Schwierigkeiten in der Therapie über Kindheit zu sprechen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Pianolullaby
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Beitrag So., 13.09.2020, 13:09

nein ich auch nicht, ich sage ja meistens, und "normalerweise" aber das ist ja nix fixes.
Ich verstehe was Du meinst mit deinen 5 Jahren. Eben ich habe solche Zeiten auch, da sagt mir auch ein Foto 0.0,
Bei mir DIS, bei dir glaube ich auch oder? Ja klar ist es sehr individuell und auch ich spreche niemandem etwas ab.
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caduta
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Beitrag So., 13.09.2020, 14:27

Liebe Waldschratin,
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Waldschratin hat geschrieben: So., 13.09.2020, 07:36 Keine Erinnerung über nen längeren Zeitraum hatte ich auch. Mir fehlten die ersten 5 Jahre meines Lebens komplett, die erste Erinnerung war der Tag meiner Einschulung.
Hmm, ich dachte eigentlich das ist normal? An die Einschulung kann ich mich allerdings auch nicht erinnern. Wie ich schon geschrieben habe, es gibt ein paar Bilder im Kopf die ich grob den Schuljahren zuordnen kann. Später wird es auch nicht viel besser und inzwischen habe ich den Eindruck, dass ich das bis heute so mache. Erinnerungen werden nicht richtig angelegt. Warum auch immer ?!
Waldschratin hat geschrieben: So., 13.09.2020, 07:36 Du hast Vertrauen zu deinem Thera, fühlst dich gut aufgehoben bei ihm : Das ist schon mal ne sehr solide, brauchbare Grundlage.
Das ist mir auch sehr wichtig.

Wow, in deinem Text steckt echt viel zum Nachdenken drin! Vielen Dank!
Ich bin ja noch sehr am Anfang und das Ziel ist auch nicht so sehr in der Historie zu wühlen sondern immer ausgehend von kokreten und aktuellen Problemen zu schauen wo das herkommt (das ist grob die Idee hinter Schematherapie). Also alles sehr fokussiert.

Mein Ziel im Moment ist da einigermaßen gut durchzukommen und möglichst wenig aufzuwühlen. Aber hin und wieder kommt mir der Verdacht, dass das vielleicht gar nicht mehr möglich ist...

LG, Caduta

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Farideh
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Beitrag So., 13.09.2020, 17:32

Hallo Alle,

die Beiträge hier zum Thema Vertrauen finde ich sehr interessant. Ich fing an mich zu fragen, ob ich mir selbst vertrauen kann. Spontan ging mir durch den Kopf: "Wieso, ich kann mich doch irren!"

Natürlich fühlt sich die Idee sich selbst nicht vertrauen kann sehr beängstigend an. Wenn ich dann aber davon ausgehe, daß der Mensch seine guten und seine schlechten Seiten hat, dann gilt das doch auch für mich.

Was denkt Ihr?

Schönen Abend
Farideh

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_Leo_
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Beitrag So., 13.09.2020, 18:08

Geht es dir denn nur in der Therapiestunde so das du keinen Zugriff hast auf eine bestimmte Zeit in deiner Kindheit oder ist das immer so?
Wenns nur in der Therapiestunde so ist könntest du Zuhause Notitzen dazu machen, die du dann als Hilfestellung mit in die Stunde nimmst.

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Waldschratin
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Beitrag Mo., 14.09.2020, 16:29

Caduta hat geschrieben:Mein Ziel im Moment ist da einigermaßen gut durchzukommen und möglichst wenig aufzuwühlen. Aber hin und wieder kommt mir der Verdacht, dass das vielleicht gar nicht mehr möglich ist...
Wäre wohl das Beste, da drüber ganz offen mal mit deinem Thera zu reden.
Habt ihr das eigentlich schon mal genauer festgelegt, was dein "Arbeitsauftrag" an ihn ist oder welche Ziele, nahe, mittlere und ferne, du dir in der Therapie setzt und woran ihr immer mal wieder gemeinsam "prüfen" könnt, ob ihr noch am selben Thema arbeitet?
Das ist nämlich oft gar nicht so "selbstverständlich", wie man das meinen mag, dass man in derselben Richtung unterwegs ist als Thera und Klient.

