Narzisstische Persönlichkeitsstörung, neuer Hype?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.

mio
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Beitrag Sa., 23.06.2018, 21:46

Broken Wing hat geschrieben: Sa., 23.06.2018, 21:34 Tut mir leid, aber ich sehe das als den Normalfall an.
Das wundert mich jetzt nicht wirklich. Für Dich bist doch Du nur "Material" und demnach sind andere eben auch nix anderes. Kämpft halt "Material" gegen "Material".

Kann man machen. Muss man aber nicht. Und "schön" (im Sinne von Lebenswert) geht halt echt anders...

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Solage
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Beitrag Sa., 23.06.2018, 22:09

Ich habe mal von einem Firmenchef gelesen, der von seinen Mitarbeitern als ausgezeichnet bewertet wurde. Die Mitarbeiter fühlen sich menschlich angenommen, das Betriebsklima ist gut und es gibt einen Zusammenhalt, der wiederum der Firma zugute kommt.

Ausbeutung und Entsorgung von kritischen Mitarbeitern, die nicht in das Firmenkonzept passen, mag kurzzeitig funktionieren.

Dass Menschen einer selbsternannten Führung, sei es in der Politik oder in der Wirtschaft folgen wollen, egal wie wahnsinnig die sein können, zeigt doch auch in der Gesamtheit einen blinden Herdentrieb in dem Sinne: Ich gebe die Verantwortung ab, da sagt mir jemand wo es lang geht und was richtig ist. Ich muss nicht mehr nachdenken, lasse es mir abnehmen. Da ist ein Führer, der weiß es ganz genau!

Im kleinen zwischenmenschlichem Kontakt passiert das auch: Da sagt mir der Therapeut, der Ehemann, der Chef, der Freund, die kirchliche Gemeinschaft etc.: Ich weiß was richtig ist! Und dann glaube ich das, weil da ja die Autorität mit mir spricht, die weiß! Ups, ist das die Wahrheit, oder habe ich mein Gehirn abgegeben? Hmmm...


mio
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Beitrag Sa., 23.06.2018, 22:14

Solage hat geschrieben: Sa., 23.06.2018, 22:09 oder habe ich mein Gehirn abgegeben
Ich würde eher darauf tippen... ;-)

Nur sind die "Strategien" was das angeht eben auch nicht zu unterschätzen. Gerade "Zuckerbrot" und "Peitsche" ist durchaus subtil manipulativ wirksam...so man als nicht so tickender Mensch halt noch nicht sensibilisiert ist oder in die "falsche Richtung" sensibilisiert wurde.

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Solage
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Beitrag Sa., 23.06.2018, 22:47

mio hat geschrieben: Sa., 23.06.2018, 22:14
Nur sind die "Strategien" was das angeht eben auch nicht zu unterschätzen. Gerade "Zuckerbrot" und "Peitsche" ist durchaus subtil manipulativ wirksam...so man als nicht so tickender Mensch halt noch nicht sensibilisiert ist oder in die "falsche Richtung" sensibilisiert wurde.
Ich bin da auch voll rein getappt. Ich und Menschen, die mir sehr nahe sind, hätten das nicht von mir gedacht.
Was Solage, Dir ist so was passiert? Das passt doch nicht zu Dir? Du doch nicht!
Doch!

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Broken Wing
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Beitrag Mi., 27.06.2018, 16:48

mio hat geschrieben: Sa., 23.06.2018, 21:46 Das wundert mich jetzt nicht wirklich. Für Dich bist doch Du nur "Material" und demnach sind andere eben auch nix anderes. Kämpft halt "Material" gegen "Material".

