Wer von euch war dabei, als die Mauer gebaut wurde?

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Leo-01
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Beitrag Do., 25.07.2019, 23:57

Letterlove (23:23 Uhr betreffend),

sorry, dachte, ich hätte die Antwort vorhin abgeschickt. War wohl nicht der Fall.

Es gibt im Internet etliche Übersetzungsprogramme, auch fürs Russische -> Deutsche. Und mein Englisch (von anno dazumal) ist heutzutage auch nicht bestens, so daß ich selbst da manchmal Übersetzungsprogramme bemühe. (Komme nicht von den Sprachen - sondern von der "Gegenseite")

PS: Nu ja - und *letters habe ich früher auch mal geloved* :-))).



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Beitrag Fr., 26.07.2019, 00:12

Leo-01 hat geschrieben: Do., 25.07.2019, 23:57
PS: Nu ja - und *letters habe ich früher auch mal geloved* :-))).

Ja ja, ich merk schon, mit Lettern kannst du scheinbar gut umgehen.
Werd ich mal weiter beobachten :->
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Leo-01
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Beitrag Fr., 26.07.2019, 00:31

Nee, wirklich ... ich war da früher eher "gepolt" wie ein weibliches Wesen, haha, ... habe liebend-gern Briefe geschrieben. Wider den Trend u. Gewohnheiten meiner Geschlechtsgenossen. Sehr lange. Und es gab Zeiten, da "jagten" sich täglich die Briefe, von meiner Freundin/Partnerin und von mir. In der Phase der Fernbeziehung. Meine Telefonkosten waren teilweise astronomisch.



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Beitrag Fr., 26.07.2019, 00:36

Letterlove,

daß es tatsächlich mittlerweile eine Generation gibt, die n i e die DDR und damit die 2 Machtblöcke USA/Nato - UdSSR/Warschauer Pakt erlebt hat, zeigt mir, wie alt ich geworden bin.

Zu Deinem Eingangsthread von 17:36 Uhr:

ich habe nie in der DDR gelebt - sondern nur immer in der BRD. Insofern kann ich nicht darüber direkt berichten, wie's nun in der DDR war. Aber selbst dann, wenn ich dort gelebt hätte, wäre letztendlich meine Erfahrung nur subjektiv.

Du schreibst, daß Dein Vater in FB geschrieben hätte "daß Deutschland frei von Ausländern sein sollte." Hat er es wirklich soooo extrem zum Ausdruck gebracht - oder hat er nicht etwa gesagt/gemeint: ... ihm sei die Anzahl der Ausländer/Emigranten hier in D zu hoch ??
Beides wären 2 völlig verschiedene AUSSAGEN !

Du schreibst ferner, daß Dein Vater mit seinen Eltern vom Osten geflüchtet ist. Ist er denn aus der DDR in die BRD geflüchtet? Im selbigen Sinne fällt mir dazu ein, daß Ende 1944/45 viele aus den damals deutschen Ostgebieten Ostpreußen, Schlesien, ... geflüchtet sind. Als Kriegsflüchtlinge. Ich ... persönlich ... sehe da einen gravierenden Unterschied. Es sind Deutsche (mit deutscher Sprache und deutscher Kultur) in einen anderen, sicheren Teil Deutschlands geflüchtet. Also Deutsche sind "innerhalb Deutschlands umgezogen". Und es handelte sich nicht um Flüchtlinge, die aus ganz anderen Kulturkreisen stammten ;-).
Zuletzt geändert von Leo-01 am Fr., 26.07.2019, 00:54, insgesamt 2-mal geändert.



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Beitrag Fr., 26.07.2019, 00:40

Na, ist doch super.
Was meinst du wie viele Mädels es gibt, die soooo gern einen Freund hätten, der sich ausdrücken KANN und dies dann auch TUT...

Und wenn dann noch was raus kommt, was Sinn macht, isses umso besser.

