Therapeutin hat plötzlich doch keinen Platz frei...?!

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

spirit-cologne
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 1435

Beitrag So., 08.12.2019, 20:44

Anna-Luisa hat geschrieben: So., 08.12.2019, 19:31 Wenn ein Patient eine Stunde, unentschuldigt oder kurzfristig, versäumt, muss er dafür nicht zu knapp zahlen. Wenn jedoch eine Therapeutin meine Zeit verschwendet, sollte ich das als "menschlichen Fehler" schlicht akzeptieren? Warum? Ich hätte in dieser Zeit arbeiten können.
Diese Anspruchshaltung mag zwar verständlich sein, du wirst aber an vielen Stellen im Leben auf Granit damit beißen, denn das ist nicht nur ein Problem im Umgang mit Therapeuten. So lange du was von jemand anders willst, bist du als Kunde/Klient/Patient immer in der schwächeren Position. Das ist überall im Alltag so, selbst bei einer popeligen Speditionslieferung oder einem Handwerkertermin: Bist du zum angekündigten Termin nicht da, wirst du zur Kasse gebeten, aber hast du dir extra frei genommen und die können nicht kommen/nicht liefern, dann hast du halt Pech gehabt und du musst dir für den nächsten avisierten Termin wieder frei nehmen. Wenn du viel Glück hast bekommst du eine Entschuldigung, aber das war's dann auch. Kann man jetzt richtig finden oder nicht, aber so läuft's halt.

Irgendwie finde ich es auch nachvollziehbar, denn als Kunde hat man das ja nicht jeden Tag, dass Dienstleister einen Termin verschwitzen, das ist zwar ärgerlich, aber das kann man abfangen, aber wenn jemand von Terminen abhängt, dann kann das seine Existenz kosten, wenn jeder 2. kurzfristig einen Termin absagen würde. Und im Gegensatz zu dir, die du ja nur dich selbst mitbringst, hat ein Therapeut ja nicht nur den entgangenen Lohn, sondern auch etliche Kosten, die auch dann anfallen, wenn der Termin nicht wahrgenommen wird, wie z.B. Raumkosten, Versicherungen, Kammerbeiträge usw., weshalb ich diese Asymmetrie, dass der Patient ein Ausfallhonorar zahlen muss und der Therapeut nicht, auch akzeptieren kann.

Ob eine Stunde bei einem Therapeuten "verschwendete Zeit" ist, wenn keine Therapie zustande kommt, kann man sicherlich auch in Frage stellen. Es spricht ja im Prinzip nichts dagegen, dass man auch von 3 oder 4 Stunden bei einem Therapeuten profitieren kann (vor allem, wenn es wie bei der TE "zu passen" scheint), wenn auch nicht im gleichen Umfang, wie bei einer ganzen Therapie.

Was natürlich nicht heißen soll, dass ich das gut finde, wenn da nicht von Anfang an mit offenen Karten gespielt und so etwas wie mögliche Terminfenster nicht direkt abgeklärt werden. Das finde ich schon wichtig, dass da von Anfang an Transparenz herrscht. Aber zwischen "suboptimal" und "unprofessionell, geht gar nicht" liegt für mich noch einiges dazwischen. Vor allem wenn man die Therapeutin nicht kennt, nicht mit ihr gesprochen hat und daher nicht genau weiß, warum sie sich so verhalten hat. Vielleicht hat sie ja noch weiter abklären wollen, ob ein anderes Angebot als Einzeltherapie in Frage käme (Gruppentherapie, Selbsthilfegruppe, Beratungsstelle, whatever…) oder sie hat tatsächlich gedacht, da ließe sich noch was am Zeitfenster ändern.

I
It is better to have tried in vain, than never tried at all...

Werbung

Benutzeravatar

Anna-Luisa
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2908

Beitrag So., 08.12.2019, 21:06

spirit-cologne hat geschrieben: So., 08.12.2019, 20:44 Diese Anspruchshaltung mag zwar verständlich sein, du wirst aber an vielen Stellen im Leben auf Granit damit beißen, denn das ist nicht nur ein Problem im Umgang mit Therapeuten. So lange du was von jemand anders willst, bist du als Kunde/Klient/Patient immer in der schwächeren Position. Das ist überall im Alltag so, selbst bei einer popeligen Speditionslieferung oder einem Handwerkertermin: Bist du zum angekündigten Termin nicht da, wirst du zur Kasse gebeten, aber hast du dir extra frei genommen und die können nicht kommen/nicht liefern, dann hast du halt Pech gehabt und du musst dir für den nächsten avisierten Termin wieder frei nehmen. Wenn du viel Glück hast bekommst du eine Entschuldigung, aber das war's dann auch. Kann man jetzt richtig finden oder nicht, aber so läuft's halt.
Da sind meine Erfahrungen tatsächlich andere. Ich denke, es kommt auf das Auftreten an. Wenn sich mir als Kundin gegenüber Lieferanten säumig verhalten, erhalte ich meistens bereits eine angemessene Entschädigung, wenn ich einfach frage, was ich hierfür zwecks Nachteilsausgleich erwarten kann. Man sollte sich nicht einfach abspeisen lassen.

