Lügt sie oder verdrängt sie: Mutter will Missbrauch nicht mitbekommen haben

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.

Sukino
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Beitrag Di., 07.03.2017, 11:00

RoboCat hat geschrieben: Ich glaube, dass sie es überhaupt nicht ertragen konnte, dass ich zur Frau werde. Irgendwann habe ich mal mit meiner Therapeutin darüber gesprochen. Für mich war dabei ganz aufschlussreich ihre Aussage, dass es ein normales psychologisches Motiv innerhalb der Mutter-Tochter-Beziehung ist, also die Tochter als Konkurrentin. Dass es aber nach einer Zeit in normalen, gesunden Beziehungen wieder verschwindet und die Mutter sogar die Einsicht gewinnt, dass es blödsinnig war, die Tochter als Konkurrentin zu sehen.
Glaube hier liegt die Bedeutung auf "normal" Mein Mutter hat mein erwachsenwerden etwas anders kompensiert. Sie machte sich zu meiner Freundin. Sie war immer sehr hübsch und da sie mehr Erfahrung hatte, konnte sie sich besser als ich fühlen. Sie hing sich überall mit rein und kontrollierte alles was ich machte (außer ich war mal wieder in Pa-Pa-Land). Sie war nie mütterlich und das ist sie bis heute nicht.
Dieses "besser als ich sein" hat sie immer noch drauf. Wenn sie es nicht durchsetzen kann - und da ich eigentlich in allem inzwischen besser bin als sie - wirft sie mir nun die unterschiedlichsten Dinge vor.
RoboCat hat geschrieben:Ich denke du hast Recht, dass Mütter wie unsere in allererster Linie keine Beziehung zu sich selbst haben und diesen Mangel auf ihr Kind projizieren. Als Kind ist man dem hilflos ausgeliefert. Heute aber sind wir erwachsen und entscheiden selbst, ob wir uns das antun oder nicht.
Gerade habe ich noch einmal begriffen, wie dysfunktional meine Eltern in ihrer Beziehung waren. Meine Mutter wollte nie Mutter sein, sondern Freundin oder Schwester und mein Vater wollte auch nicht Vater sein, sondern (na ja ihr wisst schon).

Habe gerade ein Buch über das innere Kind von Bradshaw gelesen und dadurch verstanden, wie innerhalb von Familien solche (ich nenns mal) Energien ausgeglichenen werden. Das Ausgleichen geht (immer) auf Kosten der Kinder.
RoboCat hat geschrieben: Ich merke immer mehr, wie ich unfähig bin diese "Fehlleistung" ihr zu verzeihen und dass ich besser bedient bin, wenn ich möglichst wenig mit ihr zu tun habe. Ich fühle mich eh immer wie ausgek*tzt, wenn ich mit ihr persönlich zu tun hatte. Dabei kann es oberflächlich noch so "nett" gewesen sein.
Lange Zeit habe ich mich ihr angepasst, bis ich kein Ich mehr für mich hatte. Denn ich wollte eine Beziehung zu ihr, hätte ihre Zuneigung so sehr gebraucht. Doch bei solchen Menschen nützt das gar nichts, im Gegenteil, es wurde immer schlimmer, immer weniger. Nun findest sie, dass es mir gar nicht zusteht, eine eigene Meinung zu haben. Doch ich schweige nicht mehr! Ich bin auch kein "liebes" Kind mehr.
Das Abgrenzen und Grenzen setzten ist ein schwerer Schritt für mich, doch mir geht es wie Dir, wenn sie mich anruft, fühle ich mich auch so leer und ungeliebt und es geht mir gar nicht gut. Es ist besser für mich, wenn ich nichts mit ihr zu tun habe. Vor allem, weil ich genau spüre, dass sie mir wieder den schwarzen Peter zuschieben möchte. Doch dieser gehört ihr. Da bin ich mir nun ganz sicher.

@tipsy: Von mir auch viel Kraft für den Besuch bei deiner Schwester und deiner Mum! Lass Dich auf keine Spiele ein und bleib bei Dir.

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Sukino
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Beitrag Di., 07.03.2017, 11:18

Möbius hat geschrieben:Aber: wenn das Kind auf einmal "tabu wird", zum "Paria", dann wird all diese "narzistische Zufuhr" entwertet und im Gegenteil zu einer übelen "narzistischen Kränkung". Je nach der psychischen Disposition bei der Mutter als "silent partner" kann das schon ausreichend sein, um die Abwehrmechanismen auszulösen: die Tat, die Taten zu verdrängen, zu verleugnen, abzuspalten - und dem Kind damit den ihm gehörigen Schutz zu verweigern.
Da schreibst Du was. Das ist das Gefühl, das ich habe, ein Paria zu sein in meiner eigenen Familie. eine Tante von mir hat das sogar einmal zu mir gesagt. Also war das bis nach außen sicht- und spürbar. Hilfe bekam ich aber keine. Im Gegenteil ich wurde zum Sündenbock gemacht und soll diese Rolle in meiner Familie immer noch spielen. Was ich aber nicht mehr tue.
Möbius hat geschrieben:der eigentliche Täter: den Vater, wird sogar idealisiert: es ist die "Identifikation mit dem Aggressor", der zudem häufig in der pervertierten familiären Gewaltsituation die einzige Quell von Zuwendung, narzistischer Zufuhr geworden ist, wenn die Mutter zum "silent partner" geworden ist. Wenn das Kind den Widerstand aufgibt, "sich nicht mehr anstellt", wenn der Papa zum "Gutenachtkuss" kommt, dann revanchiert sich wohl so mancher Täter durch kleine Gefälligkeiten, Geschenke, Freiheiten:
Solange ich zu klein war um mich zu wehren, lief alles gut und ich lebte in Pa-Pa- Land (Ich adaptiere mal aus dem Film La-La-Land, weil ich das als Begrifflichkeit sehr beschreibend finde.) An meine Mutter habe ich, bis in meine Zeit als Teenager, so gut wie keine Erinnerung. Also ich so 8 Jahre alt war, begann ich mich zu wehren und Widerstand zu zeigen. Ich wollte nicht mehr. Mein Vater schlug mich und zwang mich dazu und ab da wurde ich zum Sündenbock gemacht.
Möbius hat geschrieben:Das Kind müßte eigentlich die Familie verlassen, aus eigener Kraft woanders Schutz und Hilfe suchen - doch diese Kraft hat ja kaum ein Kind, für das die Eltern regelmässig "allmächtig" erscheinen.
Aus der Traumatheapie habe ich begriffen, dass es ein Situation ist, in der das Kind weder fliehen noch kämpfen kann. Alles was bleibt ist die Kontrolle vollkommen aufzugeben und im schlimmsten Fall zu dissozieren und abzuspalten. Es ist so böse!
Möbius hat geschrieben:Schließlich ist ein Kindesmißbrauch auch eine schwere sexuelle Kränkung für die Mutter - sie fühlt sich auch sexuell als "Versagerin", die von ihrem eigenen Kind "die Hörner aufgesetzt bekommen hat", "ausgestochen" worden ist.
Ja, die Mütter sind echt die gekränkten und so zu bedauern.


Sukino
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Beitrag Di., 07.03.2017, 11:24

Möbius hat geschrieben:Sexueller Mißbrauch pflanzt sich fort - insbesondere Inzest (und auch inzestuöser Mißbrauch). Die Opfer werden zu Tätern - es sind "Re-Inszenierungen mit umgekehrter Rollenverteilung". Anfällig dafür sind natürlich v.a. diejenigen Opfer, die selbst verdrängt haben oder den bewußt erinnerten Mißbrauch niemals richtig verarbeitet haben - das setzt eine sehr intensive Psychotherapie voraus.
Um sein Kind zu missbrauchen braucht es ein gewaltige Portion Gefühllosigkeit und vollkommne Verachtung für den Wert einer Person.

Das bringt nicht jeder mit.

Das muss man in sich haben.

Angelernt oder trainiert werden (durch Inzesterfahrungen welcher Art auch immer) kann das auf keinen Fall.

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RoboCat
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Beitrag Di., 07.03.2017, 12:19

Ich denke, man kann vielleicht "lernen" wegzusehen. Dass aber aus dieser "Fähigkeit" ein Missbrauch entsteht oder zugelassen wird, dafür müssen sicher noch einmal spezielle psychische Konstellationen hinzukommen. Die bringt in der Tat nicht jeder mit.

"Lange Zeit habe ich mich ihr angepasst, bis ich kein Ich mehr für mich hatte"

Puh, genau SO ist es. Und sie merken nicht einmal, was sie uns damit angetan haben. Sie empfanden sich als gute Mütter und meinen, dass wir dankbar sein müssen bis heute. Ohne sie wären wir nämlich ein Nichts. Meine Mutter kann es bis heute nicht lassen, eine Abhängigkeit zu konstruieren. SIe kann es nicht ausstehen, dass ich nicht mehr auf sie angewiesen bin.

Gerade bin ich echt stolz auf mich, dass ich seit einigen Tagen sogar ihre Anrufe ignoriere. Ich kann ihren schrecklichen Smalltalk nicht mehr ertragen.
:axt:

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Möbius
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Beitrag Di., 07.03.2017, 17:48

@ Sukino

Zur Klarstellung, weil ich mir da nicht ganz sicher bin: es war nicht meine Absicht, den "silent Partner" zu entschuldigen - oftmals wird das so wahrgenommen, wenn man ein aus "normaler" Sichtweise unerklärliches und verwerfliches Verhalten eines Menschen zu erklären sucht: als ob es eine Rechtfertigung wäre.

Es können aber in der Tat psychische Umstände auftreten, die es verhindern, daß die Täter ihren verwerflichen Impulsen widerstehen können - das sind dann die wirklich "schuldunfähigen" Täter. Sie sind juristisch in der Tat "entschuldigt". Ihr Schicksal ist indessen auch nicht beneidenswert: die "Forensik", die ihnen in der Regel blüht, ist 10x schlimmer, als jeder Knast.


Sukino
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Beitrag Di., 07.03.2017, 18:02

RoboCat hat geschrieben:Gerade bin ich echt stolz auf mich, dass ich seit einigen Tagen sogar ihre Anrufe ignoriere. Ich kann ihren schrecklichen Smalltalk nicht mehr ertragen.
Das habe ich mir auch fest vorgenommen und ich gehe auch nicht mehr ran. Ihren Smalltalk ertrage ich auch gerade gar nicht und zu einem wirklichen Gespräch ist sie nicht bereit.


Sukino
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Beitrag Di., 07.03.2017, 18:05

Möbius hat geschrieben:Zur Klarstellung, weil ich mir da nicht ganz sicher bin: es war nicht meine Absicht, den "silent Partner" zu entschuldigen
Glaube ich verstehe schon, was Du sagen willst. Doch gerade kann ich es einfach nicht ertragen auch nur ein Argument zu lesen, dass einen von beiden entschuldigt.

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Möbius
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Beitrag Di., 07.03.2017, 18:19

@ Sukino

Meine Absicht war, aus dem, was ich weiß und erfahren habe, zu der Frage des threads beizutragen, die letztlich auf das Verhalten des "silent Partners" zielte. Wenn Dich mein Antwortversuch belastet hat, bedauere ich das - aber ich glaube, ich "kann nix dafür". Es ist schier unmöglich, über diese Dinge zu reden, ohne daß dies nicht für wenigstens einen eine gewisse Belastung bedeutet.

Zu schweigen hilft niemandem - allenfalls den Tätern.

Über den Mißbrauch von Kindern wird viel zu wenig geredet in diesem bundesdeutschen Land, das vor gutmenschlicher Selbstgerechtigkeit kaum noch laufen kann und sich wieder einmal zum Oberlehrer der ganzen Welt aufschwingen will. Für alles und jedes überall auf dem Globus wollen "wir" Verantwortung übernehmen und allen anderen "unsere" ach so tolle "entwickelte Gesellschaft" mit ihren "Werten" aufoktroieren.

Indessen ist eine Gesellschaft, in der 5-10% aller Kinder mißbraucht werden, kein Vorbild für die Welt, sondern ein Saustall. "Wir" hätten allen Grund, zuerst vor unserer eigenen Tür zu kehren.

Aber vielleicht sind die Gründe, weswegen "wir" das nicht tun, und lieber weiter das Schweigen walten lassen, denen sogar recht ähnlich, weswegen die "silent Partner" schweigen ?

Kopf hoch !

Gruß
Möbius

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Beitrag Mi., 08.03.2017, 10:24

Sukino hat geschrieben:(...) Um sein Kind zu missbrauchen braucht es ein gewaltige Portion Gefühllosigkeit und vollkommne Verachtung für den Wert einer Person.

Das bringt nicht jeder mit.

Das muss man in sich haben.

Angelernt oder trainiert werden (durch Inzesterfahrungen welcher Art auch immer) kann das auf keinen Fall.
Ich möchte hierauf eine psychoanalytische Antwort versuchen:

Unsere Moralität (wie ich es nenne): Gefühl für Gut und Böse, Gerechtigkeitsempfinden, Verantwortung, "Werte schlechthin" haben ihren Sitz im Über-Ich, das von Freud auch "Ich-Ideal" genannt wurde. Es ist - unter anderem - unsere "moralische Instanz". Dieses Über-Ich entsteht aus einer "dem kulturellen Programm" entsprechenden Traumatisierung des Kindes: dem Ödipus-Konflikt. Wird dieser "ordnungsgemäß" durchlaufen, das Kind vom begehrten gegengeschlechtlichen Elter zurückgewiesen, dann empfindet es den gleichgeschlechtlichen Elter - auf den es zuvor eine u.U. bis zum Haß und Tötungsverlangen reichende Eifersucht entwickelt hatte - als "siegreichen Aggressor". Da das Kind diesem siegreichen Aggressor "ausgeliefert" bleibt, er eine "existenzielle Beziehung" für das Kind darstellt, die "Introjektionslage" besteht, introjiziert sich das Kind ein idealisiertes Bild des "Aggressors" und auch der vom diesem vertretenen "Werte" - als allererstem: dem Inzestverbot. Das ist die Grundlage all unserer "Moralität". Alle anderen Werte, jedes Verantwortungs-"Gefühl" (!) usw. baut darauf auf. Gegen dieses Verbot verstoßen zu haben, ist auch die Grundlage für Schuld und Schuldgefühl - im biblischen Bild: die "Erbsünde": das Kind hatte sich angemaßt, "sein zu wollen wie Gott(vater)".

Wenn es also nicht zu einem in diesem Sinne durchlaufenen Ödipus-Komplex kommt, dann entwickelt zwar das Kind im Laufe seiner weiteren Entwicklung eine Anpassung an soziale Normen und Werte, aber diese Anpassung bleibt oberflächlich, ist sehr leicht revisibel. Der Widerstand, den diese Normen und Werte den eigenen Interessen, Wünschen, Trieben dieses Menschen entgegensetzen können, ist sehr gering. Zu einem solchen ordnungsgemäß durchlaufenen Ödipus-Konflikt kommt es insbesondere nicht, wenn das Kind in der ödipal-genitalen Phase vom gegengeschlechtlichen Elter sexuell mißbraucht wurde. Dann nämlich kommt es bestenfalls zu einem Introjekt des gleichgeschlechtlichen Elters, der nach Aufdeckung des Inzests seinen angestammten Platz wieder einnimmt - aber us der Sicht des Kindes ist das eine Usurpation - "Unrecht", weil weil das Kind ihn ja bereits siegreich verdrängt hatte. Dieses Introjekt bleibt destruktiv, ist nicht konstruktiv, nicht "Über-Ich-fähig".

So war es jedenfalls bei mir gewesen - und so bin ich auch in meinem Kern ein durch und durch unmoralischer Mensch - "zu allem fähig". Es war eine der übelsten narzistischen Kränkungen der bisherigen Analyse für mich gewesen, die Seele eines Serienkillers zu haben - denn auf Aggression wäre es wohl hinausgelaufen. Meine perverse Sexualität habe ich ja im Laufe des Lebens "einhegen" können - die Aggression jedoch nicht.

Deswegen habe ich auch kein Mit-Gefühl für andere Menschen, empfinde keine Achtung für sie. Ich betätige zwar Mitgefühl und Achtung, bin meinem eigenen Selbstverständnis nach sogar ein verhältnismässig anständiger Mensch - aber das ist oberflächliche Sozialanpassung, geschieht rein kognitiv. Ich weiß zwar um meine Verantwortung, die soziale Notwendigkeit, Mitgefühl und Achtung zu erweisen - aber ich fühle sie nicht, empfinde sie nicht.

Das ist ein Grund, warum ich eine sehr große Angst vor dem Verlust meiner geistigen Kräfte, meiner kognitiven Fähigkeiten habe. Im Falle seniler Demenz etwa bliebe mir nur noch der Weg in die "Verwahrpsychiatrie" der "Geschlossenen" - jedenfalls ist das meine Angst.

(Fortsetzung folgt)

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Möbius
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Beitrag Mi., 08.03.2017, 10:26

Ein harmloses Beispiel: diesen Winter passierte es mir zweimal kurz hintereinder im Trubel der Leipziger Innenstadt, daß unmittelbar vor mir ältere Menschen auf der Straße zu Fall kamen - sie rutschten wohl auf dem vereisten Boden aus, konnten die "Eisfallen" wegen des Gedränges nicht erkennen und wegen ihrer altersbedingten motorischen Beeinträchtigung das Rutschen nicht selbst auffangen. Sofort, binnen Sekunden, eilten Mitmenschen zu Hilfe - ich selbst blieb regungslos stehen, regungslos auch im inneren. Diese Situation kam zu rasch für mich, um mich kognitiv darauf einzustellen: diesen Menschen helfen zu müssen, um meiner "sozialen Verpflichtung" genüge zu tun - und nur darum, nicht, weil ich irgendetwas für sie empfinden würde. "Gefühlsmässig" waren diese Ereignisse einfach nur: lästig, unlustvoll - eben auch, weil sie mir meinen psychischen Zustand wieder einmal vor Augen führten.

Das ist zB anders in meinem früheren Leben als Vielfahrer mit PKW und Motorrad gewesen - zusammen etwa 60.000 km / Jahr. Bei diesen Fahrleistungen kommt man mehr als einmal als Erster zu Unfallstellen - und bei diesen Unfällen habe ich mich stets so verhalten, wie man es von jedem anständigen Menschen erwarten kann: eben weil die halbe Minute zwischen Erkennen der Unfallstelle und dem Anhalten ausreichte, um mich über meine Sozialverpflichtung kognitiv zu orientieren.

Ich glaube nicht, daß jeder Täter von Kindesmißbrauch (mit oder ohne Inzest) eine solche Psyche haben muß, wie ich selbst, aber nach allen Zahlen, die ich kenne, ist die Anzahl der Opfer von Kindesmißbrauch, die zu Tätern geworden sind, signifikant erhöht und ich glaube auch, daß es hier noch eine beträchtliche Dunkelziffer gibt - denn mißbrauchte Kinder verdrängen nur allzu gerne, erst recht wenn sich der Mißbrauch nur über einen verhältnismässig kurzen Zeitraum und nicht über Jahre, manchmal ja bis in die Pubertätszeit und noch danach fortsetzt.

Gruß
Möbius
(Amen)

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Beitrag Mi., 08.03.2017, 11:26

Möbius hat geschrieben:
Es war eine der übelsten narzistischen Kränkungen der bisherigen Analyse für mich gewesen, die Seele eines Serienkillers zu haben
Alter Schwede, gehts auch ne Nummer kleiner? Ich finde auch, dass deine Kommentare hier in meinem Beitrag überhaupt nichts mehr mit meinem Thema zu tun haben. Aber mei, du schreibst hier ja so ziemlich jeden zweiten Thread mit den Ergebnissen deiner so genannten Selbstanalysen zu, wie ich erfahren habe.

Ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber wie wäre es, stattdessen mal zu nem richtigen Therapeuten zu gehen? Ein reflektierendes Gegenüber scheint dir ja zu fehlen, so jedenfalls interpretiere ich deine Schreibwut.
:axt:

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Beitrag Mi., 08.03.2017, 11:50

kann grad nicht den Beitrag von Möbius lesen, aber ich finde sie immer hochinteressant. Gruß FL

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Beitrag Mi., 08.03.2017, 18:47

Ich habe robocat zwar PN geschickt, weil ich nicht möchte, daß ihr thread mit einer Diskussion zu meiner Person belastet wird, die nun wirklich OT wäre. Aber es hat heute eine Aktualisierung der Forums-Software gegeben - siehe Mitteilung vom admin - und es könnte mal wieder einiges verloren gegangen sein. Deshalb nochmal hier:

@ robocat: Wenn Du alle oder einzelne meiner Beiträge als unpassend empfindest - das ist Dein thread ! Über die "Beitrag-melden-Funktion" kannst Du jederzeit um Löschung bitten, das Management funzt insofern recht prompt. Ich würde Dir das keineswegs übel nehmen und freue mich auf weiteren konstruktiven Austausch. Wenn Du möchtest, ziehe ich mich auch vollständig aus diesem thread zurück.

Gruß
Möbius


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Beitrag Mi., 08.03.2017, 19:39

Möbius hat geschrieben: So war es jedenfalls bei mir gewesen - und so bin ich auch in meinem Kern ein durch und durch unmoralischer Mensch - "zu allem fähig". Es war eine der übelsten narzistischen Kränkungen der bisherigen Analyse für mich gewesen, die Seele eines Serienkillers zu haben - denn auf Aggression wäre es wohl hinausgelaufen. Meine perverse Sexualität habe ich ja im Laufe des Lebens "einhegen" können - die Aggression jedoch nicht.
Möbius hat geschrieben: Deswegen habe ich auch kein Mit-Gefühl für andere Menschen, empfinde keine Achtung für sie. Ich betätige zwar Mitgefühl und Achtung, bin meinem eigenen Selbstverständnis nach sogar ein verhältnismässig anständiger Mensch - aber das ist oberflächliche Sozialanpassung, geschieht rein kognitiv. Ich weiß zwar um meine Verantwortung, die soziale Notwendigkeit, Mitgefühl und Achtung zu erweisen - aber ich fühle sie nicht, empfinde sie nicht.
Das was Du da schreibst, ist spannend zu lesen - für mich, denn es untermauert mal wieder meine Theorie. ;)

Doch ich lasse mich weder auf die Aufforderung ein, Dich abzustempeln (was Du ja schon zu genüge selbst machst) noch werden ich Dich für pervers oder gefühllos halten.
Was ich hier raus lese ist, dass Dir sehr übel mitgespielt worden ist und Du die Trauma in Dir noch immer nicht erlöst hast. In den Traumata sind Deine Gefühle nämlich ein-gespeichert und daher hast Du keinen Zugriff mehr darauf. Du ziehst Dich zurück in deinen (sehr gut funktionierenden) Verstand und denkst deine Traumata. Doch das erlöst sie nicht, glaube eher, dass das Denken sie noch zuspitzt.
Was sie erlöst ist nicht das denken, denken, denken, sondern das fühlen und zulassen. Das erfordert eine große Portion Mut, das weiß ich. Aber es gibt nur diesen einen Weg.

Um es Dir besser begreiflich zu machen, schildere ich Dir mal, wie ich mich empfunden habe: Eines Tages, als ich in Meditation saß, wachte ich auf und stellte mit einem Mal fest, wo ich wirklich bin. Ich blickte auf und stellte fest, dass ich in einem dunklen Brunnenschacht saß. Er war wirklich dunkel, weil er sehr tief war, nass und eisig kalt. Das war der Ort an dem meine Gefühle sich befanden. Sie waren eingeschlossen, regelrecht vereist.
Durch die Traumata, die ich erfahren hatte, bin ich auf diesen eisigen, kalten Planeten geflüchtet. Dort war alles nur in grau-weißen Schatten. Dort war auch der Schacht in dem ich lebte, von da an.
Nun bin ich dabei diesen Schacht zu verlassen und meine Gefühle, jedes einzelne für sich, wieder zurück zu-fühlen. Das ist ein überaus schmerzhafter Prozess, doch nun, da ich beginne wieder etwas zu empfinde, und mich mehr Licht erreicht, wird es immer leichter.

Das will ich Dir sagen und dich auffordern, dich endlich deinem Schicksal zu stellen und es anzunehmen. Denn das tust Du nicht.

Das will ich Dir sagen und auch dass es mir leid tut, wenn ich Dir damit zu nahe trete.

Alles liebe
:flower:

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Beitrag Do., 09.03.2017, 00:03

Möbius, wenn Du keine Achtung und Mitgefühl für andere Menschen hast, dann vermute ich, dass Du das auch nicht für Dich hast.
So ganz analytisch.

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