Übertragung aushalten?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Federchen
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Beitrag So., 07.10.2018, 18:52

Wieso wollten deine Eltern nicht, dass du die Therapie fortführst?

Ja, sicher ist er nicht das erste Mal mit Selbstverletzung konfrontiert. Es ist mir trotzdem unheimlich peinlich.. :kopfschuettel: Ich fang wahrscheinlich erst mal damit an ihm zu sagen, dass mir das Thema "Therapieende" Sorgen bereitet. Ob ich ganz so ehrlich sein kann, wie ich es in dem einen Beitrag geschrieben habe, bezweifle ich. Aber vielleicht ergibt sich das dann im Gespräch. Ich habe eben auch nie gelernt, meine Gefühle wirklich preiszugeben. Klar, wenn mir offensichtlich Böses widerfahren ist, schon (Mobbing etc.), wobei ich mich da nie wehren konnte. Aber wenn ich einfach traurig oder ängstlich war, dann hätte ich das meinen Eltern sicher nicht erzählt. "Nein" zu sagen ging ja auch nicht. Hinnehmen ging. Wütend durfte ich ja sowieso nicht sein, da wäre mein Vater noch schneller an die Decke gegangen, als ich hätte bis 3 zählen können.

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Federchen
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Beitrag Mo., 08.10.2018, 14:15

Ich habe überlegt, dass ich das vielleicht tatsächlich lieber in einem Brief schreibe.. wenn ich es sagen soll, dann biege ich es sicher wieder so hin, dass ich keine Angst davor haben muss, dass der Therapeut komisch über mich denken könnte. Wenn ich es aufschreibe, kann ich es wenigstens nicht mehr ändern und alles loswerden.. :-((

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Philosophia
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Beitrag Mo., 08.10.2018, 14:26

Ja das ist doch gut
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Federchen
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Beitrag Mo., 08.10.2018, 17:02

So, hab ich jetzt auch gemacht. Gibt keinen Weg zurück mehr. Also schon, wenn ich die Blätter verbrenne. Aber ich habe so lange geschrieben, bis meine Finger weh getan haben, das geb ich ihm jetzt auch zu lesen. :roll:
Zuletzt geändert von Federchen am Mo., 08.10.2018, 17:27, insgesamt 1-mal geändert.

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Philosophia
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Beitrag Mo., 08.10.2018, 17:04

Sehr gut!!!! Das ist sicher der richtige Weg! :)
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Prinzessin27
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Beitrag Mo., 08.10.2018, 17:19

Federchen hat geschrieben: Mo., 08.10.2018, 17:02 So, hab ich jetzt auch gemacht. Gibt keinen Weg zurück mehr. Also schon, wenn ich ihn die Blätter verbrenne. Aber ich habe so lange geschrieben, bis meine Finger weh getan haben, das geb ich ihm jetzt auch zu lesen. :roll:
Sehr gut! Ehrlichkeit ist oft der beste Ratgeber- auch, wenn es erst mal beängstigend ist. Er wird bestimmt wissen wie er damit umgehen muss.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mich solche ehrlichen Schritte häufig ein großes Stück weiter nach vorne gebracht haben.

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Federchen
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Beitrag Mo., 08.10.2018, 17:28

Wahrscheinlich würde ich dann gerne im Erdboden versinken. Die Selbstverletzung habe ich jetzt nicht mit rein gebracht, aber die empfinde ich auch gerade als nicht so wichtig und es hat auch nicht gepasst. Es wird noch einen passenden Moment geben.. :anonym:

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Philosophia
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Beitrag Mo., 08.10.2018, 17:51

Nun...es wäre schon sinnvoll, die Karten auf den Tisch zu legen, das mit der Selbstverletzung würde ich nicht verschweigen - sonst heißt es später: "Und warum kommen Sie erst jetzt damit?"
Du gehst doch auch nicht wegen Erbrechen zum Arzt und sagst dort dann nur, dass du Bauchweh hast, oder?
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Federchen
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Beitrag Mo., 08.10.2018, 17:54

Ich habe es nicht verschwiegen, aber irgendwie hat es nicht reingepasst. Das ist für mich ein anderes "Thema". Ich könnte natürlich noch eine Seite mehr schreiben.. aber ich weiß nicht, wie ich es schreiben soll, ohne dass es sich anhört, als würde ich alle Leute um mich rum damit nur manipulieren wollen. :kopfschuettel:

Ihr lasst nicht locker.. ;)

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Philosophia
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Beitrag Mo., 08.10.2018, 17:56

Das mit der Manipulation ist dein Ding - aber schau, andersherum wird ein Schuh draus: Du manipulierst und kontrollierst auch, indem du gewisse Dinge gezielt nicht sagst ;-) , denn du willst ja eine bestimmte Reaktion hervorrufen bzw. dass der andere dich mag etc.
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Federchen
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Beitrag Mo., 08.10.2018, 18:10

Okay, so habe ich das noch nie gesehen - das stimmt auch wieder. :red:

Mir fällt gerade ein, dass ich irgendwann erwähnt habe, dass ich mir wehtun oder tue, wenn ich mit jemandem Streit habe und sehr traurig bin, weil es einfach gut tut, das dann wirklich zu spüren. Ich glaube, er ist nicht sonderlich darauf eingegangen.. aber ich habe auch weitererzählt.

