Erfahrungen mit der Rahmen- und Settinggestaltung

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peppermint patty
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Beitrag Do., 30.01.2020, 20:16

So, ich komme soeben von meinem Hausarzt und habe mir eine neue AU besorgt. Bei diesem Anlass habe ich mit ihm über meine aktuelle Therapiesituation sprechen können. Er nimmt mich sehr klar wahr und meint, so wie ich auf ihn wirke, könne ich meiner Wahrnehmung trauen. Zudem meinte er, ich solle in der Patientenrolle bleiben (schwierig für mich, da ich, wenn ich Verständnis für meine Therapeutin habe, ganz schnell "auf ihrer Seite bin") und ruhig mein Recht als Patientin einfordern - eine empathiegetragene Therapie, in der es um mich geht. Das hat mich für mein morgiges Gespräch bestärkt.

Hallo Räbin,
Räbin hat geschrieben: Do., 30.01.2020, 17:39 ich las heraus, dass Du eine schädigende (kann man das so sagen?) Therapiesituation vor Jahren erlebt hast. Gibt es bei Dir (es ist ja noch relativ am Anfang) dadurch eine grundsätzlich vorsichtige Haltung der Therapeutin gegenüber?
Ich bin zu Anfang einer Therapie grundsätzlich etwas "vorsichtig" im Kontakt, da ich mir erstmal ein Bild von der Therapeutin, ihrer Arbeitsmethode, und unserer Zusammenarbeit machen möchte. Das habe ich auch zu Anfang so formuliert. Ich bin nie schnell "super begeistert" oder "total abgeturnt". Nur in besonderen Fällen letzteres. Von daher denke ich, ich habe ihr schon eine Chance gegeben. Oder gebe sie ihr vielleicht immer noch?

Räbin hat geschrieben: Do., 30.01.2020, 17:39 Bei mir gab es ganz klare No-Gos und auch das Wissen darum, dass ich bei meiner Therapie garantiert mit Triggern in Berührung kommen würde. Ich habe diese Trigger (wobei ja nicht klar war, ist es ein Trigger oder habe ich Ungutes wahrgenommen) Stück für Stück abgearbeitet und die meisten ausräumen können. Ich habe es "einfach" in der jeweiligen Situation mit großer Vorsicht angesprochen.
Also Nogos habe ich bewusst keine, da ich meine Grenzen idR gar nicht spüre - aber die Idee mal darüber nachzudenken finde ich gut. Ich bin oft getriggert, aber doch oft durch wirklich Ungutes, denn die Grenzen oder Regeln, die sie benennt, stehen immer im Kontext meiner Störung. Quasi, ich habe Trauma XY erlebt, also ist XY in der Therapie verboten. Da läuft tatsächlich auf ihrer Seite ein Film ab.
Zunächst war ich in den Stunden oftmals verwirrt, da ihre Aussagen und mein Gefühl dazu keineswegs passten. Dann erkannte ich (für mich alleine), dass sie inkongruent und unsicher auf mich wirkt. Nicht in sich ruhend. Danach war meine Verwirrung verschwunden. Mir ist hier vorhin wirklich klar geworden, dass sie vermutlich Ängste vor meinen Themen hat. Ich finde sie hat auch ein Recht auf ihre Gefühle, ihre Unsicherheit und Ängste. Ich darf da aber nicht reingehen, sonst "verschwinde" ich. Das macht die Klärung für mich schwierig.

