Angst vor dem Erstgespräch

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Pustekuchenxc
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Beitrag Mo., 10.06.2019, 18:39

Wahrscheinlich hast du recht.
Es wird immer mal wieder schlechte Tage geben. Erst recht dann zu Zeiten der Therapie.
Jetzt ist es wohl an mir, zu lernen, sie zu akzeptieren und ihnen stand zu halten.

Ist noch ein ziemlich weiter Weg, den ich da vor mir habe, oder?
Irgendwie beängstigend.
Lebenswanderin hat geschrieben: Mo., 10.06.2019, 17:59 Ich hab ein sehr gutes Gefühl bei Dir, weil Du so entschlossen Veränderung willst. Und ann wirst Du es auch schaffen, aber es ist kein leichter und kurzer Weg. Besser man stellt sch darauf ein. Vielleicht kann es Deinen kleinen Mut etwas stärken.
Danke :->
Ich erstaune mich selbst grad in jeder Hinsicht.

Am Freitag sagte ich auch zu ihr, dass ich mir super blöd vorkomme, jetzt nach fast 7 Jahren damit anzukommen, mich aber erst jetzt dafür bereit fühle, es hinter mir zu lassen.
Da meinte sie nur, dass es einfach Phasen im Leben gibt, in denen dieser kleine schwarze Fleck gar keine Bedeutung hat. Weil man kann sich ja einfach wegdrehen. Lange Zeit sogar - man sieht dann gar nicht, dass er an Größe und Bedeutung gewinnt. Bis man ihn plötzlich wieder sieht. Entweder, weil man eine andere Richtung einschlägt und er genau ins Blickfeld fällt.. Oder, weil er irgendwann so groß ist, dass er sich nicht mehr ignorieren lässt.
Und wenn er nicht nur da, sondern dann auch wirklich präsent ist, dann macht dieser kleine schwarze Fleck wieder etwas mit einem.

Bei mir ist das so. Mein Fleck lässt mich nicht mehr schlafen und nimmt mir die Luft zum atmen. Nach allem, was ich hinter mir gelassen habe, kann es nicht sein, dass ich jetzt daran zugrunde gehe. Ich fang doch grad erst an zu leben.

Ich stecke so viel Kraft und Energie in mein unabhängiges kleines Leben. Die Früchte davon würde ich gern mit einem Lächeln im Gesicht ernten können. Mit einem, was nicht gespielt ist.
Glaub nicht alles, was du denkst.

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Lebenswanderin
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Beitrag Mo., 10.06.2019, 19:12

Liebe Pusteblume, Du berührst mich sehr mit Deinem Kämpferherz! Ich habe auch so eins. Dann wird es auch etwas aus Deiner Therapie, weil Du es willst!!

Ich habe auch 6 Jahre gebraucht nach meiner Not-OP um los zu gehen. Also mach Dir mal darüber keine Gedanken. Du hast eine schlaue Therapeutin, finde ich.
Pustekuchenxc hat geschrieben: Mo., 10.06.2019, 18:39 Ist noch ein ziemlich weiter Weg, den ich da vor mir habe, oder?
Irgendwie beängstigend.
Ja, aber Du bist noch so jung, da lohnt es sich allemal. Wenn ich es mit 69 geschafft habe, dann wirst Du es doch auch schaffen, oder?
Pustekuchenxc hat geschrieben: Mo., 10.06.2019, 18:39 Ich erstaune mich selbst grad in jeder Hinsicht.
Das geht mir immer wieder so. Aber da kannst Du doch eine große Veränderung bei Dir sehen, selbst wenn es manchmal noch wackeelt, kannst Du Dich immer wieder daran erinnern. Einfach neue Erinnerungen abspeichern.
Pustekuchenxc hat geschrieben: Mo., 10.06.2019, 18:39 Nach allem, was ich hinter mir gelassen habe, kann es nicht sein, dass ich jetzt daran zugrunde gehe.
Das wirst Du nicht, weil Du es nicht willst!
Pustekuchenxc hat geschrieben: Mo., 10.06.2019, 18:39 Ich stecke so viel Kraft und Energie in mein unabhängiges kleines Leben. Die Früchte davon würde ich gern mit einem Lächeln im Gesicht ernten können. Mit einem, was nicht gespielt ist.
Das finde ich ja auch so toll bei Dir! Ich habe auch alles hineinsteckst, was ich hatte. Ich wollte es schaffen! Du wirst Samenkorn für Samenkorn aussähen und ernten. Es braucht eben seine Zeit.

