Entwicklungen im Gesundheitswesen (Deutschland)

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joey23
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Beitrag Mi., 05.12.2018, 22:31

Ich schließe mich Euch an bzgl. des Heilpraktiker-Themas, stern, lisbeth und Neioenergetik.

Es gibt sowohl unter Ärzt*innen/Therapeut*innen als auch unter Heilpraktiker*innen/Psych-HPler*innen schwarze Schafe.
Und bzgl. Behandlungs/Therapierichtungen ebenfalls in beiden Zunften weniger grundlegend nicht heilsame.

Ebenso ist eine Behandlungs-/Therapierichtung oder ein Mittel nicht global hilfreich für JEDEN Menschen/Patient*in/Klient*in. Wir sind alle einzigartig und brauchen einen möglichst individuellen Behandlungs-/Therapieplan.

Es gibt sowohl Menschen, die die Verantwortung für ihre Heilung gerne abgeben, als auch Menschen, die ihre Verantwortung für sich selbst behalten möchten. Daher sollte sich auch Jede*r seine eigene Meinung machen und die für ihn stimmige Richtung einschlagen und das dürfen.

Und es sollte seitens der Behandler*innen, egal welcher Sparte, den Menschen zutrauen, dass sie selbst in ausreichendem Maße Experte für sich selbst sein können, sich Informationen über unterschiedliche Behandlungsrichtungen einholen können. Leider wurde Vielen das schon zu lang durch Machtübernahme aberzogen:
Wissen ist Macht! Und bzgl. Wissen ebenfalls nur eine (!) Richtung als Wahrheit zuzulassen. Zur Unterstreichung sich hinter weißen Kitteln und für Laien unverständliche Sprache zu verstecken und das Wissen für Laien somit unzugänglich zu machen. Dabei geht es eigentlich darum, neue Zusammenhänge als Wissen allen zugänglich zu machen und so zu formulieren, dass jeder erwachsene Mensch sie leicht vestehen kann.
Und Geld ist Macht! Die Pharmaindustrie verdient grandios durch wissenschaftlich erforschte und erarbeiteter Diagnosen. Und die politischen Parteien, die mit einer Mehrheit an der Macht sind nutzen die Wirtschaft, um noch mächtiger werden zu können, wie ebenso Wirtschaftszweige abhängig sind von politisch Mächtigen.

Es wird Zeit, dass die Bereitschaft, sich auf Augenhöhe begegnen zu wollen, zunimmt.
Menschen allgemein.
Ärzteschaft und Heilpraktiker*innen.
Behandler*innen und Patient*innen/Klient*innen.
Und die Erkenntnise ernst genommen werden:
Wer oder was heilt ist der Maßstab für jeden Menschen (und jedes andere Lebewesen) individuell.
Und es kann durch Interventionen eines Anderen lediglich die Selbstheilungskräfte angeregt werden. Jedes Lebewesen trägt seinen Heiler in sich. Darin steckt eine große Kraft. Es geht um Unterstützung zur Selbstermächtigung. Sehr im Gegensatz zu erniedrigender Macht, wie sie so oft und breit ausgelebt wird.

Jetzt sind wir nur wieder bei der "Hexenverbrennung". Das ist nicht der Weg, sonst würde sich das nicht wiederholen.
:tippen: Ich bitte um Geduld. Ich übe mich gerade darin, eine Kurzschreiberin zu werden.
**********************************************************
"Ich setzte einen Fuß in die Luft
und sie trug."

