Dilemma

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 5037

Beitrag Sa., 16.06.2018, 11:57

Hallo Insignifiant
Bei uns ist eine unangenehme Dynamik entstanden, wo jeder seinen Anteil dran hatte.
Ich finde diesen Satz von dir wichtig. Denn daran, dass sich das so entwickelt hat, wie es sich entwickelt hat, sind beide beteiligt, Du und Deine Therapeutin. Bei Deiner Therapeuten scheint es das Problem der Unerfahrenheit zu sein. Bei Dir sind es Probleme, die Du selber mitbringst, aufgrund von Vergangenheit usw.
Aus dieser Perspektive betrachtet könnte Deine Therapeutin Recht haben, dass sich etwas entwickeln könnte. Du wirst mit Problemen konfrontiert, die Du hast, die du mitbringst und die sich auch in der Therapie zeigen. Du wirst bei ihr mit Problemen konfrontiert, mit denen du vielleicht bei einem erfahrenen Therapeuten nicht konfrontiert werden würdest.
Andersrum stellt sich natürlich die Frage, ob du bei einem erfahrenen Therapeuten nicht besser aufgehoben wärst. Nur würdest Du vielleicht bei ihm nicht mit deinen Problemen so konfrontiert werden, wie bei Deiner jetzigen Therapeutin.
Ist in der Tat ein Dilemma in dem du steckst.
Ich würde mir in dieser Situation de Frage stellen: Hilft mir die Therapie, hilft mir die Therapeutin, profitiere ich von dieser Konfrontation mit meinen Problemen oder brauche ich eher professionelle Hilfe bei einem erfahrenen Therapeuten?
Ich denke: Du solltest weder auf Deine Familie hören noch auf Deine Therapeutin und auch nicht auf uns, sondern bei Dir selber bleiben und nachspüren, was Dein Gefühl Dir sagt. Du weißt am besten was du selber brauchst und was Dir gut tut.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

Werbung

Benutzeravatar

Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3360

Beitrag Sa., 16.06.2018, 12:14

Sehe das an der Stelle wie candle. Sie wirken ja wirklich massiv auf dich ein. Und wie du dich beschreibst, machst du ja für gewöhnlich auch das, was sie wollen. Aus diesem Grund würde ich einen Wechsel kritisch sehen. Dann hast du nämlich wieder genauso reagiert, wie sie das gewöhnt sind und wie sie das haben wollen. Damit sie bloß zufrieden sind; egal was DU möchtest. Du hast sogar noch eine zweite Therapeutin um ihre Meinung gebeten um vielleicht doch noch eine Legitimation zu bekommen, bei deiner Therapeutin zu bleiben. Aber: die brauchst du nicht! Wie du dich auch entscheidest, es ist richtig. So lange es DEINE Entscheidung ist. Du fühlst dich gerade in einem Dilemma, weil dich ein Bleiben in Konflikt mit deiner Familie bringt und ein Gehen in Konflikt mit deiner Therapeutin. Weil du den Konflikt scheust. Man kann es aber auch andersrum sehen: ein Konflikt mit deiner Familie ist längst mal überfällig. Sie respektieren ja deinen Wunsch überhaupt nicht und auch nicht dein Recht, Fehler zu machen. Wenn du aber wechselst, dann ist DAS die Baustelle, an der du deinen Umgang mit Konflikten übst. Das Leben bringt immer wieder solche Situationen mit sich und du hast es halt nie gelernt, damit umzugehen. Dabei wird es mit der Zeit einfacher. Wenn deine Familie erstmal gemerkt hat, dass du sowieso machst, was du willst, dann wird es einfacher. Der Anfang ist besonders schwer. Du musst sie nicht mit Argumenten überzeugen, dir keine Rechtfertigung von Außenstehenden holen, dir ihre Meinungen nicht anhören. Nichts von alledem MUSST du. Du DARFST.


