PTBS: Expositionstherapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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candle.
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Beitrag So., 31.12.2023, 15:36

Hast du denn den Täter angezeigt?

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alatan
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Beitrag So., 31.12.2023, 15:40

Hallo Fragensteller,

es scheint so, dass dein eigentliches Problem nicht das Trauma ist. Das ist dir widerfahren als du Kind warst und es ist furchtbar. Aber in deinen Beiträgen klingt sehr viel Trotz durch, der durch eine Traumatisierung nicht so einfach erklärbar ist. Möglicherweise solltest du deine Haltung (Einstellung) überdenken. Denn heute bist du es, der sich zum Opfer macht und dich in dem gefangen hält, worunter du selbst leidest. Da ist niemand dran schuld, weder die Gesellschaft, noch Therapeuten - noch nicht einmal der damalige Täter!

Gruß, alatan

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Fragensteller98
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Beitrag So., 31.12.2023, 15:44

candle. hat geschrieben: So., 31.12.2023, 15:36 Hast du denn den Täter angezeigt?

candle
Ja, ich war der erste, der ihn angezeigt hat, mit Anfang 20. Die Polizei hat dann ermittelt und es haben letztlich neben mir noch 6 weitere Jungs/Männer gegen ihn ausgesagt. Ich denke, dass die Dunkelziffer viel höher ist, da er ja über Jahrzehnte Lehrer war und der älteste Zeuge 30, der jüngste 14 war. Das zeigt ja schon den Zeitraum, der noch größer sein dürfte.

Leider hat er sich Leben genommen, nachdem er aus der Untersuchungshaft bis zum Prozessbeginn freikam. Auch das aus meiner Sicht übrigens ein Fehler der Justiz, dass er da überhaupt wieder freikam.

Und damit war dann auch alles beendet. Beschuldigter tot, Verfahren eingestellt.

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Shukria
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Beitrag So., 31.12.2023, 15:44

Die Gesellschaft erkennt es an, mit all den rechtlichen Möglichkeiten die ich aufgezählt habe und im Prinzip könntest du dir das mit einem Stipendium übersetzen.

Und auch ein Stipendium, auch da würde jemand sitzen den du grob erklären müsstest warum dIR das zusteht und jemand müsste es bewilligen.

Das gibt es schon alles.

Da wirst du anders schauen müssen deine Wut zu kanalisieren

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Fragensteller98
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Beitrag So., 31.12.2023, 15:51

alatan hat geschrieben: So., 31.12.2023, 15:40 Hallo Fragensteller,

es scheint so, dass dein eigentliches Problem nicht das Trauma ist. Das ist dir widerfahren als du Kind warst und es ist furchtbar. Aber in deinen Beiträgen klingt sehr viel Trotz durch, der durch eine Traumatisierung nicht so einfach erklärbar ist. Möglicherweise solltest du deine Haltung (Einstellung) überdenken. Denn heute bist du es, der sich zum Opfer macht und dich in dem gefangen hält, worunter du selbst leidest. Da ist niemand dran schuld, weder die Gesellschaft, noch Therapeuten - noch nicht einmal der damalige Täter!

Gruß, alatan
Das verstehe ich nicht. Der Trotz kommt daher, dass mir Schlimmes widerfahren ist (das Trauma) und ich damit einfach so leben soll. Das kann ich nicht akzeptieren.

Und natürlich ist die Gesellschaft daran Schuld, denn der Missbrauch ist nicht irgendwo passiert, sondern auch in meiner Grundschule. Der Selbstmord ist nicht einfach so passiert, sondern weil er aus der U-Haft kam und überhaupt erst die Möglichkeit dazu hatte. Die "Ach, der ist jetzt tot? Na okay, dann empfehlen wir eine Psychotherapie. Und tschüß" Mentalität der Polizei ist ein Problem. Die "Du musst dich ändern" Mentalität der Psychotherapie ist ein Problem.

Ich mach mich nicht zum Opfer, sondern ich werde ganz offensichtlich zum Opfer gemacht.

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candle.
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Beitrag So., 31.12.2023, 15:56

Fragensteller98 hat geschrieben: So., 31.12.2023, 15:44
Und damit war dann auch alles beendet. Beschuldigter tot, Verfahren eingestellt.
Das tut mir ehrlich leid! Da gehst du durch das Verfahren und bleibst einfach zurück, das ist nicht fair! :trost:

candle
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sunny87
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Beitrag So., 31.12.2023, 16:01

Du wirst mit dem leben müssen, was Dir passiert ist. Das kann niemand ungeschehen machen. Das gehört zu Dir und Deinem Leben dazu. Die Frage ist, wie Du das "bestmöglich integrieren" kannst, um damit leben und damit meine ich richtig leben zu können.

Akzeptanz, Selbstmitleid, aber auch das Wissen, dass Du das überlebt hast, gehören dazu.

Ich wünsche Dir, dass Du einen Weg findest, so wie viele andere das auch schaffen.

