Dissoziation in gemeinsamer Therapiestunde mit dem Partner

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Betti
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Beitrag Di., 24.10.2023, 00:24

Morgen (oder eigentlich heute, ist ja wiedermal so spät :anonym: ) habe ich wieder einen Termin bei der Therapeutin. Ich habe ihr letzte Woche eine ziemlich heftige Mail geschickt und ihr mehr oder weniger alles vor die Nase geknallt. All meine wirren Gedanken und meine schlimme Gefühlswelt. :neutral: Im Nachhinein betrachtet war es sicher zu viel. Meine Gefühle zu der gemeinsamen Stunde mit meinem Mann noch zu präsent.

Jetzt habe ich mich heute nochmals hingesetzt und alles für mich nochmals kurz zusammengefasst. Wie die Stunde war und was sie in mir ausgelöst hat. Vor allem aber, welche alten Mechanismen da mit hinein gespielt haben. Ich habe den einen oder anderen Satz von euch in den Text hinein kopiert und werde ihn der Therapeutin morgen persönlich in die Hand drücken. Ich wollte ihr nichts mehr schicken. Ich habe schon so ein schlechtes Gewissen wegen der letzten Zeilen an sie. Ich glaube ich muss es einfach aushalten, dass sie die Zeilen neben mir liest und wir anschließend gleich darüber reden.

Ich habe auch ein Wutdiagramm (Wutkuchen) erstellt. Das werde ich ihr morgen mit den Zeilen geben. Ich habe die einzelnen Stücke farblich hinterlegt und noch ein zweites Gefühl dazu vermerkt, welches ich mit der Person verbinde. Hmm, gefühlt ändern sich die Stücke jetzt schon wieder. ,-) Aber ja, es ist mal ein Anfang um über meine Wut und wem sie gilt zu reden.

Jetzt kann ich nur hoffen, dass ich das morgen (heute) irgendwie aushalten kann, nicht die Kontrolle verliere und wieder verschwinde. :anonym:

Danke für eure vielen Inputs. :)

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Sinarellas
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Beitrag Di., 24.10.2023, 05:57

Das klingt nach einem richtig guten Weg, klasse wie du das löst :-)
Wie schaut denn so ein Wutkuchen aus?
..:..

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Betti
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Beitrag Di., 24.10.2023, 11:26

Den Tipp erhielt ich von Shukria. :)
Die Wut wie in Tortenstücke einteilen. Ich hab schlussendlich ein Kreisdiagramm draus gemacht.

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Motte25
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Beitrag Di., 24.10.2023, 16:41

Ich finde es auch toll, wie du mit der Situation umgehst.

Das Schreiben hilft mir auch immer sehr weiter. Den Tipp mit dem Wutkuchen nehme ich mir mal mit. Das klingt spannend. Werde ich ausprobieren 😊

Möchtest du berichten, wie deine Stunde heute war?

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Betti
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Beitrag Mi., 25.10.2023, 19:19

Danke für eure Rückmeldungen. Die Stunde gestern war ok. Aber trotzdem ist etwas anders. Das Vertrauen, welches schon mal da war, bzw. noch vor der gemeinsamen Stunde mit meinem Mann für mich gut spürbar war, ist sehr stark angeknackst.

Ich habe ihr gleich zu Beginn meine geschriebenen Zeilen in die Hand gedrückt mit der Bitte sie zu lesen. Hat sie natürlich gemacht und wir haben dann versucht die ganze Situation aufzuklären, zu entwirren. Es ist glaub ich auch halbwegs gelungen. Das schlechte Gefühl bleibt aber irgendwie.