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag Sa., 16.06.2018, 12:18

Insignifiant hat geschrieben: Sa., 16.06.2018, 11:03 Nein, sie unterstützt mich nicht. Sie möchte nicht das ich gehe. Sie glaubt dass wir das zusammen hinkriegen.
Natürlich soll sie ebenso wenig wollen dass Du gehst wie sie wollen soll dass Du bleibst. Aber Dich nur in eine Richtung zu unterstützen halte ich für falsch und das kenne ich auch völlig anders obwohl ich KEINE (bewussten?) ZWEIFEL hatte hat meine Therapeutin mir immer ALLE MÖGLICHKEITEN aufgezeigt und auch ganz klar verdeutlicht: Egal wofür Sie sich entscheiden ich bin auf IHRER Seite und werde nicht gekränkt oder böse sein sondern Sie so gut es mir möglich ist unterstützen.

Ich denke da seid ihr wirklich ungut miteinander verstrickt und solange sie diesen "Kurs" fährt sehe ich wenig reale Chance da rauszukommen.
Insignifiant hat geschrieben: Sa., 16.06.2018, 11:03Ich solle dankbar sein das meine Krankenkasse es mir ermöglicht und woanders würde es auch so laufen, denn ich bringe nunmal einiges mit. Sie will mir helfen und sagt, bei ihr könne ich die Erfahrung machen, dass sich was ändert.
Das will ich ja auch. Ich will es auch mit ihr, aber ich weiss gerade nicht mehr ob das alles so richtig ist.
Das empfinde ich nicht nur als "leicht" sondern als "hochgradig" manipulativ. Ich gehe nicht davon aus, dass sie das absichtlich tut, aber es ist eine klare Manipulation wenn sie Dir ein "schlechtes Gewissen" zu machen versucht nur weil Du Zweifel an der Wirksamkeit der Therapie bei ihr oder an ihren Motiven hast. Zumal sie etwas behauptet was sie nicht sicher wissen kann wenn sie sagt: Bei mir (und NUR bei mir! Das steckt da nämlich verdeckt drin!!!! SIE ist DIE die Dir helfen kann, kein anderer könnte es "besser".) kannst Du diese Erfahrung machen, ein Wechsel würde Dir nichts bringen. DAS kann sie so schlicht und ergreifend NICHT WISSEN. Natürlich bringst Du Deinen Teil in jede Therapie mit, aber auch Dein Therapeut bringt "seinen Teil" mit in die Therapie weshalb auch jede therapeutische Beziehung eine andere ist und nicht jede gleich gut wirkt. So zu tun als läge ein "Gelingen" nur in "Deinen Händen" was das angeht schiebt Dir subtil die alleinige "Verantwortung" für das Gelingen zu, hilft ihr IHREN ANTEIL am Geschehen auszublenden. Und solange sie diesen "ausblendet" landet dieser "ungefiltert" bei Dir und führt zu "Irritationen" in Deinem Inneren das spürt: Hier stimmt was nicht...
Insignifiant hat geschrieben: Sa., 16.06.2018, 11:03Mein Gefühl ist nur so konfus. Was ich wirklich will, wollen darf, ist für mich nicht greifbar.
Ich bestehe nur, wenn es anderen gut geht
Ich glaube Du solltest dieses konfuse Gefühl sehr ernst nehmen und versuchen da genauer "dahinter" zu kommen, was da jetzt wirklich Deins ist und was nicht. Du darfst WOLLEN was auch immer DU WILLST in einer Therapie, aber auch im Leben. Der andere ist nicht "verpflichtet" das dann auch zu wollen oder "mitzutragen", aber DEIN WILLE/DEINE WÜNSCHE gehören Dir. Dein "Gefühl" "Mich kann (oder doch eher darf?) es nur geben wenn ich so bin wie mich der andere braucht." ist ja Teil Deines "gelernten Problems" und eine "fehlerhafte Überzeugung" die es eigentlich zu "beseitigen" gilt und nicht noch durch emotionale Erpressungsversuche zu erhalten.

