Therapeut verbietet Patient über Gespräche zu reden

In diesem Forumsbereich können Sie sich über Schwierigkeiten austauschen, die Sie als Angehörige(r) oder Freund(in) von psychisch Erkrankten bzw. leidenden Personen konfrontiert sind.
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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 17.06.2022, 09:08

Jenny Doe hat geschrieben: Fr., 17.06.2022, 08:37
JustlikeHeaven hat geschrieben: Ich muss dann nur anders damit umgehen wenn er in solchen Downphasen nach der Therapie in der Ecke sitzt, kaputt ist ...als sei er nicht in dieser Welt...wie soll ich dann damit umgehen.
JustlikeHeaven, ganz ehrlich, da läuft es mir eiskalt den Rücken runter.

Vor allem weil es sich eben anhört als würde er durch den Stress und aktiviertes Traumamaterial derealisieren.

Und DANN darf er nicht darüber reden was in der Therapie passiert?

Ich frage mich warum nicht bei mehr Schreibern hier alle Alarmglocken losgehen bei der Schilderung und das so hingestellt wird dass der Mann in Therapie hier da nur eine Übertragung am Laufen hat und an der Therapeutin Dinge sieht die nicht da sind.

Die Schilderung dass er wie nicht von dieser Welt in der Ecke sitzt ist ein klares Zeichen, dass die Beschäftigung mit dem Material in der Therapie ihn unkontrolliert in traumatisierte Zustände katapultiert hat und er ganz klar keine Bewältigungsstrategien an der Hand hat.

Du kannst nicht mit jemandem der sich noch nicht mal räumlich vom Täterumfeld distanzieren kann Traumakonfrontation machen.

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Sydney-b
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Beitrag Fr., 17.06.2022, 09:24

Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei der seitherigen Sitzungsfrequenz - alle drei Wochen - Traumakonfrontation gemacht wurde.
Man kann auch in der Ecke sitzen und komplett abdriften/dissoziieren, OHNE in traumatisierte Zustände katapultiert worden zu sein.
Vielleicht sollten wir mal auf dem Teppich bleiben.

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lisbeth
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Beitrag Fr., 17.06.2022, 09:41

münchnerkindl hat geschrieben: Fr., 17.06.2022, 09:08 Vor allem weil es sich eben anhört als würde er durch den Stress und aktiviertes Traumamaterial derealisieren.
Das ist deine Interpretation dessen, was die Partnerin des Patienten (die nach eigenen Angaben bisher nichts mit Psychotherapie in irgendeiner Form zu tun hatte) hier beschreibt.

Es kann genausogut sein, dass er einfach schweigsamer ist als sonst und seine Ruhe haben möchte, aber - weil er nie gelernt hat seine eigenen Grenzen zu spüren und auch zu wahren - nicht in der Lage ist, das zum Ausdruck zu bringen, auch der Partnerin gegenüber nicht.
Genauso Spekulation, klar. Aber so lange sich der Patient nicht selbst meldet und von seinenen Erfahrungen in diesen Momenten berichtet, bleibt *alles* Spekulation.
Sydney-b hat geschrieben: Fr., 17.06.2022, 09:24 Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei der seitherigen Sitzungsfrequenz - alle drei Wochen - Traumakonfrontation gemacht wurde.
Man kann auch in der Ecke sitzen und komplett abdriften/dissoziieren, OHNE in traumatisierte Zustände katapultiert worden zu sein.
Vielleicht sollten wir mal auf dem Teppich bleiben.
Das sehe ich ähnlich.

Ich habe in Situationen, in denen einfach zu viele Reize auf mich einstürzen, einen Hang zum Dissoziieren, das kann je nach Tagesform auch eine Person sein, der oder die unablässig auf mich einredet. ich "klinke" mich dann einfach aus und werde immer schweigsamer und starre ins Leere - bzw. war das früher so, weil ich nie gelernt hatte, dass ich gerade weit über meinem persönlichen Limit unterwegs bin und mich dringend um meine eigenen Bedürfnisse kümmern müsste, auch wenn das vom Gegenüber vielleicht als unhöflich betrachtet werden könnte. Das "Ausklinken" war demnach meine ganz persönliche Strategie zur Konfliktvermeidung, weil ich ja jemandem auf die Füße treten könnte, wenn ich sage, dass mir das grade alles zuviel ist und ich mich jetzt mal zurückziehen werde.
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― Anne Lamott


