Wie echt ist die therapeutische Beziehung?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

diesoderdas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 3693

Beitrag Do., 28.05.2020, 15:33

Ponita hat geschrieben: Do., 28.05.2020, 13:09 Die vorherige Person hat meine Wahrnehmung und Gefühle dermaßen immer wieder in Frage gestellt, dass ich mir selbst nicht mehr traue.
Bei dem Satz reagiere ich selbst total.
Wie hat die vorherige Person das denn getan, falls du erzählen magst?

Deine Fragen kann ich absolut nachvollziehen. So oder so ähnlich stellte und stelle ich die mir auch.
Bei mir geht es so weit, dass ich komplett an Therapie zweifle, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass so eine Arbeitsbeziehung gut gehen kann. Obwohl ich eine andere Arbeitsbeziehung auch schon als sehr gut erlebt habe. Also sollte es wohl doch möglich sein :neutral:

Ich könnte weder sagen, eine therapeutische Beziehung ist echt, noch könnte ich sagen, sie ist unecht.
Wobei, so eine ganz richtige, echte Beziehung, die gibt es auch nur in echt, und nicht beim Therapeuten, finde ich.
Wie sollte ich eine echte Beziehung zu einer Person haben, die ich gar nicht richtig kenne? Die ich nur erahnen kann?
Von der ich nur Teilaspekte kenne?
Andererseits bin ich mir sicher, dass in einer Therapie mit beiden Personen echtes passiert. Gefühle, die auftreten sind echt. von beiden Seiten. Sympathie ist echt.

Nur, wäre man sich auch sympathisch, wenn man den anderen wirklich kennt? Nicht nur die zensierte Version?
Was ist diese Sympathie dann wert?

Für mich ist es ein Mischmasch. Aus Echtheit, zurückhalten (ein Therapeut DARF dir gar nicht alles erzählen und SOLLTE manches von sich auch nicht zeigen), lückenhaftem Wahrnehmen.
Ist es zu unecht, wird es nichts, ist es zu echt, wird es bestimmt auch nichts. So denke ich.

In Therapie habe ich noch keine Beziehung erlebt, die einfach nur gut war. es gab "okay", aber richtig gut war nicht dabei.
Allerdings habe ich soetwas ähnliches woanders erlebt. Ich bin mir zu 100% sicher, dass diese Person mich sehr mochte, mir ging es mit dieser Person genauso. Es passte einfach. Und sowas ist schon echt, finde ich.
Dennoch bin ich mir sicher, dass ich nicht alles Seiten dieser Person kannte, sie also eben doch nicht ganz echt kannte.
Aber so sollte es in therapeutischen Beziehungen (oder ähnlichen) auch sein, denke ich.

Die Person war ehrlich zu mir, aber bestimmt nicht in allen Fällen. Bestimmt hat diese Person auch mal ihre eigene Meinung heruntergeschluckt und das ist meiner Meinung nach auch gut so. Diese Person hat mir durchaus auch privates erzählt, aber bestimmt nicht alles. Und auch das war gut so.

Ich für mich zum jetzigen Zeitpunkt sage, dass ich es eben NICHT sagen kann, ob es echt/unecht ist, eher vielleicht beides zeitgleich. Vorher müsste man Echtheit sowieso definieren.

Optimal in einer Therapie würde ich folgendes finden: so echt wie möglich, aber so zurückhaltend, dass Raum für den Patienten ist. Vielleicht ein bisschen wie bei optimalen Bilderbucheltern: wahrnehmbar im eigene Wesen für das Kind, ohne dem Kind eigenes aufzudrängen. Und so zurückhaltend im Mitteilen von eigenen Meinungen oder vom eigenen Innenleben, dass es nicht zum Thema des Kindes wird (z.B. Überforderung). Also Echtheit und Zeigen gekoppelt mit bewusstem Zurückhalten von manchem.

Am besten finde ich allerdings wirkliche echte Beziehungen im wahren Leben. Bin sicher, die können (müssen es aber nicht) mehr bringen als manche Psychotherapie.