Kann man machen. Muss man aber nicht. Und "schön" (im Sinne von Lebenswert) geht halt echt anders...
Na da hat mich die Unternehmerin, (Foren)psycho-, anthropo- und Broken Wingologin gnadenlos entlarvt. Jetzt weiß ich wenigstens auch, wie ich es besser machen könnte und wie es die Anderen machen. Kein Wunder, dass die Arbeit so beliebt ist bei all den fürsorglichen Chefs.
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Eremit
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Beitrag Mi., 27.06.2018, 17:35

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Helene58
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Beitrag Sa., 30.06.2018, 09:37

Hm, ich muß sagen, daß es MIR sehr geholfen hat, als mir die Therapeutin die Erklärung (Narzismus) für das Verhalten meines Mannes gegeben hat. Samt noch weiterer Informationen. Für mich war es insofern eine Erlösung, weil ich damit erfahren habe, daß ich machen kann, was auch immer - es wird nie richtig und genug für ihn sein. Und es wird nie den "richtigen" Zeitpunkt für eine gute Aussprache geben. Damit hat sich natürlich das Problem nicht gelöst, aber eine ewige Hoffnung als unsinnig herausgestellt und ich konnte statt dessen (also statt weiter zu hoffen), meine Energie anderweitig verwenden.
Ob die Diskussion um den Begriff "Narzismus" nun etwas neumodisches ist, kann ich nicht sagen, weil ich es generell erlebe, daß heutzutage viel Egoismus herrscht. Das fängt an mit dem Auto achtlos irgendwo hinparken, weil man keine paar Schritte zu Fuß gehen mag, geht über das Einkaufswagerl in der Mitte stehen lassen, Rasenmäherlärm am Sonntag usw. usw. Das alles ist halt lästig und unangenehm. Das Leben mit einer narzistischen Person geht aber richtig ans "Eingemachte" und es trifft wohl auch eher die Leute, die - wie ich - aus Erziehungs- und Erfahrungsgründen lieber um stete Harmonie bedacht sind, statt sich fallweise auf die Hinterbeine zu stellen. Was, wie ich nun weiß, für alle Beteiligten deutlich gesünder wäre als diese ewige Harmonie-Sehnsucht. Also ja, für mich hat es mit mangelndem Selbstwertgefühl zu tun.
Möglich, daß so viel über Narzismus kommt, weil man nun einen Namen dafür hat? So wie früher alles "Auszehrung" hieß, wenn man immer dünner wurde - heute weiß man, daß die Krankheit Zöliakie heißt. Aber nicht jeder spindeldürre Mensch hat Zöliakie. Es sind halt wohl immer die feinen Unterschiede.


DontThinkTwice
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Beitrag Sa., 14.07.2018, 03:34

Hallo,

Wenn man von einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung spricht, hat die betreffende Person in der Art ihrer Wahrnehmung ihres Denkens Ihres Fühlens erhebliche Abweichungen gegenüber der Mehrheit der Bevölkerung. Immer wiederkehrende Verhaltensmuster und starre Reaktionen in bestimmten Lebenslagen sind für das soziale Umfeld eine Belastung.

Insofern hat dieses Störungsbild mit einem Borderliner überhaupt nichts zu tun, die Mehrheit der Borderliner leidet unter Suizidgedanken wenn nicht sogar Absichten, desweiteren gehört emotionale Instabilität nicht zu den Symptomen der narzisstischen Persönlichkeitsstörung, hier stehen andere Symptome im Vordergrund.

Im übrigen fühlen sich Menschen mit dieser Störung sehr wohl damit und denken mitnichten darüber nach, sich therapieren zu lassen. Auffällig ist, dass diese Menschen es sehr gut verstehen, zu ihrem eigenen Vorteil die Ressourcen Anderer zu nutzen.

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Gewitter
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Beitrag Sa., 14.07.2018, 10:03

Wenn man von einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung spricht, hat die betreffende Person in der Art ihrer Wahrnehmung ihres Denkens Ihres Fühlens erhebliche Abweichungen gegenüber der Mehrheit der Bevölkerung. Immer wiederkehrende Verhaltensmuster und starre Reaktionen in bestimmten Lebenslagen
Das ist bei allen Persönlichkeitsstörungen so.

Es geht ja hier im Faden eigentlich nicht um Borderline, aber da du es jetzt aufgreifst, Menschen mit Borderline können auch für das Umfeld belastend sein.