Sie war erstaunt, wie gut ich das mit eurer Hilfe hinbekommen habe und wie reflektiert hier manche schreiben. :) Sie hat sich mehr oder weniger auch bei mir entschuldigt, dass es so abgelaufen ist. Und gemeint, dass sie zwischendurch selbst nicht so recht wusste, was jetzt das Richtige für mich wäre. Sie weiß, dass es für mich ganz schlecht aushaltbar ist, wenn sie eine Stunde wegen Dissoziationen vorzeitig abbricht. Und genau deshalb befand sie sich in der Zwickmühle. Abbrechen und riskieren, dass ich mich dann wieder „rausgeschmissen fühle“ oder weiter machen obwohl ich am dissoziieren bin. In dem Moment schien ihr das weitere Abhalten der Stunde richtiger. Im Nachhinein betrachtet würde sie es nun auch anders handhaben. Da sie nicht damit gerechnet hat, dass mich das so aus er Bahn wirft. Und es für mich vermutlich leichter aushaltbar gewesen wäre, mich „rausgeschmissen“ zu fühlen als zu riskieren mein Vertrauen zu missbrauchen.

Im Endeffekt kamen wir beide zu dem Resultat, dass der Zeitpunkt einfach nicht ideal war. Bei mir momentan zu viel los ist, mich sowieso so manches aus anderen Bereichen gerade enorm triggert und ich dafür einfach noch nicht wirklich bereit war. Ich wollte den Termin, sie hat zugestimmt. Diesbzgl. kann man also niemanden die Schuld in die Schuhe schieben.

Wir kamen dann natürlich auch auf das Thema Wut zu sprechen. Im Zuge dessen ich dann meinen „Wutkuchen“ rausgeholt habe. Sie war positiv überrascht und sah es als Fortschritt, dass ich mich auf diese Art und Weise mit meiner Wut auseinandergesetzt habe. Wir konnten auch etwas darüber sprechen, aber es fiel mir sehr schwer da näher darauf einzugehen. Aber ja, es war zumindest ein Anfang.

Im Großen und Ganzen war es ok. Aber ich fühle mich trotzdem nicht gut. Ich muss immer wieder feststellen, dass es mir seit diesem Termin schlechter geht. Ich bin sehr oft traurig, kann mit diesem Gefühl aber (noch) nichts anfangen. Ich glaube dieser Termin hat abgesehen von der Wut so enorm viel getriggert, ausgelöst, aus meiner Vergangenheit hervorgeholt, mit dem ich einfach noch nicht umgehen kann. Das Thema Vertrauen ist gerade so an der Oberfläche.

Ich hatte durchaus auch das Gefühl, dass es für sie schwieriger war gestern. Sie hat mich mehrmals gefragt ob ich ihr noch irgendwas zu diesem Termin sagen möchte. Ich meinte nur, ist ja eh schon alles geschrieben worden. Es war irgendwie eigenartig. Es hat sich was verändert. Das macht mir ehrlich gesagt etwas Sorgen. Jetzt ist sie noch dazu im Urlaub. Für mich hängt noch immer zu viel in der Luft. Obwohl ich nicht glaube, dass man da noch groß drüber reden kann. Beredet und kognitiv hergeleitet wurde mittlerweile alles. Rational betrachtet kann ich vieles verstehen und ist mir auch klar warum ich so reagiert habe. Meine Emotionen kommen nach wie vor nicht hinterher. Ich fühle mich immer wieder mal komplett aufgelöst, durcheinander, alleine, hilflos? Ich weiß nicht so recht, was der richtige Ausdruck dafür ist.

Noch dazu gab es gestern wieder mal Diskrepanzen mit meinem Mann. Unter anderem auch wegen Themen, weswegen er zur Therapie mitgekommen ist. Gefühlt hat dieser Termin einfach keinem was gebracht. Meinen Mann nicht, der versteht genauso wenig wie davor und handelt wie davor. Ob er meiner Thera was gebracht hat wage ich auch zu bezweifeln und mir geht es seitdem sogar noch schlechter. Kurz gesagt, der Termin ist einfach in die Hose gegangen. Fühlt sich nicht gut an. Kann man aber jetzt nicht mehr ändern. Irgendwie muss ich da jetzt durch…

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saffiatou
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Beitrag Do., 26.10.2023, 02:24

Hallo Betti,

es tut mir leid, wie sich dieser Versuch, Deinen Mann in die Therapie einzubinden nach hinten losgegangen ist.

