Angst vor der Couch bei Psychoanalyse

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Waldschratin
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Beitrag Do., 04.11.2021, 15:23

mimikry hat geschrieben:Wie du sagtest, ist ein "greifbares" Gegenüber für Leute mit Trauma, scheinbar ziemlich wichtig. Das ist glaube ich, die einzige Sorge, die ich habe. Dass, wenn ich da liege, nichts mehr greifbar ist und ich mich (im schlimmsten Falle) in meinem eigenen Abgrund verliere. Und da frage ich mich- hilft einem ein Analytiker heraus? Oder wäre das schon zu viel verlangt in einer analytischen Psychotherapie. Muss ich das dann alles alleine schaffen?
Frag ihn!
"Einfach" frei raus! :ja:
(Ich weiß, das mit "einfach" ist alles andere als "einfach". :->)

Dass du dir den Therapeuten als Verbündeten wünschst auf deinem Weg ins "unbekannte Land" in dir, kann ich nur zu gut nachempfinden!
Und nach allem, was du von deinem Thera schreibst, kannst du es ihm schon zutrauen, dass er das auch kann.

Ich hab das mal als "Therapieauftrag" an meinen Thera formuliert.
Ließ ihm die Möglichkeit, diesen "Arbeitsauftrag" anzunehmen oder eben nicht.

Ob ein Analytiker das sein kann?
Ja, warum denn nicht?
Es gibt ja nicht nur die klassische Ausrichtung in der Analyse, es gibt ja mittlerweile auch sehr moderne Analytiker, die wirklich was verstehen von Psychodynamik und sich der auch wirklich "stellen".
Und dann hast du einen Verbündeten an deiner Seite.
Der muss ja kein ewiger Ja-Sager sein oder dich hätschel-tätscheln etc.

Im Gegenteil : Wenn ich weiß und auch spüre, dass mein Thera tatsächlich Verbündeter ist, kann ich umso mehr Kontra, Konfrontation und "andere Sicht" von ihm zulassen und ruhiger durchackern, als mit so nem "unbeschriebene Blatt" von "weißer Wand" als nicht vorhandenem Gegenüber.

Besprich es mit ihm, trau dich!
Du kannst nur gewinnen. :ja:

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Beitrag Do., 04.11.2021, 21:38

Ich kann da Waldschratin nur zustimmen,

Auch innerhalb der Analyse gibt es viele verschiedene Strömungen. Und da dein Therapeut sowieso schon - durch die Verhaltenstherapie - über den Tellerrand schaut, würde ich erstmal davon ausgehen, dass er flexibel in der Gestaltung seiner eigenen Greifbarkeit agieren kann.
Und das anzusprechen ist ein ganz wichtiger Schritt, der sich auf jeden Fall lohnen wird, egal wie das Ergebnis ausfällt!

Ich habe auch so eine Analytikerin, wie Waldschratin sie beschreibt, die für mich alles andere als eine weiße Wand ist und eine echte Verbündete.
Sie gibt mir viel Halt und ist sehr präsent ohne mir Raum zu nehmen.

Gleichzeitig ist es aber trotzdem so, dass ich sie immer wieder zur Täterin mache.
Dabei provoziert meine Therapeutin meine negativen Übertragungen nicht, ganz im Gegenteil, sie begrenzt sie, wo sie nur kann.
(Ich vermute, das ist dann wiederum auch ein Vorteil bei Analytikern, denn dass sie sich mit Übertragungen auskennen, bedeutet im besten Falle ja auch, dass sie wissen, wie man sie provoziert und wie man sie eher in Schach hält.)

Dass es bei mir trotzdem zu negativen Übertragungen kommt, hängt vermutlich auch mit den ursächlichen traumatischen Erfahrungen zusammen. In meiner Kindheit waren meine vermeintlichen “Verbündeten” auch die Täter und die Menschen, denen ich mich anvertraut habe, wurden zu Gegnern.
So gibt es bei uns eine Dynamik, die immer wieder so abläuft, dass ich anfange mich gehalten und geerdet zu fühlen, mich öffne, an alte Wunden gelange - und auch an die dazugehörigen Gefühle - und sie sofort zur Täterin mache. (Weil genau das leider ein Teil des alten Gefühls ist.)
Das ist sehr schmerzhaft, vor allem, weil sie genau dann, wenn ich sie brauche für mich nicht erreichbar ist.
Wichtig ist, dass anschließend nicht nur der Kopf reflektiert, was da passiert ist, sondern das Gefühl wieder an die alte Beziehung anknüpfen kann.

