Bindungsängste: Tipps zur Auflösung für erfolglos 'Austherapierte

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Manel
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Beitrag So., 18.06.2023, 15:50

Montana hat geschrieben: Sa., 17.06.2023, 21:12 Wie definierst du denn Trauma? Es gibt auch sowas wie ein Bindungstrauma, da eine sichere Bindung für ganz kleine Kinder überlebenswichtig ist.
Da gebe ich dir recht. Allerdings hat im klinischen Sinne des Begriffes "Trauma" das noch kein Therapeut bei mir festgestellt bzw. geäußert und mich daher auch nicht an eine Trauma-Therapie weitergeleitet. Auch bei der eigenen Arbeit mit Hypnosen, Aufrufen/Bearbeiten von Kindheitserinnerungen etc., hatte ich nie den Eindruck, dass ich das emotional nicht mehr bewältigen kann. In dem Fall hätte mich auch der Coach an einen Therapeuten verwiesen. Auch wenn ich umgangssprachlich sage, mein Ex hat mich "traumatisiert", muss es da ja noch Abstufungen zu Missbrauch, Folter und Krieg geben. Vielleicht ist aber die Diagnose von Traumata nicht so eindeutig und ich könnte mal einen Trauma- (oder anderen) Therapeuten fragen. Habe aber gerade mal nachgelesen und das Vorgehen bei Traumatherapien scheint sich auch nicht so sehr von Vorgehen zu unterscheiden, die ich bereits etwa in diesem Angst-Coaching kennengelernt habe. Der Unterschied ist dann wohl eher, dass es durch die Anwesenheit des Therapeuten "gesichert" ist, der auch entscheiden könnte, dass die Bearbeitung des Traumas gerade noch nicht möglich ist, da die Emotionen zu hoch schlagen oder es zu stark zur Retraumatisierung kommt.
Ich arbeite übrigens mit Menschen, die zu einem sicher hohen Prozentsatz traumatisiert sind (Migranten, Geflüchtete) und entgegen gängigen Annahmen merkt man ihnen das nur sehr selten an, im Gegenteil geht es bei uns recht lustig zu.

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Manel
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Beitrag So., 18.06.2023, 15:56

sebi hat geschrieben: Sa., 17.06.2023, 21:09 Ich habe die Erfahrung gemacht, dass alles, was durch Beziehung (z.b. in der Kindheit) entstanden ist, nur durch Beziehung (gesündere Beziehung wie z.b. Therapie) gelöst werden kann. Ich habe auch sämtliche, für meine Themen relevanten Bücher durchgeackert und verändert hat sich Null. Bleiben die gewonnenen Erkenntnisse auf der Verstandesebene ändert sich nichts. Sie müssen die emotionale Ebene erreichen, die Beziehungsebene.
Das vermute ich genauso, wobei mir Arbeit allein bisher mehr geholfen hat als mit Therapeuten. Wenn ein Therapeut/Coach mit mir innere Kindarbeit etwa gemacht hat, kann ich mich nicht immer gut konzentrieren und entspannen. Eine Therapeutin hat sogar eine Art Leistungsdruck aufgebaut ("Sie kriegen ja ganz schlecht Zugang zu ihren Gefühlen-Waren Sie bei der inneren Reise überhaupt dabei?!"), was völlig kontraproduktiv war und Schuldgefühle verursacht. Ich denke jetzt, eine schlechte, unreflektierte Therapeutin!

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Manel
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Beitrag So., 18.06.2023, 16:12

