Vertrauensbruch, was tun?

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candle.
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Beitrag Do., 30.11.2017, 15:46

Hallo Gedankentanz!
Gedankentanz hat geschrieben: Do., 30.11.2017, 13:36 da hast du recht, mir passiert es öfter das ich nicht genau weiß "wie der Hase läuft" oder was von mir erwartet wird. Aber das habe ich schon angesprochen. Da bleibt sie aber offen, da es in der Analyse wohl so ist, das man vieles alleine herausfinden muss.
Ja sicher, aber dann muß man auch irgendwie bereit sein. Nicht böse gemeint, aber du wirkst da immer etwas "verpeilt". :)
Du kennst die Angelegenheit ja schon und hattest sie vorhin ja schon beschrieben:
Das Problem, ihre Texte sind recht Praxisnahe, ein paar mal so, das ich mich darin wiedererkannt hatte. Was natürlich absoluter Zufall sein kann oder sogar ist, da ich ja nicht ihre einzige Patientin bin. Denn sie ist recht gut ausgelastet.
Dies hatte ich dann angesprochen, da wirkte sie erschrocken und meinte das es nichts mit mir zu tun hat. Und dann kam sie erst dazu, zu sagen, das ich nicht auf ihre Seite darf....
Naja, dass die Probleme in dieser Therapieform recht ähnlich sind, dürfte dir ja vielleicht auch klar werden.

Du schriebst auch, dass du sie nicht aus den Augen verlieren willst. Vielleicht hilft ja ein Übergangsobjekt von ihr?

So unangemessen ist der Tipp ja nicht die Webseite nicht zu lesen. Ich lese auch nichts mehr was mir annähernd schaden könnte. Da müßtest du dich selbst regulieren üben. Und meine ja auch, dass deine Therapeutin da nun nicht gerade ausflippen wird, weil sie das kennen muß mit diesem Verhalten.
Welche T. wäre es überhaupt recht, das man Themen nach außen verlagert?
Du, das hängt auch sicher von dir ab und dem Therapeuten und den Problembereichen. Pauschalisieren kann man das sicher nicht, aber du mußt dich ja generell auch schützen lernen vor für dich negativen Einflüssen soweit machbar.
Denn ich habe wirklich das Bedürfnis über meine T. Zu reden.
Für mich ist das jetzt nicht so nachvollziehbar was es über die Therapeutin so reden gibt? Was willst du denn reden?

Wenn du Reflektion willst, passiert es eigentlich schon im sozialen Umfeld wo man auf dich und deine Lernergebnisse möglicherweise anders reagiert auf Arbeit, unter Freunden und Familie. Es geht doch um dich!!! Da findet der eigentlich Prozess an, wenn es im Leben stattfindet.
Daher auch den Wunsch nach Kontrolle.
Und was kontrollierst du da genau? Machst du das auch außerhalb von Therapie? Kann ja auch Suchtverhalten sein?

Dass du sie verlierst, denke ich jetzt nicht, abgesehen vom Therapieende irgendwann. Hast du das denn mal mit Verlusten in deinem Leben in Verbindung gestellt? Wäre vielleicht ganz gut mal zu gucken wo es angefangen hat?

LG candle
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Beitrag Do., 30.11.2017, 16:12

Hallo Gedankentanz :)

also wenn ich ganz ehrlich sein soll, finde ich die Aussage "ab jetzt dürfen Sie mich weder googeln, noch meine Website besuchen" auch etwas "strange", so sage ich es jetzt mal. Meine Therapeutin hat mir gegenüber nie so etwas in der Art erwähnt, ich denke es war ihr vielleicht klar, dass der ein oder andere Patient sie googeln könnte, das ist einfach Neugier und ist normal, so lange man es nicht übertreibt, finde ich. Weil man ja generell nicht wirklich private Dinge vom Therapeuten erfährt, wird da eben manchmal aus Neugier im Internet rumgewurschtelt. Ich kann deine Neugier gut nachvollziehen, irgendwas möchte man irgendwie gerne wissen über die Person, die einem da Woche für Woche gegenübersitzt. Ich denke, weil das den Theras bewusst ist, haben gerade die sehr wenig über sich im Internet. Und wenn es sich dabei um die therapeutische bzw. "arbeitstechnische" Website (?) deiner Thera handelt, finde ich das eigentlich nicht schlimm, wenn da nichts privates veröffentlicht wird, sondern halt eher so Therapie-Dinge, Informationen, ihr therapeutischer Werdegang...
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Beitrag Do., 30.11.2017, 16:23

candle. hat geschrieben: Do., 30.11.2017, 15:46

Du schriebst auch, dass du sie nicht aus den Augen verlieren willst. Vielleicht hilft ja ein Übergangsobjekt von ihr?
Wie kann ich mir das denn vorstellen?
Wenn sich meine tanzenden Gedanken zanken, gerate ich schon mal ins wanken, finde ich dann keinen Halt, lande ich unsanft auf die Planken ::?


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Beitrag Do., 30.11.2017, 16:25

Gedankentanz hat geschrieben: Do., 30.11.2017, 16:23 Wie kann ich mir das denn vorstellen?
Ich habe vor 1 1/2 Monaten mal das Armband/den Glücksbringer meiner Therapeutin bekommen, als sie für eine Woche in den Urlaub gegangen ist. Das hat mir wirklich geholfen, du hast sie dann quasi bei dir, so hat sich das angefühlt, finde ich. :) Es hat mir etwas Kraft gegeben.
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Beitrag Do., 30.11.2017, 16:30

Hi Louisenkind,

es ist eine Therapeutische Website. Also privates steht da eigentlich nur ihr Werdegang. Daher war mir auch nicht klar warum ich nicht drauf gehen durfte.
Zumindest hätte ich kein Problem damit, wenn sie mich googlen würde.

Also so sehr ich mich selbst hinterfrage, irgendwie gibt mir, das auf ihre Seite schauen, ein sicheres Gefühl. Sie ist noch da, alles ist gut. Es geht mir nicht darum ihre Texte zu kritisieren, denn wie sollte ich das auch? Sie sind sachlich und fachlich geschrieben. Da kenne ich mich zu wenig aus, als das ich da den großen Kritiker spielen könnte.

Werde die Suppe, die ich mir selbst eingebrockt habe, jetzt irgendwie auslöffeln müssen. Ich ärgere mich immer noch über mich selbst...
Wenn sich meine tanzenden Gedanken zanken, gerate ich schon mal ins wanken, finde ich dann keinen Halt, lande ich unsanft auf die Planken ::?

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Beitrag Do., 30.11.2017, 16:34

Louisenkind hat geschrieben: Do., 30.11.2017, 16:25
Gedankentanz hat geschrieben: Do., 30.11.2017, 16:23 Wie kann ich mir das denn vorstellen?
Ich habe vor 1 1/2 Monaten mal das Armband/den Glücksbringer meiner Therapeutin bekommen, als sie für eine Woche in den Urlaub gegangen ist. Das hat mir wirklich geholfen, du hast sie dann quasi bei dir, so hat sich das angefühlt, finde ich. :) Es hat mir etwas Kraft gegeben.
Kam das Angbot von ihr? Denn ich käme mir ziemlich dämlich vor danach zu fragen. Weiß nicht, irgendwie so kindlich.
Da bewundere ich dich, das du das annehmen konntest.
Ich glaube ich hätte das Gefühl ich würde mir die Finger daran verbrennen.
Und hast du es ihr dann nach dem Urlaub zurück gegeben?
Ich mache eine Psychoanalyse. Da gibt es die Abstinenzregel, sprich ich glaube, das es da verboten ist, das sie mir etwas gibt.
Wenn sich meine tanzenden Gedanken zanken, gerate ich schon mal ins wanken, finde ich dann keinen Halt, lande ich unsanft auf die Planken ::?


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Beitrag Do., 30.11.2017, 16:47

Gedankentanz hat geschrieben: Do., 30.11.2017, 16:30 lso so sehr ich mich selbst hinterfrage, irgendwie gibt mir, das auf ihre Seite schauen, ein sicheres Gefühl. Sie ist noch da, alles ist gut. Es geht mir nicht darum ihre Texte zu kritisieren, denn wie sollte ich das auch? Sie sind sachlich und fachlich geschrieben. Da kenne ich mich zu wenig aus, als das ich da den großen Kritiker spielen könnte.

Werde die Suppe, die ich mir selbst eingebrockt habe, jetzt irgendwie auslöffeln müssen. Ich ärgere mich immer noch über mich selbst...
Ich kenne das sehr gut mit dem "sicheren Gefühl". Mir geht es einfach schon so, wenn ich weiß dass meine Therapeutin da ist, die Praxis/das Ärztehaus ist hier bei mir 2min zu Fuß. Manchmal laufe ich ihr auch über den Weg, das ist mir das schon wieder unangenehm, weil man den Menschen einfach nur aus dem therapeutischen Rahmen kennt.
Kam das Angbot von ihr? Denn ich käme mir ziemlich dämlich vor danach zu fragen. Weiß nicht, irgendwie so kindlich.
Da bewundere ich dich, das du das annehmen konntest.
Ich glaube ich hätte das Gefühl ich würde mir die Finger daran verbrennen.
Und hast du es ihr dann nach dem Urlaub zurück gegeben?
Ich mache eine Psychoanalyse. Da gibt es die Abstinenzregel, sprich ich glaube, das es da verboten ist, das sie mir etwas gibt.
Ja, das kam von ihr. Aber ich war in der Sitzung auch ziemlich aufgelöst, das war bisher selten so. Sie ist gar nicht mehr an mich herangekommen, ich war wie gelähmt. Dann hat sie sich neben mich gesetzt, eine zeitlang meine Hand gehalten und geredet, dann plötzlich an dem Armband rumgefummelt und es mir gegeben, dazu hat sie mir noch ein bisschen was erzählt.

Ich musste es ihr nach der Woche Urlaub wieder zurückgeben. Sie meinte in der Sitzung auch "Ich kann es Ihnen nicht schenken... das kann ich nicht, aber ich kann es Ihnen geben, so lange wir uns nicht sehen. Das ist ein Glücksbringer. Behalten Sie das Bändchen, bis wir uns wiedersehen", das fand ich sehr, sehr lieb.
Ich war sowieso schon so verwirrt in dem Moment und habe nur regungslos meine Hand aufgehalten und sie hat es mir reingelegt. Ein dünnes "Dankeschön" kam noch heraus. :roll:
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Beitrag Do., 30.11.2017, 17:01

Louisenkind hat geschrieben: Do., 30.11.2017, 16:47
Ich musste es ihr nach der Woche Urlaub wieder zurückgeben. Sie meinte in der Sitzung auch "Ich kann es Ihnen nicht schenken... das kann ich nicht, aber ich kann es Ihnen geben, so lange wir uns nicht sehen. Das ist ein Glücksbringer. Behalten Sie das Bändchen, bis wir uns wiedersehen", das fand ich sehr, sehr lieb.
Ich war sowieso schon so verwirrt in dem Moment und habe nur regungslos meine Hand aufgehalten und sie hat es mir reingelegt. Ein dünnes "Dankeschön" kam noch heraus. :roll:
Ich finde das eine sehr schöne Geste von ihr. Und ich finde es toll das du es annehmen konntest.
Mich würde es überfordern. Schon alleine weil ich eh schon ziemlich Probleme mit dem kindlichen Teil in der Therapie habe.
Aber die Geste an sich, käme sie von meiner Therapeutin fände ich auch nett.
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Beitrag Do., 30.11.2017, 17:07

@Louisenkind,

wie reagierst du dann, wenn ihr euch überm Weg lauft?
Ich glaube ich würde versuchen, mich so zu stellen das ich sie und sie mich nicht sieht. Zum Glück war ich noch nicht in so einer Situation.
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Beitrag Do., 30.11.2017, 17:15

:lol: also das erste Mal war es irgebdwann im April dieses Jahr. Ich bin von der S-Bahn gekommen und durch den Tunnel gelaufen, sie kam mir entgegen und ist zur Bahn gelaufen. War so plötzlich und ging ganz schnell. Sie hat lieb gelächelt und ich total blöd gegrinst.
Im Juni irgendwann bin ich durch die kleine Einkaufspassage hier bei mir gelaufen, das Ärztehaus ist ein Stück weiter vorne. Ich hab von weitem schon ihr Rad vor einem Drogeriemarkt stehen sehen und habe sofort woanders hingeschaut. Bin dann direkt dran vorbei und dann stand sie da auch, hat mich angeschaut und ich bin schnell weg. Ganz, ganz unangenehm. :-D

Und gerade letzten Donnerstag bin ich wieder vom Einkaufen gekommen und musste am Ärztehaus vorbei, da kam sie wieder raus und ist dann die ganze Zeit vor mir gelaufen, bis ich dann aber die Straßenseite gewechselt habe. War mir zu blöd. ::?

Oh, und im Mai irgendwann sind wir mit den Rädern aneinander vorbeigebraust.
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Beitrag Do., 30.11.2017, 18:06

Oh man, ich würde mich ständig verstecken :red:
Echt bescheuert, da ich ja erwachsen bin. Innerlich würde ich die Arme hochreißen und schreiend davon laufen. Bin froh dass die Praxis nicht ganz so na dran ist. Ich muss dafür in ein anderes Stadtteil :) .

Musste schmunzeln bei dem "wir sind mit den Rädern aneinander vorbei gebraust."
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Beitrag Do., 30.11.2017, 18:09

Ich mache eine Psychoanalyse. Da gibt es die Abstinenzregel, sprich ich glaube, das es da verboten ist, das sie mir etwas gibt.
Nein, ist nicht verboten. Ich hab auch schon mal was mitbekommen, als ich danach gefragt habe. Allerdings nicht als Geschenk, sondern ausgeliehen. Jedoch würde ich das auch nicht überbewerten; ich würde heute nicht mehr danach fragen, und als ich es damals bekommen hab, war das mit so viel "Drama" verbunden, dass ich das Ganze heute eher als "lächerlich" bezeichnen würde. Kann bei Anderen aber natürlich ganz anders sein.

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Beitrag Do., 30.11.2017, 18:24

Isabe,

du machst auch eine Psychoanalyse?
In wie fern Drama? Von T. oder dir?
Warum hast du danach gefragt?

Mir wäre das zu nah. Es wäre mir zu peinlich. Da beneide ich die, die das können, denn an sich ist das eine sehr schöne und vertrauensvolle Geste
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isabe
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Beitrag Do., 30.11.2017, 19:43

Ja, das war damals während meiner ersten Analyse. Ich schreib dir mal den Roman zum Ü-Objekt:

Ich glaube, wenn ich ganz ehrlich bin, hab ich nur danach gefragt (ist mir aber erst jetzt bewusst), weil ich dachte, das sei ein Beweis für unsere enge Beziehung. Wie eine Art "therapeutischer Ehering". Heute finde ich diese Vorstellung, diesen Beweis haben zu wollen, fast widerlich. Ich glaub, ich hab es nicht gebraucht, so wie andere Patienten das vielleicht wirklich brauchen. Ich hatte nie ein Problem damit, mich mit meinen Therapeuten verbunden zu fühlen. Mir ging es wohl wirklich nur darum, irgendwas zu bekommen - auch weil ich neugierig war, was geschehen würde; was er aussuchen würde. Er war nicht so jemand, der in seiner Praxis viel Schnickschnack rumstehen hatte. Wir waren uns dann schnell einig, dass es ein Buch werden würde.

Ich hatte irgendwie auf einen Gedichtband von Rilke gehofft... ;) - Stattdessen bekam ich ein Fachbuch über ein analytisches Thema. Sein Kommentar dazu: "Ich weiß selbst nicht, was drinnen steht, ich hab es mir nur ausgeliehen". Ich war nicht mal enttäuscht; vermutlich spiegelte diese alberne Antwort nur die Albernheit des ganzen Unternehmens wider... Viel später hab ich erfahren, dass das Buch seiner Frau (!) gehörte und er sich nicht getraut hat (!), mir etwas von sich persönlich mitzugeben.

Er hat es mir in einer Tüte mitgegeben, weil ich Angst hatte, es in meiner Tasche zu beschmutzen. Nach einer passenden Tüte, die nicht zu zerknittert war und die nicht zu viel über ihn verraten hätte, hat er gefühlte Stunden gesucht. Bei der Rückgabe hab ich darauf geachtet, diese Tüte im "gepflegten Zustand" zurückzugeben, worauf er höflich erwiderte, das wäre doch nicht nötig gewesen. Als ich es ihm gab, wäre es uns beiden fast aus der Hand gefallen! Ich bedankte mich dann, auch höflich, und meinte: "...war sehr interessant", worauf er relativ erstaunt antwortete: "Ach, haben Sie es gelesen?"

SO sollte Übergangsobjekt nicht wirklich funktionieren, denke ich. Anstatt uns zu verbinden, hat diese ganze Chose nur dazu geführt, dass mir / uns die immer wieder verdrängten Schwachstellen unserer Beziehung offensichtlich wurden.

Trotzdem oder gerade deshalb hab ich ihn in der folgenden Pause noch mal danach gefragt, diesmal aber nur "pro forma", um mir nicht eingestehen zu müssen, dass das nicht funktioniert hat. Ich bekam wieder ein Fachbuch (diesmal verlief alles ohne verklemmte Kommentare beiderseits). Beide Bücher haben schon durchaus zu mir gepasst und WAREN auch interessant, aber das war ALLES, nur keine Nähe oder Bezogenheit. Es war ein Symbol, das den fehlenden Inhalt ersetzen sollte (und das, obwohl unsere Beziehung sehr dicht war; vielleicht war es auch nur so, dass der Gegenstand viel weniger berührend war als das, was sich in den Stunden abgespielt hat - und ich muss immer an Sex denken dabei: so als sei das Ü-Objekt der Beischlaf, auf den irgendwie immer alles hinauslaufen muss, damit es zählt. Und dass man dabei vergisst, wie zärtlich man einander berühren kann, ohne in den anderen einzudringen).

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Beitrag So., 03.12.2017, 17:37

isabe hat geschrieben: Do., 30.11.2017, 19:43 Und dass man dabei vergisst, wie zärtlich man einander berühren kann, ohne in den anderen einzudringen.
Irgendwie passend beschrieben...
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