Außerdem habe ich gelesen, dass bei Menschen mit Narzisstischer Persönlichkeitsstörung, die Selbstmordrate hoch ist. Ob es jetzt wirklich stimmt, weiß ich nicht. Wollte es nur anmerken.
---
Was man aber wirklich öfters in Foren liest, ist die Frage, ob der/die Ex, Mutter, etc ein Narzisst oder Borderliner ist. Solche Threads nerven mich auch manchmal, besonders, wenn von anderen Usern, solche Fragen gleich als Indiz gehalten werden.
Persönlichkeitsstörungen können nur Fachkräfte diagnostizieren. Es gibt auch genügend Menschen, die sich scheiße verhalten und trotzdem keine PS haben.
Quäle nie ein Tier zum Scherz, denn es fühlt wie du den Schmerz.
:rose:

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spirit-cologne
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Beitrag Sa., 14.07.2018, 12:43

Gewitter hat geschrieben: Sa., 14.07.2018, 10:03 Außerdem habe ich gelesen, dass bei Menschen mit Narzisstischer Persönlichkeitsstörung, die Selbstmordrate hoch ist. Ob es jetzt wirklich stimmt, weiß ich nicht. Wollte es nur anmerken.
Das stimmt, Gewitter. Es liegt daran, dass, wie ich bereits in einem vorhergehenden Beitrag beschrieben habe, jemand mit narzisstischer PS ja kein "echtes" Selbstbewusstsein oder Selbstwertgefühl hat, sondern das Größenselbst zwingend braucht, um das eigentlich vorherrschende Minderwertigkeitsgefühl auszugleichen und erträglich zu machen. Wenn aber das Größenselbst auf einmal keine narzisstische Zufuhr mehr erhält, z.B. weil der lange erfolgsverwöhnte Manager entlassen wird oder pleite geht, Frau, Freunde und Familie sich von ihm abwenden o.ä., erfolgt der narzisstische Zusammenbruch, weil dann nur noch das Minderwertigkeitsgefühl übrig bleibt. In dieser Situation sind Suizide sehr häufig.

Das ist eben der Unterschied zu jemand, der einfach nur rücksichtslos und egoistisch ist. Deshalb ist es auch falsch zu meinen, Menschen mit einer NPS ginge es immer blendend. Das gilt nur solange, wie das Größenselbst genug gefüttert wird, um das Minderwertigkeitsgefühl in Schach zu halten. Insofern können sehr wohl auch bei der NPS starke Stimmungsschwankungen auftreten. Zumal es ja nicht nur erfolgreiche Narzissten gibt...Die wichtige psychologische Erkenntnis in der Auseinandersetzung mit der NPS sollte sein, dass der NPS wie jeder anderen Persönlichkeitsstörung auch Leid zugrunde liegt, auch wenn das nach außen oft nicht leicht erkennbar ist. Insofern tut man einem NPSler Unrecht, wenn man sagt, er wäre einfach nur ein Egoist oder A***. Er kann einfach nicht anders, weil er sonst zusammenbricht, genauso wie ein Borderliner immer wieder abwerten und Beziehungen abbrechen muss, ohne es eigentlich zu wollen.
Gewitter hat geschrieben: Sa., 14.07.2018, 10:03 Persönlichkeitsstörungen können nur Fachkräfte diagnostizieren. Es gibt auch genügend Menschen, die sich sch*** verhalten und trotzdem keine PS haben.
Das hast du sehr treffend formuliert. :-D Allerdings gibt es ja auch eine narzisstische Persönlichkeitsstrukur bzw. narzisstische Verhaltensweisen ohne dass ein Mensch eine Persönlichkeitsstörung hat. Und solche Verhaltensweisen kann auch ein Laie sehen und beschreiben. Und wenn narzisstisch nun einmal der passendste beschreibende Begriff ist, dann sollte man ihn auch benutzen. Ich verstehe die Aufregung darum nicht. Das eigentlich nervige an derartigen Threads ist doch häufig, dass die jeweiligen TEs jegliche Eigenverantwortung von sich weisen und dann ist es doch auch egal ob die Überschrift lautet: "Ist mein(e) XYZ Narzisst" oder "mein(e) XYZ ist total rücksichtslos, manipulativ, egoistisch o.ä.". Und ich bezweifle eben, dass die Tendenz, die Verantwortung für eigene Probleme andere Menschen zuzuschieben erst mit dem Begriff "Narzissmus" entstanden ist, ich halte sie für so alt wie die Menschheit... ;) Umgekehrt weist nicht automatisch jede(r) TE die/der das Wort "Narzissmus" in den Mund nimmt, direkt jede Verantwortung von sich. Also sollte man nicht vorschnell allergisch auf einen bestimmten Begriff reagieren, sondern erst mal genauer schauen, was die/der jeweilge TE eigentlich für ein Anliegen hat. Wenn jemandem der Begriff Narzissmus hilft, zu verstehen, was ihr/ihm in der Vergangenheit passiert ist um daraus Konsequenzen für sein Leben zu ziehen, ist das doch in Ordnung. Hauptsache es hilft. Wer schon direkt bei einem bestimmten Begriff "hochgeht" kann ja auch mal bei sich schauen, warum das so ist... ;)
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mio
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Beitrag Sa., 14.07.2018, 14:19