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Ponita
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 39
Beiträge: 36

Beitrag Do., 28.05.2020, 16:57

Das finde ich schwierig.
Dieses "Es ist eine Arbeitsbeziehung." Ich bin da wirklich neidisch, wie einige von euch das schaffen, so strikt und klar damit umzugehen.
Es wirkt als würdet ihr hingehen, Pille abholen, schlucken und alles passt. Mal ganz platt ausgedrückt. Das würde ich auch gerne können.
Ich lasse mich zu schnell blenden vom schönen Schein. Dann kommt es zum bösen Erwachen.
Darum lasse ich mich generell nur bis zu einem gewissen Grad auf Menschen ein. Es gibt nur sehr wenige, die darüber hinaus kommen.
Aber in der Therapie ist das nicht möglich.
Jede Woche sitze ich dieser Person gegenüber und der möchte nicht hören, wie toll ich das Wetter finde. Wie kann ich auf Dauer trotzdem klar bleiben?
Bei der vorherigen Person bin ich fast daran zu Grunde gegangen. Ich bin aus der ganzen Nr. schlimmer raus gekommen, als wofür ich überhaupt da angefangen hatte.
Das darf nie wieder passieren.
Der Jetzige ist da anders und doch ist da die totale Unsicherheit. Ist das was er mir zeigt, echtes Interesse. Kann ich ihm vertrauen?
Er ist da, immer ansprechbar, auch zwischen den Zeiten. Das kommuniziert er. Wie kann das auf dauer gehen?
Ich merke, dass er die Verbindung zu mir herstellen will, aber ich traue dem nicht. Nicht ihm als Person, sondern das System. Therapeut/Patient/gemeinsames schauen/entwickeln.

Benutzeravatar

werve
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 44
Beiträge: 362

Beitrag Do., 28.05.2020, 19:11

Ponita hat geschrieben: Do., 28.05.2020, 16:57 Der Jetzige ist ... immer ansprechbar, auch zwischen den Zeiten. Wie kann das auf dauer gehen?
Überhaupt nicht, weil das äußerst ungesund ist und oft zu üblen Verstrickungen führt, wie du hier im Forum nachlesen kannst.

Benutzeravatar

Arakakadu
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 33
Beiträge: 1553

Beitrag Do., 28.05.2020, 20:10

Ponita: Wie meinst du das, er ist immer da und ansprechbar? Meiner bietet mir am Ende der Stunde an (wenn ich in einer Krise bin) dass ich mich melden kann, falls sich die Situation verschlechtert oder eben wieder etwas auftaucht. In dem Fall bekomme ich eine Zusatzstunde oder er telefoniert ganz kurz mit mir. Und da ist gut und gibt mir Sicherheit. Ich habe das Gefühl, dass es zwar "echt" ist, aber eben auf Zeit und er hat zig Klienten und ich eben "nur" in. Wie eh schon beschrieben sehr asymmetrisch....

Werbung

Benutzeravatar

lisbeth
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4023

Beitrag Do., 28.05.2020, 20:20

Ponita hat geschrieben: Do., 28.05.2020, 16:57 Der Jetzige ist da anders und doch ist da die totale Unsicherheit. Ist das was er mir zeigt, echtes Interesse. Kann ich ihm vertrauen?
Er ist da, immer ansprechbar, auch zwischen den Zeiten. Das kommuniziert er. Wie kann das auf dauer gehen?
Ich merke, dass er die Verbindung zu mir herstellen will, aber ich traue dem nicht. Nicht ihm als Person, sondern das System. Therapeut/Patient/gemeinsames schauen/entwickeln.
Sprichst du mit ihm darüber, Ponita?
Über genau diese Gedanken und Gefühle?
Und falls ja, was entgegnet er dir?
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag Do., 28.05.2020, 22:07

Ponita hat geschrieben: Do., 28.05.2020, 16:57 Kann ich ihm vertrauen?
Ich finde diese Frage "falsch" gestellt. Die "richtigere" Frage wäre: Kann ich mir vertrauen?

Benutzeravatar

Scars
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 27
Beiträge: 1555

Beitrag Do., 28.05.2020, 22:35

Ponita, was ist denn für dich „das böse Erwachen“? Ich habe gerade eher das Gefühl, dass du die Echtheit der Beziehung in Frage stellst, weil du Angst vor Enttäuschung hast - aber was würde dich denn enttäuschen?

Bei mir war‘s am Anfang so, dass ich das ja alles gar nicht kannte und mir nicht vorstellen konnte, dass es mit einem Therapeuten im Rahmen dieser professionellen Beziehung zu einer ehrlichen Begegnung kommen kann (ich hätte damals nicht mal gewusst, was eine ehrliche, emotionale Begegnung sein soll :lol:). Denke da spielt schon so was wie „enttäuschte Liebe“, Verrat, alle möglichen blöden Beziehungserfahrungen rein - aber auch wenn die Möglichkeit natürlich besteht, sind die meisten Therapeuten wahrscheinlich doch koscher und missbrauchen ihre Macht nicht.

Ist natürlich blöd, wenn du da schon schlechte Erfahrungen gemacht hast. Aber gerade weil sich wahrscheinlich eher Menschen mit feinen Sensoren auf dieser Ebene entsprechende Fragen stellen, darfst du dich da auch ernst nehmen und das gegebenenfalls ansprechen oder deine Schlüsse draus ziehen, wenn dir was komisch vorkommt.
Remember to leave pawprints on hearts.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Ponita
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 39
Beiträge: 36

Beitrag Do., 28.05.2020, 23:15

Das böse Erwachen war zb in der ersten Therapie, dass die Person seine eigenen Interessen im Vordergrund hatte. Und da spreche ich nicht vom finanziellen Aspekt.
Ich wollte das sehr lange nicht wahrhaben, denn ich konnte es nicht verstehen, wie jemand dem ich vertraue, so etwas macht.
Darum bin ich umso vorsichtiger geworden. Damals hatte ich immer wieder ein ungutes Gefühl, aber die Person hat es mir abgesprochen, dass ich dem nicht trauen darf.
Jetzt bin ich auf der Schwelle, würde gerne, doch in mir ist eine wahnsinnige Angst und ein dagegen halten.
Er weiß um meine Bedenken, er sagt, nur ich könne spüren ob es sich richtig anfühlt. Er weicht nicht, im Gegenteil ich habe das Gefühl umso mehr ich wegrücke umso näher kommt er.
Ich traue mir nicht und meinem Gefühl nicht.
Wie soll ich spüren, was echt ist, was gut ist, wo ja der Wunsch danach so stark ist, dass ich vor der Realität erblinde.
Ich kann mir nicht trauen.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Ponita
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 39
Beiträge: 36

Beitrag Do., 28.05.2020, 23:17

Und wenn ich mir selbst schon nicht trauen kann, wie soll ich ihn den vertrauen.

Benutzeravatar

saffiatou
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 3633

Beitrag Do., 28.05.2020, 23:20

Meiner Meinung nach, ist jede Begegnung zwischen zwei Menschen eine Beziehung, eben auf ganz unterschiedliche Weise. Zu Kollegen habe ich eine Beziehung, zu den Nachbarn etc auch und eben zum Therapeuten. Manchen bin ich näher, zu manchen habe ich mehr oder weniger Abstand. Aber es bleiben echte Beziehungen, weil unecht geht und gibt es meiner Meinung nach nicht. Es gibt eu e vertrauensvollere oder eben Eibe mit weniger oder gar keinem Vertrauen, trotzdem bleibt es eine echte Beziehung.

Das einzige, eine Begegnung voller Lügen und Verstellungen kann ich als falsche Beziehung bezeichnen.

Zu dem Therapeuten habe ich eine besondere Beziehung, die intensiv, vertrauensvoll aber mit Distanz ist.
never know better than the natives. Kofi Annan


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag Fr., 29.05.2020, 00:13

Ponita hat geschrieben: Do., 28.05.2020, 23:17 Und wenn ich mir selbst schon nicht trauen kann, wie soll ich ihn den vertrauen.
Gar nicht. Zumindest nicht ohne abhängig von ihm und seiner Reaktion auf Dich zu werden. Das ist ja der Punkt an dem sich die "Katze" sozusagen "in den Schwanz" beisst.


GuterGeist2019
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 48
Beiträge: 332

Beitrag Fr., 29.05.2020, 04:56

Hallo Ponita,

dein Gefühl, dass du dir selbst nicht trauen kannst, kann ich gut verstehen. Kenne ich auch von mir.

