Stellenwert der therapeutischen Beziehung

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Losemyself
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Beitrag Mo., 28.05.2018, 16:02

Die Abhängigkeit aus der ich mich gelöst habe, ging über viele, viele Jahre. Sie war sehr ungut für mich. Ich war da durchgehend der gebende Part. Nehmen war da nicht gegebeb.
Es brachte mich an meine emotionalen Grenzen und darüber hinaus.
Das weiss meine Therapeutin und sie möchte das ich jetzt die Erfahrung mache, dass es auch gute Abhängigkeit gibt. Sie möchte meine Abhängigkeit um mir zu zeigen, dass es gute gibt.
Allerdings fühlt sie sich nicht gut für mich an. Denn es schlummert da, für mich, eine Erwartungshaltung mit drin.

Ihre zugewandtheit, ihre Bereitschaft sich nach meine Zeit zu richten. Ihre unterstreichung, dass sie gut für mich ist, macht mich abhängig.
Und ja, ich Wende mich gerade immer mehr, oder besser gesagt ich ziehe mich immer mehr aus anderen Beziehungen zurück.
So als könne nur sie mir geben was ich brauche. Ich weiß dass das nicht stimmt, aber so fühlt es sich gerade für mich an.
Wie schon erwähnt verspüre ich nicht mal mehr Lust auf intime Nähe zu meinem Partner. Und das finde ich schrecklich.
Mit ihr darüber zu reden, womöglich so wie ich es hier schreibe, ist für mich, scheint mir unmöglich. Zu groß ist meine Angst, was dann kommt, von ihr wie auch von mir.
Solche Gefühle hatte ich, in dem Außmasse, noch nie.
Ich bleibe auf ewig eine Marionette, nur die Puppenspieler wechseln von Zeit zu Zeit... :kopfschuettel:

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Rainer-JGS
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Beitrag Mo., 28.05.2018, 16:33

Liebe L.,
bedenke bitte den so elementar wichtigen Grundsatz einer gelingenden Therapie:

"Dort wo es weh tut - genau dort geht es lang!"

Solange Du Dich diesem Wachstumsschmerz verweigerst und genau dieses Thema nicht ansprichst, wirst Du Dich weiter im nur Kreise drehen, nach dem bekannten Motto:

"Immer das Gleiche - bis zur Leiche!"
Liebe Grüße vom Rainer-JGS,
der immer gerne das aufhebt, was ihm der liebe Gott vor die Haustüre legt.

Wegen der besseren Lesbarkeit und aus Liebe zur deutschen Sprache benütze ich gerne die traditionelle Rechtschreibung und das generische Maskulinum.

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Losemyself
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Beitrag Mo., 28.05.2018, 16:50

Es führt also kein Weg dran vorbei?
Aber was sage ich oder wie sage ich das?

Wie fühlt sich eine gute Abhängigkeit an?
Ich bleibe auf ewig eine Marionette, nur die Puppenspieler wechseln von Zeit zu Zeit... :kopfschuettel:

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Philosophia
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Beitrag Mo., 28.05.2018, 17:05

Ich hab den Eindruck, dass sich gute Abhängigkeit im Kern nicht gefährlich anfühlt.
Aber was nicht cool ist, dass du dich von anderen Beziehungen entfernst, andersherum solls sein, dass du dir gute Kontakte aufbauen lernst. Aber vielleicht müssen dazu erstmal die alten Kontakte fort, wenn sie nicht gut tun.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Prinzessin27
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Beitrag Mo., 28.05.2018, 17:13

Hallo,
Ein "halt gebendes Wesen " - das ist sehr treffend und hört sich sehr schön an, finde ich. So empfinde ich meinen Therapeuten auch.

Du kannst doch erst mal vorsichtig anfangen, sagen, dass du sehr viel an sie denkst zwischen den Stunden. Das für dich beunruhigend ist und Angst macht. Dann mal gucken was passiert.
Du musst ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen und alles erzählen was du hier geschrieben hast.