Gewitter hat geschrieben: Sa., 14.07.2018, 10:03 Es gibt auch genügend Menschen, die sich sch*** verhalten und trotzdem keine PS haben.
Ich glaube der Hauptunterschied ist das "selbstverständliche Wissen" darum. Ein Arschloch weiss dass es sich dem anderen gegenüber "arschig" verhält, es ist ihm aber egal. Ein "Narzisst" weiss das nicht so "selbstverständlich", weil der diese Fähigkeit schlicht nicht hat. Er kann das zwar "theoretisch" begreifen (also zB. gutes Sozialverhalten "nachahmen" wenn ihm daraus ein eigener Vorteil erwächst), aber er fühlt es nicht, versteht das zugrunde liegende "Konzept" nicht. Und das ist was anderes als "frei" wählen zu können.

Ich finde diese Vorstellung ehrlich gesagt auch ziemlich gruselig, weil das ja ein derart "tiefgreifendes" Defizit ist, dass eine "freie" unabhängige Entscheidung schier unmöglich wird. Meint: Ein Mensch mit NPS kann eben nicht allein entscheiden, ob er sich wie ein Arschloch verhalten will oder nicht, weil er das Konzept "Arschloch" gar nicht begreift.

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Broken Wing
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Beitrag Sa., 14.07.2018, 22:56

Ich möchte bitte einen Menschen kennenlernen ohne narzisstischer Persönlichkeitsstruktur. Und aus meiner Sicht gibt es da sehr wohl Unterschiede. Narzisstische Persönlichkeitsstruktur klingt ohne Fachwissen wie billige Küchenpsychologie von Damen aus dem Wochenendseminar für das seelische Gleichgewicht mit *Namen nenne ich nicht mal im Beisein meines Anwalts*. Naja, da frag ich mich erst einmal, was die Person, die einem Anderen sowas andichtet, hat. Wahrscheinlich eine narzisstische Persönlichkeitsstruktur wenn nicht gar eine -störung.
Wenn jemand einen anderen lediglich als rücksichtslos, uneinfühlsam, bösartig empfindet, so ist dies seine Wahrnehmung, die man teilen mag oder nicht. Er erhöht sich jedenfalls nicht durch Fachbegriffe, um durch den Authoritätsanschein seine Glaubwürdigkeit auf eine unlautere Weise zu steigern. Die Psychologie bietet sich dem Dummkopf zum Bildungshäuchen geradezu an, in geringerem Maße auch die Astronomie in der Esoterik und die Biologie, va die Evolutionstheorie.

Ich finde nicht, dass die typische Frau aus dem Hinterwald wissen wollte, wie sie richtig mit einem Narzissten umgehen sollte. So alt wie die Menschheit wird das Problem daher sicher nicht sein. Das Wissen über psychische Krankheiten war kaum vorhanden und der saufende, prügelnde und untreue Ehemann war der Normalfall. Ich finde es gut, dass wirklich Kranke eine Behandlung bekommen, aber nicht, dass jeder notorische Fremdgänger, Säufer und Gewalttätige landläufig als 'krank', betrachtet wird.

