(Täter-)Introjekt blockiert therapeutischen Fortschritt

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SuspiriaHysteria
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Beitrag Fr., 26.06.2020, 04:15

Guten Morgen :)

@GuterGeist: Offiziell ist es eine VT, aber mein Therapeut hat die Schwerpunkte PTBS, komplexe PTBS und Dissoziative Störungen. Bis jetzt hatte ich 2x Sprechstunde, 5 probatorische Sitzungen, 1x 12 Stunden Kurzzeittherapie plus - ich glaube - jetzt die 3. oder 4. Stunde der 2. 12 Stunden Kurzzeittherapie. Danach geht's, so wie ich gelesen habe, dann in 60 Stunden und es ist eine weitere Verlängerung um 80 Stunden möglich.

Ich habe schon mehrmals gelesen, dass Dissoziative Störungen länger in der Behandlung brauchen und ich denke mein Therapeut weiß das auch. Trotzdem finde ich die Vorstellung komisch, dass mein "Problem" nicht in einem halben Jahr gelöst sein wird. Aber ich finde gut, dass wir nicht um den heißen Brei reden.

@Montana: So habe ich das noch gar nicht gesehen :) Stimmt, ich hatte eigentlich nicht im Kopf, dass es zuerst darum gehen wird bzw. war mir gar nicht bewusst, dass es einen Anteil gibt, der mich von der Therapie abbringen möchte und mich auch in den letzten Jahren davon abgehalten hat, mir Hilfe zu suchen.

LG
Suspiria

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GuterGeist2019
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Beitrag Fr., 26.06.2020, 04:34

Auch guten Morgen :)

danke für deine Erklärung, SUSPIRIA - hab ich doch gestern glatt nicht richtig hingeschaut und "Suspria" geschrieben. So ist das mit dem kleinen Handy und den Augen manchmal :kopfschuettel: :lol:

Ja, es ist schwierig, sich einzugestehen, dass ein Problem nicht in einem halben Jahr oder überhaupt "schnell" behoben ist. Aber das Wichtigste ist doch, dass am Ende der Therapie eine deutliche Verbesserung da ist. Und unsere Störungen und Probleme haben wir ja auch schon lange und nicht "schnell" von heute auf morgen bekommen ;)

Auch wenn VT die wenigsten Stunden hat und nicht für jeden passt - ich hab damit auch gute Erfahrungen gemacht, so lösungorientiert zu arbeiten. Dennoch haben wir geschaut, woher manches kommt, was ausgelöst wird... Aber im Hier und Jetzt. Und wenn dein Therapeut diese Schwerpunkte hat - prima.

Nun erstmal einen guten Tag für dich :hallo:

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SuspiriaHysteria
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Beitrag Fr., 26.06.2020, 08:43

Ach, ist mir gar nicht aufgefallen, mit meinem Namen :D

Klar, was sich über Jahre bzw. seit der Kindheit angesammelt und verfestigt hat, das kann sich nicht in ein paar Monaten lösen. Dennoch finde ich die Vorstellung echt komisch, denn 60 Stunden ab (glaube ich) dann September, heißt mindestens über ein Jahr weiter in Therapie zu sein. Ich glaube es ist auch die Angst, dass sich die therapeutische Beziehung weiter festigen wird und ich dadurch an immer mehr wunde Punkte gerate. Anfangs war es für mich noch so oberflächlich, aber jetzt wird es schon langsam tiefer.

Eigentlich dachte ich auch nie, dass ich der VT-Mensch bin, in der Vergangenheit war ich immer bei TherapeutInnen im Bereich TfP. Aber jetzt passt es menschlich einfach und mein Therapeut arbeitet mit mir jetzt nicht klassisch verhaltenstherapeutisch. Stattdessen nach einem anderen, wissenschaftlich sehr anerkannten Modell, was ich aber hier nicht (ansonsten gerne per PN) schreiben werde, da ich nicht weiß wie speziell das in Deutschland ist. Sonst werde ich noch wiedererkannt (Paranoia-Modus) ;)

LG
Suspiria

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 26.06.2020, 09:59

SuspiriaHysteria hat geschrieben: Fr., 26.06.2020, 04:15 Guten Morgen :)


Ich habe schon mehrmals gelesen, dass Dissoziative Störungen länger in der Behandlung brauchen und ich denke mein Therapeut weiß das auch. Trotzdem finde ich die Vorstellung komisch, dass mein "Problem" nicht in einem halben Jahr gelöst sein wird. Aber ich finde gut, dass wir nicht um den heißen Brei reden.