Ich habe mir beim Lesen des Threads einige Fragen gestellt. Ihr habt ja seit über einem Jahr das ab und zu zum Thema gehabt, ob Dein Mann mal mit in die Stunde kommen könnte.

Warum wurde das so über das Knie gebrochen, für mich liest sich das so?

Habt Ihr die Stunde denn nicht ganz genau vorbereitet? Wieso hat sich weder Du noch die Thera über die Konsequenzen eines solchen Termins mal Gedanken gemacht?

Habt Ihr Eure Erwartungen (Du mit Deiner Tehra und Du mit Deinem Mann), die Ihr von so einer Stunde habt mal gemeinsam ausgetauscht?

Hattet Ihr keinen Notfallplan??

Mein Thera hatte das Thema, ob meine Eltern mal in die Stunde kommen könnten einmal angesprochen und meinte ich kann mir ja dazu Gedanken machen.

Ich habe dann überlegt, was ich auch nur das Gefühl hätte, daß meine Eltern meinen Thera auf "ihre Seite ziehen"

Was macht das mit dem Vertrauen
Wie verändert sich die gefühlte Sicherheit des Raumes danach für mich
und und und.

Ich habe dann lange mit ihm diskutiert (er hat das auch nur als Vorschlag angesehen und nie Durck aufgebaut, aber ich fand es trotzdem wichtig das anzuprechen, weil mir in der Zeit, als wir das diskutierten und ich mir auch selbst Gedanken deshalb machte, einiges klar wurde). Ich habe dann festgestellt, dass alleine der Raum danach nicht mehr der selbe sichere Ort für mich wäre. Er wäre kontaminiert. Deshalb habe ich mich dagegen entschieden und diese Entscheidung war richtig.

Was ich wirklich fatal finde, wie schnell Deine Thera bereit war, das Gespräch ohne Vorbereitung zu führen.

Bei Dir ist die Situation eine andere, weil es um Deinen Mann geht. Aber vielleicht könnte er schon mal eine Angehörigen Gruppe suchen, in der über solche Themen gesprochen werden, wie Angehörige von Diss etc damit klarkommen. Oder er könnte sich in einer anderen Beratungstelle mal informieren.

Alles Gute
never know better than the natives. Kofi Annan

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Arakakadu
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Beitrag Do., 26.10.2023, 06:44

Ich finde es irgendwie gut dass sie sich den Fehler vor dir eingesteht, andererseits wirkt sie auch völlig hilflos und unvorbereitet... Was ich bedenklich finde, sie hat Des öfteren eine Therapiestunde abgebrochen und dich heimgeschickt "rausgeschmissen" weil du dissoziiert hast?? Das finde ich äußerst merkwürdig und falsch. Die Dissoziaton versuchen zu unterbrechen und bzw die Situation ist ja ok... Aber die Therapiestunde beenden und jemanden heimschicken? Ich weiß nicht ob ihr bewusst ist, was sie damit anrichtet. Ist deine Therapeutin sehr jung und unerfahren?

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Sinarellas
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Beitrag Do., 26.10.2023, 07:15

Steht irgendwo ausführlicher, was dein Mann für Schwierigkeiten hat im Umgang mit deinen Symptomen? Falls ja kann man mir das verlinken oder mir erklären?
Was der Termin trotzdem gebracht hat:
Du wurdest auf deine Grenzen gestoßen und hast sie reflektieren können, das Gespräch gesucht und es teilweise auflösen können, das finde ich eine ziemlich wertvolle Erfahrung, die dir auch in Zukunft nutzen kann.
Auch dass sich Beziehungen zu Menschen durch Ereignisse verändern können, deine Therapeutin aber trotzdem #da# ist, auch wenn das Vertrauen angeknackst ist. Sie ist nun mal ein Mensch und agiert aus eigenem besten Wissen und Gewissen, mit Sicherheit wollte sie das nicht in dir auslösen, ist doch gut, dass das in einem therapeutischen Umfeld passiert ist...
..:..