Schade, dass du dich mit mio nicht so gut zu verstehen scheinst, aber ich fand eure Gespräche grad recht interessant, weil ich auch von mio schon in ein paar Threads Sinnvolles gelesen habe. Ich hatte gehofft, das Ein oder Andere aus eurer Unterhaltung dazu zu lernen.
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Beitrag Fr., 26.07.2019, 01:11

Keine "Angst", letterlove,
ich bin nicht zänkisch, bin tolerant (eigentlich manchmal zu sehr) und nicht nachtragend. Aber dennoch: ... werde ich mir nicht alles gefallen lassen. Und, sollte mein Gegenüber ARGUMENTEN zugänglich sein, wobei ich eher von Fakten und (sprachlicher) Logik ausgehe,
... dann ist doch alles okay. Und wenn nicht, dann geht die Welt auch nicht unter ...



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Beitrag Fr., 26.07.2019, 01:34

Zu deinen Fragen ist es so, dass ich vorab sagen muss, dass ich sehr wenig Kontakt zu meinem Vater habe. Ich kenne seinen Freundeskreis nicht, ich kenne ihn ebenso kaum. Ich wurde als Wunschkind geboren, aber irgendwie hat er sich wohl vertan, denn als ich dann da war, war ich ihm egal. Mit 5 habe ich ihn dann mal wieder gesehen, dann mit 7, mit 11 und dann erst wieder mit 16.

Das Problem was ich bei ihm auf Facebook sehe ist einfach, dass er nicht genug differenziert.
Er teilt einerseits Bilderbotschaften, wo draufsteht "Wer sich nicht benehmen kann, sollte rausfliegen", was auch ich unterschreiben würde - allerdings dann gleichermaßen für Deutsche, die glauben, man könnte sie nicht rauswerfen, weil sie ja schon zuhause sind, andererseits schreibt er ständig von "DEN" Flüchtlingen, was ihn in meinen Augen tatsächlich zu nem Braundenker macht.

Hier ist eine eigene Aussage seinerseits, die er unter ein für ihn gepostetes Bild verfasst hat
( besagtes Bild ). Ich finde, da wird irgendwie schon etwas deutlicher, dass er Hitler gegenüber wohl nicht allzu abgeneigt ist. Er verteidigt seine Friedensverhandlungen... Ehrliche Meinung? Jemand der abertausende Menschen vergast, nur weil die nicht in sein Weltbild passen, hätte gar nicht erst in der Position sein dürfen, irgendwelche Verhandlungen zu tätigen. Da interessiert es mich doch wohl nen absoluten feuchten Furz, was Hitler kurz vor seinem Ende noch versucht hat, oder? So denke ICH und ich würde gerne jemandem den Puls fühlen, der dann noch sagt: "Ja aber sooo böse war Hitler ja gar nicht, der wollte ja 5 Stunden vor dem totalen Untergang noch Frieden..." .

Ich hab versucht, irgendwo was zu finden, womit ich besser erklären kann, wie mir mein Dad vorkommt, aber er wurde tatsächlich so zugespammt von einem, der das totale Gegenteil ist (was ich irgendwie feiere), dass ich jetzt adhoc nichts finde, außer eben Statements von diesem Menschen, der ihn mit seinen Gegenargumenten so hart genervt hat, dass er wohl wochen- oder monatelang Facebook gemieden hat.

Ich schaue morgen nach der Gartenarbeit und dem Bewotermin nochmal genauer, bis dahin wollte ich gern dieses Video teilen, welches man ihm hinterlassen hat und was wirklich SUPER auf ihn zutrifft.







Muss jetzt leider ins Bett. Ist schon wieder viel zu spät :(
Gut Nacht!
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Beitrag Fr., 26.07.2019, 02:19

Letterlove,

<< muß jetzt leider und Bett. Ist schon wieder viel zu spät.>> Also, nimm mich nicht diesbzgl. als Vorbild. Ich muß gleich nachher gegen 4 Uhr raus, und habe bisher abends/nachts gelesen (eher ein Fachbuch/Bereich Naturwissenschaft) und hier schreibend verbracht. Dafür kann ich aber morgen am Tag einige h schlafen. Jeder ist auf seine Art dämlich bzw. irrational. DAS ist halt ein Anteil meiner Dämlichkeit.

