Therapie beenden?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Montana
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Beitrag Do., 08.07.2021, 20:08

Ich war in vier verschiedenen Kliniken und bis auf die örtliche Psychiatrie (gar keine Therapie) waren die selbstverständlich genau ausgewählt. Zwei "Akut"-Kliniken mit Traumastation und eine Reha-Klinik mit Traumastation. Das Akut steht in Anführungszeichen wegen der sehr langen Wartezeiten. Ich spreche also immerhin über vier(!) Kliniken, nicht eine einzelne. Damit werte ich meine Erfahrungen nicht als persönliches Pech sondern als Probleme des Systems an sich. Eine intensive Therapie gibt es stationär schlicht nicht. Wie sollte das bitte gehen, wenn der Aufenthalt von vornherein auf 6 bis 10 Wochen begrenzt ist und die Therapeutin davon auch noch drei Wochen Urlaub hat. Und man 50 Minuten Einzel pro Woche hat.

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chrysokoll
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Beitrag Do., 08.07.2021, 20:18

auch ich war in mehreren verschiedenen Kliniken und habe natürlich auch reichlich üble, schlechte Erfahrungen gemacht.
Aber eben auch gute, es geht also.
Z.B. eine Klinik mit drei Stunden Einzeltherapie pro Woche, fest. Mit Bezugspfleger die wirklich was können, mit abgestimmten Angeboten von Kunsttherapie bis Sport. Mit Ansprechpartnern rund um die Uhr. Davon hab ich wirklich profitiert.
Aber ja, das ist selten, das ist schwer zu finden.

Ich möchte parisblues nur anregen da selber die Verantwortung zu übernehmen, zu überlegen in welche Richtung es gehen könnte.
Auch mit dem Therapeuten.

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Montana
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Beitrag Do., 08.07.2021, 20:47

Ja, schwer zu finden. Solche Informationen werden nicht auf der Homepage präsentiert. Sowas liegt unter Umständen am anderen Ende von Deutschland. Ansprechpartner rund um die Uhr? Wie geht das? Ich kenne es nicht, dass auf der Station überhaupt jemand vom Personal anwesend, geschweige denn ansprechbar, ist. Aber falls doch, dann nur als Auskunftsautomat: "Bitte besprechen Sie das im nächsten Einzel".

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 08.07.2021, 21:41

Montana hat geschrieben: Do., 08.07.2021, 20:08Eine intensive Therapie gibt es stationär schlicht nicht. Wie sollte das bitte gehen, wenn der Aufenthalt von vornherein auf 6 bis 10 Wochen begrenzt ist und die Therapeutin davon auch noch drei Wochen Urlaub hat. Und man 50 Minuten Einzel pro Woche hat.

Wobei es stationär halt auch andere Verfahren gibt als nur reines "Blabla". ZB körperorientierte Verfahren, tiergestützte Therapie, Musik- und Tanztherapie. Es ist total unfair, dass man ambulant zwar eine für mich total nutzlose Psychoanalyse mit hunderten Stunden bekommen kann, aber keine körperorientierte Therapieverfahren.

Und man muss auch wissen, dass gerade die guten Therapeuten die sich mit Trauma, Dissoziation auskennen und viel Erfahrung haben völlig überrannt sind während man bei einem Verhaltenstherapeuten, der für tiefergehende Probleme ungeeignet ist innerhalb von ein paar Wochen einen Platz bekommen kann. Das liegt daran dass die VT Therapeutenausbildung die billigste ist (die Ausbildung muss selbst bezahlt werden) und da die meisten Therapeuten in den Markt drängen.

Es liegt also nicht nur an der eigenen Motivation eine passende ambulante Therapie die von der Krankenkasse bezahlt wird zu finden.
Meiner Meinung nach hat das sogar System, die Therapieangebote für schwerere Fälle durch Zulassung von viel zu wenig Traumatherapeuten und die Weigerung mehr Verfahren zuzulassen knapp zu halten, weil die wirklich adäquat zu behandeln würde die Krankenkassen viel Geld kosten. Was den paradoxen Effekt hat, dass Leute, die eigentlich mit besseren ambulanten Angeboten gut ambulant behandelbar wären stetig in Kliniken drängen und die die nicht in eine Klinik wollen dann keine Behandlung bekommen. Und auch die wenige guten Kliniken mit Spezialisierung auf Trauma, Persönlichkeitsstörungen etc sind völlig überlaufen, mit jahrelangen Wartezeiten.

Das ganze System ist einfach nur krank. Niemandem der einen Verkehrsunfall oder Krebs hat wird zugemutet so einen Buchbinder Wanniger Lauf durch das System zu machen nur um überhaupt irgendwie ein adäquates Therapieangebot zu finden. Aber mit den psychisch kranken kann man es ja machen.

Und das ganze wird einem dann so verkauft, dass man sich ja als Psychotherapiepatient ja "bemühen" muss. Das hat schon was von victim-blaming.
Zuletzt geändert von münchnerkindl am Do., 08.07.2021, 22:06, insgesamt 1-mal geändert.

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 08.07.2021, 22:05

chrysokoll hat geschrieben: Do., 08.07.2021, 18:41 Ich hab schlechte wie sehr gute Erfahrungen gemacht, auch mit Einzelzimmer, vielfältigen Therapieangeboten etc.
Es KANN eine Möglichkeit sein intensiver zu arbeiten. Auch und grade an Sucht.
Aber erstens muss man das wollen, stationär noch mehr und zweitens genau anschauen wo man hinkommt.
Du bist ja auch aus Bayern, wo hast du diese gute Erfahrung gemacht?

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parisblues
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Beitrag Fr., 09.07.2021, 21:28

Danke nochmal für eure Beiträge. Ich muss sagen, dass mich eigentlich alle angesprochen haben. Es ist nicht so, dass ich jetzt weiß was ich machen soll. ;-) Aber ich habe neue Inputs von euch bekommen und ich kann jetzt ein bisschen deutlicher erkennen, wo meine Probleme sind.

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parisblues
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Beitrag Fr., 09.07.2021, 21:35

Marlena hat geschrieben: Do., 08.07.2021, 15:24 Das ist ganz gleich wie bei mir. Hast du die Sehnsucht besprochen? Wenn man sie benennt und sie einfach sein darf ist das viel leichter. Wenn man über all das redet wirds auch erträglicher. Ich glaube das ist ein ganz kormalen Prozess jetzt, so hat meine abhängigkeit auch begonnen und seit ich ihm halbwegs vertraue und diese Gefühle annehme und weiß, dass er da ist wenn ich ihn brauche, seitdem traue ich mich von meinem problem zu lösen. Er sagt übrigens auch immer dass nur ich was verändern kann.
Naja besprochen..ich hab es ihm schon mitgeteilt aber da kam nicht wirklich viel retour. Aber ich glaub er meinte, dass es ja eigentlich positiv ist, es bedeutet, dass ich mich dort wohl fühle.. so in die Rcihtung. Aber ich hab es auch nicht richtig deutlich rüber gebracht wie stark diese Sehnsucht ist. Da fällt mir halt wieder auf, dass die Rückmeldungen von ihm sehr vage sind. Hab den Eindruck, dass er zu vorsichtig damit ist und ganz selten so wie letztes Mal, war die Rückmeldung so hart, deutlich, fast schon emotional, so als wäre er böse auf mich.

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