Diese "emotionalen Erpressungsversuche" kennst Du wahrscheinlich zu Genüge nehme ich an und alles in Dir ruft deshalb "Alarm". Schau ganz bewusst WIE DU dieses "Alarm" beantworten MÖCHTEST. So wie "früher" (Dich anpassen, wegducken, klein machen, selbst aufgeben) oder wie eine "erwachsene Frau" der ihr eigenes Wohl am Herzen liegt (und liegen MUSS!!!! Das ist Deine Aufgabe Dir selbst gegenüber.)? Ich kann nachvollziehen dass Dir das Angst macht und wenn Du es schaffst diese Angst in der Beziehung zu Deiner Therapeutin zu überwinden und sie das auch ZULÄSST dann sehe ich eine Chance dass sich da was verändert. Ich sehe nur auch, dass sie Dir das schwer macht anstatt Dich dabei und darin zu unterstützen wenn sie Dir nicht "den Raum öffnet".

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Insignifiant
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 36
Beiträge: 23

Beitrag Sa., 16.06.2018, 17:27

Hey,

klar ist es für meine Familie einfacher, wenn ich weiterhin der Fels in der Branding bin. Ich glaube dass ich da schon eine bestimmte Rolle einnehme, die dazu beiträgt dass sich alle wohlfühlen. Eigentlich hätte ich gerne mehr Freiheit, würde mich gerne freier bewegen. Aber dass gelingt mir nicht gut. Ich fühle mich zu sehr verantwortlich. Mir fehlt das Verspielte.

Ja, meine ungesunden Mechanismen werde ich in jeder Therapie mit rein bringen. Darum bin ich ja in Therapie, denn ich würde sie gerne ablegen. Sie hindern und behindern mich im meinem Leben sehr.
Nur Freude zu empfinden, wenn ich andere zufrieden stellen kann, ist auf langer Sicht sehr frustrierend.

Ich glaube dass meine Therapeutin gerade auch denkt, dass alles wieder prima ist. Und irgendwie möchte ich das auch. Einfach um die eingekehrt Ruhe zu genießen.
Wenn ich also bei ihr bin, spreche ich in Moment über Dinge, wo ich weiß dass sie damit zufrieden ist. Wir arbeiten an Themen, aber innerlich, vor allem wenn ich nicht bei ihr bin, merke ich, das mir was ganz anderes auf dem Herzen liegt. Ich würde so gerne mit ihr über meine Zweifel reden. Aber da ich es schon mal versucht habe, sie es als Widerstand bezeichnet hat, scheint es mir gerade Sinnlos. Und ich möchte die "gute" Stimmung nicht unnötig belasten.
In Moment fühle ich mich einfach nicht frei mit ihr oder meine Familie über meine eigentlich Gedanken zu sprechen.

LG
Insi
Falls ihr mich sucht, ich sitze zwischen den Stühlen :-((

Werbung

Benutzeravatar

spirit-cologne
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 1435

Beitrag Sa., 16.06.2018, 17:37

Liebe Insignifikant,

zunächst einmal möchte ich dich beruhigen: Ein Therapeutenwechsel wird niemandem ernsthaft schaden, weder dir noch deiner Therapeutin. Therapieabbrüche sind für Therapeuten . auch in der Ausbildung - tägliches Geschäft, aus den unterschiedlichsten Gründen. Deshalb bekommt kein Therapeut "Ärger" (außer vielleicht mit dem eigenen Ego ;) ), auch nicht in der Ausbildung. Im Gegenteil, die Therapeuten sind sogar rechtlich verpflichtet, die Therapie zu beenden, wenn das Vertrauensverhältnis gestört ist und sie das Gefühl haben mit dem/der Patient/in nicht mehr arbeiten zu können. Und dir drohen auch keine "Konsequenzen". Falls jemand fragst, sagst du, warum du abgebrochen hast und gut. Lisbeth hat dir ja schon geschrieben, dass sie ohne Nachteile eine Therapie abgebrochen hat. Ich hab's auch schon getan. Es geht also alleine darum, ob du dich dort gut aufgehoben fühlst und den Eindruck hast, dich weiter zu entwickeln.