Ach, es ist mir so unangenehm.. ich schaue mal, ob ich es noch aufschreiben kann. :red:

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Prinzessin27
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Beitrag Mo., 08.10.2018, 18:16

.... oder du sagst das mit der Selbstverletzung? Dann gibst du ihm den Brief mit dem einen Thema und aussprechen kannst du das andere?
Ich habe mich da auch überwinden müssen. Manchmal ist es bei mir so, dass ich einzelne Wörter einfach nicht über meine Lippen bekomme. Dann mach ich innerlich wie kurz die Augen zu und sage es ganz schnell :red: und danach bin ich meist sehr, sehr froh mich überwunden zu haben, da mein Thera dann immer annehmend ist (noch nie gesagt hat "ach so eine sind sie" oder "oh mein Gott, das machen/denken Sie dann also?!") ;-) nee, er war dann immer sehr vorsichtig und aufmerksam. Und er machte meist keinen "big deal" draus, behandelt jedes noch so mir peinliche/unangenehme Thema wie jedes andere (okay, vielleicht ist er dann sehr ernst), aber er bauscht es nicht auf oder gibt dem mehr Wert als es verdient hat.
Vielleicht muss dein Vertrauen hier aber auch noch etwas wachsen? 12 Stunden sind ja wirklich noch nicht viel. Ihr müsst auch nicht ewig darüber reden oder bis ins kleinste Detail, vielleicht hilft es auch einfach es mal in den Raum zu stellen und dann ein andermal damit weiter zu machen.

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Philosophia
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Beitrag Mo., 08.10.2018, 18:20

Du, ich versteh das mit der Scham, ich musste mich früher auch immer für alles schämen - ist ein furchtbares Gefühl. Aber auch das braucht Zeit, um ein bissl schamloser zu werden. Also, du bist ein Mensch und du darfst Dinge tun, die nicht richtig sind (was auch noch ne Definitionsfrage ist, was nun richtig oder falsch ist - außerhalb der Gesetze), und du darfst Dinge tun, die nicht allen gefallen oder sogar nur dir. Du hast mit den Selbstverletzungen nicht aus Spaß begonnen, du darfst ruhig auch ein bissl gnädiger sein zu dir - ich denke, der Therapeut wird defintiv gnädiger zu dir sein ;-).
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Le_na
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Beitrag Mo., 08.10.2018, 18:54

Ich kann deine Scham auch gut verstehen. Trotzdem denke ich, dass es wichtig ist mit offenen Karten zu "spielen". Vielleicht kannst du es ja genauso sagen: ich schäme mich total dafür, ich möchte jetzt auch gar nicht unbedingt näher darauf eingehen, aber ich finde es wichtig, dass sie es wissen...
Ich denke es könnte eine gute Erfahrung für dich werden. So hart wie du mit dir umgehst, so hart wird dein Therapeut nicht zu dir sein.
Prinzessin27 hat geschrieben: Mo., 08.10.2018, 18:16 nee, er war dann immer sehr vorsichtig und aufmerksam. Und er machte meist keinen "big deal" draus, behandelt jedes noch so mir peinliche/unangenehme Thema wie jedes andere (okay, vielleicht ist er dann sehr ernst), aber er bauscht es nicht auf oder gibt dem mehr Wert als es verdient hat.
Der Erfahrung kann ich mich anschließen. Ein einziges Mal war sie etwas eindringlicher. Als ich nach einer Krise meinte: "Alles was ich gemacht habe, hat es nur noch schlimmer gemacht." Da fragte sie sehr ernst, auffordernd aber auch irgendwie besorgt: "Was haben Sie denn getan?" Ich glaube sie hatte da eine bestimmte Vermutung, aber das meinte ich damit gar nicht. Sondern lediglich dass alle meine Versuche selbst aus der Krise rauszukommen gescheitert sind ;-)


Fighter1993
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Beitrag Mo., 08.10.2018, 19:09

Was die Selbstverletzung angeht mag ich dich ermutigen. Ich hab da Erfahrung in zwei bzw. drei Anlaufstellen sozusagen. Das erste Mal hab ichs in der Klinik vor einem Jahr offenbaren müssen. Freiwillig hätte ich es nicht zugegeben oder gezeigt, fand es nicht wichtig, hatte eh kein Bock dort zu sein und war nur da, weil andernfalls die Polizei eingeschaltet worden wäre. Jedenfalls wars so, dass es dort meine Chefin für mich offenbarte, es wurde zur Kenntnis genommen und das wars. Paar Tage danach, kams bei meinem Hausarzt raus, er sah den Verband am Arm und fragte, was das sei. Habs gesagt. Seine Reaktion war dann "Ist es schlimm?Muss ich es anschauen?" und ich hab ihm gesagt wie es ist und dass es nicht so schlimm sei. Und dann, knapp 4 Wochen später war ich bei meiner neuen Therapeutin. Irgendwann sah sie die Narben und Wunden, wir sprachen drüber und sprechen auch heute noch gelegentlich drüber. Aber es wird kein riesen Fass oder Vorwurf draus gemacht. Sie versucht zu verstehen, was mein Grund dafür ist und sie versucht mit mir gemeinsam nach Alternativen zu schauen.
Was ich damit sagen will: Trau dich! Keiner wird dir den Kopf abreißen, dich verurteilen oder in eine Schublade stecken. Und ich bin sicher, dass dir geholfen werden kann. Und dass du auch noch mehr Zeit bekommen kannst. Du bist es wert.
Weißt du, ich denke, jeder der es in Angriff nimmt eine Therapie zu beginnen, sich durchzutelefonieren, Termine zu vereinbaren und alles was passiert, bis der erste Antrag gestellt wird, jeder der das macht benötigt Therapie. Also, ich behaupte einfachmal, dass kein psychisch gesunder und stabiler Mensch auf die Idee kommen wird, sich einfach so mir nichts dir nichts einen Therapieplatz zu suchen.
Und ja, es gibt sicher Menschen, deren Hintergründe schlimmer, tragischer, behandlungsintensiver sind. Aber dennoch hast du ein Recht auf deine körperliche und seelische Unversehrtheit. Und eine Therapie trägt ein Stückchen dazu bei. Also nimm sie dir!

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