Jenny Doe
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Beitrag Fr., 17.06.2022, 10:28

Sydney-b: Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei der seitherigen Sitzungsfrequenz - alle drei Wochen - Traumakonfrontation gemacht wurde.
Wir können natürlich alle nur darüber spekulieren, wie seine Therapiesitzungen ablaufen.
Aber auch wenn in den 10 Jahren Psychotherapie keine Traumakonfrontation gemacht wurde, wäre es hinterfragungsbedürftig, warum diese nicht erfolgte. Was wurde 10 Jahre lang in der Therapie gemacht?

Wir wissen es nicht. Die Frage, wie hilfreich seine Therapie ist, muss er selber beantworten. Ggf. mit Hilfe eines Außenstehenden. Am besten einen neutralen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Charlie Foxtrott
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Beitrag Fr., 17.06.2022, 11:23

Hallo,
es wurde ja schon viel gesagt. Hier meine Erfahrung:
@drüber reden: Ich wurde sogar dazu aufgefordert, mit Freunden bzw. auf Arbeit das in der Therapie (VT) Gelernte anzuwenden, bis dahin, dass ich die Traumaexposition lieber mit Freunden machen sollte statt mit Thera (was ich und eine Beratungsstelle wiederum unsinnig - gefährlich fanden).
@Redeverbote sind und waren für mich ein Trigger, hatte das auch in der 1. Thera bei nem dominanten und pissigen Th., hatte mir solche Mühe gegeben, aber nach 9 Monaten (nicht 10 Jahren) bin ich explodiert => Rausschmiss und erfolgreicher Neuanfang. Mein Vater (dessen Geschichte klingt ähnlich wie die von A.) hat fast sein Leben lang nix gesagt und dabei seine Gesundheit dreingegeben.
@Haus: Auch ich sollte das Elternhaus im Täterdorf übernehmen ("Du sollst es doch mal besser haben, wir haben uns extra für Dich mit dem Bau geschunden...") Nix da, wohne weit weg. Als ich wegen Arbeitslosigkeit mal wieder dort wohnen musste, hatte sich mein Gesundheitszustand massiv verschlechtert.

Alles Gute Euch!
(alles subjektive Erfahrungen ohne Garantie auf Allgemeingültigkeit)

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Charlie Foxtrott
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Beitrag Fr., 17.06.2022, 11:27

Ergänzung: Kann es vllt. sein, dass er nicht über blutige (retraumatisierende) Details reden soll, über den Rest aber schon? Bsp.: Wir haben heute Exposition gemacht, bin noch ganz ausgelaugt.

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 17.06.2022, 14:46

Jenny Doe hat geschrieben: Fr., 17.06.2022, 10:28 Aber auch wenn in den 10 Jahren Psychotherapie keine Traumakonfrontation gemacht wurde, wäre es hinterfragungsbedürftig, warum diese nicht erfolgte.
das sehe ich genau wie du!
Aber: Wenn das eine Tiefenpsychologin ist, gar eine Analytikerin ohne Zusatzqualifikation in Traumatherapie, dann wird da keine Konfrontation gemacht. Da kann der Patient auch nochmal zehn Jahre absitzen und es passiert nichts weiter.
Ich habe diese Erfahrung ja früher leider auch gemacht

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Sydney-b
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Beitrag Fr., 17.06.2022, 16:31

Ich gehe davon aus, dass er bereits Therapie bei anderen Therapeuten hatte... :anonym:


Jenny Doe
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Beitrag Fr., 17.06.2022, 17:18

Sydney-b: Ich gehe davon aus, dass er bereits Therapie bei anderen Therapeuten hatte...
Das würde aber hinhauen: Ca. 10 Jahre Psychotherapie; Therapie alle drei Wochen + erneuter Bewilligung weiterer 162 Stunden = dann kommt man auf 300 Stunden.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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diesoderdas
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Beitrag Sa., 18.06.2022, 22:28

Falls tatsächlich ein Verbot ausgesprochen wurde, würde ich das als no-go betrachten.