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Fragensteller98
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Beitrag So., 31.12.2023, 16:06

sunny87 hat geschrieben: So., 31.12.2023, 16:01 Du wirst mit dem leben müssen, was Dir passiert ist. Das kann niemand ungeschehen machen. Das gehört zu Dir und Deinem Leben dazu. Die Frage ist, wie Du das "bestmöglich integrieren" kannst, um damit leben und damit meine ich richtig leben zu können.

Akzeptanz, Selbstmitleid, aber auch das Wissen, dass Du das überlebt hast, gehören dazu.

Ich wünsche Dir, dass Du einen Weg findest, so wie viele andere das auch schaffen.
Ja, dann zeig mir mal einen normalen Mann, der das auch schafft. Im Internet. Ich kenne vielleicht zwei, drei Stück. Und da habe ich schon Kontakt aufgenommen und da kam nie eine Rückmeldung.

Das einzige, was ich noch nicht versucht habe, ist eine Selbsthilfegruppe mit anderen betroffenen Männern. Es gibt 35km von meinem Wohnort so eine, zu der ich Kontakt aufgenommen habe. Ich habe bisher noch nicht die Kraft gehabt, dorthin zu gehen. Das ist echt das einzige, was ich noch nicht ausprobiert habe.

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lisbeth
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Beitrag So., 31.12.2023, 16:26

Fragensteller98 hat geschrieben: So., 31.12.2023, 16:06 Ja, dann zeig mir mal einen normalen Mann, der das auch schafft.
Was um Himmels Willen ist ein "normaler" Mann?

Das was dir widerfahren ist und was du erleben musstest, ist furchtbar, keine Frage.
Aber ich hab beim Lesen auch das Gefühl, dass deine heutigen Probleme zT auch daher kommen, dass du ein Männlichkeits- und Selbstbild mit dir herum trägst (von wegen keine 'Schwäche' zulassen, kein 'Opfer' sein, *immer* 'Leistung' bringen usw) über das du selbst permanent stolperst. Du führst das auf deine traumatischen Erlebnisse zurück. Aber könnte das nicht auch daran liegen, dass deine Erwartungen an dich selbst und wie du als 'normaler' Mann zu sein hast, absolut unrealistisch sind? Vielleicht wäre es an der Zeit, deine Erwartungen an dich selbst mal zu hinterfragen?

Zuallererst sind wir alle 'nur' Menschen. Nicht mehr und nicht weniger. Und vielleicht liegt unsere Aufgabe darin, dass wir unsere Menschlichkeit entdecken, zulassen und auch leben können. Dazu gehört Stärke ebenso wie auch mal Schwäche zeigen können. Es ist kein entweder-oder sondern ein sowohl-als auch.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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münchnerkindl
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Beitrag So., 31.12.2023, 16:32

Fragensteller98 hat geschrieben: So., 31.12.2023, 11:46 Ich akzeptiere jedoch nicht, wegen meines Traumas in Zukunft weniger Geld zu verdienen als andere, weshalb ich das ganze trotzdem durchziehe und fast daran kaputt gehe.

Und das nervt mich. Einfach mal anerkennen, dass Trauma die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt und dann versuchen, da gegenzuwirken.


Da widersprichst du dir aber gewaltig. Auf der einen Seite willst du die Anerkennung für die Einschränkungen die du hast, auf der anderen Seite aber nicht akzeptieren wollen dass es deine berufliche Belastbarkeit ggf auch dauerhaft negativ beeinflusst.

Gibt genug Leute mit Traumafolgestörungen die garnicht mehr arbeiten können. Und je mehr du dich mit überforderung in einen Komplettzusammenbruch treibst umso mehr gefährdest du auf Dauer deine Belastbarkeit.

Übrigens könntest du evtl mit psychiatischen Attesten schon auch Erleichterungen beim Regelstudienzeiten bekommen.

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Fragensteller98
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Beitrag So., 31.12.2023, 17:32

lisbeth hat geschrieben: So., 31.12.2023, 16:26
Fragensteller98 hat geschrieben: So., 31.12.2023, 16:06 Ja, dann zeig mir mal einen normalen Mann, der das auch schafft.
Was um Himmels Willen ist ein "normaler" Mann?

Das was dir widerfahren ist und was du erleben musstest, ist furchtbar, keine Frage.
Aber ich hab beim Lesen auch das Gefühl, dass deine heutigen Probleme zT auch daher kommen, dass du ein Männlichkeits- und Selbstbild mit dir herum trägst (von wegen keine 'Schwäche' zulassen, kein 'Opfer' sein, *immer* 'Leistung' bringen usw) über das du selbst permanent stolperst. Du führst das auf deine traumatischen Erlebnisse zurück. Aber könnte das nicht auch daran liegen, dass deine Erwartungen an dich selbst und wie du als 'normaler' Mann zu sein hast, absolut unrealistisch sind? Vielleicht wäre es an der Zeit, deine Erwartungen an dich selbst mal zu hinterfragen?
Ein normaler Mann, damit meine ich einen Mann, der sich nicht selbst verletzt. Der arbeiten geht, der ein soziales Umfeld hat, der verantwortungsbewusst ist. Der sich nicht bückt, sondern "Eier in der Hose" hat. Das meine ich damit.