Räbin hat geschrieben: Do., 30.01.2020, 17:39 Vielleicht könntest Du Dir alles punktuell aufschreiben und sehr stark nachspüren, was eine gesunde (im Sinn von: Wohlwollen mit dem Patienten, Empathie etc.) Reaktion der Therapeutin wäre oder nicht.
Das könnte ich versuchen. Aber ganz ehrlich, ich glaube sie war noch nie wohlwollend oder empathisch mit mir gegenüber, allerhöchstens ein klein wenig. Es kann sogar sein, wenn ich jetzt darüber nachdenke, dass dies gar nicht ihre Qualitäten sind und ich einer Person aufgesessen bin, die nichts (zumindest was mich betrifft) zu geben hat. Das wäre dann tatsächlich eine Übertragung von mir, etwas von jemanden bekommen zu wollen, der nichts zu geben hat. :!!:
Räbin hat geschrieben: Do., 30.01.2020, 17:39 Wenn das in Dir selbst ganz klar ist, könntest Du das (nicht alles auf einmal) ganz vorsichtig und ruhig ansprechen und dann die jeweilige Reaktion abwarten. Nicht vorwurfsvoll sprechen, ganz einfach Dich ausdrücken und bei Dir bleiben. Ich fand das so extrem hilfreich, weil Du dann genau spüren kannst, ob es etwas werden könnte oder nicht und die Antwort dann in so großer Klarheit in Dir selbst sein wird, dass Du dann auch die Sicherheit hast, für Dich richtig zu entscheiden.
Ich werde es Morgen mit all den neuen Erkenntnissen versuchen. Allerdings ist meine Therapeutin sehr leicht kränkbar, alleine das ich ihr gesagt habe, dass es mir in der Weihnachtspause sehr schlecht ging war für sie ein Angriff. Da habe ich wenig Spielraum.
Zuletzt geändert von peppermint patty am Do., 30.01.2020, 20:40, insgesamt 2-mal geändert.

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peppermint patty
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Beitrag Do., 30.01.2020, 20:24

Räbin hat geschrieben: Do., 30.01.2020, 17:39 Auch für mich klingt das von Dir Geschriebene nicht so gut, aber wenn es für Dich so klar wäre, würdest Du hier wahrscheinlich nicht schreiben. Vielleicht wäre es für Dich auch eine Möglichkeit, zu dieser Klarheit für Dich selbst zu kommen?
Ich vermute ich bin mir klarer als mir lieb ist. :cry:

Da sie mir gestern auf meine Mailbox gesprochen hat, wir müssten Morgen etwas gemeinsam klären und sie nicht wisse, ob dies gelänge, weiß ich nun gar nicht, ob ich die Stunde gestalten darf/kann. Es klang auch so als sei es dann meine letzte Stunde. Ich weiß nicht, ob ich wieder ein Verbot/Einschränkung für irgendetwas bekomme oder ob es konstruktiv ist. Alleine das hier zu schreiben, zeigt mir wie schräg meine Therapie ist und ich mich wie ein Kind benehme/empfinde, dass bestraft werden kann oder wird. Crazy. Es fällt mir tatsächlich schwer mich in meiner Therapie zu behaupten.

Danke für deine Anregungen!

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Montana
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Beitrag Do., 30.01.2020, 21:28

Bei dem hier bisher Gesagten empfinde ich es auch so, dass die Therapeutin unsicher ist. Sie "spielt" Therapeutin obwohl sie sich in dieser Position nicht sicher fühlt. Du merkst das ja deutlich und beschreibst das als Inkongruenzen. Bis zu einem bestimmten Grad würde ich so etwas noch akzeptieren und habe das auch schon. Auch Therapeuten können an ihren Aufgaben wachsen und sich durch Fortbildung und Supervision rückversichern, dass sie auf dem richtigen Weg sind. Mir scheint hier aber die Tendenz genau in die andere Richtung zu gehen.
Letztendlich diese Mailboxaktion: sie hat sich da auf deine Kosten Erleichterung verschafft. Normalerweise läuft es andersrum!