Nur zu dem einen noch, hier in Deinem allerersten Beitrag, im Sinne einer AUSSAGEN-Logik:

Du schreibst: << und wir selbst nichtmal annähernd in der Nähe der Mauer lebten, sondern in Hessen! >> (Nimmt man's genauer, ist das "sondern"" nicht angebracht. Hättest Du anstelle Hessens ein anderes westliches Bundesland erwähnt, daß k e i n e Grenze mit den neuen Bundesländern hat, wär's "korrekt" ... =>) Nun, Hessen hat immerhin nicht wenige km mit der DDR/Thüringen gemeinsam. Zwar nicht so viele wie Niedersachsen (dieses BL besitzt die maximale gemeinsame Grenze), aber immerhin. Ich selber lebe in Kassel und bis zur damaligen Zonengrenze zu DRR-Zeit war's nur ein "Katzensprung". Und alle Distanz-Angaben, nämlich Dein "annähernd in der Nähe" und meine Angabe "Katzensprung", sind, was die absolute DistanzGRÖẞE = eine Zahl mit Maßangabe (km) angeht, sehr unpräzise.

Okay - zwar assoziativ, aber dennoch: warum betone ich das jetzt?

Weil ich's vorhin "witzig" fand, daß Du das/mein Schreiben erwähntest. Also, im Abi war Deutsch mit 4 meine schlechteste Note ;-)). Meine Leistungsfächer waren: Mathematik (in der Schulzeit die mit Abstand beste Note, durchgehend),Physik und Chemie. Und ich habe nicht umsonst in der Oberstufe ab der 11. Klasse den mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig (mit Schwerpunkt Mathe und Physik bis zum Abi) gewählt. Und sicher lege ICH mehr wert auf Aussagenlogik in der Alltagssprache (habe aber nur 1 Semester lang mich mit formaler Logik rumschlagen müssen) als jemand, der etwa Germanistik oder Anglistik, Ronanistik, ... vertieft hat.

Gute Nacht ...



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Beitrag Fr., 26.07.2019, 09:56

Leo-01 hat geschrieben: Fr., 26.07.2019, 02:19

Du schreibst:
und wir selbst nichtmal annähernd in der Nähe der Mauer lebten, sondern in Hessen!
(Nimmt man's genauer, ist das "sondern"" nicht angebracht. Hättest Du anstelle Hessens ein anderes westliches Bundesland erwähnt, daß k e i n e Grenze mit den neuen Bundesländern hat, wär's "korrekt" ... =>) Nun, Hessen hat immerhin nicht wenige km mit der DDR/Thüringen gemeinsam. Zwar nicht so viele wie Niedersachsen (dieses BL besitzt die maximale gemeinsame Grenze), aber immerhin. Ich selber lebe in Kassel und bis zur damaligen Zonengrenze zu DRR-Zeit war's nur ein "Katzensprung". Und alle Distanz-Angaben, nämlich Dein "annähernd in der Nähe" und meine Angabe "Katzensprung", sind, was die absolute DistanzGRÖẞE = eine Zahl mit Maßangabe (km) angeht, sehr unpräzise.


Sorry, ich weiß nicht so recht, was du mir damit sagen willst.

Ich finde, 400km Distanz zum nahesten Punkt der westlichen Seite sind Distanz genug, um deutlich zu machen, dass man, selbst wenn man schon gelebt hätte, mit der Mauer nicht wirklich was zu tun hatte.

Wenn du da anderer Meinung bist - was hatten denn die Leute in Kassel von der Mauer?
Inwieweit wurden die direkt davon beeinflusst, obwohl sie doch 400km weiter weg waren?
Warum sind 400km nicht genug, um sagen zu können: "hätt ich gelebt, hätt ich trotzdem kaum was davon mitbekommen, weils einfach zu weit weg war"?

Ich finde, mein "sondern" ist schon richtig platziert, denn es macht deutlich - und nichts anderes soll es ja - dass ich nicht in Berlin oder Potsdam oder Buckow oder Spandau oder Mitte gewohnt habe, SONDERN 400km weiter weg. In meinen Denkverhältnissen weit genug weg, um blind für das Elend VOR ORT zu sein. Ich hätte vielleicht annähernd die Last der Mauer gespürt, hätte es einen Nachbarn gegeben, der darunter gelitten hätte, womit ich zweifellos die Gefühle wahrgenommen hätte. Aber in Kassel hätten für mich die Uhren definitiv anders getickt als direkt in Berlin, wo sie sich Botschaften über die Mauer warfen, um zu erfahren, wie es ihren Verwandten auf der anderen Seite ergeht.

