Fühle mich vom Therapeuten im Stich gelassen

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chrysokoll
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Beitrag So., 14.08.2022, 20:07

Die Quartalsstunden sind keine wirklich Behandlung

Offenbar möchte dein Therapeut etwas verändern und jemand mit Traumaqualifikation hinzu ziehen, was ich sehr gut finde.

Wichtig ist aber auch: Du bist nicht an ihn gebunden und du musst ihm auch nicht gehorchen oder abwarten
Du kannst, darfst und sollst deine eigenen Entscheidungen treffen und z.B. die SE-Therapie machen wenn du das so möchtest, das muss nicht er abnicken.

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herostrikesback
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Beitrag So., 14.08.2022, 21:08

lisbeth hat geschrieben: So., 14.08.2022, 18:00 "Mit deinem Therapeuten scheint das ja - unausgesprochen - über die Jahre prima funktioniert zu haben, dass er sich nur innerhalb des von dir erwünschten/tolerierten Rahmens bewegt hat. Und wir sehen hier ja sehr deutlich, was los ist, wenn er sich mal anders verhält als du es für passend hältst, dann stellst du erstmal die gesamte therapeutische Beziehung komplett in Frage."

Woher weißt du das denn so genau? Warst du dabei? Bei dir liest sich das ja so, als hätte ich meinen Therapeuten über Jahre um den Finger gewickelt, damit er mich mit Seidenhandschuhen anfasst.

Wir hatten nie Konflikte, weil ich nie ein Problem damit hatte, wenn er Kritik geäußert hat. Nur weil ich geschrieben habe, dass er mir positives Feedback gegeben hat, heißt das doch nicht, dass er mich nie kritisiert hat.
Das eine schließt das andere ja nicht aus. Du hast eine komplett falsche Vorstellung.

Hier wird einfach zu viel reingelesen und gedeutet und ich habe schon mehrmals erwähnt, dass wir nur Gespräche hatten. Es ging also hauptsächlich nur um meinen Alltag und teilweise um meinen Hintergrund, weil er ja auch Informationen benötigt hat.

In dieser Krise bin ich ja nur, wegen der Re-Traumatisierung durch die Ergotherapeutin.
Ich hätte sonst doch diesen Konflikt gar nicht mit ihm.

Was für unangenehme Dinge hätte er mir denn sagen sollen, wenn sogar der Obergutachter meine Langzeittherapie nur auf Grund einer erforderlichen Stabilisierung genehmigt hat, weil es bei mir sonst immer heißt, dass meine Störung zu schwer und zu chronisch und daher kaum behandelbar ist.

Das Problem, welches sich jetzt akut zeigt, hatte ich vorher ja gar nicht. Inwieweit hat er also zu viel Rücksicht genommen?
Zuletzt geändert von herostrikesback am So., 14.08.2022, 21:21, insgesamt 1-mal geändert.

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herostrikesback
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Beitrag So., 14.08.2022, 21:17

chrysokoll hat geschrieben: So., 14.08.2022, 20:07 Die Quartalsstunden sind keine wirklich Behandlung

Ja, du hast Recht.

Ich weiß, dass diese 2-3 Termine im Quartal keine richtige Therapie ist, aber da wir sonst ja auch nur geredet haben, meinte er, würde das ja keinen Unterschied machen. Außer, dass es dann halt nur alle 4-6 Wochen ist und nicht 14tägig. Wir hätten trotzdem immer unsere 50 Minuten.

Ich würde gerne das SE machen. Aber wenn ich das bei der HP mache, dann ist er weg, hat er gesagt
und dann stehe ich komplett ohne Facharzt da.

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Solage
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Beitrag So., 14.08.2022, 21:52

Hallo herostrikesback,

ich kann nachvollziehen wie schrecklich sich das anfühlt, wenn dein Therapeut die Absprache nicht einhält zu verlängern und plötzlich zurückrudert. Das finde ich sehr schlimm!

Wenn ich mir vorstelle, dass das mein Therapeut tun würde, würde ich in ein Loch fallen und vieles in Frage stellen. Vertraue ich doch auf seine Aussagen.

