Panik vor neuem Beruf/Zukunft

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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funkwecker
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 07:13

Hallo,

hier mal ein kleines Update:
Gestern hatte ich ein Einstiegsgespräch mit meinem Chef, in dem er, obwohl ich erst eine Woche hier arbeite, angemerkt hat, dass ich zu schüchtern sei und mich mehr einbringen solle. Auch mahnte er mehr Initiative an.

Diese Sätze betrachte ich ein bisschen als Augenöffner. (a) Ich war schon immer extrem Introvertiert und schüchtern. Dies ist eine Charaktereigenschaft von mir, die tief einprogrammiert ist. So bin ich auf die Welt gekommen. Ich leide nicht darunter, aber es ist natürlich eine Eigenschaft, die gerade für Positionen, für die ich aufgrund meiner guten Ausbildung qualifiziert bin, nicht angemessen ist.
(b) Der zweite Punkt ist das mangelnde Engagement, die fehlende Initiative. Auch dies ist eine Eigenschaft, die sich durch mein Leben wie ein roter Faden zieht. Schon in meinem allerersten Schulzeugnis erwähnte meine damalige Lehrerin, dass ich zwar klug sei, aber das es mir nicht gelinge, dies in Bereichen zu zeigen, die mich nicht interessieren. Und diese Problem besteht noch immer: Ich kann kein Engament für etwas zeigen, hinter dem ich nicht stehe und was mich nicht interessiert. Klar, ich kann mich auch mal durch eine ungeliebte Aufgabe durchboxen, aber gerade wenn das fehlende Interesse und Engement mit meiner Introvertiertheit zusammen kommt, dann ist alles verloren.

In meiner Zeit als Wissenschaftler haben mir beide Eigenschaften nicht geschadet. Ich habe dort an etwas gearbeitet was mich interessiert hat und habe auch im wesentlichen für mich selbst arbeiten können.

Das war jedoch in der Vergangenheit, die Gegenwart sieht anders aus. Ich habe einen Job, wo ich früher oder später scheitern muss. Ich bin mir sicher, dass die Abmahnung oder Kündigung nur eine Frage der Zeit sein wird. Die Frage ist nur, was nun: Jobs in der Wissenschaft für Leute in meinem Alter und mit meinem Lebenslauf sind sehr selten. Für die Wirtschaft bin ich nicht gemacht. Es bleibt noch die Lehre und Bildung, in der ich arbeiten könnte, aber ob ich dort gut aufgehoben bin, wage ich zu bezweifeln, auch wenn ich aus einer Lehrerfamilie komme. Man hört ja viele Horror-Stories aus dem Bildungswesen. Ich habe schon an der Uni einige Seminare gehalten. Lehre ist sicher nicht meine große Leidenschaft, aber es war auch kein Albtraum.

Eigentlich gibt es nur, so wie ich das sehe, eine Option: Zurück in die Wissenschaft. Für 2-3 Jahre, irgendwo befristet unterkommen, und ausblenden, was danach kommt. Irgendwie wird es weiter gehen. Aber wirklich vernünftig klingt das auch nicht. Ich stehe mit dem Rücken zur Wand :(

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shesmovedon
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Beitrag Do., 19.01.2017, 03:13

Versuch das, was dein Chef anmahnte so gut wie du kannst umzusetzen und warte erstmal ab. Eine Woche ist doch noch nichts. Du bist völlig neu und noch gar nicht richtig eingearbeitet in deinen neuen Job. Alles ist fremd, nebst Kollegen.
Ich würde noch nicht so früh das Handtuch schmeißen. Aber du kannst dich ja nebenbei trotzdem schon mal auf wissenschaftliche oder andere Stellen bewerben. Vielleicht gefällt es dir ja in 3 Monaten sehr gut in der Firma und du willst gar nicht mehr weg. Grade als introvertierter Mensch braucht man wesentlich länger um aufzutauen.

LG
Radiohead

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Adventskranz
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Beitrag Fr., 20.01.2017, 16:13

Hallo Funkwecker,

oh ein Einstiegsgespräch, so etwas hatte ich noch nie, musste mir Feedback immer mühsam zusammensuchen. Ich sehe es wie Radiohead, das war ja nur eine Rückmeldung.
Problematischer ist Deine chronisch schlechte Einstellung zu normalen Arbeiten! Bei Deiner Stelle als Wissenschaftler warst Du doch auch nicht zufrieden. Und klar, wenn Dich bereits in der ersten Woche alles ankotzt, wird es schwierig.

Angst vor Kündigung kann übrigens in eine selbsterfüllende Prophezeiung ausarten, so ist es mir ergangen. Wenn Du bereits mit Scheitern rechnest, wird es so kommen. Was hindert Dich denn daran, Dich mehr einzubringen? Auch Schüchterne können fleißig sein. Warum machst Du keine Therapie?

