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chrysokoll
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Beitrag Mi., 15.07.2020, 11:37

grundsätzlich finde ich dass es Therapeuten überhaupt nicht zusteht zu beurteilen ob jemand ein Kind kriegen sollte, schon gar nicht ungefragt und in einer ambulanten Therapie.
Und genauso wenig sollte "verführerisches" Verhalten einfach hingeknallt werden.

Es ist sicher gut dass du jetzt in einer Klinik bist.
Was soll denn dort passieren und wie lange bleibst du da?

Mir fällt schon auf dass du, sobald die Therapeutin in Urlaub ist erstens den alten Therapeuten kontaktest und vor Sehnsucht vergehst und zweitens dich in eine Klinik begibst. Es ist sicher wichtig dass DU dir genau anschaust was da passiert.

Und ja, letztlich musst DU die Entscheidung treffen welcher Therapeut / Therapeutin gut für dich ist, auch welche Therapierichtung.
Natürlich geht es in einer Verhaltenstherapie ganz anders zu als bei den Analytikern.
Aber ich mache z.B. jetzt auch eine Verhaltenstherapie und fühle mich sehr gut aufgehoben, getragen, verstanden.
Das schliesst sich ja nicht aus. Aber ich musste auch länger suchen.

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MariJane
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Beitrag Mi., 15.07.2020, 12:00

Meine Medikamente werden hier wieder hochdosiert; ich bin gerade in einem Absetzprozess, gemeinsam mit meiner Psychiaterin und habe dadurch vermutlich die letzten Wochen sehr gewankt. Und da meine Psychiaterin im Urlaub ist, musste ich gehen, da es immer schlimmer wurde, ich immer dünnhäutiger. Und dann merke ich eben auch geballt, was mich stört. Was ich eigentlich gut abkonnte und wo ich Zuviel abkonnte. Und auch, was bzw. wer mir fehlt.

Sehr, ja, du könntest recht haben. Ich bin sicher harter Tobak für den gewesen, aber dachte zumindest sehr lange, der kann das und mich ab. Und ich wünsche mir einfach, dass das wirklich so ist, will eine gute Erklärung, damit ich ein gutes Ende habe. Die Beziehung ist für mich noch sehr präsent.


ziegenkind
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Beitrag Mi., 15.07.2020, 13:13

MariJane, ich finde, Du wirst an den entscheidenden Stellen immer fürchterlich vage. Du sagst, Du konntest Dich an Deinem alten Therapeuten physisch festkrallen. Was genau heißt das? Du schreibst weiter, so habest Du nicht in die Wolken gehen können. das klingt, als habe er verhindert, dass Du abhebst und den Kontakt zur Realität verlierst. Aber wenn ich es recht sehe, geht es gar nicht darum, oder? es geht darum, dass es Dir so schlecht geht, dass Du es nicht mehr mit Dir aushältst und in die Klinik musst, oder?

Ehrlich gesagt, finde ich Dich auch bier im Thread ganz schwer zu greifen. Was Du schreibst, changiert immer zwischen Widersprüchen. Was genau ist die Differenz zwischen Deinem alten und Deiner neuen Therapeutin? Dass er Dir erlaubt hat, ins Lachen zu flüchten und sie Dir den Weg versperrt? Dass sie also Dich und Deine Zustände, die Dich akut in die Klinik treiben ernster nimmt als er? Oder dass er Dir Halt gegeben hat und sie das nicht tut? Da würde ich wissen wollen, wie er das getan hat und was konkret Du Dir von Ihr wünschen würdest. Außerdem: hat er Dich nicht noch zusätzlich gedemütigt, wenn es Dir schlecht ging?
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 15.07.2020, 16:12

mir geht es auch so, es ist irgendwie gar nicht greifbar.
Irgendwie wird der frühere Therapeut in den Himmel gelobt, idealisiert, andererseits sind da offenbar so schlimme Dinge passiert dass die Therapie - ja was? Abgebrochen wurde? Beendet wurde?