Für mich persönlich ist das trotzdem der richtige Weg. Bei mir ist es allerdings auch so, dass ich auch in anderen wichtigen Beziehungen starke negative Übertragungen entwickele, sobald ich mich wirklich zeige. Deshalb macht es Sinn für mich da ran zu gehen.
Wenn das nicht der Fall wäre, wäre es mir den Schmerz vermutlich nicht wert.

Und ich mach keine analytische Therapie. Ich liege nicht und habe nur einmal die Woche eine Stunde. (Leider, ich wünschte ich könnte das, entwickele da regelrecht eine Sehnsucht nach, aber meine Reaktionen auf Nähe (zu ihr und zu mir selbst) sind mir da im Moment noch zu drastisch, vielleicht irgendwann mal…)

Meine Therapeutin hat mir aber mal erzählt, dass sie sich manchmal auch so setzt, dass man sich auch angucken kann, während man liegt. Vielleicht wäre das eine Option?

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mimikry
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Beitrag Fr., 05.11.2021, 09:28

Waldschratin hat geschrieben: Do., 04.11.2021, 15:23
mimikry hat geschrieben:Wie du sagtest, ist ein "greifbares" Gegenüber für Leute mit Trauma, scheinbar ziemlich wichtig. Das ist glaube ich, die einzige Sorge, die ich habe. Dass, wenn ich da liege, nichts mehr greifbar ist und ich mich (im schlimmsten Falle) in meinem eigenen Abgrund verliere. Und da frage ich mich- hilft einem ein Analytiker heraus? Oder wäre das schon zu viel verlangt in einer analytischen Psychotherapie. Muss ich das dann alles alleine schaffen?
Frag ihn!
"Einfach" frei raus! :ja:
(Ich weiß, das mit "einfach" ist alles andere als "einfach". :->)

Dass du dir den Therapeuten als Verbündeten wünschst auf deinem Weg ins "unbekannte Land" in dir, kann ich nur zu gut nachempfinden!
Und nach allem, was du von deinem Thera schreibst, kannst du es ihm schon zutrauen, dass er das auch kann.

Ich hab das mal als "Therapieauftrag" an meinen Thera formuliert.
Ließ ihm die Möglichkeit, diesen "Arbeitsauftrag" anzunehmen oder eben nicht.

Ob ein Analytiker das sein kann?
Ja, warum denn nicht?
Es gibt ja nicht nur die klassische Ausrichtung in der Analyse, es gibt ja mittlerweile auch sehr moderne Analytiker, die wirklich was verstehen von Psychodynamik und sich der auch wirklich "stellen".
Und dann hast du einen Verbündeten an deiner Seite.
Der muss ja kein ewiger Ja-Sager sein oder dich hätschel-tätscheln etc.

Im Gegenteil : Wenn ich weiß und auch spüre, dass mein Thera tatsächlich Verbündeter ist, kann ich umso mehr Kontra, Konfrontation und "andere Sicht" von ihm zulassen und ruhiger durchackern, als mit so nem "unbeschriebene Blatt" von "weißer Wand" als nicht vorhandenem Gegenüber.

Besprich es mit ihm, trau dich!
Du kannst nur gewinnen. :ja:
Ich finde das Bild mit der Reise und dem Verbündeten für diese Reise passend und schön und deine Antwort hat mich darin bestärkt :-> Ich werde es nutzen und es ansprechen! Danke

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mimikry
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Beitrag Fr., 05.11.2021, 09:30

NeverEndingStory hat geschrieben: Do., 04.11.2021, 21:38 Ich kann da Waldschratin nur zustimmen,

Auch innerhalb der Analyse gibt es viele verschiedene Strömungen. Und da dein Therapeut sowieso schon - durch die Verhaltenstherapie - über den Tellerrand schaut, würde ich erstmal davon ausgehen, dass er flexibel in der Gestaltung seiner eigenen Greifbarkeit agieren kann.
Und das anzusprechen ist ein ganz wichtiger Schritt, der sich auf jeden Fall lohnen wird, egal wie das Ergebnis ausfällt!