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Joa
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Beitrag Do., 30.01.2020, 21:31

Ich habe auch den Eindruck, dass du schon sehr gut und klar reflektierst, PP. Insofern - wenn dein Gefühl sagt, dass es nicht passt, kann es dir im Grunde genommen sogar egal sein, was sie morgen erzählt (I know, leicht gesagt). Versuch, bei dir zu bleiben! 🙂

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Fighter1993
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Beitrag Do., 30.01.2020, 21:49

peppermint patty hat geschrieben: Do., 30.01.2020, 20:24 weiß ich nun gar nicht, ob ich die Stunde gestalten darf/kann. Es klang auch so als sei es dann meine letzte Stunde.
Dazu kommt mir gerade in den Sinn, dass du vielleicht all das, was du sagen willst aufschreibst. Aufschreiben, für den Fall dass es dafür keinen Platz gibt, dass du es aussprechen kannst. Aber sollte es tatsächlich so sein, dass sich danach eure Wege trennen, könntest du dennoch all das bei ihr lassen - eben in Schriftform. Und sollte es das Ende sein, dann kann man ihr noch zu gute halten, dass sie als Therapeutin noch rechtzeitig erkannt hat, dass es nix wird und die Reißleine gezogen hat - die Art und Weise wie, sei jetzt mal dahingestellt, aber sie hätte es wenigstens erkannt.

Ich finde das, was du geschrieben hast und so wie ich es lese, sehr schwer greifbar. Mir würde es nicht helfen, eine Therapie zu machen, die mir helfen soll. Weil ich immer im Hinterkopf hätte, was kann ich dieser Frau zumuten und das ist ja nicht Sinn und Zweck der Sache. Du sollst ja alles sagen und ausdrücken können dürfen.

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Montana
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Beitrag Do., 30.01.2020, 21:49

Mit Distanz betrachtet dürfte das morgen extrem interessant werden.

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lisbeth
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Beitrag Do., 30.01.2020, 22:45

Liebe PP,

das was du hier über die von dir wahrgenommenen Inkongruenzen schreibst, liest sich für mich ziemlich klar und reflektiert. Du beobachtest da eigentlich ziemlich genau und nimmst sehr viel wahr. Vielleicht kommt die Verwirrung und die Unsicherheit daher, dass du deinem Bauchgefühl und deiner Wahrnehmung nicht so richtig traust? Bzw dass die Therapeutin das irgendwie auch untergräbt, indem so Bemerkungen fallen, dass "alle anderen" mit diesem Setting klarkommen... Natürlich entsteht da in dir ein Gefühl, dass da mit dir was nicht stimmen kann (würde mir ähnlich gehen).
Wohlwollend und nicht wertend wäre für mich in der Situation, dass sie dich mal fragt: "Was brauchen Sie, Frau PP oder was wünschen Sie sich? Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass das dann so laufen wird, aber wir können über Ihre Wünsche reden... " (oder sowas in der Art...) Stattdessen kommt da bei mir viel (Ab-)Wertung an.

Selbst wenn man irgendwie noch mit einrechnet, dass du möglicherweise alte negative Therapieerfahrungen auf sie überträgst (rein spekulativ, ich sag nicht, dass es so ist), dann sollte sie dem so begegnen, dass es dir möglich ist, das mit ihr zusammen genauer anzuschauen. Da braucht es auch einen offenen, respektvollen Umgang und keine Wertung.

Ich wünsche dir für den Termin morgen alles Gute. Dass du gut bei deinen eigenen Gedanken und Überlegungen bleiben kannst und für dich einstehen kannst. Dass du es schaffst, ihr das mitzuteilen, was du ihr sagen möchtest. Das mit dem Aufschreiben finde ich auch eine gute Idee, schon allein weil man das Aufgeschriebene dann auch besser behalten kann...

LG l.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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peppermint patty
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Beitrag Fr., 31.01.2020, 07:11

Vielen Dank für eure aufbauenden Worte! Ich habe mir gestern noch einen Notizzettel für die heutige Stunde geschrieben. :)

Heute Morgen bin ich natürlich wieder sehr früh - weil Schlafstörungen - aufgewacht, habe wie immer über die belastende Therapiesituation nachgedacht und musste kurz schallend lachen. Zum ersten Mal.