Das lächelnde Gesicht würde ich dann gerne sehen! :)
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Beitrag Mo., 10.06.2019, 20:12

Liebe Lebenswanderin.. Du hilfst mir grad so unendlich mit deinen Worten..
Uns trennen zwar so viele Jahre.. Aber zu hören, dass du all diese Ängste und Schwierigkeiten kennst und gemeistert hast, macht mir ganz viel Mut. Ich danke dir. :->
Lebenswanderin hat geschrieben: Mo., 10.06.2019, 19:12 Du hast eine schlaue Therapeutin, finde ich.
Oh, das finde ich auch! :->

Ich hab das Gefühl, dass sie wirklich versteht und vor allem auch verstehen will. Das fühlt sich schön an und schafft für mich Vertrauen. Zumindest die ersten Züge davon.
Bisher hatte ich ja immer nur Therapeuten, die dahingehend eine totale Vollkatastrophe darstellten.

Was sie auch sagte - und das berührte mich noch ein Stück mehr als die Metapher des kleinen schwarzen Flecks:
Ich bin nicht "balla". Sie sagte übrigens wirklich "balla", was ich wiederum amüsant fand.
Ich bin nicht "balla". Das, was mir passiert ist, ist absolut "balla". Und das Verhalten der Menschen um mich herum war es. Wie sie krampfhaft versuchten, sich selbst rein zu waschen und gar nicht bemerkten, dass sie mich völlig allein in all der Dunkelheit zurückließen.
Und sie sagte, es gäbe absolut keinen Grund für mich, "jetzt" (Freitag in der Stunde) so vor ihr zu sitzen und mich für Dinge verantwortlich zu fühlen, für die ich nicht nur ein Fünkchen Verantwortung trage.
Es sei unsere Aufgabe, mich da jetzt raus zu holen, wo andere mich hineinbrachten. Das ist, warum ich da bin. Nicht, weil ich "balla" bin.

Es wird dauern, bis ich das wirklich verstehen kann. Aber es bewegt etwas in mir - irgendwas arbeitet da seit diesem Gespräch.
Lebenswanderin hat geschrieben: Mo., 10.06.2019, 19:12 Das lächelnde Gesicht würde ich dann gerne sehen! :)
Es wird noch dauern. Aber ich würde es schön finden, wenn du mich noch ein wenig hier begleiten magst!
Ich werde in jedem Fall berichten.
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Beitrag Di., 11.06.2019, 04:29

Guten Morgen liebe Pustekuchen - ich finde Deinen Nick so passend gewählt. Sag den Ängsten einfach: pffft Pustekuchen! Ihr könnt mich mal!

Ich begleite Dich gerne. Das hilft nicht nur Dir, sondern auch mir. Denn so weiß ich, dass alle meine Erfahrungen und das harte Aufarbeiten einen Sinn gehabt haben, wenn ich jemand Anderem damit helfen kann. Nach dem Sinn, warum ich weiter lebe, hab ich immer gesucht. Und wenn es nur einem Menschen hilft, hat das einen Sinn. Naja, es gibt auch noch andere Menschen für die es großen Sinn macht, aber das konnte ich auch lange nicht sehen.

Ich finde Deine Therapeutin hat völlig Recht, wenn sie sagt: die Anderen sind balla und nicht Du! Ich weiß zwar nicht, was sie gemacht haben, aber auf jeden Fall nichts Gutes. Dafür tragen sie die Verantwortung in jedem Fall. Du hast genug damit zu tun, die Verantwortung für Dein Leben zu tragen, dass durch deren Verschulden jetzt so schwer geworden ist. Mit Recht darfst Du so richtig wütend darüber sein.

Ich hab eigentlich bis zur Therapie tief in mir geglaubt, es liegt an mir, dass ich schon so früh verlassen wurde, oder so verquere Gedanken habe oder nichts aus meinem Leben machen kann. Ich dachte, mit mir MUSS etwas nicht in Ordnung sein, sonst wäre es nicht so. Das lag so tief in mir verborgen, sodass ich das nicht mehr bewusst gedacht habe, sondern danach gelebt. Verstehts Du?

Deshalb finde ich es so klasse und so mutig von Dir, dass Du Dich mit 18 Jahren auf den Weg machst und alles dafür tust, ein besseres Leben zu finden. Ich habe das nicht gekonnt damals. Ich habe mich an einen Mann gekettet, 30 Jahre!

Vielleicht berührst Du mich deshalb so, weil ich sehe, welche Chance Du hast! Und mir gefällt, wie Du schreibst. So klar und reflektiert. Ich kann gar nicht glauben, dass Du erst 18 bist. Ich spüre Deine Kraft und Deinen Willen! Das finde ich so toll!

Was ich tun kann, will ich gerne für Dich tun, damit Du die Wartezeit bis zur Therapie gut weiter gehen kannst. Du übernimmst so die Verantwortung für Dein Leben, davor hab ich vollen Respekt! Und das in Deinem Alter!
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Beitrag Di., 11.06.2019, 19:37

Lebenswanderin hat geschrieben: Di., 11.06.2019, 04:29 Sag den Ängsten einfach: pffft Pustekuchen! Ihr könnt mich mal!
Oh, wie gern würde ich das tun.
Grad nehmen sie mich wahnsinnig ins Visier, die blöden Ängste.
Lebenswanderin hat geschrieben: Di., 11.06.2019, 04:29 Mit Recht darfst Du so richtig wütend darüber sein.
Tatsächlich bin ich absolut nicht wütend.
Ich weiß gar nicht, warum eigentlich nicht.
Grund genug hätte ich wohl.

