Unstimmige Therapiesituation

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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MariJane
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Beitrag So., 30.12.2018, 10:27

lisbeth hat geschrieben: So., 30.12.2018, 10:19 Damit schiebst du ihm aber alle Verantwortung zu. Du hast genauso die Möglichkeit, nachzufragen. Es ist deine Therapie, damit solltest du auch deinen Teil der Verantwortung übernehmen.
Bestimmt, aber er ist der Experte hinsichtlich der Therapiegestaltung und wenn ich in einem emotionalen Ausnahmezustand bin, dann kann ich nicht nachdenken, ergo will einfach alles loswerden, auch Verantwortlichkeiten für dämliche Typen. (Ggf. inkl. Therapeut)

Aber ich weiß, was du meinst.

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ziegenkind
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Beitrag So., 30.12.2018, 11:25

MariJane, das scheint mir wichtig zu sei: wenn Du Dich abgelehnt fühlst, kommt die Phantasie, der andere wolle etwas Sexuelles von Dir, sei vielleicht sogar missbräuchlich. Eine interessante Verschiebung und eine interessante Variante der Sexualisierung von Beziehung in dem Moment, in dem sie schwierig wird. Darüber nachdenken könnte Dir mehr helfen vielleicht als das Grübeln über Deinen Therapeuten
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


mio
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Beitrag So., 30.12.2018, 11:36

MariJane hat geschrieben: Sa., 29.12.2018, 19:17 Ich will gerne gemocht werden- nicht geliebt.
Und was tust Du wenn Du gemocht werden möchtest? Also wie verhälst Du Dich wenn Du das erreichen willst?


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MariJane
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Beitrag So., 30.12.2018, 11:46

ziegenkind hat geschrieben: So., 30.12.2018, 11:25 MariJane, das scheint mir wichtig zu sei: wenn Du Dich abgelehnt fühlst, kommt die Phantasie, der andere wolle etwas Sexuelles von Dir, sei vielleicht sogar missbräuchlich. Eine interessante Verschiebung und eine interessante Variante der Sexualisierung von Beziehung in dem Moment, in dem sie schwierig wird. Darüber nachdenken könnte Dir mehr helfen vielleicht als das Grübeln über Deinen Therapeuten
Nicht grundsätzlich in zwischenmenschlichen Beziehungen. Ist ein seltsames Therapieding. Grundsätzlich bin ich da normal; sprich Mann der mehr will, benimmt sich so. Aber ich weiß sehr genau, was du meinst. Ich fühl mich von ihm auch nicht wirklich abgelehnt- wir haben häufig ausgetauscht, dass wir uns mögen. Ich fühl mich quasi professionell abgelehnt, hatte den Eindruck, er will gar nicht mit mir arbeiten. Sein ganzes Thema war, weibliche Therapeutin wäre besser, wir haben zu wenig Zeit im Rahmen des Kliniksettings... zuletzt erschien er mir eben fast aggressiv als es um eine leichte Belästigung ging und deshalb hat sich das so in Richtung was persönliches verschoben.
Zuletzt geändert von MariJane am So., 30.12.2018, 11:54, insgesamt 1-mal geändert.

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MariJane
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Beitrag So., 30.12.2018, 11:50

mio hat geschrieben: So., 30.12.2018, 11:36
Und was tust Du wenn Du gemocht werden möchtest? Also wie verhälst Du Dich wenn Du das erreichen willst?
Absolut keine Ahnung; ich stell mich ziemlich auf mein Gegenüber ein. So in etwa; läuft aber nicht bewusst. Faktisch sind mir Menschen erstmal egal, wenn ich Sie kennenlerne, auch was sie über mich denken. Nur wenn mir jemand in den Kram passt, läuft eben mein Anpassungsmodus an und ich hab ehrlicherweise fast für jeden Quark Verständnis, bin recht wertfrei meinte eine Freundin mal. Sprich, ich spreche mit meinem Therapeuten zum Beispiel die selbe Sprache und wenn mir was nicht passte, hab ich erstmal still gehalten. Und all das ist dann letztlich eskaliert.


mio
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Beitrag So., 30.12.2018, 12:13

MariJane hat geschrieben: So., 30.12.2018, 11:50 Sprich, ich spreche mit meinem Therapeuten zum Beispiel die selbe Sprache
Könntest Du Dir vorstellen, dass Dir genau diese "Illusion" um die Ohren geflogen ist?


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MariJane
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Beitrag So., 30.12.2018, 12:15

Ich meine damit, dass ich die selbe Wortwahl wie er verwende. Mich da angepasst habe; er ist habituell eher cool und ich hab mich darauf eingelassen.


mio
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Beitrag So., 30.12.2018, 12:20

Also an sich sollte das eher "umgekehrt" sein. Ein Therapeut stellt sich normalerweise auf die Sprache und Wortwahl des Patienten ein. Wobei sowas "schwierig" sein dürfte, wenn Du das sozusagen "statt seiner" bereits tust und sozusagen "übernimmst".

