Aussage der Therapeutin macht mich traurig

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Waldschratin
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Beitrag Sa., 06.06.2020, 16:02

Mich schüttelt es ehrlich gesagt auch immer wieder mal kräftig, wenn ich dieses Rumgedeutel an Gefühlen lese.
Nu kenn ichs ja auch, dass solche Zustände eben von Anfang an "sind", man einfach nie was anderes kennengelernt hat und somit gar noch nicht zuordnen kann, was da vorgeht in einem. Was ein Gefühl "ist" oder welche Gefühle es "gibt" etc. Ich kannte da auch die meisten nur vom Hörensagen.
Kann man da nicht einfach mal "wachsen" lassen, was grade mal ein bissl aus der Erde sich gucken traut, ohne dran rumzerren zu müssen?

Es ist doch gar nicht die Frage bei Trauerbienchen, ob Traurigkeit jetzt "tatsächlich" Traurigkeit ist.
Siehe hier:
Trauerbienchen hat geschrieben:mich macht es nur traurig. Es zieht mich mittlerweile richtig runter. Ich spüre da mein Defizit so stark.
Kann einer damit etwas anfangen?
Warum darf sich denn nicht einfach das hier mal "zeigen", was grade sichtbar werden möchte, jetzt, im Moment?
Dann gleich mal so penetrant an auftauchenden Gefühlen rumdeuteln und auf "Echtheit" überprüfen wollen, finde ich enorm! übergriffig. :kopfschuettel:

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mio
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Beitrag Sa., 06.06.2020, 16:15

Waldschratin hat geschrieben: Sa., 06.06.2020, 16:02 Dann gleich mal so penetrant an auftauchenden Gefühlen rumdeuteln und auf "Echtheit" überprüfen wollen, finde ich enorm! übergriffig. :kopfschuettel:
Die Annahme dass Gefühle unecht sein könnten kommt dabei wohl eher aus Dir. ;-)

Es geht doch nicht um "echt" versus "unecht" sondern darum zu erkennen, dass hinter den "vordergründigen" Gefühlen sich auch "hintergründige" Gefühle verbergen können gar müssen (mussten!) bisweilen. Und DAS ist eben dann auch nicht gesund, weil es das eigenen authentische Gefühlsspektrum einschränkt.

Es geht um Selbsterkenntnis, ja, die kann auch nur aus einem selbst kommen, ja, aber ohne Feedback von außen wird da gerade dann nicht viel "kommen" wenn die Gefühlswelt so stark "beschnitten" wurde in der Vergangenheit, dass da gar nix anderes mehr "vorstellbar" scheint.

So wie Du Dir nicht vorstellen kannst dass ein Feedback kein "Gängelungsversuch" ist. ;-)


Waldschratin
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Beitrag Sa., 06.06.2020, 16:20

Trauerbienchen hat doch jetzt mehr als ein Mal Stellung dazu genommen und erklärt.
Wenn dann immer noch weiter dran rumgezerrt wird, seh ich das tatsächlich als Übergriff.

Mehr schreibe ich dazu nicht, gibt eh wieder nur Endlosdiskussionen über Nebenschauplätze und verletzte Eitelkeiten derer, die gerne um die Burg "rechthaben" wollen. ;-)


mio
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Beitrag Sa., 06.06.2020, 16:28

Trauerbienchen hat geschrieben: Sa., 06.06.2020, 13:42 Warum sollte ich wütend sein? Das erschließt sich mir nicht.
Ich merke Traurigkeit in mir, aber Wut?
Für mich blieben da aber durchaus Verständnisfragen offen. ;-)

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Waldschratin
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Beitrag Sa., 06.06.2020, 16:31

mio hat geschrieben:
Trauerbienchen hat geschrieben:Warum sollte ich wütend sein? Das erschließt sich mir nicht.
Ich merke Traurigkeit in mir, aber Wut?
Für mich blieben da aber durchaus Verständnisfragen offen. ;-)
Waldschratin hat geschrieben:Mehr schreibe ich dazu nicht, gibt eh wieder nur Endlosdiskussionen über Nebenschauplätze und verletzte Eitelkeiten derer, die gerne um die Burg "rechthaben" wollen. ;-)
q.e.d.


mio
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Beitrag Sa., 06.06.2020, 16:33

Wie kommst DU eigentlich dazu für Trauerbienchen zu sprechen, hmm?