(Hilde Domin)

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Eremit
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Beitrag Mi., 05.12.2018, 23:20

joey23 hat geschrieben:Wir sind alle einzigartig (…)
Tatsächlich haben wir weit mehr gemeinsam, als uns unterscheidet.
joey23 hat geschrieben:Wissen ebenfalls nur eine (!) Richtung als Wahrheit zuzulassen.
Um zu ermitteln, was wahr ist und was nicht, gibt es erkenntnistheoretisch eben nur eine "Richtung". Ohne Empirie, Verifizierung, Validierung und Falsifikation bleibt es beim Glauben. Und glauben kann man nicht an die Wahrheit, die kann man nur wissen.
joey23 hat geschrieben:Zur Unterstreichung sich hinter weißen Kitteln und für Laien unverständliche Sprache zu verstecken und das Wissen für Laien somit unzugänglich zu machen.
Mittlerweile gibt es sogar Seiten, die einem dabei helfen, medizinische Diagnosen zu übersetzen. In vielen Berufen gibt es eine zugehörige Fachsprache, aus mehreren Gründen, in der Medizin hat sich historisch nunmal Latein durchgesetzt, weil sich Latein besonders gut als bezeichnende Sprache (im Gegensatz zur umschreibenden) eignet. Ich selbst habe als Fachsprache "nur" Englisch, da würdest Du auch kein Wort verstehen von dem, was ich von mir gebe, selbst, wenn Du ein native speaker wärst, wenn Du nicht bereits Vorwissen aus meinem Fachbereich mitbringst.
joey23 hat geschrieben:Dabei geht es eigentlich darum, neue Zusammenhänge als Wissen allen zugänglich zu machen und so zu formulieren, dass jeder erwachsene Mensch sie leicht vestehen kann.
Die meisten Menschen haben dafür gar nicht die erforderlichen intellektuellen Kapazitäten, das würde die meisten Menschen nur überfordern und unnötig Ressourcen (Zeit) verschwenden. Zeit, in der man sich anderen Kunden widmen kann.
joey23 hat geschrieben:Und Geld ist Macht! Die Pharmaindustrie verdient grandios durch wissenschaftlich erforschte und erarbeiteter Diagnosen.
Ja, und? Dafür liefert sie aber auch Mittel, die wirken. Auch, wenn man nicht daran glaubt …
joey23 hat geschrieben:Und die politischen Parteien, die mit einer Mehrheit an der Macht sind nutzen die Wirtschaft, um noch mächtiger werden zu können, wie ebenso Wirtschaftszweige abhängig sind von politisch Mächtigen.
Was existiert, wird genutzt, da ist auch der Aberglaube keine Ausnahme, auch dieser wird als Machtinstrument genutzt. Eine Aberglaube-Guppierung hat es sogar zu einem eigenen Staat geschafft, das war bisher keinem Pharmakonzern möglich … ;)

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stern
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Beitrag Di., 18.12.2018, 20:08

"Mit diesem Konzept will Jens Spahn den Patientenstau in Notaufnahmen auflösen"

https://www.handelsblatt.com/politik/de ... 74594.html
Viele Ambulanzen in Deutschland sind überfüllt. Der Gesundheitsminister will die Patienten nun nach medizinischer Dringlichkeit besser verteilen.
...
Geschultes Personal soll dort telefonisch eine Ersteinschätzung vornehmen und die Patienten an die richtige Stelle vermitteln.
:kopfschuettel: Definiere "geschultes Personal". Wieso bin ich genaus skeptisch wie beim gepanten Gesetzentwurf betreffend die PT. :roll:
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Noenergetik
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Beitrag Di., 18.12.2018, 22:12

Geht mir auch so, geschultes Personal, telefonisch...

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spirit-cologne
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Beitrag Di., 18.12.2018, 23:53

Beispiel für telefonische Beratung und Selektion durch geschultes Fachpersonal:

