'I google you ...' - Therapie und digitale Informationsgesellschaft
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@lisbeth Ah so, ja, verstehe.
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Ich finde das auch wichtig, nicht mal nur in Bezug auf Therapie. Denn häufig ist den Menschen wirklich gar nicht klar, was sie da so tun bzw. wie das Netz funktioniert. Ob und inwieweit man sich auf was einlässt ist ja die perönliche Entscheidung des Einzelnen, aber wenn mir noch nicht mal die Zusammenhänge und Vorgänge klar sind, weil ich sie einfach nicht kenne und von "falschen Überzeugungen" ausgehe, dann kann es zu bösen Überraschungen kommen.Miss_Understood hat geschrieben:Auf ALL das hinzuweisen, gerade im Kontext Therapie finde ich immer und immer wieder wichtig.
Ich bin immer wieder überrascht, *wie* unbedarft viele mit diesem Thema umgehen. Auch Berufe, die einer Schweigepflicht unterliegen. In meinem Freundeskreis sind auch ein paar Psychotherapeutinnen. Die fallen aus allen Wolken, wenn ich ihnen sage, dass unverschlüsselter E-Mail-Verkehr datenschutzmäßig ein Problem für sie sein könnte. Ich dachte, das hätte sich mittlerweile rumgesprochen.mio hat geschrieben:Ich finde das auch wichtig, nicht mal nur in Bezug auf Therapie. Denn häufig ist den Menschen wirklich gar nicht klar, was sie da so tun bzw. wie das Netz funktioniert. Ob und inwieweit man sich auf was einlässt ist ja die perönliche Entscheidung des Einzelnen, aber wenn mir noch nicht mal die Zusammenhänge und Vorgänge klar sind, weil ich sie einfach nicht kenne und von "falschen Überzeugungen" ausgehe, dann kann es zu bösen Überraschungen kommen.Miss_Understood hat geschrieben:Auf ALL das hinzuweisen, gerade im Kontext Therapie finde ich immer und immer wieder wichtig.
Genau das meinte ich auch weiter oben, dass ich es problematisch finde, wenn solche Berufe dann zB FB oder Whatsapp zur Kommunikation mit den Klienten einsetzen, weil es ja so schön praktisch ist. Wenn ich als Arzt, Therapeut, Anwalt, Steuerberater so etwas benutze, dann muss ich sicherstellen, dass der Datenschutz gewahrt bleibt.... Und so lange ich mir nicht sicher bin, dann lass ich besser die Finger davon. Wenn ich als Klient dann aber noch dazu aktiv ermuntert werde, über diese Kanäle zu kommunizieren, finde ich das mehr als grenzwertig...
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott
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Das sehe ich genauso und ich hätte auch ein Problem damit, wenn ein Therapeut da so gar keinen Blick drauf hat.lisbeth hat geschrieben:Genau das meinte ich auch weiter oben, dass ich es problematisch finde, wenn solche Berufe dann zB FB oder Whatsapp zur Kommunikation mit den Klienten einsetzen, weil es ja so schön praktisch ist. Wenn ich als Arzt, Therapeut, Anwalt, Steuerberater so etwas benutze, dann muss ich sicherstellen, dass der Datenschutz gewahrt bleibt.... Und so lange ich mir nicht sicher bin, dann lass ich besser die Finger davon. Wenn ich als Klient dann aber noch dazu aktiv ermuntert werde, über diese Kanäle zu kommunizieren, finde ich das mehr als grenzwertig...
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Ich hab nun länger über das Thema und die Beispiele nachgedacht, und muss zugeben, dass ich die Fragestellung als solche nicht nachvollziehen kann. Ich fasse zusammen, wie ich die Frage verstanden haben:
Wie geht man damit um, wenn man in einer Gruppentherapie und/oder Selbsthilfegruppe auf entfernte Bekannte trifft oder gar Menschen, die einen berufsbedingt evt. (flüchtig) kennen und entsprechend Informationen haben?
