Vertrauen bewahren

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Sternchen987
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Beitrag So., 26.09.2021, 17:09

Waldschratin, darf ich fragen wie du es geschafft hast diesen "Knoten" zu lösen?

Ich war von Anfang an offen mit meinen Themen. Einige "neue" Themen kamen dann während der laufenden Therapie dazu; ich schätze mein Unterbewusstsein hat das die letzten Jahre einfach zu sehr verdrängt oder ich habe es nicht bewusst wahrgenommen, aus wieviel Baustellen mein Leben dann doch letztendlich besteht :kopfschuettel:
Aber dieses gespielte Selbstbewusstsein und in Wirklichkeit gar keins besitzen ist mir sehr wohl bekannt.
Ich glaube mein Thera könnte 50 Mal sagen "Ich bin froh, dass Sie hier sind Sternchen" und ich würde 50 Mal das Gegenteil behaupten, weil ich für mich das fühle. Wie kann ein Mensch sich über meine Existenz freuen, wenn ich selbst mich nicht an meiner Existenz erfreue, grob ausgedrückt. :-( :roll:
Sieht so aus als ob ich mich verliere-.. schon wieder.

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Fairness
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Beitrag So., 26.09.2021, 17:24

peponi hat geschrieben: Also tatsächlich ist es eher so, dass ich mich mit dem Therapeuten in der Sitzung selbst nicht unbedingt wohlfühle, sondern ziemlich angespannt bin.
Ach so...das habe ich vorher anders verstanden. Nun verstehe ich das so, dass es grundsätzlich schwierig für dich ist, in Beziehungen Vertrauen zu fassen...dazu kann ich dann, eher weniger beitragen.. Falls dir meine Worte jedoch ein wenig helfen konnten, hat sich das Schreiben gelohnt. 🌺
Sometimes your heart needs more time to accept what your mind already knows.


Waldschratin
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Beitrag So., 26.09.2021, 18:09

Sternchen hat geschrieben:Waldschratin, darf ich fragen wie du es geschafft hast diesen "Knoten" zu lösen?
Das lässt sich in einzelnen Punkten gar nicht benennen.

Am meisten hat wohl ausgemacht, dass mein Thera da recht undramatisch damit umging.
Ich durfte sein, wie ich war : Verklemmt, verschämt, kompliziert, in meinen Augen nervig - was ich wohl tatsächlich auch oft war. Aber ich durfte eben sein. Punkt.

Er sagte mal einen Satz, der mir sehr geholfen hat : Schämen Sie sich ruhig, das darf sein, es stört nicht.

Dann haben mir die Aufnahmen der Stunden sehr geholfen. Mir selber zuzuhören war sehr "erhellend". Ich hab ja in der Stunde viel schon wegen Dissos, der Schämerei und dem Rumgestelze gar nicht von mir mitbekommen.

Was auch sehr viel geholfen hat : Körperwahrnehmung. Regelmäßig, d.h. täglich, zuhause gehört das schon lange dazu bei mir, aber seit ich SE mache, krieg ich da noch Anleitung speziell in Bezug aufs autonome Nervensystem. Und das ist Gold wert!
Aber auch vorher schon, v.a. in Bezug auf die Urscham, hab ich das schon gemacht. Und habs mir dann angewöhnt, so "nebenbei" in den Stunden es auch zu tun, wenns die Dissos erlaubten.

Und eben der Fatalismus : Jetzt erst recht! Und wenn ich mich grün und scheckig schäme, ich geh da jetzt hin und mach den Mund auf und sollte ich nur lallen und stottern : Dann zweimal erst recht!
Ich hab da mir und meinen Ängsten, der Scham, dem Ekel vor mir selber etc. kräftig den Stinkefinger gezeigt und die Zunge rausgestreckt. Und alles andere war "einfach machen ohne nachdenken".

Lange Zeit hab ich mir einen "Einstiegssatz" bereitgelegt vor der Stunde. Gleich was, das das Drumrumeiern schon mal unmöglich macht. Hat nicht immer funktioniert, weil ich ja ganz "höflich" :roll: den Thera hab anfangen lassen. Wie praktisch, wenn man sich vor etwas drücken will... :roll:
Aber es hat dann wenigstens oft dabei geholfen, doch noch angeknüpft zu bekommen, was ich eigentlich mir rausmühen wollte.

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Sternchen987
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Beitrag So., 26.09.2021, 18:27

Respekt an dich.