In diesem Sinne...
Ich denke, man muss da schon näher dran sein als 400km entfernt. Für mich ist das "sondern" genau dort wo es sein sollte.
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Beitrag Fr., 26.07.2019, 10:18

PS:

Wenn du die alten und neuen Bundesländer stattdessen meinst,
ist es ja dennoch so, dass Berlin direkt 400km weiter weg war. Mehr noch - Ich habe ja bis Potsdam gemessen, wo das von mir aus westlichste Berlin wäre.

Durch die alten und neuen Bundesländer verschiebt sich zwar Ost und West etwas weiter nach links, weil ja die Grenze zwischen beidem direkt an Hessen angrenzt, aber das holt die Mauer nicht näher hier her.
Letterlove hat geschrieben: Do., 25.07.2019, 16:36 Da ich damals aber noch nicht auf der Welt war, um es mitzuerleben, wie ein Leben mit Mauer war - und wir, selbst wenn - auch nichtmal annähernd in der Nähe der Mauer lebten, (sondern in Hessen), würde ich gerne von denen hören, die dabei waren.

Meine Frage bezog sich ja nur sekundär darauf, wie ein Leben zwischen Ost und West war, primär aber wie es war, als direkt an der Mauer gelebt werden musste. Bzw. wie schlimm es war, gerade noch so drüber zu flutschen, bevor die Schotten dicht waren.

Die Mauer verlief ja nicht an der hessischen Grenze. Weißt was ich mein?

Mich hat interessiert, ob mein Vater so nen Knacks hat, weil er nen Mauerschaden davon getragen hat, den er bekam, als er eben irgendwie nach Westberlin mit seinen Eltern schlüpfen musste. Er hat ja auch definitiv nen Knacks weg, weil sich sein Vater erhängt hat. Da war er schon ein Teenie. Als sie flüchten mussten, war er aber noch ein Kleinkind.

Jetzt habe ich einfach nen Zusammenhang gesucht und überlegt, ob dieses Ost-West Debakel da was erschaffen hat. Weil er eben klingt wie einige andere, die aus dieser Ecke kommen.
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Beitrag Fr., 26.07.2019, 16:30

Letterlove, dann hast du dich vielleicht nicht deutlich genug ausgedrückt, wenn du nur speziell die Berliner Mauer meinst, wenn du nur "Mauer" schreibst, kann das keiner wissen, denn umgangssprachlich wurde die gesamte Grenze der DDR als "Mauer" bezeichnet, selbst wenn diese "Mauer" in vielen Abschnitten nicht aus Stein oder Beton, sondern aus Zäunen und Todesstreifen bestand. Aber vielleicht bist du tatsächlich zu spät geboren, um dich mit diesen Feinheiten auszukennen.

Zu deiner Frage: Es hat ja nicht nur die Berliner Mauer Familien getrennt. Die Familie meiner Mutter lebte in einem Gebiet, dass nach dem Krieg auf DDR-Seite "Zonengrenzgebiet" war. Das war ein durchschnittlich 5 km breiter Streifen Gebiet entlang der Grenze, in dem verschärfte Sicherheitsbedingungen herrschten. Das bedeutete z.B., dass meine Mutter nur noch einmal ihr Elternhaus besuchen durfte, als ihre Mutter starb, ansonsten war die Einreise von "Westlern" in dieses Gebiet strengstens untersagt. Zu Ende des Krieges, unter russischer Besatzung war meine Mutter als Kind sogar mal eine Nacht im russischen Militärgefängnis, nur weil sie von einem Acker des Bauernhofs ihrer Eltern auf einen anderen lief. Der Grenzverlauf war dort nicht gerade und lief in unregelmäßigen Bögen und sie war, um einen riesigen Umweg zu vermeiden, vebotener Weise über einen Zipfel amerikanisches Gebiet gelaufen und dabei erwischt worden.

