Corona, bin ich meinem Therapeuten egal?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

mio
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Beitrag Do., 09.04.2020, 16:52

Kaja88 hat geschrieben: Do., 09.04.2020, 16:26 Genauso mit dem wann und wie es weitergeht: auch da würde es mir um's Prinzip gehen, dass er vielleicht kurz mitteilt "Die Lage sieht noch zu schlecht aus, wir warten nochmal 4 Wochen" oder "dann und dann vergebe ich wieder Termine " oder "sobald z.B. auch alle Läden wieder geöffnet werden dürfen, werde ich auch wieder beginnen" oder oder oder. Halt einfach eine kurze Rückmeldung.
Du hättest ihn das doch fragen können, als er Dir mitgeteilt hat dass die Stunden erst mal ausfallen, was das denn nun für das weitere Vorgehen bedeutet? Wie es weitergeht? Und Du könntest ihn auch jetzt noch fragen. Das ist die "normale Kommunikation", nicht nur bei Therapeuten übrigens. Der der was möchte muss sich kümmern.

Und ich nenne Dir mal eine Zahl: Meine (mittlerweile eher ehemalige) Therapeutin hat mir mal erzählt, dass sie ca. 45 Patienten regelmässig sieht. Da kann kaum individuell proaktiv nachgefragt werden und manche brauchen das ja sicher auch gar nicht, während andere es vielleicht stärker brauchen, die sollten diesen Bedarf dann aber auch selbst anmelden, das ist nur fair.

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Kirchenmaus
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Beitrag Do., 09.04.2020, 17:01

Kaja88 hat geschrieben: Do., 09.04.2020, 16:45 Fazit aus den bisherigen Antworten ist dann wohl leider, dass ich überreagiere :-(
Ich denke, dass du dir etwas wünschst, was du nicht bekommen wirst.

Ein Therapeut ist dafür da, mit dir gemeinsam dich zu befähigen, selbst gut für dich zu sorgen. Und eher nicht dafür, dass er die Rolle desjenigen übernimmt, der sich kümmert.

Schwer zu akzeptieren, aber vielleicht ein ganz wichtiger Schritt auf deinem Weg.

Ich selbst habe mit meiner Therapeutin Vereinbarungen, die aber ganz klar vorsehen, dass ich mich melde, wenn ich etwas brauche.

Das schließt aber nicht aus, wie ich finde, dass du deinem Therapeuten eine Mail schreibst, in der du schilderst, dass du schwer mit der Ungewissheit zurechtkommst und nachfragst, ob er dir vielleicht einen (Telefon-)Termin anbieten kann.
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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Räbin
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Beitrag Do., 09.04.2020, 17:07

Mein Eindruck ist, dass Dir, liebe Kaja, etwas Grundlegendes fehlt - eine "Info", die meinem subjektiven Empfinden nach manch andere haben, aus der man schließen kann, dass man eben nicht komplett egal ist. Wodurch sie sich vermittelt, kann sehr unterschiedlich sein, der Wunsch nach Nachfrage des Therapeuten erscheint mir der Wunsch nach "sicherer" Info, dass Du ihm eben nicht egal bist (als Patientin), zu sein. Deswegen würde ich gar nicht so sehr sagen, dass Du überreagierst, manche scheinen sich da vielleicht sicherer zu sein in der Bindung zu ihrem/ihrer Thera. Das ist bestimmt ein interessanter Punkt für Dich, den Ihr in Deiner Therapie angehen könnt. Das soll überhaupt keine Wertung sein, jeder braucht etwas anderes und Du scheinst hier mit der Nasenspitze direkt auf Deine Bedürfnisse gestoßen worden zu sein. Viel Glück in Deiner Therapie!


GuterGeist2019
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Beitrag Do., 09.04.2020, 17:20

Ich sehe das auch so, dass dir Sicherheit fehlt, nicht dass du "überreagierst". Wie Räbin ja geschrieben hat: Jeder braucht etwas anderes. Und der Wunsch, dass der Therapeut sich meldet, den darfst du ja haben und für mich ist er auch nachvollziehbar. Allerdings wäre es dauerhaft keine Lösung, wenn dein Therapeut dir Schritte abnimmt, die du selbst gehen müsstest. Insofern wäre die jetzige Situation eine Möglichkeit zu lernen, deine Bedürfnisse mitzuteilen.

Du schreibst, dir ging es nach der letzten Stunde schon schlecht. Umso legitimer wäre es dann doch, einfach mal unverbindlich nachzufragen, wie es denn weitergeht mit den Terminen, wenn du ihm eben nicht schriftlich mitteilen möchtest, wie es dir geht.

Vielleicht hilft dir die Frage, was denn die Alternative ist. Wie geht es weiter, wenn du nicht nachfragst? Bringt dich DAS dann weiter?

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ziegenkind
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Beitrag Do., 09.04.2020, 17:25

ich glaube nicht, dass Du überreagierst. Ich glaube eher, dass sich hinter all dem im Vordergrund noch ganz andere, interessante Sachen verbergen. Mal geht es Dir um das Prinzip, mal geht es darum, dass es Dir ganz fürchterlich schlecht geht, Mal darum, dass Du selber zu unsicher bist. Mal stößt Dir auf, dass Dein Therapeut wichtige Sachen vergisst und Dich das ungeheuer kränkt.

Ich will Dir keine Widersprüche "vorwerfen". Verwickelte und verworrene Gefühle haben wir alle. Ich glaube nur, dass es sich für Dich lohen würde, noch mal genauer hinzugucken, was da gerade wirklich bei Dir los ist, die unterschiedlichen Gefühle genau auseinander zu dividieren und zu benennen. So was kann manchmal richtig gute und wichtige Dinge in Bewegung setzen. Will heißen: runter von der Ebene des moralisch Urteilens, rein in die analytische Ebene des Untersuchens, was für ein Film läuft da gerade bei Dir.

Und auch dies: ja klar, im Moment ist es für alle schwierig, gerade auch für Leute mit psychischen Problemen. Das muss man nicht klein reden. Aber das ist jetzt so. Dafür wird es keine fixe Lösung geben.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Arakakadu
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Beitrag Do., 09.04.2020, 20:20

Hallo! Habe nicht ganz alles durchgelesen!

Ich kann dir nur sagen wie es bei mir ist und was ich mir denke: ich finde das Verhalten von deinem Therapeuten ehrlich gesagt auch kränkend... Ich würde mich gleich fühlen wie du, da ich momentan auch sehr verletzlich bin, und du scheinbar auch ist das ganz normal dass du solche Bedürfnisse hast. Welche Therapieform ist es denn?

Also mein Therapeut hat so lange wie möglich weiter gemacht in der Praxis und ist vor 2 Wochen auf Telefonstunden umgestiegen. Er hat mich deshalb angerufen und gesagt dass es ihm sehr leid tut aber ich leider nicht mehr in die Praxis kommen kann. Er mit mir aber gerne telefonieren würde wenn ich das möchte und dass es dich ein Versuch wert ist. Er meinte auch dass es grundsätzlich schlecht wäre wenn wir uns gar nicht hören weil es darum geht den Kontakt/die beziehung aufrecht zu erhalten. Ich war erst skeptisch und was soll ich sagen? Ich kann sogar noch offener reden am Telefon und ich habe wiedermal eine Woche durchgeheult. Es tut so gut! Und es ist überhaupt nicht komisch für mich es ist gleichwertig wie eine Sitzung Dort! Er sagt auch ich kann mich bitte jederzeit melden wenn was unangenehmes auftaucht. Unsere Beziehung ist noch viel enger geworden. Bin allerdings in einer analytischen psychotherapie! Wir telefonieren ca 1-2 mal in der woche und das für genau 50 minuten!

Als ich mir das durchgelesen habe konnte ich deinen Schmerz echt fühlen. Dass er nicht schreibt "Hallo wie geht es dir" ist klar! Aber es ist seine Aufgabe dich zu fragen ob du gerne telefonieren möchtest oder zumindest dass du dich melden sollst falls es gar nicht geht. Ich wäre auch sehr gekränkt. Übrigens sehe ich das ganz anders als die anderen: ich finde er MUSS sich bei dir melden sobald er weiß dass sich die Maßnahmen verändern! Warum sollst du immer wieder fragen ob es schon möglich ist? Bei uns ist es zumindest so, dass er sich meldet wegen noch unausgemachten Terminen oder so.

LG

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Arakakadu
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Beitrag Do., 09.04.2020, 20:33

Und nochmal : du reagierst überhaupt nicht über! Manche hier in dem forum sind schon hart! Deine Wunden sind gerade durch die Therapie geöffnet! Du bist verletzlich und brauchst ihn! Das ist ganz normal! Auch Deine Bedürfnisse und da geht's ums hinschauen. Also je nachdem welche Therapieform halt! Ein Verhaltenstherapeut verhält sich anders als ein analyitiker! Das ist klar! Ich wünsche dir, dass du dich überwinden kannst! Ein Mail wie: wissen sie wie es weiter geht? Ich fühle mich grundsätzlich schlecht und irgendwie allein gelassen! - wäre total ok!

