Anteil am Missbrauch.

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Seerose47
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Beitrag Do., 01.11.2018, 19:55

Ich schreibe es einfach kurz hier rein. Die Therapeutin bei der ich bis jetzt 4 Probesitzungen hatte hat mir im letzten Gespräch auf einmal gesagt dass sie findet ich muss stationär oder teilstationär gehen, danach würde sie mich behandeln. Sie meinte, sie weiß nicht ob die Selbstverletzung ambulant in den Griff zu kriegen ist, und ob es reicht einmal pro Woche.

Sie meinte auch, dass es aufhören muss dass ich mich selbst so abwerte (ich habe dolle Schuldgefühle wegen dem Missbrauch) und sie meinte ich muss aufhören zu schneiden.

Ich verstehe das überhaupt nicht... :kopfschuettel: Das sind doch Ziele von Therapie... Ich schneide schon über 5 Jahre, und war schon sehr lange stationär (über ein halbes Jahr, und das zweimal) aber die Selbstverletzung ist nie besser geworden sondern schlimmer.

Warum meint sie dass auf einmal mit ein paar Wochen stationärer Therapie die Selbstverletzung aufhört? Denn so hat sie es dargestellt... Sie zweifelt nicht dran und erwartet dass ich danach nicht mehr schneide. :kopfschuettel:

Über Rat, Meinungen, Erfahrungen und vor allem Erklärungen bin ich dankbar.

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Philosophia
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Beitrag Do., 01.11.2018, 20:06

Du könntest mit ihr aushandeln, zu versuchen das SVV zu unterlassen und dafür bei ihr ambulant zu bleiben und nicht stationär zu gehen. Wenn es stationär nicht besser wurde, dann sicher, weil du dort mehr in Regression gerutscht bist, was sicher nicht hilft, um aus SVV rauszukommen.
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Scars
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Beitrag Do., 01.11.2018, 20:10

Hallo Seerose, wie schwerwiegend ist dein SVV denn? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du bisher leider nur auf Therapeuten getroffen bist, die mit deiner Thematik überfordert sind. Das soll es tatsächlich geben, ich konnte das selbst nicht glauben, bis ich mit andern Patienten gesprochen habe (... finde meine Probleme jetzt weder schwerwiegend noch außergewöhnlich, mich wollten die trotzdem auch erstmal stationär schicken... da fragt man sich, mit wem die überhaupt arbeiten wollen...) - also würde ich sagen, such lieber noch ein bisschen nach dem passenden Therapeuten, sonst bringt es langfristig ja nichts. Du solltest aber schon ehrlich zu dir selbst sein und dir überlegen, was du brauchst, gerade, wenn du schon Therapieerfahrung hast! LG scars
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Solage
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Beitrag Do., 01.11.2018, 20:30

Seerose47 hat geschrieben: Fr., 26.10.2018, 18:18

Dann, als wir am Ende angelangt waren, sagte sie noch abschließend einige Dinge und sagte dann, dass ganz egal was da passiert wäre, es nicht meine Schuld war. Dann ging es noch kurz um ein anderes Thema, bei dem ich Schuldgefühle habe, und dann kam ich auf die Schuldgefühle wegen dem Missbrauch. Und auf einmal sagte sie, dass ich mich ja aber auch meiner Mutter nicht anvertraut hätte und ja schon einen Anteil hätte.

Das war definitiv der schlimmste Moment im Gespräch, das hat mich sehr getroffen, weil ich in den letzten Tagen tatsächlich den Gedanken hatte warum ich als Kind meiner Mutter nichts gesagt habe. Und ich habe ja genau deswegen Schuldgefühle, weil ich mich nicht gewehrt habe.

Also frage ich mich: Habe ich einen Anteil dran, auch dass es noch so lange gehen konnte, weil ich meiner Mutter nichts gesagt habe, auch wenn mir gedroht wurde?

Bei anderen sehe ich das glasklar: Ein Kind ist niemals Schuld an sowas. Nie. Nur bei mir nicht... Bei mir denk ich "du hättest dich wehren müssen, wehren können."

Ich würde mich über Antworten freuen. Wahrscheinlich mag ich mich auch ein bisschen austauschen.

Seerose.
Meine in der Therapie erabeitete Antwort ist: Mütter wissen, was da passiert und deshalb sind sie keine Ansprechpartner. Und wenn ein Kind sich der Mutter anvertraut und von ihr zu hören bekommt: Das kann nicht sein, der macht so etwas nicht! Wie groß werden dann die Schuldgefühle?
Es ist nicht DEIN Anteil, wenn Dich jemand missbraucht, weil Du nicht zu Mama gegangen bist. Da verdreht sich was gehörig!!!

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shesmovedon
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Beitrag Do., 01.11.2018, 20:50

Solage hat geschrieben: Do., 01.11.2018, 20:30

Meine in der Therapie erabeitete Antwort ist: Mütter wissen, was da passiert und deshalb sind sie keine Ansprechpartner.
Das stimmt nicht. Meine Mutter hat es ganz sicher nicht gewusst und das glaube ich ihr. Sowas kannst du nicht einfach behaupten, dann müsstest du alle Mütter kennen, deren Kinder sowas erlebt haben und das tust du nicht.


shesmovedon
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Beitrag Do., 01.11.2018, 20:52

Ansonsten Seerose: ich denke auch, du solltest dir eine Therapeutin suchen, die damit umgehen kann. Und gleichzeitig solltest du an dir arbeiten, dass das Schneiden aufhört, denn das ist keine dauerhafte Lösung. Aber das könnte halt ein Therapieziel sein. Ambulantes Therapieziel.
Meine Thera konnte mit Selbstverletzungen umgehen, solang sie nicht suizidal wurden. Es wurde aber nicht besonders darüber gesprochen, ab und zu fragte sie mal nach, wie's ausschaut damit. Sie gab dem keine Aufmerksamkeit.

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Seerose47
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Beitrag Do., 01.11.2018, 21:06

Philosophia hat geschrieben: Do., 01.11.2018, 20:06 Du könntest mit ihr aushandeln, zu versuchen das SVV zu unterlassen und dafür bei ihr ambulant zu bleiben und nicht stationär zu gehen.
Ich denke sie würde sich darauf nicht einlassen. Da sie schon gesagt hat dass es mit zukünftigen Terminen schwierig wird. Einen hat sie mir allerdings noch gegeben um "zu schauen wie es gehen könnte"... :confused: :kopfschuettel:
Philosophia hat geschrieben: Do., 01.11.2018, 20:06 Wenn es stationär nicht besser wurde, dann sicher, weil du dort mehr in Regression gerutscht bist, was sicher nicht hilft, um aus SVV rauszukommen.
Was genau ist Regression?
Scars hat geschrieben: Do., 01.11.2018, 20:10 Hallo Seerose, wie schwerwiegend ist dein SVV denn?
Hallo Scars. Ab und zu klaffen die Wunden etwas, aber nie doll, es musste auch noch nie genäht werden.

Scars hat geschrieben: Do., 01.11.2018, 20:10 Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du bisher leider nur auf Therapeuten getroffen bist, die mit deiner Thematik überfordert sind. Das soll es tatsächlich geben, ich konnte das selbst nicht glauben, bis ich mit andern Patienten gesprochen habe
Jetzt nachdem diese Therapeutin mich auch abgelehnt hat glaube ich Therapeuten sind schnell überfordert und wollen am liebsten Menschen als Patienten haben die leichte Probleme haben und soweit stabil sind...
Scars hat geschrieben: Do., 01.11.2018, 20:10 da fragt man sich, mit wem die überhaupt arbeiten wollen
Ich frage mich jetzt schon etwas warum die Psychologie studiert haben wenn die mit Menschen denen schlimmes widerfahren ist und die sich selbst verletzen etc nicht umgehen können... Ich wurde in den letzten Wochen nur abgelehnt und alle Begründungen drehten sich nur um die jeweilige Therapeutin, zum Beispiel "ich komm an meine Grenze" , "ich kann die Verantwortung nicht tragen" oder jetzt bei der aktuellen Therapeutin "ich mach mir Sorgen dass wir beide in der Hölle sitzen." :confused: :kopfschuettel:
Scars hat geschrieben: Do., 01.11.2018, 20:10 also würde ich sagen, such lieber noch ein bisschen nach dem passenden Therapeuten, sonst bringt es langfristig ja nichts.
Sie meinte ja, ich brauche keine weiteren Erstgespräche bei anderen Therapeutinnen vereinbaren, keine wird mich nehmen so instabil wie ich bin... :roll:
Solage hat geschrieben: Do., 01.11.2018, 20:30 Meine in der Therapie erabeitete Antwort ist: Mütter wissen, was da passiert und deshalb sind sie keine Ansprechpartner.
Leider hast du Recht.
Solage hat geschrieben: Do., 01.11.2018, 20:30 Und wenn ein Kind sich der Mutter anvertraut und von ihr zu hören bekommt: Das kann nicht sein, der macht so etwas nicht! Wie groß werden dann die Schuldgefühle?
Das stimmt. Dann wird ein Kind komplett dichtmachen. Verständlich. Und berechtigt.
Solage hat geschrieben: Do., 01.11.2018, 20:30 Es ist nicht DEIN Anteil, wenn Dich jemand missbraucht, weil Du nicht zu Mama gegangen bist.
Danke Solage. Es tut gut das zu lesen. Auch wenn die Überzeugung schuld zu sein natürlich bleibt.

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Beitrag Do., 01.11.2018, 21:14

Schlendrian hat geschrieben: Do., 01.11.2018, 20:50 Das stimmt nicht. Meine Mutter hat es ganz sicher nicht gewusst und das glaube ich ihr. Sowas kannst du nicht einfach behaupten, dann müsstest du alle Mütter kennen, deren Kinder sowas erlebt haben und das tust du nicht.
Ich denke solage meint dass sehr viele Mütter generell Bescheid wissen und wegschauen und es damit dulden und zulassen / schuld sind dass der Missbrauch weitergehen kann / weitergeht.
Schlendrian hat geschrieben: Do., 01.11.2018, 20:52 Ansonsten Seerose: ich denke auch, du solltest dir eine Therapeutin suchen, die damit umgehen kann.
Wo findet man denn eine Therapeutin die damit umgehen kann? :confused:
Schlendrian hat geschrieben: Do., 01.11.2018, 20:52 Und gleichzeitig solltest du an dir arbeiten, dass das Schneiden aufhört, denn das ist keine dauerhafte Lösung. Aber das könnte halt ein Therapieziel sein. Ambulantes Therapieziel.
Deswegen verstehe ich auch überhaupt nicht warum sie meint die Selbstverletzung muss aufhören... Sie sprach nicht von weniger Selbstverletzung, sondern gar keiner mehr.

Und geht wohl auch davon aus (bzw erwartet) dass die Selbstverletzung nach einer stationären Therapie nicht wiederkommt... Ich finde das eine merkwürdige Sichtweise, vor allem da sie auch Traumatherapeutin ist...


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Beitrag Do., 01.11.2018, 21:24

Ich denke das findest du nur durch weiteres Suchen und probatorische Sitzungen heraus, wer damit umgehen kann. Ich würde mich auf jeden Fall auf Grund von Selbstverletzung nicht zu einer stationären Therapie drängen lassen, weil das in meinen Augen gar nix bringt. Bei mir hat es sich aus dem Prozess heraus so entwickelt, dass nur noch wenige Anteile Selbstverletzung vornehmen und nur noch selten. Ich gar nicht mehr.

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Beitrag Do., 01.11.2018, 22:14

Schlendrian hat geschrieben: Do., 01.11.2018, 21:24 Ich denke das findest du nur durch weiteres Suchen und probatorische Sitzungen heraus, wer damit umgehen kann.
Ich habe in den letzten Wochen noch bei einer anderen Therapeutin ein Erstgespräch gehabt. Die war sehr nett und bei ihr (mit ihr) hätte ich mir sofort eine Therapie vorstellen können. Aber sie hat mir direkt gesagt dass sie findet ich bin zu instabil.

Bei der Therapeutin jetzt kommt es ganz plötzlich. Sie sagte mir noch vorletzte Woche dass sie mir eine Behandlung anbieten kann. Und sie ist auch sehr distanziert und kalt auf einmal.

Sie wird mich nicht weiter behandeln solange ich nicht stationär war. Aber ich bin sehr sensibel und das ist nicht der Grund. Ich gehe davon aus dass sie irgendwas wahrgenommen hat und daraufhin beschlossen hat mich nicht behandeln zu wollen.
Schlendrian hat geschrieben: Do., 01.11.2018, 21:24 Ich würde mich auf jeden Fall auf Grund von Selbstverletzung nicht zu einer stationären Therapie drängen lassen, weil das in meinen Augen gar nix bringt.
Das sehe ich genauso. Ich hab den Eindruck Therapeuten sehen (auch stationäre) Therapie als mega effektiv, aber bisher hat noch keine Therapeutin der ich erzählt habe dass mir die ganzen stationären Aufenthalte nicht geholfen haben gesagt, dass es wohl nicht hilfreich war...