In anderen Fällen schrieb ich das Beschwerdemanagement an - und erhielt stets einen attraktiven Ausgleich. In manchen Fällen muss man einfach Forderungen stellen. Allerdings erlebe ich es häufiger, dass verpasste Lieferzeiten (um bei dem Beispiel zu bleiben) dazu führen, dass die Kundin liebenswürdig sagt: "Das ist doch nicht so schlimm und kann schließlich jedem passieren", und erst anderen mitteilt, wie wütend sie auf die blöde Firma ist.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

Benutzeravatar

spirit-cologne
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 1435

Beitrag So., 08.12.2019, 21:18

Vanda hat geschrieben: So., 08.12.2019, 19:35
Leider habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht, dass man scheinbar zum 2., 3. Termin eingeladen wird, um die Pflichtstunden oder das Monatsbudget voll zu kriegen.
….

Und irgendwie suchen sich doch die Therapeuten die Patienten aus, nicht umgekehrt. Und sie wollen am liebsten YAVIS Patienten.
Aber das ist doch kein Fehler, der bei den Therapeuten liegt. Was sollen die denn machen, wenn die bis Oberkante voll mit Patienten sind, aber trotzdem durch die politischen Vorgaben gezwungen werden, die Sprechstunden bzw. probatorischen Sitzungen durchzuführen? An den Therapeuten liegt es nicht, dass es so wenige von Ihnen gibt, das wird von der Politik künstlich verknappt. Die Therapeuten wollen, dass es mehr Niederlassungsmöglichkeiten gibt, obwohl das ja die Konkurrenz für jeden einzelnen erhöhen würde. Wäre ja toll, wenn es tatsächlich so wäre, wie Anna-Louisa meint, dass der Großteil der Patienten nach der Probatorik eh' keine Therapie machen will, dann bräuchte sich ja niemand darüber zu beschweren, dass Therapeuten probatorische Sitzungen machen, ohne einen Platz frei zu haben. Die Realität ist leider anders. Es ist politisch gewollt, dass Therapeuten stärker aussieben sollen, wer denn nun Therapie bekommt und wer an andere Institutionen/Angebote weiter verwiesen wird, aber die Patienten in aller Regel, wenn es beim Therapeuten auch nur halbwegs gut läuft, beim Therapeuten bleiben wollen. D.h. der politische Wille, dass manche Menschen keine Therapie bekommen sollen, soll nun durch die Therapeuten umgesetzt werden, die dann anschließend auch noch die "Prügel" dafür bekommen.

Den Anteil, den Therapeuten dazu beitragen, ist m.M.n. in erster Linie, dass sie sich manchmal schwer tun, von Anfang an klar zu kommunizieren, dass sie zwar ein paar Stunden Probatorik anbieten können, aber nicht mehr. Das hat aber auch damit zu tun, dass es ihnen selbst Leid tut, wenn sie sehen, der Patient bräuchte Therapie und sie ihm eigentlich gerne etwas anbieten würden.

Das Vorurteil mit den YAVIS Patienten halte ich übrigens für arg überzogen. Es mag ja den einen oder anderen Therapeuten geben, der da sehr ambitioniert ist und nur Patienten will, mit denen er schnell gute Erfolge erzielt, aber nach meiner Erfahrung betrifft das in erster Linie narzisstisch strukturierte Therapeuten, die vorzugsweise im universitären Umfeld größerer Städte zu finden sind, akademisch hoch dekoriert und mit viel Drang zum publizieren von Studien... In der "normalen" Praxis, ländlich oder in weniger attraktiven Stadtteilen großer Städte gelegen, findet man i.d.R. meist entweder Depressive oder Angstpatienten mittleren Alters mit "normalen" Berufen und durchschnittlich erfolgreich oder sogar arbeitsunfähig, oder junge Patienten, die so überhaupt nicht erfolgreich sind, keine Berufsausbildung haben, sich nicht aus dem Elternhaus lösen können, Probleme mit der Tagesstruktur haben usw... Es gibt sicherlich auch andere Patienten, aber das ist der "Löwenanteil" der Patienten.
It is better to have tried in vain, than never tried at all...