Lass sie doch selbst entscheiden ob sie mit den möglichen Erklärungsversuchen etwas anfangen kann und will oder nicht.

Soviel zur "Übergriffigkeit" einiger hier, q.e.d. :!!:


Waldschratin
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Beitrag Sa., 06.06.2020, 16:40

Du kriegst dein "letztes Wort" ;-), ich dafür meinen Frieden. :-D


mio
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Beitrag Sa., 06.06.2020, 16:46

Mir ging es nicht darum was ich KRIEGE sondern darum was Du - in Deiner ach so fürsorglich selbstlosen Art - Trauerbienchen meinst VORENTHALTEN zu müssen (dürfen).


Waldschratin
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Beitrag Sa., 06.06.2020, 16:47

q.e.d. :-D


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Beitrag Sa., 06.06.2020, 16:50

Genau, ich sehe förmlich wie Du mir das letze Wort lässt um Deine Ruhe zu haben. :lol: :anonym: :!!:

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Kirchenmaus
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Beitrag Sa., 06.06.2020, 17:56

Hallo Trauerbienchen,

ich glaube, ich kann dich ganz gut verstehen.

Ich selbst habe große Probleme mit der Sonne. Sie löst Panikattacken bei mir aus, um es mal ganz verkürzt zu sagen.

Für mein (unkorrekterweise jetzt sehr verallgemeinerndes) Empfinden lieben alle Menschen die Sonne, bzw. ist es ein erwünschtes und allgemein akzeptiertes Verhalten, sich zu freuen, wenn die Sonne scheint.

Wenn jetzt meine Therapeutin immer wieder betonen würde, wie sehr ich mich doch freuen könnte, weil es heute wieder regnet, würde mir das schlicht immer wieder meine Andersartigkeit vor Augen führen. Es würde mir immer wieder zeigen, dass ich anders bin als sie (und der gefühlte Rest der Menschheit). Das wäre das Schmerzhafte für mich.

Vielleicht geht es bei dir in eine ähnliche Richtung?

Ich würde es auf jeden Fall ansprechen.

Herzlich
Kirchenmaus
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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diesoderdas
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Beitrag Sa., 06.06.2020, 19:27

Trauerbienchen, ich finde es ebenfalls verständlich, dass du Traurigkeit spürst. Warum manche meinen, da müsse auch Wut sein, erschließt sich mir nicht. Finde, auch die Traurigkeit hat ein Recht drauf, da sein zu dürfen. Es kann auch ein Fortschritt sein, vielleicht spürst du die Traurigkeit ja auch zum ersten Mal richtig?

Bei mir gibt es auch ein paar Situationen, die kenne ich von früher her einfach nicht. Wenn ich sowas plötzlich doch bekomme, dann finde ich es (im Gegensatz zu dir) sehr schön. Und gleichzeitig macht es mich sehr sehr traurig.
Ich spüre dann einfach, dass da sehr lange etwas gefehlt hat oder dass etwas früher nie erlebt werden durfte.
Gleichzeitig kommen dann die ganzen Empfindungen auf und Zweifel an mir selbst. Wie kann es sein, dass jemand mir etwas geben WILL? Vielleicht so ähnlich, als wenn du dich fragst, wie es sein kann, dass dich jemand überhaupt berühren will.