Dann gibt es eine neue Therapeutin, bei der "zufällig" in deren Urlaub auffällt dass alles nicht passt und Kontakt zum alten Therapeuten aufgenommen wurde.

Dann noch eine Psychiaterin und jetzt erst Mal Klinik

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candle.
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Beitrag Mi., 15.07.2020, 16:50

Das Haltgeben wird dann immer wieder neu auf andere übertragen statt zu lernen sich selbst den Halt zu geben.

candle
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MariJane
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Beitrag Do., 16.07.2020, 08:02

Candle, ich denke du lernst vielleicht nur so, Halt zu haben. Ich hab wirklich ein bisschen zu viel erlebt als dass ich das gut verkraftet hätte und brauche eben jetzt diesen Halt. Hoffentlich nicht auf ewig.

Ziegenkind und chrysokoll, ich ahne, was ihr meint. Ich kann aber nicht anders beschreiben. Es gab keine Verhaltensweisen meines Therapeuten, die ich als ganz toll, super viel haltgebend bezeichnen würde. Es lief nicht auf der sprachlichen Ebene. Es war das Beziehungsangebot, die Beziehung. Und sowas bräuchte ich jetzt auch, wo ich zu instabilen Wackelpudding werde. Er lieh mir irgendwie etwas von seiner Stärke, Stabilität. Ich habe das zumindest so immer empfunden. Deshalb konnte ich ja da auch lachen, bekam Abstand zu meinem Seelenschmerz. Trotzdem war ich, wohl um das nicht zu gefährden auch immer irgendwie angepasst, wollte bloß keinen Knatsch und die gute Beziehung um jeden Preis. Und konnte deshalb nicht mit ihm in die Klärung, weil ich nicht hören wollte, was er dazu sagen könnte. Und ja, mir fehlt er. Und auch das ist sicher nebulös. Aber anders kann ich es nicht beschreiben.


ziegenkind
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Beitrag Do., 16.07.2020, 08:29

MariJane, Du musst es nicht hier sagen oder schreiben können. Aber wenn Du Dir selbst nicht schlüssig erzählen kannst, was er Dir wie gegeben hat, dann liegt in meinen Augen der Verdacht nahe, dass Du da eine stabile und dysfunktionale Projektion am Laufen hast. In der Geschichte, die Du Dir erzählen müsstest, sollte auch Platz für all die Gemeinheiten sein, die er Dir an den Kopf geknallt hat.

Im Übrigen: Ich wäre mir bei Dir nicht so sicher, ab das, was Du dringend brauchst, wirklich Abstand von Deinem seelischen Schmerz ist. Ich hab, wenn ich Dich lese, immer das Gefühl, Du brauchst eine detaillierte Landkarte mit all den Kratern und Narben Deines Schmerzes.

Ich will Dich nicht kränken oder sonst was, aber Du kommst mir manchmal vor, wie eine schizophrene Patientin, mit der ich in der Klinik mal auf einem Zimmer war. Ihr ging es richtig schlecht und sie hatte jede Menge gute Gründe dafür. Aber sie selbst hat das nie sehen können, hat immer leise vor sich hin gelächelt und alles bagatellisiert. Ich kann mich täuschen, aber mir scheint, bei Dir läuft das irgendwie ähnlich, wenn Du davon schreibst Du seist dünnhäutig. Ich glaube, Du bist im Moment viel mehr. Dünnhäutig ist nämlich irgendwann jeder Mal. Aber nicht jeder muss in die Klinik.

Noch Mal, ich will Dich nicht runter ziehen. Ich würde Dich bewegen wollen, das Nicht-Hinsehen aufzugeben. Das ist nämlich ein todsicheres Rezept dafür, dass sich gar nix ändern kann. Was man ändern will, muss man erst einmal sehen!!!!
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lisbeth
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Beitrag Do., 16.07.2020, 08:36