Ich habe auch so eine Analytikerin, wie Waldschratin sie beschreibt, die für mich alles andere als eine weiße Wand ist und eine echte Verbündete.
Sie gibt mir viel Halt und ist sehr präsent ohne mir Raum zu nehmen.

Gleichzeitig ist es aber trotzdem so, dass ich sie immer wieder zur Täterin mache.
Dabei provoziert meine Therapeutin meine negativen Übertragungen nicht, ganz im Gegenteil, sie begrenzt sie, wo sie nur kann.
(Ich vermute, das ist dann wiederum auch ein Vorteil bei Analytikern, denn dass sie sich mit Übertragungen auskennen, bedeutet im besten Falle ja auch, dass sie wissen, wie man sie provoziert und wie man sie eher in Schach hält.)

Dass es bei mir trotzdem zu negativen Übertragungen kommt, hängt vermutlich auch mit den ursächlichen traumatischen Erfahrungen zusammen. In meiner Kindheit waren meine vermeintlichen “Verbündeten” auch die Täter und die Menschen, denen ich mich anvertraut habe, wurden zu Gegnern.
So gibt es bei uns eine Dynamik, die immer wieder so abläuft, dass ich anfange mich gehalten und geerdet zu fühlen, mich öffne, an alte Wunden gelange - und auch an die dazugehörigen Gefühle - und sie sofort zur Täterin mache. (Weil genau das leider ein Teil des alten Gefühls ist.)
Das ist sehr schmerzhaft, vor allem, weil sie genau dann, wenn ich sie brauche für mich nicht erreichbar ist.
Wichtig ist, dass anschließend nicht nur der Kopf reflektiert, was da passiert ist, sondern das Gefühl wieder an die alte Beziehung anknüpfen kann.

Für mich persönlich ist das trotzdem der richtige Weg. Bei mir ist es allerdings auch so, dass ich auch in anderen wichtigen Beziehungen starke negative Übertragungen entwickele, sobald ich mich wirklich zeige. Deshalb macht es Sinn für mich da ran zu gehen.
Wenn das nicht der Fall wäre, wäre es mir den Schmerz vermutlich nicht wert.

Und ich mach keine analytische Therapie. Ich liege nicht und habe nur einmal die Woche eine Stunde. (Leider, ich wünschte ich könnte das, entwickele da regelrecht eine Sehnsucht nach, aber meine Reaktionen auf Nähe (zu ihr und zu mir selbst) sind mir da im Moment noch zu drastisch, vielleicht irgendwann mal…)

Meine Therapeutin hat mir aber mal erzählt, dass sie sich manchmal auch so setzt, dass man sich auch angucken kann, während man liegt. Vielleicht wäre das eine Option?
Er hatte, soweit ich mich erinnern kann, gesagt er ist klassisch ausgebildet. Ich weiß aber auch dass er lehrt und in mehreren Institutionen im Austausch mit vielen anderen steht. Ich glaube es könnte sein, dass er über den Tellerrand schaut (was ich mir wünschen würde)- aber das "klassisch" weckt eben doch in mir die Assoziation, dass er gerne die weiße Wand sein möchte? Ich weiß es nicht. Ich fand unsere Gespräche bisher angenehm und habe Sorge, dass sich das durch ein verändertes Setting auch ändert.