Das bedeutete der Mauerbau (oder der Bau der gesamten Grenzanlagen), dass man von heute auf Morgen von seinen Nachbarn getrennt war. Aus einem eigentlich kulturell homogenen Gebiet wurden künstlich zwei sehr entgegengesetzte politische Regime und diese künstliche Grenze nicht akzeptieren zu wollen war potentiell tödlich. Von daher war der Mauerbau für alle, die in Grenznähe lebten - ob in Berlin oder sonstwo - auf jeden Fall traumatisch.

Das halte ich aber nicht für den Grund, warum dein Vater so "tickt". Ich sehe das ähnlich wie ~~~, ich denke auch, dass das viel mit Frust und gescheiterten Lebensträumen zu tun hat. Man fühlt sich selbst vom "System" ungerecht behandelt und sucht nun einen Sündenbock. In dem Fall: die Flüchtlinge. Die eigenen sich besonders gut als Sündenbock, weil sie eh' kaum eine Lobby haben und auch weder die sprachlichen, wirtschaftlichen oder juristischen Mittel, um sich geeignet zu wehren.

Der Grund, warum sich besonders viele dieser "Wutbürger" in Ostdeutschland finden lassen, ist m.E. recht klar: weil es dort während der DDR-Zeit und auch in der gefühlten "Annektion" danach dort überdurchschnittlich viele Menschen gab, die mit ihrem Leben unzufrieden waren und sich schlecht behandelt gefühlt haben. Ob sie wirklich immer schlecht behandelt wurden, ist sehr unterschiedlich gewesen.

Sicherlich haben viele Menschen nach dem Fall der DDR erlebt, dass das, was sie ihr Leben lang gearbeitet und aufgebaut haben, auf einmal nicht mehr gebraucht wurde und nichts mehr Wert war und das muss sehr, sehr hart gewesen sein. Andererseits kenne ich aber auch die andere Variante, wo halt auch einfach Äpfel mit Birnen verglichen wurden. Meine Tante z.B. war in der DDR "Lehrerin". Sie hatte aber nur so eine Art Schmalspurausbildung, d.h. sie war mit 18! schon fertige Lehrerin. Hat sich aber dann nach der Wende wie wild darüber aufgeregt, dass sie in Bezug auf Gehalt und auch Aufgaben nicht mit einem Gymnasiallehrer mit 5 Jahren Studium gleichgestellt wurde. Das finde ich dann schon wieder einen deutlichen Fall von Selbstüberschätzung.

Ich bin zwar erst Ende der 60er Jahre geboren, habe also den Mauerbau nicht selbst mitbekommen, aber halt die Folgen durch die geteilte Familie (außer meiner Mutter waren alle Mitglieder ihrer Familie in der DDR) von klein auf ziemlich hautnah mitbekommen. Die Fahrten durch die nachts mehr als taghell erleuchteten Grenzübergänge, die verpassten Maulkörbe während der Besuche in der DDR (sag bloß nichts, du schadest deiner Tante und deiner Cousine!), das schleichende Auseinanderleben in diesen so vollkommen unterschiedlichen Welten.

Und dann habe ich nach der Wende, Anfang der 90er Jahre, für 3 Jahre in Thüringen gearbeitet, da habe ich auch noch mal eine ganze Menge über die Folgen der Teilung gelernt. Ich bin eigentlich ohne Vorurteile hingefahren, aber die Folgen des aufgezwungene Denunzianten- und Duckmäusertums haben sich bei einem Großteil der Generation, die die DDR voll mitbekommen hat, tief eingegraben und machten mir emotional engere Kontakte dort kaum möglich.
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Beitrag Fr., 26.07.2019, 16:32

Die dort anzutreffende "Ostalgie" ist mir völlig fremd. Sie resultiert in meinen Augen einerseits daraus, dass die so viel gerühmte "Solidarität", die zwischen den Menschen geherrscht hat, keine echte war, sondern nur daraus her rührte, dass man einen Art "Notgemeinschaft" war, die unter diesen schwierigen Bedingungen auf gegenseitige Hilfe angewiesen war. Die Solidarität entsprang also nicht der freien Gesinnung sondern wirtschaftlicher oder politischer Notwendigkeit und sie endete spätestens da, wo die Stasi begann. Das erinnert mich immer so ein bisschen an alte Männer, die schwärmerisch an die Kameradschaft zu Militärzeiten zurückdenken, aber keiner würde freiwillig wieder unter diesen Bedingungen leben wollen.

Der zweite Grund, warum die DDR in der rückwärtigen Betrachtung oft verklärt wahrgenommen und der Umgang mit den Menschen in der Wendezeit als ungerecht erlebt wird, liegt darin, dass keiner den wirklichen Grund des Scheiterns der DDR mehr wahrhaben will. Es ist viel schöner, den Fall der Mauer als Erfolg einer "friedlichen Revolution" zu feiern, als ihn als das zu sehen, was er war: Als absolute Bankrotterklärung des Ostblocks im Allgemeinen und der DDR im Speziellen.

Obwohl die Bürger der DDR oft Mangel erleben mussten, hat die DDR nämlich als Staat jahrzehntelang über ihre Verhältnisse gelebt, bzw. gezwungener Maßen Zuviel ihrer Wirtschaftsleistung in die Sowjetunion transferiert. Die DDR war schlichtweg zum Zeitpunkt der Wende faktisch zahlungsunfähig. Deshalb wären auch die vielen sozialen Errungenschaften (Billige Mieten und Grundnahrungsmittel, freie Kitaplätze usw.) auf Dauer gar nicht mehr finanzierbar gewesen. Es wäre also bei Weiterbestehen der DDR mit tiefgreifenden Veränderungen zu rechnen gewesen, so dass die "alte DDR" so ohnehin nicht überlebensfähig gewesen wäre. Deshalb halte ich auch das Gerede von "Die Wiedervereinigung war übreilt, man hätte den beiden deutschen Staaten Zeit geben müssen, sich anzunähern" für ausgemachten Blödsinn. Die DDR war perspektivisch wirtschaftlich eigenständig nicht mehr überlebensfähig. Ganz davon abgesehen, wäre ein Großteil der DDR-Bürger auch nicht bereit gewesen, noch länger auf die D-Mark zu warten. Daher halte ich die gewählte Variante für die beste von mehreren schlechten Lösungen.

Dass dabei viele gebrochene Biografien und gescheiterte Existenzen auf der Strecke geblieben sind, ist, auch wenn es hart klingt, eine Art "Kollateralschaden". Viele Menschen wurde quasi zu Treibgut der Zeitgeschichte. Die Wut auf Merkel und die Flüchtlinge ändert im Prinzip nichts daran, aber manchmal fühlt es sich halt besser an, wenn man wenigstens einen Schuldigen finden kann. Wir mögen es halt nicht gerne wahrhaben, dass das Leben manchmal einfach sch*** läuft, auch wenn keiner konkret daran Schuld hat, und wir mit unserer Geburt kein Anrecht auf ein glückliches Leben erwerben.

Da sehe ich übrigens auch den Pferdefuß an diesem ganzen völkischen Zinnober: Warum sollte mir mehr vom Kuchen zustehen als einem Flüchtling, nur weil ich zufällig das Glück hatte, hier und nicht irgendwo in Nordafrika oder Nahost geboren zu werden? Klar versucht jeder irgendwie seine Pfründe zu verteidigen, aber mit Moral hat das nix zu tun, ist schlicht und einfach das Recht des Stärkeren. Und es steht nirgendwo geschrieben, dass wir auf Ewigkeit garantiert bekommen, die Stärkeren zu sein.

Ganz ehrlich: warum sollte mir ein arbeitsloser, trinkender Hooligan mit rechter Gesinnung, nur weil er zufällig in Deutschland geboren ist, wichtiger oder näher sein, als ein Flüchtling, für den die Flucht die einzige Chance auf ein gutes Leben ist und der sich bemüht, diese Chance gut zu nutzen? Irgendwann werden vielleicht tatsächlich so viele Menschen in die Wohlstandsregionen einwandern, dass sie diese nachhaltig in ihrem Sinne beeinflussen, das werden wir auf Dauer wohl kaum aufhalten können. Aber die Menschen werden sich alleine durch ihr hier sein auch verändern. That's Life, Karma is a bitch…