MariJane hat geschrieben: Do., 16.07.2020, 08:02 Es war das Beziehungsangebot, die Beziehung. Und sowas bräuchte ich jetzt auch, wo ich zu instabilen Wackelpudding werde. Er lieh mir irgendwie etwas von seiner Stärke, Stabilität. Ich habe das zumindest so immer empfunden. Deshalb konnte ich ja da auch lachen, bekam Abstand zu meinem Seelenschmerz. Trotzdem war ich, wohl um das nicht zu gefährden auch immer irgendwie angepasst, wollte bloß keinen Knatsch und die gute Beziehung um jeden Preis. Und konnte deshalb nicht mit ihm in die Klärung, weil ich nicht hören wollte, was er dazu sagen könnte.
Ja, ich weiß was du meinst. Aber es reicht nicht, dass er sich dir mit seinem Beziehungsangebot zur Verfügung stellt und dich seiner dann "bedienst". Das gehört besprochen, thematisiert, gründlich angeschaut in der Therapie: Was passiert da auf der Beziehungsebene und warum. Was macht dein Verhalten mit dem anderen. Wo sind die Grenzen? Deine eigenen und die des anderen? Wie kannst du - Schritt für Schritt - lernen, ohne diese "Therapeutenkrücke" im Leben klar zu kommen. Das passiert nicht automatisch oder per Osmose. Sondern dadurch, dass man diese unbewussten Prozesse hervorholt und anschaut. Und ja, dazu gehört auch, die Anpassung mal hinter sich zu lassen und auch in die Konflikte hineinzugehen. Und erst dadurch kannst du dann wirklich erleben, was es heißt, sich jemandem wirklich zuzumuten und derjenige hält dem auch Stand und bleibt da.

Ansonsten kommt es genau zu diesen Verwicklungen und Verstrickungen. Ansonsten ist er zwar Gerüst für deinen inneren Wackelpudding, aber dein Wackelpudding wird nie fester werden und wackelt weiter lustig vor sich hin, sobald dir das Gerüst fehlt.

Und meine Vermutung ist, dass du gerade jetzt so rumwackelst und alles in Frage stellst, hängt schon stark mit dem Urlaub der Therapeutin zusammen. Solange sie da war, war das halt auch eine Stütze. Und dann wundert es auch nicht, dass du dich genau jetzt sehnsuchtsvoll nach dem tollen Gerüst verzehrst, das dir der Ex-Therapeut zur Verfügung gestellt hat. Fang mal an, wirklich dahinter zu schauen, MariJane. Sonst wird sich das nie ändern.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


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MariJane
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Beitrag Do., 16.07.2020, 08:55

Ziegenkind, ich habe Schizophrenie (bzw. Eine Störung aus dem Spektrum) und mittlerweile wurde mir auch Traumatherapie nahegelegt, was meine Therapeutin ja auch schwerpunktmäßig macht. So schlimm war mein Leben nicht, aber ich habe es mangelhaft verkraftet. Es tut höllisch weh, aber es war mit diesem Therapeuten am ehesten aushaltbar. Wenn ich zu sehr mit den Schmerzen konfrontiert bin, wird es kritisch. Das ist das Problem, deshalb ist Traumatherapie auch nicht wirklich möglich. Ich halte die Schmerzen alleine nicht aus. Ihn lernte ich kennen als ich zu Hause heulte und ins Kopfkissen schrie. Und mit ihm war ich in meiner Qual irgendwie nicht allein, er hat sich angeboten mit auszuhalten. Und vielleicht ist es so: geteiltes Leid ist wirklich nur halbes Leid, besser auszuhalten. Und Gemeinheiten im eigentlichen Sinne hat er mir nicht an den Kopf geknallt, einfach echt beschissen interveniert. Und mich dadurch mit allerlei Problemen in unserer Beziehung letztlich allein gelassen, weil ich mich nicht traute da wirklich Antworten einzufordern, Erklärungen. Und das weiß ich auch; trotzdem war mit ihm mehr aushaltbar als mit meiner aktuellen Therapeutin. Und vielleicht passt VT auch nicht zu mir.

Lisbeth, danke! Ich weiß das auch. Aber genau das passiert im einer Verhaltenstherapie eher nicht. Deshalb passt die Richtung für mich wohl nicht so richtig.