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funkwecker
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Beitrag Sa., 21.01.2017, 11:34

Hi,

ich bin ja nicht faul. Wenn ich eine Aufgabe bekomme, dann mache ich sie auch gewissenhaft und in angemessener Zeit. Das Problem ist eher, dass ich denke, dass mehr Pro-aktivität erwartet: Ich muss mich engagieren. Und das könnte schwierig werden, denn es ist nicht leicht, mit einer positiven Einstellung, mit einem Lächeln im Gesicht auf Menschen zu zugehen, die man nicht mag um Aufgaben zu bekommen, die man nicht will. Versteht ihr, was ich meine?

Aber vielleicht male ich auch zu schwarz. Gestern hatte ich ein normales Gruppengespräch, und dort schien es mir so, als wenn mein Chef besorgt ist, dass ich mich nicht langweile und das die zu machenden Tätigkeiten in der Arbeitsgruppe noch zu definieren sind beziehungsweise sich noch herauskristallisieren müssen. Alles ist sehr vage. Was ja auch ein Grund für meine Unzufriedenheit ist. Ich dachte ich komme in ein Team und kann mit coolen Aufgaben loslegen. Stattdessen scheint niemand so richtig zu wissen, wo es hingehen soll und man beschäftigt sich im wesentlichen mit langatmigen Besprechungen die zu nichts führen. So habe ich mir mein Arbeitsleben nicht vorgestellt.

Meine Talente und Fähigkeiten sind sehr klar eingegrenzt. Ich bin gut in meinem Fach, aber ich bin nicht gut in Kommunikation, im Umgang mit Menschen/Kunden, im Verkaufen, im Business-Talk oder im Socializing. Ich bin ein Nerd. Ich bin gut, wenn ich mich für etwas begeistern kann und Spaß habe. Das ist für mich ein wichtiges Kriterium. Meine Talente müssen möglichst gut mit den zu tuenden Aufgaben übereinstimmen. Das ist für mich ein Schlüssel zum Glück und letztlich auch zum Erfolg. Wenn das nicht der Fall ist, werde ich scheitern. Zwangsläufig.

Eine Therapie... vielleicht sollte ich eine machen, aber irgendwie habe ich keine Lust dazu. Das kostet so viel Zeit. Ich möchte meine Ruhe haben, wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme, denn die raubt mir schon genug Kraft. Ich weiß, dass das eine blöde Einstellung ist, aber im Moment versuche ich mich darauf zu fokusieren, erst mal alles in geregelte Bahnen zu lenken. Wenn jedoch dann alles in geregelten Bahnen ist, dann geht es mir gut und ich werde auch keine Therapie beginnen. Ein Teufelskreis.

Zudem wüßte ich gar nicht, was ich dem Therapeuten erzählen sollte. Was ist mein Problem? Das ich unglücklich bin? Das ich mich nur schwer entscheiden kann? Das trifft ja auf viele Menschen zu und ist noch lange nicht Therapie-würdig.

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MariJane
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Beitrag Sa., 21.01.2017, 11:39

Naja, dein Problem ist, dass du unzufrieden mit deiner Situation bist und ggf. mal jemand von Außen drauf gucken sollte, ob die Unzufriedenheit hausgemacht ist. Scheint mir nämlich fast so...

Schau, du fängst wieder in der Wissenschaft an, hast einen Zweijahresvertrag und auch das wird dich unzufrieden machen. Ich kann nicht einschätzen, ob du ein Fall für die Therapie bist, aber du bist durchaus ein Fall für externes Feedback und realistische Lebensplanung. Eigentlich geht es dir nämlich sehr gut und du bist trotzdem nicht zufrieden.

Du scheinst schon eine Menge über dich zu wissen, aber ein Blick von Außen kann durchaus mal helfen, über den eigenen Tellerrand zu schauen.

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funkwecker
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Beitrag So., 22.01.2017, 08:44

Hallo MariJane,

du triffst den Nagel sowas von auf den Kopf. Story of my life. Ich bin immer unzufrieden, egal wie gut es mir geht. Ich hatte soviel Glück in meinem Leben und habe es immer durch meine Unzufriedenheit kaputt gemacht. Immer! Und schon so oft. Wenn ich nur wüßte, wie ich es schaffe könnte, das zu ändern. Ich bin nicht sicher, ob es da eine Antwort drauf gibt, ausser eben immer zu versuchen, sich seines Glückes bewußt zu sein.


MariJane
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Beitrag So., 22.01.2017, 09:13

Naja, du scheinst ja daran nicht zu kranken- also keine Depressionen oder sowas? Oder doch?

Wenn du keine krankheitswertigen Symptome hast, würde ich an deiner Stelle auch keinen Therapeuten aufsuchen- überlass dem mal die Krankheiten. Aber es gibt Coaches, die du aus eigener Tasche bezahlen musst, was aber eigentlich fair ist, weil du ja nen guten Job hast und das dementsprechend finanzieren kannst... Die können dir durchaus erstmal in der realistischen Lebensplanung weiterhelfen und auch ein bisschen mit dir an deinem Verhaltensrepertoire arbeiten, wenn du das möchtest. Ich glaube nicht daran, dass man in einem Coaching einen neuen Menschen aus der macht, aber du könntest ne Menge über dich lernen, vielleicht sogar feststellen, dass das was du über dich meinst zu wissen, gar nicht stimmt. Vielleicht bist du aus Unzufriedenheit einfach festgefahren in deinem Verhalten, willst dich nicht darauf einlassen, kooperativer zu agieren, obwohl du das durchaus kannst.

Bevor du dein Leben gegen die Wand fährst, weil du eigentlich nicht weißt, wo die Reise hingehen soll, würde ich mir externe Hilfe suchen. Sonst machst du vielleicht nur noch Mist und stehst irgendwann wirklich mal mit richtigen Problemen da, sei es ohne Job, sei es mit Krankeheit, sei es eine Kombination aus beidem.

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Adventskranz
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Beitrag So., 22.01.2017, 11:42

Funkwecker:
"Ich muss mich engagieren. Und das könnte schwierig werden, denn es ist nicht leicht, mit einer positiven Einstellung, mit einem Lächeln im Gesicht auf Menschen zu zugehen, die man nicht mag um Aufgaben zu bekommen, die man nicht will. Versteht ihr, was ich meine?"

Nimm es mir nicht übel, aber über diese Sätze musste ich echt lachen, obwohl es eigentlich überhaupt nicht lustig ist.
Du kennst Deine neuen Kollegen doch gar nicht, wie kannst Du dann schon wissen, dass Du sie nicht magst?
Und im Berufsleben muss man nun mal Eigeninitiative zeigen und da scheint es ja bei Dir zu hapern. Warum willst Du die Arbeiten nicht? Man muss auch immer Sachen tun, die man nicht mag.

Ich glabe, Du hast einfach zu unrealistische Vorstellungen! Wie ein Jugendlicher, der kochen will, sich aber nicht damit abfinden will, dass er dann auch abwaschen muss (hab mal Jugendliche im Rahmen einer Berufsvorbereitung betreut.)

Hm, Therapie willst Du nicht machen, aber ohne Grund hast Du Dir bestimmt kein Psychotherapieforum für Deine Probleme gesucht. Die Idee von MaryJane mit dem Couching finde ich nicht schlecht. Es gibt ja auch Jobcouchs. Die darf man bestimmt auch aufsuchen, bevor man arbeitslos wird.


Eremit
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Beitrag Mo., 23.01.2017, 20:57

Adventskranz hat geschrieben:[…] Die Idee von MaryJane mit dem Couching finde ich nicht schlecht. Es gibt ja auch Jobcouchs. Die darf man bestimmt auch aufsuchen, bevor man arbeitslos wird.
Ist das die berühmt-berüchtigte Bewerbungscouch?

(Sorry, aber der war aufgelegt)

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Adventskranz
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Beitrag Di., 24.01.2017, 14:09

Die Bewerbungscouch kenn ich nicht, ich meinte eben Couching, also Beratung. Ich hab da mal tatsächlich eine Art Fortbildung gemacht, als ich damals mit arbeitssuchenden Jugendlichen gearbeitet habe. Jetzt kümmer ich mich halt in einem Einfrauprojekt um eine arbeitssuchende Sozialarbeiterin. Verrückt, wie ich so schnell die Seiten wechseln kann!

Ich habe vor zwei Jahren mich tatsächlich auch selbst couchen lassen und das hat mir total geholfen und wurde vom Jobcenter bezahlt. Es muss also nicht alles schlecht sein, was vom Amt kommt.

Oh entschuldige Funkwecker, das war jetzt etwas offtopic. Jedenfalls wünsche ich Dir, dass Du es schaffst etwas zu ändern, oder es Dir gelingt Frieden mit Deinen Umständen zu schließen. Aber ich


Eremit
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Beitrag Fr., 27.01.2017, 15:11

Adventskranz, Du meinst sicher Coaching statt Couching.

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Adventskranz
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Beitrag Fr., 27.01.2017, 23:57

Ups!

Andererseits ist ein Couching (klingt cooler als Rumgammeln) vielleicht manchmal auch hilfreich. Vielleicht kann man auch einfach altmodisch Beratung sagen....

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