Meine erste "Therapie"-Erfahrung war missbräuchlich. Emotionaler und sexueller Missbrauch über eine lange Zeit. Verstrickung in höchstem Maße. Danach war ich völlig am Boden, habe mir und meiner Wahrnehmung nicht mehr getraut. Dass ich mir nicht mehr getraut habe, das begann auch schon während der "Therapie" - und diese Verwirrung wurde durch Manipulationen und Wertungen des "Therapeuten" noch verstärkt. Auch meine Abhängigkeit wurde gezielt gefördert und ausgenutzt.

In die Folgetherapie, die aktuell noch läuft, bin ich mit großem Misstrauen gegangen. Ständig ist irgendwas hochgekommen oder ein Satz hat mich "alarmiert" - ich war unter ständigem Strom und Stress und konnte mich lange nicht fallen lassen.

Mein jetziger Therapeut war trotz allem geduldig und beständig da. Wir haben den Missbrauch durch den früheren Therapeuten bearbeitet, ebenso auch die Probleme, wegen derer ich ursprünglich überhaupt in Therapie gegangen war. Und er hat mich auch durch das lange Strafverfahren begleitet.

Als ich gemerkt habe, dass bei mir wieder eine Bindung entsteht, dass ich anfange, ihn zu mögen, bin ich zuerst in Panik verfallen. Hatte Angst, wieder in eine ungute Abhängigkeit zu fallen. Ich bin die Flucht nach vorne angetreten und habe all das zum Thema gemacht. Meine Ängste, meine Gefühle, meinen Zwiespalt... Immer wieder.

Mein Therapeut hat sehr hilfreiche Fragen gestellt, konnte mir bei vielem auch den Druck nehmen. Ich hab mir auch nicht vertraut, ganz lange nicht - insofern kann ich nachvollziehen (glaube ich), wie schwierig das jetzt für dich ist.

Ich kann dir nur empfehlen, es anzusprechen. Und wenn du Zweifel hast, weil der Therapeut dir außerhalb der Stunden Kontakt ermöglicht oder sogar anbietet - sprich es an. Ich hatte (und habe) diese Möglichkeit der Erreichbarkeit dazwischen auch. Wir haben den Umgang damit besprochen und dann war es für mich in Ordnung. Für mich war es gerade am Anfang eine Hilfe, da ich lange suizidgefährdet war.

Im Gegenzug hat mein Therapeut viel Wert darauf gelegt, dass ich lerne, mich selbst aufzufangen und Strategien zu entwickeln. Und je stabiler ich wurde, desto weniger habe ich ihn gebraucht.

Ja, für mich ist es eine Arbeitsbeziehung. Aber dennoch keine "nüchterne" Beziehung. Ich habe mich geöffnet, meine Verletzlichkeiten und auch meine Abgründe gezeigt - das ist für mich schon anders als z.B. beim Zahnarzt. Viel sensibler... Und natürlich ist Sympathie da, es ist auch sowas wie ein "Mögen" entstanden - beidseits. Aber eben dennoch mit klaren Regeln, mit Grenzen und mit dem Unterschied, dass der Therapeut mir die Möglichkeit gibt, mich selbst zu reflektieren.

Natürlich ist eine Therapie immer ein Wagnis. Und mit einer Öffnung riskierst du auch etwas. Du zeigst dich verletzlich, lässt dich auf einen fremden Menschen ein - mit dem Unterschied zum Privaten, dass es nur um dich und deine Probleme geht, die Beziehung also asymmetrisch ist. Zumindest sollte es so laufen.

Aber eine Therapie ist auch eine Chance... Ich habe lange gebraucht, bis ich wieder Vertrauen gefasst habe - aber es hat sich gelohnt.

Noch zum Thema ECHTHEIT: Natürlich merkt man das letztendlich "nur" am eigenen Gefühl. Und um die Beziehung als echt zu empfinden, muss ich nicht wissen, wie der Therapeut als Privatperson ist. Aber ich muss innerhalb des Kontexts das Gefühl haben, dass er meint, was er sagt, dass Klarheit herrscht, dass auch er etwas anspricht, wenn es nötig ist... Auch Grenzen haben für mich etwas mit Echtheit zu tun, denn die gehören zu diesem Beruf.

Wie lange bist du denn schon beim jetzigen Therapeuten?