Im Grunde meines Herzens bleibe ich aber Romantikerin und deshalb habe ich immer noch die Hoffnung, dass vielleicht irgendwann nicht mehr der Geburtsort, sondern die Werte eines Menschen darüber entscheiden, wen wir hier in dieser Gesellschaft haben wollen und wen nicht.
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Beitrag Fr., 26.07.2019, 17:05

Letterlove hat geschrieben: Do., 25.07.2019, 23:14
Er erkennt den deutschen Staat nicht an, weil DE 1. kein Staat ist und er findet auch, dass es "Personenausweis" heißen sollte, nicht "Personalausweis", was seinen Vorwurf bestätigen soll, dass es sich bei dem "Staat Deutschland" um eine GMBH handelt.
Hihi, diesen Teil des Reichsbürgergesülzes finde ich immer besonders lustig, ist er doch ein plakativer Ausdruck fehlender deutscher Sprachkenntnisse... :lol: :kopfwand:

"Personalausweis" leitet sich nicht von dem Substantiv "Personal" im Sinne von "Bedienstete, Arbeitskräfte" ab, sondern von dem Adjektiv "personal", was von dem Substantiv "Person" abgeleitet ist und so viel wie "die Person betreffend" bedeutet. "personale Daten" sind also "personenbezogene Daten" und ein "personaler Ausweis (Kurzform: "Personalausweis")" ein personenbezogener Ausweis, also ein Ausweis, der die personenbezogenen Daten einer Person beinhaltet.

Nach der schrägen Interpretationsweise der Reichsbürger, könnte man da auf eine ebenfalls sehr lustige Interpretation des vorgeschlagenen Begriffs "Personenausweis" kommen: Ist das etwa ein Dokument, dass Personen aus Deutschland ausweist, also quasi eine Abschiebungsbescheid? Vielleicht ist dein Vater, wenn er sich so schlecht mit der deutschen Sprache auskennt, ja sogar gar kein Muttersprachler und hat dir immer verheimlicht, dass er eigentlich irgendwo im Ausland geboren ist... :lol: :lol: :lol:

Oder ist es gar ein Ausweis für jemanden, der eine dissoziative Identitätsstörung hat, also mehrere Personen in sich trägt? (Sonst müsste es ja "Personausweis" heißen...) Fragen über Fragen.... :lol: :lol: :lol:
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Beitrag Fr., 26.07.2019, 17:23

Wow, danke Spirit, das war echt tiefgründig.
Die Sache mit dem Wertverlust habe ich tatsächlich absolut nicht mitgedacht.
Und ja, tatsächlich meinte ich eher die plastische Mauer.
Ich habe es immer so verstanden, dass mein Vater wohl in Berlin gewohnt haben muss, wenn meine Mutter sagte, er hätt den Ársch grad noch so über "die Mauer" gekriegt.
Dass es gar keine Mauer brauchte, habe ich nicht gewusst. Ich bin davon ausgegangen, dass "die Mauer" so eindeutig ist wie die chinesische Mauer. Von meiner Oma kenne ich x Geschichten, wie sie zu Hitlers Zeiten hamstern war und in was für schlimmen Zeiten sie durchhalten musste. "Die Mauer" hat zumindest bei uns jedoch nie eine Rolle gespielt. Es hatte auf mich auch keine Auswirkungen - im Gegensatz zu Tschernobyl z.B. - ich erinnere mich noch dran, wie ich nicht mit nackten Füßen übers Gras laufen sollte. Und wie wir lange gewartet haben, bis wir Pilze gesammelt haben. Was genau Tschernobyl war, wusste ich als Kind ja auch nicht, aber es war jedenfalls präsenter als Ost und West.

Jedenfalls danke für diesen tiefen Einblick. Mit diesem neuen Input lässt sich das vielleicht deutlicher verstehen, wenn man auch ein Auge auf die Wirtschaft legt. Bis auf, dass es keine Südfrüchte gab und man getrennt war, nichts sagen durfte und alles sehr streng war, wusste ich nichts weiter darüber, was z.B. den Arbeitswert betrifft. Ich hab irgendwo gelesen, dass die Firmen wohl privatisiert und aufgekauft wurden. Was jetzt aber nicht besonders spektakulär klang, alsdass man sofort ein AHA-Erlebnis davon hätte.

