Manel hat geschrieben: ↑So., 18.06.2023, 15:56
Eine Therapeutin hat sogar eine Art Leistungsdruck aufgebaut ("Sie kriegen ja ganz schlecht Zugang zu ihren Gefühlen-Waren Sie bei der inneren Reise überhaupt dabei?!"), was völlig kontraproduktiv war und Schuldgefühle verursacht. Ich denke jetzt, eine schlechte, unreflektierte Therapeutin!
Was wäre, wenn das von Seiten der Therapeutin erstmal nur beobachtend, feststellend gemeint war und nicht wertend? Also, dass sie diesen Eindruck hatte und sich bei dir vergewissern wollte, ob das wirklich so ist?
Dass Menschen von ihren Gefühlen abgekoppelt sind und keinen oder shclechten Zugang zu ihrem Gefühlsleben haben oder das schlecht ausdrücken können, ist für Therapeuten idR nicht besonders aufregend, würde mal denken, dass ein Großteil der Klienten und Klientinnen damit ein kleines oder größeres Problem hat.
Könnte ja auch möglich sein, dass der Druck und die Schuldgefühle aus dir selbst heraus kommen, weil du ihren "Ansprüchen" nicht genügst...
Du bist- so wie ich dich hier lese - sehr schnell dabei, dir ein Urteil zu bilden und die Dinge dann auch entsprechend einzukategorisieren und (ab)zuwerten. Und dann ist der Deckel zu. Vielleicht wäre ein wenig mehr neugierige Offenheit da hilfreich für dich? Mal nachfragen: Wie meinen Sie das? Bei mir kommt das so und so an.
Das sind die Momente, wo es meiner Erfahrung nach in der Therapiebeziehung spannend wird, weil man sich selbst zeigt, und ja, der bzw. die Therapeutin zeigt auch etwas von sich, auch wenn sie in ihrer Ausbildung (hoffentlich!) gelernt haben, das auf ein angemessenes, professionelles Maß zu beschränken. Aber sie stellen sich dir im Grunde als Spiegel zu Verfügung, geben dir Rückmeldung, greifen das auf was von dir kommt, vor allem auch auf emotionaler Ebene. Wenn da allerdings nicht viel vom Klienten kommt dann wird das schwierig mit dem in-Kontakt-gehen. Wenn es zB wirklich am fehlenden Zugang zu den Gefühlen liegt, dass da keine Resonanz entsteht, dann kann man da auch ganz gezielt daran arbeiten. Und ja, das ist sozusagen Schritt 1, vor allem anderen - denn die Gefühle sind trotzdem da, aber können nicht gut ausgedrückt werden und schießen dann gerne mal in solchen Situationen wie du sie beschreibst völlig quer, ohne dass man sich das irgendwie erklären könnte. (Q: Been there, done that.
)
Und ja, vielleicht liegt es auch daran, dass kein zufriedenstellender Kontakt enstehen kann? Weder zu einem potentiellen Partner noch zu Therapeut:innen?
Freunde, Kollegen usw würde ich nochmal anders betrachten. Die meisten von uns sind ziemlich gut darin, diese Beziehungen so zu steuern, dass sie nicht zu sehr unter die Oberfläche gehen, daher macht das meistens weniger Angst, weil man sich trotzdem weiter gut "verstecken" kann. Mit Partner/in geht das nicht besonders gut, soll die Beziehung wirklich Substanz haben. Und in der Therapie boykottiert man sich damit (unbewusst) selbst...