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BluePoint
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Beitrag So., 19.06.2022, 08:53

JustlikeHeaven hat geschrieben: Do., 16.06.2022, 14:13
Ich hätte gerne dazu eure Meinung.
Ich fand es nicht so gut wie mit der TE umgegangen wurde. Zum Teil wurde unterstellt, sie hole sich direkt Infos ein.
Ja, wieso denn nicht? Sie wollte blos eine Meinung. Wenn sie selbst keine Erfahrungen mit Therapie hat, dann ist das doch völlig in Ordnung mal nachzufragen ob sowas normal ist.
Es ist ja auch total merkwürdig sowas zu sagen. Schweigepflicht für Patienten :lol:

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münchnerkindl
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Beitrag So., 19.06.2022, 10:13

BluePoint hat geschrieben: So., 19.06.2022, 08:53 Es ist ja auch total merkwürdig sowas zu sagen. Schweigepflicht für Patienten :lol:

Vor allem wenn der Patient Opfer von irgendeiner Form von intrafamiliärer Gewalt geworden ist wo das dabei aufgenötigte Schweigegebot sowieso ein ganz heikles Thema und potentiell triggernd ist.

Gerade für Gewaltopfer ist es ganz wichtig immer zu wissen dass sie alles hinterfragen dürfen, sich Hilfe holen grundsätzlich jederzeit möglich ist und es keinerlei Zwang gibt.

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BluePoint
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Beitrag So., 19.06.2022, 10:36

Da stimme ich dir in allen Punkten zu!

Interessant wäre noch zu wissen, ob alle diese 10 Jahre bei der selben Therapeutin stattfanden.
Ich hoffe nicht :anonym:

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lisbeth
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Beitrag So., 19.06.2022, 11:53

BluePoint hat geschrieben: So., 19.06.2022, 08:53 Ich fand es nicht so gut wie mit der TE umgegangen wurde. Zum Teil wurde unterstellt, sie hole sich direkt Infos ein.
Ja, wieso denn nicht? Sie wollte blos eine Meinung. Wenn sie selbst keine Erfahrungen mit Therapie hat, dann ist das doch völlig in Ordnung mal nachzufragen ob sowas normal ist.
Nunja, zuallererst würde ich erwarten, dass der Partner, der in Therapie ist, sich informiert und Austausch sucht, wenn ihm in *seiner* Therapie etwas komisch vorkommt oder schräg läuft. Vor allem, wenn besagter Partner 58 Jahre alt ist und ungefähr 10 Jahre Theapie-Erfahrung auf dem Buckel hat.

Dass sie als Partnerin sich hier informiert, ja das ist ihr gutes Recht. Aber ich fände es ehrlich gesagt echt schräg und übergriffig, wenn sich meine Partnerin in so einer Art und Weise in *meinen* Therapieprozess einmischen würde.

Kann sein, dass der Partner davon weiß und es ok findet, dass seine Partnerin hier aktiv ist. Dann würde ich ihn fragen: Warum machst du es nicht selbst, sondern delegierst es direkt oder indirekt an deine Partnerin?
Vielleicht weiß er es auch nicht und sie fragt hinter seinem Rücken. Dann würde ich sie fragen: Warum suchst du dann nicht das Gesrpäch mit deinem Partner, wenn dir das so komisch vorkommt - und ermutigst deinen Partner, sich selbst zu informieren, Meinungen einzuholen, das selbst zu klären?
Aber vielleicht hat der Partner gar kein Problem mit dieser aktuellen Entwicklung, die die Therapie nimmt und das Ganze ist gar kein "Schweigegebot" sondern sondern das Problem liegt in der Wahrnehmung der Partnerin, weil sie sich aus dem Therapieprozess auf einmal ausgeschlossen fühlt... Dann liefe die ganze Fragestellung am eigentlichen Problem vorbei...
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― Anne Lamott

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BluePoint
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Beitrag So., 19.06.2022, 12:02

Nunja, das ist aber alles sehr viel Interpretation.
Die Frage ist: ist es normal in einer Therapie die Vorgabe zu bekommen mit niemandem darüber zu reden. Das ist alles.

Und die Antwort darauf haben hier einige schon recht klar formuliert. Ohne hineinzuinterpretieren wieso sie überhaupt fragt. Ich finde die Frage absolut berechtigt. Und stelle eher die Therapeutin infrage, die schon seit 10 Jahren nicht viel weitergebracht hat...

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