Benutzeravatar

Vanda
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 31
Beiträge: 59

Beitrag So., 08.12.2019, 21:24

spirit-cologne hat geschrieben: So., 08.12.2019, 21:18 Es mag ja den einen oder anderen Therapeuten geben, der da sehr ambitioniert ist und nur Patienten will, mit denen er schnell gute Erfolge erzielt, aber nach meiner Erfahrung betrifft das in erster Linie narzisstisch strukturierte Therapeuten, die vorzugsweise im universitären Umfeld größerer Städte zu finden sind, akademisch hoch dekoriert und mit viel Drang zum publizieren von Studien...
Danke für Deinen Hinweis, das wird es sein! In meiner Stadt gibt es genügend Therapeuten, aber ich hatte auch schon den Verdacht, dass viele davon narzisstisch unterwegs sind.
Und auf das Thema YAVIS hat mich wiederum erst eine Therapeutin gebracht, die selbst nicht verstanden hat, dass damit ein Vorurteil gemeint ist. Sie hatte es so verstanden, dass Therapien auf diese Patienten zugeschnitten seien und hat mir damit erklärt, warum ich mir eher eine Alternative suchen sollte..

Werbung

Benutzeravatar

spirit-cologne
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 1435

Beitrag So., 08.12.2019, 21:31

Anna-Luisa hat geschrieben: So., 08.12.2019, 21:06 Da sind meine Erfahrungen tatsächlich andere. Ich denke, es kommt auf das Auftreten an.
Das denke ich nicht. Ich denke, da hast du einfach bisher Glück gehabt und diese Probleme in Bereichen gehabt, wo es genug Konkurrenz gibt und sich die Firmen entsprechend bemühen müssen. Versuche dein Glück mal bei bestimmten Großkonzernen (da erreichst du telefonisch erst gar keinen, sondern landest immer nur in der ständig besetzten Hotline, eine Email-Adresse für Beschwerden gibt es erst gar nicht) oder warte mal als Bauherr eines "normalen" Einfamilienhauses auf bestimmte Handwerker, dann wirst du mit einer Beschwerde oder gar verärgertem Auftreten absolut 0 erreichen (schon gar nicht, wenn du kein polnisch oder russisch kannst... :lol: ).
It is better to have tried in vain, than never tried at all...

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25013

Beitrag So., 08.12.2019, 21:43

Die Psychotherapierichtlinien regeln, wofür die probatorischen Sitzungen gedacht sind. Wenn diese Sitzungen abgerechnet werden, obwohl bereits klar ist, dass man den Patienten nicht nimmt, so halte ich das daher für unseriös. Ebenso wenn solchen Sitzungen als Füllstunden zum Ausgleich von whatever genutzt werden. Denn dafür sind sie ebenfalls nicht gedacht. Dass es hier so ist, ist aber nicht gesagt... mir erscheint vielmehr plausibel, dass zeitliche Begrenzungen tatsächlich vergessen wurden und ein zeitlich passendes Angebot nicht gemacht werden kann.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15217

Beitrag So., 08.12.2019, 21:47

stern hat geschrieben: So., 08.12.2019, 21:43 Die Psychotherapierichtlinien regeln, wozu die probatorischen Sitzungen gedacht sind. Wenn diese Sitzungen abgerechnet werden, obwohl klar ist, dass man den Patienten nicht nimmt, so halte ich das daher für unseriös.
Das ist aber jetzt so! Ich mußte über eine Codenummer der KV diesen einen Therapeuten anrufen, wobei klar war, dass kein Platz ist, muß aber das Gespräch/ diese Sprechstunde angeboten werden.

Ich finde diese Regelung auch dermaßen blöd, aber da kann man nichts machen?! Ausweichen, wie früher, auf einen Therapeuten ohne Kassenzulassung, kann man heute nicht mehr.

candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25013

Beitrag So., 08.12.2019, 21:53

Verpflichtend sind Sprechstunden. Die Propatorik ist nicht zur Füllung von Lücken vorgesehen bzw. wenn man eh schon weiß, dass es nicht zur Therapie kommt. Die Probatorik dient vielmehr der Einleitung einer PT.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Benutzeravatar

Vanda
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 31
Beiträge: 59

Beitrag So., 08.12.2019, 21:55

candle. hat geschrieben: So., 08.12.2019, 21:47 Das ist aber jetzt so! Ich mußte über eine Codenummer der KV diesen einen Therapeuten anrufen, wobei klar war, dass kein Platz ist, muß aber das Gespräch/ diese Sprechstunde angeboten werden.

Ich finde diese Regelung auch dermaßen blöd, aber da kann man nichts machen?! Ausweichen, wie früher, auf einen Therapeuten ohne Kassenzulassung, kann man heute nicht mehr.

candle
Was momentan auch halb still und heimlich von statten geht ist die Einführung dieser Telematik-Infrastruktur. Da kommt noch was auf uns zu, meine ich.
Zuletzt geändert von Vanda am So., 08.12.2019, 21:56, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar

Anna-Luisa
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2908

Beitrag So., 08.12.2019, 21:55

spirit-cologne hat geschrieben: So., 08.12.2019, 20:44 Und im Gegensatz zu dir, die du ja nur dich selbst mitbringst, hat ein Therapeut ja nicht nur den entgangenen Lohn, sondern auch etliche Kosten, die auch dann anfallen, wenn der Termin nicht wahrgenommen wird, wie z.B. Raumkosten, Versicherungen, Kammerbeiträge usw., weshalb ich diese Asymmetrie, dass der Patient ein Ausfallhonorar zahlen muss und der Therapeut nicht, auch akzeptieren kann.
Die Zeit der einen Person ist also wertvoller als die der anderen? Das bezweifele ich - selbst bei Personen, die nicht selbstständig sind.

Und selbst die angestellte Kosmetikerin riskiert, dass ihre Kunden zu ihrer Kollegin generell wechseln, wenn sie nicht da ist. Es gibt auch Jobs, in denen man nach erbrachter Leistung bezahlt wird, Prämien erhält - oder befördert wird.

Aber selbst wenn ich die Zeit "nur" genutzt hätte um einen Sonnenuntergang anzuschauen oder etwas mit meinen Kindern zu unternehmen: Ich finde, da kann nicht mit zweierlei Maß gemessen werden.

Aber ich glaube, dass man von den meisten Therapeuten auch keine Rückerstattung der Fahrtkosten erhalten würde - also einem reell entstandenen finanziellen Verlust.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15217

Beitrag So., 08.12.2019, 22:01

stern hat geschrieben: So., 08.12.2019, 21:53 Verpflichtend sind Sprechstunden. Die Propatorik ist nicht zur Füllung von Lücken vorgesehen bzw. wenn man eh schon weiß, dass es nicht zur Therapie kommt. Die Probatorik dient vielmehr der Einleitung einer PT.
Das ist mir völlig klar! Und mir wurde das auch so gesagt, dass es eine Sprechstunde ist, die angeboten würde oder angeboten werden muß.

Vielleicht ist das aber EINIGEN Menschen eben NICHT klar und denken, dass das Probatorik ist? Anders könnte ich mir die Mißverständnisse hier jetzt nicht erklären.

LG candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Benutzeravatar

Anna-Luisa
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2908

Beitrag So., 08.12.2019, 22:08

spirit-cologne hat geschrieben: So., 08.12.2019, 21:31 Versuche dein Glück mal bei bestimmten Großkonzernen (da erreichst du telefonisch erst gar keinen, sondern landest immer nur in der ständig besetzten Hotline, eine Email-Adresse für Beschwerden gibt es erst gar nicht) oder warte mal als Bauherr eines "normalen" Einfamilienhauses auf bestimmte Handwerker, dann wirst du mit einer Beschwerde oder gar verärgertem Auftreten absolut 0 erreichen (schon gar nicht, wenn du kein polnisch oder russisch kannst... :lol: ).
Deswegen haben wir keine Handwerker beim Hausbau engagiert, die der deutschen Sprache nicht mächtig waren. Schließlich haben wir fast täglich mit ihnen gesprochen. Allerdings würde ich generell (mit keinerlei Firmen) einen Vertrag abschließen, die keine festen Ansprechpartner vorweisen können. In juristische Personen setze ich wenig Vertrauen. Ich brauche nicht zwingend eine Mailadresse extra für Beschwerden.

