Bereue, in der PT ein Thema angesprochen zu haben

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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hey_jude
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Beitrag Sa., 10.10.2020, 18:59

Montana hat geschrieben: Fr., 09.10.2020, 16:11 Du kannst aber doch nicht bewusst entscheiden, etwas zu glauben, zu fühlen, anzunehmen. Ich glaube eher, wenn du das kannst, dann bist du am Ziel und kannst die Therapie abschließen.
Bewusst entscheiden kann man das nicht.
Aber meinst du, dass Vertrauen nicht die Bedingung für eine gute Therapie ist, sondern eher das Ziel und dann ist man angekommen ?
Kommt vielleicht noch drauf an, weswegen man da ist. Ich habe schon ein Problem mit Vertrauen, insgesamt. Von daher ist das schon ein Ziel, aber irgendwie doch auch eine Bedingung ...zumindest, wenn es dann darum geht sich weiter zu entwickeln oder nicht ?
Oder meintest du "etwas glauben, fühlen, annehmen können" nicht nur bezogen auf Vertrauen?

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Montana
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Beitrag Sa., 10.10.2020, 19:12

Du kannst nicht beschließen, jemandem zu vertrauen. Das ist schlicht nicht möglich. Du kannst deine Alarmglocken ignorieren und dich nach außen verhalten, als würdest du (zunächst) vertrauen, aber das ist nicht das gleiche. Es ist nur ein so tun als ob. Und nein, Vertrauen ist keine Voraussetzung für eine Therapie. Das wäre ja schlimm, dann wären extrem viele Menschen nicht therapierbar, mich eingeschlossen. Man kann sich aber einlassen auf etwas, unter der Prämisse, dass es ein Versuch ist. Und wenn es gut läuft, dann kann daraus Vertrauen erwachsen.


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Beitrag Sa., 10.10.2020, 19:16

Fairness hat geschrieben: Fr., 09.10.2020, 11:34 Ich habe den Eindruck, dass eure therapeutische Beziehung nun tiefer geworden ist, echter, weil sie nun mehr von dir sah - und sie bleibt weiterhin für dich da. Und nun bekommt sie die Möglichkeit, dir zugewandt zu helfen.. was du möglicherweise als Macht empfindest.

Ich denke, jeder Mensch, welcher Hilfe braucht, ist in gewisser Weise ausgeliefert und auch fordernd, weil er etwas von jemand anderem braucht.. man nimmt das nur unterschiedlich stark wahr. Da bist du in einer Situation, welche viele Menschen so kennen.. Und meine Sichtweise ist, dass daran nichts verwerfliches ist.. so sind wir Menschen halt in manchen Lebenslagen. Und was an Hilfe man tatsächlich bekommen kann, würde von Außen festgelegt und über die Zeit dynamisch ausgehandelt.

Vielleicht erinnere dich daran, hättest du keine für dich problematischen Themen, wärest du nicht bei ihr in der Therapie.. wegen ihnen bist du zu ihr gekommen. Und dass solche Themen nach und nach auftauchen, ist wahrscheinlich eher üblich in einer Therapie..

Ich finde das schön, dass du dich geöffnet hast.
Naja, ich habe ihr von einer Situation erzählt, die ich erlebt habe und ich habe schon immer noch die Sorge, dass sie beschließen wird, dass ich ein böser oder sehr kranker Mensch bin oder sein muss, so wie die Situation war. Das das nur jemanden so "passieren" kann oder jemand so handeln würde, wenn er/sie eben böse oder krank ist.
Also die Sorge, dass sie das was sie da nun weiß als Beweis für meine Bösartigkeit oder Krankheit deuten wird und daraus die Konsequenz zieht, mir nicht helfen zu wollen oder zu können.
Ich habe keine Ahnung wie die Therapeutin mich da gesehen hat, obwohl sie es mir gesagt hat. Ich habe das schon wieder vergessen, ausser das sie gesagt hat, das sie denkt, dass ich mich sehr schäme und mehr weiß ich leider nicht mehr. Ausserdem könnte sich ihre Meinung ändern.
Wenn meine Offenheit, Ablehnung als Folge hätte, wäre das ziemlich blöd.
Aber ich hoffe du hast recht und sie "nutzt" diese Information nicht gegen, sondern für mich, also um mir besser helfen zu können.
Und ich hoffe auch, dass sie mein Misstrauen nicht persönlich nimmt.