Ist das so korrekt? Wenn ja, habe ich nicht verstanden, was das genau mit googlen zu tun hat bzw. wie sich diese Fragestellung vom ganz normalen nicht-online-Leben unterscheidet? Zum Beispiel die erwähnte fiktive Arzthelferin, Rechtsanwaltgehilfin, Finanzbeamte etcpp...
Man hat doch auch im realen (= nicht virtuellen Leben) immer wieder und in jeder Art von Gruppe vom Freundeskreis über Verein über Dorfgemeinschaft oder Szene genau dieses Problem, dass man immer jemanden treffen könnte, der mehr Einblicke in irgendwelche Daten hat und/oder schon mal über ein paar Ecken etwas von einem weiß obwohl man die Person selbst gar nicht kennt. Ganz normaler sozialer Alltag, eine ganz normale Situation, etwas sich noch nie vermeiden ließ. Weder im digitalen Zeitalter noch jenseits davon.
Wie ich schon weiter oben erwähnte, ist mir persönlich es sogar lieber, wenn Menschen sich über Google oder FB über mich informieren als über die Gerüchteküche, da ich auf ersteres... das, was ich im Internet von mir preisgebe...mehr Einfluss habe als das, was die Gerüchteküche so verbreitet. Ganz vermeiden lässt es sich aber nie.
Folglich das Googlen erst mal außen vorlassend und nur auf das Problem eingehend, dass man in einer Gruppentherapie flüchtig Bekannte treffen könnte oder jemanden, den man über drei Ecken kennt oder jemanden kennt, der jemanden kennt, etcpp... Scheinbar scheint ja der Kontext hier das Problem zu sein, dass eine Begegnung in einer Gruppentherapie eben etwas brisanter ist als wenn man anderswo auf Personen trifft, die schon mal was von einem gehört haben oder dank ihres Berufes etwas mehr recherchieren könnte.
In einer Gruppentherapie gibt es doch gewisse bindende Regeln und man befindet sich unter Aufsicht eines Therapeuten. Etwas nach außen tragen, was in der Gruppe erzählt wird, ist STRENGSTENS verboten. Es wird mit tödlicher Sicherheit also weniger getratscht als bei anderen zufälligen Begegnung über zig Ecken.
Was kann denn da schlimmstenfalls passieren, wenn ein Gruppenteilnehmer z.B. weiß, dass man vor x Jahren bei Anwältin xy war? Inwiefern sollte das die Therapie beeinflussen? Oder was macht wohl ein Polizist, Finanzbeamter und Arzthelferin mit den Informationen? Inwieweit könnte es einem schaden oder dem Therapie-Erfolg abträglich sein?
Und warum zum Teufel sollte ein anderer Gruppenteilnehmer vertrauliche oder nicht-therapiebezogene Daten oder gar Krankheiten einer ANDEREN Person zum Thema in der Gruppe machen? Vor allem, wenn man das selbst nicht möchte? Niemand ist gezwungen, über etwas zu reden, über das er (noch) nicht sprechen möchte. Im allerschlimmsten Fall kann man doch auch sagen: "Ich möchte nicht darüber reden!", und der Wunsch wird respektiert werden. Ende der Geschichte.
...
Wie geht man damit um, wenn man in einer Gruppentherapie und/oder Selbsthilfegruppe auf entfernte Bekannte trifft oder gar Menschen, die einen berufsbedingt evt. (flüchtig) kennen und entsprechend Informationen haben?
Ist das so korrekt? Wenn ja, habe ich nicht verstanden, was das genau mit googlen zu tun hat bzw. wie sich diese Fragestellung vom ganz normalen nicht-online-Leben unterscheidet? Zum Beispiel die erwähnte fiktive Arzthelferin, Rechtsanwaltgehilfin, Finanzbeamte etcpp...
Man hat doch auch im realen (= nicht virtuellen Leben) immer wieder und in jeder Art von Gruppe vom Freundeskreis über Verein über Dorfgemeinschaft oder Szene genau dieses Problem, dass man immer jemanden treffen könnte, der mehr Einblicke in irgendwelche Daten hat und/oder schon mal über ein paar Ecken etwas von einem weiß obwohl man die Person selbst gar nicht kennt. Ganz normaler sozialer Alltag, eine ganz normale Situation, etwas sich noch nie vermeiden ließ. Weder im digitalen Zeitalter noch jenseits davon.
