Diese Anspruchshaltung mag zwar verständlich sein, du wirst aber an vielen Stellen im Leben auf Granit damit beißen, denn das ist nicht nur ein Problem im Umgang mit Therapeuten. So lange du was von jemand anders willst, bist du als Kunde/Klient/Patient immer in der schwächeren Position. Das ist überall im Alltag so, selbst bei einer popeligen Speditionslieferung oder einem Handwerkertermin: Bist du zum angekündigten Termin nicht da, wirst du zur Kasse gebeten, aber hast du dir extra frei genommen und die können nicht kommen/nicht liefern, dann hast du halt Pech gehabt und du musst dir für den nächsten avisierten Termin wieder frei nehmen. Wenn du viel Glück hast bekommst du eine Entschuldigung, aber das war's dann auch. Kann man jetzt richtig finden oder nicht, aber so läuft's halt.Anna-Luisa hat geschrieben: ↑So., 08.12.2019, 19:31 Wenn ein Patient eine Stunde, unentschuldigt oder kurzfristig, versäumt, muss er dafür nicht zu knapp zahlen. Wenn jedoch eine Therapeutin meine Zeit verschwendet, sollte ich das als "menschlichen Fehler" schlicht akzeptieren? Warum? Ich hätte in dieser Zeit arbeiten können.
Irgendwie finde ich es auch nachvollziehbar, denn als Kunde hat man das ja nicht jeden Tag, dass Dienstleister einen Termin verschwitzen, das ist zwar ärgerlich, aber das kann man abfangen, aber wenn jemand von Terminen abhängt, dann kann das seine Existenz kosten, wenn jeder 2. kurzfristig einen Termin absagen würde. Und im Gegensatz zu dir, die du ja nur dich selbst mitbringst, hat ein Therapeut ja nicht nur den entgangenen Lohn, sondern auch etliche Kosten, die auch dann anfallen, wenn der Termin nicht wahrgenommen wird, wie z.B. Raumkosten, Versicherungen, Kammerbeiträge usw., weshalb ich diese Asymmetrie, dass der Patient ein Ausfallhonorar zahlen muss und der Therapeut nicht, auch akzeptieren kann.
Ob eine Stunde bei einem Therapeuten "verschwendete Zeit" ist, wenn keine Therapie zustande kommt, kann man sicherlich auch in Frage stellen. Es spricht ja im Prinzip nichts dagegen, dass man auch von 3 oder 4 Stunden bei einem Therapeuten profitieren kann (vor allem, wenn es wie bei der TE "zu passen" scheint), wenn auch nicht im gleichen Umfang, wie bei einer ganzen Therapie.
Was natürlich nicht heißen soll, dass ich das gut finde, wenn da nicht von Anfang an mit offenen Karten gespielt und so etwas wie mögliche Terminfenster nicht direkt abgeklärt werden. Das finde ich schon wichtig, dass da von Anfang an Transparenz herrscht. Aber zwischen "suboptimal" und "unprofessionell, geht gar nicht" liegt für mich noch einiges dazwischen. Vor allem wenn man die Therapeutin nicht kennt, nicht mit ihr gesprochen hat und daher nicht genau weiß, warum sie sich so verhalten hat. Vielleicht hat sie ja noch weiter abklären wollen, ob ein anderes Angebot als Einzeltherapie in Frage käme (Gruppentherapie, Selbsthilfegruppe, Beratungsstelle, whatever…) oder sie hat tatsächlich gedacht, da ließe sich noch was am Zeitfenster ändern.
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