Nachwirkungen nach Therapieende?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Montana
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Beitrag Mi., 16.03.2022, 10:00

Ich bin grad überrascht zu lesen, dass so viele Analytiker mit geschlossenen Augen dasitzen. Meiner hat das auch gemacht. Und das hat es nicht gerade besser gemacht.
Für mich hat das immer wie eine Erziehungsmaßnahme ausgesehen. So nach dem Motto: "Wenn Sie nicht reden, dann gehe auch ich weg und nehme das Kontaktangebot zurück." So habe ich also gewartet, bis erneut ein Angebot kam. Und gehofft, dass ich in der kurzen Zeit, die es da sein würde, etwas sagen kann. Das klappte aber eigentlich nie. Wenn das Sprechen eh schon so schwer ist, dann wird es absolut unmöglich, wenn die Zeit dafür auf wenige Minuten begrenzt wird.
So viele Stunden habe ich in wachsender Verzweiflung einfach nur gewartet. Bis ich so ab 15 Minuten vor dem Ende der Stunde wieder etwas entspannter wurde, weil ich wusste, dass keine Chance mehr kommen würde. Dann gab ich auf und die Anspannung wich Enttäuschung und Traurigkeit. Weil ich doch da war, um zu reden, und nichts lieber tun wollte. Aber es war ja außer mir keiner da.

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 16.03.2022, 11:34

es ist erschütternd zu lesen wie oft das passiert!
Es hilft mir im Nachhinein zu lesen dass das auch anderen so ging, auch wenn das für jede von uns wirklich schlimm war und tragisch ist.
So viele vergeudete Stunden.
Ich glaube die geschlossenen Augen haben was mit der "frei schwebenden Aufmerksamkeit" zu tun.
Leider dachte ich immer der schläft oder nimmt sich bewusst aus dem Kontakt weil ich zu blöd, zu schwierig bin.

Ich kreide das diesen Analytikern wirklich an, sowas Stunde um Stunde durchzuzuiehen statt mal zu schauen was der Patient braucht und notfalls eben auch klarzustellen dass Analyse nicht die richtige Therapie ist.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 16.03.2022, 11:53

Es gibt so viele Berichte wo jahrelange Analyse keinerlei positiven Effekt hatte oder wie bei euch die Sache noch verschlimmert und noch mehr Verunsicherung produziert hat.

Ich finde es wäre sinnvoll, wenn die Psychoanalyse aus dem Katalog der Kassenleistungen verschwindet.

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Montana
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Beitrag Mi., 16.03.2022, 12:13

Nur war ich zuvor bei einem VTler der mich ablehnte, weil eine VT nicht geeignet sei und dann bei einem TfPler, der mich eigentlich auch nicht wollte, weil eine TfP nicht genug Stunden hätte und daher auch nicht geeignet sei. Der nahm mich dann, weil ich keine andere Alternative hatte. Als der hinschmiss, fragte ich zufällig zum richtigen Zeitpunkt bei einem Analytiker, der da gerade einen Platz frei hatte.

Meiner hat übrigens angedeutet, dass er mir zeigen wolle, wie blöd es ist, wenn einer aus dem Kontakt geht. Darum die geschlossenen Augen. Und in aller Regel keinerlei Reaktion mehr, wenn ich dann doch etwas sagte. Dann hatte ich für diese Stunde quasi verschissen. Es war damit so eine Art Strafe für Dissoziation.

Irgendwann sagte er sogar, er würde ja ständig Kontaktangebote machen, wäre aber in all den Jahren niemals in Kontakt mit mir gewesen. Das war eine völlige Bankrotterklärung für diese Therapie und für mich etwas überraschend, weil es ja auch Stunden gab, in denen mehr gesprochen wurde.

Ich glaube, dass es an den Therapeuten selber liegt, und nicht an der Methode an sich. Es gibt so viele Möglichkeiten der Weiterbildung. Mein aktueller Therapeut ist nun doch ein VTler, und der findet nicht, dass das für mich ungeeignet ist. Weil er keine klassische VT durchzieht, sondern die Therapie für mein Problem passend macht. Ich habe schon von Analytikern gehört, die ähnliches machen und dann aber den Vorteil haben, mehr Stunden zu bekommen. Das sind dann eher solche, die nicht ausschließlich eine Ausbildung zum Psychoanalytiker haben, sondern von Haus aus breiter aufgestellt sind.

Für das, was wir in der Therapie machen, gibt es kein eigenes Richtlinienverfahren. Das gibt es nur "Huckepack" mit einem der drei anerkannten. Eines davon zu streichen fänd ich deswegen nicht wirklich zielführend.