Das mit den fehlenden Erinnerungen bei mir kann auch mit an der DIS liegen, wie Piano schon geschrieben hat. Ich hab/hatte diese Diagnose auch. (Bin das, was man in Fachkreisen "integriert" nennt)
Es ist einfach spooky, wenn man sich Bilder aus der Kindheit anguckt, die einen bei irgendeiner prägnanten Situation zeigen und man erkennt zwar, dass man das selber tatsächlich ist auf dem Bild, aber der innere Bezug dazu fehlt komplett.
Als wäre das ne fremde Person auf dem Foto.
Oder wenn bei Familientreffen von "spektakulären" Begebenheiten erzählt wird, die immer noch in aller Munde sind, man selber war da 7/8 Jahre alt und weiß NIX davon. Auch da wieder : Ohne inneren Bezug.
Da gruselt`s einen dann manchmal...

Inzwischen ist das aber kein Problem mehr für mich, dank der Therapien und der Arbeit mit mir selber die Zeit "dazwischen".

Farideh hat geschrieben:Natürlich fühlt sich die Idee sich selbst nicht vertrauen kann sehr beängstigend an. Wenn ich dann aber davon ausgehe, daß der Mensch seine guten und seine schlechten Seiten hat, dann gilt das doch auch für mich.

Was denkt Ihr?
Liebe Farideh, magst einen eigenen Faden/Thread dazu aufmachen?
Das Thema an sich finde ich recht interessant, aber es würde von Caduta`s Thema wegleiten, wenn wir das hier diskutieren.

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Montana
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Beitrag Mo., 14.09.2020, 20:18

Waldschratin hat geschrieben: Mo., 14.09.2020, 16:29 Habt ihr das eigentlich schon mal genauer festgelegt, was dein "Arbeitsauftrag" an ihn ist oder welche Ziele, nahe, mittlere und ferne, du dir in der Therapie setzt und woran ihr immer mal wieder gemeinsam "prüfen" könnt, ob ihr noch am selben Thema arbeitet?
Das ist nämlich oft gar nicht so "selbstverständlich", wie man das meinen mag, dass man in derselben Richtung unterwegs ist als Thera und Klient.
Oh ja, da sagst du etwas extrem wichtiges. Mir sagte doch glatt mal ein Therapeut, bei mir ginge es nicht um Heilung und darum sei es von Anfang an nicht gegangen. Das fand ich ziemlich krass, denn ich selbst war von etwas anderem ausgegangen. Darüber hätte man echt mal früher sprechen können. Und leider blieb es auch bei dieser Aussage und meinem Verunsichert-Sein. Eine weitere Klärung gab es entweder nicht oder ich kann mich nicht dran erinnern, was aber für mich auf dasselbe hinausläuft. Wenn man Schwierigkeiten hat, sich zu erinnern, dann ist der erste Reflex, es zu überspielen. In der freien Wildbahn ist das oft auch nicht anders möglich, aber in einer Therapie bringt es nicht weiter.

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caduta
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Beitrag Mo., 14.09.2020, 21:22

Hallo ihr beiden!

Er fragt schon regelmäßig, ob es für mich passt und in die richtige Richtung geht. Wir haben auch klare Ziele definiert. Von 'Heilung' haben wir nie gesprochen. Die gibt es sicherlich auch nicht.

Meine Ziele sind ziemlich pragmatisch und nach denen richtet er sich auch. Ob das jetzt auch Traumatherapie ist weiß ich gar nicht. Aber wie gesagt, ich bin gar nicht so wild darauf alles aufzureißen. Mir ist viel wichtiger, dass ich meinen Alltag wieder bewältigte und an den Stellen wo ich Probleme habe Lösungen finde und besser zurecht komme. Dazu werden wir punktuell in die Vergangenheit schauen, aber eben nicht mehr.

Und ich möchte, dass ich am Ende wirklich fertig bin und keine weitere Therapie mehr brauche, auch wenn vielleicht nicht jeder Stein in meiner Vergangenheit umgedreht wurde.