Ich schließe mich an, dass ich es auch sehr schwierig finde, dir da von außen was zu raten, auch, weil wir ja einfach nicht dabei waren und auch gar nicht so genau wissen, um welche Probleme es da ging. Ich finde schon, dass Probleme in der therapeutischen Beziehung einen manchmal richtig weiterbringen können. Was ich z.B. gut finde, ist das du schreibst, du achtest jetzt besonders auf dich. Das kann sehr hilfreich für deine Entwicklung sein, weil du so erst die Möglichkeit hast, Diskrepanzen zwischen deinen Wünschen und denen deiner Therapeutin überhaupt wahrzunehmen und auch auszuhalten. Da du ja selbst geschrieben hast, dass du früher gar nicht so genau gemerkt hast, dass du eigentlich etwas anderes wolltest, finde ich es schon einen großen Fortschritt, dass du dich hier im Forum damit auseinandersetzt und dir auch gedanklich zumindest potenziell vorstellen kannst, sowohl deine Therapeutin als auch deine Familie zu "enttäuschen", indem du deine eigene Entscheidung triffst. Das finde ich schon mal einen großen Schritt in Richtung Freiheit.

Ob eine weitere Zusammenarbeit mit ihr produktiv sein wird, wird davon abhängen, inwiefern du schon so weit bist, eine Diskrepanz zwischen euch emotional auszuhalten und zu tragen. Da würde ich an deiner Stelle einfach mal reinspüren, ob du dir das zutraust. Vertrau auf dein Bauchgefühl.


Jedenfalls ist, dass du sie nett findest und ihr einen Gefallen tun willst kein ausreichender Grund für die Fortsetzung der Therapie-
It is better to have tried in vain, than never tried at all...

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15209

Beitrag Sa., 16.06.2018, 17:38

Sonst mache eine Therapiepause um klarer zu werden.

candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25012

Beitrag Sa., 16.06.2018, 17:45

Ich glaube dass meine Therapeutin gerade auch denkt, dass alles wieder prima ist. Und irgendwie möchte ich das auch. Einfach um die eingekehrt Ruhe zu genießen.
Wenn ich also bei ihr bin, spreche ich in Moment über Dinge, wo ich weiß dass sie damit zufrieden ist. Wir arbeiten an Themen, aber innerlich, vor allem wenn ich nicht bei ihr bin, merke ich, das mir was ganz anderes auf dem Herzen liegt. Ich würde so gerne mit ihr über meine Zweifel reden. Aber da ich es schon mal versucht habe, sie es als Widerstand bezeichnet hat, scheint es mir gerade Sinnlos. Und ich möchte die "gute" Stimmung nicht unnötig belasten.
In Moment fühle ich mich einfach nicht frei mit ihr oder meine Familie über meine eigentlich Gedanken zu sprechen.
Das ist sehr verständlich, aber vermutlich nicht das, was dich weiter bringt. Zeit ist in Therapien ein wertvolles Gut, daher achte darauf, dass es nicht einseitig wird. Das liegt jetzt an dir, Bedenken zu äußern. Denn sie kann auch nicht in dich hinein sehen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag Sa., 16.06.2018, 18:53

Insignifiant hat geschrieben: Sa., 16.06.2018, 17:27 Ich würde so gerne mit ihr über meine Zweifel reden. Aber da ich es schon mal versucht habe, sie es als Widerstand bezeichnet hat, scheint es mir gerade Sinnlos. Und ich möchte die "gute" Stimmung nicht unnötig belasten.
In Moment fühle ich mich einfach nicht frei mit ihr oder meine Familie über meine eigentlich Gedanken zu sprechen.
Ich glaube das kann jetzt auch eine tolle Chance für Dich sein, wenn Du Dich da selbst überwindest. Nur nutzen musst Du sie eben selbst und das auch so sagen wie Du es empfindest und dran bleiben, dass es DIR WICHTIG IST das klar zu besprechen und dass sie Dir da bitte zuhören soll und Dich nicht so "abbügeln". :)

Ob ihr durch ein - oder mehrere - Gespräch darüber dann zu Eurem ursprünglichen Vertrauensverhältnis zurückfindet kann niemand voraussagen, aber wenn Du es nicht versuchst und einfach so weiter machst als wäre da nicht dieses "Grummeln in Deinem Bauch" würde sich das meiner Meinung nach ungünstig auf Deine therapeutischen Erfolge auswirken und Dich auch einfach auf Dauer unnötig zusätzlich belasten.