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lisbeth
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Beitrag Do., 16.07.2020, 09:21

MariJane, mag sein, dass die VT da nicht so richtig zielführend ist. Aber bisher weiß deine aktuelle Therapeutin gar nicht, was du meinst brauchen zu müssen, weil du davon ausgehst, dass sich das irgendwie von alleine ergeben müsste und dass sie von alleine wissen müsste, was du brauchst. Und nicht alles was du meinst brauchen zu müssen, ist dann auch wirklich zielführend. Sie braucht Rückmeldung von dir. Und du musst anfangen, deine Anpassungen mal sein zu lassen und dich ein klitzekleines Bisschen herauszuwagen. Beziehungsebene ist auch in einer VT nicht ausgeschlossen. Ich war längere Zeit in einer VT, und da hab ich sehr viel darüber geredet wie wir uns begegnen, was das mit mir macht und hab von ihr auch Rückmeldungen dazu bekommen. Gerade wenn sie auf Trauma spezialisiert ist, sollte sie da kein unbeschriebenes Blatt sein.

Aber du bist gerade dabei, sie abzusägen, ohne diese Themen mit ihr überhaupt mal besprochen zu haben. Auch reine Konfliktvermeidung, oder? Weil du mit ihr nicht so toll lachen kannst? Von daher kläre das direkt in deiner aktuellen Therapie und mit der aktuellen Therapeutin. Teile ihr deine Gedanken dazu mit, hör dir an, was sie dazu meint. Sie wird dir da womöglich in manchen Dingen widersprechen. Dann hör dir das an. Und überlegt gemeinsam, was nächste Schritte sein könnten. Ob das ein Therapeutenwechsel sein könnte. Oder ob ihr nochmal miteinander schaut, wie sich die Beziehung anders gestalten ließe. Das ist immer ein wechselseitiges Ding. Und meine Vermutung ist nachwievor, dass es mit dem Ex-Therapeuten scheinbar besser geklappt hat, weil der deine Muster einfach "besser" bedient hat. Damit hat sich das für dich kuscheliger angefühlt. Aber wirklich geholfen hat es dir nicht und du bist auch bei ihm in der totalen Anpassung (Unterwerfung?) geblieben.
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― Anne Lamott


ziegenkind
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Beitrag Do., 16.07.2020, 09:35

Okay, MariJane. Ich verstehe das jetzt ein bisschen besser. Aber ich hab irgendwie immer noch das Gefühl, dass es da nie genug Realitätsbezug in der Beziehung zu Deinem alten Therapeuten gab. Wenn Du Dich so viel nicht getraut hast, um die Beziehung nicht zu gefährden, dann war das auch keine echte und authentische Beziehung, oder? Das sieht ein bisschen so aus, als hättet ihr beide zusammengearbeitet, um Deine von Dir als heilsam erlebten Illusionen nicht zu gefährden. Und dann kam immer die doofe Realität dazwischen.

Ich hab eigentlich gar keine Ahnung von gar nichts: Aber könnte es nicht wichtig sein für Dich, eine Therapeutin zu haben, die Dich mehr in dem hält, was ist und die mit Dir zusammen Dinge klar benennt? Das würde ich Dir wünschen: einen sicheren Untergrund bauen, der Dich vor dem tiefen Fall schützt und der gleichzeitig nicht aus Illusionen besteht, sondern tragfähig ist, weil man genau weiß, woraus er besteht, weil Du ihn zusammen mit Deiner Therapeutin gezimmert hast in vielen Gesprächen, in denen genau hingeguckt und alles benannt und besprochen wird. So etwas geht!!!!
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MariJane
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Beitrag Do., 16.07.2020, 09:50