Gerade schwer traumatisierte Menschen sind häufig auch von Bindungsstörungen durch fehlende echte Bindung, die von Tätern ausgenutzt wird, traumatisiert. Abhängig vielleicht schon als Kind vom Missbraucher usw.

Jetzt behandelt dich dein Therapeut 5 Jahre und plötzlich fällt ihm ein, dass er für dich als Therapeut gar nicht geeignet sei. Das ist für mich eine faule Ausrede, um dich abzustoßen.

Er sagt dir auch noch, dass er solche Fälle wie dich nie wollte, aber warum auch immer dich doch angenommen hat. Du sollst dafür dankbar sein, aber jetzt geht es aufgrund deiner ach so schweren Störung nicht mehr… ist für mich Schmarrn. Das geschieht doch nicht plötzlich.

Ich war mal bei einem Traumatherapeuten, der extrem übergriffig war. Obwohl super ausgebildet. Und ich bin jetzt seit vielen Jahren bei einem Psychoanalytiker, der wie etliche seiner Kollegen der Meinung ist, dass Fortbildung in Traumatherapie nicht nötig ist, weil all seine Patienten in gewisser Weise traumatisiert sind und er jedem menschlich, empathisch und persönlich begegnet. Mir hilft das mehr als alle Techniken. Eine menschliche Begegnung, die mich in meiner Not sieht und lässt. Dass ich willkommen bin und ich werde nicht abgestoßen/abgetrieben. Und es war nicht immer eitel Sonnenschein. Aber dadurch, dass jeder die Position des anderen anerkennt, entsteht so etwas wie Heilung.

Meine Wünsche werden nicht alle erfüllt, aber da ist Raum diese zu benennen. Das ist die Fantasie-Ebene.

Die Versprechungen des Therapeuten sind aber real und wenn er die nicht einhalten kann, dann ist es sehr verständlich, dass es dir damit schlecht geht. Wenn versucht wird, den Therapeuten zu verstehen, aber dich nicht…da läuft für mich was schief.

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herostrikesback
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Beitrag So., 14.08.2022, 23:00

Danke für deine Antwort.

Ich persönlich habe das auch so gesehen, dass mir gerade diese enge Beziehung gut getan hat
und dadurch ein Stück weit Heilung entsteht. Da ich das hab nicht kommen sehen, dass er nicht mehr will, weil was anderes besprochen war, bin ich emotional total verwirrt und weiß nicht mehr, was ich denken soll.

Aber all meine negativen Gedanken und Worte sind dennoch nicht richtig. Ich muss lernen, dass besser reguliert zu bekommen.

Ich bin mir sicher, er ist verletzt wegen dieser Ergotherapeutin, weil ich es ihm lange nicht erzählt habe und er immer dachte, dass alles gut war.
Ich kann das auch total verstehen, dass ihn das getroffen hat. Er hat ja auch selber zu mir gesagt, dass er mir vertraut hat, dass dort alles gut läuft.
Zuletzt geändert von herostrikesback am So., 14.08.2022, 23:09, insgesamt 1-mal geändert.

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candle.
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Beitrag So., 14.08.2022, 23:08

herostrikesback hat geschrieben: So., 14.08.2022, 23:00 Er hat ja auch selber zu mir gesagt, dass er mir vertraut hat, dass dort alles gut läuft.
Wer denkt aber auch daran, dass ein Ergotherapeut übergriffig ist? Die Regel ist das hoffentlich nicht.
Aber ja: Das sind dann die Dinge woran man arbeiten müßte, dass dir das nicht wieder passiert.
Warum hast du denn nichts gesagt?

candle
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herostrikesback
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Beitrag So., 14.08.2022, 23:41

@Candle

Es waren keine sexuellen Übergriffe und es war eine Ergotherapeutin.

Die hat so esoterische Sachen mit mir gemacht, obwohl ich immer gesagt habe, dass ich das nicht möchte, aber die wollte mir immer einreden, dass mir ihre Behandlung hilft.

