Achtsamkeit neue Methode oder alter Hut in neuem Gewand?

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.

Waldschratin
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Beitrag Di., 28.01.2020, 07:55

Broken hat geschrieben:Entweder man ist achtsam oder nicht, ist wie mit der Intelligenz.
Genau! :ja: Intelligenz ist ja erwiesenermaßen auch trainierbar. Auf jeden Fall kann mans an den Menschen heutzutage zuhauf beobachten was passiert, wenn man die Intelligenz nicht ständig auch benutzt. :-> Sein Hirn mitsamt Neokordex als "Zierde" spazierenzutragen reicht halt nicht, man muss die kleinen grauen Zellen halt auch regelmäßig-nachhaltig benutzen. :-D
Broken hat geschrieben:Im Hier und Jetzt zu leben ging damals nicht und ginge heute auch nicht. Früher hätte man auf der Blumenwiese ständig auf der Lauer sein müssen wegen der zahlreichen Raubtiere,
Oh, Broken, da hast du aber was grundsätzlich missverstanden!
"Im Hier und Jetzt leben" ist nicht gleichzusetzen mit "verklärt über Blumenwiesen tanzen und sich wer weiß was einbilden". :->
Hier und Jetzt ist eben nicht Wolkenkuckucksheim. Wenn man das mal ausprobiert, wird man sich der Hundhäufchen um sich rum erst so richtig bewusst und latscht nicht mehr ständig rein, weil man den Kopf mitsamt Augen in den Wolken hängen hat. Man lernt die Dinger frühzeitig(er) riechen und kriegt die braune Masse leichter ausgemacht in der Fülle des Unrats vor den Füßen und geht ihnen bewusster, achtsamer halt aus den Weg, anstatt erstmal reinzulatschen und dann verärgert über die eigene Dummheit allen anderen die "Schuld" dran geben zu müssen, dass man jetzt schon wieder Schuhe putzen muss. :->


Anna-Luisa, wer bei so nem Thema so dermaßen viel Verächtlichkeit nötig hat zu versprühen : Da frag ich mich halt, warum tust du dir das Lesen so eines Threads dann auch noch an? Das grenzt doch schon an SSV mMn...
Oder "brauchst" du das Dissen anderer so nötig für deine eigene innere Stabilität? Dann würde ich dir empfehlen, da mal nachhaltig mit der/dem Thera drüber zu reden. Es fällt jedenfalls massiv auf, dass du praktisch immer "dagegen" bist, das auf ne sehr verächtliche Art den jeweiligen Leuten dann reindrücken musst und auch fast nur in solchen Themen schreibst, wo du ordentlich verachten kannst. :dunno:

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Jenny Doe
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Beitrag Di., 28.01.2020, 08:25

Broken hat geschrieben: Im Hier und Jetzt zu leben ging damals nicht und ginge heute auch nicht.
Darum geht es bei der Achtsamkeit auch nicht. Würde die Achtsamkeit verlangen, dass man die Vergangenheit unterdrückt und nur Hier zu Jetzt zu leben, dann, so bin ich mir sicher, hätte sie den "Denken Sie nicht einen einen blauen Elefanten" Effekt. Dann wäre sie nicht hilfreich, sondern würde die Symptomatik verschlimmern. Denn so einfach lässt sich die Vergangenheit weder in einen imaginären Tresor stecken noch "achtsam wegdenken".
Es geht bei der Achtsamkeit um das Gegenteil, nämlich die Dinge zuzulassen, zu akzeptieren, dass sie da sind und sie anzunehmen, wie sie sind, also zu akzeptieren, dass die Dinge so und und so sind.

Ich selber habe es schon oft erlebt, wie ich durch Achtsamkeit auf belastende Dinge plötzlich entspannt reagieren konnte. Das Üben der Übung "Gedanken vorbeiziehen zu lassen", während ich achtsam entspannt bin, ohne die Dinge zu bewerten, hatte den Effekt, dass ich eines Tages auch ohne Achtsamkeitsübung in der belastenden Situation entspannt blieb.