Wie lang hat das Problem denn gebraucht um dir zugefügt zu werden und wie lange hatte es danach Zeit sich so richtig einzugraben?
Und wie viel Zeit hast du ausserhalb der paar Therapiesitzungen dann noch damit verbracht, dem Muster zu Leibe zu rücken.


Und dann soll das nach einem halben Jahr gelöst sein.. Hmmmmmm....... :cool:


Gewohnheiten sind eben eine hartnäckige Sache. So wie richtig FIESE Flecken.

Du hast ja diesen Anteil in dir jetzt mal kennengelernt und ein bischen beobachtet, was der so treibt. Gibt es im Alltag auch Situationen wo der sich meldet? Weil dann könntest du auch ohne Therapeut der den Anteil provoziert dran arbeiten, dass diese Stimme nicht mehr so viel Macht über dich hat.
Zuletzt geändert von münchnerkindl am Fr., 26.06.2020, 10:12, insgesamt 2-mal geändert.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 26.06.2020, 10:02

SuspiriaHysteria hat geschrieben: Fr., 26.06.2020, 04:15 @Montana: So habe ich das noch gar nicht gesehen :) Stimmt, ich hatte eigentlich nicht im Kopf, dass es zuerst darum gehen wird bzw. war mir gar nicht bewusst, dass es einen Anteil gibt, der mich von der Therapie abbringen möchte und mich auch in den letzten Jahren davon abgehalten hat, mir Hilfe zu suchen.


Ich glaube, viele Menschen haben Anteile die generell nicht damit einverstanden sind, dass man sich etwas Gutes, heilsames tut. Weil es Rache vom Täter gäbe, weil man glaubt, dass man es nicht verdient hat, dass man dazu eh zu unfähig ist, dass man sowieso abgelehnt wird usw.


Die sind auf jeden Fall das erste was man überhaupt angehen muss wenn irgendwas irgendwie besser werden soll.

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Montana
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Beitrag Fr., 26.06.2020, 10:51

Zu den Stunden: die Kurzzeit-Therapie-Stunden werden auf die 60 angerechnet, also sind es tatsächlich nur 36. Und danach kommt keine Verlängerung UM 80 Stunden, sondern AUF 80, also 20 weitere Stunden. Das ist dann das Maximum einer VT.


GuterGeist2019
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Beitrag Fr., 26.06.2020, 12:36

Hallo Suspiria,

würde mich schon interessieren, was das für ein anerkanntes Verfahren ist. Wenn du magst, kannst du mir gerne eine PN schreiben.

Mit den Stunden ist es leider so, dass 80 Stunden das Maximum bei VT ist - im Normalfall. Ich selbst bin auch über dieser Grenze (jetzt geht's aber dem Ende zu) und dieses "darüber hinaus" habe ich auch gebraucht. Ging eben über ein neues Gutachten. Mein Therapeut ist da sehr sorgfältig, was neue Anträge angeht.

Ich denke, dass das Menschliche passen muss. Natürlich auch die Richtung - aber ohne gute "Chemie" funktioniert gar nichts.

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Montana
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Beitrag Fr., 26.06.2020, 13:37

Wie weit bist du denn darüber hinaus? Ich habe die Information, dass das ein gangbarer Weg ist, wenn ein erfolgreiches Ende der Therapie absehbar ist. Wenn man also argumentieren kann, dass x weitere Stunden dann auch reichen UND das Therapieziel oder Teilziel damit erreicht wird.
Das ist ein Grund, warum wir nicht versuchen werden, über diese 80 Stunden zu gehen. Stattdessen werden wir eine Finanzierung über einen Fonds beantragen.

Mich würde das Verfahren auch sehr interessieren!

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Sadako
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Beitrag Fr., 26.06.2020, 13:52

Hallo Suspirina,

Ich werfe für dich als Gedankenanstoss noch mal das Thema Loyalität in den Raum.
Es ist ja leider oft so, dass ein Täter dennoch eine wichtige Bezugsperson ist und bleibt und weiter geliebt wird.
Besonders dann, wenn es niemand anders gibt, der emotionale Nahrung gibt.
Puh, das ist für mich ein ganz schwieriges Thema. Da gibt es viel inneren Streit.
Bei mir wird es um so schwieriger je besser es in der Therapie läuft.

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Sadako
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Beitrag Fr., 26.06.2020, 13:56

Montana hat geschrieben: Fr., 26.06.2020, 13:37 W
Das ist ein Grund, warum wir nicht versuchen werden, über diese 80 Stunden zu gehen. Stattdessen werden wir eine Finanzierung über einen Fonds beantragen.
So haben wir es auch gemacht. Das hat den Vorteil, dass wenn die Therapie noch weiterlaufen soll, also wenn es sinnvoll ist, nach Ablauf der Wartefrist noch mal ganz neu beantragt werden kann. Wenn wir vom selben Fonds reden, ... das machen da ganz viele so und wird in der Regel auch bewilligt.