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Beitrag Sa., 10.10.2020, 19:24

Montana hat geschrieben: Sa., 10.10.2020, 19:12 Du kannst nicht beschließen, jemandem zu vertrauen. Das ist schlicht nicht möglich. Du kannst deine Alarmglocken ignorieren und dich nach außen verhalten, als würdest du (zunächst) vertrauen, aber das ist nicht das gleiche. Es ist nur ein so tun als ob. Und nein, Vertrauen ist keine Voraussetzung für eine Therapie. Das wäre ja schlimm, dann wären extrem viele Menschen nicht therapierbar, mich eingeschlossen. Man kann sich aber einlassen auf etwas, unter der Prämisse, dass es ein Versuch ist. Und wenn es gut läuft, dann kann daraus Vertrauen erwachsen.
Ja.
Ich spreche über belastende oder schwierige Themen und wenn ich zu Hause bin, kommen die Zweifel, ob die Therapeutin damit gut umgehen wird. Mit diesen Zweifeln gehe ich dann wieder in die Stunde und sehe das es okay war (bisher) die Zweifel werden nicht bestätigt und dann geht s wenn die Stunde vorbei ist von vorne los.
Also: Zuächst vertrauen (weil Dinge erzählen)- zweifeln (Alarmglocken)- mit Alarmglocken nächstes Mal trotzdem wieder hingehen- sehen alles ist noch gut- wieder zunächst vertrauen - ...
So ist es im Moment bei mir. Und ja, ich sehe es auch als Versuch und kämpfe ebenso damit mich einzulassen.
So gesehen bin ich dann ja im Prozess ...

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Beitrag Sa., 10.10.2020, 20:36

Das Bereuen über ein Thema oder eine Sache gesprochen zu haben, etwas von sich gezeigt zu haben, ist dann vielleicht das fehlende Vertrauen. Das zeigt sich dann in dem Bereuen, dem aufkommenden Misstrauen und Zweifeln

Das hat bei mir ein Gefühl der Ablehnung ausgelöst Das hatte ich ja nach der Stunde. Ablehnung mir selbst gegenüber und der Therapeutin gegenüber, als "Schutz" vor der drohenden Ablehnung die kommen könnte, vielleicht...oder der Sorge falsch verstanden oder verurteilt zu werden und das würde mich verletzen und enttäuschen, vielleicht auch verunsichern.
Bevor man abgelehnt wird, vorsorglich selbst ablehnen.

Vielleicht ist das ein Zusammenhang. Ändert jetzt nicht direkt etwas an der Sorge, aber zumindest an dem Gefühl der Ablehnung. Ich lass das jetzt einfach mal "so liegen" und werde sehen, wie und ob es weitergeht...

...um nochmal auf den Threadtitel zurückgekommen zu sein und weil ich glaube, dass das mein Grund war/ (ist), das ich es bereut habe, darüber gesprochen zu haben.
Angst:
-falsch verstanden zu werden
-abgelehnt und verurteilt zu werden
Somit wurde aus Scham Zweifel und Misstrauen, daraus Angst. aus der Angst Ablehnung...aus Ablehnung Wut, dann Trauer...und jetzt bin ich wider bei etwas Angst, Scham und Zweifel plus Hoffnung das es schon okay sein wird und keine so große Sache ist

Danke für Eure Gedanken, das hat mir geholfen.

