ist eine Psycho-Therapie ein Stigma
Der Satz "Ich mache eine Therapie" ist doch eigentlich sinnlos, weil man so viel darunter verstehen kann. Er kann alles und nichts bedeuten, weswegen einem nichts anderes bleibt, als den Begriff zu stigmatisieren. Ob meine Mitmenschen positiv oder negativ darauf reagieren, ist mir egal - beide haben keine Ahnung davon, was ich mache oder wie es mir geht. Daher habe ich diesen Umstand bisher auch nur in einer speziellen Situation geäußert, um einer bestimmten besorgten Personengruppe mitzuteilen, dass ich mich um mich kümmere. Ich möchte mit meinen Bedürfnissen genommen werden, wie sie kommen und versuche, andere Menschen auch so zu behandeln. Da muss ich erst einmal nicht danach fragen oder gefragt werden, was konkret ist. Mein Ideal läuft auf gelebte Inklusion hinaus.
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Ich habe am Anfang auch geheimgehalten, dass ich eine Therapie mache. Aus Angst vor den Reaktionen. Inzwischen wissen es viele aus meinem privaten Umfeld und auch die Familie. Meine Stiefmutter lästert in meiner Abwesenheit was das Zeug hält, weil ich ja einfach nur faul bin und deswegen nicht arbeiten gehe. Klar, denn eine EM-Rente kriegt man ja hinterhergeschmissen.
Aber auch was andere Erkrankungen angeht, gibt es ja ähnliche Probleme. Ich habe zum Beispiel "Verstopfung", sprich: ich kann oft über längere Zeit nicht aufs Klo, auch mal 10 Tage. Hört sich erst mal harmlos an, ist aber durchaus schmerzhaft. Da bekommt man dann (in einer Klinik!) Tipps wie, man soll morgens ein Glas warmes Wasser trinken. Das hilft immer! Dann die üblichen Verdächtigen wie Lactulose oder Flohsamenschalen. Oder Darm-Massage. Toll. Als hätte man das nicht schon ausprobiert, bevor man um Hilfe bittet. Oder man kriegt zu hören, dass man zu wenig trinkt (das ist DER Standard-Spruch, mindestens drei Liter, schaff ich nie, vorher platze ich) oder sich falsch ernährt. Inzwischen wurde es untersucht, und ich weiß jetzt, dass ich nur einen Bruchteil der normalerweise im Darm vorhandenen Nervenzellen habe. Der kriegt einfach nicht mit, dass er voll ist. Sowas wird aber erstmal von niemandem in Erwägung gezogen, man wird erstmal als doof hingestellt.
Da musste ich jetzt echt dran denken als ich von den tollen Tipps à la "frische Luft" und "mehr arbeiten" gelesen habe. Das ist so dumm und verletzend.
Aber auch was andere Erkrankungen angeht, gibt es ja ähnliche Probleme. Ich habe zum Beispiel "Verstopfung", sprich: ich kann oft über längere Zeit nicht aufs Klo, auch mal 10 Tage. Hört sich erst mal harmlos an, ist aber durchaus schmerzhaft. Da bekommt man dann (in einer Klinik!) Tipps wie, man soll morgens ein Glas warmes Wasser trinken. Das hilft immer! Dann die üblichen Verdächtigen wie Lactulose oder Flohsamenschalen. Oder Darm-Massage. Toll. Als hätte man das nicht schon ausprobiert, bevor man um Hilfe bittet. Oder man kriegt zu hören, dass man zu wenig trinkt (das ist DER Standard-Spruch, mindestens drei Liter, schaff ich nie, vorher platze ich) oder sich falsch ernährt. Inzwischen wurde es untersucht, und ich weiß jetzt, dass ich nur einen Bruchteil der normalerweise im Darm vorhandenen Nervenzellen habe. Der kriegt einfach nicht mit, dass er voll ist. Sowas wird aber erstmal von niemandem in Erwägung gezogen, man wird erstmal als doof hingestellt.
Da musste ich jetzt echt dran denken als ich von den tollen Tipps à la "frische Luft" und "mehr arbeiten" gelesen habe. Das ist so dumm und verletzend.
ja, das ist interessant, manche brauchen erst einen Schubs, daß es doch nicht so schlimm ist zuzugeben, daß sie in Therapie sind und das sich sich ruhig "offenbaren" können.Solage hat geschrieben:Dann habe ich mich nach und nach geöffnet. Und siehe da, da kamen dann Antworten wie: "Ich war/bin auch in Therapie, finde es gut, dass Du das machst etc....