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Beitrag Fr., 05.11.2021, 10:09

mimikry hat geschrieben: Fr., 05.11.2021, 09:30 Er hatte, soweit ich mich erinnern kann, gesagt er ist klassisch ausgebildet. Ich weiß aber auch dass er lehrt und in mehreren Institutionen im Austausch mit vielen anderen steht. Ich glaube es könnte sein, dass er über den Tellerrand schaut (was ich mir wünschen würde)- aber das "klassisch" weckt eben doch in mir die Assoziation, dass er gerne die weiße Wand sein möchte? Ich weiß es nicht. Ich fand unsere Gespräche bisher angenehm und habe Sorge, dass sich das durch ein verändertes Setting auch ändert.
Ich denke, da hilft wirklich nur, dass du es ansprichst.
Eine klassische Ausbildung ist erstmal ja auch nur der erste Stein einer beruflichen Karriere. Das heißt ja noch nicht, dass er heute nur klassisch arbeiten will/ kann. Und auch “klassisch” ist in der Psychoanalyse kein feststehender Begriff, soweit ich weiß, der immer das gleiche bedeutet.
Und Freud hat übrigens sehr wohl geschaut, was einzelne PatientInnen brauchten, Flexibilität wäre im Prinzip also sogar klassisch.
Aber das alles ist Spekulation und wichtig ja nur, wie dein Therapeut genau arbeitet. Also hilft nur fragen.
Wenn du Sorge hast, dass dir dort dann die Worte fehlen, könntest du es vielleicht auch aufschreiben und ihm in der Sitzung zu lesen geben. Das hilft mir manchmal, wenn ich weiß, dass ich etwas auf jeden Fall ansprechen muss/ will, es aber nicht gut kann.
Wann hast du denn die nächste Stunde?

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mimikry
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Beitrag Fr., 05.11.2021, 10:11

NeverEndingStory hat geschrieben: Fr., 05.11.2021, 10:09
mimikry hat geschrieben: Fr., 05.11.2021, 09:30 Er hatte, soweit ich mich erinnern kann, gesagt er ist klassisch ausgebildet. Ich weiß aber auch dass er lehrt und in mehreren Institutionen im Austausch mit vielen anderen steht. Ich glaube es könnte sein, dass er über den Tellerrand schaut (was ich mir wünschen würde)- aber das "klassisch" weckt eben doch in mir die Assoziation, dass er gerne die weiße Wand sein möchte? Ich weiß es nicht. Ich fand unsere Gespräche bisher angenehm und habe Sorge, dass sich das durch ein verändertes Setting auch ändert.
Ich denke, da hilft wirklich nur, dass du es ansprichst.
Eine klassische Ausbildung ist erstmal ja auch nur der erste Stein einer beruflichen Karriere. Das heißt ja noch nicht, dass er heute nur klassisch arbeiten will/ kann. Und auch “klassisch” ist in der Psychoanalyse kein feststehender Begriff, soweit ich weiß, der immer das gleiche bedeutet.
Und Freud hat übrigens sehr wohl geschaut, was einzelne PatientInnen brauchten, Flexibilität wäre im Prinzip also sogar klassisch.
Aber das alles ist Spekulation und wichtig ja nur, wie dein Therapeut genau arbeitet. Also hilft nur fragen.
Wenn du Sorge hast, dass dir dort dann die Worte fehlen, könntest du es vielleicht auch aufschreiben und ihm in der Sitzung zu lesen geben. Das hilft mir manchmal, wenn ich weiß, dass ich etwas auf jeden Fall ansprechen muss/ will, es aber nicht gut kann.
Wann hast du denn die nächste Stunde?
Erst übernächste Woche. Eigentlich haben wir zweimal die Woche, er wollte hoch auf dreimal. Ich musste nun aber wegen einer familiären Angelegenheit ins Ausland. Deshalb die längere Pause.

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Montana
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Beitrag Fr., 05.11.2021, 10:12

Ich kann mir gut vorstellen, dass er für vieles offen ist. Denn immerhin betreibt er nicht ausschließlich klassische Analyse. Also denkt er nicht, dass die das Nonplusultra für jedes Problem ist. Diese Konstellation gefällt mir ausgesprochen gut.
Ich hatte übrigens mal einen Therapeuten, der zugleich Theologe war und mal nebenbei seine katholische Erziehung erwähnt hatte. Religion war nie Thema in der Therapie. Aber als ich ihm irgendwann mal "unterstellte", katholisch zu sein (das hatte ich aufgrund der bisherigen Informationen angenommen), war er etwas entrüstet. Ausbildung und Erziehung müssen tatsächlich nicht zwangsläufig bedeuten, dass man alles gelernte für den Rest seines Lebens buchstäblich befolgt....

