Essstörung nur langsam besser, Angst vor Reaktion

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 09.05.2022, 10:28

Marlena hat geschrieben: Mo., 09.05.2022, 10:08 Ich glaub so geht's mit auch. Deshalb hab ich mich In eine massive Abhängigkeit zum Therapeuten gestürzt diese mich bei Veränderung immer wieder in Krisen gestürzt hat. Das hätte er nicht zulassen dürfen, aber vl ja doch. Und welche Strategien hattest du dann? Das würd mich schon interessieren.....
Ich hatte dafür eine Strategie. Ich habe Zuflucht in der Religion genommen. Das hat für mich funktioniert. Weil ne, das was auf dieser Welt vor sich geht kann einem keine letztendliche Sicherheit geben. Weil, das ist alles vergänglich, und du kannst bei allem auf was du dich im Aussen stützt kannst du nie vorhersagen, wann das zu Ende sein wird. Wenn man aber in sich Stabilität und Sicherheit finden will, dann muss man sich was anderes suchen als das normale Alltagsselbst, das ja wie die äussere Welt auch instabil ist. Also man muss sich mental mit etwas verbinden, das nicht diese Charakteristik von Vergänglichkeit und Instabilität hat.

Dabei ist mir allerdings klar, dass Religion für sehr viele Menschen in unserem Kulturkreis absolut indiskutabel ist und mir ist auch klar, dass Religiosität im Rahmen von psychischen Krankheiten auch massiv schiefgehen kann, zB dann die eigenen Muster auf einen Gott im Aussen projiziert werden und man sich einen Gott Typ "wertender, strafender Vater" konstruiert.

Leider hat eine körperliche Krankheit dafür gesorgt dass ich seit einigen Monaten wieder Entzündungshemmer nehmen muss (die Alternative wäre gewesen an der Entzündung zu sterben), was das ganze völlig gekippt hat, weil ich dadurch pharmazeutisch induzierte heftige Depressionen und so ein ganz widerliches Gefühl von Weggetretensein, Antriebslosigkeit, Gleichgültigkeit, Empathieverlust, ständige Müdigkeit, keine Energie, Konzentrationsprobleme habe.
Zuletzt geändert von münchnerkindl am Mo., 09.05.2022, 10:33, insgesamt 1-mal geändert.

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 09.05.2022, 10:33

Marlena hat geschrieben: Mo., 09.05.2022, 10:27 Ich kotze jetzt ja nicht täglich weiter so wie die Jahre davor sondern Kampf mich wieder raus und das ist halt so anstrengend
natürlich ist das anstrengend. Und ganz offensichtlich schaffst du es allein nicht. Was kein Vorwurf ist, es ist normal das nicht allein zu schaffen.

Wie oft hast du nun erfolglos versucht dich da allein rauszukämpfen? Immer wieder landest du bei täglichem Erbrechen und schädigst ja inzwischen deinen Körper massiv. Schon deswegen hast du nicht mehr alle Zeit der Welt für zig weitere Versuche.
Du bist da wie ein Alkoholiker der nach dem x-ten Rückfall sagt es wird alles viel besser und morgen fängt er an und dann schafft er das.
Warum lässt du dir nicht helfen? Die Hilfe deines Therapeuten reicht ganz offenbar nicht aus, wenn es denn überhaupt Hilfe ist.

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Shukria
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Beitrag Mo., 09.05.2022, 10:38

Vielleicht Marlena hilft dir das hier ein bissel weiter,
lies mal was zum
transtheoretischen Modell zur Veränderung von Prochaska und DiClemente,

google dir das mal, da wirst du viele deiner Stadien der Motivation zur Veränderung aber auch die Schleifen in denen du steckst wiedererkennen

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Arakakadu
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Beitrag Mo., 09.05.2022, 12:43