Ich gebe zu, daß es nicht bei jedem AG geeignet ist, zu sagen, daß man eine Therapie macht. Es gibt auch Nachteile, z B bei der Verbeamtung, Versicherungen...
erst einmal ist Burn-Out eine Depression.Alyssa hat geschrieben:genau wie Burn-Out.
gerade das regt mich auf, ja Burn Out gibt jeder zu, weil er meint, daß er sich daurch adelt, denn er hat ja viel gearbeitet und das ist nun das Zeichen, daß er auch mal krank sein darf. Bei Depressiven ist einfach "nur" die Depression da... sie sollen sich einfach zusammenreißen... Aber niemand gibt zu, daß ein Burn-Out auch ganz andere Ursachen haben kann. Diese verstecken sich hinter der Diagnose. Komisch ist auch, daß Burn-Out fast nur in Deutschland bekannt ist. Auch meine Eltern haben bei mir immer nur von Burn Out gesprochen, Depressionen wollten sie nicht akzeptieren - dann bin ich irre, bei Burn Out ( und es gibt das noch nicht mal im ICD 10 als Diagnose!!) habe ich ja zuviel gearbeitet. Nur daß mir gerade das viele Arbeiten gut tat und mich eine ganze Weile gerettet und am Leben erhalten hat hat, das sehen sie nicht.Alyssa hat geschrieben:, dass sich gerade diese beiden Erkrankungen seuchenartig ausgebreitet haben. Irgendwie ist inzwischen jeder dritte depressiv oder hat ein Burn-Out. Und geht in Therapie.
das habe ich tatsächlich auch, wenn ich Burn-Out lese, es gehört fast dazu, daß zu haben.Alyssa hat geschrieben:dass es "schick" ist und dem Zeitgeist entspricht
das ist richtig, aber ich helfe gerne, wenn es z B um Probleme in der Thera geht, um die Suche nach einem guten Thera etc.Alyssa hat geschrieben:Es ist jedem frei gestellt, sein Umfeld zu informieren, und auch mal zu berichten, wie es ihm geht, aber damit ist es dann auch gut. Vollabern lassen von anderen über ihre Therapie und ihre Probleme mag ich mich nicht mehr. Dafür ist deren Therapeut da.
ja, das höre ich auch immer mal und es tut weh! Ich mache mir ja oft selbst genug Vorwürfe, daß ich eine Rente bekomme und denke an guten Tagen, daß ich kein Recht dazu habe - leider halten die guten Tage nie lange genug an.Montana hat geschrieben:weil ich ja einfach nur faul bin und deswegen nicht arbeiten gehe. Klar, denn eine EM-Rente kriegt man ja hinterhergeschmissen.
Es ist leider immer noch so, daß uns viele Ärzte und Pflegepersonal als unmündig ansehen, daß wir einfach keine Ahnung haben, was richtig ist...Montana hat geschrieben:Da bekommt man dann (in einer Klinik!) Tipps wie, man soll morgens ein Glas warmes Wasser trinken. Das hilft immer! Dann die üblichen Verdächtigen wie Lactulose oder Flohsamenschalen. Oder Darm-Massage. Toll
Liebe Grüße,
Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan
Hallo Saffia,
ja, es wissen eigentlich alle, die mir in irgendeiner Form nahestehen, also sowohl im Job als auch privat. Natürlich rede ich jetzt nicht mit jedem gleich viel und gleich intensiv darüber und gerade was DIS und dissoziative "Phänomene" angeht spare ich mir die Details oft oder bleibe bei "allgemeinen Konzepten", weil es auf Unverständnis stösst und ich auch nicht irgendwie "begutachtet" werden will, aber insgesamt gehe ich damit sehr offen um und mache da auch sehr gute Erfahrungen. Vor allem auch mit der "Symtomatik" wie zB. den Ängsten.