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Montana
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Beitrag Sa., 10.10.2020, 20:56

Du musst dir bewusst machen, dass dieses Denken nicht irrational oder krank ist. Es ist Erfahrungswissen. Und damit erklärt sich auch, warum man es nicht einfach weg bekommt. Auch nicht dadurch, dass dem positive Erfahrungen entgegengesetzt werden, denn das müssten unrealistisch viele sein (da wärst du noch 100 Jahre mit beschäftigt). Das Ziel ist ein anderes. 1) Die Menschen erkennen, die dein Vertrauen verdienen, denn die gibt es. 2) Denjenigen, die es missbrauchen, keine Macht über dich geben, denn inzwischen bist du in der Lage, dir dein persönliches Umfeld auszusuchen.
Du wirst niemals jemand werden, der fremden Menschen naiv vertraut.


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Beitrag So., 11.10.2020, 11:59

Montana hat geschrieben: Sa., 10.10.2020, 20:56 Das Ziel ist ein anderes. 1) Die Menschen erkennen, die dein Vertrauen verdienen, denn die gibt es. 2) Denjenigen, die es missbrauchen, keine Macht über dich geben, denn inzwischen bist du in der Lage, dir dein persönliches Umfeld auszusuchen.
Du wirst niemals jemand werden, der fremden Menschen naiv vertraut.
Und wie lernt man zu erkennen, wer mein Vertrauen verdient ?
Anderen keine Macht zu geben, heißt dann sich abzugrenzen ? Das muss auch gelernt werden

Ich weiß nicht wirklich wie das funktionieren kann. Die therapeutische Beziehung ist ja irgendwie symbolhaft, also, in der Beziehung kann man sich ausprobieren und diese Erfahrung dann mit in die Alltagsbeziehungen nehmen und man setzt sich mit sich selbst auseinander und da ist jemand der einen dabei wohlwollend unterstützt, einem etwas rückmeldet, vielleicht etwas sieht, was man selbst nicht wahrnimmt. Gut wäre ein Gefühl der Sicherheit und das das irgendwann zu Selbstsicherheit wird.
Ok. Das klingt soweit ja gut. Wie geht das genau? Und wie muss ich mich verhalten damit das funktionieren kann?

In den Therapiestunden bin ich meistens emotional überflutet. Das kann nicht gut sein. Im Alltag fühle ich öfter nichts, bin nur im Kopf oder in einer klar definierten Rolle. Das sind zwei Extreme.
Wie kriegt man die zusammen, in einen ausbalancierten Allgemeinzustand ? Ich fühle mich zerrissen, meine Gefühlszustände sind manchmal so intensiv, das Entscheidungen oder mein Verhalten völlig konträr ausfallen können oder die Gefühle sind nicht vorhanden und Entscheidung ist nicht möglich. Das fühlt sich unberechenbar an und verunsichert, vor allem im Umgang mit anderen Menschen. Eigentlich bin ich immer mal wieder von mir selbst (negativ) überrascht. Mein "Sein" erscheint mir "ungeschmeidig", irgendwie abgehackt. Schwierig in Wort zu fassen.

Kennt das jemand, wie geht ihr damit um ?

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Montana
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Beitrag So., 11.10.2020, 12:55

Dieses "Rückmelden" in einer Therapie, von dem du sprichst, das habe ich in mehreren Jahren Therapie noch NIE erfahren. Von keinem Therapeuten. Die Situationen, in denen ich meine Eindrücke mit der Realität abgleiche, erzeuge ich immer selbst. Teils habe ich Therapeuten dazu in die Enge getrieben und bekam erst dann bestätigt, was ich vorher schon wusste.
So wie in der Theorie funktioniert es in echt ja nicht wirklich. Von wegen, der Patient macht in der Therapie eine positive Beziehungserfahrung und lernt daraus, blabla. Wenn Therapeuten versuchen, nur positives zu erzählen, und man merkt das negative von selber, und wenn man es anspricht, dann wird es geleugnet: DAS ist keine positive Beziehungserfahrung. Positiv in dem Sinne, in dem ich es verstehe ist authentisch. Und da dürfen negative Gefühle sein, in beide Richtungen. Wichtig ist, damit dann das zu tun, was im wahren Leben selten geht: sie betrachten und über sie sprechen. Spüre ich sie, stimmt meine Wahrnehmung und was mache ich damit?