Vielleicht, weil es auch einfach nichts ändern würde. Es wird nicht weniger schmerzhaft, wenn ich die Schuld bei anderen suche.

Übrigens war ich doch in der Arbeit heute. Sogar mit Überstunden. Irgendwie tat es ja gut, Ablenkung zu bekommen. 
Aber ich bin körperlich so an meiner Leistungsgrenze.. So müde, dass ich im Stehen einschlafen könnte. Es ist wie im Film.. Alles passiert nur mit mir, aber ich bekomm gar nichts richtig mit.

Wenn ich hier jetzt so liege, dann muss ich viel denken.
Über das, was ich mir aufgebaut habe. Was nach all der mühevollen Kleinarbeit binnen Sekunden einstürzen könnte. Das macht mir wahnsinnige Angst. Alles wackelt, wie so ein Bootssteg im Wasser. Man hat ständig das Gefühl, dass mein gleich fällt.. Aber irgendwie hält man sich doch und wird von den Wellen weiterhin getragen. Das kostet eine Menge Kraft.. So nah an den Wellen zu sein und ihnen das Vertrauen zu schenken, dass sie nicht stärker werden, als man sich selbst ausbalancieren kann. Aber irgendwie schsfft es auch Zuversicht, weil die Weite des Wassers viel mehr gibt, als die "zerstörerischen" Wellen nehmen könnten. Und manchmal ist es vielleicht auch das nass werden wert, wenn man bedenkt, was man alles verpasst hätte, hätte man es nie versucht.

Seit ich ausgezogen bin, kämpfe ich dafür, dass man mich als Mensch sieht, der ich bin. Nicht als der, den meine Depression aus mir zu machen versucht.
Es gelingt mir, glaube ich. Aber ich weiß noch nicht, ob es das alles wert ist. Mich macht so müde, was mit mir passiert.

Ich versuche mittlerweile seit Stunden Worte zu finden. Immer wieder lösche ich alles und formuliere es wieder um. Ich glaube, heute ist mir gar nicht danach, stark zu wirken.
Mein Körper resigniert. Ich habe seit Tagen kaum geschlafen. Der Kopfschmerz ist schon fast ein fester Teil von mir.
Beim Gedanken daran, morgen wieder los zu müssen, schnürt sich mir die Kehle zu. Meine Glieder fühlen sich so taub an. Es ist eine einzige Katastrophe mit mir.

Ich mag grad so gern mal gar nicht stark sein. Kind sein wäre so schön - dabei weiß ich gar nicht wirklich, wie sich das anfühlt.
Mein Kopf idealisiert das. Das hat für mich ganz viel mit Wärme, gehalten werden, nicht tapfer sein müssen zu tun.
Blöd von mir, davon auszugehen, dass es so wäre. Hab ich doch nie kennengelernt, wie es wirklich ist. Aber ich wünschte, es könnte das sein.
Nur einen Moment lang..

Wie blöd ich mir vorkomme. Hab doch schon gestern rumgeheult. Müsste doch langsam mal wieder besser werden, oder?
Ich hab das Gefühl, meine Kraft gleitet mir nur so aus den Händen.. Tag um Tag mehr.
Heute triggere ich mich irgendwie selbst. Aber es ist mir ein riesen Bedürfnis, die Gedanken nicht einfach verwehen zu lassen. Ich find irgendwie wichtig, dass sie da sind.. Weil sie mir etwas beibringen.
Vielleicht ist es wundervoll, sie hier auszuschreiben. Weil es das irgendwie ordnet. Und weil es mir so viel gibt, wenn jemand seine Meinung dazu äußert..

Für heute wünsche ich mir, dass mein Herz den Schmerz heil übersteht..
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Beitrag Di., 11.06.2019, 20:22

Pustekuchenxc hat geschrieben: Di., 11.06.2019, 19:37 Vielleicht ist es wundervoll, sie hier auszuschreiben. Weil es das irgendwie ordnet. Und weil es mir so viel gibt, wenn jemand seine Meinung dazu äußert..
Liebe Pustekuchen,

ja, es ist wundervoll, alles hier auszuschreiben, weil es das irgendwie ordnet. Das hast Du gut erkannt. Das ist der Anfang, Ornung in das Wirrwarr der Ängste zu bringen. Das ist der erste Schritt, die Ängste ans Licht zerren, damit sie nicht weiter im Dunkeln ihr Unwesen treiben können. Wenn Du dem Mut hast, dann schau sie Dir doch mal an und frag sie: Was wollt ihr eigentlich von mir? Woher kommt ihr? Und dann horch mal tief in Dich hinein und schau was passiert. Wenn nix passiert ist es auch ok, keinen Druck aufbauen. Es kommt manchmal erst später. Einfach nur mal schauen.

Die Angst hat einen Sinn, positiv wie negativ. Den gilt es heraus zu finden. Dann bekommt man auch heraus, was man tun kann.

Ich finde Dein Bild vom tragenden Wasser sehr schön und treffend. Wasser hat für mich eine große Bedeutung. Ich komme ursprünglich vom Wasser. Wasser kann so Vieles, aber vor Allem auch tragen, wenn man schwimmen lernt. Ich habe in der Therapie eine Situation gehabt, das musste ich sogar surfen lernen auf einer Riesenwelle! Und ich hab es geschafft. Ich bin nicht unter gegangen.

Pass gut auf Deine Kraft auf, denn die brauchst Du jetzt besonders. Notfalls lässt Du Dich krank schreiben, um ein Stück vorwärts zu kommen und etwas aufzutanken. Wenn Du zu viel Kraft verlierst, haben die Ängste ein leichtes Spiel.

Soweit erstmal. Ich freue mich wieder von Dir zu lesen. :hugs:
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nulla
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Beitrag Mi., 12.06.2019, 16:55

Liebe Pustekuchen,
Pustekuchenxc hat geschrieben: Di., 11.06.2019, 19:37 Ich mag grad so gern mal gar nicht stark sein. Kind sein wäre so schön - dabei weiß ich gar nicht wirklich, wie sich das anfühlt.
Mein Kopf idealisiert das. Das hat für mich ganz viel mit Wärme, gehalten werden, nicht tapfer sein müssen zu tun.
Blöd von mir, davon auszugehen, dass es so wäre. Hab ich doch nie kennengelernt, wie es wirklich ist. Aber ich wünschte, es könnte das sein.
Nur einen Moment lang..
Es ist überhaupt nicht blöd, dir etwas vorzustellen, was du nicht kennst, im Gegenteil! Ich finde großartig, dass dir das so gut gelingt und dass du dir das sogar wünschen kannst.
War spannenderweise heute in der Therapie auch mein Thema, dass ich gar nicht recht weiß, was es bedeuten könnte, ein Kind zu sein. Nur konnte ich kein so schönes Bild dazu finden wie du. Und wünschen geht schon gar nicht.

Halte dein Bild und die damit verbundenen Wünsche fest, sozusagen als Proviant für den Weg nach vorne :)

LG nulla
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Beitrag Do., 13.06.2019, 12:46

nulla hat geschrieben: Mi., 12.06.2019, 16:55 Nur konnte ich kein so schönes Bild dazu finden wie du. Und wünschen geht schon gar nicht.

Halte dein Bild und die damit verbundenen Wünsche fest, sozusagen als Proviant für den Weg nach vorne :)
Danke Nulla.
Ich empfinde das allerdings so ganz anders als du. Dieser Wunsch gibt mir wenig Kraft. Eher nimmt er sie mir, weil es mich wahnsinnig unglücklich macht, wie es ist.

Dieses Gefühl, nie diese mütterliche Wärme zu bekommen, die eigentlich "normal" wäre, macht mich völlig fertig.
Das führte auch dazu, dass ich einige Zeit sogar exzessiv nach einer mütterlichen Freundin suchte, weil ich mich unendlich leer gefühlt habe. Bestimmt war das auch der ganz falsche Weg um mit meiner Leere umzugehen.
Letztlich ists an mir, mir selbst eine "Mutter" zu sein, das weiß ich. Aber um Gottes Willen, sei das mal, wenn du nicht einmal weißt, wer du eigentlich bist.
Lebenswanderin hat geschrieben: Di., 11.06.2019, 20:22 Das ist der erste Schritt, die Ängste ans Licht zerren, damit sie nicht weiter im Dunkeln ihr Unwesen treiben können. Wenn Du dem Mut hast, dann schau sie Dir doch mal an und frag sie: Was wollt ihr eigentlich von mir? Woher kommt ihr? Und dann horch mal tief in Dich hinein und schau was passiert.
Den Mut habe ich nicht. Auch, wenn es durchaus plausibel und heilsam klingt. Grad fürchte ich mich noch vor allem, was hinter die Fassade geht.
Allein möchte ich es nicht wagen. Vielleicht aber eine gute Überlegung für die Therapie.
Ich denke, die Therapeutin könnte auch für dieses Thema gute Ansätze haben.
Schließlich konnte sie mir sogar Dinge erklären, die in meinem Kopf total festgefahren waren und sie dadurch etwas lösen. Erstaunlich diese Fähigkeit.. Wo lernt man nur, so immens wortgewandt zu sein?