Ich hätte es aber am Anfang auch gar nicht verbergen können, von daher blieb mir kaum eine Wahl, wenn ich einigermassen "normal" weiterleben wollte. Ich war einfach auf die Unterstützung und das Verständnis (auch von Auftraggebern und Kollegen, die spontan für mich eingesprungen sind, wenn ich nicht konnte) angewiesen, weil ich nicht "zuverlässig" funktioniert habe. Ich bin was das angeht aber auch durch meine selbstständige Tätigkeit ein Stück weit "bestimmt" worden, da ich mich nicht einfach mal "krankschreiben" lassen kann, sondern gebucht ist gebucht und meinen Part kann da niemand so ohne weiteres kurzfristig auffangen, es sei denn ich (oder jemand anders) organisiere jemanden. Aber das ist kurzfristig eben nicht immer unbedingt machbar.
Im Nachgang hat sich darüber vieles noch mal mehr geklärt für mich und ich habe auch gelernt, dass ich mein "Vorgehen" von "wir sind jederzeit sicher, keiner hier will uns was böses" nicht unbedingt hilfreich ist, weil ich damit was nach "innen" verspreche, was ich nicht immer halten kann. Es kann tatsächlich passieren, dass man sich damit den "Ursprüngen" erneut aussetzt, aber bei den meisten Menschen ist es ja gar nicht böse gemeint sondern sie können manche Dinge einfach nicht glauben oder nachvollziehen. Da hat für mich aber nichts mit Stigmatisierung zu tun, sondern da fehlt es halt an Einfühlungsvermögen. Und na ja, ich erwarte nicht, dass alle immer alles verstehen, das wäre für meine Begriffe zuviel erwartet und die Enttäuschungen wären vorprogrammiert.
Gerade das "Dir wird wieder nicht geglaubt" ist was, was ja schon sehr schlimm ist. Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass das oft nur "meine Angst" ist und in der Realität nicht eintritt. Allerdings ist meine "Geschichte" ja auch verhältnismässig "harmlos" was den "Schrecken" (auch für andere) angeht. Das macht es wahrscheinlich auch leichter.
Ich finde es auch gar nicht so wichtig, dass man jetzt anderen Gegenüber ins Detail geht oder so sondern ich finde es eher wichtig sich nicht selbst auch noch zu schämen, dass man Hilfe in Anspruch nimmt und es deshalb zu verheimlichen. Also sich im Grunde das "Stigma" auch noch selbst aufzupappen. Reicht wenn ein paar "unwissende" das tun, muss ich nicht auch noch selbst machen.
Ich kenne viele Leute die Therapie gemacht haben/machen, weil sie Probleme hatten oder haben. Weshalb es für mich auch nichts "exotisches" ist sondern was "ganz normales". Aber das ist es eben auch nur, weil die Menschen drüber sprechen. Ich denke mir wäre der Schritt zum Therapeuten weit schwerer gefallen wäre es etwas "exotisches" für mich gewesen, so allerdings war das für mich eben einfach nur die "passende Massnahme" wenn Du so willst. Und einer guten Freundin habe ich zu verdanken, dass ich auch der Therapeutin gegenüber von Anfang an "aufrichtig" war, selbst wenn es mir total abgespaced vorkam. Die hat immer nur gesagt: NIMM DAS MIT! Das ist wichtig, dass die alles weiss... Ohne sie hätte ich mich wohl weit weniger "getraut".
Lieben Gruss,
mio
saffiatou hat geschrieben:Wissen das mehr Personen in Deinem Umfeld, Mio?.
ja, es wissen eigentlich alle, die mir in irgendeiner Form nahestehen, also sowohl im Job als auch privat. Natürlich rede ich jetzt nicht mit jedem gleich viel und gleich intensiv darüber und gerade was DIS und dissoziative "Phänomene" angeht spare ich mir die Details oft oder bleibe bei "allgemeinen Konzepten", weil es auf Unverständnis stösst und ich auch nicht irgendwie "begutachtet" werden will, aber insgesamt gehe ich damit sehr offen um und mache da auch sehr gute Erfahrungen. Vor allem auch mit der "Symtomatik" wie zB. den Ängsten.
Ich hätte es aber am Anfang auch gar nicht verbergen können, von daher blieb mir kaum eine Wahl, wenn ich einigermassen "normal" weiterleben wollte. Ich war einfach auf die Unterstützung und das Verständnis (auch von Auftraggebern und Kollegen, die spontan für mich eingesprungen sind, wenn ich nicht konnte) angewiesen, weil ich nicht "zuverlässig" funktioniert habe. Ich bin was das angeht aber auch durch meine selbstständige Tätigkeit ein Stück weit "bestimmt" worden, da ich mich nicht einfach mal "krankschreiben" lassen kann, sondern gebucht ist gebucht und meinen Part kann da niemand so ohne weiteres kurzfristig auffangen, es sei denn ich (oder jemand anders) organisiere jemanden. Aber das ist kurzfristig eben nicht immer unbedingt machbar.
