O.k., die Eltern sind böse, die Schule ist böse, die Gesellschaft ist böse. Denken wir uns das mal alles weg. Die Person (egal ob Kind oder Erwachsener) lebt irgendwo abgeschieden auf sich gestellt. Es gibt keine Schule oder sonstige schlimme Katastrophen. Das Frühjahr und der Sommer kommen und statt sich mit der lästigen wenig kreativen Arbeit auf dem Feld wie Bodenbereitung, Aussaht usw. zu kümmern, lässt die Person ihrer Persönlichkeitsentfaltung freien Lauf, sitzt in der Sonne, geht schwimmen, spielt auf der selbst geschnitzten Flöte und malt Mandalas in den Sand. Was glaubst du, wie lange diese Person überlebt? Ich glaube viele Diskussionen rund um die Erziehung entstehen erst, weil diese schlimme Gesellschaft dafür sorgt, dass wir gar nicht mehr darauf angewiesen sind, uns unser Futter selbst zu verdienen und dadurch erst die Freiheit haben, uns über solche Gedanken wie Entfaltung der Persönlichkeit Gedanken zu machen.
Sicher ist nicht alles toll, in jeder Gesellschaft muss immer wieder gegengesteuert werden, damit es keine negativen Auswüchse gibt oder falls das schon der Fall ist, diese abgestellt werden. Aber ohne Regeln geht es nunmal nicht, wenn Menschen auf relativ engem Raum zusammenleben. Und die Freiheit des Einzelnen (auch die des Kindes) hört da auf, wo die Freiheit des anderen anfängt. Deshalb kann ein Kind auch erst die volle Selbstbestimmung erhalten, wenn es in der Lage ist, die volle Verantwortung für sich zu übernehmen. Ich kann nicht sagen, ich will mich frei entfalten und mich ganz der Musik widmen, aber meine Eltern sollen bitte schön noch 10 Stunden mehr in ihrem Knochenjob malochen, um mir meine Selbstverwirklichung zu finanzieren (oder eben meine 200 € Marken-Turnschuhe).