Kommunikation in der Therapie

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Henryette
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Beitrag Mi., 02.05.2018, 12:52

Ich glaube Letzteres
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Martin Johannes Walser

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mio
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Beitrag Mi., 02.05.2018, 13:05

Henryette hat geschrieben: Mi., 02.05.2018, 09:08 Darauf klingelte mein Telefon. Ich ging ran und nach einer Begrüßung fragte er mich, warum ich ihn so nerve. 😳 er fragte weiter ob ich ihn jetzt ärgern möchte oder was diese Nachrichten jetzt sollen. Danach war das Telefongespräch sehr warm und emphatisch
Vielleicht hilft es Dir ein bisschen, dass er ja auch ehrlich in Sorge um Dich gewesen zu sein scheint?

Und er hat ja nicht nur GESAGT dass Du ihn nervst, sondern auch GEFRAGT was gerade los ist, dass Du so nach ihm "weinst".

Allein dass er Dich direkt anruft ist doch schon ein Zeichen dafür, dass es ihm nicht egal ist dass es Dir nicht gut geht. Aber er kann eben auch nicht 24/7 zur Verfügung stehen um Dich zu "trösten", dass ist Dir vom Kopf her ja auch klar.

Ich würde noch mal mit ihm drüber sprechen, allerdings wirklich so wie bereits vorgeschlagen wurde: Ohne Vorwürfe und Verantwortungsverschiebung nach dem Motto: Wie konnten Sie nur...wie konnte es Ihnen so gleichgültig sein, dass es mir schlecht geht?

Es liest sich für mich in keinster Weise so, als ob es ihm gleichgültig gewesen ist, dass es Dir schlecht geht und er nur noch "eins draufsetzen" wollte. Viel mehr denke ich dass er vermeiden wollte, dass Du in ein Verhaltensmuster verfällst Dich immer wenn es Dir schlecht geht an ihn zu wenden und ihn als "einzige Hilfe" zu sehen.

Hätte er einfach nur "wunschgerecht" reagiert, dann wärst Du "durch ihn" beruhig gewesen. Das bringt Dir aber ja langfristig nix, damit würde eher er sich für Dich "unentbehrlich" machen. Und das wäre ja absolut kontraproduktiv.

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Henryette
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Beitrag Mi., 02.05.2018, 13:22

Da hast du sicher recht! Ich frage mich wann es endlich soweit ist, dass mein Kopf und meine Gefühle zusammenarbeiten.??? Vom Kopf her verstehe ich diese Dinge immer und es macht total Sinn was du schreibst, so in etwa habe ich es mir sogar auch schon zusammengereimt. Aber mein Gefühl dazu macht einfach nur folgendes: Aua! Aua Tut weh!!!! Das wäre so schön und auch so erleichternd wenn die beiden Parteien mal zusammen arbeiten würden. Es kostet einfach so viel Kraft.
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Martin Johannes Walser


mio
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Beitrag Mi., 02.05.2018, 14:15

Henryette hat geschrieben: Mi., 02.05.2018, 13:22 Ich frage mich wann es endlich soweit ist, dass mein Kopf und meine Gefühle zusammenarbeiten.???
Das dauert leider... Aber es ist wichtig sich immer wieder BEWUSST mit dem Gefühl auseinanderzusetzen, sich immer und immer wieder bewusst zu machen: Es tut weh, aber es ist nicht gefährlich, es ist nur mein "altes" Gefühl was da "Gefahr" ruft...

Dieses Gefühl hat leider mehr "MACHT" als Dein Verstand. Das hat auch "biologische" Hintergründe weil Dein Gefühl für Dein Überleben wichtiger ist, als Dein Verstand.

In Deinem Gehirn läuft da dann in etwa folgendes ab:

Irgendwas im Kontakt "berührt" eine in Deinem emotionalen Gedächtnis gespeicherte "gefährliche Erfahrung". Das kann zB. wirklich einzig und allein das Wort "genervt" sein, was von Deinem emotionalen Gedächtnis als "Schlüsselreiz" für eine gefährliche Situation "gewertet" wird, weil es mit einer solchen verknüpft ist. Das kann aber auch ein Geruch sein, was optisches, eine Stimmlage... Eigentlich kann es alles sein.