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Ponita
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 39
Beiträge: 36

Beitrag Fr., 29.05.2020, 09:43

GuterGeist2019
das tut mir sehr Leid, was du da durchmachen musstest.

Bei mir war es "zum Glück" "nur" emotionaler Missbrauch, was auch von der Krankenkasse und dem Gutachter anerkannt wurde, wodurch ich die Therapie komplett neue machen darf, obwohl ich sehr viele Stunden in der ersten Therapie verbraucht hatte.

Dieses ständige unter Strom stehen, kenne ich nur zu gut. Die kleinste Veränderung in seinem Raum, an der Friseur oder wenn es wirkt er wäre nicht ganz bei der Sache, dann geht mir die Düse. Kopfexplusion. Ich bekomme mich dann auch selbst kaum beruhigt.
Wenn wir dann darüber reden, dann flacht es etwas ab. Aber sobald ich den Raum verlasse, geht's wieder los. Ich drehe jedes Wort unseres Gesprächs nochmal aufm Kopf, schaue ob ich auch wirklich nichts überhört habe und ob alles was er als Erklärung geboten hat, auch wirklich stimmig ist. Krame in vorherige Gespräche, gleiche ab. Das ist so anstrengend. Ich bin so misstrauisch.
Ich traue meinem Gefühl, das alles in Ordnung ist, einfach nicht. Ich habe zu große Angst, dass wenn ich mich darauf "ausruhe" was Schlimmes passiert.

Über die Erreichbarkeit zwischen den Stunden haben wir gesprochen. Er befürwortet es, dass ich es nutze, was ich entsprechend, wenn auch mit schlechtem Gewissen, tue. Wenn ich das äußere dann lächelt er immer und sagt, er könne gut auf sich aufpassen und dass sein Angebot wohlüberlegt wäre.
Mir hilft es, den Kontakt nicht zu verlieren. Und nicht immer wieder bei Null anfangen zu müssen.

Ach ja, peinlich, aber ich bin schon seit eineinhalb Jahre bei ihm, schaffe es aber trotzdem nicht, dem Ganzen so richtig zu trauen.

Benutzeravatar

Scars
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 27
Beiträge: 1555

Beitrag Fr., 29.05.2020, 15:17

Ich finde das nicht peinlich. An der Stelle ist ja fast eine Art „gesundes“ Misstrauen, was dich davor schützen soll, nochmal in so eine Falle zu tappen. Glaube dir das es furchtbar anstrengend ist, aber ich finde dein Misstrauen kann ja vllt auch einfach erstmal noch da sein. Vielleicht merkst du irgendwann, dass du an den Punkt kommst, wo du es fallen lassen kannst. Gehört halt jetzt einfach noch zu dir.
Remember to leave pawprints on hearts.


GuterGeist2019
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 48
Beiträge: 332

Beitrag Fr., 29.05.2020, 15:31

Ich finde das auch überhaupt nicht peinlich. Wenn in einer Therapie emotionaler Missbrauch passiert ist - da entstehen tiefe Verletzungen und das Vertrauen in Therapie und Therapeuten ist erstmal völlig weg.

Es ist doch gut, dass die Krankenkasse das anerkennt und du nochmal Therapie machen kannst. Auch meine Krankenkasse hat sich sehr kulant gezeigt und hat über das Maximum hinaus Stunden für VT bewilligt.

Was du beschreibst - das genaue "Nacharbeiten" der Therapiegespräche, die Sätze analysieren - das war bei mir im ersten Jahr auch ganz schlimm! Aber es wurde besser - auch weil der Therapeut das geduldig aufgenommen hat. Er hat sich meinen Fragen gestellt, meinen Zweifeln... Ich durfte bessere Erfahrungen machen, durfte meine Anteile erkennen und bearbeiten... Und dieses Analysieren wurde immer weniger.

Ich konnte mich früher auch kaum selbst wieder beruhigen. Inzwischen, nach gut drei Jahren, ist das in den meisten Fällen kein größeres Problem mehr.

Danke auch noch für deine mitfühlenden Worte. Es war eine schlimme Erfahrung, dennoch bin ich froh und dankbar für das, was ich danach an Hilfe und Unterstützung erfahren durfte.

Gib dir einfach noch ein bisschen Zeit! So eine negative Therapie - das braucht eine ganze Weile, bis das verarbeitet ist!!

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag