Liebe Malerin,
ich habe länger über deinen Beitrag nachgedacht und er hat mir eine wichtige Erkenntnis beschert:
malerin hat geschrieben: ↑Mo., 03.08.2020, 08:46
Mal ein anderer Denkansatzt:
Du könntest aber mal in dich hineinhorchen und dich fragen, warum dieses Verhalten des Thera´s dich so verletzt. Gibt oder gab es Menschen in deinem Leben, bei denen du ähnliches gespürt hast, bei denen du das Gefühl hattest, dass sie keine Verantwortung für ihr Verhalten übernommen haben und ich damit sehr verletzt haben?
Wenn ein Therapeut zum Beispiel 5 Minuten zu spät kommt, könnte man sagen, das kann schon mal passieren,
und wenn der Patient sehr stark darauf reagiert: "Ich hab gedacht, Sie kommen überhaupt nicht mehr!" dann finde ich deinen Vorschlag genau passend, nachzuschauen, was denn das beim Patienten ausgelöst hat, z.B. alte Verlassenheitsgefühle etc.
Ganz anders wäre es, wenn der Therapeut fast jede zweite Stunde zu spät kommt, und dann gleich 15min, 20min und das voll abrechnet.
Wenn der Therapeut dann auf Kritik vom Patienten reagiert mit: "Was löst denn das bei Ihnen aus..." dann würden viele hier im Forum sagen: Moment mal, da liegt ein objektives Fehlverhalten des Therapeuten vor, das dieser bei sich erkennen und korrigieren muss. In meinen Augen fällt das Fehlverhalten meines Therapeuten, das bei mir zu einer Komplikation geführt hat, da hinein.
Deshalb nein nein nein, wenn ein Therapeut einen objektiven Fehler macht, dann darf das nicht zur Entwicklungsaufgabe des Patienten werden, sondern es ist erst mal Entwicklungsaufgabe des Therapeuten, sich damit auseinanderzusetzen:
Warum komme ich immer wieder zu spät? Hab ich zuviele Patienten und bin deshalb ständig gehetzt und unter Zeitdruck? Wiederhole ich da eine Dynamik aus meiner Vergangenheit, z.B.unbewusst: "Ich lasse mir nicht sagen, wann ich hier zu sein habe, ich komme, wann es mir passt!"
Dann sollte ein Therapeut sein Verhalten reflektieren, sein Fehlverhalten dem Patienten gegenüber eingestehen und sich entschuldigen. Dann versuchen, den Schaden, der für den Patienten entstanden ist zu reparieren und erst dann kann im Zuge dessen ins Spiel kommen, ob der Patient sowas vielleicht auch schon früher erlebt hat, weshalb es für ihn jetzt besonders schlimm war und dann kann man das aufarbeiten...
Dein Posting erhält noch mehr Gedankenanstösse und noch eine Frage, die ich auch beantworten will, aber erstmal soviel, sonst wird mein Beitrag zu lang