Der selbe Effekt trat auf, wenn vergangene Erinnerungen in einer achtsamen Entspannung hochkamen. Nach mehrfachem Üben blieb ich auch ohne aktive Achtsamkeitsübung beim Hochkommen dieser Erinnerungen entspannt.

Das bedarf einiges an Übung und verlangt Geduld.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Broken Wing
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Beitrag Di., 28.01.2020, 10:11

Ja OK. Wie gesagt, mir fehlt anscheinend das Gefühl dafür. Ich kann nur aus dem berichten, was ich mit Achtsamkeitsübungen erlebt habe. Und das kommt an die Dinge von Anna-Luisa gut heran. Ja, man wird angeleitet, sich eine Schokolade auf der Zunge zergehen zu lassen, eine Weintraube auf der Zunge hin- und herzurollen etc. Grenzt also wirklich an plemplem. Und mal ehrlich, das ist der Normalfall für die Holzklasse.

Andererseits kenne ich Menschen, die so faszinierend sind, weil sie die geringsten Veränderungen und Auffälligkeiten in ihrer Umgebung wahrnehmen, die ich zwar auch mitbekommen habe, aber niemals bewusst darauf reagiert hätte. Meine Welt war oft das Wolkenkuckucksheim, um dem Lärm und Geschrei zu entkommen. Diese Gewohnheit ist nicht leicht abzulegen. Es muss schon eine Bombe einschlagen, damit die Umgebung meine Aufmerksamkeit erregt.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


Waldschratin
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Beitrag Di., 28.01.2020, 10:26

Broken hat geschrieben: Meine Welt war oft das Wolkenkuckucksheim, um dem Lärm und Geschrei zu entkommen. Diese Gewohnheit ist nicht leicht abzulegen.
Ach, ich bin auch ab und zu gerne mal in Wolkenkuckucksheim unterwegs. :ja:
Warum auch nicht? Wozu hat man denn schließlich Phantasie und Kreativität als Mensch?

Ich möchts nur nicht als Hauptwohnsitz haben.
Und was spricht dagegen, mal hier, mal da oder in beiden "Welten" gleichzeitig unterwegs zu sein? Widerspricht sich doch nicht.

Dass Achtsamkeit nicht jedermanns Sache ist, macht mir auch keine Probleme, ich will da ja keinen "bekehren" oder sowas.

Als ich damit meine "Anfänge" hatte, bekam ich auch schnell meine Probleme. Der "Anleiter" damals (War in ner psychosomatischen Klinik) war auch so "beseelt" wie ein Guru unterwegs, und ja, da hats mich auch geschüttelt vom Feinsten.

Aber ich probier halt gerne erstmal aus, auch wenns mir spanisch vorkommt. Und dann hab ich meine eigenen Wege damit gesucht und gefunden, es "modifiziert" nach meinen Bedürfnissen. Und schnell gemerkt : Das war für mich das Mittel der Wahl, aus den ewigen dissoziativen Zuständen mal ein bissl rauszufinden.

Dass das jetzt grade mal wieder zum Modetrend wird, übelst Geld damit versucht wird zu machen : Ja mei, typisch Mensch sag ich da mal!

Geht mir in Bezug auf den neuesten Umwelttrend auch nicht anders : "Fridays for future" ist ja nu auch nicht grade was neu Erfundenes. Zu meiner Zeit hieß das "Jute statt Plastik" und mich schüttelt es da auch schlimm, wenn ich die Vermarkterei dabei beobachte und den Leuten was vorgegaukelt wird, was schräger nicht geht. :kopfschuettel:

Es hält mich aber trotzdem nicht ab, nach wie vor meine Zahnpasta selber zu mixen, wie meine Hautcreme auch und wenn ich Zeit und Lust hab sogar meine Haarseife selber zu sieden.