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mimikry
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Beitrag Fr., 05.11.2021, 10:14

NeverEndingStory hat geschrieben: Fr., 05.11.2021, 10:09
mimikry hat geschrieben: Fr., 05.11.2021, 09:30 Er hatte, soweit ich mich erinnern kann, gesagt er ist klassisch ausgebildet. Ich weiß aber auch dass er lehrt und in mehreren Institutionen im Austausch mit vielen anderen steht. Ich glaube es könnte sein, dass er über den Tellerrand schaut (was ich mir wünschen würde)- aber das "klassisch" weckt eben doch in mir die Assoziation, dass er gerne die weiße Wand sein möchte? Ich weiß es nicht. Ich fand unsere Gespräche bisher angenehm und habe Sorge, dass sich das durch ein verändertes Setting auch ändert.
Ich denke, da hilft wirklich nur, dass du es ansprichst.
Eine klassische Ausbildung ist erstmal ja auch nur der erste Stein einer beruflichen Karriere. Das heißt ja noch nicht, dass er heute nur klassisch arbeiten will/ kann. Und auch “klassisch” ist in der Psychoanalyse kein feststehender Begriff, soweit ich weiß, der immer das gleiche bedeutet.
Und Freud hat übrigens sehr wohl geschaut, was einzelne PatientInnen brauchten, Flexibilität wäre im Prinzip also sogar klassisch.
Aber das alles ist Spekulation und wichtig ja nur, wie dein Therapeut genau arbeitet. Also hilft nur fragen.
Wenn du Sorge hast, dass dir dort dann die Worte fehlen, könntest du es vielleicht auch aufschreiben und ihm in der Sitzung zu lesen geben. Das hilft mir manchmal, wenn ich weiß, dass ich etwas auf jeden Fall ansprechen muss/ will, es aber nicht gut kann.
Wann hast du denn die nächste Stunde?
Achso und grundsätzlich eine gute Idee mit dem Aufschreiben. Aber in der vorletzten Sitzung war genau das Thema. Dass ich in meiner letzten Therapie (VT) viel geschrieben und wenig gesprochen habe. Er dann meinte das sei eine Form von Abwehr. Damit laufe ich dann vermutlich in die Falle?

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Beitrag Fr., 05.11.2021, 10:41

mimikry hat geschrieben: Fr., 05.11.2021, 10:14 Aber in der vorletzten Sitzung war genau das Thema. Dass ich in meiner letzten Therapie (VT) viel geschrieben und wenig gesprochen habe. Er dann meinte das sei eine Form von Abwehr. Damit laufe ich dann vermutlich in die Falle?
Was meinst du mit Falle?
Es könnte natürlich sein, dass dein Therapeut lieber möchte, dass du es aussprichst. Aber wenn ich das richtig verstanden habe, dann habt ihr nur noch die nächste Stunde vor Antragstellung und müsst euch dann entscheiden, oder? Dann wäre es halt wirklich blöd, wenn du es nicht schaffst das zu klären. Oder gäbe es eine Möglichkeit sich da noch mehr Zeit zu lassen?

Zur Abwehr. Ja, ist das vielleicht auch. Aber letztlich haben Abwehrstrategien ja auch (gute!) Gründe. Und alleine die Deutung dazu vom Therapeuten zu hören reicht nicht das abzulegen.
Vielleicht kannst du die Zeit bis zum Termin nutzen um dir zu überlegen was du bräuchtest, um es ohne Brief zu schaffen?
Das muss dann übrigens nicht heißen, dass du dir da den Druck machen musst, es dann auch ohne zu schaffen.
Und es müssen auch keine erfüllbaren oder realistischen Dinge dabei rauskommen, die du bräuchtest um es zu schaffen. Mir haben oft genau die unrealistischen Wünsche und Vorstellungen weiter geholfen.