Das würde vielleicht auch überfordern. Ich habe solche Sachen auch schon angesprochen. Zum Teil könnte ich es gut, zum Teil war es mir peinlich. Er ging immer gut damit um. Bei mir sind das eh oft Phasen. Mal brauche ich ihn mehr und denke ständig an ihn und mal gar nicht.

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Rainer-JGS
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Beitrag Mo., 28.05.2018, 19:29

Losemyself hat geschrieben: Mo., 28.05.2018, 16:50 Es führt also kein Weg dran vorbei?
Aber was sage ich oder wie sage ich das?

Wie fühlt sich eine gute Abhängigkeit an?
Es ist nicht wichtige, wie Du es sagst,
sondern nur, daß Du es überhaupt sagst und dabei absolut wahrhaftig und echt bist!

Mit Deiner Tendenz eine gute Figur zu machen,
blockierst Du Deine seelische Entwicklung und Deine Lebenskraft!
Liebe Grüße vom Rainer-JGS,
der immer gerne das aufhebt, was ihm der liebe Gott vor die Haustüre legt.

Wegen der besseren Lesbarkeit und aus Liebe zur deutschen Sprache benütze ich gerne die traditionelle Rechtschreibung und das generische Maskulinum.


montagne
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Beitrag Mo., 28.05.2018, 20:18

@losemyself:
Es kann immer noch sein, dass diese "Verführung" ihrerseits nur in deinem Kopf passiert, aufgrund deiner Vergangenheit. Es ist ja immer die Frage, was ist Hier und Jetzt und was kommt von früher her? Wobei ich nach dem wenige, was du schreibst schon sagen würde, es ist mehr als nur in deinem Kopf. Ich weiß nicht, mir kommts komisch vor.

Zu deiner Frage, wie fühlt sich gute Abhängigkeit an:
Ich persönlich würde sagen, ich habe trotz aller Bedenken bezüglich der Therapie immer das Gefühl, es geht in Richtung Freiheit. Eine gewisse Abhängigkeit kommt ja ohnehin, d braucht eine Therapeutin garnichts für tun.
Und jetzt würde ich sagen, ich fühle mich ein bisschen unabhängiger von meiner Therapeutin und trotzdem oder genau deshalb haben wir einen besseren, direkteren Kontakt als früher.
amor fati

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Losemyself
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Beitrag Mo., 28.05.2018, 22:36

Grundsätzlich habe ich gute Beziehungen. Die Schlechte habe ich ja vor kurzem aufgegeben.
Das war beängstigend und gleichzeitig sehr befreiend.

Den Rat, mich da langsam vorzutasten finde ich gut. Erstmal nur zu sagen, dass ich so oft an sie denken muss. Aber ist das nicht irgendwie peinlich dass ich meiner Therapeutin sage dass ich ständig in Gedanken bei ihr bin?
Puh, das wird mir ganz schön Überwindung kosten.

Und nein, es ist nicht nur in meinem Kopf.
Meine Therapeutin sagte es mir so, wie ich es hier geschrieben habe.
Etwas zu erfinden, würde mir nicht weiter helfen.
Klar ist da viel Altes mit im Spiel, sie greift meine Gefühle auf, der Wunsch endlich mal gesehen zu werden.
Aber ich bin mit zwei Brüdern aufgewachsen. Da durften keine Gefühle gezeigt werden. Taff und hart, die Rolle der Mutter einnehmend, so hatte ich zu funktionieren. Meine Mutter war zwar Körperlich anwesend, aber mehr auch nicht.

Daher fällt es mir schwer so offen über meine Gefühle zu sprechen, vor allem über Gefühle gegenüber einer Frau, die ich so vorher noch nie empfunden habe. Fast als wäre ich dass erste mal in meinem Leben verliebt. Blöder Vergleich aber kenne gerade kein besseres.
Diese Gefühl macht mir Angst und ist unangenehm, aber je netter meine Therapeutin ist, je stärker das Gefühl wird. Umso mehr muss ich an sie denken und das tut mir nicht gut.