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Schneerose
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Beitrag So., 30.12.2018, 17:55

Weißt du MariJane,
dass ich dir für deinen Thread hier sehr dankbar bin - ich lerne durch dich sehr viel, wie ich vor einigen Jahren in Therapie war; ich hoffe ich kann in der kommenden Therapie anders umgehen mit meinen Gefühlen...
erstmals erkenne ich, wie mühsam es für Therapeuten ist, wenn man sie so unglaublich vermeintlich MAG und zurück gemocht werden möchte,
und sobald sie einem zeigen, dass man Ihnen im therapeutischem Sinne wirklich wichtig ist,
dann projeziert man sexuelle Phantasien aus sie...
wow, ist dieser Beruf phasenweise anstrengend - denke ich mir gerade...
und ich begreife zu verstehen, warum Therapeuten sich gut schützen müssen, denn die haben nicht nur einen Patienten sondern gleich mehr von der Spezies...

sei mir nicht böse MariJane, ich wünsche dir wirklich viel Kraft für die kommende Zeit und deinem Therapeuten, dass
er weiterhin so standhaft bleibt.
Ich kann dich so gut verstehen, ehrlich,
aber heute versteh ich viel mehr die Therapeuten Seite, das möge sie nicht "freisprechen" von Fehlverhalten, aber
ich seh nun echt Klartext, über mich selbst,

und dafür danke ich dir sehr!
Alles Liebe Schneerose
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->


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MariJane
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Beitrag So., 30.12.2018, 18:47

Schneerose, ich für mein Teil lerne hier auch sehr viel für mich- durchs runterschreiben, durch Rückmeldungen.

Du hast Recht, der arme Mensch hat gleich mehr von meiner Sorte an der Backe. Das ist etwas, und ich glaube, ich bin schon relativ nervig und quasi die Kür, was ich nicht vergessen sollte. Es ist wirklich so, dass ich sehr an ihm gehangen habe- Supermantherapeut, der erste, der durch seine Art schlimmeres verhindert hat. Dafür wurde er von mir echt heiß und innig geliebt. Zuletzt schien mir, dass er nicht mehr aushalten möchte, dass ich ihm vielleicht zu viel bin und Superman quasi auch nur ein Mensch ist. Und ich will halt (dreimal mit dem Fuß aufstampf) Superman und nicht irgendein menschliches Wesen, dass durch mich an Grenzen kommt. Ich werde mit ihm eben darüber reden müssen, ob er mich nur aus Verantwortungsgefühl wieder aufnimmt, oder ob er mit mir klar kommt und klar kommen möchte. Die vorletzte Sitzung war aber aus meiner Sicht wirklich so strange, dass man da auf komische Gedanken kommen kann. Ich glaube aber mittlerweile und heute, dass es eher um die Frage gehen muss, ob er mit mir arbeiten möchte, meint, dass wir klar kommen. Als ich ihn am Telefon zugeblubbert habe letztens, war er ja sehr direkt: So ein Thema ging zwischen uns schon mal schief. Wir haben beide, glaube ich, geeiert, ob wir einen Termin machen- er wollte, dass ich in Ruhe überlege und ihm schreibe und irgendwie war dann doch der Termin da. Ich ahne eben, in gewisser Weise, dass er ungerne mit mir arbeiten möchte- Gründe egal- und das nur tut, weil es eben sein Job ist und er Pflichtgefühl, Verantwortungsgefühl mir gegenüber hat. Und das geht schief.

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Solage
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Beitrag Fr., 04.01.2019, 23:10

MariJane hat geschrieben: So., 30.12.2018, 11:50 Nur wenn mir jemand in den Kram passt, läuft eben mein Anpassungsmodus an und ich hab ehrlicherweise fast für jeden Quark Verständnis, bin recht wertfrei meinte eine Freundin mal. Sprich, ich spreche mit meinem Therapeuten zum Beispiel die selbe Sprache und wenn mir was nicht passte, hab ich erstmal still gehalten. Und all das ist dann letztlich eskaliert.
Dieser Anpassungsdruck sollte meiner Meinung nach ein wichtiges Thema in der Therapie sein.
Gibt auch den Ausdruck: Das falsche Selbst!
Nicht still halten, sondern laut äußern, was für Dich nicht passt.
Deine Wahrheit muss nicht die Wahrheit des Therapeuten sein, aber Dein Empfinden würde ich in Zukunft deutlich zur Sprache bringen. Sonst können evtl. Missverständnisse nicht bearbeitet werden.
Gelingt die Therapie dann trotzdem nicht, dann liegt das Scheitern nicht nur bei Dir.
Therapeuten kommen nicht weiter, als ihre Widerstände (Abwehr) dies zulässt. Das ist nicht von mir, sondern Fachjargon.
Du kommst dann nicht weiter, weil Du so uneinsichtig, gestört etc. bist, sondern weil dieser Therapeut mit Dir nicht weiter kann.
Das erfährst Du nur, indem Du ganz ehrlich und tief Deine Ängste in der Therapie äußern kannst. Wie es Dir wirklich mit ihm geht!
Das kann dazu verhelfen, dass Dein Therapeut wiederum Verständnis für Deine Not bekommen kann.
Das wünsche ich Dir!
Gelingt das nicht, dann würde ich nicht dort verweilen.