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mimikry
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Beitrag Fr., 05.11.2021, 12:58

Montana hat geschrieben: Fr., 05.11.2021, 10:12 Ich kann mir gut vorstellen, dass er für vieles offen ist. Denn immerhin betreibt er nicht ausschließlich klassische Analyse. Also denkt er nicht, dass die das Nonplusultra für jedes Problem ist. Diese Konstellation gefällt mir ausgesprochen gut.
Ich hatte übrigens mal einen Therapeuten, der zugleich Theologe war und mal nebenbei seine katholische Erziehung erwähnt hatte. Religion war nie Thema in der Therapie. Aber als ich ihm irgendwann mal "unterstellte", katholisch zu sein (das hatte ich aufgrund der bisherigen Informationen angenommen), war er etwas entrüstet. Ausbildung und Erziehung müssen tatsächlich nicht zwangsläufig bedeuten, dass man alles gelernte für den Rest seines Lebens buchstäblich befolgt....
Da hast du vermutlich Recht, ich danke dir. Und ja-erst hatte ich es gar nicht bemerkt, dass er alle drei Verfahren anbietet, aber ich sehe es inzwischen uach als Vorteil. Vor allem weil er mir anbat, wenn es gar nicht geht mit einem bestimmten Verfahren, könnten wir auch notfalls wechseln.

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mimikry
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Beitrag Fr., 05.11.2021, 13:52

NeverEndingStory hat geschrieben: Fr., 05.11.2021, 10:41
mimikry hat geschrieben: Fr., 05.11.2021, 10:14 Aber in der vorletzten Sitzung war genau das Thema. Dass ich in meiner letzten Therapie (VT) viel geschrieben und wenig gesprochen habe. Er dann meinte das sei eine Form von Abwehr. Damit laufe ich dann vermutlich in die Falle?
Was meinst du mit Falle?
Es könnte natürlich sein, dass dein Therapeut lieber möchte, dass du es aussprichst. Aber wenn ich das richtig verstanden habe, dann habt ihr nur noch die nächste Stunde vor Antragstellung und müsst euch dann entscheiden, oder? Dann wäre es halt wirklich blöd, wenn du es nicht schaffst das zu klären. Oder gäbe es eine Möglichkeit sich da noch mehr Zeit zu lassen?

Zur Abwehr. Ja, ist das vielleicht auch. Aber letztlich haben Abwehrstrategien ja auch (gute!) Gründe. Und alleine die Deutung dazu vom Therapeuten zu hören reicht nicht das abzulegen.
Vielleicht kannst du die Zeit bis zum Termin nutzen um dir zu überlegen was du bräuchtest, um es ohne Brief zu schaffen?
Das muss dann übrigens nicht heißen, dass du dir da den Druck machen musst, es dann auch ohne zu schaffen.
Und es müssen auch keine erfüllbaren oder realistischen Dinge dabei rauskommen, die du bräuchtest um es zu schaffen. Mir haben oft genau die unrealistischen Wünsche und Vorstellungen weiter geholfen.
Mit Falle meinte ich, dass wir uns ungesagt, mehr oder weniger, darüber einig waren, dass ich das mit dem Schreiben als Ausweichstrategie, diesmal nicht tun möchte. Ich hatte es selbst geäußert, auch als Problem in der letzten Therapie beschrieben und gesagt, es diesmal besser machen zu wollen. Seiner Reaktion nach zu urteilen, stimmte er diesem Vorhaben zu. Ich fände es inkoheränt ihm nun etwas Geschriebenes vorzulegen.

Aber ja, wir haben soweit ich weiß entweder nur noch eine, maximal aber zwei Sitzungen und bis dahin sollte es vorläufig entschieden sein. Also wenn es gar nicht geht, würde er es dann auch nochmal ändern.