Nun "leitet" Dein Hirn diesen "Schlüsselreiz" in zwei Zentren im Gehirn. In Dein emotionales und in Dein rationales. Dein emotionales Zentrum bekommt aber einen "undeutlicheren Reiz" - isoliert also zB. das Wort "genervt" aus dem Kontext und sagt "GEFAHR!" ohne das zu "überprüfen". Das passiert bevor Dein rationales Zentrum die Information überhaupt verarbeiten konnte, weil das mehr und differenziertere Informationen übermittelt bekommt die längere Zeit brauchen bis sie verarbeitet sind.

Wenn Dein rationales Zentrum dann "erkannt hat", war gar nicht so wie mein emotionales Gedächtnis mir "vorgegaukelt" hat, bist Du aber schon "im Gefühl" drin und musst es "vom Verstand her" korrigieren. Und das musst Du leider so lange tun, bis Dein emotionales Zentrum "gelernt" hat, dass der "Schlüsselreiz" keine echte Gefahr darstellt. Das "glaubt" das nämlich recht hartnäckig, weil es sonst nicht die Möglichkeit hätte Dich im Bedarfsfalle SCHNELL zu schützen indem es Dir diese Information "unscharf" zur Verfügung stellt.

Stell Dir einfach mal einen "Urzeitmenschen" vor der gelernt hat: Schlangen können tödlich sein.

Nun läuft der Urzeitmensch durch die Savanne und sieht "irgendwo" was, das aussieht wie eine Schlange. Bevor er prüfen kann OB es wirklich eine Schlange ist oder was "harmloses" hat sein emotionales Gedächtnis schon "Alarm" signalisiert damit er schnell reagieren kann. Denn bis sein rationales Gedächtnis festgestellt hat: Entwarnung, ist keine Schlange, ist ein Stock... dauert zu lange um ihn gut zu schützen. Die Schlange hätte ihn im Zweifel längst gebissen.

Nun zieht der Urzeitmensch in ein Gebiet in dem es keine Schlangen gibt und er WEISS das auch. Es gäbe also keinen rationalen Grund mehr sich zu erschrecken weil etwas AUSSIEHT wie eine Schlange. Das kommt aber im emotionalen Gedächtnis so erst mal nicht an, sondern dass muss der Urzeitmensch dem mühevoll beibringen und das dauert. Und ganz wird sich das emotionale Zentrum auch nicht vom "Schlüsselreiz" säubern lassen, weil es KÖNNTE ja sein, dass es doch Schlangen gibt. Aber es wird seine "Reaktion" nach und nach "abschwächen".

Beim ersten Stock flippt der Urzeitmensch noch aus, schlägt auf den ein, rennt weg...was auch immer. Er REAGIERT stark emotional.

Beim hundertsten Stock wird er hingegen schneller sagen: Moment mal, wahrscheinlich wieder nur ein Stock und "gelassener" reagieren. Also vielleicht kurz stehenbleiben, zurückweichen, noch mal hinschauen... aber er wird nicht mehr in "blinde Angst" verfallen.

Vielleicht hilft es Dir, etwas "gnädiger" mit Dir zu sein, wenn Du Dir das vor Augen führst? Also dass das was "ganz normales" ist?

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peppermint patty
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Beitrag Mi., 02.05.2018, 16:57

Und vielleicht entlastet dich auch der Gedanke, dass du nicht verantwortlich für das Genervtsein, also für die Gefühle deines Theras bist. Er selbst entscheidet wann er seine Mails liest und ob und wie er reagiert. Auch darüber ob er sich durcH Mails oder andere Dinge nerven lassen WILL. So hat er sich entweder nerven LASSEN oder es war eben sein Interesse seine Mails zum gegebenen Zeitpunkt zu lesen und entsprechend zu reagieren.