Ja, das kann ich verstehen. Gerade am Anfang hatte ich auch große Sorgen was das angeht und es gab auch eine Situation wo ich voll in so eine "Retraumatisierung" reingekracht bin.saffiatou hat geschrieben:Ich halte mich da auch bedeckt - weil es belastend sein kann und auch retraumatisierend für mich, wenn ich auf Ablehnung und Nicht-Glauben stoße, wenn fiese Nachfragen kommen.
Im Nachgang hat sich darüber vieles noch mal mehr geklärt für mich und ich habe auch gelernt, dass ich mein "Vorgehen" von "wir sind jederzeit sicher, keiner hier will uns was böses" nicht unbedingt hilfreich ist, weil ich damit was nach "innen" verspreche, was ich nicht immer halten kann. Es kann tatsächlich passieren, dass man sich damit den "Ursprüngen" erneut aussetzt, aber bei den meisten Menschen ist es ja gar nicht böse gemeint sondern sie können manche Dinge einfach nicht glauben oder nachvollziehen. Da hat für mich aber nichts mit Stigmatisierung zu tun, sondern da fehlt es halt an Einfühlungsvermögen. Und na ja, ich erwarte nicht, dass alle immer alles verstehen, das wäre für meine Begriffe zuviel erwartet und die Enttäuschungen wären vorprogrammiert.
Gerade das "Dir wird wieder nicht geglaubt" ist was, was ja schon sehr schlimm ist. Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass das oft nur "meine Angst" ist und in der Realität nicht eintritt. Allerdings ist meine "Geschichte" ja auch verhältnismässig "harmlos" was den "Schrecken" (auch für andere) angeht. Das macht es wahrscheinlich auch leichter.
Ich finde es auch gar nicht so wichtig, dass man jetzt anderen Gegenüber ins Detail geht oder so sondern ich finde es eher wichtig sich nicht selbst auch noch zu schämen, dass man Hilfe in Anspruch nimmt und es deshalb zu verheimlichen. Also sich im Grunde das "Stigma" auch noch selbst aufzupappen. Reicht wenn ein paar "unwissende" das tun, muss ich nicht auch noch selbst machen.
Ich kenne viele Leute die Therapie gemacht haben/machen, weil sie Probleme hatten oder haben. Weshalb es für mich auch nichts "exotisches" ist sondern was "ganz normales". Aber das ist es eben auch nur, weil die Menschen drüber sprechen. Ich denke mir wäre der Schritt zum Therapeuten weit schwerer gefallen wäre es etwas "exotisches" für mich gewesen, so allerdings war das für mich eben einfach nur die "passende Massnahme" wenn Du so willst. Und einer guten Freundin habe ich zu verdanken, dass ich auch der Therapeutin gegenüber von Anfang an "aufrichtig" war, selbst wenn es mir total abgespaced vorkam. Die hat immer nur gesagt: NIMM DAS MIT! Das ist wichtig, dass die alles weiss... Ohne sie hätte ich mich wohl weit weniger "getraut".
Lieben Gruss,
mio
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Ich denke, es gibt auch Unterschiede darin, wie Menschen mit unterschiedlichen psychischen Erkrankungen stigmatisiert werden. Burn Out kann, wie schon gesagt, in manchen Kreisen fast ein "Leistungsträger-Merkmal" sein, Depression ist nach meiner Wahrnehmung auch noch relativ akzeptiert. Borderline oder eine Bipolare Störung (also nicht nur Depression, sondern auch manische Phasen) ist schon schwieriger - und wenn jemand eine Schizophrenie hat, dann braucht es schon eine grosse menschliche Stärke, die nicht, wo immer möglich, zu verheimlichen. Da wird schon mal ein Umzug nötig, wenn eine psychotische Episode nicht vor dem Bekanntenkreis verheimlichbar war...
LG,
Inga
LG,
Inga
Aber braucht es die nicht immer? Von beiden Seiten aus? Ich persönlich würde es für mich zB. auch nicht unbedingt für möglich oder auch selbstverständlich halten sowas dauerhaft und "eng" mitzutragen. Denn es bedeutet auch "Anstrengung".Inga hat geschrieben:dann braucht es schon eine grosse menschliche Stärke
Und dieses Prinzip wende ich auch auf mich selbst an.