Chrysokoll. Ich schaffe es erst seid ein paar Monaten nicht zu erbrechen. Angefangen hat es damit, dass ich versucht habe einen Tag zu pausieren, denn das hat EWIG gedauert bis ich es mal geschafft habe 1 oder 2 Tage nicht zu erbrechen. Und dann hab ich gleich wieder mehrmals am Tag gekotzt. Jetzt habe ich Rückfalle die gabz anders sind. Aber das kannst du so nicht beurteilen aber ein stationärer Aufenthalt ist sicher gut.
Aber wenn mich irgendwas noch fest hält.. Hoffe ich halt trotzdem dass es sich was bringt. Die 8 Wochen werden nicht alles wegzaubern vermute ich.
Und ich mag nciht auf ein Symptom reduziert werden, ich bin mehr als meine Bulimie und es gibt noch andere Themen die ich bearbeiten muss. Es muss sich nicht alles darum drehen aber vl ist. das das erste was man in den Griff kriegen muss....
Danke shukria das Schau ich mir an!

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 09.05.2022, 14:03

nein, natürlich BIST du nicht nur das Symptom
Aber das ist ein gravierendes, langjähriges Symptom, das massiv dein Leben beherrscht und dir körperlich schadet.
Daher ist es aus mehreren Gründen sehr wichtig das zuallererst anzugehen.
Es nützt halt nichts ganz intensiv und geduldig die Beziehung mit dem Therapeuten zu bespiegeln wenn du Blutungen an Magen und Speiseröhre hast.
Das Symptom hat ja Gründe, eine Ursache und damit verdeckst du sehr viel. Es ist ein Bewältigungsversuch, ein schädlicher, aber ein Versuch. Daher gehört das zuerst weg, weil erst dann die anderen Dinge klar hervortreten und angegangen werden können.

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caduta
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Beitrag Mo., 09.05.2022, 15:34

Hallo Marlena,
Marlena hat geschrieben: So., 08.05.2022, 20:26 Jedenfalls hat er mir öfters ans Herz gelegt eine Klinik aufzusuchen weil sich einfach kaum etwas verändert und wir nicht weiter kommen.
Ich will nochmal auf deine Ausgangsfrage eingehen. Den wichtigsten Punkt habe ich markiert. Die Bulimie steht zwischen dir und dem gesund werden. Und solange du daran festhältst wirst du nicht weiterkommen. Es wird mal mehr oder weniger mit dem Erbrechen, aber du bist einfach ganz weit weg von 'gesund'.
Marlena hat geschrieben: So., 08.05.2022, 20:26 Mittlerweile schaffe ich es wochenweise und ich erbreche normal auch nicht mehr jeden Tag. Finde den Fortschritt gar nicht schlecht.
Das ist wirklich gut und du kannst auch stolz darauf sein. Aber zwischen etwas weniger erbrechen und einem Leben ohne Bulimie sind immer noch Welten. Der entscheidende Punkt ist ja, was machst du wenn du in schwierigen Situationen nicht mehr die Bulimie als Ausweg hast?
Marlena hat geschrieben: So., 08.05.2022, 20:26 Die Psychologin die bei der Beratungsstelle f Essstörungen meinte mal zu mir, dass es sein kann dass sich das chronifiziert hat, Weil ich so lange erbreche. Und dass es eben auch sein kann, dass ich immer wieder mal Rückfalle habe ohne es gabz loszuwerden.
Das finde ich absoluten Humbug und einfach auch idiotisch von der Dame. Damit gibt sie dir den Freifahrtschein für: ich mache dann mal so weiter. Ich kann das ja nicht ändern, ist ja chronisch. Klar könnte das so kommen, aber es liegt zu ungefähr 99,9% an dir, wie es weiter gehen wird.

Ich hoffe wirklich sehr für dich, dass du den Mut findest tatsächlich in die Klinik zu gehen und dich der Bulimie zu stellen.

caduta

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lisbeth
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Beitrag Mo., 09.05.2022, 17:00

Marlena hat geschrieben: Mo., 09.05.2022, 12:43 Und ich mag nciht auf ein Symptom reduziert werden, ich bin mehr als meine Bulimie und es gibt noch andere Themen die ich bearbeiten muss. Es muss sich nicht alles darum drehen aber vl ist. das das erste was man in den Griff kriegen muss....
Ja, du bist mehr als dein/e Symtom/e und mehr als die Bulimie.
Und ja, es gibt auch andere Themen, jede Menge (wie bei uns allen.... :anonym:)
Und trotzdem finde ich, ist die Bulimie das "Dringendste" was du angehen solltest. Wegen der möglichen körperlichen Langzeitschäden ist das eine. Und das andere ist, dass du andere Möglichkeiten zur Emotionsregulierung brauchst, um die "anderen Themen" zu bearbeiten. Sonst fällst du sofort wieder in alte Verhaltensweisen zurück, weil dich diese Themen ja auch wieder ins Schwimmen bringen werden (ist logisch, sonst wären es ja keine "Themen").