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Candykills
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Beitrag Di., 28.01.2020, 10:29

Achtsamkeit(sübungen) sind schon lang etabliert. Das ist keine Therapiemethode, sondern eher eine Art Skill, den man zu jeder Zeit anwenden kann. Zum Beispiel auch auf der Arbeit, wenn man mal ein paar Minuten Ruhe hat.
Ich kann das nur empfehlen, ich mache das regelmäßig. Zum Beispiel bei Schmerzen, aber auch dissoziativen Zuständen, Stress. Und es wirkt, wenn man es regelmäßig macht.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Anna-Luisa
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Beitrag Di., 28.01.2020, 10:45

Waldschratin hat geschrieben: Di., 28.01.2020, 07:55 Anna-Luisa, wer bei so nem Thema so dermaßen viel Verächtlichkeit nötig hat zu versprühen : Da frag ich mich halt, warum tust du dir das Lesen so eines Threads dann auch noch an? Das grenzt doch schon an SSV mMn...
Oder "brauchst" du das Dissen anderer so nötig für deine eigene innere Stabilität? Dann würde ich dir empfehlen, da mal nachhaltig mit der/dem Thera drüber zu reden.
Ich würde mir gewiss keinen Thread antun, den ich nicht lesen möchte. Die Beiträge mancher Personen finde ich sogar äußerst interessant.

Wenn du meine Beitrige als dissend empfindest, könntest du ja mal mit dem / der Therapeut/In nachhaltig darüber zu reden, woher diese übertriebene Empfindsamkeit kommt.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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Broken Wing
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Beitrag Di., 28.01.2020, 10:46

Mehr oder weniger machts jeder Mensch, die einen kauen an Bleistiften und Fingernägeln und andere schnüffeln an ihrer Lunchbox wie Hunde an Öffnungen.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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Nico
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Beitrag Di., 28.01.2020, 11:41

Ich finde Achtsamkeit schon gut und bereichernd, bezweifle jedoch dass man sie echt quasi nach Anleitung aus einem Buch oder Video lernen kann.
Ich erfreue mich täglich mehrmals an Dingen die andere nichtmal sehen wenn ich sie explizit darauf hinweise.

Und mal ehrlich, was nützt der Hinweis auf schmelzende Schoko auf der Zunge wenn der Geschmackssinn verkümmert ist? ;)
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Beitrag Di., 28.01.2020, 11:58

Das hier kennt bestimmt jeder: "Man ist was man isst".

Ich möchte diese Weisheit mal umformulieren: "Man ist was man denkt"

Machen nicht erst seine eigenen Gedanken und deren Bewertung einen Menschen zu dem was er ist? Wie er fühlt, wie er mit seinen Mitmenschen umgeht?


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Beitrag Di., 28.01.2020, 12:09

erdbeerstiel2019 hat geschrieben: Di., 28.01.2020, 11:58 Machen nicht erst seine eigenen Gedanken und deren Bewertung einen Menschen zu dem was er ist? Wie er fühlt, wie er mit seinen Mitmenschen umgeht?
Oh da kann ich für mich selbst sagen, nicht unbedingt. Bei mir sind Gedanken und Bewertungen durchaus nicht konform zu dem ich handel. Ich kann vieles, was in mir ist, wie ich gerne wäre noch nicht ans Tageslicht lassen, weil ich zu sehr in alten Mustern und Erwartungen anderer gefangen bin. Klar, ich breche Milimeter für Milimeter aus, aber es ist ein Weg, ein Prozess und ich bin momentan nicht das was ich denke. Also bei mir selbst herrscht durchaus Diskrepanz zwischen dem was in mir ist und dem was ich lebe. Und diese Diskrepanz besteht auch im Umgang mit mir selbst und anderen. Mit mir selbst bin ich deutlich härter und strenger als mit meinem Umfeld.

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erdbeerstiel2019
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Beitrag Di., 28.01.2020, 12:19

Hallo Fighter 1993,

dann ist es doch bei Dir auch so, Du denkst, das und das wird von mir "verlangt". Ist es denn wirklich "immer" so, dass andere etwas von Dir verlangen, was nicht in Deinem Sinne ist?
Oder ist es die Bewertung Deiner Gedanken?


