Wie authentisch/offen/ehrlich dürfen Psychotherapeuten sein?
Mein früherer Therapeut hat die Arbeit mit den Patienten geliebt, hat aber immer sehr über den Papierkram und die Krankenkassen geschimpft. Das fand ich schon mal sehr authentisch! Auch hat er mal gesagt, wenn's ihm nicht gut ging. Einmal hat er mich mit den Worten begrüßt: "Sorry, ich habe heute einen mega Kater!" War die beste Stunde ever!
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Ich würde positive Authentizität vor allem daran festmachen dass es selbstoffenbarend ist ohne angriffig zu sein. Dh. dass der Therapeut es eben nicht auf den Patienten schiebt oder an ihm auslässt, sich aber dennoch so offen und ehrlich wie es das therapeutische Setting eben zulässt äußert. Mir hilft das auch zu verstehen ohne mir unnötig einen Kopf machen zu müssen, persönlich nehme ich es wirklich nur im absoluten Ausnahmefall und das spreche ich dann schon auch klar an, also OB es was persönliches sein könnte und erwarte da dann auch die entsprechende Selbstreflexion und ein offenes Gespräch dazu.
Meine Thera hat mir auch öfter mal - von sich aus - gesagt, dass es Zeiten gibt in denen auch sie einfach überlastet und nicht so fit ist. Sie hat mir aber nie das Gefühl gegeben dafür verantwortlich zu sein oder das "ausbaden" zu müssen oder sowas. War für mich total ok, hat sie menschlich gemacht, konnte ich auch gut "mittragen" ohne mich irgendwie ungerecht behandelt, sie als zuwenig professionell wahrzunehmen oder ähnliches.
Ich fände es fast schon gespenstisch wenn Therapeuten NIE solche Regungen hätten.
Aber ich kann auch einen guten (ehrlichen) Job machen, wenn ich genervt bin. Da geht es ja um "Inhalte" und nicht um mein persönliches Befinden, das trenne ich bei mir. Und deshalb trenne ich es auch bei meiner Therapeutin.
Wenn meine Therapeutin mir zB. sagt, dass mein Termin auf ihren Geburtstag fällt und sie an dem Tag keine Lust hat zu arbeiten, dann kann ich das nachvollziehen. Und mache daraus nicht: Sie will mich bestimmt einfach nicht sehen und hat keine Lust sich von mir an ihrem Geburtstag nerven zu lassen oder sowas... Ist halt auch immer eine Frage wie einem was mitgeteilt wird und wie man selbst es wahrnimmt.
Authentisch sein bedeutet ja letztlich ehrlich sein ohne jemanden "darunter" (also unter sich selbst) leiden zu lassen. Und das geht für mich schon sehr gut mit einem transparenten therapeutischen Setting zusammen.
Was für mich nicht gehen würde wäre ein die eigenen Launen an mir auslassen oder ausleben, also authentische Selbstoffenbarung gerne, Verantwortungsverschiebung in meine Richtung: NO.
Meine Thera hat mir auch öfter mal - von sich aus - gesagt, dass es Zeiten gibt in denen auch sie einfach überlastet und nicht so fit ist. Sie hat mir aber nie das Gefühl gegeben dafür verantwortlich zu sein oder das "ausbaden" zu müssen oder sowas. War für mich total ok, hat sie menschlich gemacht, konnte ich auch gut "mittragen" ohne mich irgendwie ungerecht behandelt, sie als zuwenig professionell wahrzunehmen oder ähnliches.
Ich fände es fast schon gespenstisch wenn Therapeuten NIE solche Regungen hätten.
Aber ich kann auch einen guten (ehrlichen) Job machen, wenn ich genervt bin. Da geht es ja um "Inhalte" und nicht um mein persönliches Befinden, das trenne ich bei mir. Und deshalb trenne ich es auch bei meiner Therapeutin.
Wenn meine Therapeutin mir zB. sagt, dass mein Termin auf ihren Geburtstag fällt und sie an dem Tag keine Lust hat zu arbeiten, dann kann ich das nachvollziehen. Und mache daraus nicht: Sie will mich bestimmt einfach nicht sehen und hat keine Lust sich von mir an ihrem Geburtstag nerven zu lassen oder sowas... Ist halt auch immer eine Frage wie einem was mitgeteilt wird und wie man selbst es wahrnimmt.
Authentisch sein bedeutet ja letztlich ehrlich sein ohne jemanden "darunter" (also unter sich selbst) leiden zu lassen. Und das geht für mich schon sehr gut mit einem transparenten therapeutischen Setting zusammen.
Was für mich nicht gehen würde wäre ein die eigenen Launen an mir auslassen oder ausleben, also authentische Selbstoffenbarung gerne, Verantwortungsverschiebung in meine Richtung: NO.
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Ja, das sind alles Dinge die für mich auch kein Thema wären.
Aber wenn ich weiß, das der Therapeut mit Patienten eigentlich nichts mehr zu tun haben möchte, den ganzen Beruf nicht mehr mag (und nicht nur den lästigen Papierkram etc. nicht, )dann möchte ich bei diesem Therapeuten nicht mehr sein.
Aber wenn ich weiß, das der Therapeut mit Patienten eigentlich nichts mehr zu tun haben möchte, den ganzen Beruf nicht mehr mag (und nicht nur den lästigen Papierkram etc. nicht, )dann möchte ich bei diesem Therapeuten nicht mehr sein.