Ist so ein bisschen wie (hinkt ein wenig, aber ich hoffe, es wird klar, was ich meine): Ein Kind muss erst laufen lernen und motorisch ein wenig geübt sein, bevor man an Fußballspielen denken kann... Wenn du mit einem Kind das noch nicht laufen kann Fußballspielen willst, wird das für das Kind wahrscheinlich ziemlich frustrierend, weil es komplett überfordert ist, sich ständig auf den Hosenboden setzt, und es ist weit davon entfernt, den Ball irgendwie zielgerichtet schießen zu können...

Also erst Emotionsregulierung lernen (und ja, das lässt sich auch im Erwachsenenalter noch lernen) und dann hast du das Werkzeug, um die Beziehungsthemen auch besser navigieren zu können.

Zur Klinik: Ich kann deine Vorbehalte verstehen, hatte ich ganz lange auch. Rückblickend kann ich sagen: Ich wäre heute nicht da, wo ich bin, wenn ich meine beiden Klinikaufenthalte (4 Jahre dazwischen) nicht gehabt hätte. Ich habe es wirklich als einen "Luxus" empfunden: Dass ich mir die Zeit und die Ruhe nehmen kann, mich mal komplett um mich selbst zu kümmern. Dass Tag und Nacht eine engmaschige Begleitung da war, dass ich mich mit meinem Müll nicht alleine durchwurschteln musste. Dass ich mir bei Problemen und in Krisenmomenten unmittelbar Hilfe holen konnte (das musste ich auch erstmal lernen), die mich dabei unterstützt hat, mir selbst zu helfen. In kleinen Schritten, und immer wieder zusammen draufschauend, was jetzt hilfreich sein könnte, was ich brauche. Und wenn es nicht klappt oder schlimmer wird, dann konnte ich eine weitere Schleife drehen, und noch eine... Es hat mir einen sicheren Rahmen gegeben, der mir überhaupt ermöglicht hat, mal andere Wege auszuprobieren.
Dadurch lernst du, was DIR hilft. Und auch, was dir in welchen Situationen hilft. Diese Listen alleine sind relativ sinnlos. Denn nicht alles wirkt in jeder Situation. Man muss ausprobieren und hinterher drüber sprechen. Was hat das mit mir gemacht. Was hat geholfen, was weniger? Was könnte ich ändern, damit es mir *noch besser* hilft. Und dafür braucht man ein Gegenüber, das sich mit diesen Dingen auskennt. Manchmal muss man sich auspowern, manchmal braucht man Ruhe. Manchmal muss man alleine sein, manchmal braucht man Kontakt. Und dafür muss man erstmal runterkommen, zur Ruhe kommen, sich selbst aushalten lernen und hinspüren und hinhören lernen, um sich selbst besser auf die Spur zu kommen. Auch das passiert in einer Klinik (im besten Fall...).

Nein, nach der Klinik wird auch nicht "alles gut" sein. Aber es kann dir einen Booster geben, an Orientierung und Richtung, damit du für dich besser weißt, wo es langgeht. So ein Klinikaufenthalt hat einfach nochmal eine ganz andere Intensität als ambulante Therapie im Alltag. Und genau das hat bei mir den Unterschied gemacht.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Arakakadu
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Beitrag Mo., 09.05.2022, 17:40

Danke für eure feinen Antworten :)

Also ja, wir haben dies schon alles durchbesprochen und auch was geholfen hat was nicht, also nochmal, ich hab nicht nur den wisch hingelegt bekommen.