Deine Familie sollte es akzeptieren wenn Du Dich für eine weitere Zusammenarbeit mit ihr entscheidest falls ihr das klären könnt, wichtig wäre aber erst mal dass Du versuchst es zu klären und sie da auch in die Pflicht nimmst. Wenn sie es nachhaltig "abzutun" versucht und trotz eindeutiger Bitte von Deiner Seite aus weiterhin nicht mit Dir drüber sprechen möchte würde ich mir wohl tatsächlich wen anders suchen. Den eigentlich bestimmt der Patient die Therapiethemen und gerade wenn Du ein Problem hast ihr zu vertrauen und es besprechen möchtest sollte sie interessiert daran sein das mit Dir zu klären. Vertrauen ist nunmal die Basis einer jeden Therapie.

Was ich Dir nicht empfehlen würde ist es "über drei Ecken" anzusprechen (ich weiss ja nicht wie Du es genau beim ersten Versuch angesprochen hast?) sondern wirklich klar zu benennen was bei Dir Sache ist. Also nicht sowas wie "Ich weiss jetzt gar nicht mehr ob ich überhaupt Therapie verdient habe/mir Therapie überhaupt helfen kann..." oder so allgemein "vorschieben" aus Angst ihr "persönlich zu nahe zu treten". Und sag ihr wirklich ruhig auch dass Du Dich auf Anraten Deiner Familie hin hast unabhängig beraten lassen und wie der Eindruck der Kolleginnen war.

Benutzeravatar

lisbeth
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4023

Beitrag Sa., 16.06.2018, 19:21

Insignifiant hat geschrieben: Sa., 16.06.2018, 17:27 Ich glaube dass meine Therapeutin gerade auch denkt, dass alles wieder prima ist. Und irgendwie möchte ich das auch. Einfach um die eingekehrt Ruhe zu genießen.
Wenn ich also bei ihr bin, spreche ich in Moment über Dinge, wo ich weiß dass sie damit zufrieden ist. Wir arbeiten an Themen, aber innerlich, vor allem wenn ich nicht bei ihr bin, merke ich, das mir was ganz anderes auf dem Herzen liegt. Ich würde so gerne mit ihr über meine Zweifel reden. Aber da ich es schon mal versucht habe, sie es als Widerstand bezeichnet hat, scheint es mir gerade Sinnlos. Und ich möchte die "gute" Stimmung nicht unnötig belasten.
In Moment fühle ich mich einfach nicht frei mit ihr oder meine Familie über meine eigentlich Gedanken zu sprechen.
Liebe Insi,

1. Ich kann total verstehen, dass du wieder "Ruhe im Karton" haben möchtest. Aber das ist wirklich nur eine Pseudo-Ruhe, und ich denke, das weißt du auch. Also: packe den Stier bei den Hörnern...

2. Sprich deine Therapeutin auf genau das ^^^^ an. Dass du bestimmte Dinge ausklammerst, vor allem die, die wichtig für *dich* sind. Dass du Angst vor ihrer Reaktion hast. Dass du dich ihr gegenüber in genau den Mustern befindest, die du von früher kennst. Dass deine Zweifel nachwievor da sind. Dass das Argument "Widerstand" die therapeutische Keule ist, mit der quasi alles zum Schweigen gebracht wird. Dass du dir etwas anderes wünschen würdest (z.B. den Raum, das mal zusammen in Ruhe anzuschauen. Oder dass du lernen willst, mit diesen Ambivalenzen besser umzugehen, dafür müssen diese Zweifel und Widersprüche einfach erstmal "da" sein dürfen.... Oder was ganz anderes, was du jetzt in dieser Situation von ihr brauchst: Dass sie dir z.B. nicht Vorgaben macht, was ihrer Meinung nach "richtig" ist sondern dass sie dir helfen soll, für *dich* rauszufinden, was passt. usw. usw.)