Aber irgendwie auch klar. Die kritisieren ja nicht ihr eigenes "Fach."
Schlendrian hat geschrieben: Do., 01.11.2018, 21:24 Bei mir hat es sich aus dem Prozess heraus so entwickelt, dass nur noch wenige Anteile Selbstverletzung vornehmen und nur noch selten. Ich gar nicht mehr.
Darf ich dir eine Privatnachricht schreiben? Sorry für die plumpe, plötzliche Frage. :red:

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Solage
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Beitrag Do., 01.11.2018, 22:28

Schlendrian hat geschrieben: Do., 01.11.2018, 20:50
Solage hat geschrieben: Do., 01.11.2018, 20:30

Meine in der Therapie erabeitete Antwort ist: Mütter wissen, was da passiert und deshalb sind sie keine Ansprechpartner.
Das stimmt nicht. Meine Mutter hat es ganz sicher nicht gewusst und das glaube ich ihr. Sowas kannst du nicht einfach behaupten, dann müsstest du alle Mütter kennen, deren Kinder sowas erlebt haben und das tust du nicht.
Du schreibst, dass Du von Deiner Mutter emotional vernachlässigst wurdest. Ich habe gelernt, dass solche Kinder sich dann u. U. die fehlende Zuwendung anderswo suchen.Wenn es der eigene Vater ist, dann wurde es mir so gesagt, dass das Mütter schon wissen und die Augen zumachen. Ich stelle nicht in Frage, dass das falsch sein kann. Wünsche mir das sogar sehr!
Ich habe beides erlebt: Vater und Fremder. Hätte ich mich nicht so alleine gefühlt, wäre das vielleicht gar nicht passiert?

Es geht mir darum, nicht dem Kind die Schuld zu geben, dass es sich nicht anvertraut hat.

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spirit-cologne
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Beitrag Do., 01.11.2018, 23:28

Seerose47 hat geschrieben: Do., 01.11.2018, 21:06 Jetzt nachdem diese Therapeutin mich auch abgelehnt hat glaube ich Therapeuten sind schnell überfordert und wollen am liebsten Menschen als Patienten haben die leichte Probleme haben und soweit stabil sind...
Es geht nicht darum, wie "leicht" oder "schwer" die Probleme sind, sondern darum, ob die Probleme mit den Mitteln der ambulanten Therapie zu behandeln sind. Sind sie das nicht, dürfen dich die Therapeuten gar nicht behandeln, das würde gegen das Berufsrecht verstoßen. Therapeuten sind verpflichtet, die nach ihrem Ermessen beste und effektivste Behandlung zu empfehlen - was nicht heißt, dass diese Einschätzung mit deiner übereinstimmen muss. Ich muss sagen, dass ich die Therapeuten gut verstehen kann. In der ambulanten Therapie hat der Patient eine hohe Eigenverantwortung und die Therapeuten sind darauf angewiesen, dass der Patient in den Stunden aber vor allem auch zwischen den Stunden mitarbeitet und die erarbeiteten Dinge selbstständig umsetzt. Ich denke, dass sie in den Gesprächen merken, dass du z.Z. gar nicht die Absicht hast, das SVV zu beenden und da wollen und dürfen die auch gar nicht mitspielen, ob dir das gefällt oder nicht, denn sie dürfen dich nach dem Wirtschaftlichkeitsgebot nur behandeln, wenn eine hinreichend gute Prognose besteht, ansonsten würden sie ggf. sogar zur Stabilisierung des selbstschädigenden Verhaltens beitragen. Dafür müssen sie deine Therapie- und Veränderungsbereitschaft einschätzten und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass da berechtigte Zweifel aufkommen. Ein Problem was ich in der Tat bei vielen Therapeuten sehe, ist, dass sie oft versuchen, Konflikte zu vermeiden und aus falsch verstandenem Wunsch, die Patienten zu schonen und nicht zu verletzen, diese Beweggründe nicht offen kommunizieren, sondern sich hinter solchen Floskeln wie "nicht stabil genug" verstecken. Im Klartext heißt diese Formulierung aber: "Geh' erst mal in eine Klinik und beweise mir, dass du bereit bist, was zu verändern, dann können wir vielleicht auch miteinander arbeiten."
Seerose47 hat geschrieben: Do., 01.11.2018, 21:06 Ich frage mich jetzt schon etwas warum die Psychologie studiert haben wenn die mit Menschen denen schlimmes widerfahren ist und die sich selbst verletzen etc nicht umgehen können... Ich wurde in den letzten Wochen nur abgelehnt und alle Begründungen drehten sich nur um die jeweilige Therapeutin, zum Beispiel "ich komm an meine Grenze" , "ich kann die Verantwortung nicht tragen" oder jetzt bei der aktuellen Therapeutin "ich mach mir Sorgen dass wir beide in der Hölle sitzen." :confused: :kopfschuettel:
Wie ich bereits oben geschrieben habe: Sie können dich tatsächlich nicht behandeln, aber nicht, weil sie wie du vermutest, im Studium nichts richtiges gelernt haben, sondern weil sie dir nur helfen können, wenn du auch tatsächlich etwas verändern willst und davon kann auch ich bisher leider wenig erkennen. Mit den auf sich selbst bezogenen Äußerungen wollen sie dich wie gesagt schonen und dir nicht direkt vor den Kopf ballern, dass du zumindest zur Zeit (noch) nicht bereit bist für eine ambulante Therapie. Ich denke, sie hoffen, dass eine stationäre Therapie hilfreich sein könnte, diese Therapiemotivation aufzubauen, weil du in dieser Zeit aus deinem toxischen Familienumfeld raus bist und zumindest theoretisch neue Erfahrungen machen könntest - wenn du sie nicht von vorneherein abblocken würdest...
[/quote]
It is better to have tried in vain, than never tried at all...