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lisbeth
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Beitrag Do., 26.10.2023, 08:36

Hallo Betti,
ich finde es auch eine ganz große Leistung, wie du es für dich (und auch hier) geschafft hast, diese enorm schwierige Situation zu reflektieren und dich auch wieder halbwegs ins Gleichgewicht zu bringen. Da kannst du erstmal richtig stolz auf dich sein und ich finde, das ist ein echter Fortschritt.

Und: Das war eine Therapiestunde, die du selbst aktiv in die Hand genommen und in deinem Sinne gestaltet hast! Das finde ich auch grandios, vor allem wenn man bedenkt, wie häufig du hier darüber geschrieben hast, dass du schweigend und semi/voll dissoziiert vor der Therapeutin sitzt und da nicht herauskommst.
Betti hat geschrieben: Mi., 25.10.2023, 19:19 Im Endeffekt kamen wir beide zu dem Resultat, dass der Zeitpunkt einfach nicht ideal war. Bei mir momentan zu viel los ist, mich sowieso so manches aus anderen Bereichen gerade enorm triggert und ich dafür einfach noch nicht wirklich bereit war. Ich wollte den Termin, sie hat zugestimmt. Diesbzgl. kann man also niemanden die Schuld in die Schuhe schieben.
Vielleicht musst du dich an dieser Stelle fragen, warum du dir da viel zu viel auf einmal zugemutet hast (genauso wie du dir - finde ich - im Alltag regelmäßig viel zu viel zumutest.... Again: Kein Vorwurf sondern ein Impuls um weiter darüber nachzudenken) ? Woher kam dieser Impuls, auf einmal sofort diesen Termin mit deinem Mann machen zu wollen? Was sollte sich dadurch "lösen" oder verändern? Ja, und warum initiierst du selbst noch einen extra großen Brocken, wenn alles andere ohnehin schon zu viel ist? Vielleicht hast du gehofft, dass so ein Gespräch dir Erleichterung verschafft, aber die Möglichkeit, dass es die Belastung vergrößert war ja genauso da.

Und deine Therapeutin würde ich fragen wollen, warum sie nicht vorher mit dir genau diese Motivation hinterfragt und herausgearbeitet hat, worum es dir damit geht. Oder warum sie mit dir nicht im Vorfeld besprochen hat, was so ein einzelner Termin erreichen kann und was nicht. Vor allem, wenn das schon länger immer wieder im Raum stand und du das bisher kategorisch abgelehnt hattest. Da hätte sie stutzig werden sollen und genauer nachfragen. Warum kommt dieser Vorschlag jetzt auf einmal? Willst du es vielleicht ihr irgendwie Recht machen und verlierst dich selbst damit aus dem Blick? Meiner Meinung nach hätte sie dich da etwas ausbremsen müssen, bis diese Fragen geklärt gewesen wären. Und ja, sie kennt dich jetzt auch lange genug um zu wissen, dass du in schwierigen Situationen oft dissoziierst. Auch das hätte sie auf dem Schirm haben müssen und dass sie da unreflektiert dir und deinem Impuls einfach folgt (vielleicht weil sie erleichtert ist, dass du dich 'endlich' auf ein Partnergespräch einlassen willst?), finde ich problematisch.

Zum Vertrauen: Ich glaube, auch das gehört zu einer Therapie-Beziehung dazu, dass die Therapeutin auch mal Dinge sagt oder tut, die einem dann quer im Magen liegen, weil sie eben menschlich sind und beiweitem nicht perfekt. Und ja, es ist auch normal, dass das Vertrauen dann erstmal einen Knacks hat. In meiner Therapie waren das rückblickend ganz ganz schwierige Momente, gerade weil da gefühlt auch erstmal etwas "kaputt" gegangen ist. Gleichzeitig war es aber für mich auch eine heilsame Erfahrung, dass wir darüber reden konnten, immer wieder, dass meine Sicht und meine Gefühle nicht einfach weggewischt wurden, sondern anerkannt wurden. Dass wir uns trotz des angeknacksten Vertrauens begegnet sind in diesen Gesprächen. Und dass ich am Ende daran auch gewachsen bin, weil ich gelernt habe, dass es zwar diese Brüche gibt und dass sie real sind, dass so ein Bruch aber nicht die ganze Beziehung in Frage stellen muss, auch wenn ich in manchen Momenten sehr sehr wütend auf meine Therapeutin war.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Betti
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Beitrag Do., 26.10.2023, 10:20

