Aus dem PT Blog:
Viele Menschen verspürten einen unbändigen Drang, mehr invidivuelle Freiheit und Entfaltungsmöglichkeiten zu erringen und alte Korsette von “Folgsamkeit” und Konvention abzuschütteln. Wie sich andere dabei “fühlten”, war weitgehend irrelevant – ja auf merkwürdige Weise existierte häufig sogar Faszination und Respekt für den Kampf der “Baby-Boomer” nach kompromissloser “Selbstverwirklichung”, die zum Inbegriff und einem der wichtigsten Werte dieser Generation wurde und ein riesiges Potenzial an Kreativität und Innovation freisetzte.
Ein Kind der 68er bin ich im direkten Wortsinn zwar, aber damit halt zu jung, um mich zu den 68ern zu zählen. Daraus resultiert sicher die Distanz, mit der ich all das, was dazu gehörte, heute sehe, bereits damals ab Mitte der 1970er Jahre sah.
Vieles vom damaligen Widerspruch, Auflehnen, kann ich nicht nur Nachvollziehen. Das aufbrechen alter Verkrustungen hat bereits mir wohl geholfen. So eng, kontrolliert, war es für mich nicht mehr, als ich erwachsen wurde. Deshalb: Ich musste selbst nicht (mehr deshalb) anders sein, nur um anders zu sein. Schwer das in Worte zu fassen, aber die „Uniformität“ der 50er und 60er Jahre, war in den für mich wichtigen 70er und 80er Jahren nicht mehr so präsent, bestimmend.
„Die Alten“, „Das Alte“ sah ich wohl ähnlich kritisch wie die 68er. Aber so toll fand ich das, was mir die 68er boten, auch nicht. Damals hätte ich das ganz kurz wohl nicht fassen können. Heute: Nicht alle, aber viele der 68er, vieles das sie lebten, propagierten? War zwar anders, als das Alte, aber für mich oft nicht so viel besser. „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns“. Der Spruch trifft aus meiner Sicht auf viele 68er genauso so, wie auf die vorigen Generationen. Nicht nur, aber ich erlebte sie „selbstbezogen“ , „rücksichtslos“, „ideologisch verbohrt“, trotz oder wegen all ihrer Wortmacht, überhaupt nicht zugänglich für „Meinungspluralität“. So was wurde propagiert, aber nicht gelebt, nicht so, wie ich es wünschte, wollte.
Für die heutige Vielfalt (Meinungen, Lebensformen etc.) waren die 68er sicher wichtig.
Doch die Vielfalt selbst kam weniger durch diese Generation, sie kam durch diverse Entwicklungen danach. Z.B. durch Zuzug von damals sogenannten „Gastarbeitern“. Die und ihre Nachkommen haben D viel bunter, vielfältiger gemacht. Friedensbewegte, Ökos, Müslis, Punks, Queers und friends, brachten und bringen Vielfalt. Und für D sicher wichtig, dass es nun wieder ein D gibt. Auch das brachte, bringt Vielfalt.
Womöglich nicht verwunderlich, aber diese Vielfalt bringt natürlich das Problem, dass der alte Rahmen , aus welcher Zeit auch immer, nicht mehr passt. Wie kann diese Vielfalt gelebt werden (auch als Meinungsvielfalt), ohne dass einerseits nach und nach doch wieder alles enger, monotoner wird. Wie kann andererseits noch so was wie Gemeinschaft, Gemeinsamkeit, gelebt, gefühlt werden?
LG hawi