Kleine Umfrage zur Therapieform

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Ophelia12
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Beitrag Do., 12.01.2017, 19:52

Hast du das aufgeschrieben oder dich gedanklich damit auseinandergesetzt..? Legt man sich hin und versetzt sich selbst in solche Zustände. ?

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Schneerose
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Beitrag Do., 12.01.2017, 19:55

Ist ja im Grunde das Ziel einer jeden Therapie, irgendwann "sein eigener Therapeut" zu sein, es herholen zu können, was man gelernt hat, und den Thera nicht mehr zu brauchen, WEIL MAN ES SELBER KANN...

oder?
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->

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Möbius
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Beitrag Do., 12.01.2017, 20:05

@ Schneerose

Man sagt ja auch, Psychotherapie wäre "rent-a-friend" - und da ist schon was Wahres dran ! "Man kann ja heutzutage mit niemandem mehr reden!" Es ist meine eigene sehr langjährige Lebenserfahrung, daß es für alle möglichen Problemlagen ungeheuer hilfreich ist, wenn man sein eigenes Problem gegenüber einem anderen formuliert, den man einerseits als wohlgesonnen und andererseits als für das jeweilige Problem kompetent (an-)erkannt hat - der aber in das Problem selbst nicht involviert ist. Dieses Formulieren bringt einen dann der Lösung oft schon sehr nahe - manchmal erreicht man sie auch auf diese Weise schon.

Das ist auch der Sinn, der hinter vielen Brieffreundschaften steht oder stand. Aus der großen Geschichte gibt es da interessante Beispiele: während des II. Weltkrieges haben sich Roosevelt und Churchill jeweils etwa 1000 meist längere "Briefe" (Telegramme) geschrieben. Ein Teil dieses Briefwechsels hat Churchill in seinem Monumentalwerk "Der II. Weltkrieg" veröffentlicht - teilweise anrührend zu lesen ...

Der Fürst Schwarzemberg, der 1813/14 der Oberbefehlshaber der Alliierten Streitkräfte in den letzten Kriegen gegen Bonaparte gewesen war, u.a. bei der Völkerschlacht bei Leipzig, hat seiner Frau täglich geschrieben, manchmal sogar 2-3 Briefe. Diese Briefe sind heute eine historische Quelle ersten Ranges ... für Schwarzemberg war eben seine Frau seine wohlgesonnene und kompetente "Therapeutin".

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Möbius
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Beitrag Do., 12.01.2017, 20:12

@ Ophelia

Meine Technik für die "große" Analyse hatte drei große Säulen: einerseits habe ich meine Klassiker sehr intensiv, oft mehrfach gelesen - die "Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie" von Freud habe ich bestimmt 3 Dutzend Mal gelesen, die Bücher dabei auch entgegen meiner Gewohnheit mit Randbemerkungen vollgeschmiert "ohne Ende". Die zweite Säule war die Forcierung meiner sexuellen Phantasien - ich bin ja schizoid, habe eine "Welt im Kopf"; und die Sexualität ist der Königsweg der Psychoanalyse. Diese Phantasien habe ich aufgeschrieben. Die dritte Säule schließlich war ein Tagebuch, in dem ich wesentliche Gedanken festgehalten habe - mir selbst Fragen gestellt habe. Die Fragen aufzuschreiben - das war dabei wichtiger, als die Antworten, die ich mir zu geben versuchte. Die habe ich bald garnicht mehr notiert. In "Zustände" habe ich mich nicht versetzt - ausser dem der fürchterbaren Geilheit. Ich hab ja nur noch Schweinskram im Kopf gehabt.

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Schneerose
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Beitrag Do., 12.01.2017, 20:17

Mein Th. meinte kürzlich ich reflektiere mich schon viel zuviel - irgendwie ist reflektieren ja wie analysieren... da brauche ich ihn immer noch sehr dringend, dass er mich von meinem reflektierenden Trip dann runter holt
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->


mio
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Beitrag Do., 12.01.2017, 20:26

Schneerose hat geschrieben:Mein Th. meinte kürzlich ich reflektiere mich schon viel zuviel - irgendwie ist reflektieren ja wie analysieren... da brauche ich ihn immer noch sehr dringend, dass er mich von meinem reflektierenden Trip dann runter holt
Das kommt glaube ich ein bisschen drauf an, was und wie man reflektiert. Mir hat das schon auch sehr geholfen, vor allem bei Dingen (also Emotionen, Träumen, Körpererinnerungen/-sensationen etc.) die da waren. Durch das "dem gedanklich auf den Grund gehen", fand ich oft einen Weg, wie ich es sozusagen "ideal" (meint passend) bearbeiten konnte. Das war dann aber wieder eher über Verhalten"(sänderungen) und auch "Imaginationen".

Und ich mache keine "Analyse" im Sinne Freuds. "Selbstanalyse" habe ich (wenn auch nicht nach der "Klassischen Methode" aber durchaus auch betrieben. Und nicht ganz umerfolgreich in vielen Bereichen.). Im Grunde geht es ja um (für einen selbst passende) (Gedanken)"Modelle" und darüber dann (Selbst)"Verständnis" finden.

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Ophelia12
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Beitrag Do., 12.01.2017, 20:50

Mio wie hast du das gemacht. ?


mio
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Beitrag Do., 12.01.2017, 20:56

Ophelia12 hat geschrieben:Mio wie hast du das gemacht. ?
Ich hoffe es geht nicht zu sehr ins OT wenn ich Dir darauf antworte. Ich versuche es kurz zu machen:

Ich habe mir versucht "möglichst neutral" anzusehen was "da" ist an Symptomen. Dann habe ich versucht einen Zusammenhang herzustellen zu meiner Lebensgeschichte (soweit ich mich eben erinnerte/erinnern konnte/Symtome auf was hinwiesen oder ich Informationen von anderen hatte - da hin zu kommen half mir auch eher "unbewusstes Schreiben", "unbewusstes Malen" und so eine Art "Trancezustand" den ich aber schwer erklären kann und eben Gespräche mit mich "kennenden" Menschen und autobiografische Informationen, die ich schon immer hatte, aber nie verfolgt oder immer als "harmlos" bewertet hatte).

Und dann habe ich mich mit "Modellen" beschäftigt, ähnlich wie Möbius. Nur dass es bei mir mehr die modernere Entwicklungspsychologie und Hirnforschung war. Und dann habe ich versucht 1+1 zusammenzuzählen und darauf abzuleiten, was ich "HEUTE" als "Korrektiv" brauchen könnte. Das wiederum war dann die "Verhaltens-" und "Imaginationsarbeit".

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Ophelia12
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Beitrag Do., 12.01.2017, 21:09

Möbius, und Mio, lieben Dank euch. Ich finde es nicht wirklich OT,da es ja irgendwie zu der gefragten "Therapieform" gehört. ..
So ein bisschen habe ich damit angefangen. Ich glaube noch mal ein paar Fachbücher zu lesen schadet auch nicht..

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Möbius
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Beitrag Do., 12.01.2017, 21:32

Ebenfalls schreibe ich mit "OT-Bauchschmerzen" - aber es gibt Gedankensysteme, die ursprünglich mit Psychotherapie überhaupt nichts zu tun haben, aber bei der Psychotherapie sehr hilfreich sein können.

Bei mir war das vor allem die klassische militärische Strategie gewesen. Und da gibt es eigentlich nur zwei fundamentale Werke, die 2.500 Jahre auseinanderliegen: die "Kunst des Krieges" von Sun-Zi, ca. 500 v. Chr. und Basil Liddell Hart: "Strategie". Strategie ist nicht etwa die Kunst des Abmurksens, sondern "die Kunst des Handelns unter dem Druck der schwierigsten Bedingungen" (Moltke). Wir wissen nicht, wo wir eigentlich stehen, was wir können und was nicht, was eigentlich das Problem ist - und erst recht wissen wir nicht genau, wo wir hinwollen - "Hä ?! Wie jetzt ?!" - Das ist der "Nebel des Krieges", in dem jeder Stratege seine Entscheidungen treffen muß. Es geht dabei bekanntlich um viel - sehr viele Menschenleben und sehr häufig auch das Leben des Strategen. Die Strategie ist ein Denksystem, daß einem in solchen Lagen weiterhilft - dafür ist sie erfunden.

In der militärischen Strategie gibt es immer "den Feind" - in der Psychotherapie ist der Feind: der Dämon, der Drache. Der Schutzpatron der Psychiatrie ist der Heilige Georg - der mit dem Drachen kämpft. Der Drache, der Dämon - das sind natürlich nur Methaphern, die es erleichtern, die Strategie anzuwenden: auf eben den Kampf mit dem Drachen.

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Ophelia12
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Beitrag Do., 12.01.2017, 21:43

Möbius hat geschrieben:
In der militärischen Strategie gibt es immer "den Feind" - in der Psychotherapie ist der Feind: der Dämon, der Drache. Der Schutzpatron der Psychiatrie ist der Heilige Georg - der mit dem Drachen kämpft. Der Drache, der Dämon - das sind natürlich nur Methaphern, die es erleichtern, die Strategie anzuwenden: auf eben den Kampf mit dem Drachen.
Genau über diesen Kampf, mit den inneren Dämonen ( zb Süchte etc) habe ich mit meinen Mann gesprochen.


isabe
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Beitrag Do., 12.01.2017, 22:29

Sandrin:
Doch, die PA ist durchaus vertreten, nur äußern sich die "Betroffenen" nicht. Ich z.B. gehe davon aus, dass jeder, der hier regelmäßig liest, weiß, dass ich eine mache... Und dann kann man natürlich noch über andere Gründe spekulieren (lasse ich jetzt aber mal lieber...). Ich hatte erst überlegt, dich zu fragen, wieso du das nicht als Umfrage gestartet hast; dann hätte man es richtig "schön" auswerten können, aber dann wäre es natürlich anonymer, und funktionieren tut es ja auch nicht, wenn "die" Analysanden nicht mitmachen.

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Thread-EröffnerIn
sandrin
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Beitrag Fr., 13.01.2017, 05:38

Und wieso machen die nicht mit? Beteiligen die sich nicht an solch profanen Umfragen ? Was ich allerdings interessant finde, ist, dass du mir sofort tiefer liegende Gründe für meine Frage unterstellst ...

Mich interessiert es einfach, weil ich finde, dass in diesem Forum irgendwie wenig an Verhaltenstherapie erinnert. Ich hatte immer ein wenig den Eindruck, dass jemand, der aus dieser Ecke kommt, hier irgendwie schwerer andocken kann. Aber es gibt ja doch einige, die eine VT machen. Das hatte ich zum Beispiel nicht vermutet. Außerdem hätte ich auch bei so mancher tiefenpsychologisch fundierten Therapie eine Analyse vermutet. Aber so kann man sich eben täuschen.

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lisbeth
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Beitrag Fr., 13.01.2017, 07:53

sandrin hat geschrieben:.... und auch darüber, wie vielen es so wie mir geht, dass sie mehreres ausprobieren mussten.
Der Verfahrenswechsel hatte bei mir persönlich nichts mit ausprobieren zu tun, sondern schnöde systembedingte Gründe (VT wurde nicht mehr verlängert)

Ich glaube auch, dass zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Leben (je nach aktueller Problemlage) mal das eine und mal das andere Verfahren sinnvoller sein kann.
Hatte zB mit Anfang 20 schonmal eine Therapie gemacht (merke grade, dass ich die hier unterschlagen habe). Das ging in Richtung Gestalttherapie. Damals konnte ich mit dem Verfahren so gar nix anfangen. Der Ansatz war damals im Großen und Ganzen überhaupt nicht hilfreich, aber selbst das habe ich nicht so richtig gemerkt. Das wäre heute anders. Damals wäre jemand mit VT Hintergrund glaube ich besser für mich gewesen.

Aktuell kann ich zwischen meiner VT und der jetzt laufenden TfP gar nicht so viele Unterschiede feststellen. Ich weiß, dass manche der dahinter liegenden Theorien sich unterscheiden. Aber auch meine VT-Therapeutin hat mit der Beziehungsdynamik gearbeitet. Und auch meine TfP-Therapeutin lässt kognitive Ansätze mit einfließen.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


isabe
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Beitrag Fr., 13.01.2017, 08:13

sandrin hat geschrieben: Was ich allerdings interessant finde, ist, dass du mir sofort tiefer liegende Gründe für meine Frage unterstellst ...
Es gibt für alles Gründe. Und wenn sich jemand an einem Thread beteiligen möchte, tut er das in der Regel nur, wenn er eine Vorstellung davon hat, worum es dem TE geht.
Mich interessiert es einfach, weil ich finde, dass in diesem Forum irgendwie wenig an Verhaltenstherapie erinnert. Ich hatte immer ein wenig den Eindruck, dass jemand, der aus dieser Ecke kommt, hier irgendwie schwerer andocken kann
DAS, z.B., ist eine ganz andere Frage als die, die du gestellt hast.
Außerdem hätte ich auch bei so mancher tiefenpsychologisch fundierten Therapie eine Analyse vermutet. Aber so kann man sich eben täuschen.
Und warum ist das wichtig für dich?

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