traeumend hat geschrieben: So., 18.06.2023, 11:22 Ich glaube, der Grund, warum du evtl. etwas kompliziert wirkst, ist, dass du eine Frage stellst, dann direkt viele der Antworten kritisierst, und auch die Vorschläge, die kommen, sofort als nicht passend abweist. Eigentlich bist du doch völlig davon überzeugt, dass es die Hypnose sein muss - so sehr, dass mir tatsächlich der Gedanke gekommen ist, ob das nun eine Werbung für dieses Hypnosepaket sein soll. Du wirkst jedenfalls nicht 100%ig so, alls wolltest du dich wirklich auf eine Diskussion von Alternativen einlasse, und das kommt eben unter Umständen 'kompliziert' rüber.
Falls ich da falsch liegen sollte, kann ich dem schon von Anderen gesagten nur hinzufügen, dass es ja nicht nur die Therapieform ist, sondern auch die Person des Therapeuten/der Therapeutin. Also könntest du noch mal TfP bei jemand anders probieren, wenn dir VT zu oberflächlich ist, oder eben sogar eine Analyse, die du ja scheinbar noch nicht probiert hast.
Vielen Dank für deine Antwort und das Aufzeigen von therapeutischen Alternativen zur Hypnose! Das werde ich mir mal ansehen. Ich habe die Antworten nur kritisiert, weil sie nichts mit der Frage zu tun hatten. Ich habe nach Therapien gegen Bindungsängste gefragt, mit denen jemand positive Erfahrungen gemacht hat- stattdessen kam nur "Vielleicht hast du gar keine Bindungsangst/Geht es dir nicht eigentlich nur ums Baby? Das geht auch ohne Mann/Man kann auch ohne Beziehung leben/Finde dich damit ab, ohne Partner zu bleiben". Verstehst du jetzt? Ich fühlte mich, wie wenn ich frage "Wo kann man dunkle Schokolade kaufen?" Und alle kommentieren "Es geht auch ohne dunkle Schokolade/Probier doch Erdbeeren/Vielleicht willst du die gar nicht". Auf tatsächliche Alternativen zur Hypnose habe ich lange gewartet. Habe es auch so empfunden, dass es wie Werbung klingt, aber weil ich selbst eben gerade keine gute Alternative sehe. Da wäre es m.E. logischer, etwas rückzubestätigen, was bei mir funktioniert hat. Ich könnte aber auch mal in einem anderen Beitrag nach Erfahrungen mit Hypnose oder Analyse fragen.

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Montana
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Beitrag So., 18.06.2023, 16:20

Sowas wie "die Traumatherapie" gibt es sowieso nicht und man kann ja auch logischerweise ein Bindungstrauma aus der frühesten Kindheit nicht so behandeln wie ein Kriegstrauma. Das fängt schon damit an, dass du keine bewussten Erinnerungen an schlimme Erlebnisse haben kannst, wenn etwas im Babyalter passiert ist. Und geht damit weiter, dass bei Kindern die Entwicklung gestört wird, während ein traumatisierter Erwachsener bereits eine gefestigte Persönlichkeit hatte.

Ein Mensch mit einer frühen Bindungsstörung hat bestimmte Entwicklungsschritte nicht gemacht, und er kann die auch nicht "einfach nachholen", weil es dafür ein bestimmtes Zeitfenster im frühen Kindesalter gibt.

Es wird sowas wie Urvertrauen nicht ausgebildet, das Vertrauen darein, dass andere Menschen in der Regel gut sind und dass die Welt gut ist. Weil eben für das kleine Kind nicht alles gut war. Ich empfinde das eigentlich nicht als "Störung" in dem Sinne, sondern als frühe Desillusionierung. Andere Menschen sind tatsächlich nicht in der Regel gut und Welt als Ganzes ebenfalls nicht. Das zu wissen hindert aber daran, sich naiv und positiv gestimmt in Abenteuer zu stürzen.

Ganz persönlich denke ich, dass es helfen könnte, damit seinen Frieden zu schließen, und zu versuchen, sich wirklich wichtige Dinge trotzdem gegen alle schlechten Gefühle dabei zuzumuten, um die Chance zu haben, positive Ergebnisse zu erzielen. Je mehr davon es werden, desto einfacher wird es in Zukunft. Und da denke ich in großen Dimensionen. Einmal ein positives Erlebnis ist schön, aber einen deutlichen Effekt würde ich noch nicht erwarten. Es müssen hunderte werden und das dauert Jahre und es wird in vielen Bereichen immer neue Herausforderungen geben, weil nicht alles so einfach übertragbar ist auf andere Situationen.