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Henryette
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Beitrag Mi., 02.05.2018, 19:20

Vielen lieben Dank für diese sehr ausführliche Antwort mio! Es tröstet schon ein wenig. Es bleibt also weiterhin spannend. Wenn man es so betrachtet, ist es erstaunlich mit welcher Engelsgeduld er mit mir arbeitet. Kaum zu glauben das er mir erst jetzt gesagt hat, dass ich ihn nerve 😉
Ist ein ganz schöner Kraftaufwand mit dem Kopf ständig gegen das Gefühl zu halten. Mit einer Bindungsstörung ist es halt manchmal einfach so schön mal gehalten, beschützt und getröstet zu werden wenn gerade alles wehtut und schlimm ist. Ich weiß, dass das langfristig nichts bringt, trotzdem war es am Beginn der Therapie, als man noch den Welpenschutz hatte, schön... einfach das zu bekommen was man nie bekommen hat. Ja und trotzdem bleibt das Loch und der Hunger auch. Jetzt stellt er mich immer wieder auf die Beine und der Welpenschutz ist rum. Ist wie mit dem laufen lernen. Wenn du’s kannst brauch ich dich nicht mehr tragen. Und ich glaube er macht das schon ganz toll und sehr einfühlsam. Er hat noch nie sowas gesagt. Das hat mich dann etwas erschrocken. Aber zu lernen, dass niemand immer nur geduldig, einfühlsam und liebevoll ist, sondern auch mal genervt sein kann gehört wohl auch dazu. Erlebt hat das aber wohl keiner hier das der Therapeut das mal so deutlich gesagt hat? Hätte mich echt mal interessiert, wie andere damit so umgehen.
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Martin Johannes Walser


isabe
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Beitrag Do., 10.05.2018, 19:23

Erlebt hat das aber wohl keiner hier das der Therapeut das mal so deutlich gesagt hat? Hätte mich echt mal interessiert, wie andere damit so umgehen
Ist zwar schon ein paar Tage her, aber: Dass der Therapeut genervt ist, hat er nicht gesagt. Auch (bzw. erst recht nicht), dass ich ihn nerven würde - was ja noch mal zwei verschiedene Dinge sind: Er hat dir einen Vorwurf gemacht. Ist so. Hätte er "nur" gesagt, er fühle sich genervt, wäre das offener (vielleicht hatte er einen schlechten Tag usw.).

Therapeuten sollten eigentlich keine Vorwürfe machen à la: "Wieso nerven Sie mich?" - nun ist das aber passiert, und wenn ich mir deine Situation vorstelle (es gab ja schon mal einen Thread dazu), fallen mir zwei Dinge ein, die grundsätzlicher Natur sind; die ich aber auch ähnlich erlebt habe. Ob das so bei dir ist, weiß ich nicht:

1.) Es gibt Patienten, die beim Therapeuten zunächst (!) einen Beschützerinstinkt auslösen und den Wunsch zu helfen und zu trösten (Stichwort: Teddybär). Das sind typische Gegenübertragungen bei "bestimmten" Störungen und auch bei bestimmten Menschen. Deshalb wird die Beziehung auch als "schön", haltgebend, vertraut, intensiv gar empfunden (und zwar von beiden Seiten). Nun will der Therapeut im Unterschied zu vielen Patienten aber keine innige Beziehung zu diesem haben, sondern er will ja Therapeut bleiben: abgegrenzt und professionell. Deshalb stellen sich dann, wenn der Patient nicht die "üblichen" Fortschritte macht (und du kennst ihn ja noch von früher, hast also schon "viel" Therapie gehabt), zunehmend nicht mehr ganz so positive Gefühle ein: Während der Patient also u.U. ganz viel Wärme und Vertrautheit empfindet oder herbeisehnt, beginnt der Therapeut, sich innerlich zurückzuziehen oder sich zumindest abzugrenzen.

Und dann beginnt ein unschönes Zerren (Patient sieht sich als Notfall, der besondere Fürsorge braucht; Threapeut springt nicht an; Patient fühlt sich noch mehr hilflos und so fort), das man tunlichst analysieren sollte - als Therapeut, versteht sich - oder für dessen Bearbeitung man sich Unterstützung holen sollte: Schließlich ist es ein Sch...gefühl, dem Patienten gegenüber, den man eigentlich so mag (mochte), negative Impulse zu verspüren... Und wenn man das nicht klar erkennt und benennt, wird sich die Dynamik nicht verbessern. Der Patient wiederum spürt die latente Ablehnung oder Aggression (Bindungsgestörte sind nicht doof in dieser Hinsicht) und testet daher immer weiter - wie du das hier auch tust (sinngemäß: "Bestimmt heißt das, dass ich ihm wichtig bin"), aber das Problem dabei: Du verlässt dich selbst und schaust auf ihn und darauf, was DU FÜR IHN darstellst.