@ saffiatou: Ja die Thera und ich reden schon lange darüber, dass mein Mann mal mitkommt. Der ganz erste Impuls dazu kam bereits vor 1,5 Jahren. Wo es mir richtig schlecht gingt und sie sich Sorgen um mich gemacht hat. Dann war das immer wieder mal Thema. Mal von ihrer Seite aus, aber auch immer wieder von meiner Seite aus. Wir haben auch die letzten Wochen vor dem Termin immer wieder mal darüber gesprochen. Ich fühlte mich keineswegs von ihr dazu gedrängt. Das möchte ich hier nochmals betonen. Sie betonte immer, dass es erst soweit ist, wenn ich mich dazu bereit fühle. Irgendwann kam es wieder zu Meinungsverschiedenheiten, Diskrepanzen zwischen mir und meinem Mann und dann verspürte ich den Wunsch, ihn endlich mal mitzunehmen. Auch in der Hoffnung, dass er mich etwas besser verstehen kann. Ja und dann ging das tatsächlich schnell. Wie man jetzt sieht – zu schnell. Wir haben sehr wohl über die Stunde im Vorhinein gesprochen. Was soll Thema sein, was darf gesagt werden, was nicht. Was ist das Ziel dahinter, etc. Und ja über die Konsequenzen, vor allem die Negativen, haben wir definitiv nicht nachgedacht. Ich auf jeden Fall nicht. Ich hab überhaupt nicht damit gerechnet, dass das so nach hinten losgeht. Und es gab keinen Notfallplan.
saffiatou hat geschrieben: Do., 26.10.2023, 02:24 Bei Dir ist die Situation eine andere, weil es um Deinen Mann geht. Aber vielleicht könnte er schon mal eine Angehörigen Gruppe suchen, in der über solche Themen gesprochen werden, wie Angehörige von Diss etc damit klarkommen. Oder er könnte sich in einer anderen Beratungstelle mal informieren.
Das habe ich meinem Mann schon sooft vorgeschlagen. Schon vor Jahren. Er wehrt dies komplett ab. Ich habe ihm sogar „erlaubt“ mit seinem besten Freund darüber zu reden. Darüber wie schwierig er es ja doch manchmal auch mit mir hat und was so unsere Probleme sind. Aber er möchte das alles nicht. Er möchte das mit sich selber ausmachen. Ja, zwingen kann ich ihn nicht dazu. Ich habe ihm sogar schon mal ein Buch gekauft. Damals noch in der Annahme ich hätte „nur“ Depressionen. Umgang mit Angehörigen die an Depressionen leiden oder so ähnlich. Hat er auch nie gelesen. Da ist er leider ziemlich stur.
Arakakadu hat geschrieben: Do., 26.10.2023, 06:44 Was ich bedenklich finde, sie hat Des öfteren eine Therapiestunde abgebrochen und dich heimgeschickt "rausgeschmissen" weil du dissoziiert hast?? Das finde ich äußerst merkwürdig und falsch. Die Dissoziaton versuchen zu unterbrechen und bzw die Situation ist ja ok... Aber die Therapiestunde beenden und jemanden heimschicken? Ich weiß nicht ob ihr bewusst ist, was sie damit anrichtet. Ist deine Therapeutin sehr jung und unerfahren?
Das hat sie nur ein einziges Mal gemacht. Damals war ich so durch den Wind, dass sie mich deswegen heimschickt, dass es sich für mich eben wie rausgeschmissen angefühlt hat. Ich dachte, jetzt habe ich erst recht was falsch gemacht. Das habe ich ihr aber dann auch mitgeteilt, wie das für mich war. Hat sie dann nie wieder so gehandhabt. Seitdem versucht sie immer ein gutes Ende zu finden. Was nicht immer gelingt, aber dann bittet sie mich noch eine Runde spazieren zu gehen, ihr zu schreiben, mir war gutes zu tun etc. Aber genau diese Situation dürfte ihr eben im gemeinsamen Setting mit meinem Mann eingefallen sein. Da das damals wirklich schlimm für mich war. Und dann musste sie abwägen, was ist jetzt schlimmer für mich…
Nein meine Therapeutin ist eigentlich sehr erfahren. Um einiges älter als ich und sie arbeitet auch schon lange in diesem Bereich. Trotzdem glaube ich, dass sie mit mir manchmal überfordert ist. Aber ja, ich schätze mal ich zähle jetzt auch nicht zu den „einfachsten“ Patienten mit dem vielen Dissoziieren. Gefühlt bewegt sie sich bei mir sehr oft in einem Mienenfeld. :anonym:

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Betti
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Beitrag Do., 26.10.2023, 10:30

Sinarellas hat geschrieben: Do., 26.10.2023, 07:15 Steht irgendwo ausführlicher, was dein Mann für Schwierigkeiten hat im Umgang mit deinen Symptomen? Falls ja kann man mir das verlinken oder mir erklären?

Was der Termin trotzdem gebracht hat:
Du wurdest auf deine Grenzen gestoßen und hast sie reflektieren können, das Gespräch gesucht und es teilweise auflösen können, das finde ich eine ziemlich wertvolle Erfahrung, die dir auch in Zukunft nutzen kann.
Auch dass sich Beziehungen zu Menschen durch Ereignisse verändern können, deine Therapeutin aber trotzdem #da# ist, auch wenn das Vertrauen angeknackst ist. Sie ist nun mal ein Mensch und agiert aus eigenem besten Wissen und Gewissen, mit Sicherheit wollte sie das nicht in dir auslösen, ist doch gut, dass das in einem therapeutischen Umfeld passiert ist...
Mein Mann hat ganz große Schwierigkeiten damit, dass ich Nähe so schwer aushalten und zulassen kann. Mal geht es besser, mal schlechter, mal gar nicht. Er hat mich so kennengelernt und von Anfang an gewusst, dass ich nicht dauernd das Bedürfnis nach Nähe und Intimität habe. Was nie leicht für ihn war, aber er hat es akzeptiert. Dann kamen die Kinder, die Therapie, mein Job,… Es wurde immer schwieriger für mich. Momentan halte ich es wieder ganz schwer aus. Es triggert oft enorm, löst Flashbacks aus etc. Und das ist ganz schwer für ihn. Er kann es einfach nicht verstehen, warum ich nicht mal in die Arme genommen werden möchte. Das ist ein Beispiel. Da gibt es noch viele mehr, aber ich will jetzt nicht alle hier anführen.

Ja ich versuche auch mir immer wieder das positive von diesem Termin herzuholen. Und meine Therapeutin ist und bleibt da. Dessen kann ich mir glaub ich sicher sein. Hat sie auch am Dienstag wieder betont. Ich glaube wirklich, dass keiner von uns beiden damit gerechnet hat, dass das so nach hinten losgeht.

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Betti
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Beitrag Do., 26.10.2023, 10:57

lisbeth hat geschrieben: Do., 26.10.2023, 08:36 Vielleicht musst du dich an dieser Stelle fragen, warum du dir da viel zu viel auf einmal zugemutet hast (genauso wie du dir - finde ich - im Alltag regelmäßig viel zu viel zumutest.... Again: Kein Vorwurf sondern ein Impuls um weiter darüber nachzudenken) ? Woher kam dieser Impuls, auf einmal sofort diesen Termin mit deinem Mann machen zu wollen? Was sollte sich dadurch "lösen" oder verändern? Ja, und warum initiierst du selbst noch einen extra großen Brocken, wenn alles andere ohnehin schon zu viel ist? Vielleicht hast du gehofft, dass so ein Gespräch dir Erleichterung verschafft, aber die Möglichkeit, dass es die Belastung vergrößert war ja genauso da.
Ja in meinem Alltag und allgemein ist gerade alles viel zu viel. Und vermutlich habe ich deswegen gehofft, dass mir dieser Termin Erleichterung verschafft. Was anders kam mir ehrlich gesagt gar nicht in den Sinn. Es gab keinerlei Überlegung meinerseits, dass das negativ für mich ausfallen könnte. War vermutlich auch etwas naiv von mir. Im Nachhinein und beim Lesen hier denke ich allerdings auch, dass die Therapeutin das besser im Blick hätte haben müssen. Sie wusste, dass meine größte Angst das Dissoziieren war. Das war im Vorhinein immer wieder Thema. Wir haben wirklich nie darüber gesprochen, was machen wir, wenn das passiert. Wie soll sie sich verhalten, wie möchte ich die Stunde weiterführen etc. Ich glaube sehr wohl, dass sie sich bewusst ist, dass da vieles schief gelaufen ist und sie ihren Teil dazu trägt. Nicht umsonst hat sie sich bei mir entschuldigt und auch erwähnt, dass sie im Nachgang viel darüber nachgedacht hat, wie sie es anders hätte machen können.
lisbeth hat geschrieben: Do., 26.10.2023, 08:36 Zum Vertrauen: Ich glaube, auch das gehört zu einer Therapie-Beziehung dazu, dass die Therapeutin auch mal Dinge sagt oder tut, die einem dann quer im Magen liegen, weil sie eben menschlich sind und beiweitem nicht perfekt. Und ja, es ist auch normal, dass das Vertrauen dann erstmal einen Knacks hat. In meiner Therapie waren das rückblickend ganz ganz schwierige Momente, gerade weil da gefühlt auch erstmal etwas "kaputt" gegangen ist. Gleichzeitig war es aber für mich auch eine heilsame Erfahrung, dass wir darüber reden konnten, immer wieder, dass meine Sicht und meine Gefühle nicht einfach weggewischt wurden, sondern anerkannt wurden. Dass wir uns trotz des angeknacksten Vertrauens begegnet sind in diesen Gesprächen. Und dass ich am Ende daran auch gewachsen bin, weil ich gelernt habe, dass es zwar diese Brüche gibt und dass sie real sind, dass so ein Bruch aber nicht die ganze Beziehung in Frage stellen muss, auch wenn ich in manchen Momenten sehr sehr wütend auf meine Therapeutin war.
Ich glaube genau das muss ich erst in meinen Kopf hineinbekommen oder in mein Herz/meinen Bauch. Kognitiv weiß ich wie das abgelaufen ist, welche Mechanismen von früher da mitgespielt haben, mittlerweile auch ganz gut was auch alles falsch gelaufen ist, dass die Stunde schlecht vorbereitet war etc. Jetzt geht es darum, aus dem was passiert das Positive zu ziehen. Ich versuche es, schlussendlich ist ja alles ein Lernprozess. Und ich sehe es durchaus als positiv, dass ich es geschafft habe ihr alles mitzuteilen, wenn auch schriftlich, was das in mir ausgelöst hat. Dass ich ihr meinen „Wutkuchen“ geben konnte und zumindest ansatzweise darüber reden. Und dass ich überhaupt wieder zu ihr gefahren bin. Ich hatte ja schon eine nachfolgende Stunde abgesagt, dann aber doch wahrgenommen.

Das Thema Vertrauen schwirrt gerade enorm in meinem Kopf herum. Es ist was anders ob erst Vertrauen entstehen muss, im Laufe des Therapieprozesses. Oder ob schon welches vorhanden war und dies dann so plötzlich „gefühlt“ einfach weg ist. Das Vertrauen schwankte sowieso immer wieder. Das ist nichts Neues für mich. Aber jetzt ist es gefühlt so enorm angeknackst, dass ich echt ein Problem damit habe. Das hat sie aber glaub ich mitbekommen. Darum glaub ich auch immer wieder nachgefragt ob ich zu dieser Stunde noch was sagen möchte.