Eine Sache ist mir besonders an deinem Text aufgefallen und hat mich an ein Video erinnert, was ich gestern gesehen habe.
Ich weiß nicht mehr, obs mein Vater gepostet hat, oder sein "Fan", jedenfalls hieß das Video "sie werden zu Millionen kommen" - als Thumbnail war allerdings eine Szene aus nem Zombiefilm zu sehen, daher ist mir das so aufgefallen. (Stichwort: "aus dem Zusammenhang gerissen")


spirit-cologne hat geschrieben: Fr., 26.07.2019, 16:32 Irgendwann werden vielleicht tatsächlich so viele Menschen in die Wohlstandsregionen einwandern, dass sie diese nachhaltig in ihrem Sinne beeinflussen, das werden wir auf Dauer wohl kaum aufhalten können. Aber die Menschen werden sich alleine durch ihr hier sein auch verändern. That's Life, Karma is a bitch…

Ich erinnere mich an die Worte des Mannes, den ich dir hier als Video schicke. "Die Geister die ich rief", sagte er. Das Video ist insgesamt sechseinhalb Minuten lang, ich hab auf die betreffende Stelle daher hier vorgespult:




"So lange die europäischen Regierungen nicht aufhören, die Despoten dieser Länder weiterhin mit Entwicklungsgeldern und Spenden aus Europa zu unterstützen, weshalb diese, länger als ihre Mandate es überhaupt zulassen, an der Macht bleiben, so lange werden die Fluchtursachen weiterhin werltweit bestehen".





Ganzes Video:










Hat jetzt an sich nichts mit der Mauer zu tun, aber fiel mir eben gerade so ein, wie ich deine Worte las...


Mein Dad kann tatsächlich nicht besonders gut deutsch. Er teilte ein Bildchen wo draufstand, dass ein Deutschlurs Pflicht wäre und ich konnte mich nicht beherrschen, nicht druinter zu schreiben, dass so einige aus Deutschland so nen Kurs selbst bitter nötig hätten. Wenn wir Leute wie meinen Vater hier haben, der Freundin = Freundinn schreibt, wie können wir dann von Leuten erwarten, die neu hier sind, innerhalb ein paar Monate Deutsch zu können, wenn manche es in bald 60 Jahren nicht auf die Kette bekommen haben?
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Beitrag Fr., 26.07.2019, 17:40

PS:

Mal vernab davon wer wessen Gesinnung ist, ist es ja schon auch so, dass der Wohlstand auf den Schultern der Armen aufgebaut wird. Kleidung aus Bangladesch, Technik von Kinderarbeit, Kaffee und Kakao von armen Bauern usw.

Ich denke, eigentlich wäre es an der Zeit, statt "die bösen Flüchtlinge", in den Mittelpunkt zu stellen, mal zu hinterfragen, wie der ganze Luxus entsteht.

Das würde ich tatsächlich gern meinem Dad mal flüstern.
Ich sag eigentlich jedem, der das Thema auf den Tisch bringt, dass ich es haargenau so machen würde, wie irgend ein Flüchtling, egal ob Wirschaftsflüchtling, Kriegsflüchtling oder was es sonst noch für Flüchtlinge gibt. Ich würde auch endlich mal den Genuss erfahren, der durch meine Arbeit entsteht. Die Bildung derer erhalten, denen ich den Kaffee pflücke, die Kleidung nähe oder weiß der Geier.


Vielleicht sollte ich das einfach mal machen, ohne vorher sämtliche möglichen Ausreden vorab abzuklappern, um drauf gefasst zu sein, SOLLTE er damit kommen, dass er ja NUR besorgt um die Rente ist usw.
Ich würde ihm gern sagen: "Vatter, wahrscheinlich wirst du vor mir sterben. Ist es denn so undenkbar für dich, die Welt bestmöglich zurück zu lassen, damit es für mich, deine späteren Enkel und Generationen nach dir noch lebenswert ist, hier zu sein?"

Er lacht sich drüber kaputt, dass DE umweltfreundliche Energie ins Auge fasst, während angeblich zig andere Länder Kohle- und Atomkraftwerke bauen. Ich finde das überhaupt nicht witzig.
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