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- [nicht mehr wegzudenken]
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Sonst bin ich ja sehr tolerant. Aber bei Psychotherapie hört bei mir der Spaß auf.
Kommt mir jemand damit, dass er Psychotherapie hatte, werde ich schon mal hellhörig.
Und dann kommt es darauf an, worum es geht. Mit Stimmenhörern, Multis und Psychosomatikern komme ich nicht klar. Schafft es die Person, mir mit diesen Symptomen nicht am Senkel zu gehen und nicht seine Therapie zum alleinigen Gesprächsstoff zu machen, bleibt es bei der Bekundung meines Desinteresses und es spricht von meiner Seite nichts gegen eine Freundschaft.
Anders, wenn die Person dazu neigt, allem und jedem eine Psychotherapie anzudrehen. Will die Sonne heute nicht scheinen? Kein Problem. Psychotherapie hilft gegen trübe Tage. Scheint sie mehrere Tage nicht, muss sie auf die Couch. Zum Glück ist ihr das aber egal, sonst wäre sie jahrelang mit der Analyse beschäftigt und hätte keine Zeit zum Scheinen.
Kommt mir jemand damit, dass er Psychotherapie hatte, werde ich schon mal hellhörig.
Und dann kommt es darauf an, worum es geht. Mit Stimmenhörern, Multis und Psychosomatikern komme ich nicht klar. Schafft es die Person, mir mit diesen Symptomen nicht am Senkel zu gehen und nicht seine Therapie zum alleinigen Gesprächsstoff zu machen, bleibt es bei der Bekundung meines Desinteresses und es spricht von meiner Seite nichts gegen eine Freundschaft.
Anders, wenn die Person dazu neigt, allem und jedem eine Psychotherapie anzudrehen. Will die Sonne heute nicht scheinen? Kein Problem. Psychotherapie hilft gegen trübe Tage. Scheint sie mehrere Tage nicht, muss sie auf die Couch. Zum Glück ist ihr das aber egal, sonst wäre sie jahrelang mit der Analyse beschäftigt und hätte keine Zeit zum Scheinen.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]
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- [nicht mehr wegzudenken]
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- Beiträge: 1373
Auch ich erzähle nichts. Wenn jemand schizoid hört oder liest, denkt er als Uninformierter in den meisten Fällen automatisch an Schizophrenie, was es aber nicht ist. Der Erklärungsbedarf jedes Mal wäre mir viel zu viel. Da fange ich gleich gar nichts an.
Viele wollen mit psychischen Krankheiten nicht einmal vom Hörensagen her was zu tun haben und haben auch deswegen ein falsches Bild davon.
Wahrscheinlich denken die meisten bei psychischen Krankheiten an Dinge wie Frankenstein, Massenmörder und solche Sachen. Akzeptanz würde mehr bringen als unpassende Ratschläge, wie 'geh an die frische Luft'.
Viele wollen mit psychischen Krankheiten nicht einmal vom Hörensagen her was zu tun haben und haben auch deswegen ein falsches Bild davon.
Wahrscheinlich denken die meisten bei psychischen Krankheiten an Dinge wie Frankenstein, Massenmörder und solche Sachen. Akzeptanz würde mehr bringen als unpassende Ratschläge, wie 'geh an die frische Luft'.
ganz genau!sine.nomine hat geschrieben: Viele wollen mit psychischen Krankheiten nicht einmal vom Hörensagen her was zu tun haben und haben auch deswegen ein falsches Bild davon.
Wahrscheinlich denken die meisten bei psychischen Krankheiten an Dinge wie Frankenstein, Massenmörder und solche Sachen. Akzeptanz würde mehr bringen als unpassende Ratschläge, wie 'geh an die frische Luft'.
Aber wäre eine Aufklärung und ein offener Umgang mit unseren Mitmenschen nicht wichtig, damit dieses Denken eben endlich aufhört? Ich bin auch immer wieder erschrocken, was andere über Psychopharmaka denken! Sie haben eine Meinung, aber leider keine Ahnung! und das ist eine schlimme Kobmination - nicht nur in diesem Bereich!
Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan
....
Huhu Saffia!