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Beitrag So., 11.10.2020, 13:51

Nein, das ist keine positive Beziehungserfahrung, sozusagen voll geheuchelt zu werden. Das alles positiv ist, ist nicht realistisch. Ich meine eben gerade das, das auch Negatives benannt und besprochen werden kann und es einen Ausweg oder irgendeine Lösung gibt oder zumindest eine Auseinandersetzung und das keinen Weltuntergang bedeutet oder man zur Verdrängung oder Leugnung gezwungen ist, was dann krank macht,

Ich habe schon negative Dinge über mich selbst gesagt und mir ist aufgefallen, dass die Therapeutin mir nicht widersprochen hat und das fand ich sehr gut, weil sie es nicht wissen kann. Sie hat mir mal widersprochen als ich ihr einen negativen Gedanken mir gegenüber unterstellt habe, aber das kann sie ja wissen, weil sie ja weiß was sie denkt.
Ich habe sie gefragt, wie sie damit umgehen würde, wenn sie von mir genervt wäre oder ähnliches. Sie sagte, dass sie es schädlich fänd, wenn sie damit mir gegenüber nicht authentisch umginge. Die Chancen stehen, wegen der Einstellung der Therapeutin, vielleicht gut, nicht unrealistisch in Watte gepackt zu werden.

Es ist schädlich Menschen ihre Wahrnehmung abzusprechen oder sie abzutun.
Mich erinnert das an Manipulation und Missbrauch. Kinder werden durch so etwas verwirrt und als Erwachsener hat man dann evtl. immer noch Probleme damit, seinen Wahrnehmungen zu trauen. U.a. deswegen müssen die eigenen Wahrnehmungen unbedingt ernsthaft zum Gegenstand der Therapie gemacht werden, denke ich. Die eigene Wahrnehmung (nach innen und aussen) prägt den eigenen Lebensweg doch sehr. Ist man da allzu durcheinander findet man nur schwer Orientierung. Wenn ich nicht erkenne wo und wie ich mich wohl fühle oder wer oder was mir gut tut, wo es mich hinzieht, was mich abstößt. Dann irre ich umher ... und wenn man dann in der Folge bspw. das Verhalten anderer Menschen häufig fehlinterpretiert ( bspw. jemand nähert sich mir = ich bekomme Angst= der will was Böses; dabei hat die Person vllt nur Interesse und will einen kennenlernen oder jemand nähert sich mir an= ich fühle mich unwohl= ich ignoriere das, weil das Unwohlsein normal ist, dann bemerke ich aber auch nicht wenn es doch nicht gut für mich ist. Also entweder Begegnungen werden im Keim erstickt oder es wird versäumt Grenzen zu setzten, in beiden Fällen, hat es doch auch etwas mit der eigenen Wahrnehmung zu tun, die geprägt ist durch Erfahrungen und wie man die verarbeitet oder nicht verarbeitet hat. Mal als Beispiel. Weiß nicht ob das deutlich ist ?)

Hat man bspw schlechte Erfahrungen mit Nähe gemacht, kann Nähe in der eigenen Wahrnehmung negativ konnotiert sein und jeder der einem nahe kommt, ist eine Gefahr, obwohl da nicht immer Gefahr ist, damit nimmt man sich etwas, nämlich die Möglichkeit auf angenehme Beziehungen zu anderen Menschen. Oder das Gegenteil, man nimmt Grenzüberschreitungen nicht wahr, weil man es so gewohnt ist und es ist nicht als Gefahr wahrnimmt, es wurde einem ja gesagt oder vermittelt, dass das so okay ist, das jeder mit einem umgehen kann, wie er lustig ist und man selbst kein Recht auf den eigenen Bereich hat, bspw.
Sich selbst nicht trauen zu können oder anderen nicht trauen zu können, ist beides blöd. Im Zweifelsfall ist es aber wohl ein bisschen besser, das Gefühl zu haben, seiner eigenen Wahrnehmung mehr trauen zu können .
Sollte dennoch irgendwie flexibel sein, das man sich auch auf die Wahrnehmung anderer einlassen kann, kein entweder oder, schwarz oder weiß, alles oder nichts...