Sie ist übrigens auch Mama, ihre Tochter ist nur 4 Jahre jünger als ich. Keine Ahnung obs die einzige ist, sie erzählte nur von dieser. Mir fällt das grad so ein, wenn ich an die Stunde zurückdenke.
Vielleicht ging ihr meine Geschichte deshalb so nah? Weil es genau so gut ihre Rolle sein könnte, was ich von meiner Mutter und ihrer Reaktion zu der Trauma-Thematik erzählte.
Das sprach sie ganz oft an. Wie sie sich fühlen würde, wie sie wohl reagiert hätte - nämlich auch so gar nicht nach Lehrbuch. Trotz Ausbildung. Weil es einfach menschlich ist, dass man auch mal emotionsgeladen falsch reagiert.
Aber sie ist trotzdem auf meiner Seite.. Sie sagt, sie hätte ihre Tochter niemals so fallen lassen, wie ich fallen gelassen wurde.
Damit hat sie ganz viel in mir gelöst und in Bewegung gebracht. Weil ich so abgestumpft war und mir so viel Schuld selbst zuschrieb.
Letztlich war ich wahnsinnig durcheinander und wusste gar nicht, was ich denken und fühlen sollte. All die Jahre lang.
Ich bin so dankbar für die neue Sichtweise. Auch, wenn es wohl noch ein weiter weg ist, bis ich das alles wirklich verstehen kann.

Ob es problematisch ist, dass sie das so sieht? So menschlich?
Komisch, dass ich mir darum Gedanken mache. Aber ich möchte sie auf Distanz halten. Irgendwas in mir möchte das unbedingt.
Ich habe Angst, dass sie sich nicht genügend distanziert.
Letztlich weiß ich nicht so genau, was ich von ihr erwarte oder brauche. Ihre Menschlichkeit ist so wichtig und letztlich genau das, was mich sprechen lässt. Wäre sie distanziert, würde mir das wesentlich schwerer fallen.
Aber was, wenn das falsch ist? Wenn sie distanziert sein MUSS, damit wir eine Arbeitsbeziehung führen können?
Lebenswanderin hat geschrieben: Di., 11.06.2019, 20:22 Ich finde Dein Bild vom tragenden Wasser sehr schön und treffend. Wasser hat für mich eine große Bedeutung. Ich komme ursprünglich vom Wasser. Wasser kann so Vieles, aber vor Allem auch tragen, wenn man schwimmen lernt. Ich habe in der Therapie eine Situation gehabt, das musste ich sogar surfen lernen auf einer Riesenwelle! Und ich hab es geschafft. Ich bin nicht unter gegangen.


Bei mir ähnlich. Lustig, oder? Ich bin ein Inselkind. Im Herzen werde ich es wohl auch immer sein. Wenn auch unklar ist, ob ich jemals die Kraft aufbringen kann, diesen Ort nochmal zu besuchen.

Schön, wie du selbst sagt, dass du immer diese tragende Wirkung des Wassers immer mataphorisch vor Augen hattest. Hier wieder: Danke, dass du immer wieder deine riesigen Erfolge mit mir teilst.
Ich wünsche dir von Herzen alles Gute für deinen weiteren Weg! :cuddle:

Teil 2 kommt gleich...
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Beitrag Do., 13.06.2019, 12:50

Lebenswanderin hat geschrieben: Di., 11.06.2019, 20:22 Pass gut auf Deine Kraft auf, denn die brauchst Du jetzt besonders. Notfalls lässt Du Dich krank schreiben, um ein Stück vorwärts zu kommen und etwas aufzutanken. Wenn Du zu viel Kraft verlierst, haben die Ängste ein leichtes Spiel.
Wirke ich hier tatsächlich so viel kraftvoller, als ich mich in Wirklichkeit fühle? Oder fühle ich mich wieder nur wesentlich kleiner, als ich es bin?
Für mich schwer, das zu distanzieren. In meinem Kopf bin ich so für überhaupt nichts zu gebrauchen, dass ich mich eigentlich nur dauerhaft unnütz fühle. Kann nix, schafft nix, will gar nix schaffen. Dabei will ich schon. Ach man.

Krank schreiben lassen ist leider nicht so einfach. Meine Chefs zeigen mir wohl nen Vogel.. Danach folgt dann das nächste Gespräch ala "du bist zu oft krank". Das ist die paar Tage Ruhe nicht wert. Wobei mein Arzt durchaus dafür ist, mich längerfristig ausm Verkehr zu ziehen. Aber das macht das alles ja auch nicht besser.
Ich bin in der Ausbildung.

Im äußersten Notfall muss ich natürlich drauf zurückgreifen. Grad würde ich mir aber einfach anderweitig Unterstützung wünschen. Gespräche.. Irgendwas, wo ich mich weiter ordnen kann.
Ich habe das Gefühl, dass ich Freunden mittlerweile verständlicherweise zu viel werde. Ich kann ohne gezielte Anregung (Fragen, angeleitete Perspektivwechsel, etc) nicht wirklich verbalisieren, was mir fehlt. Wenn ich mich 1x ausgekotzt habe, dann folgt eigentlich nur noch eine Wiederholung all dessen.. Obwohl die Grundprobleme viel, viel tiefer liegen.
Außerdem trau ich mich nicht, wirklich auszusprechen, was ich denke. Wer stellt sich denn vor gute Freunde und sagt "hm, grad wär ich lieber nicht mehr hier". Das würde ihnen doch das Herz brechen und die Hilflosigkeit ins unermessliche steigern.