Heute halte ich das mit der Therapie, wie mit allem, was für mich selbsverständlich ist, ich rede nicht mehr groß darüber, es sei denn, das Thema kommt darauf. Ich denke, dass "Stigma" ein zu starkes Wort ist, für das, was psychisch Kranken im Alltag bisweilen geschieht. "Vorbehalte", "Unverständnis" ..... sowas ist mir häufiger untergekommen, damals, als das Thema Therapie für mich noch aktuell war. Aber auch viel Neugier, Interesse bis hin zum Mitgefühl.
Ich denke, dass es auch eine Frage dessen ist, wie sehr man selbst hinter seiner Therapie und der eigenen Arbeit an seiner Erkrankung stehen kann. Es erfordert Kraft, Mut, Entschlossenheit und eine Menge Stärke, sich den eigenen Problemen derartig radikal stellen zu wollen. Und, nicht zu vergessen, einen großen Leidensdruck. Wenn man all dies seinem Gegenüber sachlich mitteilt, habe ich bisher im Privatbereich noch nie erlebt, dass jemand offen ablehnend reagiert hätte.
Auf dem beruflichen/geschäftlichem Sektor kann einem eine solche Entscheidung jedoch mitunter Probleme bringen. Hier hielte ich es für wünschenswert, würde gesetzlich geregelt, dass niemand aufgrund einer psychtherapeutischen Behandlung benachteiligt werden dürfte. Jedenfalls nicht, wenn er aktuelle Gutachten vorlegen kann, dass seine psychische Stabilität erfolgreich wiederhergestellt werden konnte, ergo gegeben ist (was ja für einige Jobs, z. B. in der Sicherheitsbranche, extrem wichtig ist).
Liebe Grüße!
Mondin
Huhu Saffia!
Heute halte ich das mit der Therapie, wie mit allem, was für mich selbsverständlich ist, ich rede nicht mehr groß darüber, es sei denn, das Thema kommt darauf. Ich denke, dass "Stigma" ein zu starkes Wort ist, für das, was psychisch Kranken im Alltag bisweilen geschieht. "Vorbehalte", "Unverständnis" ..... sowas ist mir häufiger untergekommen, damals, als das Thema Therapie für mich noch aktuell war. Aber auch viel Neugier, Interesse bis hin zum Mitgefühl.
Ich denke, dass es auch eine Frage dessen ist, wie sehr man selbst hinter seiner Therapie und der eigenen Arbeit an seiner Erkrankung stehen kann. Es erfordert Kraft, Mut, Entschlossenheit und eine Menge Stärke, sich den eigenen Problemen derartig radikal stellen zu wollen. Und, nicht zu vergessen, einen großen Leidensdruck. Wenn man all dies seinem Gegenüber sachlich mitteilt, habe ich bisher im Privatbereich noch nie erlebt, dass jemand offen ablehnend reagiert hätte.
Auf dem beruflichen/geschäftlichem Sektor kann einem eine solche Entscheidung jedoch mitunter Probleme bringen. Hier hielte ich es für wünschenswert, würde gesetzlich geregelt, dass niemand aufgrund einer psychtherapeutischen Behandlung benachteiligt werden dürfte. Jedenfalls nicht, wenn er aktuelle Gutachten vorlegen kann, dass seine psychische Stabilität erfolgreich wiederhergestellt werden konnte, ergo gegeben ist (was ja für einige Jobs, z. B. in der Sicherheitsbranche, extrem wichtig ist).
Liebe Grüße!
Mondin
-
- Helferlein
- , 32
- Beiträge: 131
Menschen mit einer psychischen Erkrankungen werden meiner Erfahrung nach häufig stigmatisiert.
Trotz einiger Bemühungen um Öffentlichkeitsarbeit (in Österreich wurden Sprüche plakatiert wie:"Eine Depression ist wie ein Beinbruch" und so ähnlich), werden psychische Erkrankungen im Gegensatz zu den meisten physischen Erkrankungen oft als Makel der Betroffenen angesehen.
Ich mache auf dem 2. Bildungsweg eine Ausbildung im medizinischen Bereich und durch sehr unangenehme Umstände wurde ich damit konfrontiert, dass es sich ohne mein Zutun herum gesprochen hat unter den Kolleginnen und Kollegen, dass ich in psychiatrischer Behandlung war.