Wenn sie einen Arm oder ein Bein gebrochen haben, wählen Sie bitte die 1 (mit dem gesunden Arm),
Wenn Sie einen Kreislaufkollaps haben, wählen Sie im Umfallen bitte die 2,
Bei einem Blinddarmdurchbruch bitte die 3, das ist die Anzahl an Stunden, die sie warten müssen, bis Sie jemand anschaut.
Bei einem Herzinfarkt wählt der Defibrilator für Sie die 4, das ist die Anzahl an Patienten, die vor Ihnen dran ist, bis ein OP frei ist.
Wenn Sie Probleme mit den Augen haben, wählen Sie bitte die 5, das ist die Mitte der Tastatur, die treffen Sie blind am besten.
Bei Sexunfällen jeglicher Art wählen sie natürlich die 6.
Wenn Sie einen Tinnitus haben, hören Sie sich die Bandansage mit steigender Lautstärke so lange an, bis sie das Geräusch übertönt
Bei einem Schlaganfall ist es egal, was sie wählen, es versteht sowieso niemand ihr Genuschel oder Gelalle.
Wenn Sie einfach nur erkältet sind oder sich eine Warze entfernen lassen wollen, aber die Notaufnahme zum Warten spannender finden, als das Wartezimmer Ihres Hausarztes, dann wählen Sie bitte alle Nummern, damit Sie das Personal auch maximal beschäftigen können.
It is better to have tried in vain, than never tried at all...


Eremit
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Beitrag Mi., 19.12.2018, 02:10

Nix Telefon. Das ist die Zukunft:


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stern
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Beitrag Mi., 19.12.2018, 13:28

Spahnsinn fasst sogar eine Grundgesetzänderung in Auge:

"Grundgesetzänderung geplant
Spahn packt Großreform Notfallversorgung an"


https://www.aerztezeitung.de/politik_ge ... rgung.html

Der Trend geht klar hin zu mehr Steuerung... nur erkläre mir jemand, wie "geschultes Personal" (hier sogar telefonisch und im Notfall=> idR Lebensgefahr) eine treffsichere Zuweisung vornehmen will.
Künftig sollen Patienten von gemeinsamen Notfallleitstellen in die richtige Versorgungsebene gesteuert werden.

Die Leitstellen sollen über die Nummern 112 und 116 117 erreichbar sein. Nach einer qualifizierten Ersteinschätzung sollen Patienten vom Rettungsdienst, in Integrierten Notfallzentren oder während der Sprechstundenzeiten in Vertragsarztpraxen versorgt werden.
https://www.aerztezeitung.de/politik_ge ... rgung.html

Am besten wird man erst gar nicht krank. Wenn tatsächliche Notfälle von einem Telefonservice fälschlicherweise erst zu einem ambulanten Arzt geschickt werden, kann das erhebliche Folgen haben.
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Jenny Doe
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Beitrag Mi., 19.12.2018, 14:29

Künftig sollen Patienten von gemeinsamen Notfallleitstellen in die richtige Versorgungsebene gesteuert werden.
Sehr begrüßenswert. Endlich passiert mal was. Da Notfallambulanzen mein zweites Zuhause sind kann ich nur sagen: Endlich werden die Patienten direkt dahin geschickt, wo sie die für sich richtige Behandlung ohne Umwege erfahren. Endlich erhalten Notfallpatienten sofort Hilfe und müssen nicht warten, bis die Erkältungspatienten fertig behandelt wurden.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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lisbeth
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Beitrag Mi., 19.12.2018, 14:34