Ja, ich habe in den letzten Monaten sehr gelitten und bin heftig dekompensiert. Dann sind all die Stunden, der ganze Prozess, vor meinen inneren Auge abgelaufen - ihr Verhalten - ich musste kurz, aber herzhaft lachen. (Ich meine das nicht abwertend. Ich war früher Woody Allen Fan, und was ich mit ihr erlebte, würde sich filmtechnisch sehr gut verwursteln lassen). Das fängt schon damit an, dass sie immer von sich spricht, nichts privates, aber einen erheblichen Teil meiner Stunde mit "meine Regeln", "meine Wahrnehmung", "meine "Grenzen", "meine Struktur", "meine Auffassung", "meine Haltung",... etc einnimmt. Da sie dabei immer streng drein schaut und dies vermutlich weiß, schiebt sie - zeitversetzt - ein Grinsen oder Lächeln hinterher. Das hat etwas Maskenhaftes und Groteskes und irritierte mich zunächst ziemlich.

Einmal bin ich ihr ganz kurz "draußen" begegnet (ich mag es überhaupt nicht Therapeuten draußen zu begegnen), vielleicht für eine oder zwei Sekunden. Sie fuhr mit ihrem Sohn (der Junge ist ca 8 - 10 Jahre alt) auf ihren Fahrrädern an mir vorbei. Ich hätte sie in meinem verpeilten Modus gar nicht wahrgenommen, hätte sie dem Jungen keine "Anweisung" erteilt und ich die Stimme erkannt. In dem Moment bin ich so "abgebrochen". Der einzige Augenblick, ja, der winzige Bruchteil, den ich von ihrem Privatleben mitbekomme ist der, wo Sohnemann ne Ansage bekommt wie er zu fahren hat. Nicht wie sie lustvoll in ein Croissant beißt oder mit irgendjemanden einen netten Plausch führt. (Ich glaube aber insgesamt, dass sie eine sehr gute und verantwortungsvolle Mutter ist, denn über Kinder spricht sie wirklich sehr positiv., wobei auch da das Herzliche nicht bei mir ankommt) Das passte einfach zu meinem Erleben IN den Stunden. Ich empfand dies wie eine Art Situationskomik, da sie sicher nicht immer so drauf ist.

Ich will hier kein "meine Therapeutin bashing" betreiben. Aber das war heute Morgen auf einmal alles so komisch. Vielleicht ist da auch nur Druck abgefallen.

Ich habe bisher einen Prozess erlebt, in dem ich zur "schwierigen Patientin" gemacht wurde. Das heißt nicht, dass ich nicht auch wirklich schwierig sein kann - das mag ich gar nicht abstreiten und wäre auch nicht wahr - aber ich hatte bisher gar keine Chance dazu. Ich habe ja immer nur auf sie reagiert. Entweder in Form von Dekompensation - weil ich vor lauter Enge wirklich in Not geriet oder indem ich versuchte, in der nächsten Stunde "ihre Dinge wieder gerade zu rücken", was ihr natürlich missfiel.

Und das fand ich so verrückt, wirklich ver - rückt. Sie so verrückt, weil sie diesen Prozess sicher ganz anders sieht oder gar nicht mitbekommt.

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Räbin
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Beitrag Fr., 31.01.2020, 11:12

peppermint patty hat geschrieben: Do., 30.01.2020, 20:24Ich vermute ich bin mir klarer als mir lieb ist. :cry:
Das ist die halbe Miete, dass Du Klarheit hast, liebe PP. :thumbsup: (Verstehe, dass es manchmal schmerzlich ist.)

Ich wünsche Dir alles Gute heute!

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peppermint patty
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Beitrag Fr., 31.01.2020, 15:53

Die Therapie ist beendet!