Klingt jetzt vielleicht komisch, aber das wäre mir tatsächlich wichtig. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich erst vor kurzem zu dieser Einstellung gefunden habe. Ich musste das für mich selbst erst einmal klären. Am Anfang der Therapie ging es ja 'nur' um eine depressive Episode.

LG, Caduta

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Montana
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Beitrag Mo., 14.09.2020, 21:41

Na jaaaa. Eine Therapie, die einen den Alltag wieder meistern lässt, die die Vergangenheit aber möglichst ruhen lässt und die die einzige Therapie bleibt weil sie einen tatsächlich ans Ziel führt: das dürfte der Wunschtraum der meisten Patienten sein. Und etwa so häufig vorkommen wie die eierlegende Wollmilchsau.

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Pianolullaby
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Beitrag Mo., 14.09.2020, 21:50

da muss ich Montana zustimmen, das ist für mich etwas utopisches
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Waldschratin
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Beitrag Di., 15.09.2020, 01:47

Ein Schritt nach dem anderen, liebe Caduta!

Das entwickelt sich schon und du wirst merken, ob dir das so reicht, wie du es derzeit geplant hast, oder nicht.
Dass du das gerne so hinkriegen würdest, wie du es dir grade vorgenommen hast, kann ich gut verstehen.
War bei mir auch nicht anders.

Wichtig ist nur, dass du dir an sich nix "grundsätzlich" verbietest oder nicht zugestehen kannst, obwohl du merkst, es wäre das Beste, da oder dort anzusetzen oder weiterzumachen.

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Farideh
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Beitrag Di., 15.09.2020, 09:57

Hallo,

Ich habe einmal bei Wikipedia geguckt: Therapie: altgriechisch θεραπεία therapeia „Dienst, Pflege, Heilung“

Für mich sehe ich einen Unterschied, ob ich etwas zielorientiert oder prozeßorientiert angehe. Ich kann mir schon vorstellen, daß es möglich ist zielorientiert etwas zu machen, daß einen in die Lage versetzt den Alltag wieder zu bewältigen.

Die Frage ist natürlich, wie lange das anhält. Meist ist es doch so, daß Themen, die nicht zu Wort gekommen sind, sich später körperlich oder psychisch oder sogar körperlich und psychisch noch stärker zu Wort melden.

Das kann natürlich jeder so angehen und auch ansehen, wie er möchte. Ich möchte es nur zu bedenken geben.

Schönen Tag
Farideh

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Sadako
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Beitrag Di., 15.09.2020, 10:38

Farideh hat geschrieben: Di., 15.09.2020, 09:57
Für mich sehe ich einen Unterschied, ob ich etwas zielorientiert oder prozeßorientiert angehe. Ich kann mir schon vorstellen, daß es möglich ist zielorientiert etwas zu machen, daß einen in die Lage versetzt den Alltag wieder zu bewältigen.

Ich glaube, dass es weder möglich noch sinnvoll ist, rein ziel- oder prozessorientiert zu arbeiten.
Ich finde grundsätzlich sinnvoll Ziele klar zu haben und zu benennen, was an Problemen da ist und konkret den Alltag anzugucken und Blick zu behalten. Sobald man anfängt Dinge zu verändern, wird das innere Gleichgewicht , die innere Dynamik angerührt und dann kommen prozesshafte Themen zu Tage. Für mich hat eine gute Therapie den Blick auf beides und die Frage, was gerade im Focus ist oder „dran“ ist, wird von Patient und Therapeut gemeinsam entschieden.

Wieviel du gerade aufwühlen kannst und willst, könnte für sich schon ein lohnenswertes Thema in deiner Therapie sein, Caduta.

Ich habe für mich auch entschieden, dass ich nicht explizit Traumaarbeit machen will, sondern der Focus liegt auf mehr Lebensqualität, bessere innere Zusammenarbeit, guten Umgang mit schwer erträglichen Symptomen finden. Wenn das manchmal direkt in so Traumasachen hinführt, dann treffe ich mit meiner Therapeutin eine Entscheidung, ob und wieviel davon jetzt sinnvoll zu bearbeiten ist. Und ich fange langsam an zu akzeptieren, dass lange Zeiten meines Lebens weiße Landkarte sind (und möglicherweise bleiben werden) .
Mein Leben findet jetzt statt und wenn der Versuch, die Lücken zu klären meine Leben jetzt in eine Hölle verwandelt, dann ist das nicht der weg.
Das ist sicher ganz individuell,wie man mit diesem Spannungsfeld umgeht.
Hängt sicher auch davon ab, wie belastbar man ist, welche inneren und äußeren Ressourcen man hat und auch, was man zu verlieren hat im Leben jetzt.

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Montana
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Beitrag Di., 15.09.2020, 11:35

Ich könnte im Leben nicht zielorientiert arbeiten in der Therapie. Denn dazu müsste man sich über Ziele einig sein. Und wenn ich einfach mal festlege, so, MEIN Ziel ist das Ende aller Zeitverluste in meinem aktuellen Leben, dann könnte das WIE funktionieren? Selbst wenn das möglich wäre, die "abzuschalten", ich will das nicht (mehr). "Nicht mehr" deshalb, weil ich inzwischen herausgefunden habe, dass mir damit wichtige Kompetenzen abhanden kommen würden. Als ich noch arbeiten ging, da gab es das Problem, dass ich da herumsaß und von meinem Job keine Ahnung hatte. "Ich" hatte gute Konzepte geschrieben und "ich" hatte an Besprechungen teilgenommen. Aber das war dummerweise nicht ICH. Ich wusste nichts davon, und ich konnte keine Aufgaben in meinem Job erfüllen. Ich ging da morgens hin und es hätte ein Wechsel zum Job-Ich kommen müssen, aber aus irgendeinem Grund funktionierte das nicht mehr. Mit meinem Wunsch, das zu unterbinden, hatte ich mir das größte Ei ever gelegt. Was für ein Bockmist! Das kann nicht der Weg sein. Und damit, ja, Zielorierung futsch, kann man sagen. Neuorientierung notwendig.
Und DAS wiederum ist doch etwas, was in einer Therapie möglich sein muss. Dass man den Plan ändern kann, wenn er sich als nicht gut herausstellt.

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caduta
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Beitrag Di., 15.09.2020, 13:06

Das ist ja eine spannende Diskussion geworden!

Welche Ziele man sich für eine Therapie setzt ist sicherlich sehr individuell und ob es mehr ein 'Rundumschlag' oder punktuell wird auch. Und sicherlich kann man von punktuell zu rundum wechseln, wenn es notwendig werden sollte.

Für mich ist es aus verschiedenen Gründen sehr wichtig, dass das Thema Therapie nur für einen begrenzten Zeitraum relevant ist. Dann möchte ich wieder mein Leben ohne meistern, auch wenn vielleicht nicht alles bis ins letzte geklärt ist. Manches braucht einfach nur Zeit. Und wenn ich den Weg weiß, kann ich ihn auch ein Stück weit alleine gehen. Mir machen diese langjährigen Therapien, von denen ich auch hier immer wieder lese große Angst. In so eine Abhängigkeit möchte ich nicht hineingeraten.

Daher ist dieser stark zielorientierte Ansatz, der sicherlich auch eng mit dem VT Konzept zusammenhängt wichtig und richtig für mich. Und letztlich ist ja auch die Frage wie viel die Krankenkasse übernimmt.

Aber um auf die Bedenken bei einigen von euch zurück zu kommen. Ich werde mich schon auch auf das einlassen was notwendig ist und das natürlich auch mit dem Therapeuten absprechen.
Im Moment habe ich nur das Gefühl, dass ich noch gar kein Gefühl habe wie groß bzw. klein meine Probleme eigentlich sind :roll:

Caduta

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Montana
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Beitrag Di., 15.09.2020, 14:06

Ein wahres Wort. Wer weiß das schon am Anfang, was eigentlich das Problem ist und wie groß es ist? Das überhaupt herauszufinden ist Teil der Therapie. Darum sind diese Kontingente und der ganze Prozess (erst Diagnose, dann Antrag usw.) bei den Kassen auch so unpraktikabel. Es gehört viel Vertrauen dazu, jemand fremdem seine seelischen Abgründe zu offenbaren. Ich kann das nicht.

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