Oft wird ja auch nachgeschoben, dass sich der narzisstische Partner nicht behandeln lassen wolle. Ist auch ein Unterschied zu dem, dass man jemanden als rücksichtslos und egoistisch empfindet.
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spirit-cologne
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Beitrag So., 15.07.2018, 02:03

Broken Wing hat geschrieben: Sa., 14.07.2018, 22:56 Ich möchte bitte einen Menschen kennenlernen ohne narzisstischer Persönlichkeitsstruktur.
Na ganz einfach, suche dir einen mit einer anderen Persönlichkeitsstruktur, gibt doch genug Auswahl: Depressiv, schizoid, abhängig, whatever. Aber eins ist sicher: irgendeine Persönlichkeitsstruktur hat dieser Mensch, weil alle Menschen eine bestimmte Persönlichkeitsstruktur haben und das ist eben nicht "krank", sondern "normal". Und manche Menschen haben eben eine Persönlichkeitsstruktur die man als "narzisstisch" bezeichnet. Und ich verstehe nach wie vor nicht, warum du dich über einen Begriff so aufregen kannst. Nenn' es doch "bimbam" oder "Flupsy" ist doch total egal. Man hat sich nun einfach mal darauf geeinigt, dass man eine bestimmtes Verhaltensmuster mit dem Wort "narzisstisch" benennt, es hätte auch irgendein anderes Wort sein können.
Broken Wing hat geschrieben: Sa., 14.07.2018, 22:56 Und aus meiner Sicht gibt es da sehr wohl Unterschiede. Narzisstische Persönlichkeitsstruktur klingt ohne Fachwissen wie billige Küchenpsychologie von Damen aus dem Wochenendseminar für das seelische Gleichgewicht mit *Namen nenne ich nicht mal im Beisein meines Anwalts*.
Ohne Fachwissen von wem? Deins? Das der anderen User kannst du nicht beurteilen, da ja hier jeder anonym ist.
Broken Wing hat geschrieben: Sa., 14.07.2018, 22:56 Naja, da frag ich mich erst einmal, was die Person, die einem Anderen sowas andichtet, hat. Wahrscheinlich eine narzisstische Persönlichkeitsstruktur wenn nicht gar eine -störung. Wenn jemand einen anderen lediglich als rücksichtslos, uneinfühlsam, bösartig empfindet, so ist dies seine Wahrnehmung, die man teilen mag oder nicht.
Du kannst jemandem genauso "Bösartigkeit" andichten wie "Narzissmus". Der Begriff entscheidet nicht über den Wahrheitsgehalt einer Äußerung. Beides sind erstmal subjektive Beurteilungen, allerdings enthält "bösartig" eine eindeutige Wertung (böse=schlecht) während "narzisstisch" erstmal nur ein beschreibender Begriff ist. Dass es Menschen gibt, die diesen Begriff mit eigenen Wertungen anreichern (narzisstisch =schlecht), ist ein anderes Thema, aber der Begriff an sich gibt von seiner Definition her diese Wertung nicht her.
Broken Wing hat geschrieben: Sa., 14.07.2018, 22:56 Er erhöht sich jedenfalls nicht durch Fachbegriffe, um durch den Authoritätsanschein seine Glaubwürdigkeit auf eine unlautere Weise zu steigern. Die Psychologie bietet sich dem Dummkopf zum Bildungshäuchen geradezu an, in geringerem Maße auch die Astronomie in der Esoterik und die Biologie, va die Evolutionstheorie.
Ich glaube da liegt der Hase im Pfeffer: Ich glaube, du fühlst dich irgendwie durch den Gebrauch von Fachbegriffen eingeschüchtert oder herabgesetzt. Aber das ist dein Problem. Der Sinn von Fachbegriffen ist es, dadurch dass sie genau definiert sind, sicherzustellen, dass beide Gesprächspartner das Gleiche meinen, wenn sie über etwas reden oder schreiben, wohingegen alltagssprachliche Begriffe wie "bösartig" keine genaue Definition haben und mit sehr viel individueller Bedeutung angereichert sind. Für jeden fängt "bösartig" woanders an. Von daher bietet der Gebrauch von Fachbegriffen viele Vorteile, gerade in einem Medium wie einem Internet-Forum, in dem es ohnehin schon zu vielen Missverständnissen kommt. Und in Zeiten von Google & Co sehe ich auch kein Problem darin, dass jeder User die Bedeutung solcher Begriffe nachschauen kann, so dass es kein "unlauterer Vorteil" ist, sie zu verwenden.
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spirit-cologne
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Beitrag So., 15.07.2018, 02:05

Broken Wing hat geschrieben: Sa., 14.07.2018, 22:56 Ich finde nicht, dass die typische Frau aus dem Hinterwald wissen wollte, wie sie richtig mit einem Narzissten umgehen sollte. So alt wie die Menschheit wird das Problem daher sicher nicht sein. Das Wissen über psychische Krankheiten war kaum vorhanden und der saufende, prügelnde und untreue Ehemann war der Normalfall. Ich finde es gut, dass wirklich Kranke eine Behandlung bekommen, aber nicht, dass jeder notorische Fremdgänger, Säufer und Gewalttätige landläufig als 'krank', betrachtet wird.
Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.

