sexualität bist Du wirr und widersprüchlich (kein Vorwurf, eine Feststellung, das ist so bei 'wildem', weil nicht bearbeitetem Trauma).

Ich drösele das einmal für Dich auf:

a. Analverkehr ist für Männer was ganz besonderes. Für alle Männer? Woher weißt Du das? Wozu brauchst Du diese erkennbar falsche Behauptung? Weil Deine Lust für Dich beschämend ist und Du Dich hinter allen Männern verstecken willst?

b. Wenn Du bestimmte Männer siehst, kommt der Missbrauch hoch und Du bist erregt. Aha, es geht also doch nicht um alle Männer, nicht einmal um alle Männer mit Vergewaltigungserfahrung, sondern um Dich.

c. Du bist nicht a-sexuell, deshalb reagierst Du so. Wieder ein sehr merkwürdiger Satz, den man kaum verstehen kann. Was ist sein Funktion? Du normalisierst Deine sexuelle Erregung durch Männer, die dem Täter ähnlich sehen. Nur jemand, der asexuell ist, argumentierst Du, würde nicht so reagieren. Aber warum argumentierst Du überhaupt? Wer wirft Dir denn Deine sexuelle Erregung vor? Niemand anders als Du selber.

d. Du kannst Dir nicht vorstellen, Dich noch einmal penetrieren zu lassen, bist aber von Frauen sexuell nicht erregt. Das ist der Kern Deines Dramas. Warum ist das so? Weil Du Dir Dein Erregt-Sein durch Männer vorwirfst? Weil Du wütend bist, dass Du trotz Vergewaltigung so reagierst? Das solltest Du dringend bearbeiten. Aber nicht in dem Du fragst, ob Du schwul bist, sondern indem Du über die Vergewaltigung, Deine Erregung durch dem Täter ähnliche Menschen, Deine Scham usw. sprichst.

e. All das tust Du nicht. Stattdessen gibst Du in einem durchsichtigen Manöver den Frauen die Schuld. Die sind langweilig, die wollen nicht kämpfen beim Sex (Willst Du das? Und wenn ja, warum? Was hat das mit der Vergewaltigung zu tun? Hast Du damals gekämpft?), die wollen nur gefickt werden (Willst Du nicht auch genau das?). Merkst Du wie merkwürdig das in dieser Verallgemeinerung ist? Gleichzeitig spürt man so deutlich, welche Funktion diese dusseligen Behauptungen für Deinen Kampf mit Dir und Deiner Scham haben.

Warum drösele ich das so auf? In der Hoffnung, dass Dir deutlich wird, wie dringend Du Hilfe brauchst. Eigentlich sollte das nicht mal sonderlich schwierig sein. Deine Reaktionen auf Dein Trauma sind fast schon lehrbuch-artig. Im Weg steht Dir Deine aus Angst und Scham geborene Grobheit. Auch das ein klassischer Widerstand.

Und damit bin ich raus: Deine wilde Grobheit verhindert eh jeden echten Austausch. Du brauchst definitiv einen Profi.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 06.09.2024, 09:22

Fragensteller98 hat geschrieben: Do., 05.09.2024, 20:08
Und bezüglich Freundschaft - meine Energie hat (wollte/konnte) bisher noch niemand so richtig aushalten. Glaube auch nicht, dass da jetzt so ne Person angeflogen kommt.
das was du "Energie" nennst ist Wut, die du als Pöbelei raushaust, als Beleidigungen, Angriffe.
Warum sollte das jemand mitmachen wollen?

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 06.09.2024, 09:33

Fragensteller98 hat geschrieben: Do., 05.09.2024, 20:41 Deshalb haben alle drei auch die Therapie mit mir einseitig abgebrochen. Der Unterschied ist, dass sie Therapeuten sind. Und sie schulden Psychotherapie. Wenn sie es anbieten, müssen sie die Leistung auch erbringen können. Konnten sie aber nicht.
Da täuschst du dich. Therapeuten "schulden" keine Therapie. Sie dürfen und müssen sogar Behandlungen abbrechen die sinnfrei sind, die nicht erfolgreich sein können. Und das ist bei dir derzeit leider der Fall, da du aktuell nicht bereit bist an dir zu arbeiten.
Natürlich bist du nicht schuld an dem was passierte. Aber du bist erwachsen, es ist dein Leben, es ist deine Entscheidung ob du Hilfe annimmst.
Und auch Therapeuten lassen sich nicht unendlich anpöbeln und beleidigen, vor allem nicht wenn kein Stück weit Änderungswille vorhanden ist.
Nur DU kannst etwas ändern und dir dafür Hilfe suchen. Das macht niemand sonst für dich.

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DandyLion
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Beitrag Fr., 06.09.2024, 10:17

Zufällig bin ich auf das gestoßen und erinnerte mich an deinen Post:




Männerberatung und Traumafachberatung (auch online) - Michael Diemer: https://www.health-coaching-academy.de/ ... nchen.html
TraumAMann – Projekt München: https://www.thzm.de/maennerberatung/
Schutztelefon und Hilfeangebote: https://bayern-gegen-gewalt.de/imperia/ ... nal-ua.pdf

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DandyLion
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Beitrag Fr., 06.09.2024, 10:19

Studie zu Gewalteinstellung – Prof. Carsten Wippermann: https://bayern-gegen-gewalt.de/imperia/ ... us__bf.pdf
lag - Info- und Kontakte: https://lag-jungenundmänner-bayern.de/hilfe-bei-gewalt/
Weiterbildung Männerarbeit: https://www.skmev.de/fortbildungen-uebe ... nerarbeit/

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