2.) (Und damit zusammenhängend) Wenn der Patient beim Therapeuten erst mal die Erfahrung gemacht hat, besonders betüddelt zu werden, dann gefällt ihm das so gut, dass er dieses Muster, diese Rolle u.U. gar nicht mehr aufgeben mag. Und er denkt (denn was Anderes kennt er nicht): Ich muss immer das kleine Opfer bleiben, dem es so schwerfällt zu vertrauen; dann ist mir die ewige Zuneigung gewiss. Nur selbst WENN das funktionierte, dann ist das dein therapeutisches Todesurteil, denn dann entwickelst du dich ja nicht: Du bist ja nicht die kleine Opfer Henryette, sondern eine erwachsene Frau! Deshalb ist es - so meine Vermutung und Erfahrung - immer besser, wenn ein Therapeut nicht ERST fürsorglich und liebevoll ist und DANN den Patienten auf die Füße stellt und an dessen Selbständigkeit appelliert, sondern wenn er beides gleichzeitig macht: wenn er dich in deinem Leiden sieht und dir erklärt, dass er damit nicht über die 50 Minuten hinaus da ist. Dazu muss er auch keine Sprüche bemühen wie: "Ich bin ja da, auch wenn ich nicht da bin", denn faktisch IST er dann nicht da.

Ich würde also jetzt weniger weiter idealisieren (dazu neige ich allerdings auch), so nach dem Motto: "Wie toll er ist, dass er es mit mir aushält, wo ich so böse bin", sondern ich würde mir versuchen klarzumachen, was ich von ihm möchte und brauche, und zwar realistisch und konkret und nicht im Teddybärmodus.

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Henryette
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Beitrag Fr., 11.05.2018, 09:45

