Angst nach der Stunde/Therapiepause

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Saly
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Beitrag Sa., 17.10.2020, 13:04

Ja da hast du natürlich recht. Aber ich habe keine Ahnung ob sie dafür ausgebildet ist. Da müsste ich sie fragen, wo wir wieder bei einem der Grundprobleme sind (ich will nicht, dass sie schlecht über mich denkt/ich habe Angst vor ihrer Reaktion und vor ihrer Zurückweisung etc)

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Saly
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Beitrag Sa., 17.10.2020, 13:24

Gibts denn da ne spezielle Ausbildung?

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alatan
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Beitrag Sa., 17.10.2020, 13:27

Na, da drehst du dich im Kreis, oder? Und es liegt die Frage nahe, warum du dir selbst das antust, das ist ja wie Selbstbestrafung. Aber genau das wäre wichtig, in einer guten therapeutisch-vertrauensvollen Arbeit zu klären bzw. zu erarbeiten.

Als VT/Schematherapeutin hat sie grundsätzlich keine Qualifikation für eine psychodynamische Arbeit (Arbeit mit dem Unbewussten), falls sie keine weiteren Ausbildungen + Anwendungserfahrungen hat.

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Physio1000
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Beitrag So., 18.10.2020, 08:46

Eine Pause wäre vielleicht gar keine schlechte Idee um zur Ruhe zu kommen. Vielleicht hilft auch ein anderer Therapie Rhythmus.
Das heutige Leben ist von Phrasen beherrscht.
Phrasen wirken aber nur an der Oberfläche.

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Saly
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Beitrag So., 18.10.2020, 08:57

Danke @alatan und physio. So genau weiß ich nicht welche Zusatzausbildung sie neben der Schematherapie noch hat.

Vielleicht sollte ich auch einfach mal was anderes versuchen. So wie es momentan läuft, tut es mir definitiv nicht gut. Ich habe auch einfach sehr viele Baustellen. Vielleicht sollte ich mich erstmal mit den „einfacheren“ Dingen beschäftigen. Sodass mein Kopf irgendwann freier für die tiefer liegenden Dinge ist. Dann evtl in einer anderen Therapie. Vielleicht ist es wirklich die falsche Therapierichtung. Vielleicht sollte ich die Stunden nutzen, um die „oberflächlichen“ Probleme, die ja auch zu meiner momentanen Verfassung beitragen, zu bearbeiten. Die Essstörung, Strategien im Umgang mit meiner Mutter. Dinge, für die so eine Verhaltenstherapie eben gedacht ist.

Ich habe keine Ahnung, ob das geht. Ob man das so trennen kann oder ob man nicht immer wieder an den Punkt kommt, an dem ich jetzt bin. Wo die Angst vor dem tiefer liegenden wieder kommt. Aber um Umkehrschluss müsste das ja heißen, dass wenn ich das tiefer liegende bearbeitet habe, auch alle oberflächlichen Sachen wie die Essstörung verschwinden. Und das kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. Aber vermutlich habe ich zu wenig Therapieerfahrung um das beurteilen zu können...

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Montana
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Beitrag So., 18.10.2020, 11:43

Meine persönliche Meinung (aber eben nur meine!) ist, dass ein Wegmachen-Wollen von Symptomen wie z.B. einer Essstörung nicht funktioniert, wenn die Ursachen unangetastet bleiben. Natürlich muss sofort etwas passieren, was einen vor dauerhaften körperlichen Schäden bewahrt, wenn es sehr schlimm ist. Aber das ist dann kein Ersatz für eine Bearbeitung der Ursachen, sondern nur eine Vorbereitung dafür. Es ist ja schließlich, das darf man nicht vergessen, ein längerer Prozess, den man da beginnt. Eine Veränderung dauert lange und darum ist es nicht ungewöhnlich, dass eine akute Hilfe vorher sein muss.
Insofern, ja, deine Gedanken dazu klingen wirklich nachvollziehbar. Man kann den Ansatz verfolgen, durch eine Verhaltenstherapie eine kurzfristige Stabilisierung zu erreichen, um dann den Erfolg dauerhaft zu machen, indem man an die Ursachen geht. Sonst wird es eine Art Ping-Pong-Effekt geben, wie bei Crash-Diäten.


kaja
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Beitrag So., 18.10.2020, 12:13

Wie gut das eine Verhaltenstherapie nicht nur die Symptome "wegmacht".
After all this time ? Always.

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Montana
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Beitrag So., 18.10.2020, 13:03

Was macht sie denn? Sie ist nicht dazu gedacht, in umfangreicher Art z.B. eine schwierige Kindheit aufzuarbeiten. Sie kann Strategien an die Hand geben, kurzzeitig Spannungszustände in den Griff zu kriegen, die z.B. zu Fressattacken oder anderem führen könnten. Das ist aber keine dauerhafte Lösung. Dann wird der innere Konflikt eben nicht mehr durch eine Essstörung sichtbar. Weg ist er aber nicht und es werden sich anderen Strategien finden, damit umzugehen. Vielleicht exzessives Laufen oder so.

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Saly
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Beitrag So., 18.10.2020, 14:12

Ich muss sagen mir hat die VT bis jetzt schon sehr viel gebracht. Auch meine inneren Zustände und Ängste zu verstehen. Und zu verstehen woher es kommt, wenn es mir nicht gut geht. Was ich tun kann, um mein Inneres Kind zu beruhigen. Aber ich glaube, dass ist alles Teil der Schematherapie. Was die „reine“ VT so macht und kann und soll...da bin ich raus ;)

Allerdings soll es ja auch so sein, dass die Beziehung zum Therapeut für den Therapieerfolg entscheidender ist, als die Therapierichtung. Hab ich zumindest schon öfter mal gelesen...

@Montana: ja und momentan geht es mir in/nach der Therapie einfach viel schlechter als in Zeiten ohne Therapie. Das muss ja irgendwie Beachtung finden.
Welche Therapieform ist denn geeignet das tiefer liegende Problem zu bearbeiten?


kaja
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Beitrag So., 18.10.2020, 14:15

Montana hat geschrieben: So., 18.10.2020, 13:03 Was macht sie denn? Sie ist nicht dazu gedacht, in umfangreicher Art z.B. eine schwierige Kindheit aufzuarbeiten.
Das ist schlicht kompletter Unsinn und ein typisches Foren-Klischee.

Ich kenne diese Argumentationskette noch von unserer Analyse-Sekte hier im Forum. Zum Glück ist diese nicht mehr hier aktiv. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass es dann bei dieser Art von Diskussionen nicht um ehrliches Interesse daran geht wie andere in einer VT arbeiten.

Ich erspare mir deshalb an dieser Stelle das typische Hamsterrad.
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chrysokoll
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Beitrag So., 18.10.2020, 16:07

bei mir haben bislang rund 30 Stunden Verhaltenstherapie jedenfalls mehr bewirkt als 300 Stunden Psychoanalyse.
Sehr viel mehr!
Da wird keinesfalls nur an der Oberfläche gekratzt oder nur irgendwelche Symptome weggemacht

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Montana
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Beitrag So., 18.10.2020, 19:42

Ich bin halt schon von einem Verhaltenstherapeuten abgelehnt worden mit genau der Begründung, dass VT eben NICHT für jedes Problem geeignet ist. Erfahrung habe ich mit allen drei in D kassenfinanzierten Therapieformen. Und ganz klar ist der Verhaltenstherapeut, bei dem ich aktuell bin, mit Abstand der beste für mich. ABER: wir machen gar keine Verhaltenstherapie, auch wenn er "eigentlich" VT macht. Aber er hat über den Tellerrand geschaut und Weiterbildungen gemacht, die nach seiner Aussage richtige "Augenöffner" waren und grundlegende Überzeugungen verändert haben. Erst dadurch kann er mit mir was anfangen und umgekehrt.
Und wenn ich mich so umschaue, dann liegt die Vermutung sehr nah, dass die meisten Therapeuten über den jeweiligen Tellerrand geschaut haben und ihre Fähigkeiten in die eine oder andere Richtung erweitert haben. Find ich auch total gut. Nur: diese Zusatzsachen sind dann eher nicht mehr originär VT. VT an sich, reine VT, ist etwas ganz anderes, und damit kann ich wirklich rein gar nichts anfangen. Sie geht dann sehr in Richtung "Erziehung", worauf ich extrem allergisch reagiere.

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NeverEndingStory
Helferlein
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Beitrag Mo., 19.10.2020, 21:17

Saly hat geschrieben: Sa., 17.10.2020, 13:04 ..., wo wir wieder bei einem der Grundprobleme sind (ich will nicht, dass sie schlecht über mich denkt/ich habe Angst vor ihrer Reaktion und vor ihrer Zurückweisung etc)
Genau damit habe ich leider auch immer wieder zu kämpfen. Und das ist wirklich doof, weil sich so Missverständnisse oft nicht auflösen können und das Vertrauen nicht wachsen kann. Mir hat es geholfen das erstmal grundsätzlich anzusprechen („Ich habe immer solche Angst vor Ihrer Reaktion, dass ich viele Fragen die ich habe nicht stellen kann...“) Und dann haben wir geschaut, wovor genau ich da Angst habe und wo die Angst herkommt und was ich brauche, damit es besser werden kann. Auf letzteres habe ich aber auch noch keine Antwort ;) . Aber zumindest komme ich mir jetzt nicht mehr so blöd vor, wenn ich wieder mal etwas ansprechen will und Angst vor ihrer Reaktion habe. Oft traue ich mich jetzt und seitdem geht es echt voran.

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Saly
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Beitrag Fr., 30.10.2020, 06:11

Hier ein kleines Update aus der Stunde gestern:
Ich habe tatsächlich alles gesagt, was ich sagen wollte. Ich war so angespannt vorher. Aber es war sehr befreiend. Ich habe sie glaub kein einziges Mal abgesehen dabei, aber ich habe immerhin geredet.

Und wider meiner Erwartungen war sie mit allem einverstanden :-o mit kürzeren Abständen und damit dass ich ihr schreibe. Auch egal wie, Brief, E-Mail wie auch immer. Sie hat sogar noch mehr angeboten. Sie hat Doppelstunden vorgeschlagen und noch einmal angeboten, dass ich sie zwischen den Terminen anrufen kann. Wir werden alles nach und nach ausprobieren. Und sie wird neue Stunden beantragen.

Ich sagte ihr, dass ich zwischendurch dachte, dass das alles Zuviel ist und sie die Therapie abbricht. Aber sie sagte, dass sie viel zu viel Hoffnung hat, dass das alles gut wird. Und dass sie nicht aufgibt. Sie fand auch eine Therapiepause ok wenn ich das will. War aber der Meinung, dass wir erstmal ein paar Sachen ausprobieren könnten. Und das diese Option trotzdem jederzeit besteht.

Wir haben einen Plan erstellt wie es weiter geht. Ich werde alle Themen aufschreiben und ihr schicken. Und dann werde ich entscheiden was wir besprechen und in welchem Tempo.

Als wir darüber sprachen wie es mir diesmal wohl nach der Stunde geht, wollte sie wissen, was mir helfen würde, das Anspannungslevel niedriger zu halten. Sie würde mir so gerne den Druck nehmen. Ich habe es dann tatsächlich geschafft ihr zu sagen, dass ich ganz viel Rückversicherung brauche. Das alles okay ist. Sie meinte sie kann mir das auch schriftlich geben ;) mal sehen ob ich darauf zurück kommen werde.

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Montana
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Beitrag Fr., 30.10.2020, 14:11

Wow. Klingt gut. Und hast du gut gemacht, dass du dich getraut hast!

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