Ich habe nicht geschrieben, dass der Begriff "Narzissmus" so alt ist wie die Menschheit, sondern dass die Tendenz, anderen Menschen die Verantwortung für die eigenen Probleme zuzuschieben so alt ist wie die Menschheit. Auch die "typische Frau aus dem Hinterwald" (wie immer die aussehen mag...) wird schon die Neigung gehabt haben, die Verantwortung für ihr Leid als Frau eines "saufenden, prügelnden untreuen Ehemannes" gerne nicht bei sich, sondern bei anderen zu suchen (dem besagten Ehemann, den Eltern, die sie mit ihm verheiratet haben, der Schwester, die ihn eigentlich heiraten sollte, bevor sie mit einem fahrenden Händler durchgebrannt ist oder wem auch immer)
Broken Wing hat geschrieben: Sa., 14.07.2018, 22:56 Oft wird ja auch nachgeschoben, dass sich der narzisstische Partner nicht behandeln lassen wolle. Ist auch ein Unterschied zu dem, dass man jemanden als rücksichtslos und egoistisch empfindet.
Solange er keine Persönlichkeitsstörung hat, gibt es auch keinen Grund, sich behandeln zu lassen, egal ob seine Persönlichkeitsstruktur narzisstisch, depressiv, abhängig oder sonstwas ist.
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Widow
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Beitrag So., 15.07.2018, 02:32

@ Broken: Gratulation zu dem relativ erfolgreichen Thread!

Mir allerdings ist - abgesehen von narzisstischen Bedürfnissen - überhaupt nicht erschließlich, warum Du ihn eröffnet hast, und zwar aus den folgenden Gründen:

a) Du fixierst Dich auf einen Boulevard-Journalismus-Begriff von "Narzisstischer Persönlichkeitsstörung" (und jene "berühmten Psychotherapeuten", die Du hier irgendwo mal erwähnt hast, die mit dieser Diagnose andere Prominente [Politiker etc.] belegen, die sind - glaube mir - ausschließlich in Deiner Lebenswelt offenbar "berühmt", in anderen hingegen berüchtigt als Fachidioten).

b) Und mit a) zusammenhängend: Mal wieder geht die weibliche Seite völlig unter, denn es gibt auch eine Variante der "narzisstischen Persönlichkeitsstörung", die zu dem aktuellen Medien-Hype gar nicht passt (und nur dort ist es ja - wenn überhaupt noch ... - ein kleiner Hype; und wir alle wissen: Die Medien müssen immer die neueste Sau durch's Dorf treiben) - es gibt also auch eine Variante der "narzisstischen Persönlichkeitsstörung", die mit diesem Klischee, das auch hier fröhlich bedient wird, nichts zu tun hat: den sogenannten "weiblichen Narzissmus".

c) Warum eigentlich kann nicht sauber getrennt werden zwischen den verschiedenen Diskursen?! Es gibt einen Medien-Diskurs über Persönlichkeitsstörungen, in letzter Zeit (etwa seit dem German-Wings-Absturz, zunehmend dann seit Trump) verstärkt über die "NPS" in ihrer "männlichen" Variante; es gibt einen psychotherapeutischen Diskurs über Persönlichkeitsstörungen; es gibt einen Laiendiskurs der 'Betroffenen' und einen Laiendiskurs der 'Nicht-Betroffenen' über die NPS (bestenfalls in ihren beiden Varianten) - das kann man doch nicht alles vermimpeln! Wir sind hier doch bittschön nicht bei >Markus Lanz< oder >Maybritt Illner< oder wie dieser Dauerbabbler im TV, die immer alle Diskurse vermimpeln, heißen mögen!!!

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