Therapiesitzung macht Rast- und Ratlos

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Beitrag Do., 20.08.2020, 20:35

Jenny Doe hat geschrieben: Mi., 19.08.2020, 20:41 vielleicht verwendest du die Begriffe, die dein Erleben am besten wiedergeben? ...
für mich sind die Begriffe "overload" und "shutdown" perfekt verständlich wenn es um Dissoziation geht.
Ich würde es verstehen als: Überflutung, zuviel...! und die passende Reaktion darauf, um sich davor zu schützen
für mich klingt das eigentlich auch nach einer gesunden Reaktion...wenn man merkt, dass es zuviel ist, dann sollte man sich schützen und das sollte auch ein Signal an den Therapeuten sein: Langsamer, weniger, vorsichtiger.
Und mit der Zeit kann man dann lernen, bevor man in die Dissoziation geht, schon vorher STOPP zu sagen, also wenn man merkt...Achtung, jetzt gehts gleich um zuviel rosa Flamingo, dass man da schon sagt: Halt, bis hierher und nicht weiter...also Grenzen setzen, sich bewusst schützen.
Zuletzt geändert von captcha am Do., 20.08.2020, 20:40, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag Do., 20.08.2020, 20:39

Ich finde, wir sollten den "rosa Flamingo" zu einem Forums-Insider-Begriff machen.
Ich liiiiebe ihn schon jetzt! :->

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Somnia
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Beitrag Do., 20.08.2020, 22:25

Danke. Ich freue mich, dass ihr euch mitteilt. Das hilft mir.

Es gibt eine Alternative zum Aussteigen? Kann man die bewusst nutzen?

Das rote Flamingo, (ich mag die Bezeichnung lieber, als das Orginal) war das traumatisierten? Ich weiß nicht, wie man das beurteilt. Zumindest habe ich einfach zu wenig gute Erfahrungen damit gemacht. Er spricht zumindest von schwere retraumatisierung.
Trotzdem bleibt aus seiner Sicht, der rote Flamingo als normalste Sache der Welt. Ich habe ihn schon öfter gesagt, dass ich es nicht ertrage, es zieht sich alles bei mir zusammen und ich würde dann am liebsten gehen wollen. Was ich dann auch tue, zumindest auf Geistiger Ebene. Ich kann nicht drüber reden, selbst wenn ich merke, dass es in die Richtung geht, wird mir schon schummerig.
Ich habe keine Ahnung, wie mikroskopisch kleine Schritte man überhaupt machen kann. Die aktuellen sind mir einfach zu groß. Wie eine große Welle, wenn man schon bei einem Regentropfen zusammenzuckt.
In dem Moment, wo es um das Thema geht, ist bei mir Schluss.
Beim letzten Mal, als er es benutze und ich es ablehnte, wurde seine Stimme lauter. Da dachte ich: "Hör hin, hör genau hin, dann vergisst du nichts." Aber ich habe es vergessen. Es ist so surreal.

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Singingsaskia
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Beitrag Do., 20.08.2020, 22:47

Somnia hat geschrieben:
Trotzdem bleibt aus seiner Sicht, der rote Flamingo als normalste Sache der Welt. Ich habe ihn schon öfter gesagt, dass ich es nicht ertrage, es zieht sich alles bei mir zusammen und ich würde dann am liebsten gehen wollen.
Das finde ich dann allerdings wirklich auch bedenklich vom Therapeuten.
Egal wie klein die Schritte sind, wenn es einem so geht wie dir bei diesem "rosa Flamingo" Thema dann sollte der Therapeut da vorsichtiger vorgehen und dich nicht so ins Messer laufen lassen (hört sich für mich so an, muss natürlich nicht stimmen).
Und dann zu sagen es ist das normalste in der Welt, dann hilft dir das in der Situation ja auch nicht.