stern hat geschrieben: Mi., 19.12.2018, 13:28 Der Trend geht klar hin zu mehr Steuerung... nur erkläre mir jemand, wie "geschultes Personal" (hier sogar telefonisch und im Notfall=> idR Lebensgefahr) eine treffsichere Zuweisung vornehmen will.
Hier ist das Problem ja gerade, dass es sich in ganz ganz vielen dieser Fälle nicht um Notfälle handelt. Die aber die Notaufnahmen verstopfen. Weil viele Menschen anscheinend nicht in der Lage sind, einzuschätzen, wann etwas ein Notfall ist und wann nicht.
Oder weil sie mit akuten Problemen keinen Termin beim niedergelassenen Arzt bekommen (oder erst in 8 Wochen). Und dann fangen die Besonderheiten von ambulanter und statiönärer Versorgung in D an: Für das Krankenhaus ist ein Patient, der in die Notaufnahme kommt und wieder nach Hause geschickt wird, null lukrativ. Die zahlen da noch drauf. Also ist es (finanziell) für die Klinik reizvoller, den Patienten stationär aufzunehmen, auch wenn das medizinisch unnötig ist. Das heißt, die Allgemeinheit zahlt dafür. Und unterm Strich handelt es sich bei diesen Bagatellfällen um medizinisch unnötige Aufnahmen. Da sehe ich auch einen deutlichen Unterschied zur Diskussion über "Steuerung" bei Psychotherapie. Weil ich bei der Psychotherapie der Meinung bin, dass die überwiegende Mehrheit der Behandlungen medizinisch sinnvoll und notwendig sind und hier den Psychotherapeuten die Kompetenz abgesprochen wird, das selbstständig zu entscheiden.
Eine Befragung von Krankenhäusern durch die Deutsche Gesellschaft Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA) aus 2013 ergab, dass sich etwa 37 % der Patienten eigeninitiativ in Notaufnahmen vorstellten. Lediglich 10 bis 20 % der in den Notaufnahmen vorstelligen Patienten waren. lebensbedrohlich erkrankt
[...]
Die höheren Patientenzahlen in den Notaufnahmen führen zu weiteren Problemen in den Krankenhäusern. Gerade Patienten mit „Bagatellerkrankungen“, die im niedergelassenen Bereich hätten versorgt werden können, binden unnötig die Ressourcen der Notaufnahmen. Dies ist problematisch, wenn dadurch eine zeitnahe und notwendige Behandlung von schwer oder sogar lebensbedrohlich erkrankten Patienten gefährdet wird
Quelle: https://www.vdek.com/presse/Broschueren ... orgung.pdf S. 15
Ob eine Hotline allerdings das richtige Mittel ist? Da bin ich mir nicht sicher. Ich selbst hab mit der Notfall-Hotline meiner Krankenkasse (da sitzen Ärzte am anderen Ende) gute Erfahrungen gemacht. Das hat mir bei der Einschätzung geholfen, wenn ich mir unsicher war, ob ich jetzt handeln muss oder abwarten kann. Das setzt aber auch eine hohe Kommunikationskompetenz auf beiden Seiten voraus, die sicher nicht immer gegeben ist.

Fakt ist: Gesteuert wird jetzt schon in den Notaufnahmen. Irgendjemand dort entscheidet, was ein Notfall ist und was ein Bagatellfall. Fehler passieren auch da, weil das so "nebenbei" passiert, unstrukturiert und auch unter Zeitdruck und unter Stress. So wie das aktuell läuft, kann es ehrlich gesagt nicht bleiben. Da braucht man sich nur mal eine der zahlreichen Dokus von Spiegel-TV anzuschauen.
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Jenny Doe
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Beitrag Mi., 19.12.2018, 14:52

Hier ist das Problem ja gerade, dass es sich in ganz ganz vielen dieser Fälle nicht um Notfälle handelt. Die aber die Notaufnahmen verstopfen.
Genauso ist es. Was für den psychischen Bereich gilt, gilt auch für den körperlichen. Nur hier ist es offensichtlicher, weil das jeder, der in der Notfallambulanz sitzt, mitkriegt. Ich habe schon mehrere Male miterlebt wie putzmuntere Patienten die Ärzte aggressiv angegangen sind, sie beschimpft und sonstwas haben, weil die Ärzte einen Schlaganfallpatienten, einen Patienten mit Herzinfarkt, ... zuerst behandelt haben. Den Notfall-Patienten zuliebe, und auch den Ärzten zuliebe, die wertvolle Zeit verlieren, weil sie sich mit solchen Patienten rumschlagen müssen, ist eine derartige Steuerung dringend notwendig.
Gesteuert wird jetzt schon in den Notaufnahmen.