Liebe Isabe,
es freut mich wieder von dir zu lesen :) Am Montag hatte ich nun wieder meine 50 Minuten und ich habe diese Situation angesprochen. Ich habe ihm gesagt was es bei mir ausgelöst hat (Wur, Trauer, Angst, das Gefühl von Ablehnung) und daraus entwickelte sich ein Gespräch mit einer interessanten Erkenntnis für mich. Er meinte, dass er dieses: „Frau XY, warum müssen Sie mich denn jetzt so nerven?“ etwas provozierend, dennoch eher locker gesagt hat, da er davon ausgegangen ist, dass ich, nachdem wir ja nun durchaus schon eine relativ stabile und gute Beziehung zueinander haben, damit umgehen kann und nicht gleich alles in Frage stelle was seine Haltung zu mir angeht. Er mag mag mich deshalb jetzt nicht weniger, auch wenn ich mal mehr ziehe und etwas unselbstständiger bin in einem Thema was sehr schwer für mich ist. Trotzdem wünscht er sich, dass ich mehr vertrauen in den Therapieprozess (nicht alles wird sofort besser), in mich (ich kann das auch alleine aushalten), und auch in ihn (auch wenn ich mal mehr ziehe wird er da sein und Gegenhalten seinerseits ist ok) habe. Er meinte, das Worte letztlich nur „Hülsen“ sind die einen ganzheitlichen Gefühlszustand zu einem Menschen ja nicht gänzlich wiederspiegeln können ( meine Formulierung). Er meinte auch, dass ich selbst entscheiden kann, mit welchem Stefanien ich mich länger und intensiver beschäftige und mit welchem nicht. Ich glaube er wollte darauf hinaus, dass das ich eigentlich nur weil er das Wort genervt verwendet hat, selbst wissen müsste, dass unsere Beziehung so stabil ist, dass er mich deswegen jetzt nicht ablehnt, nur weil ich mal Schwäche zeige. Ich war aber fest davon überzeugt das er das tut. Er meinte es käme meine psychischen Gesundheit zugute, wenn ich meine Gedanken etwas besser kontrollieren und Ihnen einen gewissen Wert zuschreibe oder eben nicht. Ich versacke halt jedes Mal in so einem Kopf Karussell was eigentlich völlig unsinnig ist. Das ist rein von Angst gesteuert. Am Donnerstag habe ich ihn gesehen, wir von einem Parkplatz bei mir in der Nähe mit seinem Auto gefahren kam. Dieser Parkplatz ist Swinger Parkplatz bekannt. Ich habe es tatsächlich geschafft mich zweieinhalb Tage deshalb so fertig zu machen, weil mir die ganze Zeit durch den Kopf ging: oh Gott, was ist wenn er da mit irgend einer Frau rumgevögelt hat??? Ich habe ihm das auch erzählt und er meinte, er hat lediglich Flaschen eingeworfen in den Container, und dass ich solche Gedanken habe sei ja durchaus in Ordnung. Natürlich kommt (gerade bei meiner Problematik mit der Vergewaltigung und dass ich es genau ein paar Tage vorher ihm erzählt habe) eventuell mal so ein Gedanke, das sei auch nicht schlimm, aber dass ich diesen Gedanken so viel Macht gebe, anstatt das Vertrauen zu haben, dass das gar nicht sein Ding ist, weil ich ihn ja inzwischen auch so einschätzen könnte, das passiert bei mir leider eben nicht. Weiß nicht ob das verständlich ausgedrückt ist. Irgendwie bin ich gar nicht so gut darin wieder zu geben was er gesagt hat. Noch einmal mit dem erst betüddeln und dann auf die Füße stellen, dazu würde ich gerne auch noch etwas sagen. Das mit dem Teddybären ist ja nun inzwischen 14 Jahre her. Ich glaube auch, dass er das im Nachhinein (jetzt in der Therapie) bereut hat, dass er das damals gemacht hat, weil ich mich doch sehr darauf gestützt habe. Ich ich glaube aber, dass er schon versucht das richtige Maß zwischen Halt und Wärme geben und mich auf die eigenen Füße zu stellen, herzustellen. Und zwar immer fifty-fifty und nicht erst das eine und dann das andere. Er hat mir von Anfang an die Grenzen gezeigt, nur teste ich sehr weit und sehr lange aus. Ich glaube also ehrlich gesagt, dass das eher an mir liegt als an ihm. Offensichtlich sind diese schlimmen Gefühle von der Bindungsstörung so doll und tief in mir verankert, dass ich mit diesem Schmerz halt sehr schlecht umgehen kann. Ich komme halt immer und immer wieder mit der gleichen Sache um die Ecke: lehnen Sie mich ab oder sind Sie noch da für mich? Allerdings haben wir in den letzten Wochen unglaublich Fortschritte und Erfolge gemacht, dass sagt er auch. Dass ich jetzt nach so langer Zeit Tatsache Anfang über die Vergewaltigung zu reden und wir versuchen das jetzt mit EMDR aufzulösen, hätte ich vor ein paar Wochen nicht gedacht. So viel erst mal von mir. Liebe Grüße!
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Martin Johannes Walser


Boah
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Beitrag Fr., 11.05.2018, 15:53

Hallo Henryette,

Ich las gerade diesen Thread und schmunzele hier still vor mich hin. Ich kenne das so verdammt gut, was Du da schilderst. Andere Worte, gleiche Wirkung. Immer und immer wieder. Und jedes mal, wenn alle Beteiligten glaubten, die Verlässlichkeit der Beziehung sei nun endlich mal geklärt. Rums, kommt der Rückschritt. Diese blöde Bindungsstörung lauert und wartet nur auf das eine falsche Wort. Und das wird kommen, denn kein Mensch kann sich ständig kontrollieren. Und dann springt die Bindungsstörunng vor und schreit "Ha! Hab ichs Dir nicht gesagt?! Siehste?! Alles nur gelogen gewesen. Der kann Dich nämlich auch nicht leiden. Hätteste mal auf mich gehört und keinem vertraut. Vertrauen ist böse!"

Wenn ich das bei Dir lese, ist es so offensichtlich, was da abläuft. Nur wenn man selbst drinnen steckt, ist man betriebsblind.

Was Dein Therapeut unglücklich in der allgemeinen Umgangssprache abgekürzt hat mit "Sie nerven mich." war höchstwahrscheinlich eigentlich ein " Ihr momentanes, ganz konkretes Verhalten nervt mich." Das erschüttert in der Tat von seiner Seite aus keineswegs die Beziehung. Er hat halt nur im Eifer des Gefechte außer Acht gelassen, dass Deine Bindungsstörung ja nur darauf lauert, dass er sich endlich verplappert und zugibt, was Du ja im Grunde immer "wusstest", nämlich dass Du ihn nervst und er Dich genauso ablehnt, wie Du es verdienst. ;-)

Du hast mit ihm darüber gesprochen und natürlich ist das der einzige Weg. Denn das ist genau Dein Thema und jetzt wunderbar für Dich bearbeitbar. Nur um Dich geht es dort. In der Beziehung zu ihm, um die es in Deiner Therapie NICHT geht, kannst Du diese Erfahrungen in einem geschützten Rahmen machen und üben, üben, üben. Und immer wieder erfahren, dass er eben DOCH zu Dir hält und Dich nicht ablehnt.