Es gibt übrigens Tricks, mit denen man in der Warteliste der telefonischen Hotline nach vorne katapultiert wird - und in kurzer Zeit einen Ansprechpartner hat. Aber auch Einschreiben haben sich für mich schon als hilfreich erwiesen.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

Benutzeravatar

spirit-cologne
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 1435

Beitrag So., 08.12.2019, 23:29

Anna-Luisa hat geschrieben: So., 08.12.2019, 21:55
Die Zeit der einen Person ist also wertvoller als die der anderen?
Jou, Angebot und Nachfrage, nennt sich Marktwirtschaft. Der Manager oder Fußballprofi bekommt für seine Zeit ja auch nicht das Gleiche wie die Putzfrau. Wenn man davon ausgeht, dass die Zeit aller Menschen das Gleiche wert ist, müsste man unsere gesamte Wirtschaftsform umgestalten. Reizvoll, aber in meinen Augen derzeit nicht realisierbar.
Anna-Luisa hat geschrieben: So., 08.12.2019, 21:55 Und selbst die angestellte Kosmetikerin riskiert, dass ihre Kunden zu ihrer Kollegin generell wechseln, wenn sie nicht da ist. Es gibt auch Jobs, in denen man nach erbrachter Leistung bezahlt wird, Prämien erhält - oder befördert wird.
Wie gesagt - alles eine Frage von Angebot und Nachfrage. Wenn die Kosmetikerin die einzige im weiten Umkreis ist und eine Leistung anbietet, auf die ein Kunde dringend angewiesen ist, dann kann der Kunde eben nicht zu einer Kollegin wechseln. Das ist Realität. Ob es gerecht ist, ist eine andere Frage.

Davon abgesehen, war es bei der TE ja nicht so, dass die Therapeutin zu einer Sitzung nicht erschienen ist, sondern sie hat die Stunde ja mit ihr gemacht - nur halt nicht mit dem gewünschten Ergebnis, dass eine Therapie durchgeführt werden kann.
It is better to have tried in vain, than never tried at all...

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25013

Beitrag Mo., 09.12.2019, 00:21

Wenn jedoch eine Therapeutin meine Zeit verschwendet, sollte ich das als "menschlichen Fehler" schlicht akzeptieren? Warum? Ich hätte in dieser Zeit arbeiten können.
Es gibt durchaus auch Fälle, in denen Gerichte unter best. Umständen dem Patienten gegenüber dem Behandler ein Anspruch auf Schadensersatz zubilligten. Natürlich gilt aber auch hier der Grundsatz: Ohne Schaden (z.B. Verdienstausfall des Patienten) kein Schadensersatz. Ist also nicht ganz so einseitig, wie dargestellt. Stichwort: Behandlungvertrag. Ob das für einen verschwendete Sitzung auch greift, Hmmm.
Nicht nur die Patienten, sondern auch die Ärzte müssen, unter Berücksichtigung der
Umstände des Einzelfalles, mit berechtigten Schadensersatzansprüchen der Gegen-
seite rechnen, wenn sie einen Termin versäumen.
https://www.google.com/url?sa=t&source= ... czfF_tIZxv
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Benutzeravatar

Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3360

Beitrag Mo., 09.12.2019, 00:22

Wie will man denn bitte beim Hausbau verhindern, dass Handwerker anrücken, die kein Deutsch sprechen? Wir haben auch gerade gebaut. Da kommt mal eben der Subunternehmer vom Subunternehmer. Und der hat weder das passende Material, noch weiß er was er eigentlich genau machen soll. Und vorher anrufen ist auch zu viel verlangt. Da ist es dann dem Zufall überlassen, ob einer da ist und Strom und Wasser zur Verfügung stellen kann. Da können aber die Handwerker selber am wenigsten für und mit ner Tasse Kaffee hat man die schnell auf seiner Seite. Auch ohne deutsch. Zur Not gibt's Telefonjoker. Die allerschlimmsten Probleme hatten wir mit der Gemeinde, weil die den Kanalanschluss bis zum Umzugstermin verschleppt haben. Die haben sich erst bewegt, als ich angekündigt habe, dass wir am soundsovielten mit Kind tatsächlich auf der Straße stehen, weil man üblicherweise davon ausgeht, dass der Gemeinde ein halbes Jahr Vorlauf reicht und man seine Mietwohnung nicht erst nach dem Auszug kündigen kann (außer man schwimmt im Geld). Ansonsten sind hier Handwerker auch einfach Mangelware. Man kommt nur über große Baufirmen ran, ansonsten keine Chance. Ein Nachbar wartet seit einem Dreivierteljahr darauf, dass sein Dach repariert wird. Aber für so einen kleinen Auftrag bewegt kein Dachdecker seinen Allerwertesten hierher. Das lohnt sich gar nicht.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag