Visionen - vom Umgang mit Fehlern

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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stern
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Beitrag Di., 14.02.2017, 17:55

Nun, selbst wenn ein Therapeut für etwas nichts kann (menschlich gesehen), so sind (beruflich gesehen) diverse Verantwortungen recht klar.

Und selbst eine nicht nutzbringende Therapie (die weder nutzt, aber dafür auch nicht schadet) hat einen (mitunter hohen) Preis für den Patienten... und das meine ich weniger finanziell (aber auch... hier würde ich tatsächlich eher das Gesamtpaket ansehen). Sicherlich liegt das nicht unbedingt nur am Therapeuten (kommt darauf an), aber auch dieser wird evtl. seiner Verantwortung nicht gerecht. Wenn Schaden hinzu kommt (je nach Schaden) umso mehr.

Was sich zugetragen hat, habe ich immer versucht möglichst faktisch zu schildern (also interpretationsfrei). Bzw. Fakten und Interpretation (bzw. evtl. Erklärungen) getrennt voneinander. Um (nachfolgend) manches zu erklären, kommt man nicht immer um Interpretation herum (wenn der Therapeut eine Erklärung nicht lieferte). Aber sobald man das eine vom anderen trennen kann, ist das kein Problem. Und schon was das faktische Geschehen angeht, ermöglicht das oft eine klare Stellungnahme. Das würde ich vielmehr als weiteren Fehler ansehen, wenn ein Therapeut versuchen würde alles als Übertragung oder Fehlwahrnehmung abzutun... sondern hier ist Sensibilität gefragt.
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Fundevogel
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Beitrag Di., 14.02.2017, 18:30

Ich fände es schon ganz interessant und wichtig, darüber nachzudenken, was genau denn solche therapeutische Fehler - unter der strafrechtlich relevanten Schwelle - sein könnten.
Wenn das falsche Bein operiert wurde, ist der Fehler recht eindeutig (und der Weg der Beweisführung, allenfalls Klage etc. trotzdem mühsam).

Wenn die Behandlung einer z.B. Depression nicht funktioniert - warum nicht?

Was wäre ein Fehler des Therapeuten und welchen Einfluss hat der Patient auf das Gelingen oder Misslingen einer Therapie?

Und - selbst erlebt - was sich heute in der Therapie als schwerer Fehler zeigt, kann sich später als ganz wichtiger Teil des Prozesses herausstellen. (Wie das halt so ist mit dem - gemeinsamen? - Unbewußten in der Therapie.)

Ich fände es schon mal interessant, dazu Kriterien herauszuarbeiten, die zum Beispiel als Grundlage für allfällige Leistungen einer Haftpflichtversicherung dienen können. Versicherungen zahlen ja bekanntlich nicht einfach so. Es gibt ja die tollen ICDs und DSMs, die diagnostisch alles oder nichts bedeuten können. Gibts sowas auch für Methoden - die Do's and Don'ts bei den jeweiligen Störungsbildern. Klar ist jede Depresssion individuell so wie jede Therapie auch.

Ich kann mir so einen runden Tisch auch nur schwer vorstellen und ich kann mir auch schwer vorstellen, wie da vertrauensvolle Beziehungen entstehen können, wenn Therapeuten nur mehr Risiko minimieren müssen. Wie da wirklich schwierige Therapien gehen sollen, kann ich mir nicht vorstellen.

Andererseits habe ich aber schon auch den Eindruck, dass Patienten nicht nur aufgrund ihres Leidens der schwächste Teil im System sind, sondern auch systematisch: Therapeut und Kassa bestimmen über die Anzahl der Stunden und darüber wie gesund der/die Patient/in ist oder zu sein hat. Klar hat eine Gesellschaft, die die medizinischen Kosten für Therapien übernimmt auch viele Rechte.

Aber ich fände es im Sinne einer Qualitätsverbesserung von Therapien schon sehr hilfreich, über Fehler nachzudenken. Was ist ein Fehler, was ist läßlich und verständlich, wie kann und soll mit Fehlern konstruktiv umgegangen werden, sodass der Patient keinen Schaden nimmt, sondern daraus lernt etc.

Man müßte da aber auch die Patientenseite mit reinnehmen, es gibt ja nicht nur gräßliche Therapeuten, auch gräßliche Patienten oder jene, die zwar nicht gräßlich sind, aber trotzdem Fehler machen, die die Therapie scheitern lassen oder in derart unguten Situationen und Beziehungen verhaftet sind, aus denen sie sich nicht lösen können (Stichwort Täterkontakt).

Spannend jedenfalls finde ich.
Fundevogel

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saffiatou
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Beitrag Di., 14.02.2017, 18:38

Mondin hat geschrieben:Ich meinte die Familie des Patienten, die bei teuren Gerichtsverfahren nicht selten mit untergeht. Vom Emotionalen einmal ganz abgesehen.
ja, aber das liegt in der Verantwortung des Theras, und nicht in der des Patienten. Wenn der Thera sich an die Richtlinien hält und richtig arbeitet... Ich finde darauf sollte nicht Rücksicht genommen werden
Fundevogel hat geschrieben:Ich fände es schon ganz interessant und wichtig, darüber nachzudenken, was genau denn solche therapeutische Fehler - unter der strafrechtlich relevanten Schwelle - sein könnten.
Genau: was sind Therapeutische Fehler? Wie können sie festgestellt werden?

Aber ich glaube es geht nicht um eine falsche Behandlung und die Depression ist noch immer nicht besser, sondern um richtige Behandlungsfehler, Missbrauch (auf welche Weise auch immer) etc.

Ich finde es schon wichtig, wenn es eine Anlaufstelle geben würde, bei der nachgefragt werden kann, ob in der Thera alles so richtig läuft. Jeder Therapeut müsste verpflichtet sein, dem Patienten von so einer Beratungsstelle zu erzählen und die Adressen zu nennen. Sie müsste schnell erreichbar sein, damit meine ich ohne großen Aufwand und ohne lange Termine. Wenn Mr. Hyde mein erster Thera gewesen wäre, dann wäre ich jetzt nicht hier und hätte seine Art als richtige Therapie gehalten und seinem Vorschlag vom Dach zu springen gefolgt.

Saffia
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MariJane
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Beitrag Di., 14.02.2017, 18:42

Hier mal eine Übersicht zum Thema psychotherapeutische Fehler; ich fand den Text damals hilfreich.

http://www.psychotherapie-wissenschaft. ... w/1001/975

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ziegenkind
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Beitrag Di., 14.02.2017, 18:45

fundevogel, mit blick auf all die ambivalenzen, auf die auch du verwiesen hast, mit blick auf fehler, die sich später als wichtige wendepunkte herausstellen oder auch mit blick auf vermeintliche sternstunden, die sich später als fehler entpuppen, gibt es m.E. keine alternative dazu, IN DER THERAPIE und MIT DEM THERAPIERENDEN immer wieder zu sprechen und zu ringen und zu gucken, was sich wie anfühlt. noch mal: krasse fehlleistungen betrifft das nicht.

und: ich glaube wirklich, knoten lassen sich nur lösen, wenn man aufhört mit macht dran zu ziehen oder den therapeuten an einen tisch zu ziehen, an den er nicht will.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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stern
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Beitrag Di., 14.02.2017, 18:45

Verstöße gegen die beruflichen Pflichten (Berufsrecht) liegen teilweise unter strafrechtlichen Schwelle (Strafrecht), sind aber natürlich als solche auch Fehler und als Verletzung der beruflichen Pflichten evtl. zu ahnden (Zuständigkeit der Kammern). Und hier gibt es sicher einiges, was schief laufen und mehr oder minder schaden kann. Manche Kammern veröffentlichen auch Statistiken, auf welche Bereiche sich entsprechende Fälle verteilen - strafbare Handlungen wie z.B. exemplarisch eine Verletzung der Schweigepflicht und nicht strafbare Fehler sind allerdings nicht unbedingt separat ausgewiesen... eine Schweigepflichtsverletzung wäre sozusagen beides).

Eine Drohkulisse wäre ein runder Tisch nicht unbedingt. Denn ein Therapeut weiß, dass er professionell agieren muss und evtl. Fehler Konsequenzen haben können. Also ein Patient kann einem Therapeuten nicht damit drohen, dass er keine Verstöße zu produzieren darf. Denn das ist ihm so oder so nicht erlaubt. Problematisch wäre höchstens, wenn Patienten, die das gar nicht betrifft, nutzen würden, um mit einem Therapeuten ein Hühnchen zu rupfen. Und ein runder Tisch würde auch nicht verhindern können, dass Fakten abgestritten werden (sei es bewusst oder unbewusst)... und somit sozusagen Aussage gegen Aussage steht. Dass mir gegenüber (zumindest teilweise) Fehler eingeräumt wurden, wurde (tendenziell gesehen) nicht nur von mir positiv quittiert. Aber was ich dem Subtext entnehmen konnte: Die Regel scheint das in der Tat nicht zu sein. Und auch bei medizinischen Behandlungsfehlern ist es oft so: OBWOHL es einen gab, kann der Fehler/Schaden oft nicht "offiziell" nachgewiesen werden... und das kann (insbes. als Betroffener) schon als hochgradig ungerecht erleben. Denn nicht nur, dass man selbst den Schaden zu tragen hat: Auch ein evtl. Ausgleich wird verwehrt.
Zuletzt geändert von stern am Di., 14.02.2017, 18:52, insgesamt 2-mal geändert.
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werve
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Beitrag Di., 14.02.2017, 18:48

Fundevogel hat geschrieben: Klar ist jede Depresssion individuell so wie jede Therapie auch.
Eben.
Fundevogel hat geschrieben: Klar hat eine Gesellschaft, die die medizinischen Kosten für Therapien übernimmt auch viele Rechte.
So ist es.

Fundevogel hat geschrieben:Aber ich fände es im Sinne einer Qualitätsverbesserung von Therapien schon sehr hilfreich, über Fehler nachzudenken. Was ist ein Fehler, was ist läßlich und verständlich, wie kann und soll mit Fehlern konstruktiv umgegangen werden, sodass der Patient keinen Schaden nimmt, sondern daraus lernt etc.
Was in einer Methode als Fehler gilt, ist in einer anderen eine sinnvolle Intervention.

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Fundevogel
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Beitrag Di., 14.02.2017, 19:04

ziegenkind hat geschrieben:gibt es m.E. keine alternative dazu, IN DER THERAPIE und MIT DEM THERAPIERENDEN immer wieder zu sprechen und zu ringen und zu gucken, was sich wie anfühlt. noch mal: krasse fehlleistungen betrifft das nicht.
Einverstanden - aber was ist mit der Zone zwischen dem Ringen in der Therapie und krassen Fehlleistungen?

Was ist wenn das Ringen schiefgeht?
Fundevogel


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Beitrag Di., 14.02.2017, 19:05

MariJane:
Ich meine wirklich nicht den Fall einer Nicht-Passung, sondern eines psychischen Missbrauchs, der nicht "erfunden" ist, sondern der sozusagen vom Folgetherapeuten als solcher "anerkannt" wurde - der war natürlich nicht dabei, daher bezieht er sich nur auf meine Aussagen, aber anhand dieser Aussagen steht die Fehlbehandlung fest. Das einzige Problem wäre dabei also die Beweisführung, und dabei komme ich dann wieder zu dem Schluss, dass es umso wichtiger ist, Anlaufstellen zu haben, um dort die Fehlbehandlung (was etwas vollkommen anderes ist als eine Nichtpassung!) zu dokumentieren. Es kann ja nicht sein, dass man sagt: "Beweisführung ist schwer, also lassen wir alles unter den Tisch fallen".


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Beitrag Di., 14.02.2017, 19:10

stern hat geschrieben:Von einem runden Tisch halte ich nicht so viel. Denn wenn ein Therapeut "anti" ist, dann bewegt sich am runden Tisch nicht mehr... vielleicht sogar im Gegenteil: Dann wird es vielleicht eine Schlammschlacht (als Patient ist man tendenziell am kürzeren Hebel) oder der Therapeut geht umso so mehr in den Verteidigungsmodus (um nicht nach außen schlecht dazustehen)... kurzum: Wenn der Therapeut sich unkooperativ zeigt, gibt es mMn nichts, dass das ändern könnte.
Aber auch da sehe ich tatsächlich kein Argument. Nur weil der Therapeut dann "anti" sein könnte, kann man doch dem Patienten nicht das Recht absprechen! Ich habe ihm gesagt: "Ich möchte mit Ihnen darüber reden" (über die Gründe dafür, dass er mich rausgeworfen hat), und seine Antwort war: "Darüber rede ich nicht mit Ihnen". Keine Erklärung, keine Begründung. Nichts. Meiner Ansicht nach darf ein Therapeut sich nicht so verhalten. Mehr anti geht ja sowieso nicht, und wenn, dann soll er das bitte offiziell machen und am runden Tisch sagen: "Ich sage nicht, warum ich die Patientin rausgeworfen habe".


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Beitrag Di., 14.02.2017, 19:11

werve hat geschrieben: Nein, sondern weil man eine verpfuschte Op konkret nachweisen kann. Selbiges ist in 99% der PT-Fehler nicht möglich. Diese geschätzte Zahl ist somit nicht justitiabel und ein psychotherapieimmanentes Problem, das durch Störungen des Therapeuten und die des Patienten bzw. die Vermengung beider entstehen.
Klar. Nur: Wieso soll der Patient die Störung des Therapeuten finanzieren?


ziegenkind
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Beitrag Di., 14.02.2017, 19:14

fundevogel, wenn es um krasse fehlleistungen geht, wird der runde tisch nicht helfen, scheint mir. wenn ich überzeugt wäre missbraucht worden zu sein, würde ich nicht mit dem missbraucher an einem runden tisch sitzen wollen. ich würde ihn anzeigen wollen - oder, wenn mir das nicht aussichtsreich schiene, ihm eine klare ansage machen. was will mir da noch ein gespräch geben können?

das terrain in der grauzone, wenn man nicht weiß, war das schlimm oder nicht, das würde ich auch auf keinem fall mit jemandem erkunden wollen, der vielleicht ein missbraucher ist. das würde ich mit jemandem anders klären und dann entweder meine meinung ändern oder tacheles reden, bestenfalls noch machen.
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MariJane
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Beitrag Di., 14.02.2017, 19:14

@isabe:

Ok, das muss jeder selbst für sich entscheiden. Ich war über das Sexleben, sexuelle Vorlieben etc. meines letzten Therapeuten im Bilde und mein jetziger Therapeut hat ordentlich große Ohren bekommen und meinte, das geht nicht. Allerdings hat er wohl gemerkt, dass mir das weniger hilft als einfach eine Nichtpassung anzunehmen. Damit komme ich besser klar als mir noch lange nen Kopf über diese etwas merkwürdige Therapie zu machen. Ich bin kein Fan von meinem letzten Therapeuten, aber ich hab einfach für mich damit abgeschlossen. Das muss nicht der beste Weg sein, vorallem nicht für dich persönlich. Für mich wars eben der beste Weg.


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Beitrag Di., 14.02.2017, 19:21

MariJane:
Aber mir geht es hier tatsächlich um Patienten, die eben nicht für sich sagen: abgehakt und weitermachen. Sondern die Möglichkeiten und Wege suchen, um nach einer missbräuchlichen Therapie Gehör zu finden, und zwar nicht als "bedauerlicher und exotischer Einzelfall", sondern ich möchte aufzeigen, dass das große Problem darin liegt, die Summe aller Einzelfälle nicht zu thematisieren und nicht zu thematisieren, dass das ein strukturelles Problem ist, das es zu lösen gilt. Wobei die Lösung offensichtlich nicht darin bestehen kann, keine Fehler mehr zu machen (denn niemand kann ausschließen, dass persönlichkeitsgestörte Menschen Therapeuten werden), sondern sie muss darin bestehen, das Fehlverhalten sichtbar zu machen.

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stern
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Beitrag Di., 14.02.2017, 19:29

Nun, wie gesagt, ich wollte (Stand jetzt) keinen formalen Beschwerdeweg gehen - obwohl ich sicherlich ebenfalls einige Gründe dazu hätte. Was ich mir vorstellen kann: Eine eigene Dokumentation erleichtert vermutlich! (=Vermutung) den Nachweis und die offiziellen Unterlagen darf man ja auch einsehen... evtl. sind diese geeignet, manches zu erhärten (kommt aber darauf an... sicherlich wird dort nicht unmittelbar eindeutig unprofessionelles Verhalten dokumentiert sein). Ich denke, zum Fallstrick wird eher, dass im Zweifel Aussage gegen Aussage steht (also sowohl Patient als auch Therapeut einiges abstreiten kann, wissentlich oder unwissentlich z.B. wegen Nichterinnerung).. umso mehr, weil (was ja an sich ein Vorzug ist) die Therapie einen geschützten Rahmen hat. Aber das wird hier zum Nachteil, dass im Grunde nur Patient und Therapeut wissen, was war... und das einem objektiven Nachweis schwer zugänglich ist.

Ein Nachfolgetherapeut hat es insofern leichter: Wenn er den Patienten für glaubwürdig hält, wird er sicher glauben, aber er muss nicht darüber richten, was wahr ist. Dokumentieren kann er evtl. was der Patient sagte (was aber, so nehme ich an, noch nicht per se heißt, dass das wahr ist). Aber auch Gericht gibt es ja psychologische Gutachter. Insofern gibt es sicher einiges, das man per Gutachten festhalten kann. Und so könnte evtl. protokolliert werden, wie der Patient drauf war... was evtl. mehr wiegt, wenn man später schildert, wie es einem damit ergangen ist. Den offiziellen Weg kenne ich allerdings nicht aus persönlicher Erfahrung.

Kurzum: Ich denke, die Beweisführung gilt deswegen als schwer, weil es hier besonders leicht ist etwas zu negieren. Der Patient üblicherweise auch als gestört anzusehen ist (mit Diagnose). Und weil auch der Schaden nicht so leicht festzustellen ist wie ein vergessenen OP-Besteck im Bauchraum (wobei der eigentlich Therapieschaden m.W. zusätzlich von dem Schaden, den es ohnehin gibt abzugrenzen ist... und hier kann der Therapeut vermutlich einiges vorbringen - gestützt durch offizielle Berichte und Dokumentationen).

Just my to cents.

Wenn es Anlaufstellen gäbe, fände ich auch nicht schlecht... evtl. könnte man die bei Therapeuten selbst ansiedeln, die besondere Qualifikationen im Bereich Fehlerkultur haben. Eigene Stellen zu schaffen würde evtl. auch das Signal setzen: Man muss von Fehlern ausgehen, so dass wir sogar extra Einrichtungen brauchen. Nachteil: Therapeuten selbst würde ich nicht gleichermaßen unabhängig einschätzen... fängt schon damit an, wenn die erste Frage ist: Wer war der Therapeut (und besonders wenn man nicht aus einer Großstadt kommt, kann es schon damit anfangen, dass ein konsultierte Therapeut befangen ist, weil er den- oder diejenige kennt). Für mich habe ich als Qualitätsmerkmal ausgemacht, wenn ein Therapeut es nicht "nötig" hatte zu fragen, wer der Therapeut war, sondern auf Basis der Schilderungen seine Meinung abgab. Also das kann Zufall gewesen, aber die Therapeuten fand ich im Umgang mit der Sache hilfreicher.
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