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lisbeth
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Beitrag Mi., 16.03.2022, 12:17

münchnerkindl hat geschrieben: Mi., 16.03.2022, 11:53 Es gibt so viele Berichte wo jahrelange Analyse keinerlei positiven Effekt hatte oder wie bei euch die Sache noch verschlimmert und noch mehr Verunsicherung produziert hat.

Ich finde es wäre sinnvoll, wenn die Psychoanalyse aus dem Katalog der Kassenleistungen verschwindet.
Es gibt bestimmt ebenso viele Menschen, denen eine analytische Therapie geholfen hat. Die tauchen idR nur nicht hier im Forum auf...
Der Fehler liegt im System, dass es im Vorfeld zuwenig Aufklärung über die Therapieform und Alternativen gibt, dass manche Behandler sich für Götter halten, dass es keine Qualitätssicherung von Seiten der Kassen gibt. Oder willst du auch alle Zahnbehandlungen aus dem Leistungskatalog der GKV streichen, weil einzelne Zahnärzte Behandlungsfehler zu verantworten haben?
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― Anne Lamott

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 16.03.2022, 12:27

lisbeth hat geschrieben: Mi., 16.03.2022, 12:17 Der Fehler liegt im System, dass es im Vorfeld zuwenig Aufklärung über die Therapieform und Alternativen gibt, dass manche Behandler sich für Götter halten, dass es keine Qualitätssicherung von Seiten der Kassen gibt.

Aber wenn ein grösserer Teil der Analytiker nicht in der Lage ist korrekt festzustellen ob für einen sich vorstellenden Klienten die Analyse die passende Therapie ist oder nicht und dadurch ein substanzieller Anteil der Klienten einen längerfristigen Schaden erleidet, dann darf das eben keine Kassenleistung sein.

Ich kenne auch im privaten Umfeld mehrere Leute, die von einer Analyse noch zusätzlich geschädigt wurden. Sind alles Leute mit Trauma/komplexem Trauma/Persönlichkeitsstörung als Hintergrund.

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diesoderdas
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Beitrag Mi., 16.03.2022, 12:56

Unglaublich, was ihr alle von Analyse berichtet.
Obwohl, muss sagen, dass ich es sofort glaube.
Kenne analytisch nur aus der Klinik. Die Therapeutin ging auch gar nicht - und das im Grunde für die komplette Gruppe nicht. Niemand mochte sie, alle waren froh, wenn Stunden ausfielen.
Und ich HABE sogar geredet. Habe aber immer gesagt, die Wand oder ein Teddy wäre aufs gleiche raus gekommen. Und bei mir war es nicht so extrem wie bei euch, meine sagte ab und an etwas. Hatte aber eine unglaublich ätzende kalte leblose Art an sich. So richtig zum frösteln.
Und zum Schluss immer dieses momoton gesäuselte " die Zeit ist um". Schlimm.

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 16.03.2022, 13:09

münchnerkindl hat geschrieben: Mi., 16.03.2022, 11:53 Ich finde es wäre sinnvoll, wenn die Psychoanalyse aus dem Katalog der Kassenleistungen verschwindet.
du bist immer so völlig extrem in deinen Ansichten und Aussagen.
Das finde ich wirklich störend und echt nicht hilfreich.

Es gibt auch hier viele berichte über sehr gut gelaufene Analysen die wunderbar halfen.
Man muss nicht alles sofort verbieten.
Eine differenziertere Sicht dieser Anaylikergilde, mehr Selbstkritik und einen offenen Blick über den Tellerrand, auch und gerade auf neue Erkenntnisse würde ich mir aber sehr wünschen

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lisbeth
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Beitrag Mi., 16.03.2022, 13:18

chrysokoll hat geschrieben: Mi., 16.03.2022, 13:09
münchnerkindl hat geschrieben:
Ich finde es wäre sinnvoll, wenn die Psychoanalyse aus dem Katalog der Kassenleistungen verschwindet.
du bist immer so völlig extrem in deinen Ansichten und Aussagen.
Das finde ich wirklich störend und echt nicht hilfreich.
Nennt sich auch "das Kind mit dem Bade ausschütten..." :cool:
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― Anne Lamott

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Philosophia
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Beitrag Mi., 16.03.2022, 13:25

Meine Analyse hat mich vor dem Tod gerettet...! Es kommt darauf an, wer das macht und wie er/sie das macht.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 16.03.2022, 13:57

chrysokoll hat geschrieben: Mi., 16.03.2022, 13:09
Es gibt auch hier viele berichte über sehr gut gelaufene Analysen die wunderbar halfen.