Da war er also, der befürchtete Termin. Sie öffnete mir die Tür mit eisernem Gesichtsausdruck, so wie sie dies vor zwei Wochen nach ihrer sechswöchigen Weihnachtspause tat. Damals war sie sauer auf mich, weil es mir schlecht ging und sie dies als Angriff auf sich wahrnahm. Schade, dass niemand gesehen hat, wovon ich hier schreibe, denn dies kann man sich wahrlich nur schlecht vorstellen.

Zu Beginn der Stunde fragte sie mich, ob ich ein Anliegen hätte, so zog ich meinen Notizzettel hervor und sagte, ja, ich hätte auch einiges was ich gerne klären würde. Meine Stimme zitterte dabei und ich musste vom Zettel ablesen, konnte nich frei sprechen. Das war eine echte Mutübung für mich, aber ich habe es geschafft, vieles von dem anzusprechen was mich belastet und ich mir anders gewünscht hätte. Zunächst begann ich damit mit der Äußerung, dass ich sehr gerne meine Themen mit ihr bearbeitet hätte (ich weiß jetzt nicht mehr ob ich in der Vergangenheit sprach oder in der Gegenwart) und mir eine gute Beziehungserfahrung mit ihr gewünscht habe/hätte.

Anschließend fragte ich sie, was sie eigentlich zum Gelingen des Beziehungsaufbaus beitragen würde, denn ich würde mich durchaus darum bemühen (und nannte Beispiele), könne diesen aber nicht alleine gestalten, da wir dazu beide gefordert seien. Mir würde es Druck machen, dass sie mir diesen Aufbau alleine überlässt, ihn aber andererseits als Therapievoraussetzung betrachtet.
Diese Frage verstand sie nicht. Auch nicht nach eingehender Erläuterung und dem Aufzeigen von Beispielen. Mein Eindruck war, sie wollte nicht verstehen. Sie wollte diesen Punkt nicht klären und sich darauf einlassen. Denn vielleicht hätte sie gar nichts beizutragen gehabt.
Anschließend erzählte ich von den Eindrücken, die ich in der Therapie gewonnen hatte, sprach von dem Gefühl der Inkongruenz welches ich in den Stunden spüre. Sprach von der Fehlkommunikation, welche sie mir aufgrund meiner Abspaltungen anlastete usw. Ab dem Moment hatte ich Sicherheit gewonnen, sprach sehr ruhig, war nicht anklagend und konnte meiner Ansicht nach sehr schlüssig und kausal argumentieren. Über diesen Teil der Stunde bin ich sehr froh.

Das Ergebnis war, all das was ich gesagt habe entsprach meiner Übertragung! Nein, sie sei nicht unsicher. Ich trüge einen Anteil in mir welcher die Therapie boykottiert. Sie würde alles von sich weisen. Was ich gesagt habe, hätte nichts mit ihr zu tun. Gar nichts! Ich wüsste doch überhaupt nichts über sie. Sie würde jetzt auch nicht über die einzelnen Punkte mit mir diskutieren, obwohl sie sehr viel dazu sagen könne, da dadurch die Verstrickungen nur zunähmen. Das mache keinen Sinn. Die Therapie sei hiermit für sie beendet. Mit diesem Satz wollte sie mich loswerden.

Ich ging aber nicht sofort (hatte noch mehr als 20 Minuten Zeit), argumentierte noch ein wenig, fragte an verschiedenen Stellen nach. Aber es kam zu keiner einzigen konkreten Aussage. Kein Beispiel, kein Argument. Null. Zero. Das einzige was ich ihr abringen konnte war, dass sie schon sieht, dass es auch einen interaktionellen Zusammenhang gibt. Das war das größtmögliche Eingeständnis welches sie sich und mir einräumen konnte. Insofern sah ich ein, dass die Zusammenarbeit keinen Sinn mehr hat, artikulierte dies und ging. 10 Minuten früher.
Zuletzt geändert von peppermint patty am Fr., 31.01.2020, 16:07, insgesamt 1-mal geändert.