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MariJane
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Beitrag Sa., 05.01.2019, 01:19

Danke Solage. Ich hab versucht ihm das mal zu erklären, aber er versteht es nicht, hat es abgetan. Ich hab immer das Gefühl, dass ich erst in Interaktion entsteht- meine Identität sich dann ausbildet. Er war wirklich verdammt toll, als ich eine Megakrise hatte, Angst vor ihm bekam- aber womöglich sind seine Grenzen bei einigen meiner Probleme wirklich erreicht. Über all das werden wir aber wohl doch einige Zeit reden, weil ich in einer dicken Vaterübertragung stecken dürfte und will, dass Papa das Aua pustet und so ist, wie ich Papa brauche. Sprich, mir wird es schwerfallen, die Zusammenarbeit zu beenden, ohne noch zu versuchen, dass was ich da hatte, zu retten.

Der Termin steht an und ich hirne rum, ob ich ihn per Mail vorwarne, dass es Klärungsbedarf gibt- dann könnte er sich vorbereiten, was gut und nicht gut ist. Ich weiß nicht, ob ich das Problem, was ich habe, auf einer halben Seite formulieren kann und mehr will ich keinesfalls schreiben.


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MariJane
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Beitrag Mo., 07.01.2019, 19:49

So, heute war ich bei ihm und es lief alles etwas anders als geplant. Ich hab rumgemacht, dass die vorletzte Sitzung wieder hochgekommen ist und er meinte, er erinnert sich nicht wirklich. Irgendwie sind wir dann direkt in meine anderen Probleme eingestiegen... naja und das war wieder der Therapeut, den ich kannte, den ich echt mag, der mir hilft und gut tut. Am Ende hab ich dann gesagt, dass ich in der vorletzten Sitzung begriffen habe, dass Onkel Therapeut auch ziemlich gemein sein kann. Und er griff es auf und meinte, er ist für mich da, wenn ich merken sollte, dass er wieder gemein wird, soll ich einfach gehen. So betrachtet haben wir zumindest im Grundsatz besprochen, dass sein Verhalten mistig war und er hat mir gesagt, wie ich dann verfahren soll falls es wieder passiert. Ich weiß nicht, ob mir das als Klärung reicht, aber vorerst war das ein guter Einstieg und ich hab gerade wirklich Probleme und solange er sich so gut anfühlt, ich mit ihm echt heikle Themen gut über die Bühne bringe, bin ich gerade erstmal zufrieden. Trotzdem gehört das vermutlich auf den Tisch? Denke ich...

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Montana
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Beitrag Mo., 07.01.2019, 23:32

Hm, im Grunde gibt er dir einfach die Legitimation, aus seinem Verhalten Konsequenzen zu ziehen. Vielleicht braucht es das in so einem Fall, weil man sich sonst nicht traut. Aber so richtig doof zu sein, dass schafft sicher jeder mal. Da kann ein Schuss vor den Bug im richtigen Moment schon mal helfen. Ich habe meinem nach längeren Überlegungen meinerseits mal gesagt, dass er morgens wirklich unausstehlich ist. Später am Tag ist er super. Also, zehn Uhr ist schon total ok. Aber um acht, geht gar nicht. Das hätte ihm noch nie einer gesagt und er werde das beobachten. Danach hatte ich nie mehr so unterirdische Stunden wie die, die mich das haben sagen lassen. Das ist wohl einfach ein Morgenmuffel. Also musste das mal gesagt werden.


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MariJane
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Beitrag Di., 08.01.2019, 00:53

Montana, danke. Eben, jeder hat ja mal ne miese Stunde- das schien bei uns aber doch irgendeine Schieflage zu sein, wenn er meinem Empfinden derartig Raum gibt und sagt, wenn ich merke, er wird gemein, dann soll ich gehen. Ich finde da steckt viel drin- gerade zu meinem Problem, ob er mich aushalten kann. Vermutlich jetzt wieder, so wie es sich anfühlte, aber ob dauerhaft, wissen er und ich nicht. Es ist nämlich das Ding, er meinte ja mal, dass jede Beziehung, eben auch therapeutische mal schwierig werden können und jetzt ist eben gesagt, dass es so ungut war, dass ich an so einer Stelle besser gehen soll.

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