Ich habe mich dazu entschieden, den Weg nach vorne anzutreten, weil eine Kollegin mich mit diesem "Wissen" erpressen wollte (sie hat Gerüchte in Umlauf gebracht, ich wäre nicht lern- und arbeitsfähig) und die Leitung über die Therapie in der Vergangenheit informiert. Auch im Nachhinein war dieser Schritt unter diesen Bedingungen richtig und wichtig für mich.
Ich musste ein Attest eines Psychiaters bringen, was kein Problem war, allerdings hat es mir sehr deutlich vor Auge geführt, dass es mit dieser plakatierten Gleichstellung psychischer und physischer Erkrankungen nicht sehr weit her ist.
Eine andere Kollegin, die -deutlich jünger als ich-, hatte Monate später einen Bandscheibenvorfall, der ihr massive Probleme bereitete. Die Vortragenden der Ausbildungseinrichtung wussten davon, sie musste kein Attest nachweisen, obwohl körperliche Belastbarkeit ein wichtiger Faktor der zukünftigen Arbeit ist.
Das fände ich prinzipiell gut - ich möchte damit nicht sagen, dass die Kollegin ein Attest bringen hätte müssen, allerdings zeigt es schön auf, dass körperliche und psychische Probleme komplett unterschiedlich bewertet werden.
Meine Therapie endete vor Ausbildungsbeginn und ich hatte und habe bis jetzt immer sehr gute Noten, sowohl im praktischen als auch im theoretischen Block.
Ich bin aufgrund dieser Erfahrungen äußerst vorsichtig, wem und wo ich von meine Problemen erzähle.
Im privaten Bereich, bei Freunden, kann ich zum Glück mittlerweile sagen, dass ich entscheide, wem ich wieviel erzählen möchte und wann es passt..d.h.ich habe Einfluss und lasse mich von Schweigegeboten, die ich sehr stark internalisiert hatte, nicht mehr bestimmen..
Das ist gut und tut sehr sehr gut!!
Allerdings: Dort, wo keine Freundschaften bestehen, würde ich das nicht machen und möchte anderen raten, sehr vorsichtig zu sein (Arbeit, Behörden etc.).
Auch wenn ich es sehr schade und traurig finde, weil es nichts gibt,wofür ich mich schämen müsste und was ich verstecken müsste. Und das macht mich auch richtig wütend..
Trotz einiger Bemühungen um Öffentlichkeitsarbeit (in Österreich wurden Sprüche plakatiert wie:"Eine Depression ist wie ein Beinbruch" und so ähnlich), werden psychische Erkrankungen im Gegensatz zu den meisten physischen Erkrankungen oft als Makel der Betroffenen angesehen.
Ich mache auf dem 2. Bildungsweg eine Ausbildung im medizinischen Bereich und durch sehr unangenehme Umstände wurde ich damit konfrontiert, dass es sich ohne mein Zutun herum gesprochen hat unter den Kolleginnen und Kollegen, dass ich in psychiatrischer Behandlung war.
Ich habe mich dazu entschieden, den Weg nach vorne anzutreten, weil eine Kollegin mich mit diesem "Wissen" erpressen wollte (sie hat Gerüchte in Umlauf gebracht, ich wäre nicht lern- und arbeitsfähig) und die Leitung über die Therapie in der Vergangenheit informiert. Auch im Nachhinein war dieser Schritt unter diesen Bedingungen richtig und wichtig für mich.
Ich musste ein Attest eines Psychiaters bringen, was kein Problem war, allerdings hat es mir sehr deutlich vor Auge geführt, dass es mit dieser plakatierten Gleichstellung psychischer und physischer Erkrankungen nicht sehr weit her ist.
Eine andere Kollegin, die -deutlich jünger als ich-, hatte Monate später einen Bandscheibenvorfall, der ihr massive Probleme bereitete. Die Vortragenden der Ausbildungseinrichtung wussten davon, sie musste kein Attest nachweisen, obwohl körperliche Belastbarkeit ein wichtiger Faktor der zukünftigen Arbeit ist.
Das fände ich prinzipiell gut - ich möchte damit nicht sagen, dass die Kollegin ein Attest bringen hätte müssen, allerdings zeigt es schön auf, dass körperliche und psychische Probleme komplett unterschiedlich bewertet werden.
Meine Therapie endete vor Ausbildungsbeginn und ich hatte und habe bis jetzt immer sehr gute Noten, sowohl im praktischen als auch im theoretischen Block.