Manchmal wäre es mir lieber, sie wäre etwas distanzierter.
Ich bleibe auf ewig eine Marionette, nur die Puppenspieler wechseln von Zeit zu Zeit... :kopfschuettel:

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Philosophia
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Beitrag Di., 29.05.2018, 05:12

Gerade die letzten Worte kannst du ihr doch sagen und dann könnt ihr sehen, was ihr daraus macht. Ich vermute, sie wird damit gut umgehen können. Dieser Widerstand dürfte ihr gut bekannt sein.
Was du jetzt erlebst, sind kindliche Liebesgefühle. Weswegen du vielleicht von Verliebtheit ausgehst: Nicht selten sind kindliche Liebesgefühle die Basis bei asymetrischen Erwachsenenbeziehungen, in denen versucht wird, den kindlichen Mangel auszugleichen. Das sind aber keine reifen Beziehungen. Zum Glück ist deine Therapeutin eben Therapeutin und da passt das. Sie wird mit deinen Gefühlen umzugehen wissen und wissen, dass du von ihr nur kindiche Dinge willst (selbst wenn sich da irgendwann ne sexuelle Note - du bist ja eben auch körperlich erwachsen - einstellen sollte). Ich kann verstehen, dass dir das peinlich ist - sie ist immerhin eine wildfremde Frau.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer


Waldschratin
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Beitrag Di., 29.05.2018, 09:21

Ich kann auch verstehen, dass dir das peinlich ist, liebe Losemyself.
Andererseits ist es einem/einer Thera nur zu vertraut, dass die Klieneten ihre peinlichsten Dinge ihnen anvertrauen. Deshalb geht man ja in Therapie und nicht zu ner Freundin oder dem Partner, weil ne Therapie halt doch noch ein "besonderer" Schutzraum ist, mit einem fachlich ausgebildeten Menschen, zu dem man zwar ne Beziehung aufbaut, der sich aber bestenfalls nicht in diese "mitverstrickt".

Will heißen : Es "darf" dir ruhig peinlich sein, aber das stört an sich in ner Therapie nicht.

Ich glaube dir absolut, dass du hier nix erfindest oder dazudichtest etc.
Was aber sein kann : Dass du aufgrund deiner bisherigen Erfahrungen "fehlinterpretierst", was deine Thera sagt und tut dir gegenüber.
Kann, muss nicht so sein.
Aber genau da liegt für mich der derzeitige Knackpunkt : Ist die Abhängigkeit ne gute oder traumatisierende? Diese Frage ist es absolut wert, dass du dich "raustraust" und zu überprüfen anfängst, was findet tatsächlich nur in deinem Kopf statt, was "meint" deine Thera, wenn sie sagt, was sie sagt. Das ist ja noch ein Unterschied : Was einer sagt, was der Andere hört, was einer meint mit dem, was er sagt und der Andere meint zu hören. Vier unterschiedliche Ebenen, die es abzugleichen gilt.

Wie bist du denn bisher in deinem Leben vorgegangen, wenn du so "Peinliches" und Schwieriges angehen musstest?
Du schreibst, du bist aus dieser schlechten Beziehung jetzt aus : Wie hast du das bewerkstelligt?

Ich frage deshalb, weils ja unterschiedliche Menschen gibt. Manch einer fährt besser, wenn er "tabula rasa" macht, ein Anderer braucht eher das ganz Behutsame, Vorsichtige. Und dann gibt's ja noch die ganzen vielen Abstufungen dazwischen.
Vielleicht helfen dir deine alten Erfahrungen mit Schwierigem ja, jetzt für dich in dieser ganz neuen Situation dir deinen Weg zu bahnen?

Ich find nämlich auch, das alles für dich zu behalten, mit dir selber auszumachen, ist so ziemlich das am wenigsten Dienliche für dich, was du tun kannst.

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Losemyself
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Beitrag So., 10.02.2019, 17:19

Hallo,

Mich beschäftigt gerade etwas sehr. Vielleicht geht's einem ähnlich.