Ich glaube, ich würde im Erdboden versinken, wenn ich die Stunden aufzeichnen würde. Ich sitze so oft eine Stunde nach einer Sitzung einfach nur da gehe gedanklich Situationen aus der Sitzung durch und denke mir "Wirklich jetzt? Hast du das wirklich so gesagt? Was könnte der Thera nun von dir denken?" :kopfschuettel:

Ich sagte ja bereits, ich erkenne mich da oft drin, dieses "Auf andere Dinge zu konzentrieren anstatt auf das Wesentliche", dann verhaspele ich mich unter Umständen noch in Kleinigkeiten und bin dann völlig verloren. :-(

Und trotz diesem Hinterfragen glaube ich, dass ich ein gewisses Vertrauen aufgebaut habe und ich kann mir vorstellen, dass es bei dir @peponi ähnlich ist (ohne jetzt aus der Ferne eine These aufzustellen :-> ) Denn mittlerweile habe ich das Gefühl, trotz des Misstrauens habe ich eine Übertragung am laufen und das gefällt mir so gar nicht :kopfschuettel:
Sieht so aus als ob ich mich verliere-.. schon wieder.

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Sydney-b
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Beitrag So., 26.09.2021, 18:33

@Waldschratin: was ist SE?


Waldschratin
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Beitrag So., 26.09.2021, 20:38

SE = Somatic Experiencing
Sorry, ich bin an diese Abkürzung schon so gewöhnt, dass ich sie kaum noch ausschreibe... :red:


Waldschratin
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Beitrag So., 26.09.2021, 20:53

Sternchen987 hat geschrieben:Ich glaube, ich würde im Erdboden versinken, wenn ich die Stunden aufzeichnen würde.
Naja, leicht war das anfangs nicht, mir den eigenen Käse anzuhören.
Aber ich sags mal so : Wenn man eh schon nichts von sich selber hält und denkt, dass man das Letzte vom Letzten ist, was kann einem dann schon so ne Selbstblamage noch anhaben? :hehehe:
Man gewöhnt sich aber mit der Zeit dran. Und es ist halt einfach recht hilfreich.
Ich hab zuerst deshalb aufgezeichnet, weil ich wegen der Dissos manchmal ganze Stunden oder den halben Tag, an dem ich Therapie hatte, nicht mehr wusste. Diese Zeit fehlte dann einfach komplett.

Was mir dabei auch noch einfällt :
Ich hab meinen Thera ja vorher gefragt, ob ich aufzeichnen darf für mich. Und erwartet, dass es viel Diskussion über warum und weshalb und irgendwelche Abmachungen, was ich damit machen darf oder nicht geben würde.

Er sagte nur : Ja, klar.
Das wars.
Da hat er mir vertraut. Und mir somit sowas wie ein Beispiel gegeben, dass man durchaus auch mal jemanden "einfach so" vertrauen wagen kann.
Hat mich damals nachhaltig beeindruckt! :ja:

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Solage
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Beitrag So., 26.09.2021, 21:35

peponi hat geschrieben: Sa., 25.09.2021, 11:37
Solage hat geschrieben: Fr., 24.09.2021, 21:18 In jedem Anfang wohnt schon das Ende.
Da stehe ich gerade etwas auf dem Schlauch und weiß leider nicht so recht, worauf du hinaus willst.
Ich meine es so, dass wenn ich mich auf eine therapeutische Beziehung vertrauensvoll einlasse, so ganz echt, dann ist aber auch schon das Ende dieser Beziehung in Sicht. Rentiert es sich dann überhaupt, dass ich mich auf diese Beziehung einlasse? Dass ich damit überhaupt anfange?
Ich werde doch auch wieder irgendwann alleine gelassen.

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Solage
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Beitrag So., 26.09.2021, 21:46

peponi hat geschrieben: Sa., 25.09.2021, 11:37

... mir tut es weh, dass er so gut zu mir ist, so respektvoll. Das sind richtige körperliche Schmerzen, die ich wirklich im ganzen Körper spüre. Ich denke manchmal, dass es viel einfacher wäre, wenn er blöd zu mir wäre, mich schlecht behandeln würde. VIEL einfacher. Und das ist so absurd und verquer und bescheuert. Anstatt das 'genießen' (nicht der passende Begriff, aber mir fällt gerade kein besserer ein) zu können, muss mans kaputt machen und wenn die Handlungen des Therapeuten das nicht hergeben, deutet man sie einfach solange um, bis es wieder 'passt'. Das ist doch völlig bescheuert.
Mir hat mein Therapeut vor Jahren gesagt, dass seine Patienten richtig zusammenbrechen, wenn er ihnen wertschätzend und wohlwollend begegnet. Dass diese Trauer so groß ist, zu erkennen wie es hätte sein können. Wie es gewesen wäre, wenn ihnen von Anfang an mit Wertschätzung begegnet worden wäre. Das tut richtig, richtig weh.
Ich habe das damals nicht begriffen, weil ich mich da noch nicht auf ihn einlassen konnte. Da tat noch nichts weh.
Später dann schon. Gesehen zu werden und das auszuhalten, ohne es kaputt zu machen...