Und meine Erwartungen an mich sind eben jetzt erstmal das 1. Staatsexamen. Und ich zittere einfach momentan vor den ganzen Anforderungen, warte gerade auf Ergebnisse etc. Das stresst mich ungemein. Wenn ich eben keine Leistung bringe, dann schaffe ich das Studium nicht. So einfach ist das.

Es ist gerade einfach eine schwierige Situation, weil ich das Sommersemester pausiert habe und in Mannheim eben "Kraft tanken" wollte und das ist einfach gründlich schief gelaufen.

Beispiel - warum reicht es nicht, einfach zu sagen, dass man aufgrund des Traumas ein Semester pausiert - ganz ohne Therapie oder Krankenstand o.ä.?
Ein Trauma sollte Grund genug sein.
münchnerkindl hat geschrieben: So., 31.12.2023, 16:32
Da widersprichst du dir aber gewaltig. Auf der einen Seite willst du die Anerkennung für die Einschränkungen die du hast, auf der anderen Seite aber nicht akzeptieren wollen dass es deine berufliche Belastbarkeit ggf auch dauerhaft negativ beeinflusst.

Gibt genug Leute mit Traumafolgestörungen die garnicht mehr arbeiten können. Und je mehr du dich mit überforderung in einen Komplettzusammenbruch treibst umso mehr gefährdest du auf Dauer deine Belastbarkeit.

Das ist kein Widerspruch! Ich möchte nicht Anerkennung für meine Einschränkungen, sondern für mein Trauma! Das ist nicht das selbe. Aus meiner Sicht beeinflusst es mich nur dann negativ, wenn es eben nicht gewürdigt wird.
Und ich kann nicht zusammenbrechen, solange mein Körper mitmacht. Das bin ich noch nie.
Zuletzt geändert von Fragensteller98 am So., 31.12.2023, 17:38, insgesamt 1-mal geändert.

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candle.
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Beitrag So., 31.12.2023, 17:37

Fragensteller98 hat geschrieben: So., 31.12.2023, 17:32 Beispiel - warum reicht es nicht, einfach zu sagen, dass man aufgrund des Traumas ein Semester pausiert - ganz ohne Therapie oder Krankenstand o.ä.?
Ein Trauma sollte Grund genug sein.
Es kommt wohl darauf an. Du kannst ja auch ein Urlaubssemester machen. Geht es um Krankheit, dann ist die Uni sowas wie dein Arbeitgeber und braucht das bescheinigt.
Ich weiß nicht wie du später arbeiten wirst, aber wenn du Arbeitgeber würdest, würdest du deinen Angestellten ja auch nicht 6 Monate bezahlt nach Hause schicken.

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Fragensteller98
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Beitrag So., 31.12.2023, 17:42

candle. hat geschrieben: So., 31.12.2023, 17:37
Fragensteller98 hat geschrieben: So., 31.12.2023, 17:32 Beispiel - warum reicht es nicht, einfach zu sagen, dass man aufgrund des Traumas ein Semester pausiert - ganz ohne Therapie oder Krankenstand o.ä.?
Ein Trauma sollte Grund genug sein.
Es kommt wohl darauf an. Du kannst ja auch ein Urlaubssemester machen. Geht es um Krankheit, dann ist die Uni sowas wie dein Arbeitgeber und braucht das bescheinigt.
Ich weiß nicht wie du später arbeiten wirst, aber wenn du Arbeitgeber würdest, würdest du deinen Angestellten ja auch nicht 6 Monate bezahlt nach Hause schicken.

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Das ist doch mein Punkt. Wenn ich sage "ich wurde vergewaltigt" dann ist das keine Krankheit. Ich muss also zwingend eine daraus resultierende Krankheit geltend machen. Warum? Erklär mir das mal bitte.

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Scars
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Beitrag So., 31.12.2023, 17:47

Fragensteller98 hat geschrieben: So., 31.12.2023, 17:32 Das ist kein Widerspruch! Ich möchte nicht Anerkennung für meine Einschränkungen, sondern für mein Trauma! Das ist nicht das selbe.
Wenn dein Trauma keine negativen Konsequenzen/Einschränkungen mit sich bringen würde, dann bräuchtest du wohl kaum Anerkennung dafür oder? Dann würde es in deinem Leben nämlich vermutlich keine größere Rolle spielen. Ein Trauma führt nicht zwangsläufig zu einer Traumafolgestörung oder anderen Erkrankung.

Warst du schonmal in der psychosozialen Betratungsstelle deiner Uni? Die können dir weiterhelfen in Bezug auf deine Schwierigkeiten im Studium.
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candle.
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Beitrag So., 31.12.2023, 17:47

Bitte keine Vollzitate!
Fragensteller98 hat geschrieben: So., 31.12.2023, 17:42
Das ist doch mein Punkt. Wenn ich sage "ich wurde vergewaltigt" dann ist das keine Krankheit. Ich muss also zwingend eine daraus resultierende Krankheit geltend machen. Warum? Erklär mir das mal bitte.
Ich verstehe nicht warum du das fragst als angehender Jurist?

candle
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