Es ist einfach so schwierig. Wahrscheinlich brauch ich das intensiv, jeden Tag der mit mir da. Durch geht. Das meinte auch Mein therapeut. Er sagt mir das schon seid einem Jahr, dass ich bitte überlegen soll stationär zu gehen. Aber ich hab mich halt selbst immer angelogen. Und ganz ehrlich, ich will immer noch nicht. 8 Wochen krankenstand, 8 Wochen weg von meinen Kindern. Kind 3 ist erst 4 Jahre, wird in dem Alter schwer verstanden. Es ist alles so turbulent. Aber ich geb auch einfach nicht gerne die Kontrolle über meine Familie ab. Ich war noch nie so lange weg, ich weiß es wäre toll nur momentan ist es u vorstellbar für mich. Ich hab nicht nur ein Kind...

Aber deswegen fahr ich hin, nochmal jemanden zu sprechen der das einschätzen kann.

Und ob das Humbug ist von der Psychologin... Ich weiß nicht. Sie arbeitet seid 15 Jahren mit esssgestörten, sie meinte es stabilisiert mein System und wenn ich von 0 auf 100 aufhöre kann sein dass alles sehr stark ins wanken kommt. Ich hatte echt starke suizidgedanken und lag viel herum es war so schrecklich. Also ich hab mich so schrecklich gefühlt aber es kommt auch auf meine hormone an.. Mir kommt vor icb bin da auch aus dem Gleichgewicht.

Und ja ich weiß das ist noch so ein harter weg. Irgendwie will ich ihn halt so weiter gehen und heut hab ich schon wieder am Vormittag gekotzt. Ich weiß nicht. Alle schritte die man nach vorne geht, macht man dann doppelt zurück. Dann geht's wieder nach vorne...

Lustigerweise sagt zb die Psychologin dass ich nicht unbedingt eben in eine Klinik müsste, aber wahrscheinlich sagt man das eher zu leuten die Anorexie haben. Und wirklich lebensbedrohlich abgemagert sind oder so.

Mein therapeut zwingt mich zwar zu nix aber ich glaub der ist mit seinem Latein vl auch am Ende.

Haben eure Therapeuten es euch ans Herz gelegt in die Klinik zu gehen? Ich krieg halt sonst echt alles sehr gut hin, wenn ich nicht grad blöde Gedanken oder Panikkrisen habe. Und ehrlich gesagt hab ich auch scheiss Angst vor der Klinik, dieses loslassen..... Schrecklich...

Jetzt schreib ich schon wieder so viel.... Danke. Soll ich euch vernichten vom Erstgesprächstermin? Ich bin eh schon voll aufgeregt.

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Arakakadu
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Beitrag Mo., 09.05.2022, 17:42

chrysokoll hat geschrieben: Mo., 09.05.2022, 14:03 nein, natürlich BIST du nicht nur das Symptom
Aber das ist ein gravierendes, langjähriges Symptom, das massiv dein Leben beherrscht und dir körperlich schadet.
Daher ist es aus mehreren Gründen sehr wichtig das zuallererst anzugehen.
Es nützt halt nichts ganz intensiv und geduldig die Beziehung mit dem Therapeuten zu bespiegeln wenn du Blutungen an Magen und Speiseröhre hast.
Das Symptom hat ja Gründe, eine Ursache und damit verdeckst du sehr viel. Es ist ein Bewältigungsversuch, ein schädlicher, aber ein Versuch. Daher gehört das zuerst weg, weil erst dann die anderen Dinge klar hervortreten und angegangen werden können.
Ich hab jetzt keine Blutungen mehr. Da ich ja nicht mehr so viel erbreche. :) aber gesund ist es natürlich nicht. Ich hab aber auch Angst was da noch hoch kommt ich will nicht noch instabiler werden und angst haben. Das nervt so....

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Hasenmaus123
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Beitrag Mo., 09.05.2022, 19:22

Meine Sicht:
Die Essstörung ist ein Symptom, das einzeln nicht behandelt werden kann. Es sollte noch mehr an deiner Stabilität, Selbstakzeptanz gearbeitet werden. Irgendwann stehts du so sicher auf den Beinen, dass du die Essstörung nicht mehr brauchst und dieser Punkt sich von selbst regelt. Alles vorher ist vergebene Mühe.

Quelle: Selbst erlebt
Erst als ich stabil genug war, hat sich meine Essstörung reguliert.

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Scars
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Beitrag Mo., 09.05.2022, 20:34

Marlena hat geschrieben: Mo., 09.05.2022, 17:40 Haben eure Therapeuten es euch ans Herz gelegt in die Klinik zu gehen?
Ja, ja, ja und nochmal ja! Marlena, ich habe nur den Titel des Threads in der Vorschau gesehen und gewusst, dass er von dir ist. Ich möchte dich damit nicht angreifen, aber du eierst schon so lange in diesem ganzen Mist rum, was zweifelst du noch daran, dass du mehr Unterstützung brauchst als deinen ambulanten Therapeuten, mit dem du regelmäßig im clinch liegst? Du schreibst von Suizidgedanken, Instabilität, Angst, klar wird das erstmal nicht gemütlich, wenn du dich auf Veränderung einlässt. Das wird in 10 Jahren aber nicht gemütlicher. Dieser Prozess ist anstrengend, beängstigend, beschämend, schmerzhaft u.ä.; das ist eine Essstörung aber auch wenn man ehrlich ist, nur dass diese dir das Leben nimmt.

Ich hätte mich auf eine stationäre Therapie nicht einlassen können, aber manchmal gucke ich schon ein bisschen wehmütig drauf. Vielleicht hätte ich mich einfacher, schneller, tiefgreifender entwickeln können? Mehrdimensional draufschauen können, Erfahrungen sammeln, berührende Begegnungen gehabt? Wenn die Therapie schlecht ist, dann hilft es natürlich nicht, aber von einer guten stationären Therapie kann man sicherlich nur profitieren.
Remember to leave pawprints on hearts.

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 09.05.2022, 21:08

Marlena hat geschrieben: Mo., 09.05.2022, 17:40 Haben eure Therapeuten es euch ans Herz gelegt in die Klinik zu gehen? Ich krieg halt sonst echt alles sehr gut hin, wenn ich nicht grad blöde Gedanken oder Panikkrisen habe. Und ehrlich gesagt hab ich auch scheiss Angst vor der Klinik, dieses loslassen..... Schrecklich...
sowohl als auch
Ich war ja mehrmals in Kliniken, selbst gewählte und vom Therapeuten damals gewählt und sehr nahe gelegt.

Ich finde es wichtig die Entscheidung für eine Klinik wirklich ehrlich zu treffen, nicht mit "ich brauch das ja eigentlich nicht" und nicht mit Hintertürchen. Und auch nicht weil nur der Therapeut das will. Man muss das selber wollen, akzeptieren und sich einlassen.
Deine Angst ist völlig verständlich. Und ja, es ist nicht leicht. Aber auch so eine Erleichterung, so ein Privileg sich einfach mal wochenlang nur um sich zu kümmern. Natürlich ist das intensiv, es kommt viel hoch, aber man ist ja im geschützten Umfeld, es ist Tag und Nacht jemand da

Findest du wirklich du kriegst sonst alles gut hin? Also mit Bulimie, mit Selbstverletzung, mit Panik, mindestens Derealisation, Stimmungsschwankungen bis hin zu Suizidgedanken? Bitte mach dir nichts vor, "gut hinkriegen" sieht echt anders aus

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Shukria
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Beitrag Di., 10.05.2022, 05:18

Du hast Angst vor der Trennung von Deinem Therapeuten.
Wenn du in die Klinik gehst bist du 10/12wochen von ihm getrennt.

Wenn es Dir durch die Klinik besser gehen würde, wäre das zudem ein ebenfalls ein Schritt Richtung Trennung.

Ja dir geht's mies aber das kennst du, bist du gewohnt du weisst, dass du damit irgendwie leben kannst.
Alles weiter ambulant so laufen zu lassen macht dir weniger Angst als diese Veränderung.

Das ist nicht bös gemeint Marlena, aber ich glaube du hängst emotional zu sehr an deinem Therapeuten. So sehr, dass du so große Schritte Richtung Gesundwerdung (wie Klinik) nicht schaffst zu gehen.
Jeder Schritt Richtung Gesundheitwerdung entfernt dich von der Versorgung durch ihn, bringt Dich auf Augenhöhe - aber genau das macht Dir Angst.