Ebenfalls richtig. Ich bekomme jedes Mal eine Farbe zugewiesen, die die Dringlichkeit symbolisiert und an der Wand hängt ein großes Schild "Notfälle gehen vor".
Aber, wie du schriebst, können die Patienten selber oft nicht einschätzen, wie notfällig sie selber sind. Da bedarf es einer Steuerung durch Ärzte, die Patienten nach Dringlichkeit sortieren.
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Beitrag Mi., 19.12.2018, 14:57

Jenny Doe hat geschrieben: Mi., 19.12.2018, 14:52 Was für den psychischen Bereich gilt, gilt auch für den körperlichen.
Sagst du. Ich sage genau das Gegenteil. Du willst also wirklich behaupten, dass bis zu 2/3 der Patienten in Psychotherapie keine behandlungsbedürftigen psychischen Probleme haben?
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Beitrag Mi., 19.12.2018, 15:14

Ich habe nie was von 2/3 gesagt und ich habe auch nie gesagt, dass keine behandlungsbedürftigen Probleme bestehen. Richtige Zuweisung und Behandlung sind für mich die Stichworte.
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stern
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Beitrag Mi., 19.12.2018, 15:23

Im Fall der Notaufnahmen bin ich hin- und hergerissen. Dass dort nicht Bagatellfälle oder Leute sitzen sollten, die nur nicht auf einen Facharzt warten wollen, sind sich vermutlich alle einig. Wie viel das quantitativ ausmacht, damit habe ich mich bisher noch nicht befasst. Und v.a.: Wer ist das "qualifizierte Personal", dass dann entscheidet. Auch im KH selbst scheint eine Vorabprüfung zu geplant zu sein:
Vor Ort wird entschieden

Ebenfalls neu ist der flächendeckende Aufbau integrierter Notfallzentren, die an Klinikstandorten entstehen, aber selbstständig sind. Hier werden ärztlicher Bereitschaftsdienst und Notaufnahme des Krankenhauses zusammengefasst. Die Zentren fungieren als erste Anlauf-stelle für alle gehfähigen Notfallpatienten.

Wer dort eintrifft, gelangt an einen Tresen. An dem wird entschieden, ob der Hilfesuchende tatsächlich sofort vor Ort ambulant oder sogar stationär behandelt werden muss oder ob ein Besuch beim Hausarzt in den nächsten Tagen reicht.
https://www.schwaebische.de/ueberregion ... 81938.html

Wenn hinter dem Thresen Ärzte sitzen: Ärzte haben eine Ausbildung, Diagnosen stellen zu können und zu dürfen. Wenn über das Telefon zugewiesen wird oder Schwestern an einem Thresen sitzen: Bauchschmerzen. Vom Patienten selbst kann keine Selbstdiagnose bzw. Indikationsstellung erwartet werden... außer derjenige ist selbst Arzt. Und das ist auch nicht Aufgabe vom Pflegepersonal. Und ganz unsinnig wird es, wenn Patienten sich anmaßen, darüber urteilen zu können, wer krank ist und wer nicht, sei es körperlich oder psychisch.

Ich war dieses Jahr auch ein paar Mal "Gast" in der Notaufnahme. Natürlich wurde ich wegen der Selbsteinweisung zunächst prophylaktisch angemotzt (von dem Arzt der mich erst 2 Monate zuvor ebenfalls als Notfall operierte). Denn als Selbsteinweiser stand man (zumindest in dieser Klinik) per se unter Generalverdacht. :lol: Aber wegen der vorangegangen OP war war ich sensibilisert. Beim ersten Mal nahm ich zum Glück den richtigen Weg direkt in die Notaufnahme - nicht wissend, was los ist. Er musste mich jedenfalls auch erst näher untersuchen bis er den Befund hatte. Mit Hilfe von Geräten, die ein ambulanter Arzt idR gar nicht hat bzw. solche Untersuchungen idR gar nicht leisten kann. Als er den Befund dann hatte, ging es direkt in den OP.

