Zweifel an der Therapie bzw. Therapeutin

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Lockenkopf
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 17:41

werve hat geschrieben:
Lockenkopf hat geschrieben:Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist immer eine fundierte Diagnostik.
Das ist richtig. Diagnostik ist jedoch nicht mit Diagnose gleichzusetzen.
Eine fundierte Diagnostik ergibt die korrekte Diagnose.
Und auf einer fundierten Diagnostik basiert das passende th. Vorgehen.

Und einem Th. der mir diagnostisch das blaue vom Himmel erzählt, traue ich prinzipiell keine th. Kompetenz zu.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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MariJane
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 17:47

Lockenkopf hat geschrieben:
werve hat geschrieben:
Das ist richtig. Diagnostik ist jedoch nicht mit Diagnose gleichzusetzen.
Eine fundierte Diagnostik ergibt die korrekte Diagnose.
Und auf einer fundierten Diagnostik basiert das passende th. Vorgehen.

Und einem Th. der mir diagnostisch das blaue vom Himmel erzählt, traue ich prinzipiell keine th. Kompetenz zu.
Gut. Dann sitzt ein Mensch mit einer Depression vor dir. Da ist dann für jeden das gleiche Vorgehen angeraten? Den einen hat das Ende einer Beziehung aus den Latschen gehauen. Der Andere ist im Beruf so unzufrieden, dass er krank geworden ist. Und mit Beiden machst du das selbe? Obwohl die Diagnose jeweils unterschiedliche Ursachen hat?

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Lockenkopf
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 18:00

Was ich mache, hängt von dem Problem ab, weswegen mich dieser Mensch aufsucht. Der sucht mich nämlich nicht wegen seiner Depression auf. Das ist dann eine Nebendiagnose. Ich kann die Depression auch nur vermuten, da nicht mein Kompetenzbereich.
Ich würde nach der aktuellen Therapie durch Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeut fragen. Und wenn in der Richtung noch nichts unternommen wurde, vorsichtig, je mach Bereitschaft dieses Menschen darüber zu sprechen, dazu raten einen Psychiater und Psychotherapeuten aufzusuchen.

Und dann würde ich mich wieder dem Problem zuwenden, weswegen mich der Pat. aufgesucht hat. Anamnese, Inspektion, Palpation, Tests, Probebehandlung, Therapie . Was bei mir meist KG, MT oder MLD bedeutet.

Was ich allerdings sehr wohl mache, ist zuhören, wenn der Pat. z.B. über sterben seines Partner sprechen will, z.B. während ich lymphe.
Zuletzt geändert von Lockenkopf am Mi., 18.01.2017, 18:08, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
Lockenkopf


MariJane
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 18:06

Ich meinte hypothetisch als Therapeut... ich denke nämlich, dass du nicht die Depression behandelst, sondern das ursächliche Problem. In einem Fall vielleicht eine Abhängigkeit vom Partner, entweder emotional oder auch materiell, weshalb das zu einer ausgewachsenen Depression werden konnte. Im anderen Fall behandelst du vielleicht, dass dieser Mensch nicht nein sagen kann, also eine Abgrenzungsthematik. Oder du lässt ihn darauf kommen, dass er einen anderen Job braucht, weil dieser Job nicht seinen Neigungen entspricht/ das Arbeitsumfeld krank machend ist...

Deshalb halte ich die Diagnose persönlich für weniger relevant als die realen Probleme, die ein Mensch hat.

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Lockenkopf
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 18:13

Liebe Marijane

die Abhängigkeit bei einem Depressiven sieht vollkommen anders aus, als bei einem Boderliner. Erfordert daher auch vollkommen anderes Vorgehen.
Man/Th. muss schon wissen welches Störungsbild vorliegt!
Liebe Grüße
Lockenkopf


MariJane
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 18:21

Es ging jetzt aber nicht um den Unterschied von Borderline-Klienten und depressiven Klienten. Es ging darum, dass selbst jeder Depression individuelle Probleme zu Grund liegen, die identifiziert werden müssen und dann individuell gelöst werden müssen.

Für einen Borderliner- ich kenn mich da nicht so gut aus, weiß es nur von ein paar Menschen in meinem Umfeld- geht es natürlich auch darum Skills zu lernen, wie sie die innere Spannung reduzieren. Das mag da gleich sein, doch trotzdem sind sie noch Individuen mit individuellen Biografien und somit auch persönlichen Unterschieden und ganz unterschiedlichen Lebensthemen. Und ich finde, die dürfen in der Therapie nicht übersehen werden. Das macht für mich nen guten Therapeuten aus.

Und nochmal: Die TE hat gesagt, die Kriterien der Borderlinestörung treffen auf sie nicht vollständig zu. Und jeder Mensch hat Macken.


Sunna
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 19:00

Kein Therapeut übersieht die individuelle Situation, außer er ist ein schlechter Therapeut. Jedenfalls kenne ich es nicht anders, als dass mit der Biografie gearbeitet wird. Trotzdem ist eine Diagnose wichtig. Hauptsache, man wird über deren Bedeutung und Nichtbedeutung aufgeklärt.

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Lockenkopf
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 19:02

Liebe Marijane

das Therapie nur dann erflogreich ist, wenn Th. sich vorhandene Symptome ganz genau anschaut und seine Therapie drauf feinabstimmt, ist für mich sowas von selbstverändlich, das ich als Th. das glatt vergessen habe zu erwähnen.
Zuletzt geändert von Lockenkopf am Mi., 18.01.2017, 19:07, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Lockenkopf
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 19:07

Mein letzter Psychotherapeut hat nicht mit der Vergangenheit gearbeitet. Wenn diese Thema war, dann nur von meiner Seite aus.

Und meine ehemalige VT hat sich äußerst selten zum Thema Vergangenheit geäußert.

Also ist Psychotherapeutiche Arbeit in de Gegenwart durchaus üblich.
Liebe Grüße
Lockenkopf


Sunna
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 23:53

Stimmt. Nicht immer wird mit der Vergangenheit gearbeitet, da habe ich zu vorschnell geantwortet. Aber das ist ein Thema für sich. Eigentlich wollte ich nur sagen, dass ich es nicht anders kenne, als dass ein Therapeut zumindest theoretisch immer von einer individuellen Geschichte und einem individuellen Krankheitsbild beim Patienten ausgeht, auch wenn es nicht thematisiert wird. Ausnahmen (wie z.B. arbeitsmüde Therapeuten) wird es wie immer geben. Und die meisten Therapeuten haben dementsprechend auch eine Einstellung zu Diagnosen.

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Maili
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Beitrag Do., 19.01.2017, 10:10

Danke erst mal für die vielen Antworten!
Ich habe nun mit meiner Krankenkasse telefoniert und auch meiner Therapeutin auf den AB gesprochen (u.a. Auch um mich abzusichern, dass ich die Kosten für die anstehen nächste Std nicht selber tragen muss für den Fall dass ich die Therapie direkt abbreche).

Ich denke, dass bei mir ein Entwicklungstrauma vorliegt und dass ich unbedingt die Vergangenheit aufarbeiten muss. Außerdem denke ich, dass eben dieses Entwicklungstrauma schon einen erheblichen Einfluss auf meine persönlichleitsentwicklung hatte und evt auch eine borderlinestörung vorliegt (die ich möglicherweise gut verstecke?!) Jedenfalls brauche ich eine Therapeutin die in diesen Bereichen gut ist und ein wenig mehr Fingerspitzengefühl für mich hat.


MariJane
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Beitrag Do., 19.01.2017, 10:36

@ Maili: Schön das du eine Entscheidung getroffen hast, mit der du dich wohlfühlst. Nur als Tipp von mir: Ich glaube man kann seine Probleme gut erkennen und auch entscheiden, was einem gut tut, aber da Selbstdiagnosen zu stellen, würde ich unterlassen. Dafür gibt es Fachleute. Ich glaube, eine echte Borderlinestörung kannst du nicht vor deinem engsten Umfeld verstecken, weil du ihr ausgeliefert bist. Deshalb ist es ja eine Persönlichkeitsstörung... Das nur als Gedankenanstoß.


@ Lockenkopf, darauf wollte ich hinaus. Es muss eine Feinabstimmung auf den individuellen Patienten geben.

Ganz persönlich halte ich einen guten Therapeuten für fähiger als einen Patienten ein Krankheitsbild zu diagnostizieren. Deshalb bin ich mit der Eigendiagnose der TE persönlich auch vorsichtig. Zumal sie schreibt, dass nicht alles auf sie zutrifft.

Zu guter Letzt: Diagnosen in der Psychiatrie sind immer ein wenig Glücksspiel. Ich hab mit ein und dem selben Krankheitsbild schon 5 verschiedene Diagnosen gehabt. Mir ist letztlich egal, was ich habe, weil alles darauf hinausläuft, dass ich ein Abgrenzungsprobleme habe und anderes mehr. Das kann der Therapeut behandeln, während er eine Diagnose eben nicht behandeln kann. Die Diagnose ist für den Psychiater wichtig, der mir ein geeignetes Medikament geben soll...

Ich bin hier einfach nicht der beste Gesprächspartner, weil ich es schwierig finde jemanden mit einer Diagnose zu bedenken. Deshalb pass ich gut zu meinem Therapeuten. Ich glaube, Diagnosen sind krasse Vereinfachungen der menschlichen Seele. Zum Beispiel ein Borderlin-Klient muss nicht abhängig sein. Und wenn er es ist, dann ist seine Abhängigkeit immer noch individuell, folgt eigenen Mustern. Eine psychische Erkrankung ist eben nicht so einfach wie eine Verstauchung von einem Bruch zu unterscheiden. Da gibt es Facetten und ich finde man presst Menschen mit ganz individuellen Erfahrungen in ein Korsett aus Diagnose, wenn man glaubt mit Diagnosen um sich werfen zu müssen.

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Maili
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Beitrag Do., 19.01.2017, 10:59

Ich möchte gar keine Selbstdiagnose stellen, je mehr ich aber über borderline lese, desto mehr denke, dass es zumindest in diese Richtung geht. Es muss aber nicht für die Diagnose ausreichen. Das überlasse ich dann gerne einem Fachmann. Bin ja auch nicht wirklich scharf auf so eine Diagnose.


Sunna
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Beitrag Do., 19.01.2017, 11:02

@ MariJane

Du widersprichst dir. Einerseits meinst du, Diagnosen seien ein Glücksspiel und nicht zu behandeln. Andererseits sagst du, sie werden für die Medikamentenvergabe gebraucht. Wenn deine erste Annahme stimmt, würde sich dass auch darauf auswirken, gerade keine Medikamente geben zu können.
Meiner Meinung nach brauchen Menschen die Diagnosen vor allem, um sich selbst zu verorten. Unser Gehirn verlangt nach übertriebener Ordnung. Darauf zu verzichten, schaffen nur wenige. Vielen gelingt das nach der Diagnosestellung, wenn sie selbst merken, was Diagnosen aussagen und nicht aussagen und welche falschen Vorstellungen damit verbunden sind.


MariJane
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Beitrag Do., 19.01.2017, 13:57

@ Sunna: Stimmt, klingt erstmal wie ein Widerspruch. Für die Pharmakotherapie ist es wichtig, ob ich zum Beispiel depressiv oder psychotisch bin. Für meinen Therapeuten hingegen geht es um die Ursache. Der verschreibt mir in aller Regel keine Medikamente, sondern soll mir helfen, die Ursachen zu erforschen, damit diese beseitigt werden können. Das heißt, ich halte es im therapeutischen Kontext doch für weniger zielführend, mit Diagnosen um sich zu werfen.

Den Umgang mit der eigenen Problematik, ist letztlich jedem selbst überlassen. Ich will mich zum Beispiel nicht auf ein Krankheitsbild festlegen lassen. Mein Therapeut meint immer, er therapiert mich nach einer Psychose. Er therapiert nicht die Psychose, sondern eben meine Konflikte. Und das finde ich sehr stimmig. Und ziemlich menschlich, da jeder Mensch innere Konflikte hat. Bei einem führt das zu Symptomen, der Andere ist widerstandsfähiger. Trotzdem trifft es den Nagel für mich eher auf den Kopf als eine medizinische Diagnose. Und ich halte von so einem Herangehen persönlich mehr als davon, wenn ein Therapeut das tiefe Bedürfnis hat, alles zu pathologisieren. Damit war ich mal konfrontiert und ich fühlte mich absolut nicht gut damit, weil ich das Gefühl hatte, ein Problem auf zwei Beinen darzustellen. Aber wie gesagt, jeder muss es für sich selber klären. Ich schrieb ja, ich passe gut zu meinem Therapeuten. Es gibt durchaus Menschen, die könnten bestimmt nicht mit ihm arbeiten.

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