PS:
Mio hat so unglaublich süß und treffend den Prozess beschrieben, wie Erfahrungen mit der Zeit überschrieben werden. :) Ich werde jetzt zwar immer, wenn mein Thera alte Gefühle antriggert, an Stöckchen denken müssen, aber irgendwas ist ja immer. :lol:

Viele Grüße
Boah

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Henryette
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Beitrag Sa., 12.05.2018, 07:44

Hallo Boah, ich musste am Ende deines Beitrages sehr lachen. Wahrscheinlich werde ich jetzt auch immer an Stöckchen denken müssen.
Gerade sind meine Eltern zu Besuch und ich merke, wie mein kleines inneres Kind anfängt wieder nach seinem Therapeuten zu weinen. Die kleine Henryette fühlt sich gerade völlig nackt, schutzlos, ausgeliefert und möchte an liebsten irgendwo rein kriechen, sich zusammenrollen und die Hände vor die Augen machen (so wie die kleinen Kinder: "Seh' ich dich nicht, siehst du mich nicht. "). Natürlich geht das als erwachsene Frau nicht. Früher habe ich dann meine Wut nach aussen gerichtet, Streit provoziert etc. , natütlich unbewusst. Gestern passierte dann etwas neues. Das hab ich so noch nicht gemacht. Meine Eltern sind einkaufen gegangen mit meinem Sohn und ich hane begonnen aufzuräumen. Ich hab mir laut Musik angemacht und hab dabei getanzt und gesunhem 😀 als ich fertig war habe ich mein Sportprogramm auch gleich noch angehängt und dansch bin ich völlig im Eimer gewesen. (Ich habe viel mehr geschafft als sonst, offensichtlich geht man dann über seine Grenzen, oder sie sind weiter oben angesiedelt.) dann bin ich duschen gegangen und war ausgeglichen genug um den rest des Tages gut zu überstehen. Es ist ja nichts passiert mit meinen Eltern, es war eibfach auf einmal dieses starke "saugen" in meinem Bauch und das macht mich echt fertig.
Wäre ein super Thema mit meinem Therapeuten. In dem Moment wäre ich nämlich am allerliebsten in IHN rein gekrochen.
Blöd ist nur, wenn ich jede Stunde wieder mit was anderem komme, komme ich nie zu meiner emdr Aufarbeitung.
Dem Gehenden schiebt sich der Weg unter die Füße.
Martin Johannes Walser


Boah
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Beitrag Sa., 12.05.2018, 10:14

Hallo Henryette,
letzteres Problem habe ich auch. Es passiert immer so viel Aktuelles, dass ein geordnetes Vorgehen nicht möglich ist. Oft macht mich das kirre. Allerdings stelle ich immer wieder fest, dass alles Aktuelle ja auf den Grundproblemen basiert und so letztlich die Bearbeitung des Aktuellen ganz automatisch zur Bearbeitung der Grundproblematiken führt.
Ich empfinde das oft als Umweg. Mein Thera sagt immer, in der Therapie ist der Umweg der direkte Weg. Aber ich bin doch so ungeduldig... :red:

Ich wünsche Dir noch viel Kraft und weiterhin gute Eingebungen für den elterlichen Besuch.
Hier gehts jetzt los zum Familienausflug an den Strand. :hallo:

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Henryette
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Beitrag Sa., 12.05.2018, 15:14

Hallo Boah,
Dass mit der Ungeduldig kenne ich auch. Mein Therapeut sagt immer, dass das Aktuelle das Wichtige ist weil es nun mal die Gegenwart ist. Also das was mich ja auch unmittelbar beschäftigt. Dir auch ein schönes Wochenende.
Dem Gehenden schiebt sich der Weg unter die Füße.
Martin Johannes Walser

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