Welchen Stellenwert hat der Therapeut/die Therapeutin in eurem Leben? Wieviel Raum nimmt eure Therapeutische Beziehung ein?
Welche Gefühle hegt ihr ihm/ihr gegenüber? Könnt ihr euch richtig fallen lassen?
Was würdet ihr euch vom Therapeuten wünschen?
Wie fühlt ihr euch wenn ihr an ihm oder sie denkt?
Hat die Therapeutische Beziehung Einfluss auf eure andere Beziehungen?
Was macht sie oder ihn so "besonders"?
Warum sich überhaupt darauf einlassen, wo man doch weiß, dass das ganze nur für kurze Zeit ist?

Fragen über Fragen.....

Losemyself
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candle.
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Beitrag So., 10.02.2019, 17:33

Losemyself hat geschrieben: So., 10.02.2019, 17:19 wo man doch weiß, dass das ganze nur für kurze Zeit ist?
Du kannst hier auch die Suche bemühen, das Thema gibt es zu Hauf.

Und die letzte Frage: Es gibt doch so viele Beziehungen im Leben, die relativ kurzlebig sind oder hast du ein Leben wo alles über Jahrzehnte gleich geblieben ist? Das würde mich jetzt mal interessieren. Und wenn du auf die Frage eingehen magst: Ich bin gespannt auf die Antwort.


LG candle
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Pauline
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Beitrag So., 10.02.2019, 17:53

Themen zusammengeführt.
Pauline

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Montana
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Beitrag So., 10.02.2019, 22:15

Was meinst du denn überhaupt genau mit "fallen lassen"? Generell würde ich sagen, so etwas tue ich überhaupt nie. Der Mensch, dem ich am meisten vertraue, ist mein Ehemann, und auch der weiß nicht alles. Geht ja auch irgendwie nicht, denn dazu wäre eine Art Gedankenübertragung in Super-Geschwindigkeit nötig. Meinen Therapeuten kenne ich zwar länger als meinen Mann, aber weniger gut. "Besonders" in dem Sinne ist er nicht, obwohl ich denke, dass er gute Arbeit macht. Sein Einfluss auf mich war am Anfang wesentlich größer. Das tat mir nicht gut. Aber er hat auch immer wieder Sachen gesagt, die ich mit gutem Gewissen einfach doof finden konnte, z.B. mein Mann sei nicht der richtige für mich. Da hab ich mir einfach gedacht, dass ich das wohl besser beurteilen kann. Oder, dass ich besser keine Kinder haben sollte. Im Verlauf der Therapie bin ich Mutter geworden. Ich kann also durchaus eine andere Meinung haben und krasse Sachen machen, und davon geht die therapeutische Beziehung nicht kaputt. Es verändern sich nur ein paar Dinge. Ich würde sagen, ich bin "größer" geworden.

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Anna-Luisa
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Beitrag Mo., 11.02.2019, 10:05

Losemyself hat geschrieben: So., 10.02.2019, 17:19 Welchen Stellenwert hat der Therapeut/die Therapeutin in eurem Leben? Wieviel Raum nimmt eure Therapeutische Beziehung ein?
Welche Gefühle hegt ihr ihm/ihr gegenüber? Könnt ihr euch richtig fallen lassen?
Was würdet ihr euch vom Therapeuten wünschen?
Wie fühlt ihr euch wenn ihr an ihm oder sie denkt?
Hat die Therapeutische Beziehung Einfluss auf eure andere Beziehungen?
Was macht sie oder ihn so "besonders"?
Warum sich überhaupt darauf einlassen, wo man doch weiß, dass das ganze nur für kurze Zeit ist?
Den Stellenwert finde ich nicht annähernd so hoch, wie den meiner Familie und Freunde. Sympathie empfinde ich meiner Therapeutin gegenüber schon. "Fallen lassen" möchte ich mich nicht. Ich wünsche mir nichts anderes, als dass sie professionell arbeitet (wobei es müßig ist sich etwas zu wünschen, was bereits der Fall ist.) "Besonders" finde ich sie nicht.

Alle Dinge auf die ich mich einlasse, werden irgendwann abgeschlossen sein. Da sehe ich in einer Therapie keine Ausnahme.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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