Wie ich schon weiter oben erwähnte, ist mir persönlich es sogar lieber, wenn Menschen sich über Google oder FB über mich informieren als über die Gerüchteküche, da ich auf ersteres... das, was ich im Internet von mir preisgebe...mehr Einfluss habe als das, was die Gerüchteküche so verbreitet. Ganz vermeiden lässt es sich aber nie.
Folglich das Googlen erst mal außen vorlassend und nur auf das Problem eingehend, dass man in einer Gruppentherapie flüchtig Bekannte treffen könnte oder jemanden, den man über drei Ecken kennt oder jemanden kennt, der jemanden kennt, etcpp... Scheinbar scheint ja der Kontext hier das Problem zu sein, dass eine Begegnung in einer Gruppentherapie eben etwas brisanter ist als wenn man anderswo auf Personen trifft, die schon mal was von einem gehört haben oder dank ihres Berufes etwas mehr recherchieren könnte.
In einer Gruppentherapie gibt es doch gewisse bindende Regeln und man befindet sich unter Aufsicht eines Therapeuten. Etwas nach außen tragen, was in der Gruppe erzählt wird, ist STRENGSTENS verboten. Es wird mit tödlicher Sicherheit also weniger getratscht als bei anderen zufälligen Begegnung über zig Ecken.
Was kann denn da schlimmstenfalls passieren, wenn ein Gruppenteilnehmer z.B. weiß, dass man vor x Jahren bei Anwältin xy war? Inwiefern sollte das die Therapie beeinflussen? Oder was macht wohl ein Polizist, Finanzbeamter und Arzthelferin mit den Informationen? Inwieweit könnte es einem schaden oder dem Therapie-Erfolg abträglich sein?
Und warum zum Teufel sollte ein anderer Gruppenteilnehmer vertrauliche oder nicht-therapiebezogene Daten oder gar Krankheiten einer ANDEREN Person zum Thema in der Gruppe machen? Vor allem, wenn man das selbst nicht möchte? Niemand ist gezwungen, über etwas zu reden, über das er (noch) nicht sprechen möchte. Im allerschlimmsten Fall kann man doch auch sagen: "Ich möchte nicht darüber reden!", und der Wunsch wird respektiert werden. Ende der Geschichte.
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"Auch andere Wege haben schöne Steine. "
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...(teil 2)...
Wie geht man / wie gehe ich mit solchen Situationen um?
Zunächst empfehle ich einen kleinen Realitätscheck: wie schlimm sind die Informationen wirklich? Inwieweit könnten sie sich negativ auf die Therapie auswirken... (woanders gelangen die Infos ja NICHT hin)? Sind sie therapie-relevant? Wie wahrscheinlich ist es, dass die Teilnehmer nichts anderes zu tun haben als sich gegenseitig zu googlen und stalken? Nimmt man sich vielleicht zu wichtig? Oder neigt man selbst zu solch übergriffen Verhalten und geht deswegen davon aus, dass andere das wohl auch tun werden? Aber vor allem: was könnte schlimmstenfalls passieren? Was könnte bestenfalls passieren?
Gibt es eine faktisch vorhandene ungute, persönliche Geschichte zwischen zwei Gruppenteilnehmern, dann wäre das miteinander zu klären (mit Hilfe des Therapeuten) oder einer ist dann der Klügere, der sich eine andere Gruppe sucht.
Gibt es Unsicherheiten, Ängste und Sorgen, dann sind GENAU DAS Thermen für die Gruppentherapie. Darum geht es doch. Warum sollte man das nicht ansprechen dürfen? Im Gegenteil, man sollte es sogar! Es gibt ja meistens auch ein Grund, wieso einem GRUPPENTHERAPIE empfohlen wurde, meist, weil man wohl doch nicht so sozialkompetent und kommunikativ ist, wie man selbst manchmal glaubt. DAMIT man solche alltägliche Dinge im Umgang mit anderen Menschen eben lernt. Inklusive Vertrauen, dass sich alle an die Regeln halten. Sowohl die der Gruppentherapie als auch ihrer jeweiligen Berufsgenossenschaft.
