Hallo un1
Problematisch finde ich es, eine Krankheit zu verharmlosen, an der man innerhalb von ein paar Jahren sterben kann (und das ist durchaus erst kürzlich geschehen; ein sehr junger Mann aus Deutschland, der gerade einmal 4 Jahre daran erkrankt war, ist verstorben).
Ich möchte dir gerne einen Tipp mit auf den Weg geben. Als bei mir CFS/ME diagnostiziert wurde, stieß auch ich als aller erstes auf die Seiten der "Patientenvertreter". Nachdem ich diese gelesen hatte war ich so hoffnungslos, dass ich mit einem Selbstmord einem Tod durch CFS/ME zuvorkommen wollte.
Wenn man solche Sätze liest: „
ME/CFS ist nicht heilbar und auch nicht behandelbar; ME/CFS ist eine lebenslange fortschreitende Erkrankung, die einen für den Rest des Lebens ans Bett fesselt und tödlich endet; Bewegung ist schädlich und tunlichst zu meiden und endet tödlich; die Psyche spielt keine Rolle, ME/CFS sei eine reine körperliche Erkrankung; ME/CFS ist schlimmer als Krebs, …“, das macht alles andere als Hoffnung.
Ich kann dir nur den Tipp geben solche Internetseiten zu meiden und dir stattdessen 1. hoffnungsmachende Internetseiten zu suchen und 2. den Kontakt zu CFS/ME Patienten zu suchen, die es geschafft haben, dass es ihnen wieder besser geht.
Ich habe gerade einen sehr interessanten Austausch mit einem CFS/ME Patienten, der einst völlig bettlägerisch war, aber nicht verstarb, sondern es geschafft hat wieder so fitt zu werden, so dass er heute wieder Sport reiben kann.
Natürlich kann es bei CFS/ME auch wieder zu Rückfällen kommen. Aber auch daran kann man arbeiten, indem man lernt gute Zeiten zu genießen und schlechte zu akzeptieren.
Es ist prinzipiell für den Thread bzw. nein, für mich hier im Forum nicht wichtig, ob ich MS, Lupus, Rheuma, oder doch eine "unschwammigere" (=andere!) Erkrankung habe. Eigentlich hätte ich das nicht einmal anschneiden müssen. Ich wollte ja eigentlich Erfahrungsgeschichten und (positive) Beiträge, habe ich im Eingangspost schon erwähnt.
Ich verstehe dein Anliegen. Aber ich denke zugleich auch, dass es nicht schlecht ist, dass du die Diagnose genannt hast. Denn hättest du sie nicht genannt, dann könnte dir auch keiner eine Rückmeldung darüber geben, ob z.B. deine Angst, dass die Krankheit tödlich endet, realistisch ist oder nicht.
Klar bekommst du jetzt auch Zweifeler-Antworten. Die findest du im ganzen Internet. Zum jetzigen Zeitpunkt ist CFS/ME noch viel zu unbekannt als dass man erwarten könnte, dass jeder Mensch auf dieser Welt soviel Wissen über CFS/ME hat, dass er CFS/ME von Burnout, Depression, … abgrenzen könnte und versteht, was genau CFS/ME ist. Du hast es hier mit Laien zu tun, dich sich trotzdem bemühen Dir zu helfen. Dass sie auch mal mit ihren Interpretationen daneben liegen können, kann passieren. Das passiert selbst studierten Ärzten.
Du könntest alternativ auch in ein CFS/ME gehen, da würde dich jeder verstehen, aber da stößt du auf das Gegenteil, nämlich hoffnungsnehmende Beiträge. Dort bekämst du Antworten wie die von mir oben zitierten.
Noch was zu deiner Angst, daran sterben zu können. Es gibt 300.000 CFS/ME Patienten in Deutschland. Einer ist gestorben, d.h. 299999 leben noch. Sterben kann man an allem. Wenn du das Bett und das Haus wieder verlassen kannst, dann kannst du auch daran sterben, dass du vom Auto überfahren wirst, ein Risiko, dem du im Bett nicht ausgesetzt bist.
Noch ein paar Worte zu mir: Es ist noch gar nicht lange her, da lag ich fast ein ganzes Jahr lang gänzlich flach, hatte einen Eimer neben dem Bett stehen, da ich es nicht mal mehr bis zur Toilette schaffte, landete ständig mit dem Rettungswagen im Krankenhaus, da ich selbst zum Trinken zu erschöpft war, dehydrierte und ständig das Bewusstsein verlor. Ich bin nicht gestorben, sondern lebe immer noch und bin jetzt an manchen Tagen wieder in der Lage das Haus zu verlassen und kleine Spaziergänge zu tätigen. Mein altes Leben werde ich vermutlich nie wieder bekommen, aber ich habe wieder mehr Lebensqualität gewinnen können.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.