Somnia hat geschrieben: ↑Do., 20.08.2020, 22:25
Trotzdem bleibt aus seiner Sicht, der rote Flamingo als normalste Sache der Welt. Ich habe ihn schon öfter gesagt, dass ich es nicht ertrage, es zieht sich alles bei mir zusammen und ich würde dann am liebsten gehen wollen. Was ich dann auch tue, zumindest auf Geistiger Ebene. Ich kann nicht drüber reden, selbst wenn ich merke, dass es in die Richtung geht, wird mir schon schummerig.
Ich habe keine Ahnung, wie mikroskopisch kleine Schritte man überhaupt machen kann. Die aktuellen sind mir einfach zu groß. Wie eine große Welle, wenn man schon bei einem Regentropfen zusammenzuckt.
In dem Moment, wo es um das Thema geht, ist bei mir Schluss.
Eine Frage, die sich mir grad aufdrängt:
WILLST DU dich eigentlich wirklich grad mit dem rosa Flamingo beschäftigen?
Wenn das so schlimm für dich ist, dass schon nichts mehr geht, wenn es ansatzweise in diese Richtung geht, dann ist evtl die Zeit dafür einfach noch nicht gekommen.
Wenn man sich in der Therapie mit solch schlimmen Themen beschäftigt, braucht es ja nicht ausschließlich die mikroskopischen Schritte.
Sondern es braucht, dass DU dich damit beschäftigen willst. Und es braucht ein vertrauensvolles Verhältnis zum Therapeuten und das wissen, dass es nur dann darum geht, wenn du das willst und nur so viel, wie du das willst.
Ich erlebe das aktuell mit einem schlimmen Thema, jetzt die dritte Stunde in Folge, dass er jedesmal und jedesmal wieder fragt, ob ich das will, mich damit zu beschäftigen.
Er hat mehrmals betont, dass ich nicht muss und dass das meine freie Entscheidung ist.
Und er betont, dass die Schritte so klein sein müssen, dass sie mich nicht überfordern. Und wenn sich rausstellt, dass der nächste Schritt zu groß war, dann machen wir ihn zusammen noch kleiner.
Denn wenn ich überfordert bin, dann wiederholt sich ja nur die Überforderung von früher. Dadurch wird es eher schlimmer, als besser.
Es ist meine alleinige Entscheidung, ob der Schritt klein genug ist, oder nicht. Er kann das nicht entscheiden,,wie soll er auch. Für ihn ist es ja kein Problem.
Somnia hat geschrieben: ↑Do., 20.08.2020, 22:25
Beim letzten Mal, als er es benutze und ich es ablehnte, wurde seine Stimme lauter. Da dachte ich: "Hör hin, hör genau hin, dann vergisst du nichts." Aber ich habe es vergessen. Es ist so surreal.
Das vergessen kenne ich auch. Das vergessen ist ein Schutz. Es ist ein sehr mächtiger Schutz, denn er entzieht sich der bewussten Kontrolle.
Ich kenn das gut. Da kann ich mich noch so sehr bemühen, es nicht zu tun, das funktioniert nicht.
Inzwischen hab ich so viel Übung, dass ich es währenddessen schon merke, wenn es anfängt, mir zu entgleiten.
Oft hab ich die Sätze von ihm schon vergessen, während er sie ausspricht. Wenn’s mir wichtig ist, sag ich ihm, dass ich es vergessen habe und dass er es bitte wiederholen soll.
Und wenn’s dann immer noch nicht funktioniert, dann schreib ich sie noch in der Stunde auf.
Er weiß das inzwischen schon, dass es passieren kann, dass ich (wichtige) Sachen vergesse. Und er fragt dann auch immer wieder ob ich mir das merken kann, oder ob ich es gleich aufschreiben will.
Manchmal sitze ich dann tatsächlich mit iPad in der Stunde und er diktiert.
»Man versteht nur die Dinge, die man zähmt«, sagte der Fuchs.
aus: Der kleine Prinz, Antoine de Saint-Exupéry