Möglicherweise verstehe ich die Fragestellung wirklich nicht, denn wo ist das Problem in einer Gruppentherapie zu sagen, dass man über Thema X (noch) nicht sprechen will? FALLS das überhaupt irgendwer gegen den eigenen Willen an Licht zerrt und thematisiert, wobei ich nicht wüsste, wieso jemand das tun sollte?
Oder wieso hat man Angst, dass eine Anwaltsgehilfin einer Anwältin von vor x Jahren irgendwas in die Runde werfen könnte, was einem kompromittiert? Vermutlich hat sie den Namen und den Fall schon längst vergessen... und selbst wenn, was geht die das an? Inwieweit sollte das der Therapie schaden? Und wo ist das Problem, wenn man unsicher ist, ob jemand etwas weiß oder nicht, denjenigen direkt darauf anzusprechen und zu sagen: "Du, das hier ist ein geschützter Raum, ich möchte nicht, dass dies und jenes die Runde macht."
Ich möchte noch erwähnen, dass es UNTER UMSTÄNDEN sein kann, dass wenn man aus welchen Gründen und Ängsten heraus auch immer wichtige therapie-relevante Situationen verschweigt, und die später dann rauskommen, es sein könnte, dass die anderen Teilnehmer sich betrogen und verar***t fühlen, weil ihre Tipps und Mitgefühl dann die ganze Zeit ins Leere liefen. Unter Umständen.
Eine Therapie funktioniert nun mal nicht, wenn man einen Dusch-mich-aber-mach-mich-nicht-nass-Mentalität mitbringt und nichts von sich preis geben möchte. Ohne Vertrauen auf die Einhaltung der grundlegenden Regeln funktioniert es nun mal nicht.
Man kann sich auch nicht hinsetzen und nur passiv den andere zuhören, eine Gruppentherapie ist kein Forum, bei dem man nur anonym liest ohne sich selbst einzubringen. Und genauso wenig ist das echte Leben mit Facebook zu vergleichen, wo man ganz streng reglementieren kann wer wann wo wie welche Info erfahren könnte und was man über sich preisgibt oder wieder löscht... so funktioniert das Leben nicht, so funktioniert Gruppentherapie nicht.
Allerdings finde ich alleine diesen Thread hier ein gutes Beispiel, wobei Gruppentherapie helfen könnte. Ich glaube wirklich, Miss, dass du diese Fragestellung und dieses Thema mit in die Gruppe nehmen solltest. Ich lese hier sehr viele Ängste, Wunsch nach Kontrolle, mangelndes Vertrauen und auch eine gewisses Sich-Selbst-zu-Wichtig-Nehmen. Glaubt mir, die Leute sind in der Regel viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt als dir nachzuspionieren oder sich den Kopf über dich zu zerbrechen oder für sie völlig belangloses Informationen...
Wenn du dir jetzt schon in den geschützten Raum so einen großen Kopf und Sorgen machst, in einem Kontext der sicherer ist als andere Kontexte, die man sich so vorstellen kann... wie willst du dann jemals außerhalb dieser Käseglocke im real live ein normales soziales Umfeld aufbauen? Wenn du irgendwo unterwegs bist, in der Szene, in beruflichen Kreisen, im Freundeskreis, im Alltag von der fiktiven Anwaltsgehilfin, Sprechstundehilfe, Schuldnerberater, ALGII-Sachbearbeiter, Vereinskollege etcpp... das ist doch alles sehr viel schwerer und komplizierter zu kontrollieren und damit umzugehen als in diesem geschützten Rahmen?!
Zugegeben, ein bisschen ist das aber auch die alte Huhn-oder-Ei-Frage. Man geht ja in Gruppentherapie um an sozialen Mustern zu arbeiten, sprich: weil man es zu Beginn noch nicht kann. Aber genau darum geht es ja: um es zu lernen. Wie bei jeder anderen Therapie muss man sich darauf einlassen. Und wenn einen etwas unsicher macht, es dann eben auch ansprechen...
Wie geht man / wie gehe ich mit solchen Situationen um?
Zunächst empfehle ich einen kleinen Realitätscheck: wie schlimm sind die Informationen wirklich? Inwieweit könnten sie sich negativ auf die Therapie auswirken... (woanders gelangen die Infos ja NICHT hin)? Sind sie therapie-relevant? Wie wahrscheinlich ist es, dass die Teilnehmer nichts anderes zu tun haben als sich gegenseitig zu googlen und stalken? Nimmt man sich vielleicht zu wichtig? Oder neigt man selbst zu solch übergriffen Verhalten und geht deswegen davon aus, dass andere das wohl auch tun werden? Aber vor allem: was könnte schlimmstenfalls passieren? Was könnte bestenfalls passieren?
Gibt es eine faktisch vorhandene ungute, persönliche Geschichte zwischen zwei Gruppenteilnehmern, dann wäre das miteinander zu klären (mit Hilfe des Therapeuten) oder einer ist dann der Klügere, der sich eine andere Gruppe sucht.
Gibt es Unsicherheiten, Ängste und Sorgen, dann sind GENAU DAS Thermen für die Gruppentherapie. Darum geht es doch. Warum sollte man das nicht ansprechen dürfen? Im Gegenteil, man sollte es sogar! Es gibt ja meistens auch ein Grund, wieso einem GRUPPENTHERAPIE empfohlen wurde, meist, weil man wohl doch nicht so sozialkompetent und kommunikativ ist, wie man selbst manchmal glaubt. DAMIT man solche alltägliche Dinge im Umgang mit anderen Menschen eben lernt. Inklusive Vertrauen, dass sich alle an die Regeln halten. Sowohl die der Gruppentherapie als auch ihrer jeweiligen Berufsgenossenschaft.
Möglicherweise verstehe ich die Fragestellung wirklich nicht, denn wo ist das Problem in einer Gruppentherapie zu sagen, dass man über Thema X (noch) nicht sprechen will? FALLS das überhaupt irgendwer gegen den eigenen Willen an Licht zerrt und thematisiert, wobei ich nicht wüsste, wieso jemand das tun sollte?
Oder wieso hat man Angst, dass eine Anwaltsgehilfin einer Anwältin von vor x Jahren irgendwas in die Runde werfen könnte, was einem kompromittiert? Vermutlich hat sie den Namen und den Fall schon längst vergessen... und selbst wenn, was geht die das an? Inwieweit sollte das der Therapie schaden? Und wo ist das Problem, wenn man unsicher ist, ob jemand etwas weiß oder nicht, denjenigen direkt darauf anzusprechen und zu sagen: "Du, das hier ist ein geschützter Raum, ich möchte nicht, dass dies und jenes die Runde macht."
Ich möchte noch erwähnen, dass es UNTER UMSTÄNDEN sein kann, dass wenn man aus welchen Gründen und Ängsten heraus auch immer wichtige therapie-relevante Situationen verschweigt, und die später dann rauskommen, es sein könnte, dass die anderen Teilnehmer sich betrogen und verar***t fühlen, weil ihre Tipps und Mitgefühl dann die ganze Zeit ins Leere liefen. Unter Umständen.
Eine Therapie funktioniert nun mal nicht, wenn man einen Dusch-mich-aber-mach-mich-nicht-nass-Mentalität mitbringt und nichts von sich preis geben möchte. Ohne Vertrauen auf die Einhaltung der grundlegenden Regeln funktioniert es nun mal nicht.
Man kann sich auch nicht hinsetzen und nur passiv den andere zuhören, eine Gruppentherapie ist kein Forum, bei dem man nur anonym liest ohne sich selbst einzubringen. Und genauso wenig ist das echte Leben mit Facebook zu vergleichen, wo man ganz streng reglementieren kann wer wann wo wie welche Info erfahren könnte und was man über sich preisgibt oder wieder löscht... so funktioniert das Leben nicht, so funktioniert Gruppentherapie nicht.
Allerdings finde ich alleine diesen Thread hier ein gutes Beispiel, wobei Gruppentherapie helfen könnte. Ich glaube wirklich, Miss, dass du diese Fragestellung und dieses Thema mit in die Gruppe nehmen solltest. Ich lese hier sehr viele Ängste, Wunsch nach Kontrolle, mangelndes Vertrauen und auch eine gewisses Sich-Selbst-zu-Wichtig-Nehmen. Glaubt mir, die Leute sind in der Regel viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt als dir nachzuspionieren oder sich den Kopf über dich zu zerbrechen oder für sie völlig belangloses Informationen...
Wenn du dir jetzt schon in den geschützten Raum so einen großen Kopf und Sorgen machst, in einem Kontext der sicherer ist als andere Kontexte, die man sich so vorstellen kann... wie willst du dann jemals außerhalb dieser Käseglocke im real live ein normales soziales Umfeld aufbauen? Wenn du irgendwo unterwegs bist, in der Szene, in beruflichen Kreisen, im Freundeskreis, im Alltag von der fiktiven Anwaltsgehilfin, Sprechstundehilfe, Schuldnerberater, ALGII-Sachbearbeiter, Vereinskollege etcpp... das ist doch alles sehr viel schwerer und komplizierter zu kontrollieren und damit umzugehen als in diesem geschützten Rahmen?!
Zugegeben, ein bisschen ist das aber auch die alte Huhn-oder-Ei-Frage. Man geht ja in Gruppentherapie um an sozialen Mustern zu arbeiten, sprich: weil man es zu Beginn noch nicht kann. Aber genau darum geht es ja: um es zu lernen. Wie bei jeder anderen Therapie muss man sich darauf einlassen. Und wenn einen etwas unsicher macht, es dann eben auch ansprechen...
"Auch andere Wege haben schöne Steine. "
Ich habe den Eingangspost so verstanden, dass es auch darum geht, dass heute über google dir eigentlich unbekannte Teilnehmer in der Gruppentherapie dich im "echten Leben" finden können, wenn sie das wollen.Kellerkind hat geschrieben: Ich fasse zusammen, wie ich die Frage verstanden haben:
Wie geht man damit um, wenn man in einer Gruppentherapie und/oder Selbsthilfegruppe auf entfernte Bekannte trifft oder gar Menschen, die einen berufsbedingt evt. (flüchtig) kennen und entsprechend Informationen haben?
Ist das so korrekt? Wenn ja, habe ich nicht verstanden, was das genau mit googlen zu tun hat bzw. wie sich diese Fragestellung vom ganz normalen nicht-online-Leben unterscheidet? ...
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Ich hatte mich damals zB ganz bewusst für eine Klinik 600 km entfernt entschieden, um nur keine Bekannten zu treffen. Ich wollte den Aufenthalt geheim halten, besonders im beruflichen Umfeld. In der Klinik standen dann an den zugewiesenen Sitzplätzen jeweils die vollen Namen. Ich fand das damals unmöglich, was mir als Krankheitssymptom angelastet wurde. Mein Name ist bei Google einzigartig und arbeitsbedingt findet man einiges über mich.
Am Ende haben mich tatsächlich zwei Personen aus der Klinik im Büro kontaktiert. Eine telefonisch, die immerhin nur meinte sie wäre die X und riefe privat an. Die andere hat mir aber ein Fax an meine zentrale Büronummer (!) geschickt, mit einem sehr persönlichen Text zu einem Streit, den sie in der Klinik mit mir hatte. Faxe kommen per Mail im Sekretariat an und dann wussten alle Angestellten, wo ich war und auch ungefähr, welche Probleme ich habe.
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@fredie:
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Nochmal @fredie: privat* bleiben zu wollen ist ein Symptom??? Für was? Eine Angsterkrankung? Sozialphobie?
*nicht zu verwechseln mit persönlich
Offen gesagt, hat es mich auch überrascht, dass in der Gruppe Namensschilder mit VOLLEM Namen verwendet werden. Ich habe es halt gemacht. Wie alle. Irritiert war und ungemütlich fand ich dann erst im Nachhinein.
*nicht zu verwechseln mit persönlich
Offen gesagt, hat es mich auch überrascht, dass in der Gruppe Namensschilder mit VOLLEM Namen verwendet werden. Ich habe es halt gemacht. Wie alle. Irritiert war und ungemütlich fand ich dann erst im Nachhinein.
Symptom sollten meine "irrealen" Ängste sein ! Ich habe damals allgemein sehr drauf geachtet, was mit meinen Krankendaten passiert. Ich habe mir während des Aufenthalts die Akte zeigen lassen (Symptome: "Kontrollzwang, Vertrauensproblem") und ich habe mich echt aufgeregt, als eine Vertretungstherapeutin meine Akte an meine Therapeutin "zurückgegeben" hat, indem sie sie ihr einfach im Flur vor die Tür legte. Datenschutz ist ein Thema mit dem ich oft zu tun habe und ich hatte damals schon vor der Klinik Sachen erlebt, die mich generell vorsichtig gemacht haben.Miss_Understood hat geschrieben:Nochmal @fredie: privat* bleiben zu wollen ist ein Symptom??? Für was? Eine Angsterkrankung? Sozialphobie?
*nicht zu verwechseln mit persönlich
Dass du das mit den Vollnamen unangenehm findest in deiner Gruppe, kann ich sehr gut verstehen. Vielleicht könntest du es ansprechen, ich glaube viele Therapeuten haben einfach gar kein Bewusstsein für dieses Thema.
@friediefriedie hat geschrieben: Symptom sollten meine "irrealen" Ängste sein ! ...ich glaube viele Therapeuten haben einfach gar kein Bewusstsein für dieses Thema.
das klingt ja grauenhaft, was Du da erlebt hast...Ich denke auch, daß den meisten Therapeuten gar nicht bewusst ist, wie schädlich solche Informationen in manchen Berufen sein können und wie groß die Verltzung der Privatsphäre sein kann. Es müssen nicht mal direkt sog. "Prominente" Patienten sein; auch die Angehörige werden mit einer ganz anderen Interesse in solchen Gruppen beobachtet.
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Nur kurz: ja, genau solche /möglichen/ Szenarien meine ich. Und mir ist - ja, auch aufgrund meiner Geschichte - das bewahren meiner Privatsphäre ein großes Anliegen! Wann ist der Wunsch selbst die Informationshoheit sozusagen über eigene Themen zu haben pathologisch? An welchen Grenzen ist es beziehungsabträglich?
Der Satz der mich in so einem Zusammenhang dann am meisten aufregt ist der "Ja, aber solange du nichts zu verbergen hast, dann hast du ja nichts zu befürchten."
Der Satz der mich in so einem Zusammenhang dann am meisten aufregt ist der "Ja, aber solange du nichts zu verbergen hast, dann hast du ja nichts zu befürchten."
Miss_Understood, ich persönlich finde es kein bisschen pathologisch, wenn man gerne Informationshoheit über sich und seine Themen/ Geschichte haben will. Ich kenne das aus nem anderen Kontext, dass es schmerzhaft ist, wenn man quasi nackig dasteht. Deshalb verstehe ich das vollkommen. Allerdings sind die Beispiele von fredie auch einfach krass- gerade das Fax. Wer macht denn sowas? Ich, neurotisch bzw. paranoid wie ich bin, würde da tatsächlich Böswilligkeit vermuten, wenn ich ehrlich bin. Sowas geht halt einfach gar nicht und das weiß man eigentlich auch. Ggf. ruft man an und lässt sich die private Mailadresse geben, wenn das wirklich notwendig ist für den eigenen Seelenfrieden. Aber das Mitarbeiter kein eignes Faxgerät haben, ist eigentlich normal und das bekommt man im Zweifelsfall auch schnell raus, wenn man einfach die Kontaktdaten anderer Mitarbeiter abgleicht. Krasse Geschichte. Und eigentlich ist einfach klar, dass wenn man keine privaten Kontaktdaten ausgetauscht hat in der Klinik, kein weiterer Kontakt gewünscht wird. Ich kam in der Tagesklinik in die Situation, dass jemand gerne meine Nummer wollte zwecks Kaffee und ich war da ehrlich: Ich will diese Zeit lieber vergessen. Und das dürfte nicht nur mir so gehen.