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peppermint patty
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Beitrag Fr., 31.01.2020, 15:56

Ich bin fürchterlich erschüttert, aber es zeigt eigentlich nur den „normalen Wahnsinn“ meiner Therapie. Letztendlich bestätigt es meine Wahrnehmung, dass es nicht möglich ist mit ihr etwas gemeinsam zu klären. Dennoch ging ich zittrig, aufgelöst. Ich hatte bis zum Schluss versucht etwas zu bekommen, was nicht da war. Nicht für mich. Und das ist meine eigentliche Übertragung. Ich suche dort wo nichts ist. Zumindest nicht für mich. Deshalb blieb ich solange, obwohl es sich unheilvoll anspürte. Ein altes Muster. Ich glaube, so war es früher, zuhause als auch im Heim. Mein vergebliches Suchen. Sinnlos und extrem schmerzhaft zugleich. Da gilt es für mich hinzuschauen. Somit nehme ich sogar noch eine Erkenntnis mit, in all dem Schmerz.

Ja, ich bin tief erschüttert, empfinde Schmerz und mein Trennungstrauma ist voll aktiviert, aber ich spüre auch, etwas sehr Destruktives ist beendet. Das ist wichtig. Jetzt muss ich erstmal wieder Boden unter die Füße bekommen.

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Joa
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Beitrag Fr., 31.01.2020, 16:58

Deine Wahrnehmung hat sich bestätigt. Auch wenn es jetzt erstmal triggert und weh tut, möchte ich dir gratulieren!! Du bist zu dir selbst gestanden, spitze! 👍

(Da hat jemand echt seinen Beruf verfehlt... hrhr...)

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Montana
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Beitrag Fr., 31.01.2020, 17:12

Meine Hochachtung dafür, dass du diese Stunde so nutzen konntest. Das muss man erstmal schaffen.
Was wollte sie denn eigentlich mit dir klären? Hat sie das noch gesagt?

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Candykills
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Beitrag Fr., 31.01.2020, 18:26

Tut mir leid, dass sich die Wahrnehmung bestätigt hat und auch, dass sie alles der Übertragung oder Anteilen zuschiebt. Das ist sehr schwach.
Auf Dauer wird es dir aber wahrscheinlich besser damit ergehen, dass die Therapie beendet ist. Ich drücke dir die Daumen, dass du jemand findest, der besser passt.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Beitrag Fr., 31.01.2020, 19:26

Uff, das hört sich schwierig und schmerzhaft an. Gut dass du für dich und deine Sicht der Dinge in den Ring gesprungen bist! Da kannst du echt stolz auf dich sein (braucht vielleicht eine Weile, bis du das so wahrnehmen kannst). Ich finde es schwach von der Therapeutin, dass sie alles, aber auch alles auf deine "Störungen" schiebt. Pathologisierung pur, da ist dann wirklich kein Gespräch auf Augenhöhe möglich, weil sie sowieso alles "wegdefinieren" kann und du als Patientin befindest dich dann in einem geschlossenen System, in dem es noch nichtmal einen Notausgang gibt. Braucht kein Mensch und auf lange Sicht ist es für dich sicherlich gut, dass das jetzt ein relativ frühes Ende gefunden hat.

Dass du aus diesem Desaster noch unmittelbare Erkenntnisse für dich selbst mitnimmst, spricht sehr für dich und deine Reflektionsfähigkeit.

Trotzdem es schmerzt, du bist enttäuscht, deine Hoffnung auf Hilfe wurde enttäuscht, sie hat dich wahrscheinlich auch ganz schön verletzt - das alles ist da und darf auch da sein. Ich hoffe, du kannst dir selbst heute und am Wochenende ein bisschen Wärme und Weichheit gönnen und geben.
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― Anne Lamott

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