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Pianolullaby
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Beitrag Sa., 06.06.2020, 21:16

manchmal stecken halt hinter Primärgefühlen (die Traurigkeit) ein Sekundärgefühl (bsp. Wut oder Angst etc...)
welches man oft erst gar nicht spürt. Das muss aber nicht vorhanden sein. Es ist wie es ist.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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Thread-EröffnerIn
Trauerbienchen
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Beitrag Sa., 06.06.2020, 21:55

Hallo,
vielen Dank für eure Rückmeldungen.
Puh, da war ja einiges dabei.
Das Berührungen für mich schwierig zu ertragen sind, ist das Resultat meiner Erlebnisse.
Bei uns früher, gab es keine Berührungen, außer zur Bestrafung.
Als ich dann erwachsen war und ich endlich ausgezogen bin, war es für mich total erschreckend zu erleben, dass man sich sogar zur Begrüßung umarmen kann. Das hat sehr, sehr lange gebraucht, das ich dabei nicht mehr in Schockstarre verfallen bin. Jetzt, wenn ich weiß wann es gefordert wird, bekomme ich das gut hin und ich finde es sogar ok.
Das ist aber auch der Grund, dass ich bis heute nicht nachvollziehen kann, warum mich überhaupt wer anfassen möchte. Trotzdem passiert es, im Gespräch mit Freunden, mit meiner Schwester,... . Sie ekel sich scheinbar nicht.
Umgekehrt traue ich mich nicht, jemanden anzufassen, selbst wenn eine Freundin vor mir steht und weint, kann ich mich kaum überwinden. Nicht weil ich mich vor ihnen ekle, sondern, weil ich mir nicht vorstellen kann, das mein Gegenüber meine Berührung als angenehm empfinden würde.
Als würde meine Berührung weh tun. Ich bin da heillos überfordert.

Jetzt in der Zeit von Corona fühle ich mich da eigentlich etwas geschützt und es war ok.
Doch als die Therapeutin das sagte, wie toll Die Zeit für mich sein muss bezüglich der Berührungen, machte mich das nach und nach traurig.
Sie weiß es aber nicht besser und sie denkt sich bestimmt nichts dabei. Ich glaube wirklich, dass sie davon überzeugt ist, das es dadurch für mich entspannter ist. Was ja grundsätzlich auch stimmt.
Ich habe ja selbst nicht damit gerechnet, dass dadurch eine gewisse Sehnsucht in mir ist, da "normal" sein zu wollen.
Wie gesagt, Wut käme für mich in Frage, wenn die Therapeutin das weiter machen würde, wenn ich ihr das schon erzählt hätte.
Und nein, ich fühle mich von ihr nicht gesehen, aber das liegt daran, dass ich mich bisher nicht getraut habe mich zu zeigen.
Für mich ist es einfach noch zu neu, zu beängstigend.
Und ja, dieses Gefühl nicht gesehen zu werden ist mir sehr vertraut und bot mir bisher sehr viel Sicherheit.

Lg und Danke

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lisbeth
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Beitrag So., 07.06.2020, 09:19

Trauerbienchen hat geschrieben: Sa., 06.06.2020, 21:55 Und nein, ich fühle mich von ihr nicht gesehen, aber das liegt daran, dass ich mich bisher nicht getraut habe mich zu zeigen.
Für mich ist es einfach noch zu neu, zu beängstigend.
Und ja, dieses Gefühl nicht gesehen zu werden ist mir sehr vertraut und bot mir bisher sehr viel Sicherheit.
Aber genau diese Situation wäre doch eine gute Gelegenheit, da mal genauer drauf zu schauen. Gemeinsam mit der Therapeutin. Ihr zu erzählen, was diese Bemerkung in dir auslöst und wie du dich dann fühlst. Ich kann verstehen, dass das Angst macht, gerade weil das "unsichtbar sein" auch eine vermeintliche Sicherheit bietet. Kenne ich auch.

Aber in dir steckt ja auch die Sehnsucht danach, dass es nicht so bleiben soll (beides, das unsichtbar sein und auch dein Umgang mit körperlicher Nähe). Was ja auch ein erster Schritt auf dem Weg zur Veränderung sein kann. Gleichzeitig ist es denke ich auch wichtig, dass du für dich (erstmal) akzeptierst, dass es gerade so ist wie es ist. Dass du die Sehnsucht nach etwas anderem nicht dazu benutzst, um dich selbst runterzumachen weil du da scheinbar defizitär bist. Denn nach meiner Erfahrung klappt das mit der Veränderung deutlich besser, wenn der Status quo auch erstmal einfach so da sein darf, wie er jetzt gerade ist. Das heißt ja nicht, dass es immer so bleiben wird.

Alles Gute!
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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