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Sadako
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Beitrag Fr., 21.08.2020, 05:56

Somnia hat geschrieben: Do., 20.08.2020, 22:25
Es gibt eine Alternative zum Aussteigen? Kann man die bewusst nutzen?
Es man kann lernen zu erkennen, dass man kurz davor ist Auszusteigen und es gibt Techniken, die man Ausprobieren und Üben kann, um das Aussteigen zu verhindern. Das wäre aus meiner Sicht eine vordringliche Aufgabe in der Therapie. Du brauchst erstmal Rüstzeug, um dich in die Nähe des Falmingos zu begeben. Bevor man sich schwierigen Themen nähert, (eigentlich egal, ob es klassische Traumata sind oder nicht) muss der Patient in die Lage versetzt werden sich selber emotional regulieren zu können und sich vor Überflutung zu schützen, sowohl in der Therapie als auch danach zu Hause.
Somnia hat geschrieben: Do., 20.08.2020, 22:25 ...dann vergisst du nichts." Aber ich habe es vergessen. Es ist so surreal.
Ich finde solche Phänomene bei mir auch surreal, aber es ist oft ein Schutz.Man kann sich dann nicht mit Sachen beschäftigen, die man (noch) nicht hinbekommt.


Jenny Doe
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Beitrag Fr., 21.08.2020, 06:48

Somnia hat geschrieben: Trotzdem bleibt aus seiner Sicht, der rote Flamingo als normalste Sache der Welt.


Er scheint zu versuchen, dich mit der Realität zu konfrontieren, zu der auch rote Flamingos gehören. Rote Flamingos sind normal, sie gehören zu den Lebewesen dieser Welt. Vielleicht wird es verständlicher wenn Du dir vorstellst, wie es wäre, wenn du nicht von einem roten Flamingo angegriffen worden wärest, sondern von einem Auto angefahren worden wärest. Bei Autos fällt es einem leichter zu akzeptieren, dass diese normal sind, zum Leben und Alltag dazugehören. Bei roten Flamingos ist es genauso. Sie gehören genauso zur Realität wie Tauben, Enten, ... Sie sind normal.
In Ländern, in denen Menschen tagtäglich mit gefährlichen Tieren wie z.B. Schlangen, Krokodilen usw. leben müssen, sind solche Tiere ebenso normal wie Angriffe und Verletzungen durch solche Tiere. Diese Menschen haben gelernt mit der Gefahr umzugehen, die von solchen Tieren ausgehen.
Man kann weder Autos noch Tiere wie Schlangen und Krokodilen noch rote Flamingos von dieser Erde beseitigen. Sie sind normal. Sie gehören zu dieser Erde, zum Leben und zum Alltag dazu.
Was man selbst tun kann ist mit solchen Gefahren und mit der Realität leben zu lernen. Dazu gehört auch, dass man lernt damit umzugehen, dass man Schaden erleiden kann. Man kann von einem Auto angefahren werden, man kann von Schlangen, Krokodilen usw. angegriffen werden, ... oder eben auch von roten Flamingos.

Ich selber von mal von einem weißen Schwarm angegriffen worden. Der Schwarm wollte eigentlich nur seine Neugeborenen schützen. Ähnliche Erfahrungen habe ich im Wald gemacht, wo unsere Wandergruppe Bekanntschaft mit Wildschweinen gemacht hat. Auch diese Tiere wollten nur ihre Kleinen schützen und empfanden uns als Eindringlinge in ihr Revier.
Das Dilemma an uns Stadtkindern ist, dass wir nicht gelernt haben mit Tieren umzugehen, nicht gelernt haben, ihre Sprache zu verstehen und ihre Grenzen zu wahren.
Angst habe ich jedoch keine entwickelt, weil ich denke, dass es auch an mir liegt Tiere verstehen zu lernen und mich so zu verhalten, dass sich die Tiere von mir nicht bedroht fühlen.
Was mir auch hilft ist eben genau diese Vorstellung, dass auch das Tier Angst hatte und eigentlich nur versucht hat sich selbst zu schützen.
Zuletzt geändert von Jenny Doe am Fr., 21.08.2020, 06:49, insgesamt 1-mal geändert.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Vivy
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Beitrag Fr., 21.08.2020, 06:49

Somnia hat geschrieben: Do., 20.08.2020, 22:25

Trotzdem bleibt aus seiner Sicht, der rote Flamingo als normalste Sache der Welt. Ich habe ihn schon öfter gesagt, dass ich es nicht ertrage, es zieht sich alles bei mir zusammen und ich würde dann am liebsten gehen wollen. Was ich dann auch tue, zumindest auf Geistiger Ebene. Ich kann nicht drüber reden, selbst wenn ich merke, dass es in die Richtung geht, wird mir schon schummerig.
Ich habe keine Ahnung, wie mikroskopisch kleine Schritte man überhaupt machen kann. Die aktuellen sind mir einfach zu groß. Wie eine große Welle, wenn man schon bei einem Regentropfen zusammenzuckt.
In dem Moment, wo es um das Thema geht, ist bei mir Schluss.
Eine Frage, die sich mir grad aufdrängt:
WILLST DU dich eigentlich wirklich grad mit dem rosa Flamingo beschäftigen?
Wenn das so schlimm für dich ist, dass schon nichts mehr geht, wenn es ansatzweise in diese Richtung geht, dann ist evtl die Zeit dafür einfach noch nicht gekommen.
Wenn man sich in der Therapie mit solch schlimmen Themen beschäftigt, braucht es ja nicht ausschließlich die mikroskopischen Schritte.
Sondern es braucht, dass DU dich damit beschäftigen willst. Und es braucht ein vertrauensvolles Verhältnis zum Therapeuten und das wissen, dass es nur dann darum geht, wenn du das willst und nur so viel, wie du das willst.

Ich erlebe das aktuell mit einem schlimmen Thema, jetzt die dritte Stunde in Folge, dass er jedesmal und jedesmal wieder fragt, ob ich das will, mich damit zu beschäftigen.
Er hat mehrmals betont, dass ich nicht muss und dass das meine freie Entscheidung ist.

Und er betont, dass die Schritte so klein sein müssen, dass sie mich nicht überfordern. Und wenn sich rausstellt, dass der nächste Schritt zu groß war, dann machen wir ihn zusammen noch kleiner.
Denn wenn ich überfordert bin, dann wiederholt sich ja nur die Überforderung von früher. Dadurch wird es eher schlimmer, als besser.

Es ist meine alleinige Entscheidung, ob der Schritt klein genug ist, oder nicht. Er kann das nicht entscheiden,,wie soll er auch. Für ihn ist es ja kein Problem.
Somnia hat geschrieben: Do., 20.08.2020, 22:25
Beim letzten Mal, als er es benutze und ich es ablehnte, wurde seine Stimme lauter. Da dachte ich: "Hör hin, hör genau hin, dann vergisst du nichts." Aber ich habe es vergessen. Es ist so surreal.
Das vergessen kenne ich auch. Das vergessen ist ein Schutz. Es ist ein sehr mächtiger Schutz, denn er entzieht sich der bewussten Kontrolle.
Ich kenn das gut. Da kann ich mich noch so sehr bemühen, es nicht zu tun, das funktioniert nicht.
Inzwischen hab ich so viel Übung, dass ich es währenddessen schon merke, wenn es anfängt, mir zu entgleiten.
Oft hab ich die Sätze von ihm schon vergessen, während er sie ausspricht. Wenn’s mir wichtig ist, sag ich ihm, dass ich es vergessen habe und dass er es bitte wiederholen soll.
Und wenn’s dann immer noch nicht funktioniert, dann schreib ich sie noch in der Stunde auf.
Er weiß das inzwischen schon, dass es passieren kann, dass ich (wichtige) Sachen vergesse. Und er fragt dann auch immer wieder ob ich mir das merken kann, oder ob ich es gleich aufschreiben will.

Manchmal sitze ich dann tatsächlich mit iPad in der Stunde und er diktiert. :-)
»Man versteht nur die Dinge, die man zähmt«, sagte der Fuchs.
aus: Der kleine Prinz, Antoine de Saint-Exupéry

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lisbeth
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Beitrag Fr., 21.08.2020, 07:22

Somnia hat geschrieben: Do., 20.08.2020, 22:25 Ich habe keine Ahnung, wie mikroskopisch kleine Schritte man überhaupt machen kann. Die aktuellen sind mir einfach zu groß. Wie eine große Welle, wenn man schon bei einem Regentropfen zusammenzuckt.
In dem Moment, wo es um das Thema geht, ist bei mir Schluss.
So wie du das hier beschreibst sind die aktuellen Schritte jedenfalls zu groß. Sag ihm das. Dass das zu viel auf einmal für dich ist. Und dass ihr kleinere Schritte machen müsst, weil dich das sonst jedesmal abschießt und die ganze Auseinandersetzung damit eigentlich für die Katz sein dürfte.
Somnia hat geschrieben: Do., 20.08.2020, 22:25 Beim letzten Mal, als er es benutze und ich es ablehnte, wurde seine Stimme lauter. Da dachte ich: "Hör hin, hör genau hin, dann vergisst du nichts." Aber ich habe es vergessen. Es ist so surreal.
Zunächst einmal: Dass du dissoziierst/abtauchst/aussteigst ist meistens nichts, was du bewusst steuern kannst. Das ist ein Schutzmechanismus deines Gehirns wenn das was gerade passiert, zuviel wird.
Er sollte dich dafür nicht "verurteilen" oder die Tatsache an sich missbilligen.

Wenn du dissoziierst, dann bist du nicht aufnahmefähig. Dann ist eigentlich das oberste Gebot, wieder im Hier und Jetzt anzukommen und sich zu vergewissern, dass gerade keine Gefahr droht. Weder von Flamingos noch von Therapeuten.
Dabei sollte/kann dein Therapeut dir helfen, es gibt Übungen dafür, um sich wieder in der Realität zu orientieren.
Und dein Therapeut sollte dann eigentlich auch besonderes Augenmerk darauf legen, dass für dich deutlich wird, dass von ihm keine Gefahr für dich ausgeht. Denn es kann (muss nicht, aber kann!) auch passieren, dass man in der Dissoziation das was vom Gegenüber kommt auch sehr verzerrt wahrnimmt. Das hat möglicherweise auch gar nichts mit deinem Therapeuten zu tun, sondern mit dem was du in der Vergangenheit erlebt hast. Wenn du die Beziehung und den Kontakt zu deinem Therapeuten dann auch als "gefährlich" erlebst, dann wäre es auch gut, wenn ihr darüber mal sprecht. Als TfP-Therapeut sollte er damit eigentlich umgehen können und das auch nicht persönlich nehmen.
Vivy hat geschrieben: Fr., 21.08.2020, 06:49 Eine Frage, die sich mir grad aufdrängt:
WILLST DU dich eigentlich wirklich grad mit dem rosa Flamingo beschäftigen?
Das frage ich mich auch. Vielleicht ist das zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch nicht dran für dich? Vielleicht sind andere Dinge gerade wichtiger? Vielleicht geht es erstmal darum, dass die Beziehung zum Therapeuten stimmen muss und du mit diesem Wegdriften besser/anders umgehen kannst, bevor man in die schwierigen Dinge einsteigt?
Vielleicht ist der Therapeut auch nicht der richtige für dich?

Das sind Fragen, die kannst nur du für dich beantworten. Aber sprich mit dem Therapeuten drüber, möglichst konkret. Sag ihm, was für dich schwierig ist und wo du immer wieder an deine Grenzen stößt. Sprich mit ihm darüber, wie du ihn erlebst, wenn du abgetaucht bist und wie das was er sagt bei dir ankommt. Sprich über deine Scham, dass du dich hinterher nicht an das Gesagte richtig erinnern kannst (was übrigens bei solchen Zuständen ziemlich "normal" ist...)

Und wenn er darauf nicht eingeht oder einfach stur sein Programm weiter durchzieht, dann würde ich wirklich überlegen, ob du bei jemand anderem nicht besser aufgehoben wärst.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


Waldschratin
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Beitrag Fr., 21.08.2020, 12:15

Somnia hat geschrieben:rotzdem bleibt aus seiner Sicht, der rote Flamingo als normalste Sache der Welt.
Schönen Gruß von mir an deinen Thera : Da drum gehts doch überhaupt gar nicht! :kopfschuettel:

Wenn ich mir vorstelle, mein Thera hätte zu mir gesagt "Onkels sind aber was ganz Normales in ner Familie und damit in deinem Leben, gewöhn dich dran und dir die Angst davor ab, dass wieder mal Schlimmes passiert", hätt ich ihm...Tja, lass deine Phantasie ruhig walten. :hehehe:

Da könnte dein Thera auch argumentieren mit der Tatsache, dass Traumatisierungen an sich halt ebenso normal zum Leben dazugehören. Genau wie Sterben und Tod und Qual und Entsetzen etc.

Das mag 1000x was Normales, Natürliches und Bewältigbares sein : Im Moment kannst du jetzt und hier damit halt noch nicht umgehen!
Und das dürfte einer der Gründe sein, warum du dir überhaupt Hilfe suchst bei ihm.

Ginge es nur ums Begreifen "Ist eh normal, brauchste keine Angst vor haben", dann hättest du das doch längst selber hingekriegt, oder?

Sorry, aber entweder kommt dein eigener Groll und deine eigene Wut auf deinen Thera samt im Stich gelassen werden so gut "durch" bei mir, oder ich werde tatsächlich selber langsam mehr und mehr kopfschüttelnd sauer auf "so nen" Thera, der auch noch sehenden Auges von "Retraumatisierung" redet und dich dann klassisch konditionieren will, anstatt dich (wieder) in deine eigene Selbstwirksamkeit zu begleiten. In DEINEM Tempo. Auf DEINE Art.

So, das musste jetzt erstmal "raus aus mir". :->


Waldschratin
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Beitrag Fr., 21.08.2020, 12:23

Somnia, du hast ja sehr viele "grundlegende" Fragen zu Trauma, Retrauma, Traumabewältigung, Arten von Traumatherapie, Ansätzen dazu und "Eigenheiten" der Theras damit.
Ich geh also davon aus, dass dein eigener Thera bisher nie wirklich so mit dir da drüber geredet hat, dass du es auch hast verstehen können.

Kennt er sich wirklich mit Trauma aus, dann fragt er immer mal wieder nach, OB du verstehen konntest, was genau er da grade meinte, denn es gehören solche dissoziative Strategien bei Traumatisierten einfach dazu und treten natürlich auch umgehend in der Therapie auf, wenns ans Eingemachte zu drohen geht.

Dabei sind das keine "Störfaktoren" bzw. dein "Versagen" oder deine Mängel und dein Unvermögen etc.
Sondern das SIND schon Bewältigungsstrategien! :!!:
Die auch noch, du erlebst es selber, gut funktionieren. :ja:

Dass du das noch nicht er- und anerkennen kannst, ist logisch.
Aber dein Thera sollte das längst tun und immer wieder dir gegenüber an- und aussprechen!

Das war für mich grundlegend wichtig, um überhaupt mal zu begreifen, dass ich nicht einfach spinne und zu doof bin, sondern mir ja eigentlich trotz allem gut habe selber helfen können.

Gut, das alles hilft dir jetzt bestimmt nicht konkret viel weiter, aber es sind wenigstens ein paar meiner eigenen Erfahrungen.

Zu den konkreten Sachen haben ja auch andere hier schon viel geschrieben, was ich mit "unterschreiben" möchte. :ja:

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Vivy
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Beitrag Fr., 21.08.2020, 13:04

Waldschratin hat geschrieben: Fr., 21.08.2020, 12:23

...denn es gehören solche dissoziative Strategien bei Traumatisierten einfach dazu und treten natürlich auch umgehend in der Therapie auf, wenns ans Eingemachte zu drohen geht.

Dabei sind das keine "Störfaktoren" bzw. dein "Versagen" oder deine Mängel und dein Unvermögen etc.
Sondern das SIND schon Bewältigungsstrategien! :!!:
Die auch noch, du erlebst es selber, gut funktionieren. :ja:

Dass du das noch nicht er- und anerkennen kannst, ist logisch.
Aber dein Thera sollte das längst tun und immer wieder dir gegenüber an- und aussprechen!

Das war für mich grundlegend wichtig, um überhaupt mal zu begreifen, dass ich nicht einfach spinne und zu doof bin, sondern mir ja eigentlich trotz allem gut habe selber helfen können.
Ich unterschreibe!

Eins meiner wirklich großen „Aha-Erlebnisse“ war, als ich irgendwann erkannt habe: das dissoziieren hat mir das Leben gerettet.
Das hab ich ihm genau so gesagt und er hat nur Ja gesagt.

Ich habe übrigens immer schon ähnliche Worte verwendet, wie du und er war der erste nach einigen anderen Therapeuten, der wirklich verstanden hat, was dahinter steckt.
»Man versteht nur die Dinge, die man zähmt«, sagte der Fuchs.
aus: Der kleine Prinz, Antoine de Saint-Exupéry


Jenny Doe
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Beitrag Fr., 21.08.2020, 14:40

Waldschratin: Wenn ich mir vorstelle, mein Thera hätte zu mir gesagt "Onkels sind aber was ganz Normales in ner Familie und damit in deinem Leben, gewöhn dich dran und dir die Angst davor ab, dass wieder mal Schlimmes passiert", hätt ich ihm...
Für mich ist das ein Unterschied, ob man von einem Familienmitgleid sexuell missbraucht wird oder ob man von einem Hund gebissen wird, ... oder mit roten Flamingos schlechte Erfahrungen gemacht hat.
kopfschüttelnd sauer auf "so nen" Thera, der auch noch sehenden Auges von "Retraumatisierung" redet und dich dann klassisch konditionieren will, anstatt dich (wieder) in deine eigene Selbstwirksamkeit zu begleiten.
Das Problem an diesem Thread ist, dass keiner von uns wissen kann, wie ihre Therapie abläuft. Wir haben nur Kenntnis von einem einzigen Satz, den der Therapeut in einem uns unbekannten Kontext geäußert hat, nämlich "Trotzdem bleibt aus seiner Sicht, der rote Flamingo als normalste Sache der Welt." Keiner von uns kann wissen, wie die restlichen 49 Minuten der Therapie ablaufen, welche Methoden der Therapeut sonst noch anwendet, wie er Selbsthilfe vermittelt, ... und warum und in welchem Kontext der Therapeut diesen Satz geäußert hat.

Der Therapeut sagte nicht "Trotzdem bleibt aus seiner Sicht, die traumatische Erfahrung mit dem roten Flamingo als normalste Sache der Welt", sondern "Trotzdem bleibt aus seiner Sicht, der rote Flamingo als normalste Sache der Welt."

Meine Befürchtung in diesem Thread ist, dass an zwei Strängen gezogen wird. Während der Therapeut scheinbar versucht rote Flamingos in Richtung "normal" zu rücken, wird in diesem Thread das Gegenteil versucht, und das, obwohl keiner von uns weiß warum und in welchem Kontext der Therapeut diesen Satz geäußert hat und obwohl keiner von uns weiß, wie ihre Therapie im gesamten abläuft.

Vielleicht differenziert der Therapeut ja zwischen traumatischer Erfahrung einerseits und der normalen realen Existenz von Flamingos auf dieser Welt anderseits? So wie man einerseits in Panik geraten kann, wenn man eine Spinne sieht, anderseits lernen muss damit zu leben, dass Spinnen zum Leben dazugehören? Ich weiß es nicht, genausowenig wie andere hier dies wissen können. Wir haben allesamt keine Kenntnis davon, warum der Therapeut gesagt hat, was er gesagt hat, ...

Das alles muss Somnia mit ihrem Therapeuten klären und nicht übers Internet mit Menschen, die weder wissen, welche Diagnose sie hat, noch wissen, welche Erfahrungen Somnia eigentlich mit einem roten Flamingo gemacht hat, weder Somnia noch den Therapeuten kennen und auch nicht bei den Therapiesitzungen dabei waren und somit auch nicht wissen können, warum der Therapeut den Satz geäußert hat.

Somnia sollte das erst mal alles mit ihrem Therapeuten besprechen, bevor andere einen Keil zwischen ihr und ihrem Therapeuten schaffen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


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Beitrag Fr., 21.08.2020, 14:58

Kann ich allem zustimmen, liebe Jenny. :ja:

Aber umgekehrt halt auch : Du kannst auch nicht wissen, worum genau es sich da handelt. :dunno:

Und ich schreibe ja aus meiner ganz persönlichen Wahrnehmung und Sicht drauf, und nicht "wissend", schon gar nicht "besser"-wissend.
Und ich denk, dass das Somnia recht gut unterscheiden kann und sich das Passende für sich schon rauspickt. :ja:

Und was hier im Forum noch fehlt, ist ein eindeutiger "Peace"-Smilie... :->
:hugs:


Jenny Doe
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Beitrag Fr., 21.08.2020, 15:10

Kann ich allem zustimmen, liebe Jenny.
Mit dir kann man sich ja gar nicht zanken :lol:
Du kannst auch nicht wissen, worum genau es sich da handelt.
Genau. Das kann keiner. Da sind viele Drei ??? auf Spurensuche :->
Und was hier im Forum noch fehlt, ist ein eindeutiger "Peace"-Smilie...
Es gibt doch diese weiße Friedensflagge. :weissefahne:
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Waldschratin
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Beitrag Fr., 21.08.2020, 15:21

Ja, aber der :weissefahne: hat mir zu viel von "Kapitulation".
Und nee, weder will ich das, noch brauch ich das von jemandem. :-D

Ich möcht Peace! :flower:

Jenny hat geschrieben:Mit dir kann man sich ja gar nicht zanken :lol:
Ooooch, wenns denn mal nötig ist, kann ich das ganz gut. :ja: Schön fetzig auch. :fight: :-P :-D

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