Ja, aber überleg mal. Nehmen wir mal an einem Drittel hilft das, einem Drittel hilft es nicht, es schadet aber auch nicht, und einem Drittel schadet es nachhaltig.

Und dann sind die Behandler auf breiter Front ganz offensichtlich nicht in der Lage vorher festzustellen wer zu welcher Gruppe gehören wird. Also bei welcher Indikation es voraussichtlich hilft, bei welcher nicht und bei welcher die Methode schadet.

Wenn das ein Blutdrucksenker wäre, und der schadet einem Drittel der Einnehmenden nachhaltig, der wird vom Markt genommen.

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lisbeth
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Beitrag Mi., 16.03.2022, 14:06

münchnerkindl hat geschrieben: Mi., 16.03.2022, 13:57 Nehmen wir mal an einem Drittel hilft das, einem Drittel hilft es nicht, es schadet aber auch nicht, und einem Drittel schadet es nachhaltig.
münchnerkindl hat geschrieben: Mi., 16.03.2022, 13:57 Und dann sind die Behandler auf breiter Front offenbar nicht in der Lage vorher festzustellen wer zu welcher Gruppe gehören wird. Also bei welcher Indikation es hilft, bei welcher nicht und bei welcher die Methode schadet.
Finde den Fehler... :kopfschuettel:
Du verbreitest DEINE Spekulationen und Annahmen als Fakten und allgemeingültige Wahrheiten.
Quellen oder Belege? Fehlanzeige.
Relativierungen, im Sinne von: Es kann passieren dass (das ist etwas anderes, als deine Verallgemeinerungen)? Ebenso Fehlanzeige.
Einzig anekdotische Evidenke (ich kenne....), die wiederum verallgemeinert wird.
Konstruktiv diskutieren geht für mich anders.
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― Anne Lamott

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 16.03.2022, 14:13

lisbeth hat geschrieben: Mi., 16.03.2022, 14:06 Und dann sind die Behandler auf breiter Front offenbar nicht in der Lage vorher festzustellen wer zu welcher Gruppe gehören wird. Also bei welcher Indikation es hilft, bei welcher nicht und bei welcher die Methode schadet.
Du verbreitest DEINE Spekulationen und Annahmen

Da es so viele Menschen mit psychischen Krankheiten gibt denen eine Analyse geschadet hat muss es viele Analytiker geben die nicht in der Lage sind festzustellen für wen eine Analyse die geeignete Therapie ist und für wen nicht.

Wenn die Analytiker in der breiten Masse dazu in der Lage wären anhand der Anamnese in den probatorischen Sitzungen zu erkennen für wen die Analyse geeignet ist, dann wären Menschen denen eine Analyse geschadet hat eine Rarität. Das sind sie aber nicht. Wir haben jetzt hier schon unter den spontan anwesenden Usern mehrere, und ich habe auch privat schon mehrere kennengelernt.

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Montana
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Beitrag Mi., 16.03.2022, 14:44

Ganz ohne Therapie hätte es aber weit schlimmer ausgesehen. Vermutlich wäre ich gar nicht mehr da. Es ist ja nicht so, als gäbe es passende Therapien/Therapeuten wie Sand am Meer. Man hat im Gegenteil eher die Wahl zwischen einem Versuch mit ungewissem Ausgang (aber immerhin mit Hoffnung) und gar nichts.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 16.03.2022, 14:55

Montana hat geschrieben: Mi., 16.03.2022, 14:44Es ist ja nicht so, als gäbe es passende Therapien/Therapeuten wie Sand am Meer.
Das ist noch mal ein ganz anderes Thema.

Im Grunde sollte man zuerst eine Diagnose plus kompetente Empfehlung für die geeignete Therapieform von einer unabhängigen Fachperson bekommen und dann aus mehreren Therapeuten der Therapieform einen aussuchen können wo man einen guten Draht und ein gutes Gefühl hat.

Es ist immer problematisch, wenn ein Vertreter einer bestimmten Therapieform einem Klienten die eigene Therapieform empfiehlt. Weil wenn es um die eigene Therapieform und deren Qualitäten aber auch Grenzen geht die Objektivität in einigen Fällen nicht mehr so ganz gegeben ist.

Wobei ich aber auch schon einen Fall hatte wo ein Therapeut nach 2 probatorischen Sitzungen (Analytiker der sich afu die übertragungsfokussierte Therapie bei Borderline und Trauma spezialisiert hat) gemeinsam mit mir festgestellt hat dass seine Therapieform für mich zu dem Zeitpunkt nicht die geeignete ist. Er hat mir zu einem stärker ressourcenorientierten Vorgehen geraten das er nicht anbietet. Das gibt es also durchaus auch.

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