Wo mir noch was aus der Stunde Freitag einfällt. Der Post hier ist fast so chaotisch wie meine Gedanken. Das tut mir so leid.
Ich hatte mir so fest vorgenommen, nichts in Richtung Suizidalität anzusprechen. Eigenschutz. Vor allem aber auch als Schutz gegen die Klinik.
Das war so fest in meinem Kopf verankert.. Und dann kam sie einfach und fragte. Aber nicht "sind sie suizidal?", sondern eigentlich hab ich mich selber in die Lage gebracht. Ich Idiot.
In etwa so...
Sie: warum waren sie damals in der Klinik?
Ich: mein Therapeut hatte Angst, ich könnte mir was antun.
Sie: Hätten sie?
Ich nach bestimmt 3 oder 4 Minuten reiner Stille: Kann ich nicht beantworten. Ich hatte es schon irgendwie vor.
Sie: und heute?
Ich, nach erneuter Stille: Die Gedanken lassen mich nicht los. Aber wie sollten sie auch bei dem Chaos in meinem Kopf. Eigentlich will ich nur, dass dieser elendige Schmerz verschwindet.
Aber daran möchte ich arbeiten. Lebend. Sonst säße ich jetzt nicht hier. Ich hatte nämlich eine sch* Angst vor heute..
Sie: Gut, dass sie da sind. Wirklich gut. Danke für ihr Vertrauen.

Und dann wars ausgesprochen, wovor ich am meisten Angst hatte. Und sie war einfach ok damit. Sie hat nicht einmal in Erwägung gezogen, mich wieder wegzuschicken. Sie sagte nur, dass wir das zusammen schaffen werden.

Erstaunlich, was das hier mit mir macht. Ich bin mir selbst so fremd.
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Montana
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Beitrag Do., 13.06.2019, 14:34

Du schreibst nicht chaotisch. Dein Text ist sehr gut verständlich. Dieses kurze Gespräch über die Suizidalität ist ganz wunderbar. Sie hat es gut gemacht, wie sie gefragt hat. Und deine Antwort klingt so ehrlich und berührend. Schön, dass du das sagen konntest. Verständlich, dass sich das fremd anfühlt. Denn sonst traust du dich sowas ja nicht. Aber das bist schon du, das bist du wie du sein kannst, wenn dich nicht die Angst hemmt.

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Beitrag Fr., 14.06.2019, 08:42

Heute symbolisiert mein Körper mir, dass rein gar nichts ok ist. Es ist bei ihm angekommen und das finde ich echt bedenklich.
Meine Beine Schmerzen. Der Gang zur Schule - das sind keine 15 Minuten - war so schwerfällig, dass meine Beine mehrfach einfach unter mir weggesackt sind und ich fast gestürzt wäre.
Das ist dann wohl die Erschöpfung, die ich seit Wochen konsequent ignoriere. Für heute bin ich einfach nur froh, dass ich nicht arbeiten muss.

Auf dem Weg hier hin hab ich wieder laut Musik gehört. Wie immer, wenn ich raus gehe. Dabei ist die Angst unter Menschen zu gehen wesentlich kleiner als früher noch. Ich besuche sogar Konzerte und ertrage es recht gut, mitten in der Menge zu stehen. Wer hätte gedacht, dass mir meine Leidenschaft mal aus meiner sozialen Phobie hilft.
Alles weitere regelt meine Arbeit. Ich muss mich als einzige Frau unter nahezu 70 Männern behaupten. Und das hat mich stark gemacht. Die Zeiten, in denen ich mir Dinge hab gefallen lassen, sind vorbei. Oft zumindest. Ich bin wahnsinnig gewachsen und viel selbstbewusster geworden - Das sagt sogar mein Umfeld.

Aber die Musik hilft. Es gibt so viele Lieder, die exakt beschreiben, was ich gar nicht in Worte fassen könnte.
Ich beneide Menschen, dich zum Beispiel, liebe Lebenswanderin, die das einfach verbalisieren können.
Ich kann vieles schreiben. Wohl auch gar nicht so schlecht, sagt man mir manchmal.
Aber ich könnte nie auch nur im Ansatz Worte für all das hier finden. Das übersteigt alles in mir.