Ich frage mich tatsächlich, wie das praktisch funktionieren soll. Ich habe auch schon öfters von Leuten gehört, die als Notfall weggeschickt wurden. O.k., Fehldiagnosen können passieren, d'accord. Aber der Punkt ist: Über das Telefon ist das ja noch kritischer... und je nach dem, wer dort sitzt. Ich überlegte noch, ob ich mir erst vom Hausarzt eine Einweisung abhole. Aber wegen der brutalen Schmerzen wäre jeder Zeitverlust unzumutbar gewesen (vermutlich aber gar nicht möglich gewesen, noch einen Umweg in Kauf zu nehmen... und wer sagt, ob mich der Hausarzt nicht auch nochmals hätte warten müssen. Sch erzen sieht man ja nicht). Die Hausärzte meckern jedenfalls auch:
Der Hausärzteverband lehnt das Konzept von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für eine neue Notfallversorgung ab und sieht darin sogar eine Verschlechterung. "Eine zentrale Notfallstelle kann jedenfalls nicht die Aufgaben einer primärärztlichen Versorgung übernehmen. Die Koordination muss in den Händen der Hausärzte liegen, die ihre Patienten über Jahre hinweg kennen und versorgen", sagte Joachim Schütz, Geschäftsführer des Deutschen Hausärzteverbandes, der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Mittwoch).
https://www.presseportal.de/pm/30621/4147370

Mal abgsesehen davon, dass gar nicht immer Zeit ist, abzuwarten bis der Hausarzt aufmacht.

Mein Vater hatte einen Schlaganfall. Da war es so, dass bereits am Telefon Fragen gestellt wurden bevor ein Wagen geschickt wurde. Sowas ist aber Quatsch:
Bisher bezahlen die Krankenkassen den Einsatz eines Rettungswagens nur dann, wenn der Kranke anschließend in eine Klinik eingeliefert wird. „Deshalb landen zu viele Patienten unnötig im Krankenhaus“, sagt der Minister. Das soll vermieden werden.
Quelle: siehe oben: Schwäbische

D.h. Wenn ein Wagen da ist, geht es auch in die Klinik, selbst wenn es kein Notfall ist. Und da ist ja normal ein Notarzt dabei. Nur wegen der Bezahlung. Und solche Fehlsteuerungen kann man Patienten nicht anlasten.
Zuletzt geändert von stern am Mi., 19.12.2018, 15:54, insgesamt 3-mal geändert.
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Beitrag Mi., 19.12.2018, 15:34

Ich habe schon mehrere Male miterlebt wie putzmuntere Patienten die Ärzte aggressiv angegangen sind, sie beschimpft und sonstwas haben, weil die Ärzte einen Schlaganfallpatienten, einen Patienten mit Herzinfarkt, ... zuerst behandelt haben.
Dazu wäre ich theoretisch auch in der Lage gewesen... und trotzdem war ich ein Notfall. Als Patient bekommt man seriöserweise noch nicht einmal mit, was andere Patienten haben. Das können auch nicht Patienten beurteilen, sondern nur Ärzte. Daher sind aus meiner Sicht einzig Ärzte dazu qualifiziert, den Zugang zur Notaufnahme zu regeln, vorzugsweise Notärzte.

Problem: Woher nehmen, wenn nicht stehlen. Stichwort: Unterversorgung
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Beitrag Mi., 19.12.2018, 15:51

Wie viel das quantitativ ausmacht, damit habe ich mich bisher noch nicht befasst.
Ich habe mich damit mal beschäftigt, da ich vermehrt erlebt habe, wie Patienten die Ärzte in der Notfallambulanz angegangen sind und die Ärzte geantwortet haben "Bei uns gehen Notfälle vor, Sie müssen noch warten". Mich hat das echt erschreckt. Da werden blutüberströmte Patienten reingefahren, und dann stehen so manche Patienten neben dem Schwerverletzten und motzen den Arzt an, dass sie schon seit einer Stunde warten und fragen, wann sie endlich dran sind. So manches Mal blieb mir echt die Spuke weg.
Es sind ca. 40% der Patienten, die keine Notfälle sind, sondern auch ambulant behandelt werden könnten.
Quelle: univadis-Zeittung für Ärzte, die nicht öffentlich zugänglich ist.
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