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Beitrag Do., 09.04.2020, 20:54

ziegenkind hat geschrieben: Do., 09.04.2020, 17:25 Ich will Dir keine Widersprüche "vorwerfen". Verwickelte und verworrene Gefühle haben wir alle. Ich glaube nur, dass es sich für Dich lohen würde, noch mal genauer hinzugucken, was da gerade wirklich bei Dir los ist, die unterschiedlichen Gefühle genau auseinander zu dividieren und zu benennen. So was kann manchmal richtig gute und wichtige Dinge in Bewegung setzen. Will heißen: runter von der Ebene des moralisch Urteilens, rein in die analytische Ebene des Untersuchens, was für ein Film läuft da gerade bei Dir.
Ich finde es spannend, dass du das so siehst und glaube auch du hast damit Recht. Was genau hinter meinen Gefühlen, Gedanken und den Widersprüchen steckt weiß ich jedoch selbst nicht. Es ist leichter gesagt als getan herauszufinden was ich eigentlich im Kopf habe und mit all meinem Denken und Handeln, meinen Ängsten und Sorgen bezwecken will. Es herrscht immer nur Chaos in meinem Kopf. Jeden Tag. Und ich kriege es nicht geordnet.. nicht zu fassen. Ständig ändert sich mein Gefühl, meine Meinung, mein Empfinden,.. Da hilft auch kein niederschreiben, was ich schon so oft versucht habe. Wenn ich denke "so und so ist es", verwerfe ich es im selben Moment wieder komplett. Das ist schwer zu beschreiben. Was bleibt ist große Verunsicherung, null Selbswert, das Gefühl alle und jeden (in dem Fall meinen Thera) zu nerven/ihm egal zu sein. Das ist momentan das vordergründigste

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Arakakadu
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Beitrag Do., 09.04.2020, 20:55

Katja du scheinst also ein sehr ambivalentes Verhalten zu haben. Das kommt ja von einem verminderten selbstwert! Wielange bist du eig schon dort?

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Beitrag Do., 09.04.2020, 20:57

Marlena hat geschrieben: Do., 09.04.2020, 20:33 Und nochmal : du reagierst überhaupt nicht über! Manche hier in dem forum sind schon hart! Deine Wunden sind gerade durch die Therapie geöffnet! Du bist verletzlich und brauchst ihn! Das ist ganz normal! Auch Deine Bedürfnisse und da geht's ums hinschauen. Also je nachdem welche Therapieform halt! Ein Verhaltenstherapeut verhält sich anders als ein analyitiker! Das ist klar! Ich wünsche dir, dass du dich überwinden kannst! Ein Mail wie: wissen sie wie es weiter geht? Ich fühle mich grundsätzlich schlecht und irgendwie allein gelassen! - wäre total ok!
Danke für deine lieben Worte!

Ich will hier auch niemanden verärgern oder nerven mit meinen Problemen. Ich weiß WIRKLICH nicht was ich tun soll und vertraue mir und meinem eigenen Gefühl am allerwenigsten. Ich scheine immer Bestätigung von anderen zu brauchen :kopfschuettel:

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Kaja88
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Beitrag Do., 09.04.2020, 20:59

Marlena hat geschrieben: Do., 09.04.2020, 20:55 Katja du scheinst also ein sehr ambivalentes Verhalten zu haben. Das kommt ja von einem verminderten selbstwert! Wielange bist du eig schon dort?
Bei meinem Therapeuten bin ich mittlerweile schon 2 1/2 Jahre. Es ist eine tiefenpsychologische Therapie

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Anna-Luisa
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Beitrag Do., 09.04.2020, 21:12

Marlena hat geschrieben: Do., 09.04.2020, 20:20 Aber es ist seine Aufgabe dich zu fragen ob du gerne telefonieren möchtest oder zumindest dass du dich melden sollst falls es gar nicht geht.
Nein, das ist nicht seine Aufgabe. Viele Therapeuten lehnen, aus gutem Grund, Telefonate mit Patienten ab. Und sehen sich auch (bzw. gerade) in NOTfällen nicht als geeigneter Ansprechpartner.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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Arakakadu
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Beitrag Do., 09.04.2020, 21:15

Nein das sehe ich nicht so! Sie ist ein einer tiefenpsychologischen Therapie! Seid 2.5 Jahren! Also ich weiß nicht... Vl ist mein Therapeut einfach sehr fürsorglich? Ich kenne es auch nur von anderen hier bei uns in Österreich, denen wurden bisher allen angeboten dass sie Video oder Telefonstunden haben können?? Warum macht ihrer das nicht? So eine aprupte Pause ist doch nicht gut für einen depressiven Menschen! Nicht um sonst zählt psychotherapie zur medizinischen Versorgung......

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Arakakadu
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Beitrag Do., 09.04.2020, 21:17

Und ich rede ja nicht vom mal 5 Minuten telefonieren und fragen ob alles passt, sondern von einer vollwertigen Stunde....

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Montana
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Beitrag Do., 09.04.2020, 21:18

Wie wäre es denn als erster Schritt, seine Praxisnummer anzurufen? Es könnte ja sein, dass er gerade tatsächlich seinen AB nutzt und Informationen draufgesprochen hat. Das wäre ja doch naheliegender, als 45 einzelne Patienten zu informieren und würde zugleich auch neue potentielle Patienten erreichen. Und damit auch nicht die Gefahr besteht, dass er plötzlich persönlich am Telefon ist, bietet sich ein Anruf spät Abends oder z.B. am morgigen Feiertag an.

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