Nimm es als Übung. Therapie ist *auch* ein Übungsraum, wo man solche Dinge mal ausprobieren kann. Da musst du nicht sofort die perfekte Kür hinlegen. Wichtig ist, dass du dich überhaupt erstmal traust und über deinen eigenen Schatten springst.

Ich denke, von ihrer Reaktion wirst du dann früher oder später für dich merken, ob und wie es zwischen euch therapeutisch weitergehen kann...

Alles Gute!
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Insignifiant
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 36
Beiträge: 23

Beitrag So., 17.06.2018, 11:25

Danke für die vielen Denkanstöße.

Es ist wirklich nur eine pseudoruhe, eine Ruhe an der Oberfläche. In mir drinn ist dass reinste Chaos.
Was ist wenn ich aus den falschen Gründen bleibe? Ich habe mich so um die Anerkennung meines Vaters bemüht, hin bis zur selbstaufgabe. Dennoch bin ich gescheitert. Was wenn ich genau diesen Fehler bei meiner Therapeutin wiederhole? Mich macht es innerlich fertig, dass sie mir eine Zeitlang Ablehnung entgegen gebracht hat.
Alle in meinem Umfeld mögen mich, doch die, mit der er ich dann eine enge Beziehung habe, lehnte mich ab. Ich fühle mich so ungenügend, falsch und voller Selbstzweifel. Und jetzt wo sie mich wieder "annimmt" bin ich wie so ein Hündchen, dass sich über jedes bisschen Aufmerksamkeit von ihr freut, als wäre es das ultimativ schönste auf der Welt.
Davon wird mir speiübel. Ich fühl mich lächerlich.
Was hat sie an sich, dass ich ihre Kränkungen dulde? Dass ich ihr gefallen möchte? Dass ich bei ihr bleiben möchte? Dass ich sie nicht vor den Kopf stoßen möchte? Warum möchte ich, dass es mit ihr funktioniert? Warum schaffe ich es nicht mir mal wen anderes anzuschauen? Warum habe ich ein schlechtes Gewissen gegenüber meinem Mann, Schwester, Therapeutin?
Ich habe keine Ahnung was ich will, denn alles fühlt sich bescheiden falsch an.....

Insi
Falls ihr mich sucht, ich sitze zwischen den Stühlen :-((

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15209

Beitrag So., 17.06.2018, 12:21

Insignifiant hat geschrieben: So., 17.06.2018, 11:25 Was ist wenn ich aus den falschen Gründen bleibe?
Nimm dir doch den Stress raus in dem Sinne, dass keine Entscheidung in Stein gemeißelt ist. Letztlich weiß man immer erst hinterher was "vielleicht" richtig oder falsch war.
Ich habe mich so um die Anerkennung meines Vaters bemüht, hin bis zur selbstaufgabe. Dennoch bin ich gescheitert. Was wenn ich genau diesen Fehler bei meiner Therapeutin wiederhole? Mich macht es innerlich fertig, dass sie mir eine Zeitlang Ablehnung entgegen gebracht hat.
Erstmal würde ich den Vater mal ein wenig loslassen. Klar, er hat den Grundstein gelegt für dein Problem, andererseits hast du dich ja offensichtlich vor ewigen Zeiten von ihm getrennt, da wundert mich, dass das noch längst nicht "überschrieben" worden ist, WENN du nicht das System so weiter lebst.
Und da weiß ich wovon ich rede ohne Kontakt zum Vater. Bei mir verliert sich das mittlerweile.

Und woran machst du das fest, dass die Therapeutin dich abgelehnt hat. Das macht ja eigentlich gar keinen Sinn für mich in Therapie. Vielleicht hast du nur übertragen?
Warum habe ich ein schlechtes Gewissen gegenüber meinem Mann, Schwester, Therapeutin?
Das ist eben Pest und Cholera.
Vermutlich oder relativ sicher wirst du deine Familienangehörigen eher enttäuschen als die Therapeutin. Und diese Entscheidung wird ja kommen müssen.

Schreibe es dir doch mal auf den Zettel und schaue was im schlimmsten Falle auf deiner Seite für dich, vermeintlich für die Therapeutin und für deine Familie... und spinne dir Szenarien. Manchmal ist die Annahme des Schlimmsten was passieren kann sehr hilfreich und macht Entscheidungen leichter. Super wäre natürlich, wenn du noch einen guten vertrauensvollen Ansprechpartner hättest.

LG candle
Now I know how the bunny runs! Bild


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 5037

Beitrag So., 17.06.2018, 14:01

Hallo Insignifiant
Was ist wenn ich aus den falschen Gründen bleibe? (...)Was hat sie an sich, dass ich ihre Kränkungen dulde? Dass ich ihr gefallen möchte? Dass ich bei ihr bleiben möchte? Dass ich sie nicht vor den Kopf stoßen möchte? Warum möchte ich, dass es mit ihr funktioniert? Warum schaffe ich es nicht mir mal wen anderes anzuschauen? Warum habe ich ein schlechtes Gewissen gegenüber meinem Mann, Schwester, Therapeutin?
Ich schließe mich Candle an.
Du stellst Dir bereits die richtigen Fragen. Bist also schon einen großen Schritt weiter. Wenn du eine Antwort auf diese Fragen gefunden hast, dann wirst Du auch eine Entscheidung treffen können. Die Antwort auf diese Fragen werden dir nicht im Bruchteil einer Sekunde zufallen. Eine Antwort zu finden braucht Zeit. Setzt dich nicht so dermaßen unter Druck. Bei so viel Druck, wie Du dir ihn machst, könnte ich auch nicht mehr klar denken und bei mir selber nachspüren. Nimm Dir die Zeit, die Du brauchst um Klarheit zu kriegen. Geh Schritt für Schritt vor. Deine Probleme haben ihre Zeit gebraucht um zu entstehen und sie brauchen ihre Zeit bis sie wieder behoben sind.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Insignifiant
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 36
Beiträge: 23

Beitrag So., 17.06.2018, 14:08

Wäre es ok, wenn ich diese Fragen meiner Therapeutin stelle?
Denn sollte nicht eigentlich genau sie, meine vertrauensvolle Ansprechpartnerin sein?
Aber würde sie überhaupt objektiv helfen können, Antworten zu finden oder ist es besser, alleine nach der Lösung zu suchen?
Falls ihr mich sucht, ich sitze zwischen den Stühlen :-((


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 5037

Beitrag So., 17.06.2018, 14:18

Ja. Du darfst einen Therapeuten alles fragen, ihm auch Fragen stellen, die die Fortführung der Therapie und die Beziehung zu ihm betreffen. Es sind zentrale Probleme, die Du zu haben scheinst. Da sollte der Psychotherapeut der richtige Ansprechpartner sein.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag So., 17.06.2018, 14:21

Natürlich ist es ok! Und ja, sie sollte Dir da objektiv helfen können "tiefer" zu gehen. Ob das allerdings gelingt kann niemand vorhersagen da auch Therapeuten "nur" Menschen sind, dass kannst Du nur ausprobieren.

Ich persönlich nehme an dass sich in der Therapie die Beziehung(smuster) zu Deinem Vater "reinszeniert" (hat?), sowas passiert wohl sehr häufig in Therapien, ist auch durchaus ein Stück weit (vom Therapeuten kontrolliert und das war es zwischen Euch zwischenzeitlich halt nicht mehr) "erwünscht" und wenn Deine Therapeutin das in der Supervision tatsächlich für sich geklärt hat dann sollte sie auch wieder "neutral" sein diesbezüglich.

Die Chance die für Dich drinsteckt wenn Du das mit ihr erfolgreich "durcharbeiten" kannst ist dass Du die "ungelöste Situation" (also dass Du es bei Deinem Vater nie geschafft hast von ihm angenommen zu werden) für Dich "abschließen" kannst und so ein Stück weit "freier" wirst (weil Du nicht mehr "versuchen" musst das in Beziehungen "abzuschließen").

Für Dein Unbewusstes ist es egal, dass Dein Bewusstsein erkannt hat, dass das bei Deinem Vater sinnlos ist und dass Du es da "aufgegeben" hast, das "denkt" immer noch dass es das doch "schaffen" muss.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag