Vielleicht ist es auch umgekehrt?
candle
Vielleicht ist es auch umgekehrt?
Könnte sogar alles zusammen sein.chrysokoll hat geschrieben: ↑Mo., 02.01.2023, 20:59 Diese Mutter will ihre Tochter sehen. Ob nun aus Liebe, aus Egoismus, aus Langeweile, Gewohnheit, weil es sich so gehört, weil es bequem ist, weil es ihr in den Kram passt da noch reinzufunken... das wissen wir nicht
Danke für deinen Beitrag. Ich finde diese Kriegsgeschichten sehr bewegend, und was sich daraus entwickelt hat. Es ist gut möglich, dass bei dieser Generation und so auch bei meiner Mutter noch einiges ist, wovon niemand was weiß.reddie hat geschrieben: ↑Mo., 02.01.2023, 20:59 Meine verstorbene Mutter gehörte auch der Kriegsgeneration an. Als sie sechs war, standen die Russen im Zimmer und das nach einer sehr langen Flucht aus Ostpreußen. Meine Oma hatte sich auf dem Heuboden versteckt. Zum Glück haben sie Kindern nichts getan. Meine Oma hat nie darüber geredet.
Vielleicht erzählt mir meine Mutter mal was, wenn (falls) sie dement wird. Bisher kommt nie viel, wenn man fragt. Aber ich habe auch schon lange nicht mehr gefragt.
Ja, das sollte ich wohl.chrysokoll hat geschrieben: ↑Mo., 02.01.2023, 21:29 vielleicht könnte es dir ja helfen, vielleicht die Beziehung verändern wenn du nochmal fragst.
Das ist bei mir auch so. Ich kann praktisch gar keine Konflikte ansprechen oder lösen. Es fällt mir sogar schwer, z.B. einer Kollegin zu sagen, sie soll bitte nicht immer die Tür so zuknallen, weil ich dann gleich Angst habe, das könnte Komplikationen geben, und sie ist vielleicht sauer auf mich. Oder meinem Chef zu sagen, dass ich seine Beurteilung falsch finde, oder was auch immer.Lady Nightmare hat geschrieben: ↑Mo., 02.01.2023, 23:24 Wenn ich dann mal Grenzen setze, fühle ich mich anschließend schlecht. Ich kann mich an eine Situation erinnern, in der ich vom Verstand her ganz klar auf dem Schirm hatte, dass ich im Recht bin und jetzt mal eine deutliche Grenze gegenüber einer Person setzen muss, die mir im Übrigen schon immer unsympathisch war. Trotzdem habe ich mich hinterher mehr als schlecht gefühlt.
Letztes Jahr war ich schon sehr froh (trotz dem was ich oben schrieb, nach ein paar Tagen Abstand), als ich die Verlängerung auf vier Wochen angesprochen und durchgesetzt hatte. Es war eine riesen Erleichterung. Allerdings gab es auch gleich von einem Bekannten eine eher negative Reaktionen in dem Sinn, dass er gesagt hat, man wüsste ja nie, wie lange man seine Eltern noch hat, also sollte man so viel Zeit wie möglich mit ihnen verbringen. Dann hat sich gleich das schlechte Gewissen wieder gemeldet, aber das Gefühl der Erleichterung war trotzdem sehr stark, und da habe ich schon gemerkt, wie gut es tun kann, auch mal auf die eigenen Bedürfnisse zu hören.Lady Nightmare hat geschrieben: ↑Mo., 02.01.2023, 23:24 Der Weg da raus? Tja, auf das achten, was ich eigentlich will, und mich immer wieder darin üben, doch mal Grenzen zu setzen und dann wahrnehmen, wie sich dadurch etwas zum Positiven für mich verändert.
Ich merke, dass doch auch noch ein bisschen Ärger da ist über Dinge, die in meiner Kindheit suboptimal gelaufen sind. Es war für mich vieles ziemlich schwierig, und ich bekam statt Hilfe auch oft gar nichts von meiner Mutter in den schwierigen Situationen, oder sie selbst war die schwierige Situation.Lady Nightmare hat geschrieben: ↑Mo., 02.01.2023, 23:29 Das, was man bereit ist zu tun, für seine Eltern, sollte auch irgendwo zu der bisherigen Beziehung passen, finde ich.
Das läuft auf einer unbewußten Ebene ab, macht es dadurch aber nicht besser. Mein Vater hatte eine ähnliche Verknüpfung. Daß ich den Kontakt gemieden habe, war für ihn ein Zeichen von Undankbarkeit und mangelnder Wertschätzung. Die Wahrheit lag aber eher in seiner emotionalen Bedürftigkeit und seinem klammernden Verhalten, daß mir die Luft zum Atmen genommen hat. Leider hat er meinen Wunsch nach Abstand nie zum Anlaß genommen sein Verhalten zu hinterfragen.Chiana hat geschrieben: ↑Mo., 02.01.2023, 20:23
Du schützt, auf Kosten deiner Gesundheit und deiner Authentizität, deine Mutter vor den Folgen ihres Verhaltens. Sie nutzt dein Verantwortungsbewußtsein aus, damit sie sich nicht mit sich selbst und ihren inneren Abgründen auseinandersetzen muß.
Ich glaube, sie denkt sich nichts Böses dabei, es ist für sie selbstverständlich, dass man in einer Familie Kontakt hält. Wenn man es nicht tut, sagt es ihrer Meinung nach etwas aus, nämlich, dass man in dem Fall sie nicht mag. Ich würde das aber nicht so absolut sagen. Aber tatsächlich gibt es halt Dinge, die die Bindung bei uns weniger eng machen.
Ja, das ist das Problem, du solltest auf Bekannte (Quacksalber) einfach nicht hören. Die Frage ist wie die überhaupt an dich herantreten? Rufen die dich extra an oder steckt da auch ein familiäres System dahinter?Chiana hat geschrieben: ↑Di., 03.01.2023, 09:19
Letztes Jahr war ich schon sehr froh (trotz dem was ich oben schrieb, nach ein paar Tagen Abstand), als ich die Verlängerung auf vier Wochen angesprochen und durchgesetzt hatte. Es war eine riesen Erleichterung. Allerdings gab es auch gleich von einem Bekannten eine eher negative Reaktionen in dem Sinn, dass er gesagt hat, man wüsste ja nie, wie lange man seine Eltern noch hat, also sollte man so viel Zeit wie möglich mit ihnen verbringen. Dann hat sich gleich das schlechte Gewissen wieder gemeldet, aber das Gefühl der Erleichterung war trotzdem sehr stark, und da habe ich schon gemerkt, wie gut es tun kann, auch mal auf die eigenen Bedürfnisse zu hören.
Es kann aber auch sein, dass deine Mutter noch 20 Jahre lebt... Es weiß halt keiner. Was macht dieser Gedanke mit dir?
Kannst du dich in diesem Punkt ernst nehmen? Dir zugestehen, dass es tatsächlich erleichternd für dich ist, deine Mutter seltener zu sehen? Was passiert mit dir, wenn du diese Fantasie weiter verfolgst und es keine Einschränkungen gibt i.S.v.: "Das macht man/gehört sich aber so!"?