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SuspiriaHysteria
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Beitrag Fr., 26.06.2020, 13:59

Juhu :)

Ich melde mich wieder später, wenn meine Tochter im Bett ist.

LG
Suspiria

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Candykills
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Beitrag Fr., 26.06.2020, 13:59

SuspiriaHysteria hat geschrieben: Do., 25.06.2020, 19:13
@Candykills: Genau, ich kenne den Anteil bzw. noch einen anderen. Gestern wurde mir aber bewusst, dass da noch mehr sind, was ich dann aufgeschrieben habe. Krass, dass diese Anteile quasi im Verborgenen geblieben sind. Hat Dir Deine Therapeutin dann im Nachhinein von den Beschimpfungen erzählt und Du konntest Dich erinnern oder wie war das?



LG
Suspiria
Ja, sie erzählte mir ab und zu (wenn ich es zuließ), was Anteile von mir so anstellten. Erinnern konnte ich mich nicht, kann ich mich bis heute kaum. Ich habe eine DIS, da sind die Anteile - wie gesagt - komplett abgespalten. Die agieren völlig autonom und ohne, dass ich es mitbekomme oder erinnere.
Seit Ende der Therapie ist aber deutlich mehr Ruhe in das System gekommen, so dass es nicht mehr ständig switcht. Manchmal habe ich inzwischen auch eine Ahnung, ein bisschen Co-Bewusstsein.
Da wir gerade in ruhigerem Fahrwasser unterwegs sind und mich mein Alltag einfach im Griff hat, setze ich mich nur noch wenig mit meinen Anteilen und dem, was sie tun, auseinander.
Früher hatten wir ein "Heft/Buch", wo sich jeder mitteilen konnte. Eigentlich gibt's das immer noch, aber ich lese eigentlich nicht mehr drin.

Manche meiner Anteile höre ich auch im Kopf sprechen. Mit mir, über mich, untereinander. So habe ich zu manchen durchaus Kontakt (vor allem zur jüngeren Fraktion). Es gibt aber dieses Feld "Schwarz", dazu gehören Anteile, mit denen ich teilweise nicht mal über ein Buch schaffte Kontakt aufzubauen. Die sind halt da, machen ihr Ding, ich kriege es nicht mit und was ich nicht weiß, macht ja bekanntlich auch nicht heiß.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Sadako
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Beitrag Fr., 26.06.2020, 14:16

Candykills hat geschrieben: Fr., 26.06.2020, 13:59 Die sind halt da, machen ihr Ding, ich kriege es nicht mit und was ich nicht weiß, macht ja bekanntlich auch nicht heiß.
@candykills:
Und du schaffst es, dich nicht verantwortlich zu fühlen?
Wenn ich so was mal mitbekomme, weil mir jemand erzählt , was ich gesagt oder getan haben soll, schäme ich mich oft sehr.
Meine Therapeutin hat mir mal erzählt mit welchen Schimpfwörtern sie tituliert worden ist und ich wäre am liebsten in ein Loch im Boden versunken. In letzter Zeit bekomme ich das manchmal mit, aber ohne eingreifen zu können, quasi wie im Kino, der Film läuft und ich gucke zu und dass ist extrem unangenehm, wenn da Sachen gesagt und getan werden, die ich weder sagen noch tun würde.

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Candykills
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Beitrag Fr., 26.06.2020, 14:23

Doch, ich schäme mich sehr, deshalb schrieb ich ja "wenn ich es mal zuließ", ich lasse das generell nicht gerne zu, dass mir jemand davon erzählt.
Und doch, ich übernehme Verantwortung. Aber wie gesagt, es ist wesentlich ruhiger geworden.
Trotzdem muss ich nicht ALLES wissen, was Anteile tun. Solang es nichts Schlimmes ist, darf das ja ruhig sein.
Verantwortung übernehme ich so, dass ich weiß, dass alles wir sind. Was andere machen, haben wir gemacht.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Montana
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Beitrag Fr., 26.06.2020, 14:34

Vermutlich meinen wir denselben Fonds. So viele gibt es ja nicht. ;)
Meine Therapiestunden werden auf Video aufgenommen. Ich kann mir also, wenn ich will, anschauen was da so passiert. Manchmal mache ich das. Einerseits ist es erschreckend, andererseits auch extrem interessant. Ich habe selten die Zeit und die richtige Stimmung dafür, aber ich bin zu dem Schluß gekommen, dass ich es sinnvoll finde.

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