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Manel
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Beitrag So., 18.06.2023, 16:26

münchnerkindl hat geschrieben: So., 18.06.2023, 11:44 Aber ich stimme dir zu 100% zu dass eine Veränderung nur durch das Erleben von gesünderen Beziehungen entstehen kann, und hier meine ich nicht Paarbeziehungen sondern generell alle Beziehungen und auch die Beziehung zu sich selbst. Und noch andere Faktoren wie Anspruchshaltungen, Empathiefähigkeit, Problemlösungskompetenz im Fall von Meinungsverschiedenheiten etc. Eine Hypnose kann das nicht leisten, da ja hier nicht nur Ängste bestehen sondern auch ein Defizit an Beziehungskompetenz, die man eben nie erworben hat und sowas kann man nicht mit neuen Glaubenssätzen überschreiben. Weil du musst die Beziehung ja nicht nur initiieren sondern auch dauerhaft erfolgreich führen können.
Die neuen Erfahrungen müssen sich akkumulieren, genau wie sie sich beim Kind und Teenager über Jahrzehnte akkumulieren müssen damit am Ende ein sozial kompetenter Erwachsener dasteht.
Bücher lesen und Hypnose. Und dann schnell schnell sodass noch eine Familie gegründet werden kann bevor ich fürs Kinderkriegen zu alt bist. So läuft das nicht. Dein Ansatz ist viel zu "technikorientiert", aber Beziehungen laufen nicht "technisch".
Das verstehe ich, aber was könnte ich denn dann überhaupt machen? An Beziehungen zu Freunden und Kollegen und zu mir selbst zu arbeiten, ist für mich nicht schwer, aber in eine Paarbeziehung muss frau erstmal reinkommen und dafür brauche und möchte ich Hilfe. Die Beziehung zu Therapeuten hier als besonders nützlich zu sehen, fällt mir nach all meinen Erfahrungen mit Therapeuten schwer, obwohl manche schon sehr nett waren; bei anderen zweifelt man an der Kompetenz, hat politische Meinungskonflikte oder ist verärgert, wenn man ca. 100 € zahlen muss, weil man eine Absage nicht 48 Std. vorher angekündigt hat. Nicht nur das, sondern auch, dass man sich einseitig öffnet, während man fast nichts über den Therapeuten und nichts über sein Innenleben weiß und er eine professionelle Neutralität hat, ist doch etwas ganz anderes als eine private Freundschaft. Ich war übrigens mal bei einer Therapeutin, die meinte, sie hält von diesem Heilen durch Therapeutenbeziehung nichts und man sollte zu Hause innere Kindarbeit etc. machen, also mit sich selbst arbeiten.

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traeumend
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Beitrag So., 18.06.2023, 16:50

Manel hat geschrieben: So., 18.06.2023, 16:26 Die Beziehung zu Therapeuten hier als besonders nützlich zu sehen, fällt mir nach all meinen Erfahrungen mit Therapeuten schwer, obwohl manche schon sehr nett waren; bei anderen zweifelt man an der Kompetenz, hat politische Meinungskonflikte oder ist verärgert, wenn man ca. 100 € zahlen muss, weil man eine Absage nicht 48 Std. vorher angekündigt hat. Nicht nur das, sondern auch, dass man sich einseitig öffnet, während man fast nichts über den Therapeuten und nichts über sein Innenleben weiß und er eine professionelle Neutralität hat, ist doch etwas ganz anderes als eine private Freundschaft. Ich war übrigens mal bei einer Therapeutin, die meinte, sie hält von diesem Heilen durch Therapeutenbeziehung nichts und man sollte zu Hause innere Kindarbeit etc. machen, also mit sich selbst arbeiten.
Viele von uns haben eben doch die Erfahrung gemacht, dass es genau diese therapeutische Beziehung ist, die heilt, ganz egal, was diese eine Therapeutin meint. Dazu gibt es im übrigen auch Studien, die besagen, dass die therapeutische Beziehung ein wichtiger Teil der Heilung ist.

So, wie du das beschreibst: entweder du hattest Pech mit deinen Theras, oder du hast vielleicht Schwierigkeiten dich auf eine therapeutische Beziehung einzulassen, auf Grund deiner Bindungsproblematik. Aber wenn du ohne Therapie gut weiter kommst, dann mach doch, es hält dich ja niemand davon ab.

Und zu deinem Vergleich mit Schokolade: Befindlichkeiten und Bedürfnisse sind etwas schwieriger zu analysieren, als Appetit auf Schokolade, und das unterliegende Bedürfnis ist ja meist, geborgen und glücklich zu sein. Von daher finde ich Antworten, die darauf abzielen, dass es da alternative Wege geben könnte, durchaus auch legitim, vor allem, da du dich ja mit deinen bisherigen Versuchen ein bisschen in eine Sackgasse manövriert zu haben scheinst; immerhin bezeichnest du dich selbst als 'austherapiert'.