shesmovedon
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Beitrag Fr., 02.11.2018, 12:23

Ja kannst mir eine PN schreiben.

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Scars
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Beitrag Fr., 02.11.2018, 15:29

@spirit-cologne: Das finde ich so aber auch nicht richtig. Eine Therapeutin (mit der ich aber nicht wollte), hat mir diesbezüglich auch mal gesagt, dass andere Kollegen da durchaus andere (persönliche) Grenzen hätten... ein stationärer Aufenthalt geht auch nicht immer einfach so und ist IMO gegebenenfalls nochmal eine ganz andere Hürde mit anderen Konflikten und stellt sicher nicht immer die bestmögliche Behandlung dar. Manchmal muss man auch erstmal klein anfangen, für mich war's z.B. ein riesen Schritt überhaupt in Therapie zu gehen und dass dass ich dann nicht gleich meine lebensrettende Symptomatik über Bord schmeißen kann und will würde ich nicht mit mangelnder Therapie- oder Veränderungsmotivation gleichsetzen. Welche ja zuweilen durchaus auch ein (Teil-)Ziel darstellen kann.
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spirit-cologne
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Beitrag Fr., 02.11.2018, 16:33

Scars hat geschrieben: Fr., 02.11.2018, 15:29 @spirit-cologne: Manchmal muss man auch erstmal klein anfangen, für mich war's z.B. ein riesen Schritt überhaupt in Therapie zu gehen und dass dass ich dann nicht gleich meine lebensrettende Symptomatik über Bord schmeißen kann und will würde ich nicht mit mangelnder Therapie- oder Veränderungsmotivation gleichsetzen. Welche ja zuweilen durchaus auch ein (Teil-)Ziel darstellen kann.
Ja, Scars, wenn die Bereitschaft erkennbar ist, etwas zu verändern, kann man sicherlich auch erst mal mit ambulanter Therapie und kleinen Zielen anfangen, keine Frage. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Therapeuten die Stabilität des Patienten und seine Motivation so hoch einschätzen, dass sie eine Veränderung für möglich halten.

Sehen sie keine realistische Chance auf Besserung und behandeln trotzdem, verstoßen sie gegen die Behandlungsbedingungen der Krankenkassen und riskieren damit im Zweifelsfall ihre Kassenzulassung, womit dann ja letztlich niemandem geholfen ist. Natürlich fällt diese Chance individuell unterschiedlich aus, aber das finde ich auch legitim, jeder schätzt das halt ein wenig anders ein. Aber wenn mir direkt mehrere Therapeuten das Gleiche sagen, könnte ich ja auch mal ansatzweise darüber nachdenken, ob die vielleicht auch Recht haben könnten, statt die Therapeuten pauschal als wahlweise inkompetent oder bequem und arbeitsscheu zu verurteilen. Das ist genauso, als wenn man sich darüber aufregt, dass auf der Autobahn alle in die falsche Richtung fahren, da wäre ein kurzes selbstkritisches Innehalten auch mal angemessen...

Und wenn Seerose sich dort genauso äußert wie hier in ihren diversen Beiträgen (mir kann eh' keiner helfen, warum soll ich mich eigentlich ändern, die Anderen haben doch was falsch gemacht), dann kann ich gut verstehen, dass die Therapeuten selbst an der Erreichbarkeit von Zwischenzielen Zweifel haben. Natürlich ist ein Klinikaufenthalt kein Allheilmittel, aber ambulante Psychotherapie ist es eben auch nicht. Und auch wenn das immer mal wieder missverstanden wird, es ist nicht die Aufgabe von Psychotherapeuten, jemandem 100 Stunden lang verständnisvoll beim Klagen über die Schlechtigkeit der Welt zuzuhören. Klingt vielleicht hart, aber das ist nun mal keine Kassenleistung, wenn man das will, muss man das halt privat finanzieren.
It is better to have tried in vain, than never tried at all...

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