Die Empfindsamkeit meines Körpers erstaunt mich. Weil ich fühle mich gar nicht schlecht. Ich ziehe sogar in Erwägung, nach der Schule ein schwedisches Möbelhaus zu besuchen, um endlich mal mit meiner Wohnung voran zu kommen. Gemütlichkeit sieht so anders aus.. Ich schäme mich immer, wenn Besuch kommt, weil meine Mittel so begrenzt sind.
Und ich werde zur Post laufen um ein Paket abzuholen. Auch für die Wohnung. Darauf freu ich mich besonders.
Vielleicht mag ich mich danach noch in die Sonne setzen oder ein Eis essen. Oder ich schaffe es mal wieder zum Sport.
Dinge, die unvorstellbar sind, zu Zeiten, in denen es mir richtig übel geht. Dennoch resigniert mein Körper. Als wäre ich die ganze Nacht gelaufen. Berg auf. Mit einer Horde Bären hinter mir.

Vielleicht bin ich das sogar. Nur, dass mein "Lauf" der Albtraum letzter Nacht und die "Horde Bären" eine Ansammlung aus Flashbacks, Depressionen und Ängsten war. Ob es mich jemals loslassen wird?
Aber was mir grad so auffällt.. Berg auf laufen ist in dem Zusammenhang doch gar nicht so schlecht?! Vielleicht wenden sich die Dinge grad weiter zum Positiven und ich sehs nur nicht.
Vielleicht ist es auch deshalb so enorm anstrengend.
Glaub nicht alles, was du denkst.

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Beitrag Fr., 14.06.2019, 09:02

Vielleicht nutzt du die Gelegenheit, im schwedischen Möbelhaus als erstes eine Kleinigkeit zu essen? Das vergisst man ja manchmal, wenn man so unterwegs ist. Und dann zeigt es auch irgendwann der Körper, dass Treibstoff fehlt. Und dann suchst du dir was Schönes für deine Wohnung. Klingt gut.
Nachts macht das Hirn ja eh komische Dinge. Mir geht das auch so, obwohl ich mich so viel besser fühle tagsüber. Aber ich wecke meinen Mann oft durch Schreie oder weil ich im Schlaf rede. Ob das jemals aufhört, weiß ich nicht.

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Beitrag Fr., 14.06.2019, 09:19

Liebe Pustekuchen,

ich muss immer wieder grinsen, wenn ich Deinen Namen schreibe, weil ich dieses pffft Angst, du kannst mich mal, so fühle in dem, was Du schreibst. Du schreibst so lebendig und in Bildern. Wunderbar nachzuvollziehen was in Dir vorgeht. Klasse! Ich finde, Du kannst das richtig gut! Pustekuchen! ich lauf trotzdem bergauf! Da bist Du nämlich schneller als die trägen Bären. :)

Und Musik hören! Auch so schön. Das ist eine Recursse auf die Du da zurück greifst. Mir geht es mit der Musik genauso. Das sind alles Anker, die man werfen kann bevor man ganz abdsäuft.

Aber das ist anstrengend und ich finde den Hinweis von Montana sehr gut. Indieser Zeit vergisst man oft das Essen und gerade jetzt, weil der Körper ja alles mitmacht, braucht er das besonders. Und das Trinken ist ebenso wichtig, Wasser, einfach nur Wasser. Der Köper verbraucht in solchen Zeiten besonders viel. Es ist eine große Anstrengung für den Körper.

Ich habe in solchen Zeiten viel mehr trinken müssen. Das habe ich daran bemerkt, dass meine Lippen permanent ausgetrocknet waren. Gib Deinem Körper was er braucht, und jetzt am Wochenende auch die Ruhe, nach der er verlangt. Wenn der Köper zusammen bricht, geht gar nichts mehr. Das habe ich so schmerzlich erleben müssen.

Pass gut auf Dich auf und geh behutsam mit Dir um :hugs:
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Beitrag Fr., 14.06.2019, 10:12

Bei mir waren die Bären Tiger, bis sich irgendwann herausstellte, als ich den Mut fand ihnen ins Gesicht zu gucken, dass es nur Papiertiger waren. Es sind alte Ängste, die Dir heute nichts mehr tun können, weil Deine Wirklichkeit eine andere geworden ist.

Deshalb ist es gut, dass Du Dir immer wieder die heutige Zeit anschaust. Es gibt da die Gefahren nicht mehr! Und Du hast solche Stärke schon entwickelt. Auch wenn Du sie gerade nicht fühlen kannst. Immer wieder da hinschauen, was wirklich heute ist. Aber das tust Du ja auch. Dass Du es selber sehen konntest, dass Du bergauf läufst, ist klasse. Obwohl Du es gar nicht so gefühlt hast, sondern gefühlsmäßig es ganz anders für Dich gerade ist. Ich hoffe, ich konnte verständlich machen, was ich sagen will.
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Beitrag Sa., 15.06.2019, 21:27

Heute saß ich im Auto, als Beifahrer. Und einen Moment, nur einen Hauch von Sekunde, überkam mich ein Gedanke. Wäre doch gar nicht so schlimm, würden wir jetzt gegen einen Baum fahren, oder?
Autofahren hat mir seit jeher Angst gemacht. Ich mag die Geschwindigkeit nicht. Die Tatsache, dass man die Kontrolle viel zu leicht verliert. In diesem Hauch einer Sekunde war die Angst weg. Wovor hätte ich auch Angst haben sollen, wenn alles, was passieren könnte, gar nicht mehr so undenkbar erschien.