Käme für mich wohl darauf an wie ich ihn persönlich erleben würde und den Kontakt zwischen uns. Wahrscheinlich weil ich schon auch nachvollziehen kann, dass einem der Job zu viel werden kann so insgesamt.
Von daher würde ich auch das so lange nicht persönlich nehmen, solange es mir nicht persönlich vorgehalten werden würde. Ich fände es dann eher schade, wenn derjenige aufhört, weil er das alles so nicht mehr will, weil dann ja auch mir was "wegfallen" würde.
Von daher würde ich auch das so lange nicht persönlich nehmen, solange es mir nicht persönlich vorgehalten werden würde. Ich fände es dann eher schade, wenn derjenige aufhört, weil er das alles so nicht mehr will, weil dann ja auch mir was "wegfallen" würde.
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Nachvollziehen kann ich auch so einiges, es nützt nur nichts, ich habe dabei zugesehen wie die Qualität immer schlechter geworden ist, die Leute Therapieschäden erlitten haben und er insgesamt immer unempathischer wurde.
Besser wäre es für beide Seiten gewesen man hätte sich bei Zeiten getrennt.
Besser wäre es für beide Seiten gewesen man hätte sich bei Zeiten getrennt.
Du hast also ALLE Patienten gesehen?
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Ok, ich sehe eigentlich keinen einzigen anderen Patienten meiner Therapeutin. Mag bei anderen anders sein.
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Ok, dann erklärt sich das.
Damit habe ich keine Erfahrungen, kann also auch nix dazu sagen.
Damit habe ich keine Erfahrungen, kann also auch nix dazu sagen.
Auch ich sehe die eingangs von Anna zitierten Beispiele eines Therapeuten als No-Go an.
Ich kann mir aber durchaus eine Ausnahmesituation vorstellen, in der in ganz speziellen Therapiesituationen ein provozierender Satz der Therapeutin/des Therapeuten sinnvoll ist. Z. Bsp. dann, wenn der Klient keine Aggressionen rauslassen kann.
Ich kann mir aber durchaus eine Ausnahmesituation vorstellen, in der in ganz speziellen Therapiesituationen ein provozierender Satz der Therapeutin/des Therapeuten sinnvoll ist. Z. Bsp. dann, wenn der Klient keine Aggressionen rauslassen kann.
*** Der Ruf des Lebens an uns wird niemals enden (H. Hesse)
*** Ich betrachte mein Leben als einen l e b e n s l a n g e n, unvollendeten Entwicklungs-Prozess (gemäß d. Individuation / C.G. Jung).
*** Nichts ist so wie es scheint zu sein! (Leo)
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In so einer "Ausnahmesituation" würde ich mir meine Handtasche schnappen und gehen.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)
(Konfuzius)
Verstehe ich nicht, Anna. Ich weiß nicht, ob`s diesbzgl. nicht eine fehlende VERTRAUENSEBENE ist. Vom Patienten zum Therapeuten.
Ich sehe es so: ein Therapeut ist eine kompetente Fachkraft, zu der ich auch Vertrauen habe. Und wenn diese Fachkraft es therapiemäßig für angebracht hält, daß dadurch meinen Nichtaggressionen sinnvoll therapeutisch begegnet wird, dann sind die Provokationen okay.
Ich sehe es so: ein Therapeut ist eine kompetente Fachkraft, zu der ich auch Vertrauen habe. Und wenn diese Fachkraft es therapiemäßig für angebracht hält, daß dadurch meinen Nichtaggressionen sinnvoll therapeutisch begegnet wird, dann sind die Provokationen okay.
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Sehe nicht so den großen Mehrwert, denn die Aggressionen entstehen durch die Provokation. Zuletzt hieße es, man wäre fremdaggressiv, weil man der Therapeutin die Meinung geigt. Dass sich die Therapeutin darüber freut, bezweifle ich. Und ob es außerhalb der Therapie an der richtigen Adresse ankommt.. Die Wut wird sich um die Empathielosigkeit der Therapeutin drehen. Finde es seltsam, wenn in einer Therapie Hemmschwellen zur Aggression herabgesetzt werden sollen.
Die Grenze zur Beleidung ist fließend. Mit "paradoxer Intervention" kann ein/e Therapeut/in dagegen eigene Aggressionen wunderbar kaschieren. Ich habe sie mal darauf angesprochen, ob es eine paradoxe Intervention wäre, ihre Antwort: "man möchte natürlich etwas mit seinen Sätzen erreichen" plus ein erstaunter Blick.
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Thread-EröffnerIn - [nicht mehr wegzudenken]
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Würde ein Psychotherapeut es für "therapeutisch sinnvoll" halten Provokationsversuche zu starten, könnte ich ihn nicht als "kompetente Fachkraft" ansehen. Als jemanden, der intuitiv richtige Wege beschreitet auch nicht. Wenn ich nicht gehen würde, würde ich gewiss nicht dahingehend reagieren, dass ich "Aggressionen" herauslassen würde. Dazu wäre mir eine solche Show zu lächerlich.Leo-01 hat geschrieben: ↑Do., 11.07.2019, 21:51 Verstehe ich nicht, Anna. Ich weiß nicht, ob`s diesbzgl. nicht eine fehlende VERTRAUENSEBENE ist. Vom Patienten zum Therapeuten.
Ich sehe es so: ein Therapeut ist eine kompetente Fachkraft, zu der ich auch Vertrauen habe. Und wenn diese Fachkraft es therapiemäßig für angebracht hält, daß dadurch meinen Nichtaggressionen sinnvoll therapeutisch begegnet wird, dann sind die Provokationen okay.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
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