Gibt es Depressive, die krank sein wollen?
Na ja, die Argumentation ist: Wenn diese Vorteile bzw. die Absicherung sehr hoch sind, fehlt bei (manchen) Patienten, der Anreiz, alles zu tun, möglichst schnell wieder zu gesunden...
Mit Prüfungen hat das auch nichts zu tun, sondern eben: Der Patient der nicht gesund werden will, ist dann eben noch nicht gesund... um mal im Sprachjargon zu bleiben. Und bitte mein Posting mit dem ironischen Unterton nicht übersehen, dass ich selbst dazu auch eine distanzierte Sichtweise habe. Aber dass AUCH eine Vorteilsziehung vorhanden ist (und Krankheit nicht NUR ultranegativ ist), ist für mich nicht von der Hand zu weisen. Auch immateriell: Es gibt Fürsorge, die man als Gesunder so nicht erhalten würde (oder man glaubt das)... bzw. in der Psychiatrie wird man bekocht und die Betten werden gemacht, usw.
Und na ja, dass es einen gewissen Leidenswettbewerb unter kranken geben kann, erlebt man auch immer mal wieder... oder ein hohes Anerkennungsbedürfnis der Störung oder seiner Erfahrungen. Warum nur...
Mit Prüfungen hat das auch nichts zu tun, sondern eben: Der Patient der nicht gesund werden will, ist dann eben noch nicht gesund... um mal im Sprachjargon zu bleiben. Und bitte mein Posting mit dem ironischen Unterton nicht übersehen, dass ich selbst dazu auch eine distanzierte Sichtweise habe. Aber dass AUCH eine Vorteilsziehung vorhanden ist (und Krankheit nicht NUR ultranegativ ist), ist für mich nicht von der Hand zu weisen. Auch immateriell: Es gibt Fürsorge, die man als Gesunder so nicht erhalten würde (oder man glaubt das)... bzw. in der Psychiatrie wird man bekocht und die Betten werden gemacht, usw.
Und na ja, dass es einen gewissen Leidenswettbewerb unter kranken geben kann, erlebt man auch immer mal wieder... oder ein hohes Anerkennungsbedürfnis der Störung oder seiner Erfahrungen. Warum nur...
Liebe Grüße
stern
stern
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
- Werbung
Immerhin bist du da dann doch etwas bei mir mit den Gedanken.
Klar habe ich schon gehört, dass sich eine Frau auf das kleine Zubrot freut und nun ihr Leben als Hausfrau fröhnt.
Und dann gibt es ja auch noch die, die jahrelang in Hartz IV rumhängen.
candle
Klar habe ich schon gehört, dass sich eine Frau auf das kleine Zubrot freut und nun ihr Leben als Hausfrau fröhnt.
Hoch oder nicht hoch spielt dann nicht so die Rolle, zumindest wenn man in Familie integriert ist, denke ich. Wobei ich mich auch frage wie erwerbsgeminderte mit Kindern das schaffen. Ich wäre dazu nie in der Lage gewesen.stern hat geschrieben:Na ja, die Argumentation ist: Wenn diese Vorteile bzw. die Absicherung sehr hoch sind, fehlt bei (manchen) Patienten, der Anreiz, alles zu tun, möglichst schnell wieder zu gesunden...
Naja, es gibt ja regelmäßige Rentenprüfungen. So ganz doof können Gutachter, Mediziner und Psychologen ja auch nicht sein.Mit Prüfungen hat das auch nichts zu tun, sondern eben: Der Patient der nicht gesund werden will, ist dann eben noch nicht gesund... um mal im Sprachjargon zu bleiben.
Das muß ich auch alleine wuppen. Vielleicht sehe ich deshalb keinen Vorteil in der Krankheit, weil die schon beschwerlich genug ist um sich um sowas zu kümmern. Und längere stationäre Aufenthalte erfordern dann wieder viel Bürokratie und Organisationstalent, was man gar nicht denken mag.Auch immateriell: Es gibt Fürsorge, die man als Gesunder so nicht erhalten würde (oder man glaubt das)... bzw. in der Psychiatrie wird man bekocht und die Betten werden gemacht, usw.
Puh, das habe ich so noch nicht kennengelernt außer vielleicht hier im Forum.Und na ja, dass es einen gewissen Leidenswettbewerb unter kranken geben kann, erlebt man auch immer mal wieder... oder ein hohes Anerkennungsbedürfnis der Störung oder seiner Erfahrungen. Warum nur...
Und dann gibt es ja auch noch die, die jahrelang in Hartz IV rumhängen.
candle
Now I know how the bunny runs!
Dann kommen wir ja doch etwas zusammen. Aber es geht ja auch nicht darum, ob candle nicht gesund werden will... sondern ob es das gibt und wie man sich das vorstellen kann. Dass es das gibt, würde ich nicht von der Hand weisen. Aber siehe oben... man muss auch berücksichtigen, dass z.B. der Therapeut ziemlich unter Druck stehen kann, in Kliniken oft mit dünner Personaldecke gearbeitet wird... usw.
Liebe Grüße
stern
stern
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
Witzig, dass du das schreibst, denn ich habe mich selber hier nie gesehen.stern hat geschrieben: Aber es geht ja auch nicht darum, ob candle nicht gesund werden will...
candle
Now I know how the bunny runs!
- Werbung
Na ja, du hast ja teilweise von dir geschrieben... dass du alles alleine kochen musst, ändert jedenfalls nichts daran, dass es eine erhebliche Entlastung ist, wenn einem z.B. in der Psychiatrie vieles abgenommen wird. Und davon können auch problematische Entwicklungen ausgehen... im leichteren Fall, dass es durchaus eine Umstellung ist bis man von einer Käseglocke wieder so in RL zurückfindet, in dem man dann wieder für viel alleine verantwortlich ist. Das gänzlich abzustreiten, dass es das geben kann, finde ich fragwürdig.
Liebe Grüße
stern
stern
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
Fragwürdig finde ich das nicht, denn es kann ja jeder seine Meinung haben.stern hat geschrieben: Das gänzlich abzustreiten, dass es das geben kann, finde ich fragwürdig.
Ich habe das aber auch nie so gehört. Hier jetzt schon sehr ausführlich.
candle
Now I know how the bunny runs!
Wie gesagt: Unter Krankheitsgewinn wird man fündig, wie die Fachwelt das sieht... oder bei vollstationären Therapien kann das ein Thema sein... oder oder oder.
Liebe Grüße
stern
stern
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
Ja, aber nur weil sich jemand so ein Thema einfallen läßt, auch Psychologen oder sonstwer- finde ich das auch irgendwo ein sinnloses Unterfangen. Es ist ja möglich dann Hilfen abzulehnen. Da hatte wohl jemand Langeweile, denn praktische Umsetzung? Wo?stern hat geschrieben:Wie gesagt: Unter Krankheitsgewinn wird man fündig, wie die Fachwelt das sieht... oder bei vollstationären Therapien kann das ein Thema sein... oder oder oder.
candle
Now I know how the bunny runs!
Nun, bereits im anderen Thread konntest du nicht viel damit anfangen (musst du auch nicht). Aber es ist nicht nur ein theoretisches Konstrukt und wird auch nicht so behandelt... auch bei einer Rente würde ich nicht ausschließen, dass man damit mal in Berührung kommen könnte... denn in dem Zusammenhang wird es auch gerne diskutiert. Im kleineren (und nicht unbedingt problematischen Fall) gibt es das doch auch... z.B. der wehleidige Mann, der sich noch etwas betüddeln lässt. Aber wie gesagt: Unter Krannkheitsgewinn wird man fündig. Selbst wenn du das nicht teilst, ist es möglich, dass Patienten (z.B. wie im anderen Faden in einer Gruppentherapie) damit konfrontiert werden.
Liebe Grüße
stern
stern
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
Konfrontiert OK, aber wem nützt das denn nun?
candle
candle
Now I know how the bunny runs!
ach candle... wenn man davon ausgeht, dass es das gibt, ist das auch im Auge zu behalten. Denn das wäre dann tatsächlich kontraproduktiv. Wenn es dich näher interessiert: So kannst du das nachlesen. Ich habe dazu meine Meinung, wie du sie auch auch hast... und Fachleute haben ihre. Im Thread ging/geht es (nach meinen Verständnis) darum: Gibt es das... und wie kann man sich das vorstellen. Und dazu habe ich mich geäußert. Sollte nun eigentlich klar sein.
Zuletzt geändert von stern am Mi., 30.11.2016, 15:23, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
stern
stern
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
Ich glaub ich bin so einer, der ein bissl Angst hat, gesund zu werden.
Erst vorgestern fiel es mir richtig schwer dem Psychiater zu sagen, dass es mir etwas besser geht. Warum kann ich aber nicht sagen. Vielleicht weil ich gern weiter hingehen würde und glaube er serviert mich ab? Vermutlich etwas in der Richtung.
Und natürlich gibt es auch einen Krankheitsgewinn. Es kann mir manchmal als Ausrede dienen.
Den mit der Depression einhergehenden Fatalismus hab ich auch schätzen gelernt.
Als ich letzten September mit Verdacht auf Melanom (es war keines) auf die Derma musste, war mir das so völlig egal...
Noch ein Jahr vorher hätte ich mir in die Hosen gemacht, nun hab ich nicht mal den histologischen Befund abgeholt.
Ich finde auch durchaus Gefallen an der langsamen Selbstzerstörung. Alkohol, Tabletten, Cannabis, Zigaretten, Filmriss, Exzess.
Es fällt mir auch immer schwerer, mir mich als halbwegs normale Person vorzustellen.
Das ist ganz surreal.
Erst vorgestern fiel es mir richtig schwer dem Psychiater zu sagen, dass es mir etwas besser geht. Warum kann ich aber nicht sagen. Vielleicht weil ich gern weiter hingehen würde und glaube er serviert mich ab? Vermutlich etwas in der Richtung.
Und natürlich gibt es auch einen Krankheitsgewinn. Es kann mir manchmal als Ausrede dienen.
Den mit der Depression einhergehenden Fatalismus hab ich auch schätzen gelernt.
Als ich letzten September mit Verdacht auf Melanom (es war keines) auf die Derma musste, war mir das so völlig egal...
Noch ein Jahr vorher hätte ich mir in die Hosen gemacht, nun hab ich nicht mal den histologischen Befund abgeholt.
Ich finde auch durchaus Gefallen an der langsamen Selbstzerstörung. Alkohol, Tabletten, Cannabis, Zigaretten, Filmriss, Exzess.
Es fällt mir auch immer schwerer, mir mich als halbwegs normale Person vorzustellen.
Das ist ganz surreal.
Ein Aspekt des Krankheitsgewinns ist auch Identitätsgewinn. Wenn es einem an Identität mangelt, tut man viele Dinge, um sich eine solche aufzubauen, eben auch destruktive, wie an der eigenen Krankheit festzuhalten.
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 40
- Beiträge: 2978
@ Dumbhead: Den Fatalismus kann ich gut nachvollziehen. Ich wäre nicht mal zum Arzt gegangen. Zaubern kann er nicht und wenn es gut wird, dann auch ohne ihn. Wenn nicht, kann er sowieso nichts machen.
Überhaupt werden Ärzte völlig überbewertet. Die, die zum Arzt gehen, sterben auch.
Die Leute sind wirklich dumm. Sie gehen zum Arzt um zu erfahren, dass sie einen grippalen Infekt haben, der von selbst wieder geht. Dabei setzen sie sich der Gefahr aus, von einem Fahrzeug angefahren zu werden.
Überhaupt werden Ärzte völlig überbewertet. Die, die zum Arzt gehen, sterben auch.
Die Leute sind wirklich dumm. Sie gehen zum Arzt um zu erfahren, dass sie einen grippalen Infekt haben, der von selbst wieder geht. Dabei setzen sie sich der Gefahr aus, von einem Fahrzeug angefahren zu werden.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]
Hallo,
auch mir fällt noch was dazu ein:
Ein Beispiel wäre jemand, für den sich niemand interessiert, der keine Freunde hat, keine Zuwendung erfährt, und auch sonst im Leben nicht allzuviel auf die Reihe gebracht hat (überspitzt). Dieser jemand kommt jetzt zum Psychiater, und der sagt:
"Das ist ja kein Wunder, dass sie solche Probleme haben, und es Ihnen so schlecht geht. Sie haben dies und jenes und das eigentlich auch noch. Unter diesen Umständen ist es eine heldenhafte Tat überhaupt so lange überlebt zu haben. Ich könnte heulen, wenn ich an ihre schlimme Geschichte denke, und habe noch nie so ein armes Opfer getroffen, das dermaßen gelitten hat. Darf ich Sie in den Arm nehmen? Darf ich Ihnen ein Taschentuch reichen? Darf ich Sie retten?"
Das bedeutet: "Du bist wertvoll. Du bist etwas besonderes. Ich schenke dir die Aufmerksamkeit, die du in deinem bisherigen Leben nicht bekommen hast".
Dass dieser Mensch es als Frohlockung erlebt, krank zu sein, und damit all sein Versagen zu begründen und in rechte Licht rücken zu können, erscheint mir nachvollziehbar.
Das ist natürlich ein Extrembeispiel, mit dem ich niemandem zu Nahe treten will. Ich denke, dass diese therapeutische Aufmerksamkeit in den meisten Fällen gerechtfertigt und auch sehr hilfreich ist um zur schnelleren Heilung beizutragen. Und es liegt natürlich auch beim Psychiater eine seriöse Diagnostik durchzuführen und keine übergroßen Flöhe ins Ohr zu setzen.
EDIT: Darüber hinaus ist die Frage: "Gibt es Leute, die dies und jenes tun" etwas undifferenziert, weil es in jedem Bereich Menschen gibt, die "dies und jenes" tun. Deswegen ist das noch lange keine Regel.
FG
auch mir fällt noch was dazu ein:
Ein Beispiel wäre jemand, für den sich niemand interessiert, der keine Freunde hat, keine Zuwendung erfährt, und auch sonst im Leben nicht allzuviel auf die Reihe gebracht hat (überspitzt). Dieser jemand kommt jetzt zum Psychiater, und der sagt:
"Das ist ja kein Wunder, dass sie solche Probleme haben, und es Ihnen so schlecht geht. Sie haben dies und jenes und das eigentlich auch noch. Unter diesen Umständen ist es eine heldenhafte Tat überhaupt so lange überlebt zu haben. Ich könnte heulen, wenn ich an ihre schlimme Geschichte denke, und habe noch nie so ein armes Opfer getroffen, das dermaßen gelitten hat. Darf ich Sie in den Arm nehmen? Darf ich Ihnen ein Taschentuch reichen? Darf ich Sie retten?"
Das bedeutet: "Du bist wertvoll. Du bist etwas besonderes. Ich schenke dir die Aufmerksamkeit, die du in deinem bisherigen Leben nicht bekommen hast".
Dass dieser Mensch es als Frohlockung erlebt, krank zu sein, und damit all sein Versagen zu begründen und in rechte Licht rücken zu können, erscheint mir nachvollziehbar.
Das ist natürlich ein Extrembeispiel, mit dem ich niemandem zu Nahe treten will. Ich denke, dass diese therapeutische Aufmerksamkeit in den meisten Fällen gerechtfertigt und auch sehr hilfreich ist um zur schnelleren Heilung beizutragen. Und es liegt natürlich auch beim Psychiater eine seriöse Diagnostik durchzuführen und keine übergroßen Flöhe ins Ohr zu setzen.
EDIT: Darüber hinaus ist die Frage: "Gibt es Leute, die dies und jenes tun" etwas undifferenziert, weil es in jedem Bereich Menschen gibt, die "dies und jenes" tun. Deswegen ist das noch lange keine Regel.
FG
- Werbung
-
- Vergleichbare Themen
- Antworten
- Zugriffe
- Letzter Beitrag
-
- 17 Antworten
- 7915 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Dornröschen Dorn
-
- 8 Antworten
- 19272 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Dampfnudel
-
- 4 Antworten
- 2793 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Rabbit
-
- 4 Antworten
- 2651 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von titus
-
- 28 Antworten
- 5085 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Krang2