Auch in einem Forum geht man ja in gewisser Weise über das Gespräch eine Art 'Beziehung' zu anderen ein, wenn auch eine relativ minimale, insofern wäre es gar nicht schlecht auch da offen zu sein und sich ein bisschen auf das einzulassen, was von den anderen kommt. Du sagst ja, es fällt dir eigentlich leicht an Beziehungen zu arbeiten, dann dürfte dir das ja eigentlich nicht schwer fallen.

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Montana
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Beitrag So., 18.06.2023, 17:22

Was die einseitige Beziehung betrifft: das ist tatsächlich schwierig, sein eigenes Zeug rauszuhalten. Und ich kann mir vorstellen, dass einem als Therapeuten so manches Mal was auf der Zunge liegt, was man dann doch für sich behält.

Ich bin in einer SHG aktiv, und das schon einige Jahre, und da bin ich oft in der Position, dass ich den größeren Erfahrungsschatz habe, aber weiß, dass ich niemandem helfe, indem in den ungefragt über jemandem auskippe. Inzwischen habe ich sogar ab und an deja-vu-Erlebnisse, nur dass ich auf der anderen Seite sitze. Ich bin natürlich kein Therapeut und spiele mich nicht als einer auf, aber ich registriere, was so in meinen Kopf kommt als Reaktion auf mein Gegenüber, und zugleich erkenne ich auch mich in meinem Gegenüber. Und dann denke ich mir: mein Therapeut muss ganz schön was aushalten, weil er nie sagen kann, was ich gerade denke. Dabei wird der über mich auch nicht nur nettes denken. Ich dürfte alles sagen, aber tu es in der Regel nicht. Nur dann, wenn ich ganz direkt gefragt werde, dann ist das was anderes.

Wie kann man denn mit einem Therapeuten politische Meinungskonflikte haben? Das setzt ja voraus, dass die Meinung beider zur Sprache kommt, und das finde ich dann schon merkwürdig. Mein Therapeut sagt ab und an mal was, wenn ich danach frage, aber ich frage gezielt eher bei Themen, bei denen ich Gemeinsamkeiten für nicht unwahrscheinlich halte. Und verschiedene Meinungen zu einem Thema müssen ja generell nicht automatisch zu einem Konflikt führen. Die können doch einfach stehen bleiben. Außer, es handelt sich um ein therapierelevantes Thema.

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lisbeth
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Beitrag So., 18.06.2023, 17:50

Manel hat geschrieben: So., 18.06.2023, 15:56 Eine Therapeutin hat sogar eine Art Leistungsdruck aufgebaut ("Sie kriegen ja ganz schlecht Zugang zu ihren Gefühlen-Waren Sie bei der inneren Reise überhaupt dabei?!"), was völlig kontraproduktiv war und Schuldgefühle verursacht. Ich denke jetzt, eine schlechte, unreflektierte Therapeutin!
Was wäre, wenn das von Seiten der Therapeutin erstmal nur beobachtend, feststellend gemeint war und nicht wertend? Also, dass sie diesen Eindruck hatte und sich bei dir vergewissern wollte, ob das wirklich so ist?
Dass Menschen von ihren Gefühlen abgekoppelt sind und keinen oder shclechten Zugang zu ihrem Gefühlsleben haben oder das schlecht ausdrücken können, ist für Therapeuten idR nicht besonders aufregend, würde mal denken, dass ein Großteil der Klienten und Klientinnen damit ein kleines oder größeres Problem hat.
Könnte ja auch möglich sein, dass der Druck und die Schuldgefühle aus dir selbst heraus kommen, weil du ihren "Ansprüchen" nicht genügst...

Du bist- so wie ich dich hier lese - sehr schnell dabei, dir ein Urteil zu bilden und die Dinge dann auch entsprechend einzukategorisieren und (ab)zuwerten. Und dann ist der Deckel zu. Vielleicht wäre ein wenig mehr neugierige Offenheit da hilfreich für dich? Mal nachfragen: Wie meinen Sie das? Bei mir kommt das so und so an.