Im nächsten Augenblick hab ich diesen Gedanken verworfen und musste mich schütteln. Es hat mich geschockt, was ich da eigentlich grad gedacht habe.
Ich bin nicht suizidal, aber son Unfall wäre doch ok? Was ist denn mit mir?
Mache ich mir selbst was vor oder bin ich der Verzweiflung einfach nur viel näher, als ich es selbst gedacht hätte?

Ich bin schon überzeugt, dass ich leben möchte. Der Weg, den ich seit Jahren gehe, ist für mich nur schwer erträglich. Hätte ich andere Pläne gehabt, hätte ich es lang getan.
Warum sollte ich mich sonst so bewusst dafür entscheiden, einer fremden Frau meine Seele zu öffnen und mir selbst damit so viele Wunden wieder aufzureißen? Wenn es doch eine denkbare Alternative gäbe, mit der ich mich diesem Schmerz entziehen kann?
Dieser Gedanke heute ergibt für mich keinen Sinn. Aber er war so präsent, wenn auch nur kurz, dass es mir Angst macht.

Vielleicht wollte ich gar nicht sterben? Vielleicht habe ich einfach nur philosophiert, wie es wäre, wenn mir was passieren würde.
Das ist so unsensibel verunfallten Menschen gegenüber, dass ich mich für diesen Gedanken tief schäme. Wirklich.
Es ist nur, dass man den seelischen Schmerz nicht sieht. Es juckt schlicht weg niemanden (in meinem näheren Umfeld), ob ich sage, dass es mir heute nicht so gut geht. Wäre es was körperliches, ein gebrochenes Bein oder so, wäre das so anders.
Vielleicht ist das, was mir fehlt. Oder der kleinen Pustekuchen, die sich nicht so gut hinten anstellen lässt, wie ich das gern hätte. Dass sich einmal jemand Sorgen um mich macht. Dass man mich mal sieht und wahrnimmt. Dass sich einfach mal jemand um mich kümmert und ich nicht so verlassen vor dieser riesengroßen Welt stehe.

Ich fühle mich ein wenig übersehen grad. Von so vielen Seiten.
Vielleicht würde ich mich selbst auch einfach übersehen, müsste ich nicht in mir selbst festsitzen und diese Massen an Schmerz selbst spüren.
Ich bin einfach ein Mauerblümchen. Im Grunde stark genug um wo zu wachsen, wo eigentlich nichts wachsen kann. Aber völlig unscheinbar. Nicht die Art von Blume, von der man erzählt. Eben keine Rose und auch kein Löwenzahn. Weder wunderschön, noch mutig genug, einfach da zu wachsen, wo ich gern wachsen würde.
Mauerblümchen ist sogar der "Name" eines Blogs (unter Mauerblümchen ist der aber nicht zu finden, deswegen sag ich es so offen), den ich seit vielen, vielen Jahren besitze. Damals war mir die Bedeutung gar nicht so klar wie heute. Es geht mir nicht um seine umgangssprachliche Bedeutung. Eher ist es das sprachliche Bild, was mich ganz sehr an mich erinnert.

Und wieder frage ich mich, wer ich eigentlich bin. Wohin ich gehöre. Was meine Aufgabe hier auf dieser Welt ist. Und ich komm zu keiner Antwort.

Als Kind dachte ich immer, ich würde mal was verändern. Es würde schon einen Sinn haben, dass ich war, wie ich es war. Ich wollte forschen, die Welt verstehen, Dinge erklären. Als ich dann verstanden habe, dass ich eigentlich nichts verstehe, tat sich da ein Loch auf.
Ich war immer irgendwie anders. Las schon in der Grundschule oft lieber ein Buch, als mit anderen Kindern zu spielen.
Aber es ist nichts, was blieb. Nichts, was ich so gut konnte, dass ich es hätte nutzen können. Eben kein Kind, was etwas verändern könnte.
Nur ein stinknormales Kind, wie jedes andere wohl auch, was irhendwann einen Abschluss macht und ahnungslos ins Leben startet.

Und da steh ich jetzt so am Anfang meines Lebens und find mich nicht zurecht.
Ich wünschte, da wäre wer, der mir die Hand reicht. Aber ich ernte immer nur, dass es jetzt an mir allein ist, zu laufen.
Ich bin nicht so weit. Auch, wenn ich immer schon so erwachsen wirkte. Ich bin es einfach nicht.
Jetzt stolpere ich so vor mich hin, weil stehen bleiben alles nur noch schlimmer macht. Und wenn ich hinfalle, dann ist da wieder keine Hand, die mich nach oben zieht.

Das schnürt mir den Brustkorb zu.
Glaub nicht alles, was du denkst.

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