Lisbeth, ich denke, dass du Recht damit hast, dass ich reden muss. Wahrscheinlich ist ihr das als Traumatherapeutin nicht fremd; da hast du vermutlich recht. Bei ihm lief viel automatisch- er war irgendwie so, wie ich das brauchte. Ganz schnell; ich musste nichts sagen und ich hätte nie einfordern können, dass jemand mir Halt gibt, weil ich da in Therapien zuvor nie diese Erfahrung gemacht habe. Daher gar nicht wusste, dass Therapeuten so agieren können und das nicht zu viel verlangt ist. Ich denke das gerade immer noch; das ich Zuviel verlangen könnte, wenn ich um sowas nachsuche. Weil ich auch denke, dass sich das irgendwie einstellt, wenn der Therapeut merkt, wie sehr man in Not ist und er es kann, aushält. Und da war er der einzige; ich hab es in meiner ersten Therapie erlebt, dass mein Ansinnen Halt zu finden, gnadenlos abgewiesen wurde. Nicht sprachlich; irgendwie anders.

Und ganz in Anpassung bin ich bei ihm auch nicht verharrt. In der Stunde, als es um mich als Verführungskünstlerin ging, hab ich massiv konter gegeben. Er ließ sich davon leider nicht beirren und die Aussprache nach meinem Zusammenbruch war irgendwie nicht hilfreich. Irgendwie hatte ich viele Fragezeichen im Kopf. Eben die Frage, wie ER auf sowas kommt. Und da bin ich dann quasi total untergegangen, wollte es lieber nicht genau wissen und bloß nicht thematisieren. Deshalb denke ich, besser mit einer Frau arbeiten, damit sowas nicht reinspielt. Und die Therapeutin ist auch sympathisch, aber mir fehlt Empathie. Sie ist parteiisch, aber es ist so wenig spürbar. Ich finde sie verdammt klar abgegrenzt, aber so, dass ich nicht das Gefühl habe, sie lässt sich ein. Und ich brauche jemanden,der sich einlässt, damit ich das auch kann. Und vielleicht ist das mangelnde Passung? Oder doch irgendwie Angst vor meiner Erkrankung? Angst davor, die Grenze nicht halten zu können? Ich weiß es nicht.


ziegenkind
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Beitrag Do., 16.07.2020, 10:39

MariJane, nur mal so als Überlegung: Vielleicht hat das mit Dir und Deiner Störung zu tun, dass Du sie und ihre Empathie nicht spürst? So etwas kommt ganz oft vor, dass man das, was ist, nicht spürt und glaubt die Illusion zu spüren.

Deshalb ist reden und genau aussprechen, was man glaubt, warum zu spüren, so wichtig. Dann werden die Dinge real und schweben nicht immer so verführerisch im Ungefähren.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


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MariJane
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Beitrag Do., 16.07.2020, 10:54

Ich denke das eher nicht; ich spüre ja andere Menschen auch irgendwie. Mir kommt das eben mechanisch vor, wenn sie jemand als Arschloch bezeichnet. Ich empfinde sie als anwesend, verbal beteiligt, aber eben nicht als jemand, der wirklich aufmacht, wirklich dabei ist. Vielleicht wirklich mangelnde Passung. So als Typ ist sie ok, ich käme mit ihr aus. Aber wohl nie richtig in Kontakt. Und ich denke, erfahrungsgemäß, dass ich in Kontakt zu Menschen gehen kann. Eigentlich erzähle ich sehr offen, auch schambesetztes und trotzdem fehlt mir, dass sie sich einlässt. Und ich glaube, dass man das auch nicht erzwingen kann.


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MariJane
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Beitrag Do., 16.07.2020, 11:15

Ich sag es jetzt mal, mein früherer Therapeut fühlte sich menschlicher an, guckte auch mal komisch, wenn ihn irgendwas überrascht hat. Irgendwie fehlt mir das; in einem anderen Thread schrieb jemand über "Therapieroboter" und so fühlt es sich an. Faktisch weiß ich über sie mehr in sieben Monaten als über ihn in zwei Jahren und trotzdem fehlt mir menschliche Zugewandtheit. Mir fehlt irgendwie ihr eigenes Menschsein. Ich frage mich gerade, ob sie sich überhaupt spürt? Ich spüre nämlich gar nix. Aber das ist jetzt eine sehr weit gegriffene Unterstellung.

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