So verkehrt liegt Dein Therapeut da inhaltlich nicht mit seiner Einschätzung, er findet nur leider überhaupt keinen Ansatzpunkt dir da raus zu helfen.

Hast du mal über ne zeitweise Stundrnreduktion nachgedacht, nur noch 1mal /Woche hinzugehen?

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Arakakadu
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Beitrag Di., 10.05.2022, 06:11

Guten Morgen,

Shukria, ich könnte nie für solange Zeit weg 12 Wochen nicht zu hause, das schaffe ich nicht. Und nein nicht wegen dem Therapeuten. Sondern wegen meiner Familie, außerdem sind es 8 Wochen. Wahrscheinlich kann man auch verlängern das ist schon möglich.
Und ja sicher macht mir das auch Angst solange ohne ihn, aber in erster Linie ist es einfach das alleine sein. Weg sein von meinem sozialen Umfeld und das auch noch über 2h Fahrtzeit. Ich darf nicht raus, muss durchgehend dort sein. Das ist echt hart und für mein jüngstes Kind vor allem aber auch für die großen. Ich weiß ich bin krank und das ist auch nicht gut für die Kinder. Aber es kommen noch andere Faktoren dazu.

Shukria es dreht sich in meinem Leben nicht alles um den Therapeuten aber du hast recht dass mir Veränderungen wahnsinnige angst machen. Und weißt du auch warum? Jetzt kann ich mir gmdas noch nicht vorstellen aber meine Freundin ist ja auch dort. Ich habe auch Angst vor dem Schmerz wenn ich gehen muss und sie bleibt zb und ich immer von außen etwas mitkriege.Ich meinte zu ihm auch mal dass sie mich im weiterkommen behindert. Niemand kann das verstehen aber das triggert mich wegen meiner Vergangenheit. Mein Vater hat eben nur meine Schwestern rausgeholt aus der Hölle. Und ich suche ständig andere Therapeuten die mich jetzt dort raus holen. Das ist so wahnsinnig verrückt aber ich weiß dass ich es wiederhole und mich nur aus eigener Kraft rausziehen kann. Aber es klingt so arg nach Drama. Aber vielesnlauft eben auch gut. Ich mach mir mein drama und renn im Kreis. Aber ich bin sicher nicht alleine dran beteiligt und er hat ja auch Verantwortung.
Aber im Grunde wiederhole ich da eine Beziehung tatsächlich und so verrückt es klingen mag, vielleicht muss ich genau diese Geschichte durchspielen?
Mein Therapeut meint eben, dass ich jederzeit aufhören und wechseln kann, aber wir können auch jetzt genau das alles und das Chaos bearbeiten. Aber es zieht sich halt ewig.
Andere meinen das ist der Grund warum therapien oft über Jahre gehen.

Zwecks Stunden. Ich könnte schon weniger kommen oder eine Pause machen, aber angeblich verändert sich dann nix, wenn Probleme in beziehungen entstanden sind, sollten sie durch beziehungen wieder gelöst werden. Und mein Film ist in der Übertragung zu ihm entstanden, also sollte er auch da gelöst werden?? Die Frage ist, wie lange gibt man dem ganzen Zeit. Ich weiß es auch nicht. Ich muss halt echt mit dem blöden erbrechen aufhören und das bearbeiten was dann hochkommt und das schaff ich wahrscheinlich nicht.

Aber wie gesagt bald ist das Erstgespräch und dann erfahre ich alles ganz genau. Ich bin schon gespannt.
Haben eure Therapeuten immer etwas mitgegeben? Einen Bericht oder so? Ich komme mir komisch vor mit leeren Händen dort hin zu gehen.

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Arakakadu
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Beitrag Di., 10.05.2022, 06:19

Chrysokoll ja ich finde für meine Umstände bekomme ich alles sehr gut hin. Natürlich wäre es leichter keine psychische Erkrankung zu haben. Aber ich arbeite, Versorge die Familie und es gibt auch gute Tage. Ich funktioniere. Noch... Bzw wieder

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