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Beitrag Di., 28.01.2020, 12:29

erdbeerstiel2019 hat geschrieben: Di., 28.01.2020, 12:19 Ist es denn wirklich "immer" so, dass andere etwas von Dir verlangen, was nicht in Deinem Sinne ist?
Oder ist es die Bewertung Deiner Gedanken?
Schätze ne Mischung aus beidem. Es gibt durchaus Dinge die offen kommuniziert verlangt werden (gerade im beruflichen Kontext) und es gibt Dinge, bei denen ich denke es wird verlangt - aufgrund bisheriger Erfahrungen in ähnlichen Situationen. Mir ist aber durchaus bewusst, dass in einigen Situationen meine Erfahrung nicht greift, was ja im Grunde auch schon ein guter Schritt ist. Wie gesagt, ich bin dabei "auszubrechen" aus diesen Gedankenmustern und stehe da durchaus am Anfang, denn ich baue mir ja gerade erst eigene Gedanken und Lebensvorstellungen auf.

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erdbeerstiel2019
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Beitrag Di., 28.01.2020, 12:49

Dann wäre doch Achtsamkeit ein "möglicher" Weg für Dich.

Das Menschliche Hirn, ist die Steuerzentrale für alle unsere Handlungen, Gefühle. Es produziert unsere Gedanken. Es entscheidet ob wir uns gut oder schlecht fühlen.
So wie jedes Organ kann es krank werden.
Der Mensch hat aber auch die Fähigkeit auf dieses hoch komplexe Organ Einfluss zu nehmen.
Entweder geschieht dies durch Operation, Medikamente oder Konditionierung.
Achtsamkeit ist ein Weg der Konditionierung. So denke ich darüber.
"Man ist halt was man Denkt, über sich selbst".

Besser gesagt: Ich hoffe für mich, dass es mir weiterhilft, stehe da noch am Anfang. Kleine Erfolge kann ich schon verzeichnen.

Viele Grüße

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Kaonashi
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Beitrag Di., 28.01.2020, 13:05

Bei mir funktioniert Achtsamkeit nur manchmal, wenn ich sie spontan mache, z.B. bei einem Spaziergang. Ich kann mir nicht vornehmen, zu einer bestimmten Zeit gezielt Achtsamkeitsübungen zu machen. Aber das funktioniert bei mir auch mit anderen Methoden nicht.
Grundsätzlich finde ich Achtsamkeit aber sinnvoll. Eigentlich sollte man sie häufiger machen gerade dann, wenn man in Hektik ist. Fällt mir aber noch schwer.


Fighter1993
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Beitrag Di., 28.01.2020, 13:14

Mit Sicherheit sind einige Inhalte der Achtsamkeit sinnvoll auf meinem Weg, die Anlagen und Tendenzen sind in mir drin, das weiß ich. Aber mir geht es da ein wenig wie Kaonashi beschreibt, ich kann das nicht auf Knopfdruck und eben nicht jederzeit. Und ich kann mir nicht bewusst Zeit dafür freihalten. Entweder es passiert mir im Alltag dass ich achtsam sein kann oder es passiert nicht. Klar leg ich damit die Verantwortung gewissermaßen in die Hand meiner Umwelt, aber es gibt eben Situationen in denen ich funktionieren muss, auch wenn mir ein achtsamer Umgang in der Situation deutlich lieber wäre. Ganz grundsätzlich strebe ich für mich einen Lebensstil an, der mich glücklich macht. Ob da jetzt Achtsamkeit, Sport, Workalholic oder whatever dazugehört, ist mir grundlegend "egal", also wie es sich nennt. Mein Ziel ist es glücklich und zufrieden zu leben und wenn Inhalte der Achtsamkeit mir dabei helfen, dann gut. Wenn es Medikamente sind, auch gut in gewissem Rahmen(habe 2 Jahre ADs genommen, damit ich tatsächlich bei mir ankommen konnte, damit ich meine Therapie und mein Leben in den Griff bekommen konnte). Also ich bin da grundsätzlich offen für alles was mir hilft zu mir selbst zu kommen und bei mir selbst zu bleiben. Und gewissermaßen ist das ja nun weitläufig auch irgendwie achtsam mir selbst gegenüber.

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