Die hat auch so Rückführungen in die Kindheit gemacht und Begegnungen mit den Tätern, die ja schon lange nicht mehr leben. Ich musste ihr wöchentlich immer wieder alles erzählen und alles wieder erleben. Jedes mal wenn ich gesagt habe, dass mir das alles nicht hilft und mir schadet, meinte sie, sie würde aber eine Besserung spüren.

Ich war der irgendwie ausgeliefert und konnte mich kaum abgrenzen.

Im Grunde hat die eine wöchentliche Traumaexposition gemacht, obwohl Sie von sowas null Ahnung hat und nicht ausgebildet ist. Es läuft auch eine Anzeige wegen der Ausübung einer unerlaubten Heilbehandlung.

Mein Therapeut ist halt verletzt, weil er mich öfters gefragt hat, weshalb meine Flashbacks zugenommen haben und ich hab nie was gesagt, obwohl ich wusste, dass es wegen der Ergotherapeutin war.

Ich konnte ihm das nicht erzählen, weil ich Angst hatte, dass er mir nicht glaubt und denkt, ich würde das alles nur erfinden. Aber als durch diese esoterischen Übungen noch schwere aggressive Zwangsgedanken ausgelöst wurden, konnte ich mich einer Traumaexpertin von der Sekteninfo telefonisch anvertrauen und dann auch meinem Therapeuten.

Ich verstehe es, dass er verletzt ist, weil es auch für Ihn so plötzlich kam.

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candle.
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Beitrag Mo., 15.08.2022, 00:20

Bei mir ist es so, dass ich, wenn mir irgendwas unangenehm ist, nicht mehr hingehe.
Wußtest du vorher nicht was die Ergotherapeutin anbietet?

candle
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Philosophia
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Beitrag Mo., 15.08.2022, 06:17

Deine negativen Gedanken und Gefühle ... es ist schwierig, sie als "nicht richtig" zu bezeichnen. Sie sind jetzt da und haben einen Grund! Sie wollen dich bestimmt vor weiterer Verletzung schützen.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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herostrikesback
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Beitrag Mo., 15.08.2022, 07:50

candle. hat geschrieben: Mo., 15.08.2022, 00:20 Bei mir ist es so, dass ich, wenn mir irgendwas unangenehm ist, nicht mehr hingehe.
Wußtest du vorher nicht was die Ergotherapeutin anbietet?

candle
Nein, ich wusste das nicht, was die anbietet, weil die hat ja auf ärztliche Verordnung gearbeitet und hätte das, was sie mit mir gemacht hat, gar nicht machen dürfen. Die Ergotherapie hätte zum Erhalt der Stabilität genutzt werden sollen, nur deswegen hat meine Psychotherapeut mir diese verordnet.

Esoterik und dann noch eine Hobby-Psychotherapie alles unter dem Deckmantel der Ergotherapie, damit man das mit der Krankenkasse abrechnen konnte...

Ich habe mich verpflichtet gefühlt, es allen Recht zu machen und konnte mich deswegen nicht abgrenzen, weil ja genau das eines meiner Probleme ist.

Ich kann oft "Freund" von "Feind" nicht unterscheiden, weil ich im näheren Kontakt zu Menschen komplett dissoziiert oder übererregt bin. Ich kann sowas dann nicht einschätzen und lasse mir immer zu viel gefallen, weil ich mich unterwerfe.

Und nun bekommt mein Therapeut meine ganze Wut ab und das tut mir auch aufrichtig leid.

Ich bin mir sicher, dass er nur deswegen auf Distanz geht, wegen dieser Sache mit der Ergotherapie. Er meinte bei unserem Gespräch, dass er nicht möchte, dass ich irgendwann denke, dass ich ihm nicht wichtig war und er nur mein Geld wollte und mich darum so lange behandelt hat. Ich kann das verstehen auch wenn es mir weh tut.

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lisbeth
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Beitrag Mo., 15.08.2022, 08:35

herostrikesback hat geschrieben: So., 14.08.2022, 21:08 Wir hatten nie Konflikte, weil ich nie ein Problem damit hatte, wenn er Kritik geäußert hat. Nur weil ich geschrieben habe, dass er mir positives Feedback gegeben hat, heißt das doch nicht, dass er mich nie kritisiert hat.
Das eine schließt das andere ja nicht aus. Du hast eine komplett falsche Vorstellung.
[..]
In dieser Krise bin ich ja nur, wegen der Re-Traumatisierung durch die Ergotherapeutin.
Ich hätte sonst doch diesen Konflikt gar nicht mit ihm.
Ich melde in der Regel zurück, wie das was du (oder andere) hier erzählen, auf mich wirkt. ich sage nicht dass es so war, du kannst selbst entscheiden. Und: klar ist Spekulation mit dabei - wie immer im zwischenmenschlichen Miteinander. Du spekulierst ja jetzt auch gerade rum, was die Beweggründe deines Therapeuten sein mögen... ;-) Aber ich weiß selbst, dass mir solche Rückmeldungen von außen oft auch helfen, eine Situation besser bzw. anders zu durchschauen. Was du davon an Bord holen willst (oder auch nicht) - das entscheidest du ganz alleine.

Ich habe schon das Gefühl, dass ihr beide irgendwie sehr vorsichtig, möglicherweise übervorsichtig, miteinander umgegangen seid. Du genauso wie er. Meiner Meinung nach kann und darf es auch in einer gut laufenden Therapie auch zu Konflikten kommen. Koflikt heißt ja nicht, dass die Beziehung an sich auf der Kippe steht, sondern dass einfach zwei unterschiedliche Meinungen im Raum stehen. Konfliktfreiheit heißt nicht, dass die Therapie "gut" läuft. Konfliktfreiheit kann auch bedeuten, dass wichtige Themen ausgespart werden. Das ist dann eher Konfliktvermeidung. Und du betonst hier immer wieder, dass ihr keine Konflikte hattet. Bei einer Therapie, die seit 5 Jahren läuft, würde ich diese Abwesenheit von Konflikten eher kritisch bewerten. Da sehe ich dann eher das Muster "Anpassung/Unterwerfung gegen Beziehung" - auch eine klassische Traumareaktion. Aber ein qualifizierter Traumatherapeut hätte das vielleicht viel schneller geschnallt und hätte auch das passende Handwerkszeug um dich damit angemessen zu konfrontieren?
herostrikesback hat geschrieben: Mo., 15.08.2022, 07:50 Ich habe mich verpflichtet gefühlt, es allen Recht zu machen und konnte mich deswegen nicht abgrenzen, weil ja genau das eines meiner Probleme ist.
Kann es sein, dass du (unbewusst) das mit der Ergotherapeutin bei ihm nicht angesprochen hast, weil du ja wusstest, dass er eigentlich nicht mit Patienten wie dir arbeiten will (wegen fehlender Qualifikation)? Daraus resultiert ja der (unausgesprochene) Auftrag, dass du möglichst unkompliziert und "pflegeleicht" sein musst, damit du für ihn keine zu große Belastung darstellst. Auf dieser Grundlage kann aber keine Therapie funktionieren, wenn du als Patientin ständig das Gefühl haben musst, dass du nicht "zu viel" für den Therapeuten sein darfst, dass du dich deinem Gegenüber nicht zumuten darfst, weil dieser sonst auf die Idee kommen könnte, dass er für dich nicht geeignet ist - und genau das ist ja jetzt am Ende auch passiert.

Letztlich war das Ereignis mit der Ergotherapeutin glaube ich ein Katalysator. Aber die Grundproblematik, dass er nicht die Ausbildung hat, um dir dauerhaft zu helfen, die war ja schon vorher da.

Umso wichtiger finde ich es, dass du anfängst mit einem Therapeuten/Therapeutin zu arbeiten, mit denen du diese Probleme angehen und bearbeiten kannst. Und ich wiederhole: Ja, das ist möglich. Aber da brauchst du ein Team im Rücken, die im Hinblick auf komplexe Traumatisierung wissen, was sie tun und die dich auch mal aus deiner Komforzone herausholen, nicht brachial und nicht alles auf einmal, sondern Schritt für Schritt.
Du bist seit 14 Jahren in therapeutischer Behandlung. Auf theoretischer Ebene hast du - finde ich - eine sehr klare Vorstellung wie die Dinge für dich zusammenhängen. Aber dieses theoretische Verständnis ändert nix an deinen Problemen im Alltag, deiner Selbstunsicherheit oder deinen Traumafolgen. Ich finde es schade, dass da so lange Zeit mit dir sehr oberflächlich "herumgedoktert" wurde, aber sich anscheinend nichts oder nicht viel im Hinblick auf deine Grundproblematiken geändert hat. Es ist ja immerhin deine Lebenszeit, die dafür draufgeht, und dafür solltest du dir auch zu schade sein, um einfach im Status Quo zu verharren, oder?
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 15.08.2022, 10:12

Und in 14 Jahren Therapie sollte etwas raus kommen, sich verändern, sich verbessern!
Ich meine das ausdrücklich nicht als Kritik, nur als Anregung, Motiviation.
Ich habe sehr lange gedacht bei mir geht nichts mehr, ich bin nicht für Therrapie geeignet, es liegt an mir.
Bis ich noch einmal einen Anlauf gewagt habe und mit Nachdruck nach Traumatherapie suchte - was dann übrigens nicht soo schwer war, vielleicht hatte ich auch Glück, aber nach zwei Monaten hatte ich einen Platz.
Ich bin die Therapiesuche angegangen wie eine sehr ernste, wichtige, nachdrückliche Jobsuche. Und ja, das kostet Kraft, lohnt sich aber.

Jetzt merke ich was mit einer speziellen Traumatherapie geht, was sich verändern kann
Man kann an Dissoziationen arbeiten, das ist hart, schwer, aber möglich! Und natürlich gehen die nicht weg davon, aber sie können weniger werden, anders, handhabbarer. Man kann mit den Teilen sprechen, verhandeln, daran arbeiten. Nein, die fusionieren nicht bei mir, aber das Leben wird leichter und eher zu bewältigen.
Ein guter Traumatherapeut hat das Handwerkszeug, lässt sich nicht abschrecken

Und nach fünf Jahren bei einem Therapeuten kann es so und so gut sein nochmal woanders anzufangen, mit ganz neuen Impulsen, neuer Vorgehensweise. Nach fünf Jahren kennt man sich zu gut, es ist eingefahren, eingeschliffen. Ich kann nur ermutigen sich nach neuer, weiterer Therapie umzusehen statt zu verharren und brav zu warten was der Therapeut, der gar nicht mehr will, noch an Brotkrumen hinwirft oder vorschlägt (letzteres würde ich mir natürlich anhören)

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herostrikesback
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Beitrag Mo., 15.08.2022, 10:25

Daraus resultiert ja der (unausgesprochene) Auftrag, dass du möglichst unkompliziert und "pflegeleicht" sein musst, damit du für ihn keine zu große Belastung darstellst. Auf dieser Grundlage kann aber keine Therapie funktionieren, wenn du als Patientin ständig das Gefühl haben musst, dass du nicht "zu viel" für den Therapeuten sein darfst, dass du dich deinem Gegenüber nicht zumuten darfst, weil dieser sonst auf die Idee kommen könnte, dass er für dich nicht geeignet ist - und genau das ist ja jetzt am Ende auch passiert.
Wie schon mehrmals geschrieben: Wir hatten nur Gespräche über Alltag und meinen Hintergrund. Es handelte sich nicht um eine Therapie, so wie du dir das vorstellst. Wir hatten einen Behandlungsvertrag. Weißt du, was da drin stand?
Und natürlich wollte er, dass ich unkompliziert und pflegeleicht bin, weil es ja bei ihm nur um Stabilisierung ging.
Es war nie was anderes geplant.
Letztlich war das Ereignis mit der Ergotherapeutin glaube ich ein Katalysator. Aber die Grundproblematik, dass er nicht die Ausbildung hat, um dir dauerhaft zu helfen, die war ja schon vorher da.
Ja, das stimmt und das habe ich ja immer gewusst. Von Anfang an. Auch der Obergutachter hat es gewusst und wie ich geschrieben habe, mir die Langzeit genehmigt zwecks Stabilisierung.
Mein Therapeut war nie dafür da, um das zu machen, was du hier schreibst.

Dass er jetzt überfordert ist, liegt daran, weil er nicht weiß, wie er mit meinen Flashbacks und Dissoziationen umgehen muss. Diese waren vor der Re-Traumatisierung ja nicht so heftig. Deswegen will er einen Experten mit ins Boot holen.
Ich finde es schade, dass da so lange Zeit mit dir sehr oberflächlich "herumgedoktert" wurde, aber sich anscheinend nichts oder nicht viel im Hinblick auf deine Grundproblematiken geändert hat. Es ist ja immerhin deine Lebenszeit, die dafür draufgeht, und dafür solltest du dir auch zu schade sein, um einfach im Status Quo zu verharren, oder?
Ja, das stimmt. Aber wie schon geschrieben, gab es bei mir Gründe und noch andere Kontraindikationen, weshalb eine spezifische Traumatherapie nie gemacht werden konnte.

Und ja, ich hätte mir vielleicht zwecks Stabilisierung einen Therapeuten suchen müssen, der mehr in Richtung Selbstregulation und stabilisierende Traumatechniken macht, aber den gibt es hier bei mir in der Nähe halt nun mal nicht.

Ich weiß nicht, ob hier was missverstanden wurde, aber dass er keine Ahnung von Traumatherapie hat, das war von Anfang an klar. Er hat nie was anderes behauptet und ich habe von ihm nie eine Traumatherapie gefordert. Die Problematik jetzt ist die, dass Symptome von denen er kein Fachwissen hat, sich zugespitzt haben und da verstehe ich ihn ja. Er will ja, dass es mir besser geht.

Darf ich mich nicht im Stich gelassen fühlen und wütend und verletzt sein, wenn er sich plötzlich gegen unsere Absprache verhält? Unabhängig davon, was mir mein Verstand sagt, sagen mir meine Gefühle "Bedrohung und Gefahr" und ich habe halt nie gelernt diese Energien zu regulieren außer durch Gespräche.

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saffiatou
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Beitrag Mo., 15.08.2022, 10:49

herostrikesback hat geschrieben: So., 14.08.2022, 19:58 Ich hatte auch eine Traumatherapeutin, die das SE nach Levine macht, gefunden, aber da diese Heilpraktikerin ist, möchte das mein Therapeut nicht, weil er für HP nicht offen ist.