Ich bin aufgrund dieser Erfahrungen äußerst vorsichtig, wem und wo ich von meine Problemen erzähle.
Im privaten Bereich, bei Freunden, kann ich zum Glück mittlerweile sagen, dass ich entscheide, wem ich wieviel erzählen möchte und wann es passt..d.h.ich habe Einfluss und lasse mich von Schweigegeboten, die ich sehr stark internalisiert hatte, nicht mehr bestimmen..
Das ist gut und tut sehr sehr gut!!
Allerdings: Dort, wo keine Freundschaften bestehen, würde ich das nicht machen und möchte anderen raten, sehr vorsichtig zu sein (Arbeit, Behörden etc.).
Auch wenn ich es sehr schade und traurig finde, weil es nichts gibt,wofür ich mich schämen müsste und was ich verstecken müsste. Und das macht mich auch richtig wütend..
Der Unterschied ist, dass bei körperlichen Erkrankungen das betreffende Organ greifbar ist; die Seele lässt sich nicht so gut "fassen" und eingrenzen; Differenzierungen in diesem Bereich kann allenfalls ein erfahrener Therapeut vornehmen, der dann die einzelnen Funktionen und das Strukturniveau analysiert. Wenn jemand eine Therapie macht, sagt er aber in der Regel nicht: "Ich habe Depressionen, aber ein reifes Strukturniveau", schon alleine deshalb, weil niemand - oft nicht mal er selbst - das verstehen würde...
Eine kranke Seele hört sich für Menschen, die nie selbst eine Therapie gemacht haben, meistens beunruhigend an, und es entsteht irgendwas zwischen "der ist verrückt" und "ich muss jetzt irgendwie betroffen sein". Und oft genug sind psychisch kranke Menschen tatsächlich nicht wirklich "einfach".
Eine kranke Seele hört sich für Menschen, die nie selbst eine Therapie gemacht haben, meistens beunruhigend an, und es entsteht irgendwas zwischen "der ist verrückt" und "ich muss jetzt irgendwie betroffen sein". Und oft genug sind psychisch kranke Menschen tatsächlich nicht wirklich "einfach".
Ich könnte mir vorstellen, dass das Attest einzig die Funktion hatte auszuschließen, dass Du an einer tiefergehenderen psychischen Erkrankung erkrankt bist die zum Schaden der Dir anvertrauten Menschen führen könnten. Das dann als Verpflichtung zu sehen wenn so etwas bekannt ist finde ich an sich richtig. Und wenn ich Dich richtig verstanden habe, dann war mit dem Attest ja auch alles ok, oder?schneeweiß hat geschrieben:Ich mache auf dem 2. Bildungsweg eine Ausbildung im medizinischen Bereich und durch sehr unangenehme Umstände wurde ich damit konfrontiert, dass es sich ohne mein Zutun herum gesprochen hat unter den Kolleginnen und Kollegen, dass ich in psychiatrischer Behandlung war.
Hm, ich denke, eine Therapie ist heute kein Stigma mehr, eine psychische Erkrankung allerdings schon. Das beides miteinander zusammenhängt, ist vielen Menschen nicht einfach so bewusst- das du keine Therapie bekommst, wenn du nicht als psychisch krank eingestuft wirst. Für gesunde Menschen gibt es Coaching. Zumindest wird diese Grenze gezogen, Psychotherapeuten kümmern sich um psychische Krankheiten und Coaches um die sogenannte Normalbevölkerung. Ich denke aber, dass ist vielen nicht so bewusst. Mittlerweile denke ich, gibt es einen Trend zur Psychotherapie... sprich, die ist kein Stigma mehr. Darüber kann man reden. Psychische Krankheiten hingegen sind eben stigmatisiert. Was ja eigentlich eine Farce ist. Allerdings gibt es ja verschiedene Ausprägungen was das Kranksein angeht und unter psychischer Erkrankung stellen sich Menschen dann eben gerne Extremfälle vor. Die es eben auch einfach gibt. Nur die sind selten in Therapie, weil kein Therapeut mit denen arbeiten will- nicht intelligent, einigermaßen attraktiv etc. Sprich, ne Therapie adelt dich ja eher dahin gehend, dass nicht Hopfen und Malz verloren sind...
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Es gibt viele Psychotherapeuten, die gerade auch Coaching anbieten. Die Trennlinie ist vllt also doch nicht so besonders scharf.
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