Wunsch nach tiefen und sicheren Verbindungen = unreif?

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.

mio
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 12:22

Klein-Ida hat geschrieben: Sa., 20.10.2018, 12:18 ich ging jetzt ausshließlich von emotionaler Siherheit aus
Die kommt letztlich aus einem selbst meiner Meinung nach. Kann nur aus einem selbst kommen. Der Partner kann da nur entsprechend "mit gehen" oder halt nicht. Und wenn er es nicht täte, dann wäre ich weg.



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Kellerkind
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 13:11

mio hat geschrieben: Sa., 20.10.2018, 11:44 Ich muss nicht mit jemandem zusammenwohnen um der Person emotional nah zu sein und mich auf sie verlassen zu können.
In der Regel läuft eine Beziehung früher oder später aber darauf hinaus, wenn sie sich normal entwickelt und es gut läuft.

Für mich wird umgekehrt ein Schuh draus: WENN Ich mir jemanden zusammen leben möchte oder es gar tue, möchte ich nicht jeden Tag in der Angst leben, morgen evtl. auf die Straße gesetzt zu werden. Ich möchte auch nicht in einer Beziehung leben, wo ich jeden Tag Angst haben müsste: "Sobald ich krank werde, ist mein Partner evtl. weg!".

Zwischen 100%iger emotionaler Sicherheit und gar keiner Sicherheit gibt es tatsächlich sehr viele Abstufungen. Da gibt es wohl einen unausgesprochenen allgemeinen gesellschaftlichen Konsens, wie viel dieser Bindungssicherheit in einer Beziehung gehört und wie viel nicht. Das kann auch in gewissen Rahmen von Person zu Person variieren. Man muss sich schon auf den Partner im Großen und Ganzen verlassen können, auch wenn es KEINE 100%ige Sicherheit gibt. Auch um eben NÄHE und ähnliches zulassen zu können, damit die Beziehung reifen und entwickeln kann. Wer immer sich immer gleich auf den Worstcase einstellt, der wird sehr schwer tun, sich emotional zu öffnen.
"Auch andere Wege haben schöne Steine. "


mio
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 13:15

Kellerkind hat geschrieben: Sa., 20.10.2018, 13:11 WENN Ich mir jemanden zusammen leben möchte oder es gar tue, möchte ich nicht jeden Tag in der Angst leben, morgen evtl. auf die Straße gesetzt zu werden. Ich möchte auch nicht in einer Beziehung leben, wo ich jeden Tag Angst haben müsste: "Sobald ich krank werde, ist mein Partner evtl. weg!".
Das würde ich auch nicht wollen. Deshalb würde ich mir auch keinen Partner suchen bei dem ich das Gefühl hätte, dass es so kommen könnte. Halte ich für ziemlich "normal" so ein Vorgehen. Weniger normal finde ich es hingegen wenn der Partner ALLES für einen machen soll, weil man selbst es ja nicht "allein" kann (ungeachtet der Tatsache ob das nun realistisch ist oder nicht).

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stern
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 16:54

Wenn man vorwegnimmt, was alles passieren könnte, so halte ich das nicht für Sicherheit, sondern für Angst, die dadurch in Schach gehalten wird, dass sie potentiell einkalkuliert wird, damit es einen nicht so schlimm erwischt, wenn das tatsächlich passiert. Sicherheit wäre für mich, wenn man Befürchtungen nicht einkalkulieren braucht, sondern ein grds. Vertrauen (in sich und den Partner), dass sich ein Weg findet - was auch immer kommen mag (ohne dass alle möglichen Befürchtungen oft präsent sind).

Wenn jemand einen Wunsch nach einer tiefen Beziehung als infantil abtun würde, dann würde ich so schauen: :staun: Klar könnte man sagen, Abhängigkeit dulden wir nicht... jeder sorgt schön für sich. Aber mit einer tiefen Beziehung hat das dann für mich nichts zu tun. Das andere Extrem wäre übermäßige Abhängigkeit... aber ich sehe es so, dass man gar nicht sagen kann, wann Übermaß anfängt. Also meiner Meinung nach können auch Bindungsphobiker einen Modus finden, sich zu arrangieren... und hätten evtl. andere Kriterien, wann es zu dicht ("übermäßig") wird, als ein Paar, das viel miteinander teilt. Wenn ein Beziehungsphobiker einen Beziehungsmenschen trifft, dann passen Nähe- und Distanzbedürfnisse evtl. nicht zusammen (normal hat jeder Mensch beide Bedürfnisse). Unreif würde ich eher finden, wenn man normale Bedürfnisse als infantil abwertet, weil sie von vom eigenen Bedürfnis abweichen. Und ich denke, es gibt tatsächlich viele Zwischenstufen bevor Pathologie anfängt.
Liebe Grüße
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mio
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Beitrag Sa., 20.10.2018, 16:59

stern hat geschrieben: Sa., 20.10.2018, 16:54 damit es einen nicht so schlimm erwischt, wenn das tatsächlich passiert
Wenn es im "übertriebenen" Maße so ist gebe ich Dir recht, aber den "worst case" mit einzukalkulieren halte ich für vernünftig und erwachsen. Vorausschauendes Denken eben...

Ich schließe ja zB. auch keine Haftpflichtversicherung ab weil ich von einem mögliche Schaden AUSGEHE oder ihn gar ERWARTE sondern um im (immer möglichen) Schadensfalle abgesichert zu sein. Tritt der nicht ein umso besser, tritt er ein bin ich wenigstens "vorbereitet" und mein Leben geht daran nicht "kaputt".

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RoboCat
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Beitrag So., 21.10.2018, 07:37

Hallo zusammen und danke für eure Gedanken. Ich habe mir mal etwas herausgepickt..
mio hat geschrieben: Sa., 20.10.2018, 09:12 (..) selbst darauf vertrauen kann zur Not auch ohne den "spezifischen Anderen" klar zu kommen. Wenn man das nicht kann dann ist man unreif abhängig.
.. Weil damit so schön zusammengefasst ist, was glaube ich mein Problem ist. Also ja, ich weiß nicht, aber ich glaube ziemlich sicher, dass dies ein Menschenbild ist, das relativ neu ist. Gehört für mich in die Zeit des Humanismus. In den Jahrhunderten und Jahrtausenden davor haben wir in Sippenverbänden uä gelebt, die eben genau diese Sicherheit boten, von der einem heutzutage gefühlt überall "abgeraten" wird: Mach auf jeden fall und immer dein Ding, lege dabei keinen Wert auf zu tiefe Beziehungen, dann bist du unfrei.

Ich finde das nicht normal, ich denke, unsere gehirne funktionieren einfach auch anders, bedingt durch die evolution. Jemand schrieb, normal wäre so 20-30 personen um sich zu haben, das empfinde ich ähnlich. Wenn wir einzelkämpfer bleiben, sind wir viel angreifbarer und gefährdet statt der erhofften freiheit die totale isolation zu bekommen - gerade im Alter, ohne Kinder..
:axt:

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leuchtturm
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Beitrag So., 21.10.2018, 09:22

und welche Konsequenz ziehst du daraus?

sich innerhalb einer Gruppe von 20-30 (!!) Personen geborgen zu fühlen, ist noch mal was ganz anderes als eine 2 er Beziehung zu führen, die einem alle Geborgenheit, alles Glück verschaffen soll.


mio
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Beitrag So., 21.10.2018, 10:24

RoboCat, ich glaube Du hast nicht verstanden was ich zum Ausdruck bringen wollte.

Es ging mir um den Unterschied dahingehend ob man MEHRERE tiefe sichere Verbindungen pflegt/zu pflegen in der Lage ist oder nur EINE zu einem "spezifischen Anderen" (also wenn es zB. NUR den Ehemann gibt oder NUR die eine BESTE Freundin und daneben nix).

Ersteres halte ich ebenso wie Du für normal, zweiteres halte ich für ein Zeichen von unreifer Abhängigkeit.

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stern
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Beitrag So., 21.10.2018, 12:09

Und Loriot sagte: Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos. Also selbst wenn man alleine zurecht kommen würde, so ist das nicht für jeden erstrebenswert.

Ich sehe auch keine Abhängigkeit, wenn es nur eine tiefe Beziehung gibt, zumal Freundschaften idR nicht die gleiche Tiefe erreichen und nicht gegen eine Partnerschaft austauschbar sind. Tiefe entsteht für mich auch in Bezug zu spezifischen Personen.

Der Einzelgänger muss auch nicht zwingend weniger abhängig bzw. autonomer sein, sondern ist vllt. manchmal nur pseudoautonom (was sicherlich auch im Forum mitunter anzutreffen ist, weil dort die gesamte Bandbreite anzutreffen sein wird):
Gerne wird er verwechselt mit einem Zustand illusionärer Unabhängigkeit, einer Pseudoautonomie nach dem Motto: "Ich brauche niemanden, ich komme allein zurecht", hinter der sich Isolation und Rückzug verbirgt, Angst vor Beziehungen und Misstrauen gegenüber anderen.
https://www.stephan-niederwieser.de/faq/autonomie.html

Also dass eine Unfähigkeit zum Führen tiefer Beziehungen (oder entsprechende Schwierigkeiten) als Selbständigkeit verkauft wird, und man zB Hilfe/Abhängigkeiten in Wirklichkeit auch nicht/kaum annehmen bzw. zulassen könnte.
Liebe Grüße
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mio
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Beitrag So., 21.10.2018, 12:21

Diese "Kehrseite" der Medaille hat RoboCat in ihrem Eingangspost ja bereits beschrieben und klar gibt es auch die. Meist rührt so ein "Denken" übrigens daher dass die frühen Bezugspersonen übergriffig waren und Beziehung mit "Übergriff" gleichgesetzt wird. Wobei "Übergriff" auch "Ignoranz" etc. pp. bedeuten kann.

Und gerade dieses "ohne Dich ist alles sinnlos" zeugt doch von übergroßer Abhängigkeit.

Wenn das eigene Leben zB. komplett seinen Sinn verliert nur weil sich der Partner trennt oder er stirbt (damit meine ich langfristig oder aber so sehr dass dem eigenen Leben dann ein Ende gesetzt wird) dann stimmt da einfach was nicht.

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stern
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Beitrag So., 21.10.2018, 13:08

? Ich denke, die meisten Menschen haben etwas oder jemanden, das/den sie als sinnstiftend erleben?! Sinnstiftend/sinnlos bedeutet für mich nicht "geht nicht ohne". Und das beeinhaltet auch das Zitat ("ist möglich").
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mio
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Beitrag So., 21.10.2018, 13:20

Für mich hat das was "depressives" wenn ich meinen Lebenssinn ausschließlich im Außen suche.

Sinn kommt meiner Meinung nach von innen, aus einem selbst heraus, nicht von außen. Und Sinn kann sich verändern, ist wandelbar, nicht "gebunden". So kann der eigene Sinn in der einen Lebensphase mehr in Ausbildung, Studium etc. liegen, in der anderen mehr im Freundeskreis oder in der Familie, in wieder einer anderen vielleicht im persönlichen Genuss, der eigenen Weiterentwicklung etc. pp. Ein gesundes Umfeld geht da dann mit und fragt nicht ob es "da dann noch genug eigenen Platz hat", ein krankes (abhängiges) macht Vorhaltungen, versucht wieder "(Haupt)Sinn zu werden".

Wer sein Glück zu sehr in den passenden äußeren Umständen sucht wird mit Sicherheit irgendwann sehr unglücklich werden.


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