Ist ein neuer Lernprozess für mich, dass es Brüche geben kann, die Beziehung deswegen aber nicht gleich in Frage gestellt werden muss. Damit kämpfe ich noch sehr. Ich weiß, dass sie dableibt. Jetzt liegt es an mir daraus was zu machen. Schwierig…

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chrysokoll
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Beitrag Do., 26.10.2023, 11:16

Betti, hat diese Therapeutin denn eine entsprechende Qualifkation? Also in Traumatherapie?
Ganz offenbar kann sie nicht mit Dissoziation umgehen, hat mit dir keine Dissoziationsstopps geübt. Das ist eher schlecht, denn einfach nur abzuwarten was passiert wenn du wegdriftest bringt dich ja nicht weiter.
Ich möchte dir vorschlagen das aktiv bei ihr anzusprechen: Wie soll damit in Zukunft umgegangen werden?

Und zumindest mittelfristig wäre dann doch eine andere Therapeutin für dich sinnvoll

Dich trifft keine Schuld! Ich finde dein Handeln, deinen Impuls zum Gespräch sehr verständlich.
Es ging leider schief, du kannst jetzt nur noch die Scherben zusammenfegen. Aber du kannst dir vielleicht für die Zukunft überlegen wie du mit sowas umgehst. Es geht ja um ganz zentrale Themen, um Dissoziation, um Vertrauen, um deine Ehe mit Nähe und Distanz.

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Shukria
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Beitrag Do., 26.10.2023, 12:25

Ich überlege wenn ich das alles so lese das ich denke, vielleicht ist die Therapeutin doch gut für dich Betti.

Ja dir fehlen Dissoziationsstops aber du hast es geschafft dich durch das Chaos nach der Stunde durchzukämpfen, es ist - auch wenn sich das momentan für dich nicht so anfühlen mag - viel Vertrauen in die Therapeutin da, das du dich trauen kannst dich wieder ein Stückchen mehr zu zeigen und in die Auseinandersetzung mit ihr und dir selber zu gehen ohne so auszusteigen oder im schweigen zu verharren.

Irgendwie schafft es diese Therapeutin, das du nach und nach aus deinem Schneckenhaus rauskommst.

Und ja eine neue Lernerfahrung darf sein das es Brüche un Beziehungen gibt und wie man die kittet. Auch in einer Eltetn Kind Beziehung gibt es immer wieder Brüche. Eine sichere Bindung heißt nicht alles läuft glatt, sichere Beziehung heißt, das was mich stört, irritiert, kränkt kann ich ansprechen und über Gespräche mit dem anderen nach und nach auflösen und der bleibt da.

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Sinarellas
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Beitrag Do., 26.10.2023, 12:54

"Betti, hat diese Therapeutin denn eine entsprechende Qualifkation? Also in Traumatherapie?"
ganz ehrlich das ist ein kleiner Zeiger, aber mehr auch nicht. Meine Erfahrung ist, dass selbst die mit hochtrabenden Qualifikationen teilweise unterirdisch handeln. Auch mit angeblicher Erfahrung mit Dissoziation und Co. Sorry, aber das heißt leider überhaupt nichts :-/

Was ich mich frage: Warum musstest "du" in die Vermeidung gehen, Dissoziation ist pure absolute Vermeidung. Was wurde vermieden? Was darf nicht an dich ran? das wären so Dinge die ich dringend ansehen wollen würde.

Meine Erfahrung mit Männern, Nähe-Thema und Ignoranz der Symptomatik und dem Willen sich damit bewusst auseinanderzusetzen: Es läuft auf Trennung hinaus.
Erfahrung: Persönlich, viele andere Betroffene von Traumafolge & Dissoziation, Frauen ohne den Hintergrund aber verändertem Hormonspiegel / Empfindung nach Geburt.

In meiner Beziehung klappt es nur deswegen, weil mein Gegenüber ebenfalls wenig sucht nach körperlicher Nähe hat (aus Persönlichkeitsgründen, einfach nicht der Typus Mensch dafür, kommt mir sehr gelegen), Kompromisse für sexuelle Bedürfnisse und sehr viel Bereitschaft zu reden und "da" zu sein was Dissoziation & Co angeht.
..:..

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