Gewitter hat geschrieben: ↑Sa., 14.07.2018, 10:03
Außerdem habe ich gelesen, dass bei Menschen mit Narzisstischer Persönlichkeitsstörung, die Selbstmordrate hoch ist. Ob es jetzt wirklich stimmt, weiß ich nicht. Wollte es nur anmerken.
Das stimmt, Gewitter. Es liegt daran, dass, wie ich bereits in einem vorhergehenden Beitrag beschrieben habe, jemand mit narzisstischer PS ja kein "echtes" Selbstbewusstsein oder Selbstwertgefühl hat, sondern das Größenselbst zwingend braucht, um das eigentlich vorherrschende Minderwertigkeitsgefühl auszugleichen und erträglich zu machen. Wenn aber das Größenselbst auf einmal keine narzisstische Zufuhr mehr erhält, z.B. weil der lange erfolgsverwöhnte Manager entlassen wird oder pleite geht, Frau, Freunde und Familie sich von ihm abwenden o.ä., erfolgt der narzisstische Zusammenbruch, weil dann nur noch das Minderwertigkeitsgefühl übrig bleibt. In dieser Situation sind Suizide sehr häufig.
Das ist eben der Unterschied zu jemand, der einfach nur rücksichtslos und egoistisch ist. Deshalb ist es auch falsch zu meinen, Menschen mit einer NPS ginge es immer blendend. Das gilt nur solange, wie das Größenselbst genug gefüttert wird, um das Minderwertigkeitsgefühl in Schach zu halten. Insofern können sehr wohl auch bei der NPS starke Stimmungsschwankungen auftreten. Zumal es ja nicht nur erfolgreiche Narzissten gibt...Die wichtige psychologische Erkenntnis in der Auseinandersetzung mit der NPS sollte sein, dass der NPS wie jeder anderen Persönlichkeitsstörung auch Leid zugrunde liegt, auch wenn das nach außen oft nicht leicht erkennbar ist. Insofern tut man einem NPSler Unrecht, wenn man sagt, er wäre einfach nur ein Egoist oder A***. Er kann einfach nicht anders, weil er sonst zusammenbricht, genauso wie ein Borderliner immer wieder abwerten und Beziehungen abbrechen muss, ohne es eigentlich zu wollen.
Gewitter hat geschrieben: ↑Sa., 14.07.2018, 10:03
Persönlichkeitsstörungen können nur Fachkräfte diagnostizieren. Es gibt auch genügend Menschen, die sich sch*** verhalten und trotzdem keine PS haben.
Das hast du sehr treffend formuliert.
Allerdings gibt es ja auch eine narzisstische Persönlichkeitsstrukur bzw. narzisstische Verhaltensweisen ohne dass ein Mensch eine Persönlichkeitsstörung hat. Und solche Verhaltensweisen kann auch ein Laie sehen und beschreiben. Und wenn narzisstisch nun einmal der passendste beschreibende Begriff ist, dann sollte man ihn auch benutzen. Ich verstehe die Aufregung darum nicht. Das eigentlich nervige an derartigen Threads ist doch häufig, dass die jeweiligen TEs jegliche Eigenverantwortung von sich weisen und dann ist es doch auch egal ob die Überschrift lautet: "Ist mein(e) XYZ Narzisst" oder "mein(e) XYZ ist total rücksichtslos, manipulativ, egoistisch o.ä.". Und ich bezweifle eben, dass die Tendenz, die Verantwortung für eigene Probleme andere Menschen zuzuschieben erst mit dem Begriff "Narzissmus" entstanden ist, ich halte sie für so alt wie die Menschheit...
Umgekehrt weist nicht automatisch jede(r) TE die/der das Wort "Narzissmus" in den Mund nimmt, direkt jede Verantwortung von sich. Also sollte man nicht vorschnell allergisch auf einen bestimmten Begriff reagieren, sondern erst mal genauer schauen, was die/der jeweilge TE eigentlich für ein Anliegen hat. Wenn jemandem der Begriff Narzissmus hilft, zu verstehen, was ihr/ihm in der Vergangenheit passiert ist um daraus Konsequenzen für sein Leben zu ziehen, ist das doch in Ordnung. Hauptsache es hilft. Wer schon direkt bei einem bestimmten Begriff "hochgeht" kann ja auch mal bei sich schauen, warum das so ist...