Über deinen Tipp mit "was bräuchte ich um es zu sagen" , möchte ich nochmal in Ruhe nachdenken. Im Vorstellen bin ich gut und vielleicht kann ich mir ja zur Stärkung irgendetwas in den Raum imaginieren, was mir Mut macht :red:

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 05.11.2021, 14:04

mimikry hat geschrieben: Fr., 05.11.2021, 10:14
Aber in der vorletzten Sitzung war genau das Thema. Dass ich in meiner letzten Therapie (VT) viel geschrieben und wenig gesprochen habe. Er dann meinte das sei eine Form von Abwehr. Damit laufe ich dann vermutlich in die Falle?
das ist ein gutes Beispiel für eine grundsätzliche Sache: Kommst du mit den typischen Deutungen einer Psychoanalyse zurecht, möchtest du so arbeiten, hilft dir das?
Ich finde nicht dass ein Therapeut der dich praktisch nicht kennt (ihr hattet ja nur probatorische Sitzungen) schon beurteilen kann ob schreiben und aufschreiben "Abwehr" ist. Und selbst wenn: Hilft dir diese "Deutung" ?
Ich habe den Eindruck dass dich sowas verwirrt, hemmt, unter Druck setzt.
Das ist genau der Punkt den ich an Psychoanalyse so gar nicht leiden kann: Die hingeknallten Deutungen.
Ja und? Und dann?

Wenn DIR aufschreiben hilft dann brauchst du das erst mal, dann darf das sein, dann brauchst du einen Therapeuten der dir diesen Raum, diese Variante lässt und dir nicht irgendeine Deutung hinknallt.

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Montana
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Beitrag Fr., 05.11.2021, 15:23

Und von mir zur Ergänzung: wenn etwas schriftlich mitteilbar ist, aber persönlich nicht, und Schreiben wird als Abwehr deklariert und ist fortan sozusagen verboten, was wird passieren? Vermutlich wird dann vieles überhaupt nicht mehr mitgeteilt, weil der einzige mögliche Kanal dafür weggenommen wurde.
Dann wird nicht mehr geschrieben, aber ist das ein Erfolg? In meinen Augen nicht.


Bluemoon123
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Beitrag Fr., 05.11.2021, 15:41

Aber alleine die Tatsache, dass der Therapeut es jetzt einmal gewagt hat zu sagen, dass er grundsätzlich findet, Schreiben wäre eine Art Abwehr, heißt doch noch nicht, dass es komplett verboten ist. Mimikry ist doch noch ganz am Anfang, und gerade erst wird ausdiskutiert, welches Verfahren das geeignetste ist. Da muss man doch nicht von der ersten vorsichtigen Deutung gleich ein komplettes Verbot herleiten.

So grundsätzlich glaube ich allerdings schon auch, dass in dem Fall erstmal Sprechen dem Schreiben vorzuziehen ist. Denn es geht ja jetzt erstmal darum eine generelle Angst vor dem geplanten Setting (Couch) zu besprechen bzw. auszuloten welches Verfahren überhaupt geeignet ist. Und da die richtige Therapie noch gar nicht angefangen hat, geht es doch jetzt noch gar nicht darum ob generell Dinge auf dem schriftlichen Weg mitgeteilt werden dürfen oder nicht.

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saffiatou
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Beitrag Fr., 05.11.2021, 16:06

Bluemoon123 hat geschrieben: Fr., 05.11.2021, 15:41 So grundsätzlich glaube ich allerdings schon auch, dass in dem Fall erstmal Sprechen dem Schreiben vorzuziehen ist.
Sicher ist das Reden die erste Wahl in der Therapie, aber wenn Schreiben gleich als Abwehr gedeutet wird ist das meiner Meinung nach nicht richtig. Klar soll nicht der Kontakt nur schriftlich erfolgen oder der Patient immer nach der Stunde lange mails schicken, aber mir hat es sehr geholfen, wenn ich ein schweres Thema mal kurz per mail ankündigen konnte, das braucht nicht mehr als zwei Zeilen und dann wurde in der Therapiestunde darüber gesprochen. Es kommt also auf den Standpunkt an, wie man etwas betrachtet und auch wie man etwas nutzt. Es liegt ja auch am Therapeuten, da Grenzenczu setzen, was ich vollkommen richtig finde, nur es gibt auch ein ABER.
never know better than the natives. Kofi Annan

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