Das sind die Momente, wo es meiner Erfahrung nach in der Therapiebeziehung spannend wird, weil man sich selbst zeigt, und ja, der bzw. die Therapeutin zeigt auch etwas von sich, auch wenn sie in ihrer Ausbildung (hoffentlich!) gelernt haben, das auf ein angemessenes, professionelles Maß zu beschränken. Aber sie stellen sich dir im Grunde als Spiegel zu Verfügung, geben dir Rückmeldung, greifen das auf was von dir kommt, vor allem auch auf emotionaler Ebene. Wenn da allerdings nicht viel vom Klienten kommt dann wird das schwierig mit dem in-Kontakt-gehen. Wenn es zB wirklich am fehlenden Zugang zu den Gefühlen liegt, dass da keine Resonanz entsteht, dann kann man da auch ganz gezielt daran arbeiten. Und ja, das ist sozusagen Schritt 1, vor allem anderen - denn die Gefühle sind trotzdem da, aber können nicht gut ausgedrückt werden und schießen dann gerne mal in solchen Situationen wie du sie beschreibst völlig quer, ohne dass man sich das irgendwie erklären könnte. (Q: Been there, done that. :anonym: )

Und ja, vielleicht liegt es auch daran, dass kein zufriedenstellender Kontakt enstehen kann? Weder zu einem potentiellen Partner noch zu Therapeut:innen?

Freunde, Kollegen usw würde ich nochmal anders betrachten. Die meisten von uns sind ziemlich gut darin, diese Beziehungen so zu steuern, dass sie nicht zu sehr unter die Oberfläche gehen, daher macht das meistens weniger Angst, weil man sich trotzdem weiter gut "verstecken" kann. Mit Partner/in geht das nicht besonders gut, soll die Beziehung wirklich Substanz haben. Und in der Therapie boykottiert man sich damit (unbewusst) selbst...
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Manel
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Beitrag So., 18.06.2023, 18:00

Montana hat geschrieben: So., 18.06.2023, 17:22 Wie kann man denn mit einem Therapeuten politische Meinungskonflikte haben? Das setzt ja voraus, dass die Meinung beider zur Sprache kommt, und das finde ich dann schon merkwürdig. Mein Therapeut sagt ab und an mal was, wenn ich danach frage, aber ich frage gezielt eher bei Themen, bei denen ich Gemeinsamkeiten für nicht unwahrscheinlich halte. Und verschiedene Meinungen zu einem Thema müssen ja generell nicht automatisch zu einem Konflikt führen. Die können doch einfach stehen bleiben. Außer, es handelt sich um ein therapierelevantes Thema.
Das ist relativ einfach zu erklären. Ich habe einen Migrationshintergrund väterlicherseits und bin mir ziemlich sicher, dass die relevante Therapeutin politisch zentrum-rechts bis rechts gesinnt war. Gleichzeit war sie scheinbar eine Verfechterin eines Feminismus, der sich über sexuellen Liberalismus versteht. Ich bin in Beziehungsdingen jedoch konservativ, politisch aber gar nicht. Sichtbar wurde das dann für mich, als sie nicht damit klarkam, dass ich umwerbende Männer mit einem eher mediterranen Aussehen meist bevorzuge und meinem Vater unterstellte, er hätte mir das aktiv beigebracht- dabei ist mein Vater komplett passiv und hat sicher kein großes Selbstbewusstsein. Ich hatte einfach das Gefühl, eine Vorliebe für Blonde wäre gar kein Thema gewesen, obwohl sicher die Sozialisation oft diese Vorlieben beeinflusst. Zudem unterstellte sie mir mehrfach, Werte der katholischen Kirche zu vertreten, dabei bin ich gar nicht katholisch getauft und mein Vater ist ein Kirchenkritiker, obwohl aus einer sehr konservativen kath. Familie. Ein bisschen komplexer ist die Angelegenheit also zumindest. Zuletzt hat sie Unverständnis darüber geäußert, warum meine Mutter wohl nicht an der sexuellen Revolution teilgenommen hätte und mir einfach zu sexuellen Erfahrungen geraten mit mir unverständlichen Begründungen, dabei entspricht das weder meinem Wunsch noch Bedürfnis nach Liebe statt nur Sex. Bei ihr ging es damals allerdings eher um meine Schlafprobleme und dabei konnte sie mir tatsächlich helfen. Allein, dass ich so klar die politischen Gesinnungen benennen und mich sterotypisiert fühle, stellt für mich in Frage, ob das nicht öfter eine Rolle spielt, als es sollte. Ich weiß auch, dass meine letzte Thera eher konservative Ideale von Dating hat, wo wir uns ganz gut getroffen haben.
Eine deutsch-irakische Freundin hat übrigens ähnliches von ihrem Analyse-Therapeuten berichtet. Irgendwie hatte er ein Problem mit ihrem irakischen Vater und dessen Kultur mit engerer Familienbindung etc. Vermutlich gibt es hier aktuell einen Mangel an interkulturell sensibler Psychotherapie.