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chrysokoll
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Beitrag So., 26.09.2021, 21:50

Ja, eine therapeutische Beziehung ist immer endlich.
Aber es ist ja auch keine normale Beziehung, sondern eine die nur auf mich ausgerichtet ist
Und wenn ich eine Therapie beende, verlasse, dann doch hoffentlich gestärkt, gereift, mit neuen Perspektiven und Erkenntnissen, mit weniger Problemen.
Ja, ich finde es rentiert sich dass man sich drauf einlässt.
Wenn es eine gute Therapie ist, dann profitiert man doch enorm.

Der Therapeut ist ja nicht dafür da meine Einsamkeit zu füllen, das geht nur mit Freunden, mit Beziehung.
Therapie ist eine andere Ebene

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Solage
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Beitrag So., 26.09.2021, 22:10

chrysokoll hat geschrieben: So., 26.09.2021, 21:50
Der Therapeut ist ja nicht dafür da meine Einsamkeit zu füllen, das geht nur mit Freunden, mit Beziehung.
Therapie ist eine andere Ebene
Ich meine es anders. Nicht Einsamkeit zu füllen.
Ich habe Ehemann, große Familie und Freunde um mich und auch Arbeit.

Eher die Angst, sich auf einen Therapeuten wirklich einzulassen mit allem und mit dem Wissen, dass es nur eine vorübergehende und auch irgendwie künstliche Beziehung ist.
Das kenne ich so von anderen Beziehungen eben nicht. Das erforderte großen Mut bis zu einem gewissen Punkt.


Waldschratin
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Beitrag Mo., 27.09.2021, 10:27

Als künstlich würde ich die (gute) therapeutische Beziehung inzwischen nicht mehr bezeichnen. Hab ich lange auch so gesehen.
Ich beschreib sie inzwischen eher als "fragmentlastig", weil ich den Menschen Thera ja nur in seiner beruflichen Rolle mitbekomme. Er mich umgekehrt ja auch nur "teilweise", halt in dem, was ich berichte und beschreibe und wie ich mich ihm gegenüber in dieser Stunde verhalte.

Aber als ne echte Beziehung erleb ich das schon.
Ich "teile" mich mit ihm, er "teilt" sich mit mir, die "Schnittmenge" ist etwas, das es nur einmalig gibt und das lebt, weil wir das durch unser Miteinander "zum Leben erwecken" sozusagen.

Diese Angst "Aus den Augen, aus dem Sinn (und allem Erleben und Empfinden)" kenn ich auch. Weniger als "Angst". Für mich war das immer ein Punkt der Erleichterung, ab dem ich wieder "alleine mit mir" sein darf. (Mensch an sich löst schon vegetativ/unwillkürlich bei mir Bedrohung und Gefahr in Verzug aus)

Es hat sich aber ganz anders entwickelt.
Durch das Miteinander hab ich ihn verinnerlicht.
Klar entsteht das aus Begegnung in körperlicher Präsenz, will ichs mal nennen. Aber mit der Zeit fing ich an, in der Zeit zwischen den Stunden sowas wie innere Dialoge mit dem Thera zu führen. Was würde er sagen, wenn er jetzt mit dabei wäre etc.?

Inzwischen ist er "da", auch wenn er gar nicht tatsächlich anwesend ist. Ich "verliere" ihn schon lange nicht mehr, nicht mal in den Jahren, wo ich gar nicht bei ihm war.

Bei mir war das mit der Objektkonstanz ja auch so ne verdrehte Sache : Einerseits hab ich vermisst, dass da mal jemand an meiner Seite ist, "für mich" und das sehr sehr parteiisch.
Andererseits war halt alles "Mensch" mit Lebensgefahr verknüpft.
Lösung kam von den Tieren, und von Kindheit an eine mir selber ausgedachte Phantasiewelt, die herhalten musste, um mit der Bedürftigkeit klarzukommen, ohne dass ich Menschen in der Nähe haben musste.

Mir gehts übrigens mit anderen Menschen inzwischen auch so, dass sie eine Präsenz in mir haben. Ihr Wesen, ihre "Lebendigkeit" in mir "anwesend" bleibt, auch wenn ich den Menschen dazu oft lange Zeit nicht persönlich begegnen kann.

Also ja : Ich finde schon, dass sich einlassen auf Beziehung im Sinne einer Bindung zum/zur Thera lohnt. :ja:

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peponi
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Beitrag Mo., 27.09.2021, 11:58

Hu, jetzt habt ihr aber viel geschrieben, da komme ich ja kaum hinterher :-P

Also zur Künstlichkeit von therapeutischen Beziehungen: ich sehe das eher als ein Zwischending. Eine echte Beziehung ist es nicht, eben aus dem Grund, weil der Therapeut nun einmal in einer bestimmten sozialen Rolle ist und sich selbst als Person da eher raushält. Was nicht heißt, dass es innerhalb dieses künstlichen Rahmens nicht echt ist.
Mir hilft das tatsächlich sehr, dass es eine bezahlte Beziehung ist. Ich kann den Gedankengang "er wird sowieso nur bezahlt" nachvollziehen, aber mir eröffnet genau das den sicheren Rahmen, den ich brauche. Vielleicht eher nach dem Motto "na wenigstens wird er dafür bezahlt", wobei das gar nicht so selbstabwertend gemeint ist wie es vielleicht wirkt. Es gibt mir einfach Sicherheit, genau zu wissen, wie der Rahmen aussieht und erleichtert es mir ungemein, überhaupt eine Beziehung aufbauen zu können. Da fallen so viele andere Dinge weg, die ich normalerweise in sozialen Beziehungen auch schwierig finde: wann melde ich, wie melde ich mich, wie viel Initiative muss von mir aus kommen, was ist, wenn nichts zurück kommt und so weiter.
Und das betrifft auch das Ende.
Ich denke, dass jede soziale Beziehung ein Verfallsdatum hat, das man in der Regel nur nicht vorher kennt. In einer Therapie kennt man es vorher und kann sich darauf einstellen. Das macht es viel leichter. Ich will nur einfach ein selbstbestimmtes Ende finden und nicht eines, was mir von der Kasse vorgegeben wird, weil ist dann auch mal gut, während ich noch nicht an dem Punkt angekommen bin, nicht mal ansatzweise, an den ich eigentlich hinkommen möchte.

Waldschratin, du schriebst, dass viele hier mit ähnlichen Problemen auch länger brauchen als von der Kasse vorgesehen. Das weiß ich ja und das entlastet mich auch irgendwie, auch dass es diesen Fonds gibt und dadurch irgendwo eine institutionalisierte Anerkennung, dass bei einem bestimmten Hintergrund die Kassenkontingente zu wenig sind. Aber dennoch denke ich, dass hier so viele so viel weiter sind als ich. Ich eiere so viel herum und wehre noch immer sehr, sehr viel ab, auch und gerade in Hinblick auf die therapeutische Beziehung. Da hat Solage schon irgendwie Recht, das wirkliche, gefühlsmäßige Einlassen schaffe ich noch immer nicht. Der Therapeut fragte mich mal, warum es nicht sein darf, dass er mir etwas bedeutet. Das ist ein Jahr her und im Wesentlichen hat es sich noch immer nicht verändert, dass das nicht sein darf.
Und ich stelle auch fest, dass ich gerade an einem Punkt stehe, bei dem ich jetzt wirklich mehr in die Tiefe gehen müsste, damit mehr vorangeht, und mir macht dieser Gedanke so unheimlich viel Panik.
Waldschratin hat geschrieben: So., 26.09.2021, 20:53 Ich hab meinen Thera ja vorher gefragt, ob ich aufzeichnen darf für mich. Und erwartet, dass es viel Diskussion über warum und weshalb und irgendwelche Abmachungen, was ich damit machen darf oder nicht geben würde.
Ja, genau das ist auch meine Befürchtung, dass das in eine endlose Diskussion führt.
Mir schwebt das schon länger im Hinterkopf herum, ihn mal danach zu fragen.
Nicht nur um die Stunde noch einmal ungefiltert und ungeschönt präsent zu haben, damit ich in solchen Momenten noch einmal mit etwas Abstand rekonstruieren kann, was da eigentlich passiert ist und was ich daraus gemacht habe, um mich so besser davon distanzieren zu können. Aber ich habe auch manchmal Erinnerungslücken und das mag ich gar nicht, das ist Kontrollverlust deluxe.
Ich werde mich morgen trauen und ihn fragen, aber kann mir halt schon vorstellen, dass er das vielleicht nicht ganz so toll findet und wir ewig diskutieren werden.
Waldschratin hat geschrieben: Mo., 27.09.2021, 10:27 Einerseits hab ich vermisst, dass da mal jemand an meiner Seite ist, "für mich" und das sehr sehr parteiisch.
Andererseits war halt alles "Mensch" mit Lebensgefahr verknüpft.
Lösung kam von den Tieren, und von Kindheit an eine mir selber ausgedachte Phantasiewelt, die herhalten musste, um mit der Bedürftigkeit klarzukommen, ohne dass ich Menschen in der Nähe haben musste.
Und genau DAS kenne ich wirklich 1:1 genau so. Ich hatte immer meine Katzen und ich hatte meine Bücher, mit denen ich in die tollsten Phantasiewelten fliehen konnte. Ohne das hätte ich meine Kindheit nicht überlebt, denke ich manchmal.
Aber diese Ambivalenz auszuhalten, überhaupt zuzulassen - das ist so verdammt schwer...
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peponi
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Beitrag Mo., 27.09.2021, 12:01

Solage hat geschrieben: So., 26.09.2021, 21:46 Mir hat mein Therapeut vor Jahren gesagt, dass seine Patienten richtig zusammenbrechen, wenn er ihnen wertschätzend und wohlwollend begegnet. Dass diese Trauer so groß ist, zu erkennen wie es hätte sein können. Wie es gewesen wäre, wenn ihnen von Anfang an mit Wertschätzung begegnet worden wäre. Das tut richtig, richtig weh.
Ich habe das damals nicht begriffen, weil ich mich da noch nicht auf ihn einlassen konnte. Da tat noch nichts weh.
Später dann schon. Gesehen zu werden und das auszuhalten, ohne es kaputt zu machen...
Ich denke immer, das nicht verdient zu haben, diesen Respekt, diese Wertschätzung. Und dass es falsch ist, dass mir das entgegen gebracht wird und irgendwo noch ein Haken sein MUSS. Eine böse Überraschung, die dann ganz zum Schluss kommt... ich kann das überhaupt nicht annehmen und ich glaube daher kommt auch irgendwo dieser Schmerz, dieses Stechen im ganzen Körper.
silence like a cancer grows.


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Beitrag Mo., 27.09.2021, 15:07

peponi hat geschrieben:Waldschratin, du schriebst, dass viele hier mit ähnlichen Problemen auch länger brauchen als von der Kasse vorgesehen. Das weiß ich ja und das entlastet mich auch irgendwie, auch dass es diesen Fonds gibt und dadurch irgendwo eine institutionalisierte Anerkennung, dass bei einem bestimmten Hintergrund die Kassenkontingente zu wenig sind. Aber dennoch denke ich, dass hier so viele so viel weiter sind als ich.
Versuch mal zu werten, was du "sonst noch" alles wuppst:
Du bist mindestens 150% Mama, so wie ich dich hier mitkriege.
Mindestens 120% (Den restlichen Anforderungen geschuldet, dass es "nur" 120 sind ;-) )gibst du ins Berufliche.
Dazu führst du eine Beziehung, so ne "richtig echte", also mit allerhand Höhen und entsprechend Tiefen und Problemen.
Und dann noch die Therapie, die alleine einen schon zu 150% fordert, weil das nunmal so ist, dass Konfrontation mit den eigenen Untiefen einen überfordert ne ganze Zeit lang.

Woher nimmst du das alles?!
Wertest du das auch ab und zu mal für dich? ;-)

Und von wegen Andere sind weiter als du : Kenn ich, die Denke. :red:
So "geht" Therapie aber halt nicht. Da gehts um Prozesse, um Wachstum und Entwicklung.
Und zeig mir die Blume, die zuerst blüht und dann erst ne Knospe ansetzt.
Und es gibt halt unterschiedliche Arten : Manche wachsen 20 Jahre lang, bevor sie überhaupt mal zu blühen ansetzen.
Andere blühen nur nachts.
Wieder andere machen sofort "dicht", wenns nur ansatzweise regnet oder die Sonne zu sehr scheint.

Jeder nach seiner Art. :hugs:

So, G`scheidhaferltum wieder aus. :-D

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