herostrikesback hat geschrieben: So., 14.08.2022, 10:55 Er sagt zwar, dass er mir langfristig erhalten bleibt und ich alle 4-6 Wochen einen Termin haben kann, aber wie soll ich das glauben? Ich hab Angst, dass das nur eine Masche ist und er mich wie ein Medikament, welches unerwünschte Nebenwirkungen hat, ausschleichen möchte. Außerdem sind Termine alle 4-6 Wochen während einer akuten Krise viel zu wenig.
Er könnte auch ohne Stunden zu beantragen, da Du einen ärztlichen Psychotherapeuten (oder Psychiater) aufsuchst, auch ohne Antrag eine höhere Stundenfrequenz anbieten. Auch ein medizinisches Fachgespräch, darf wöchentlich stattfinden.
herostrikesback hat geschrieben: So., 14.08.2022, 10:55 Seit dieser Sache mit der Ergotherapie habe ich das Gefühl, dass sich mein Therapeut verändert hat.
Er fühlt sich ein Stück weit dafür verantwortlich, weil er nicht ausreichend geprüft hat, was dort mit mir gemacht wird und ist enttäuscht, dass ich ihm zu spät von dem grenzüberschreitenden Verhalten der Ergotherapeutin erzählt habe.
Hast Du nur das Gefühl, oder hat er Dir das mitgeteilt? Woran machst Du fest, dass er enttäuscht ist?
herostrikesback hat geschrieben: So., 14.08.2022, 10:55 Er möchte, dass ich mir einen ambulanten Experten suche, aber Fakt ist, dass es hier bei mir in der Nähe keinen gibt,
Ich finde es eher sehr verantwortungsvoll, wenn er erkennt, dass er Dich nicht weiterbehandeln kann und das in kompetente Hände geben will. Manchmal braucht es etwas Geduld bei der Suche.
lisbeth hat geschrieben: So., 14.08.2022, 15:19 Auf mich wirkt das eher trotzig und manipulativ und nicht so, als ob du (erwachsen) für dich und deine Bedürfnisse einstehst. Denn das beinhaltet immer auch Respekt für die Grenzen deines Gegenübers. Die sind dir aber anscheinend völlig egal (aber alle sollen bitte deine Grenzen beachten und berücksichtigen - finde den Fehler....).
Genau das lese ich auch aus den posts heraus.
herostrikesback hat geschrieben: So., 14.08.2022, 17:27
Mein Fehler, dass ich dachte ich könne hier meinen Emotionen freien lauf lassen, wo doch sogar mein Therapeut mir das so beigebracht hat, dass ich in der Wut alles sagen darf ohne Angst haben zu müssen, dass irgendwas missverstanden wird.
Klar kannst Du hier Deinen Emotionen freien Lauf lassen, aber versuche Dich mal in die Lage der anderen User zu verstzen, die das dann abbekommen, sollen sie einfach nur schlucken??? Es ist schon richtig und ich finde auch hilfreich, wenn Du hier gespiegelt wirst.
Er möchte, dass es eine approbierte Therapeutin (Psychologin oder Ärztin) macht.
es ist super, dass Dein Therapeu da aufpasst, das gehört nicht in die Hände eine Heilparktikerin!
herostrikesback hat geschrieben: Mo., 15.08.2022, 10:25 Darf ich mich nicht im Stich gelassen fühlen und wütend und verletzt sein, wenn er sich plötzlich gegen unsere Absprache verhält?
klar darfst Du, aber irgendwann solltest Du auch wieder den erwachsenen Teil herausholen, der dankbar dafür ist, dass Dein Therapeut für Dich sorgt und seine! Grenzen erkennt und darauf besteht einen Fachmann hinzuzuziehen.

Ob Du nun eine spezielle Traumathera machst oder "nur" eine Thera, die aber regelmäßige wöchentliche Stunden beinhaltet, bleibt Dir ja überlassen.
chrysokoll hat geschrieben: Mo., 15.08.2022, 10:12 Und in 14 Jahren Therapie sollte etwas raus kommen, sich verändern, sich verbessern!
ganz genau!!
never know better than the natives. Kofi Annan

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herostrikesback
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Beitrag Mo., 15.08.2022, 10:53

chrysokoll hat geschrieben: Mo., 15.08.2022, 10:12 Und in 14 Jahren Therapie sollte etwas raus kommen, sich verändern, sich verbessern!
Ja, das stimmt. Aber ich hatte doch erklärt, dass es nie eine richtige Therapie war, sondern immer nur Gespräche, die nur der Stabilisierung dienten, weil aus speziellen Gründen keine Traumatherapie möglich war.
Solange man im OEG Verfahren oder in einem Strafverfahren steckt oder noch Täterkontakt besteht, darf man keine Traumatherapie machen.

Und da ich erst vor ein paar Wochen die Anerkennung bekommen habe, wäre erst jetzt der Weg dazu frei.

Kannst du mir sagen, was sich traumatechnisch bei einer chronisch schweren kPTBS alleine durch Gespräche verändern sollte?
Mein erster Therapeut, bei dem ich 9 Jahre war, war einfach nur ein Psychiater der für die PIA gearbeitet hat.
Das war nie Therapie, sondern nur entlastende Gespräche für die schwer chronisch Kranken. Und weißt du, ob es zu einer Verbesserung kam? Ich schrieb doch, dass ich 7 Jahre lang stabil war.
Das war etwas, was davor nie möglich war. Im Grunde fängt meine Therapie erst an, wenn ich einen Traumaexperten gefunden habe.

Das mit den Brotkrumen stimmt so nicht, weil genau das hatte ich ihm ja vorgeworfen. Und er fragte, warum ich ihm sowas unterstelle. Er meinte, da wir ja nur Gespräche über den Alltag führen, könnten wir das auch außerhalb der Richtlinientherapie machen. Nur halt alle 4 Wochen anstatt wie jetzt alle 2 Wochen.

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