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Beitrag So., 18.06.2023, 18:31

lisbeth hat geschrieben: So., 18.06.2023, 17:50 ...von Seiten der Therapeutin erstmal nur beobachtend, feststellend gemeint war und nicht wertend? Also, dass sie diesen Eindruck hatte und sich bei dir vergewissern wollte, ob das wirklich so ist?

Könnte ja auch möglich sein, dass der Druck und die Schuldgefühle aus dir selbst heraus kommen, weil du ihren "Ansprüchen" nicht genügst...

Du bist- so wie ich dich hier lese - sehr schnell dabei, dir ein Urteil zu bilden und die Dinge dann auch entsprechend einzukategorisieren und (ab)zuwerten. Und dann ist der Deckel zu. Vielleicht wäre ein wenig mehr neugierige Offenheit da hilfreich für dich? Mal nachfragen: Wie meinen Sie das? Bei mir kommt das so und so an.
Kann sein. Aber ist das nicht selbst eine vorschnelle Beurteilung und Kategorisierung meiner Person, ohne mich zu kennen? Ich kann hier ja nicht alle Therapieereignisse wiedergeben, von denen es mehr gab. Vielleicht weil ich bei ihr war, weil ich psychisch labil war, habe ich nicht die perfekten Antworten gegenüber ihr als Autorität gefunden? Kann es ein Anspruch sein, dass sich der Patient ideal gegenüber der Thera trotz Labilität verteidigen kann und sonst "selbst schuld" ist? Ich kann dazu nur sagen, dass ich mit anderen Therapeuten und Coaches sowie allein sehr gut Zugang zu meinen Gefühlen finde und bei ihr habe ich diesen Leistungsdruck gespürt und mich wie ein emotionaler Depp gefühlt. Und dann wähle ich eben lieber jemand anderes. Übrigens hat sie die Therapie nicht verlängert und meinte sie könnte mir nicht helfen, was auch die Folgetherapeutin komisch fand. Von daher endete die Zusammenarbeit nicht durch meine Weigerung, sondern ihre.
lisbeth hat geschrieben: So., 18.06.2023, 17:50 Und ja, vielleicht liegt es auch daran, dass kein zufriedenstellender Kontakt enstehen kann? Weder zu einem potentiellen Partner noch zu Therapeut:innen?

Freunde, Kollegen usw würde ich nochmal anders betrachten. Die meisten von uns sind ziemlich gut darin, diese Beziehungen so zu steuern, dass sie nicht zu sehr unter die Oberfläche gehen, daher macht das meistens weniger Angst, weil man sich trotzdem weiter gut "verstecken" kann. Mit Partner/in geht das nicht besonders gut, soll die Beziehung wirklich Substanz haben. Und in der Therapie boykottiert man sich damit (unbewusst) selbst...
Ich Frage mich: Kannst du so eine Ferndiagnose treffen aufgrund von wenig Textmaterial? Und warum hat das dann nie ein Thera zu mir gesagt, der das ja aus der Situation beurteilen kann: Hören Sie mal, Sie sind unfähig einen heilbaren Kontakt zu mir zu aufzubauen, also es bringt nichts!
Ich war schon mit manchen, eher aber mit Coaches zufrieden- habe sie irgendwie als engagierter empfunden. Geändert hat das aber an diesem einen Problem auf lange Sicht nichts oder wie gesagt, manches eher verschlimmert. Andere Probleme wurden gelöst. Trotzdem Therapeuten-beziehungsunfähig? Und wenn, wie könnte man das dann ändern? Mich interessiert diese Frage wirklich. Ich könnte meiner letzten Thera schreiben und sie fragen, ob sie bei mir diesen Eindruck hatte. Sie ist in Elternzeit für 4 Jahre, aber sehr nett und würde sicher antworten. Dann wäre diese Unsicherheit aus der Welt, ob ich selbst einfach unfähig bin, zu Therapeuten eine Beziehung aufzubauen.
Meine Freundschaften sind übrigens gar nicht oberflächlich. Wir erzählen uns fast alles und haben auch zahlreiche Konflikte, die wir auch gelöst haben.

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Beitrag So., 18.06.2023, 18:45

lisbeth hat geschrieben: So., 18.06.2023, 17:50 Und ja, vielleicht liegt es auch daran, dass kein zufriedenstellender Kontakt enstehen kann? Weder zu einem potentiellen Partner noch zu Therapeut:innen?


Ja, aber auch der Therapeut ist kein potentieller Beziehungspartner. Von daher kann das Problem sehr wohl beim potentiellen Beziehungspartner auftreten, beim Therapeuten aber genauso wenig wie beim Arbeitskollegen.

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Beitrag So., 18.06.2023, 18:55

münchnerkindl hat geschrieben: So., 18.06.2023, 18:45 Von daher kann das Problem sehr wohl beim potentiellen Beziehungspartner auftreten, beim Therapeuten aber genauso wenig wie beim Arbeitskollegen.
meist spiegeln sich die allgemeinen Probleme in Beziehungen auch und gerade in der Therapie wieder.

Andererseits kann es natürlich auch einfach sein dass es nicht klappt. Einfach so. Manchmal findet sich eben kein Partner. Egal wie viel Therapie man macht, wie viel man nachdenkt, wie toll es mit Freunden klappt, egal wie viel Bücher man liest und Hypnosen probiert. Manchmal klappt es nicht und es gibt keinen weiteren erkennbaren "Grund"

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Beitrag So., 18.06.2023, 19:09

Manel hat geschrieben: So., 18.06.2023, 18:31 Ich war schon mit manchen, eher aber mit Coaches zufrieden- habe sie irgendwie als engagierter empfunden. Geändert hat das aber an diesem einen Problem auf lange Sicht nichts oder wie gesagt, manches eher verschlimmert. Andere Probleme wurden gelöst. Trotzdem Therapeuten-beziehungsunfähig? Und wenn, wie könnte man das dann ändern? Mich interessiert diese Frage wirklich.
mich lässt dein thread tatsächlich auch auf Seite drei ratlos zurück: Du schreibst von Bindungsängsten, jedoch wehrst du vehement jede Frage, jeden Hinweis und Rat ab.
Worin äussert sich denn deine Bindungsangst? Und woher kommt sie?
Du musst das nicht sagen, nur schreibst du ja hier in einem Therapieforum und fragst nach Rat. Jeden Rat wehrst du aber ebenso vehement und gekränkt ab, bzw. kennst du schon alles.
Therapie hilft nicht, Coaching gefällt dir, ändert aber auch nichts und jetzt bist du bei Hypnose.
Ja nun, welcher Art könnte denn die Hilfe sein wenn du selbst keinerlei Ahnung hast was die Ursachen sind und auch jede tiefergehende Frage abwehrst?

Du weisst sehr genau was du willst und findest es aber nicht. Ohne ein klein wenig Ahnung warum wird sich da vermutlich nichts ändern.

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Beitrag So., 18.06.2023, 19:28

Manel hat geschrieben: So., 18.06.2023, 18:31 Vielleicht weil ich bei ihr war, weil ich psychisch labil war, habe ich nicht die perfekten Antworten gegenüber ihr als Autorität gefunden? Kann es ein Anspruch sein, dass sich der Patient ideal gegenüber der Thera trotz Labilität verteidigen kann und sonst "selbst schuld" ist? Ich kann dazu nur sagen, dass ich mit anderen Therapeuten und Coaches sowie allein sehr gut Zugang zu meinen Gefühlen finde und bei ihr habe ich diesen Leistungsdruck gespürt und mich wie ein emotionaler Depp gefühlt.
Aber genau das meinte ich: dass es gerade nicht der Anspruch sein sollte, dass Klienten "perfekt" sein müssen. Sonst wären sie vermutlich gar nicht in Therapie. Und oft ist es so, dass wir (kennt vermutlich jeder) - eigentlich "harmlose" Aussagen unseres Gesprächspartners in den falschen Hals bekommen und uns daran verschlucken. Das hat aber in vielen Fällen mehr mit uns und unserer Geschichte zu tun. Nennt sich Übertragung. Und ja, das muss nicht bei jedem Gesprächspartner auftauchen - oft entwickelt sich die Dynamik in solchen Momenten so, dass es uns an alte Dynamiken (Familie, Eltern, Schule etc) "erinnert", die uns (meist negativ) geprägt haben.

Hat denn dieses sich wie ein "Depp" fühlen irgendeine Ähnlichkeit mit dem wie du dich fühlst, wenn du auf für dich interessante Männer triffst?

Bei meinem Beitrag handelte es nicht um eine Ferndiagnose sondern um ein "Was wäre wenn" oder "wäre es möglich dass" - einfach mal eine Idee in den Raum stellen und die kannst du weiter durchspielen oder du kannst es sein lassen. Sinn und Zweck ist ist, auch mal in eine andere Richtung weiter zu denken, auf die man selbst nicht so unbedingt gekommen wäre ... aber scheint so gar nicht deins zu sein... Du bist dann sofort auf den Barrikaden und lehnst alles ab, was nicht in dein Raster passt.

Auffällig ist schon, dass du bei wirklich allem, was hier kommt, egal von wem, sofort auf Abwehr gehst und es kategorisch ablehnst. Mir persönlich ist es relativ egal, ob du mit meinen Ideen was anfangen kannst oder nicht, wir kennen uns ja nicht weiter. Aber die Frage stellt sich mir dann schon, was du dir hier erhoffst, was dir weiterhelfen könnte?
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Beitrag So., 18.06.2023, 19:59

chrysokoll hat geschrieben: So., 18.06.2023, 19:09
mich lässt dein thread tatsächlich auch auf Seite drei ratlos zurück: Du schreibst von Bindungsängsten, jedoch wehrst du vehement jede Frage, jeden Hinweis und Rat ab.
Worin äussert sich denn deine Bindungsangst? Und woher kommt sie?
Du musst das nicht sagen, nur schreibst du ja hier in einem Therapieforum und fragst nach Rat. Jeden Rat wehrst du aber ebenso vehement und gekränkt ab, bzw. kennst du schon alles.
Therapie hilft nicht, Coaching gefällt dir, ändert aber auch nichts und jetzt bist du bei Hypnose.
Ja nun, welcher Art könnte denn die Hilfe sein wenn du selbst keinerlei Ahnung hast was die Ursachen sind und auch jede tiefergehende Frage abwehrst?

Du weisst sehr genau was du willst und findest es aber nicht. Ohne ein klein wenig Ahnung warum wird sich da vermutlich nichts ändern.
Ha? Ich bin jetzt tatsächlich auch ratlos. Wieso wehre ich alle Ratschläge gekränkt ab und habe keine Ahnung von Ursachen? Ist das vielleicht eine Interpretation deinerseits? Es sind aus meiner Sicht nur Rückfragen bzw. eine Diskussion. Trotzdem-ich mache gerade auch eine Teil-Coaching-Ausbildung, erlaube ich mir, ein paar Äußerungen von Therapeuten zu kritisieren und den Fehler nicht allein bei mir selbst zu suchen. Etwa dieser Kommentar "Sie kriegen ja gar keinen Zugang zu ihren Gefühlen. Waren Sie überhaupt dabei?" würde in meiner Ausbildung das Feedback bekommen "Interpretation und Suggestivfrage. Stattdessen eine offene Frage stellen: Wie ist es Ihnen (mit dem Zugang zu Ihren Gefühlen) ergangen?" Und dann hätte ich mich vielleicht auch nicht als Depp gefühlt.
Nach jahrelanger Reflektion über das Thema habe ich natürlich eine Ahnung, woran meine Bindungsängste liegen. Meine Kindheit war für mich schrecklich, meine Mutter hat mich als begabtes oder anpassungsbereites Kind mit ihren Vorstellungen überfrachtet und mein Vater hat mich nicht verteidigt. Über Erscheinungsformen meiner Ängste habe ich auch schon ein paar Dinge geschrieben. Für mich ist das hier aber kein Rahmen für eine Online-Therapie oder Ferndiagnose, u.a. deswegen, weil aufgrund der von mir preisgegebenen Details jemand meine Person erkennen könnte. Zudem gehe ich dafür eben lieber zu einer entsprechend ausgebildeten Person, mit der ich nicht über ein Chat-Fenster kommunizieren muss, das alle Welt lesen kann. Ich wollte hier nur den Rat, WOHIN ich denn gehen könnte. Und möchte nicht meine gesamte Kindheit und detaillierte Erfahrungen mit Männern teilen. Erfolge bei Ängsten vor Männern habe ich teils gehabt und zwar mit Hypnosen und oben beschrieben.

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