TanteTrude hat geschrieben: ↑Fr., 07.10.2022, 18:27
da das buch nicht von freud selbst ist sondern von einem seiner patienten, sagt wohl einiges aus oder?
Du versuchst hier zwar mit der rhetorischen Frage etwas zu implizieren, aber leider fehlt dir offensichtlich jegliche tatsächliche Information zu dem Thema. Das Buch ist sowohl im englischen Original als auch in der deutschen Übersetzung von renommierten Wissenschaftlern editiert worden und bereits im Jahr 1956 positiv vom International Journal of Psycho-Analysis rezensiert worden, als "the most delightful and precious appreciation of Freud's personality that is ever likely to be written" und als "the most enchanting ornament of all the Freudian biographical literature." Hilda Doolittle, die du nicht zu kennen scheinst, war übrigens eine berühmte Schriftstellerin des Modernismus. Häufig erscheint sie einfach als HD.
wenn sie bei ihm tee getrunken und bei seiner familie gegessen hat, war das dann die eigentliche behandlung von der die da spricht? ich denke nicht dass freud sich sehr darüber freut dass ihm angelastet wird, er würde mit seinen patienten eine freundschaftliche beziehung pflegen, denn genau solche dinge hat der gute während einer therapie verteufelt.
Nein, das hat er nicht verteufelt. Er war absolut gegen sexuelle Beziehungen zwischen Analytiker_innen und Patient_innen, und hat Zurückhaltung im sozialen Umgang empfohlen, aber ihn nie ganz ausgeschlossen. Es ging ihm darum, dass die Beziehung zum Analytiker nicht zum Ersatz dessen, was eigentlich gefehlt hat, werden darf, aber mit diesem Ziel im Hinterkopf ist er durchaus flexibel mit Patient_innen umgegangen. Das war damals eben auch noch kein Massenbetrieb und ein individuelles Abwägen eher möglich. Im Übrigen ist das Buch ursprünglich zwar vier Jahre nach seinem Tod erschienen, aber die Inhaber des geistigen Eigentums hätten ohne Weiteres gegen jegliche Falschdarstellung vorgehen können und z.B. Anna Freud hätte ja guten Grund gehabt, das zu tun, wenn irgend etwas nicht gestimmt hätte, da sie selbst Analytikerin war. Aber Fehlanzeige. Das Buch ist absolut akzeptiert und respektiert. Die Briefe, die Freud an HD geschrieben hat, enthält es übrigens auch.
wenn du mehr bücher über freud liest oder noch besser die bücher die sich mit den aussagen, theorien und meinungen von freud befassen, als irgend ein zeug das seine patienten über ihn sagen, wirst du schnell merken dass freud nachdem was er so spricht, sich niemals mit seinen patienten an einen tisch bei ihm zu hause setzen würde und einen auf kumpel macht
war diese hilda doolittle vielleicht psychisch schwer krank und hat nebenbei mit tieren gesprochen? insofern würde ich ihren schilderungen dann nicht unbedingt glauben schenken.
Ganz ehrlich, das ist jetzt schon ein bisschen unverschämt. Ich habe etliches von Freud selbst gelesen. Die Formalisierung der Abstinenzregeln kam erst nach und nach, nicht so sehr bei Freud selbst. Sicher kann man die damaligen Umstände nicht ohne Weiteres auf heute übertragen. Aber dass ein Analytiker auch ein Mensch und als Mensch sichtbar sein kann, das hat Freud durchaus vorgelebt.