Da ist das Problem aber nicht, ob der Therapeut dich googelt oder du den Therapeuten- ihr lernt euch besser kennen als es das Netz erlaubt. Das Problem ist wohl wirklich, ob andere Patienten deine Kontaktdaten rausfinden können im Netz. Dass das ein Problem ist, war mir vorher nicht so bewusst, muss ich sagen. Gerade wenn jemand aus der Gruppe dich nicht mag, kann das wohl tatsächlich zu nem Problem werden. Toll! Und danke für den Hinweis!
Da ist das Problem aber nicht, ob der Therapeut dich googelt oder du den Therapeuten- ihr lernt euch besser kennen als es das Netz erlaubt. Das Problem ist wohl wirklich, ob andere Patienten deine Kontaktdaten rausfinden können im Netz. Dass das ein Problem ist, war mir vorher nicht so bewusst, muss ich sagen. Gerade wenn jemand aus der Gruppe dich nicht mag, kann das wohl tatsächlich zu nem Problem werden. Toll! Und danke für den Hinweis!
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DAS ist mir jetzt allerdings noch nicht passiert. Und würde ich auch nicht tun. Als Klient/Patient.lisbeth hat geschrieben: Genau das meinte ich auch weiter oben, dass ich es problematisch finde, wenn solche Berufe dann zB FB oder Whatsapp zur Kommunikation mit den Klienten einsetzen, weil es ja so schön praktisch ist. Wenn ich als Arzt, Therapeut, Anwalt, Steuerberater so etwas benutze, dann muss ich sicherstellen, dass der Datenschutz gewahrt bleibt.... Und so lange ich mir nicht sicher bin, dann lass ich besser die Finger davon. Wenn ich als Klient dann aber noch dazu aktiv ermuntert werde, über diese Kanäle zu kommunizieren, finde ich das mehr als grenzwertig..
Und selbst in der Kommunikation mit Freunden über facebook habe ich strikt drum gebeten bestimmte Stichworte, v.a. Krankheitsbezogene (seltene Diagnosen) in facebook zu schreiben. Ich bin nämlich - oh ja die Bequemlichkeit - immer auch in google eingeloggt und das wird sofort ausgelesen und an den präsentierten Anzeigen oder Amazon Buchvorschlägen merkt man das dann sofort.
@friedie: entschuldigung, ich habe deinen Namen zweimal falsch geschrieben
Mir ist im Reflektieren darüber auf jeden fall schonmal klargeworden, es ist nicht waschechte ANGST. Ich BIN in vielen Dingen nämlich kein ängstlicher Mensch. Ich bin auch nicht wirklich schüchtern. Aber - mich überfallen manchmal zu den unmöglichsten Dingen SCHULDGEFÜHLE - die maximal eine kleine UNSICHERHEIT als Ursache haben, zwar nicht VÖLLIG aus der Luft gegriffen oder gar psychotisch sind, aber in der jetzigen Realität meist keine echte Relevanz haben. Ich glaube ich wäre der perfekte DDR Bürger gewesen. *augenroll ...
Ganz einfach: Ich bin nirgendwo zu googlen, weil ich nirgendwo mit Realnamen zu finden bin. Nicht einmal im Telefonbuch. Und das wird sich auch nicht ändern.Miss_Understood hat geschrieben:
Wie geht ihr damit um?
Meine Therapeutin ist übrigens auch nicht googelbar. Außer ihrer Praxisadresse findest du nichts.
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