Die Wahrnehmung muss man sich wahrscheinlich doch dringend angucken, denk ich. und der Therapeut sollte da wohl möglichst authentisch, aber taktvoll sein und vielleicht auch gut abgegrenzt.
Aber das muss alles nicht perfekt sein. Das sind Beziehungen ja nicht
Und man selbst sollte seine Wahrnehmungen mitteilen, damit es zum Gegenstand werden kann. Ich bin in meiner Wahrnehmung ziemlich ambivalent, vllt sogar widersprüchlich, tlw. etwas verwirrt, glaube ich

Von der eigenen Wahrnehmung hängt viel ab...nicht alles, ist irgendwie ein Ausgangspunkt für Weiteres. Irgendwie ist das auch logisch, komme mir gerade vor, als hätte ich das hier total überflüssigerweise und naiv geschrieben, weil s jedem (intuitiv) klar ist...naja, dann habe ich es eben mal ausformuliert. Schad ja nix

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Beitrag So., 11.10.2020, 18:43

Ich denke nicht, dass das jedem klar ist. Und so oder so hilft schreiben, die eigenen Gedanken zu sortieren.
Gerade hier im Forum lese ich immer wieder von dem Wunsch, sich in der Therapie "fallen lassen" zu können. Ich kann das nicht nachvollziehen, warum man das wollen könnte und ich finde diese Erwartung absolut unrealistisch. Du hast sie offensichtlich nicht, und das finde ich gut.


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Beitrag Mo., 12.10.2020, 09:57

sich fallen lassen können verbinde ich mit Entspannung, das erwarte ich tatsächlich nicht. Weil es Arbeit ist und auch eine Arbeitsbeziehung (wenn auch eine besondere), am ehesten. Ich würde mich gerne gut aufgehoben fühlen mit meinen Themen, Gefühlen, usw...mir ist klar, dass die Beziehung nur temporär ist und ich möchte so viel daraus lernen und mitnehmen wie es geht. Ich möchte mich da nicht ausruhen, wohl aber etwas Ruhe finden, die ich dann in meinen Alltag mitnehmen kann...


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Beitrag Do., 29.10.2020, 17:33

Und, es ist schon wieder passiert!
Ich glaube, für mich ist es nicht sinnvoll der Therapeutin Dinge zu erzählen, die für mich unangenehm sind, für die ich mich schäme, die mich belasten oder zwiespalten usw.
Es macht wahrscheinlich mehr Sinn zukunftsorienientierter vorzugehen oder darüber zu sprechen was ich glaube, was mein Problem ist, wie es bspw zu solchen Situationen, die ich erlebt habe, kommen konnte, ohne direkt zu erzählen was es war. Und was sie, mit ihrem Sachverstand, glaubt was mein Problem ist. Und dann nach langfristigen Lösungswegen zu gucken.

Ich habe, denke ich, häufig die Tendenz meine Gefühle auf die Therapeutin zu "werfen" als Ersatz dafür, dass ich das selbst fühle. Rückblickend, das war nie mein Plan, das so zu tun. Kommt mir vor wie ein Abwehrmechnismus, damit ich nicht fühlen muss. Wobei ich das ja möchte, aber etwas (das ich nicht bewusst kontrolliere) in mir möchte das ganz und gar nicht.
In der letzten Stunde wirkte die Therapeutin ziemlich abgelenkt und eher desinteressiert.
Ich fühlte mich plötzlich und für ein paar Momente ziemlich allein und auf mich selbst zurückgeworfen, wie in einer Wolke, so Widerstandslos, in meinem Kopf war ein Vakuum, mein Körper fühlte sich taub oder schwer an, ich mochte kaum sprechen, ich fühlte mich so erschöpft, ich fühlte mich ruhig und, ich glaube, verzweifelt, ich hatte für einen Augenblick das Gefühl, ich kann nicht mehr.

Ich hatte so ein ähnliches Gefühl schon ein Mal, vor ein paar Tagen, als ich allein war, ich kann den Auslöser nicht mehr erinnern, für einen Moment liefen mir einfach Tränen, ich war taub, leicht, wie in Watte gepackt und dann war es wieder vorbei und jetzt wieder in der Stunde. Das kannte ich bisher nicht-

Ich weiß nicht was ich davon halten soll. Ich frage mich nicht was ich von dem möglichen Desinteresse oder der möglichen Abgelenktheit der Therapeutin halte. Ich denke, das es nicht schön ist, aber das sowas mal sein kann und ich frage mich ein wenig, ob das Absicht war, mir dieses Gefühl zu vermitteln. Vor allem aber frage ich mich, was ich von meinen Körperempfindungen halten soll ?? Was soll mir das sagen, geht es mir so schlecht ? Ich habe mich aber wieder gefangen. Und habe generell das Gefühl als würde ich langsam an Bodenkontakt gewinnen, vllt bei mir ankommen. Und es raubt mir ein wenig die Luft zum atmen. Der Körper mit dem ich rumlaufe scheint bei Bodenkontakt derzeit mit Taubheit und Erschöpfung zu reagieren.

Ich bin mir nicht sicher, ob das ein Fortschritt ist oder ob das bedeutet, dass Therapie für mich nicht das richtige ist.
Es sollte lösungsorientierter zugehen. Ich möchte der Therapeutin so etwas nicht mehr erzählen, sie lässt mich auflaufen, sie wertet das nicht. Zumindest nicht in meiner Anwesenheit und wenn sie es in meiner Abwesenheit tut, dann kann ich da auch nichts gegen tun. Sie sagt nicht, das ist schon okay, das ist nicht so schlimm oder das ist nicht okay. Sie lässt mich verdammt allein mit meiner Schuld und Scham und ich spüre meinen Schmerz und den Impuls auf Distanz zu ihr gehen zu wollen. Keine Ablehnung, wie beim letzten Mal. Vllt eine gesunde Distanz, die verhindert, dass ich meine vermeintlich unaushaltbaren Gefühle auslagere und krankhafter Weise versuche, sie bei jemand anderen "unterzubringen" und gleichzeitig sorgt diese Distanz vlt auch noch dafür, dass ich diese Gefühle selbstverantwortlich zu handhaben versuche (anstatt sie tendenziell, unbewusst zu verdrängen und in der Therapiestunde unbewusst zu versuchen, die Gefühle an die Therapeutin abzugeben-nicht absichtlich und bewusst, das passiert und das ist mir auch aufgefallen, stoppen konnte ich es nicht, aber nun wurde es letztes Mal gewissermaßen gestoppt-).Denn letztes mal, so schien es, wurden mir die Gefühle zurück "aufgedrängt", weil sie bei der Therapeutin nicht ankommen.
Das hat ziemlich gescheppert in meinem Organismus und mein Körper oder meine Psyche mag das anscheinend nicht und verträgt es (momentan noch nicht) gut. Aber es sind meine Belastungen und Gefühle, Outsourcing ist nicht hilfreich !
:crazy:

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Montana
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Beitrag Do., 29.10.2020, 18:01

Oh, ja, ich habe Gedanken dazu. Und ich kenne diese Gefühle sehr gut. Habe sie immer wieder. Allerdings weiß ich inzwischen, dass das absolut NICHT positiv ist, ganz im Gegenteil. Da öffnet sich (bei mir) der Weg in die Dissoziation.
Und ich mag gerne meine Gedanken dazu erklären, gerade auch wenn es um Therapie geht wenn das passiert. Zur Therapie würde ich z.B. voller Hoffnung gehen, mich mitteilen zu können, mit meiner Last gerade nicht allein sein zu müssen. Erlebe ich dann etwas wie du jetzt (und ja, das habe ich auch durchaus schon erlebt), dann zerstört das blitzartig die Hoffnung, die mich zuvor getragen hat. Wenn ich selbst in der Therapie mit meinen Gedanken unerwünscht bin, dann war es das im Grunde. Was könnte da noch kommen? Es erforderte doch so unglaublich viel, das überhaupt zu wagen, mich so zu zeigen. Es kommt ein Schockmoment, der sich wie ein Stromschlag anfühlt. Der "Moment der Erkenntnis" sozusagen, dass ich zu naiv war und dass ich doch hätte wissen müssen, dass es so laufen würde und so laufen muss. Der nächste Schritt wäre das innerliche Versprechen, mir das nie wieder anzutun. Ok, ich habe verstanden, ICH habe einen Fehler gemacht. Der Versuch, für diese Lehre dankbar zu sein, denn es ging nicht um etwas wirklich wichtiges. Es gibt Situationen im Leben, in denen so eine Unvorsichtigkeit schlimmere Folgen haben könnte. Therapie ist nur Therapie mit Schweigepflicht und so. Im Ergebnis sind danach alle Mauern maximal hochgefahren und ich bin im Real Life zwar sehr bemüht, bloß nicht negativ aufzufallen, aber mit allen Symptomen einer PTBS, insb. extreme Schreckhaftigkeit. Ich versuche dann, mir das als sinnvolle Reaktion vorzustellen, denn so etwas wie in der Therapiestunde will ich schließlich in Zukunft vermeiden. Und ich vermeide es ganz bewusst, sage evtl. Arzttermine ab oder gehe trotz akuter Erkrankung nicht hin usw. Denn ich denke dann, ich sollte mich zurücknehmen und darin üben, meine Bedürfnisse zurückzustellen. Schließlich konnte ich das schon besser (wurde evtl. gar von außen, SHG oder Therapie) verführt, mir das zu erlauben.
Und so spinnt sich das immer weiter. Ich durchlaufe quasi Zyklen, in denen genau das immer und immer wieder passiert.


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Beitrag Do., 29.10.2020, 18:21

Naja unerwünscht habe ich mich nicht gefühlt. Sie hat mir nur das mitfühlen verweigert...irgendwie. Ich habe meine Zweifel und mein Unwohlsein darüber geäußert, dass ich das erzählt habe und sie sagte, sie würde das nicht werten und fände es gut das ich ihr anscheinend Vertrauen schenke. So ähnlich.
Für mich war es schwierig ihre Gleichgültigkeit oder vielleicht besser ihr Unbeteiligtsein zu spüren und die Vermutung auch nur haben zu können, dass sie mich verurteilt und ablehnt. Sie hat es weder bestätigt, noch entkräftet. Und jetzt denke ich schon, dass sie mich ablehnt oder ich lehne mich dafür jedenfalls ab. Aber bis jetzt steht der nächste Termin noch, die Therapeutin hat (noch) nicht gesagt, ich darf deswegen jetzt nicht mehr kommen...aber vielleicht kann sie mich nicht leiden und findet ich bin schlecht...ja, kann sein...soll sie doch. Ich finde das ja selbst irgendwie und trotzdem habe ich mir danach Blumen geschenkt
Montana hat geschrieben: Do., 29.10.2020, 18:01Denn ich denke dann, ich sollte mich zurücknehmen und darin üben, meine Bedürfnisse zurückzustellen. Schließlich konnte ich das schon besser (wurde evtl. gar von außen, SHG oder Therapie) verführt, mir das zu erlauben.
Und so spinnt sich das immer weiter. Ich durchlaufe quasi Zyklen, in denen genau das immer und immer wieder passiert.
Kann man das Teufelskreis nennen und fragen ob s einen anderen Ausgang gibt ?
War es bei dir auch so, wenn du etwas erzählt hast und es dann doch bereut hast ? Wurde die die Ablehnung direkt gesagt ?


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Beitrag Do., 29.10.2020, 18:38

Montana hat geschrieben: Do., 29.10.2020, 18:01 Oh, ja, ich habe Gedanken dazu. Und ich kenne diese Gefühle sehr gut. Habe sie immer wieder. Allerdings weiß ich inzwischen, dass das absolut NICHT positiv ist, ganz im Gegenteil. Da öffnet sich (bei mir) der Weg in die Dissoziation.
Was heisst, es ist nicht positiv. Heißt das dann da war etwas zu viel oder...?

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